Von Einem der auszog, um das Leben zu genießen - Hartmut Berthold Schwarz - E-Book

Von Einem der auszog, um das Leben zu genießen E-Book

Hartmut Berthold Schwarz

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Beschreibung

Ich habe ein erlebnisreiches und arbenteuerliches Leben auf See gehabt. Viele unglaubliche Situationen sind mir widerfahren und da sie hier das lesen können, habe ich sie alle überlebt. Darüber wundere ich mich heute noch. Ich begann als Medizinstudent, Maler, Jazzer, Bohemien in Berlin ging dann zur Marine und hatte anschließend eigene Schiffe. Und ich werde diese Erzählung fortsetzten.

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Über mein Entrée in die Bundesmarine und die Zeiten als Matrose und Offizier auf Gorch Fock habe ich ja schon in meinem Buch

„von Berlin Mitte zur Gorch Fock“

berichtet. Dies ist nun die Fortsetzung meiner Marinekarriere, gefolgt von erzählenswerten Episoden nach der Marinezeit.

3. Bundesmarine. TMS Bremerhaven.

Nach der Heimkehr nach Deutschland mit der Gorch Fock kamen wir zum nächsten Kommando unserer Ausbildung, zur TMS II nach Bremerhaven. –

Hier sollte nach dem praktischen seemännischen Teil, der praktische technische Part unserer Ausbildung stattfinden.

Wir hatten ja noch die so genannte Allround Ausbildung und es erwies sich in unserer späteren Laufbahn als durchaus vorteilhaft, zumindest eine gewisse Ahnung von technischen Arbeiten zu haben.

Es ging um das Erlernen von praktischen technischen Arbeiten.

Wir lernten Schmieden
Autogen schweißen; d. h. mit Acetylengas.
Elektroschweißen
Elektrische Kabel richtig und sicher zu verlegen
Elektrische Schaltungen zu installieren
Und was es dergleichen mehr gibt.

Beim Schmieden hatte ich oft Probleme. Nicht der Umgang mit dem Hammer. Nein, der Umgang mit dem Schmiedefeuer und dem zu schmiedenden Material.

Ich habe es selten fertig bekommen, bei richtiger Temperatur zu schmieden. Entweder war das zu bearbeitende Stück zu „kalt“ oder es verbrannte mir funkensprühend. – Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätte ich es wohl gelernt.

So aber konzentrierte ich meine Leistung auf das Schweißen.

Das, muss ich sagen, gelang mir dann auch ganz gut. Lag mir wohl mehr. Wir übten uns ja bei beiden Schweißarten im Verbindungsschweißen und wenn man die Werkstücke gut vorgewärmt hatte und den Schmelzfluss gut beobachtete und den Brenner gut eingestellt hatte – was auch so eine Sache für sich ist - konnte man ganz gute Verbindungen herstellen. Meist gelang mir das auch.

Beim E.-Schweißen wurde es schon etwas schwieriger. Hier spielt die Stromstärke, die Stärke des Materials, die Größe der Elektrode, - ja selbst der Winkel in welchem die Elektrode zum Werkstück geführt wird, eine große Rolle. – Und natürlich die Geschwindigkeit mit der die Elektrode bewegt wird. – Und die ruhige Hand dabei.

Ja und genau diese spiegelte ja die gestrige Nacht wieder. Also, - mal gut, - mal nicht so gut! Man sieht die Qualität seiner geschweißten Naht aber direkt nach dem Abklopfen der Schlacke.

An dem Tag, an dem wir sozusagen unser Gesellenstück zu schweißen hatten, hatte ich aber einen guten Tag.

Wir hatten einen Topf zu schweißen. Kreisrund mit festem Deckel unten und oben einen Deckel mit einem einzuschweißenden Rohr, mit ¾ Zoll Anschlußgewinde. Denn die fertig gestellten Töpfe wurden hydraulisch abgedrückt und geprüft.

Die Gesamtaufgabe stellte sich wie folgt:

Wir bekamen ein Stück rechteckiges Blech, das wir mehrfach durch die Walzen einer Biegemaschine zu drehen hatten, bis das Blech nahezu eine runde Röhre bildete.
Diese Röhre hatte dann genau den Durchmesser, den die beiden Verschluss-Stücke hatten.
Danach begann das Schweißen.

Zunächst die Längsnaht, um tatsächlich eine kompakte Röhre herzustellen.

Dann das Bodenstück und dann erst das Kopfstück, in das man klugerweise vorher das ¾ Zoll Rohr mit dem Gewinde eingeschweißt hatte.

Dann kam die große Belastungsprobe. Die Anschlüsse wurden an eine Wasserhydraulik- Handpumpe angeschlossen und dann wurde gepumpt.

Mit Schadenfreude stellten wir fest, dass die meisten Töpfe nicht einmal erlaubten, Druck aufzubauen. Sie pissten schon als das Wasser eintrat. Diese Nähte waren „gebraten“ und nicht geschweißt.

Wenige Töpfe hielten einem großen Druck stand.

Ich war einfach stolz, dass es mir mit Glück gelungen war, einen Supertopf zusammen zu schweißen.

Unter dem hydraulischen Druck verformte sich – ja, bombierte – mein Topf und platzte schließlich dadurch, dass das Blech riss. Die Schweißnähte aber hatten gehalten.

Ansonsten war Bremerhaven ein Biertrinkerlehrgang. Meine Güte! Ich habe nie wieder auf einem Lehrgang derartig viel gesoffen. Wir waren aber auch eine tolle Gang.

Günther Schulz, erinnerst Du Dich? Oder Du Norbert Schütte? Materna? Erik Wulf, genannt „Chep“ (ob er sich so schreibt, weiß ich nicht) kann sich nicht mehr erinnern, er ist tot, aber im Saufen war er damals tatsächlich der Größte.

Ich weiß noch, ich hatte Stubendienst und war deswegen nicht mit der Meute an Land.

Und dann kam Chep. – Die anderen unserer Stubenbelegschaft waren immer noch an Land.

Chep total besoffen. – Verschwitzt. – Stolperte in die Stube und ließ sich einfach – in voller Uniform- auf eine Koje fallen.

So konnte ich ihn nicht liegen lassen! Chep und ich waren keine Freunde, aber immerhin war er ja mein Kamerad.

Nun trugen wir alle als Gefreite OA noch Wäsche achtern. Man nennt das auch den Kieler Knabenanzug. Da wir auch alle ein bisschen Chic an der Uniform haben wollten, war unsere Oberbekleidung – die Bluse, - auf Taille geschneidert. – Privat natürlich.

Chep war nicht gerade der schlankste von uns. Eher voluminös und muskulös. Heute schätze ich ihn auf ca. 90 bis 95 Kilo.

Seine Bluse war besonders eng tailliert und durch einen seitlich angebrachten Reißverschluss saß sie wie angegossen.

Wenn man ihn so sah, konnte man denken, man hätte ihn in die Bluse hineingegossen und vergessen „Halt“ zu rufen.

Also wuchtete ich ihn hoch aus der Koje und versuchte ihm die Uniform auszuziehen.

Schuhe und Hose, das ging noch. Aber dann das Oberteil, die Bluse über den verschwitzten Körper zu ziehen war fast unmöglich.

Ich konnte die Bluse ja nicht von unten hochrollen, um den Reibungswiderstand zu verringern.

Dazu war sie zu „maßgefertigt“.

Ich rackerte mich redlich mit seiner schweißklebrigen Bluse auf seiner schweißklebrigen Haut ab und Chep gab mir auch keinerlei Unterstützung. Er tendierte mehr in Richtung „nasser Sack“.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich brauchte, aber irgendwann war es geschafft.

Chep war in Unterwäsche.
Er hatte aber eine Oberkoje. Wie sollte ich ihn da reinkriegen?
Ich versuchte ihn zu packen. Linke Hand unter die Schenkel – rechte Hand unter den Oberkörper.
Nun den schweren Sack anheben. Das ging gerade so. Hin mit ihm zur Koje.
Mein Gott war der schwer!
Noch etwas anheben, - noch etwas, - noch etwas.
Keine Chance! Der Hintern hing immer so tief, dass er nicht über die Kante der Koje kam.

Ich schob mit ihm – dem Hintern - die Doppelkoje durch den Raum.

Noch einmal.
Noch einmal.

Es ging nicht. Es war zum Verzweifeln!

Ein neuer Versuch. Den Oberkörper auf die Koje. – Geht.

Oben festhalten und jetzt die Hüfte – und jetzt die Beine.

Uff, das war geschafft.

Noch die Decke über Chep und das war es dann.

Ja, denkste! Ein angetrunkener, aber keinesfalls volltrunkener Chep, schwang seine Beine aus der Koje und sagte: „Ich wollte doch mal sehen, ob du mich meine Koje kriegst.“

Da wurde ich aber sehr, sehr fröhlich. – Und das zu Recht, denn in den nächsten beiden Tagen wurde ich durch die detaillierten Schilderungen von Chep, zum Gespött der Kompanie.

Jede überspitzt vorgetragene Einzelheit brachte Brüller vor Lachen. Und das wiederholte sich und wiederholte sich. Ha, ha, ha, ha.

Na ja, - muss man auch abkönnen.

Ansonsten waren unsere Landgänge eigentlich immer sehr lebendig und in den von uns frequentierten Kneipen soffen wir und tanzten nach den Klängen der Musikbox – und Connie Francis war besonders „in“. - Wisst ihr noch: „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“. Das war der Favorit von Günter Schulz„, der damals in seine Moni so verliebt war. „My Happiness“, war bei uns allen beliebt. Na und die sonst üblichen „Steher“ der damaligen Zeit.

Im Grunde genommen fingen unsere Probleme ja erst an, wenn wir eine hübsche Maid kennen gelernt hatten, die sich durchaus anschmiegsam, zärtlich und willig zeigte.

Man war sich näher gekommen. Man hatte viele „Steher“ immer enger und enger getanzt.

Dabei lernte man auch die unglaubliche Fähigkeit von Mädchen kennen, sich hüftmäßig und darunter liegend, einzufügen und Bereitschaft zu signalisieren. – Ach, das war schööön!

Man hatte auch schon geknutscht – und geknutscht.

Die Hormone hatten die Regierung übernommen.

Aber dann, wohin dann mit den Gefühlen? – Rein mit die Gefühle oder raus mit die Gefühle , - oder was? (Kästner). Das war im Herbst und beginnendem Winter 1960 gar nicht so einfach.

Hotel ging damals nicht so einfach und war für einen Gefreiten OA auch zu teuer. – Ja unerschwinglich.

Schön und praktisch, wenn die Maid eine sturmfreie Bude hatte. – Aber sein wir ehrlich, welche Maid hatte das schon? Vor allem gab es da ja auch noch im Strafgesetzbuch den Paragrafen der Kuppelei. Was wiederum bedeutete, dass selbst wenn Eltern ihrer Tochter den nächtlichen Besuch gestatten oder ihn tolerieren sollten, diese Eltern u.U. mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt geraten konnten.

Die Lösung dieser Frage war dieserhalben bisweilen mit viel Hast und Akrobatik verbunden.

Nicht das Optimum, aber was soll man machen?

Abgesehen von diesen körperlichen Anstrengungen waren die Landgänge aber schön und informativ.

Den Startschuss setzten wir meist in der Happy Hour des amerikanischen Casinos, welches direkt an der Ecke des Kasernements lag und deshalb gut erreichbar war.