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"Von der Cola-Stadt zur Collins Avenue" beschreibt eine Urlaubsreise, die mit dem Mietwagen von Atlanta/Georgia durch verschiedene Südstaaten der USA führte. Stationen waren u.a. Charleston, Savannah, Nashville, Memphis, New Orleans, Tampa und Miami. Das Buch schildert die kleinen und großen Erlebnisse während dieser Reise sowie die Begegnungen mit Land und Leuten. Gehen Sie mit auf eine interessante, unterhaltsame, sicher sehr lehrreiche und zum Ende hin auch sehr überraschende Reise durch den Süden der USA.
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Seitenzahl: 190
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Herzlichen Dank an Heike, Jürgen, Sabine und Erik für euren erneuten großen Anteil am Gelingen dieser Reise und somit an der Entstehung dieses Buches.
Ferner danke ich ganz herzlich allen Autoren bei „Wikipedia“, allen Herstellern von Straßenkarten und Stadtplänen sowie allen Herausgebern von Info-Flyern über die von uns besuchten Städte und Sehenswürdigkeiten. Sie alle haben mir das Verfassen dieses Buches angesichts des langen zeitlichen Abstands zur Durchführung der Reise extrem erleichtert.
Wieder ist die Vorfreude groß!
Zwei Jahre sind seit unserer letzten USA-Reise vergangen, so dass wir es jetzt, im Juli 2004, kaum erwarten können, erneut ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufzubrechen.
Nachdem bereits die vorherige Reise an die Ostküste und nach Florida führte, was ich in „Von Manhattan zu den Manatees“ dem geneigten Leser nahe zu bringen versucht habe, kehren wir in dieses „Zielgebiet“ zurück.
Da uns für diese Reise jedoch fast vier Wochen Urlaubszeit zur Verfügung stehen, wollen wir insbesondere die Südstaaten der USA (besser) kennen lernen.
Die Rundreise beginnen wir in Atlanta, weitere Stationen sind u.a. Savannah, Charleston, die Great Smoky Mountains, Nashville, Memphis, Natchez und New Orleans.
In Florida stehen unter anderem Tallahassee, Tampa, Naples, die Everglades, Key Largo und Key West auf unserem Programm. Letzte Station ist schließlich Miami, von dort wird uns der Flieger zurück in die Heimat bringen.
Dass wir die beiden Stationen Key West und Key Largo nie erreichen werden - daran wird ein gewisser Charley die Schuld tragen… doch das wissen wir zu Beginn der Reise noch nicht.
Dennoch sollte es erneut eine Reise mit vielen unvergesslichen Erlebnissen und Eindrücken werden, die ich hier, wenn auch mit dem Abstand von einigen Jahren, versuche zu schildern, um so den einen oder anderen Leser zu animieren, es uns nachzutun und ebenfalls ins Land der noch immer (fast) unbegrenzten Möglichkeiten aufzubrechen.
Die Anreise mit dem Mietwagen zum Frankfurter Flughafen, der Transatlantikflug, die Einreiseprozedur am Atlanta Airport und selbst die Übernahme unseres Mietwagens, eines schneeweißen Vans Pontiac Montana - all dies hat hervorragend funktioniert. Selbst die beiden Raucher in unserer auf dieser Reise fünfköpfigen Gruppe haben die lange nikotinlose Zeit unbeschadet überstanden.
Nun sitzen wir zur Nachmittagszeit, zwar etwas müde, aber entspannt und voller Vorfreude auf die kommende Reise, im Auto und fahren hinein nach Downtown Atlanta, wo unser Hotel, das Super 8 Motel & Conference Center in der Cone Street NW 111 auf uns wartet.
Das Erscheinungsbild des heutigen Atlanta hat selbstverständlich nicht mehr viel mit der Stadt aus der Zeit des Sezessionskriegs, der Stadt von Scarlett O’Hara und Rhett Butler, gemeinsam. Einer der Gründe dafür ist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Unionstruppen unter General Sherman die Stadt am 11. November 1864 in Brand setzten. Dabei wurden fast 90% der Häuser zerstört. Doch die Bewohner bauten sie schon bald wieder auf und im Jahre 1868 wurde Atlanta zur Hauptstadt des Staates Georgia ausgerufen.
Diesem Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg hat Atlanta auch sein Stadtwappen zu verdanken, in dessen Mittelpunkt der aus der Asche wiederauferstehende Phönix steht.
Am 21. Mai 1917 brach ebenfalls ein Brand in der Stadt aus, der sich extrem schnell ausbreitete. Am Ende waren fast 2.000 Gebäude, zumeist Holzhäuser, auf einer Fläche von 73 Häuserblocks zerstört und nahezu 10.000 Menschen obdachlos. Doch das einzige Todesopfer war eine Person, die beim Anblick ihres zerstörten Hauses einen Herzinfarkt erlitt und starb.
Das moderne Zentrum der Stadt ist heute, genau wie in vielen anderen amerikanischen Großstädten, von Hochhäusern, glitzernden Glasfassaden und mehrspurigen Highways geprägt. Weltbekannte Unternehmen wie Coca-Cola, UPS, CNN sowie die Fluggesellschaft Delta Airlines haben hier ihren Firmensitz. Letzteres ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass der Hartsfield-Jackson International Airport in Atlanta der Flughafen mit dem höchsten Passagieraufkommen weltweit ist.
Das Wetter macht an diesem Nachmittag der subtropischen Lage der Stadt - Atlanta liegt auf der geographischen Breite von Nordafrika - alle Ehre. Es ist heiß, die Sonne brennt vom Himmel, daher gönnen wir uns nach der Ankunft im Hotel und dem Bezug unserer Zimmer zunächst eine erfrischende Dusche. Anschließend begeben wir uns auf einen ersten Erkundungsgang der näheren Umgebung. Unsere Schritte führen uns geradewegs zum nahe gelegenen Centennial Olympic Park.
Dieser 85.000 m2 große öffentliche Park wurde im Rahmen der städtischen Baumaßnahmen im Vorfeld der Olympischen Spiele, die 1996 in Atlanta stattfanden, auf einem Gelände errichtet, auf dem zuvor alte Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser ungenutzt dem Verfall preisgegeben waren. Während der Olympischen Spiele war der Park ein beliebter Treffpunkt; es fanden Konzerte, Shows und andere Veranstaltungen statt. Zudem diente er als Kulisse für die Zeremonien zur Überreichung der Medaillen an die Olympiasieger.
Die Fröhlichkeit in dem Park fand damals ein jähes Ende, als ein Attentäter während der Olympischen Spiele dort eine Bombe zündete, die zwei Menschen tötete und mehr als 100 Verletzte forderte.
Während unseres Spaziergangs durch den weitläufigen Park laufen wir immer wieder über große Wegbereiche, die aus unzähligen gravierten Ziegeln bestehen. Mit diesen Ziegeln wurde seinerzeit ein großer Teil des Parks finanziert; Sponsoren konnten einen oder auch mehrere Ziegel kaufen und jeweils einen Text ihrer Wahl eingravieren lassen, zumeist persönliche Widmungen oder Daten.
Neugierig lesen wir die Texte, doch das hat schon nach kurzer Zeit zur Folge, dass uns bei der Hitze von dem Gehen mit gesenktem Kopf regelrecht schwindlig wird. Also ziehen wir es vor, uns auf eine der vielen Parkbänke zu setzen und dem Treiben der anderen Spaziergänger zuzuschauen.
Der Park ist umgeben von einigen Gebäuden, die in Atlanta als Landmarken gelten: das CNN-Gebäude, das Georgia World Congress Centre, der Georgia Dome und die Philips Arena - alle an der Westseite des Parks - sowie an der nördlichen Seite das Georgia Aquarium und natürlich „The World of Coca-Cola“, die große Erlebniswelt des Getränkekonzerns, die auch ein Museum beinhaltet.
Einigermaßen erholt brechen wir nach einiger Zeit auf, um noch mehr von der Stadt zu erkunden.
In der Peachtree Street finden wir uns kurz darauf inmitten eines bunten Marktes wieder; zahlreiche Verkaufs- und Imbissstände sind am Straßenrand aufgebaut.
Markt in der Peachtree Street
Aus allen Ecken dringen die unterschiedlichsten Melodien an unsere Ohren - und die exotischsten Gerüche in unsere Nasen.
Natürlich lassen wir die Gelegenheit zum ausgiebigen Stöbern in dem vielfältigen Angebot nicht ungenutzt - und schon bald ist das erste Souvenir der Reise erstanden: ein T-Shirt.
Wir spazieren weiter zwischen den Ständen hin und her, doch irgendwann macht es sich bemerkbar, dass wir inzwischen seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen sind. Auf dem Weg zurück zum Hotel legen wir in einem Fast-Food-Restaurant noch einen kurzen Zwischenstopp ein; danach dauert es nicht mehr lange, bis wir ermattet in unseren Betten liegen.
Die Tatsache, dass wir von Atlanta in dieser kurzen Zeit nicht allzu viel gesehen haben, stört unseren Schlaf nicht, denn wir wissen, unser Weg wird uns im weiteren Verlauf der Reise wieder hierher zurückführen. Wir haben nämlich zwei Rundreisen miteinander kombiniert: Zunächst von Atlanta durch die Südstaaten und wieder zurück zum Ausgangspunkt, dann von dort durch Florida bis Key West.
Nach kurzem aber erholsamem Schlaf und einer erfrischenden Dusche steht am nächsten Morgen zunächst natürlich das Frühstück an. In der Lobby des Hotels befindet sich über der Rezeption eine große Empore, hier ist das Frühstücksbuffet aufgebaut und wir finden auch einen freien Tisch, an dem wir es uns gemütlich machen.
Das Frühstück entspricht dem Geschmack der Amerikaner, d.h. viele warme und kalorienreiche Speisen sind im Angebot.
Der Clou des Buffets ist das Waffeleisen, mit dem sich die Gäste ihre Waffeln selbst backen können. Der Teig steht exakt portioniert in Plastikbechern bereit, er wird ins Eisen gefüllt, dies wird geschlossen, nach kurzer Zeit gedreht und schon ist die perfekte Frühstückswaffel fertig.
Meine Mitreisenden sind begeistert und lassen es sich schmecken, doch ich genieße lieber Toast mit Marmelade, da ich zu Hause eigentlich gar nicht frühstücke. Sogar der Kaffee ist genießbar, so dass der Start in diesen Tag rundum gelungen ist.
Bald darauf machen wir uns auf die Reise. Unser erstes Tagesziel liegt knapp 80 Meilen (ca. 129 km) südlich von Atlanta und über die I-75 S nehmen wir Kurs auf die Stadt Macon, die wir nach gut zwei Stunden Fahrt und zwei Raucherpausen erreichen.
Macon ist der Hauptort des Bibb County, wurde 1823 gegründet und nach Nathaniel Macon benannt, wohl ein verdienstvoller Bürger der Stadt und von 1791 bis 1828 US-Kongressabgeordneter. Heute hat Macon ungefähr 100.000 Einwohner und einer der berühmtesten Söhne ist sicher Little Richard, der Rockmusiker.
Die Stadt lebt überwiegend von Textilindustrie, Porzellanverarbeitung und der Herstellung von Ausrüstungsteilen für die Luftfahrt. Südlich von Macon befindet sich zudem ein großer Luftwaffenstützpunkt.
Touristisch interessant sind in Macon zahlreiche gut erhaltene Häuser aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs sowie das Ocmulgee National Monument, ein großes Gebiet außerhalb der Stadt, wo indianische Ureinwohner vor langer Zeit Erdhütten und -wälle anlegten.
Wir parken unseren Wagen relativ zentral unterhalb einer Kirche und machen uns auf zu einem Rundgang durch die Stadt. Abgesehen vom Stadtzentrum mit einigen wenigen Hochhäusern macht Macon auf uns den Eindruck eines leicht verschlafenen Provinzstädtchens, dem die Häuser im typischen Südstaatenstil einen gewissen Charme verleihen.
Es finden sich noch sehr viele gut erhaltene so genannte Antebellum-Häuser (Vorkriegs-Häuser) in der Stadt, denn im Bürgerkrieg ist Macon verschont geblieben. Lediglich ein einziges Gebäude, das 1853 im griechischen Stil erbaute Cannonball House, wurde, wie der heutige Name andeutet, im Jahre 1864 von einer Kanonenkugel getroffen und beschädigt.
Es wurde aber schon kurz danach wieder restauriert; heute steht es unter Denkmalschutz und beherbergt ein Museum, u.a. mit Sammlungen zum Bürgerkrieg.
Das Cannonball House in Macon
Da das Wetter phantastisch ist, verzichten wir auf einen Besuch dieses Museums. Stattdessen streifen wir weiter durch die Stadt, lassen die Südstaaten-Atmosphäre auf uns wirken - und sorgen mit einigen kleineren Einkäufen für die Ankurbelung der örtlichen Wirtschaft.
Bald darauf verlassen wir Macon mit dem Auto und fahren in östlicher Richtung. zum Ocmulgee National Monument.
Dieses Gebiet, ein Hochplateau namens Macon Ridge, wurde 1936 per Erlass von Präsident Franklin D. Roosevelt zum Nationalpark erklärt. Zuvor hatten Archäologen bei Ausgrabungen zahlreiche Funde gemacht, die belegten, dass hier bereits vor mehr als 10.000 Jahren Menschen siedelten. Es wurden u.a. Tonscherben gefunden, die die Wissenschaftler auf die Zeit um 2500 vor Christus datierten. Einige dieser Fundstücke werden uns bereits in gut gesicherten Vitrinen auf dem Parkplatz präsentiert.
Um das Jahr 1700 herum siedelten hier Muskogeeoder Creek-Indianer und britische Indianerhändler, die einen mit Palisaden bewehrten Handelsstützpunkt errichteten.
Ocmulgee National Monument
Die ältesten der überall auf dem weitläufigen Gelände zu findenden Erdhütten und aufgeschütteten Erdwälle sind jüngeren Datums und wurden ca. zwischen 900 und 1150 nach Christus errichtet. Auf Grund der Fundstücke vermutet man, dass sich hier Ureinwohner aus dem Mississippi-Gebiet angesiedelt haben. Die insgesamt fast 900 Erdhütten dienten den Bewohnern zum Wohnen, aber auch als Tempel, Versammlungsräume und Begräbnisstätten.
Der größte Hügel - der Temple Mound - ist knapp 17 Meter hoch und hat eine Grundfläche von 91,5 m x 82,3 m.
Im Visitor Center verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über diesen Nationalpark, der nicht nur in geschichtlicher sondern auch in naturwissenschaftlicher Hinsicht viel zu bieten hat. Da das riesige Gelände sowohl Wälder, Grasflächen, Sümpfe und Sandgebiete umfasst, haben hier zahlreiche Säugetierarten, vom Bären bis zum Stinktier, eine Heimat. Unzählige Vogelarten bevölkern den Luftraum, zahlreiche Fischarten tummeln sich in Seen, Flüssen und Bächen.
Wir erfahren viel über die Anlage. Die meisten der mounds (Erdhügel) gelten als Temple Mounds. Man vermutet, dass auf der Plattform auf den Hügeln jeweils eine Hütte stand, worin Rituale abgehalten wurden. Ferner nimmt man an, dass die mounds nicht zu einer koordinierten Anlage gehörten, sondern nacheinander errichtet wurden; hierfür spräche auch deren Abstand von mehreren hundert Metern untereinander.
Nach der Stadtluft in Macon freuen wir uns auf den Aufenthalt in der Natur und erkunden das Gelände. Auf einigen Erdwällen wurden Plattformen errichtet, von denen man sich einen hervorragenden Überblick verschaffen kann.
Einige der Erdhütten sind zugänglich, doch wir müssen uns schon sehr tief beugen, um hineinzugelangen. Die Kühle im Inneren ist angenehm, doch gleichzeitig ist die dunkle Enge auch bedrückend.
Natürlich besichtigen wir auch die so genannte Earth Lodge, eine rekonstruierte Rundhütte mit 13 m Innendurchmesser, die bis auf einen langen schmalen Eingang vollständig von einem Erdhügel überdeckt ist. Sie wurde schon bei den ersten Ausgrabungen gefunden, das heißt, die Forscher fanden nur den gestampften Lehmboden, von dem sich eine etwa 25 cm hohe Plattform in Form eines stilisierten Vogels erhob, die dem Eingang gegenüber lag. Außerdem konnten die Pfostenlöcher der Dachkonstruktion identifiziert und der Baubeginn um 1015 datiert werden. Weiterer Lehm und Erdklumpen, die zu Grassoden passten, führten zu der Annahme, dass die Hütte mit einem Erdhügel überdeckt war.
Einige Zeit nach der Rekonstruktion stellte sich heraus, dass durch das feuchte Klima Georgias das Erddach so schwer wurde, dass die Holzkonstruktion mit Betonträgern verstärkt werden musste. Außerdem kam es im Inneren zu Pilzbefall, daher ist in die Hütte nun eine Klimaanlage eingebaut.
Wahrscheinlich sind wir unter den jährlich gut 100.000 Besuchern des Ocmulgee National Monument nicht die einzigen, die sich angesichts dieser „Nachbesserungen“ fragen, ob die Originalanlage wohl tatsächlich so beschaffen war, denn die ursprünglichen Bewohner konnten zu ihrer Zeit ja nicht mit Beton und Klimatechnik nachrüsten.
Da wir diese Frage sicherlich nicht lösen können, beschließen wir, unsere Reise fortzusetzen, denn unser eigentliches Tagesziel ist heute Savannah, ebenfalls im Bundesstaat Georgia.
Die knapp 160 Meilen (ca. 257 km) bis zu dieser uns noch von der letzten Reise her recht gut bekannten Stadt legen wir auf der Interstate 16 in zwei Stunden zurück und kommen ohne weiteren Zwischenstopp am Abend im nächsten Hotel an, dem La Quinta Inn I-95 in Savannah/Georgia.
Nach dem Einchecken kann uns nicht einmal mehr der Hotel-Pool locken. Der Jetlag ist noch nicht ganz überwunden, unsere Energie reicht gerade für ein schnelles Abendessen in einem nahegelegenen Fast-Food-Restaurant.
An diesem Abend verlöschen die Lichter in unseren Zimmern sehr schnell.
Nach einem stärkenden Frühstück im Motel schaffen wir das Gepäck zurück ins Auto und setzen unsere Reise fort. Da vier von uns Savannah bereits bei dem Aufenthalt zwei Jahre zuvor erkundet haben, haben wir mit Zustimmung unseres „Tour-Neulings“ beschlossen, die Stadt quasi im Schnelldurchlauf zu besichtigen.
Obwohl wir zwei Jahre zuvor ebenfalls nur für einen Tag und eine Übernachtung in Savannah weilten, fällt uns die Orientierung erstaunlich leicht. Von unserem etwas außerhalb im Südwesten gelegenen Motel in die Stadt hinein benötigen wir nicht einmal einen Stadtplan. Wie selbstverständlich folgen wir unserem „inneren Kompass“, durchqueren die malerische Altstadt, fahren vorbei am Chippewa Square, wo Forrest Gump im gleichnamigen Film auf einer Bank saß und seine unglaubliche Geschichte erzählte.
In der Nähe unseres Ziels, Riverfront Plaza und Factors‘ Walk, finden wir sogar auf Anhieb einen Parkplatz, fast unmittelbar an dem Hotel, in welchem wir bei unserem ersten Aufenthalt übernachtet haben.
So folgen wir quasi unseren eigenen Spuren und gehen noch einmal den Weg, den wir vor zwei Jahren gegangen sind.
Ich könnte es mir jetzt einfach machen und an dieser Stelle die entsprechende Textpassage aus dem Buch „Von Manhattan zu den Manatees“ einfügen. Doch ich mache es mir noch einfacher - ich lasse sie aus. Denn wer das Buch gelesen hat (wobei ich diese Gelegenheit gerne nutze, um mich bei allen zu bedanken, die es erworben haben) kennt diesen Teil meiner Reisebeschreibung ja bereits.
Und wer sie noch nicht kennt… nun, ich wüsste keinen besseren Moment, um für das Buch zu werben als diesen jetzt. Also: Nur Mut, lesen Sie auch „Von Manhattan zu den Manatees“!
Als kleine Auswahl markanter Sehenswürdigkeiten nenne ich hier nur die Old City Exchange Bell, Riverfront Plaza und Factors‘ Walk, die Statue des „Waving Girl“ (das Wahrzeichen von Savannah), den Juliette Gordon Low Historic District, die inzwischen nur noch 21 von ehemals 24 großen Plätze („Squares“) und im Grunde die gesamte Altstadt von Savannah.
Für Filmfans ist der Abstecher ins Savannah Visitor Center ein Muss, denn hier steht inzwischen die Original-Bank aus Forrest Gump.
Forrests Bank
Noch ein weiterer Tipp für Fans dieses Films: In nur knapp einer Stunde Fahrtzeit in nördlicher Richtung, quasi auf halber Strecke zwischen Savannah und Charleston, gelangt man nach Beaufort/South Carolina, wo zahlreiche Szenen für den Film gedreht wurden.
Auf unserem Spaziergang durch Savannah gewinnen wir den Eindruck, dass sich die Stadt in den letzten zwei Jahren so gut wie nicht verändert hat. Da das Wetter super ist, legen wir die eine oder andere Pause ein, lassen es uns gut gehen und „gucken Leute“, was uns zugegebenermaßen auf allen Reisen immer großen Spaß bereitet.
Doch bald sagt uns der Blick zur Uhr, dass es genug ist. Wir schlendern zurück zum Wagen und verlassen Savannah in nördlicher Richtung, wo die Stadt Charleston in South Carolina bereits auf uns wartet.
Auf unserer Fahrt lassen wir die zwischen Savannah und Charleston liegende sehenswerte Küstenlandschaft mit sicherlich interessanten kleinen Orten und zahlreichen Wildreservaten sowie dem oben bereits erwähnten Städtchen Beaufort im wahren Wortsinn rechts von uns liegen.
Somit erreichen wir Charleston am frühen Nachmittag, nach einer nur knapp zweistündigen Fahrt, die uns zunächst über die Interstate 95 und ab Point South über die US-N 17 führte.
Auch Charleston war zwei Jahre zuvor eine Station unserer Reise von New York nach Florida, doch eine Sehenswürdigkeit haben wir seinerzeit aus Zeitmangel nicht besichtigt. Diese steht daher nun im Mittelpunkt unseres heutigen Programms: Fort Sumter - der Ort, an dem der Amerikanische Bürgerkrieg am 12. April 1861 um 4:30 Uhr begann.
Für alle, die wie ich die geschichtlichen Ereignisse nicht im detaillierten Zusammenhang in Erinnerung haben, möchte ich an dieser Stelle den Text der deutschen „Wikipedia“-Seite über Fort Sumter zitieren, natürlich nicht, ohne den fleißigen „Wikipedia“-Autoren einen herzlichen Dank auszusprechen:
Fort Sumter ist ein Fort auf einer künstlichen Insel an der Einfahrt vom Atlantischen Ozean in die Bucht von Charleston in South Carolina.
Das Bauwerk wurde 1829 begonnen. Es ist nach Thomas Sumter (1734 - 1832), einem General des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, benannt. Seit dem Ende der militärischen Nutzung 1948 ist das Fort eine Gedenkstätte, ein „National Monument“, und wird vom National Park Service verwaltet.
Nach dem Ende des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 bis 1814 wurde an der amerikanischen Atlantikküste und einigen anderen Standorten unter dem Namen Third System eine Kette von Küstenbefestigungen errichtet.
Charleston war die bedeutendste Stadt South Carolinas und nach Savannah der zweitwichtigste Hafen an der südlichen Atlantikküste. Die Stadt liegt auf einer Halbinsel zwischen den Mündungen der drei Flüsse Ashley River, Cooper River und Wundo River in der nach der Stadt benannten Bucht. Diese ist durch einen Kanal zwischen zwei breiten, flachen Inseln, Sullivan's Island im Nordosten und Morris Island im Südwesten, mit dem Ozean verbunden. Der Kanal war zu breit, um mit der damaligen Artillerie von den Inseln aus die Einfahrt in den Hafen bestreichen und damit sperren zu können. Deshalb wurde eine Untiefe im Kanal künstlich erhöht und als Fundament für eine der Befestigungen genutzt. Dort entstand Fort Sumter. Ihr gegenüber, auf Sullivan's Island, wurde Fort Moultrie angelegt. Die Bauarbeiten für beide Forts wurden 1829 begonnen. Zum Zeitpunkt der Zerstörung im Jahr 1861 waren beide fast vollendet, Fort Moultrie war bereits von Truppen unter Major Robert Anderson bezogen.
Zur Errichtung der künstlichen Insel wurden über 70.000 Tonnen Granit aus Neuengland importiert. Die äußere Form des Forts beschreibt ein unregelmäßiges Fünfeck mit Seitenlängen zwischen 51 und 58 Metern. Die Backsteinmauern waren 16 m hoch, die ursprüngliche Mauerstärke wird mit 5 Fuß (1,6 Meter) angegeben. Die Festung war darauf ausgelegt, bis zu 650 Menschen und 135 Kanonen auf drei Stockwerken zu beherbergen. Alle fünf Seiten waren mit zwei Stockwerken Kasematten ausgestattet, die mit Kanonen bestückt wurden. Auf den drei dem Land zugewandten Seiten waren die Unterkünfte, Lager, Werkstätten und sonstigen Räume in dreistöckigen Ziegelbauten untergebracht, die konstruktiv von den Kasematten getrennt waren. Im Zentrum lag der offene Paradeplatz.
Während der Bauphase wurde das Fort im September 1858 kurzzeitig genutzt, um 300 schwarze Sklaven unterzubringen. Sie waren auf dem Schiff „Echo“ aufgegriffen worden, das die in Cabinda an der Mündung des Kongo gekauften Sklaven in die Vereinigten Staaten bringen sollte. Der Handel mit afrikanischen Sklaven war in den USA seit 1808 illegal, nur noch in den Vereinigten Staaten lebende und geborene Schwarze durften als Sklaven gehalten werden. Der illegale Handel wurde als Piraterie verfolgt, Kapitän Townsend von der „Echo“ wurde der Prozess gemacht, die Sklaven wurden in die damalige US-Kolonie Liberia deportiert und dort freigelassen.
Nach der Wahl von Abraham Lincoln zum US-Präsidenten, im November 1860, verließen viele sklavenhaltende Staaten des Südens die USA (die „Union“) und gründeten einen eigenen Gesamtstaat, die „Confederate States of America“. Allerdings hatten die Nordstaaten (die Union) immer noch Besitz im Süden, darunter Forts der U.S. Army. Eine der wichtigsten Positionen war für den Norden der Tiefwasserhafen von Charleston in South Carolina, der sehr bedeutend für den Außenhandel war.
South Carolina verließ die Union am 20. Dezember 1860. Sechs Tage später zog Unionsmajor Robert Anderson auf eigene Initiative die Unionstruppen im Bereich von Charleston zusammen. Weil Fort Moultrie nicht gegen einen Angriff von der Landseite zu verteidigen war, verlegte er sie heimlich in das noch nicht fertiggestellte Fort Sumter.
Monatelang forderte die Konföderation von den Unionstruppen im Fort die Kapitulation und versuchte es auszuhungern. Gleichzeitig baute die „Confederate States Army“ eine Artilleriestellung auf der südwestlichen Insel auf, um im Kriegsfall Fort Sumter von dort beschießen zu können. Im Januar 1861 wurde ein Versorgungsschiff der Union für Fort Sumter von der neuen Artilleriestellung an der Küste beschossen und musste abdrehen. Am 1. Februar konnten alle Frauen und Kinder das Fort verlassen und in die Nordstaaten ausreisen. Es verblieben 86 Mann: 10 Offiziere und 76 Unteroffiziere und Mannschaften. Die Lebensmittelvorräte der belagerten Unionstruppen reichten bis zum 15. April, Brennstoffe gingen schon vorher aus.
Am 4. März trat Lincoln sein Amt als Präsident an. Er versuchte zunächst zu verhandeln und die Konföderation nicht durch militärische Unterstützungsaktionen zugunsten des belagerten Forts zu provozieren. Als bekannt wurde, dass die europäischen Staaten Großbritannien, Frankreich, Spanien und Russland überlegten, die Konföderation anzuerkennen, schlug die Stimmung um und der Konflikt wurde unausweichlich.
Im März organisierte die Union den Entsatz, also die Befreiung ihrer Truppen in Fort Sumter und im ebenfalls belagerten Fort Pickens in Florida. Anfang April sollte die Aktion stattfinden. Wegen widersprüchlicher Befehle fuhr das für Fort Sumter vorgesehene Kriegsschiff nach Florida, die beiden Schlepper kamen ebenfalls nie vor Charleston an, so dass drei unbewaffnete Frachtschiffe in der Nacht vom 11. auf den 12. April alleine eintrafen und ohne Deckung nicht zum Fort vorstoßen konnten.
Das Eintreffen dieser Versorgungsschiffe war der Anlass für die konföderierten Truppen unter General Pierre Gustave Toutant Beauregard, am 12. April 1861 um 4:30 Uhr von der passiven Belagerung zu Kampfhandlungen überzugehen. Sie eröffneten das Feuer auf Fort Sumter. Beim Bombardement aus den umliegenden Hafenbefestigungen (Fort Moultrie, dem alten Fort Johnson und der neu errichteten Stellung am Cummings Point) kamen Artilleriegeschütze und Mörser zum Einsatz. Die Kampfhandlungen dauerten 34 Stunden. Am 13. April 1861 um 14:00 Uhr ergab sich die Besatzung des Forts unter Major Anderson, nachdem ein Brand im Offiziersquartier außer Kontrolle geraten war und Gefahr bestand, dass in der Folge das Pulvermagazin explodierte. Während der gesamten Auseinandersetzung wurden auf keiner Seite Menschen getötet.