Naomi Oreskes, Erik M. Conway
Vom Ende der Welt
Chronik einesangekündigten Untergangs
Aus dem Amerikanischenvon Gabriele Gockel
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Copyright der Originalausgabe »The Collapse of Western Civilization. A View from the Future«: © 2014, Naomi Oreskes & Erik M. ConwayOriginal erstmals veröffentlicht bei: Columbia University Press, New York
Copyright der deutschen Ausgabe:© 2015 oekom verlag MünchenGesellschaft für ökologische Kommunikation mbHWaltherstraße 29, 80337 München
Lektorat der Übersetzung: Christoph Hirsch, oekom verlagKorrektorat: Maike SpechtUmschlaggestaltung: www.buero-jorge-schmidt.deUmschlagabbildung: © Science Photo Library/CorbisInnenlayout, Satz: Ines Swoboda, oekom verlag
E-Book: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-86581-960-4
Inhalt
Geleitwort
Das Zeitalter des Halbschattens
Der Fossilrausch
Marktversagen
Epilog
Lexikon penumbrischer Begriffe
10 Fragen an die Autoren
Anmerkungen
Dank
Über die Autoren
Geleitwort
Science-Fiction-Autoren konstruieren eine imaginäre Zukunft; Historiker versuchen, die Vergangenheit zu rekonstruieren. Letztlich geht es beiden darum, die Gegenwart zu verstehen. In diesem Essay verschmelzen wir die beiden Genres, um aus der Zukunft einen historischen Blick auf eine Vergangenheit zu werfen, die unsere Gegenwart und unsere (mögliche) Zukunft ist. Der Anlass hierfür ist der (fiktive) dreihundertste Jahrestag des Endes der westlichen Kultur (1540–2093); die Frage, der wir uns hier widmen, lautet, warum wir – die Kinder der Aufklärung – damals nicht entsprechend der uns bekannten unbezweifelbaren Fakten über den Klimawandel und die negativen Ereignisse, die sich anbahnten, gehandelt haben. Unser Historiker kommt zu dem Ergebnis, dass sich ein zweites Mittelalter über die westliche Zivilisation senkte, in dem die mächtigen Länder der Welt im Angesicht der Tragödie handlungsunfähig waren – durch Verleugnung, Selbsttäuschung sowie die Folgen einer ideologischen Fixierung auf »freie« Märkte. Darüber hinaus seien die Wissenschaftler, die am besten über das Problem Bescheid wussten, durch ihre eigene kulturbedingte Praxis gelähmt gewesen. So seien extrem rigide Maßstäbe an Thesen jeglicher Art angelegt worden, selbst wenn sie Warnungen vor bevorstehenden Bedrohungen enthielten. Unser Zukunftshistoriker, der in der Zweiten Volksrepublik China lebt, schildert hier die Ereignisse des Penumbrischen Zeitalters, des »Zeitalters des Halbschattens« (1988–2093), an dessen Ende schließlich der Große Kollaps stand, gefolgt von weltweiter Massenmigration (2073–2093).
Tendenzen werden in der Gesellschaft an kleinen Schritten und Augenblicksentscheidungen sichtbar, aber auch in lautstarken dramatischen Kämpfen.
Lewis Mumford, Technics and Civilization (1934)
Das Zeitalter des Halbschattens
In der Vorgeschichte der »Zivilisation« erlebten viele Gesellschaften Aufstieg, Blüte und Verfall, aber nur wenige hinterließen darüber so klare und umfassende Zeugnisse und Belege wie die Nationalstaaten des 21. Jahrhunderts, die sich selbst als »westliche Zivilisation« bezeichneten. Noch heute, zwei Jahrtausende nach dem Zusammenbruch des Römischen und des Maya-Reiches und ein Jahrtausend nach dem Ende des Imperiums der Byzantiner und der Inka, sind sich Historiker, Archäologen und Paläontologen nicht darüber einig, welches die Hauptursachen für den Bevölkerungs-, Macht-, Stabilitäts- und Identitätsverlust dieser alten Gesellschaften waren. Im Fall der westlichen Zivilisation sieht die Sache jedoch anders aus, da die Folgen des menschlichen Handelns nicht nur waren, sondern tatsächlich auch wurden. Darüber hinaus hinterließ diese sich in einem technischen Wandel befindliche Gesellschaft umfassendes Material – in Papierform, wie im 20. Jahrhundert üblich, aber auch in elektronischen Formaten des 21. Jahrhunderts. Was damals warum geschehen ist, lässt sich demnach außerordentlich detailgenau und klar rekonstruieren. Forscher und Forscherinnen sind sich zwar nicht immer in allen Details einig, doch man ist sich sicher, dass die Menschen der westlichen Zivilisation ganz genau wussten, was mit ihnen geschah – dass sie jedoch nicht imstande waren, die Entwicklung aufzuhalten. Das enorme Ausmaß ihres Wissens, gepaart mit ihrer Unfähigkeit, sich diesem Wissen entsprechend zu verhalten, ist der eigentlich erschreckendste Aspekt an der Geschichte ihres Niedergangs. Mit anderen Worten: Wissen war nicht gleichbedeutend mit Macht.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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