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Kacke gehört in das Klo. Jawohl! Trotzdem gibt es Jungen und Mädchen, die regelmäßig Kot in der Unterhose absetzen oder Kacke an unpassenden Orten verstecken. Sind die betroffenen Kinder über vier Jahre alt und verfügen sie bereits über die körperlichen Voraussetzungen zur Stuhlkontrolle, dann wird dieses Problem als "Einkoten" bezeichnet. Oftmals weist dieses Verhalten auf psychische Belastungen beim Kind oder auf Probleme innerhalb des Familiensystems hin. Einkotende Kinder schneiden sich und ihre Familie häufig von sozialen Aktivitäten ab, weil das mit Scham und familiärem Stress verbundene Problem wie ein Geheimnis gehütet wird. Daraus entstehen Spannungen und Konflikte, die erneut den Leidensdruck einzelner Familienmitglieder erhöhen. Auch wird das Problem im sozialen Umfeld häufig verschwiegen. Der beim Einkoten entstehende deutlich wahrnehmbare Geruch sorgt zusätzlich für Hänseleien in der Gruppe Gleichaltriger. Das Kindersachbuch "Volle Hose. Einkoten bei Kindern: Prävention und Behandlung" wurde schwerpunktmäßig nach systemischen Ansätzen gestaltet. Es schafft Klarheit, hilft Jungen und Mädchen, das Problem anzupacken, und regt Eltern an, Neues auszuprobieren. Professionelle HelferInnen unterstützt das Buch dabei, Einkoten im psychologischen, psychotherapeutischen und ärztlichen Setting kindgerecht besprechbar zu machen.
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Seitenzahl: 60
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Sigrun EderDaniela KleinMichael Lankes
Volle Hose
Einkoten bei Kindern:Prävention und Behandlung
Edition Riedenburg E.U.
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Gewusst wie!
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Gewusst wie!
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ACKE
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NFORMATIONEN FÜR DICH
Hast du vielleicht ein Kack-Problem?
Willst du das Kack-Problem loswerden?
Deine Kacke ist immer anders!
Womit hat dein Kack-Problem zu tun?
Deine Gefühle sind unsichtbar…
Wie ist die Sache mit dem Kacken bei dir?
Wie findest du das Kack-Problem?
Entdecke deine Fähigkeiten!
Welche Kacke gehört zu wem?
Das Kacklied
Auflösung der Fragen
S
ACHINFORMATIONEN FÜR
E
LTERN
Welche Erscheinungsformen gibt es?
Wann spricht man von Einkoten?
Wie viele Kinder sind betroffen?
Welche Einflussfaktoren sind bekannt?
Welche sozialen Auswirkungen bringt das Problem mit sich?
Wie wird medizinisch behandelt?
Wie wird psychologisch/psychotherapeutisch behandelt?
Wie können Eltern das Problem beeinflussen?
Verhaltenstipps für Eltern, deren Kinder das Problem loswerden wollen
Verhaltenstipps für Eltern, deren Kinder das Problem nicht loswerden wollen
Wie kann dem Problem vorgebeugt werden?
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ACHINFORMATIONEN FÜR
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SYCHO
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OGINNEN UND
P
SYCHOTHERAPEUT
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NNEN
Wie wird eine Enkopresis nach ICD-10 klassifiziert?
Was ist zu beachten?
Mit wem wird gearbeitet?
Wie werden Kinder mit nichtorganischer Enkopresis behandelt?
Tipps für Elterngespräche bei nichtorganischer Enkopresis
Wie werden Kinder mit organisch bedingter Enkopresis behandelt?
Tipps für Elterngespräche bei organisch bedingter Enkopreis
Schnell-Check für PsychologInnen und PsychotherapeutInnen
G
LOSSAR
Ansprechpartner
Literatur
Kacke in der Hose zu haben ist eine stinkige Angelegenheit! Außerdem ist es richtig peinlich, mit einer vollen Hose herumzulaufen.
Ich heiße Lola und weiß, wie sich das anfühlt. Ich weiß auch, dass es Mama und Papa überhaupt nicht gefällt, wenn so viel schmutzige Wäsche anfällt. Üble Laune und Stress miteinander sind vorprogrammiert, wenn die Sache mit dem Kacken nicht funktioniert.
Ein fieses Kack-Problem kann richtig hartnäckig sein und verschiedene Ursachen haben. Macht deshalb mit mir gemeinsame Sache und werdet zum Kack-Experten/zur Kack-Expertin!
In diesem Buch erkläre ich euch ganz genau, was man tun kann, damit die Kacke dort landet, wo sie hingehört: nämlich im Klo.
Außerdem helfe ich euch dabei, besser über das Kack-Problem zu reden.
Viel Erfolg mit dem „Großen Geschäft“ wünscht euch eure
Lola
„So ein Scheiß!“, sagte Mama und sah sich die Unterhose von Lola genauer an. Dort erblickte sie kräftige Bremsspuren. Lola war zwar groß genug, um ohne Licht gut einschlafen zu können, jedoch funktionierte es mit dem Kacken überhaupt nicht. Zumindest landete ihr Kot nie dort, wo er nach Ansicht der Erwachsenen hingehört.
Lola benötigte pro Woche dreimal so viele Unterhosen wie ihre Freundinnen. Manchmal versteckte sie den Kot auch im Bett ihrer Schwester. Aber nur, wenn er ganz hart wie Hasenböhnchen war. Das Verstecken der Kacke bereitete Lola große Freude. Sie fühlte sich wie der Osterhase. Doch dieses Versteckspiel fand Mama nie lustig. Die sagte immer: „Du meine Güte. So ein Scheiß!“ und „Lola, du bist ein Schwein“. „Oink, oink“, rief dann Lola und drückte sich die Nase platt, damit sie wirklich aussah wie ein Schwein.
Ab und an stellte sich Lola auch vor, dass ihre Hände ein Pinsel und ihre Kacke Farbe wären, und bemalte auf diese Weise die Wände auf der Toilette oder im Flur. Die Kunstwerke konnten jedoch nur so lange bewundert werden, bis sie entdeckt wurden.
Eindeutige Hinweise dafür waren der Schreikrampf von Papa und das Klappern von Mama in der Abstellkammer. Dort stellte sie nämlich in Windeseile eine Armee aus Putzmitteln auf, um der Sauerei, wie sie die Bilder nannte, den Kampf anzusagen. Zurück blieb ein strenger Duft nach Reinigungsmitteln, der Lola die Nase rümpfen ließ.
Kot zu verstecken, anstatt die Kacke in der Toilette mit einem Schwups in die Kanalisation zu schicken, daran fand Lola lange Zeit Spaß. Sie genoss es mit anzusehen, wie Mama vor Ekel die Nasenflügel blähte wie ein Pferd seine Nüstern, wenn sie die Bettwäsche von Lolas Schwester schüttelte und Kacke in einem hohen Bogen durch das Zimmer flog.
Der Papa fragte bei Lolas Überraschungen fast immer mit trauriger Stimme: „Kind, warum bist du so ein Stinktier?“ Im Wissen, keine Antwort zu erhalten, entfernte er die mehr oder weniger stinkenden Kack-Würste aus dem Schuhschrank mit einer Küchenrolle und spülte sie die Toilette runter.
Lola hatte keine Ahnung, warum Erwachsene in Kot etwas Abscheuliches sehen. Sie selbst war von ihrer Kacke sehr begeistert. Schließlich brachte sie Abwechslung in den nicht selten grauen Familienalltag. Und nicht nur das.
Lola fühlte sich durch das Platzieren der Kacke an besonderen Orten ein wenig anders, ein bisschen mächtiger. Besonders dann, wenn es Ärger gab, konnte sie durch das Verstecken oder das Schmieren mit dem Kot an der Wand ihren Eltern zeigen, dass sie einen Scheiß auf deren Meinung gab. Wurde sie bei Familienfesten zu wenig beachtet, sorgte sie mit einer vollen Ladung in der Unterhose für dufte Stimmung.
Irgendwann meldete sich jedoch in Lolas Kopf ihre innere Stimme und fragte: „Wie lange möchtest du noch das Familienstinktier sein? Wann hört dieser schmutzige Spaß auf?“
Lola versuchte sie zu ignorieren. Doch je mehr sie dies versuchte, desto lauter wurde die Stimme.
Lola traf daher eines Nachts eine Entscheidung. Zu diesem Zeitpunkt war sie überzeugt, die beste Idee ihres Lebens gehabt zu haben. Sie glaubte auch, das klügste Mädchen auf der Welt zu sein. Denn sie hatte sich einen Trick ausgedacht, um die Stimme mit den nervigen Fragen aus ihrem Kopf zu vertreiben.
Der Trick ging so: Lola wollte die Pobacken zusammenzwicken und den Kot nicht mehr aus sich rauslassen. Sie wollte so tun, als würde sie einfach nicht mehr kacken müssen. Als ob der Kot sich von selbst wegzaubern würde. Denn wenn es keine Kacke mehr gäbe, dann hätte sie vor der nervigen Stimme in ihrem Kopf endlich wieder ihre Ruhe.
Der Trick funktionierte einige Wochen und Lola verdrückte sich das Bedürfnis, richtig groß auf die Toilette zu gehen.
Dann aber passierte es. Lola bekam Bauchschmerzen und jeden Tag ein bisschen mehr davon. Ihr Bauch hatte sich verändert. Es war, als ob sie einen Stein in sich tragen würde, der jeden Tag ein wenig schwerer werden würde.
Je länger Lola diesen Stein mit sich herumtrug, desto glücklicher wurden jedoch ihre Eltern. Denn sie glaubten, dass Lola nun endlich wisse, wohin mit dem Kot.
Eines Tages musste Lola aber vor lauter Schmerzen und Krämpfen im Bauch weinen. Der Stein in ihrem Bauch verhinderte sogar, dass sie aufrecht gehen konnte.
Deshalb musste sie in ihrem Bett liegen bleiben. Zwischen ihren Kuscheltieren und ihrer bunten Bettwäsche sah Lola wie ein Gespenst aus. So bleich war sie. Lolas Eltern wussten nicht, was sie tun sollten und riefen einen Arzt herbei. Der nahm Lola sogleich in einem Krankenwagen mit in das Krankenhaus.
Der Arzt gab ihr Medikamente, damit der harte Stein weich wurde und sich in viele kleine Teile auflöste. Anschließend kackte Lola alle einzeln aus und die Bauchschmerzen hörten auf.