Von Frankfurt nach Galizien - Dieter Weiß - E-Book

Von Frankfurt nach Galizien E-Book

Dieter Weiß

3,9

Beschreibung

Humorvolle Erzählungen eines Ahnenforschers Nach wahren Begebenheiten und was hätte sein können...

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Seitenzahl: 61

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 8,5

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 10,5

Kapitel 11

Kapitel 11,5

Nachwort

Vorwort

An und für sich wollte ich nie einen Roman oder etwas Ähnliches schreiben, aber Sabine, eine gute Freundin von mir sagte, ich hätte irgendwie Talent. Ich hatte ihr ein humorvolles Mail über meine Ahnenforschung geschrieben und sie war so begeistert, dass sie bei mir anrief und sagte, ich sollte es doch mal versuchen. Also überlegte ich kurz und fing an.

In meiner Erzählung kann man davon ausgehen, dass die historischen Daten und Fakten weitgehend stimmen, da sie identisch mit meiner eigenen Ahnenforschung sind. Manche der erzählten Geschichten sind wahr, andere sind frei erfunden.....

Einführung

Alles fing damit an, dass mein Vater Otto gestorben war und ich bei den hinterlassenen Dokumenten einen Auszug aus dem Trauregister von 1936 fand. Irgendjemand von unseren Freunden sagte, das ist ja ein Ariernachweis. Und genau so war es. Bisher hatte ich mich nicht die Bohne über die Herkunft meiner Familie interessiert, aber nun war ich neugierig. Auch deshalb, weil unser Familienname Weiß lautet und irgendjemand sagte, dass dies ein jüdischer Name sei. Dem wollte ich nun nachgehen.

Nach erstem googeln stellte sich gleich heraus, dass der Name Weiss (das ß wird nicht immer verwand) für „der blonde Mann oder Mann mit weißem Haar“ stand. So viel dazu.

Aber egal, nun wollte ich wissen, wo ich und meine Familie herstammten.

Da ich aus Frankfurt komme, trabte ich sogleich zu unserem Stadtarchiv, welches in einem alten Kloster untergebracht ist und fand heraus, dass die väterliche Linie aus der Gegend um Idar-Oberstein in der Eifel und mütterlicherseits aus dem Berner Gebiet der Schweiz kam. Beide Recherchen gingen so bis ins Jahr 1600.

Nun war ich ja seit Kurzem in Rente und hatte viel Zeit. So fasste ich den verhängnisvollen Plan, eine Familienchronik zu erstellen.

Ich hatte herausgefunden, dass mein Ur-Ur-Ur... also der 7. Ur-Ahn Georg-Wilhelm Weiß aus Hennweiler in der Pfalz 1772 nach Galizien auswanderte. Erst dachte ich, super, da kann ich ja mal in Spanien recherchieren. Aber es handelte sich um das Galizien, das heute zwischen Polen und der Ukraine verläuft, übrigens damals ein Königreich.

Der damalige österreichische Kaiser Josef, dem Galizien gehörte, hatte Wind davon bekommen, dass die Bauern aus der Ukraine nix Produktives auf die Reihe brachten und so warb er Gastarbeiter aus der Pfalz an. Die dortigen Bauern hatten durch die immer andauernden Kriege mit Frankreich auch nix zum Beißen und so sollten sie den Ukrainern zeigen, was Sache ist. Gesagt, getan! Georg-Wilhelm war mit von der Partie. Er meldete sich in Wien bei der dortigen Registratur unter der Vorgangsnummer Pass II 220 an...

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Nun hatte ich nach schwerwiegenden Recherchen und diversen Schmiergeldern an die West-Ukrainisch genealogische Ahnenmafia Sensationelles herausgefunden: Georg-Wilhelm war ein Teufelskerl und ging nämlich nach seiner Registrierung in Wien zurück nach Hennweiler, wo ein versprengter Halbbruder mütterlicherseits in Niederwörresbach – Ost, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, mehr schlecht als recht mit seinen 6 Kindern in einer wackeligen Scheune bei seiner üblen Schwiegermutter halb versklavt hauste. Das Gute daran war, dass dieser auch Georg-Wilhelm Weiß hieß und so hatte Georg-Wilhelm seinem Halbbruder (er hatte übrigens eine schwere Kindheit hinter sich) seine Einreisepapiere geschenkt. Er selber ließ sich im darauffolgenden Jahr neue ausstellen und gab sich seinerseits als versprengter Halbbruder aus. Ergo, nix Außergewöhnliches zu dieser Zeit, er wollte nur nach Galizien und dort den Hof mit aufbauen. Beide ließen sich in dem ukrainischen Provinzstädtchen Getzkjkouzt nieder. Da dies aber keiner aussprechen konnte, hatten die Umsiedler das Dorf in Hennweiler-Uk umbenannt (Uk für Ukraine). So weit, so gut. In der nächsten Generation heiratete der am 1. April geborene Sohn Willi des Georg-Wilhelm, sagen wir der Einfachheit halber Georg-Wilhelm I., die einheimische West-Ukrainerin Ludmilla Molotow. Aus Verschleierungsgründen, da ihm die kaiserlich-österreichische Umsiedlungsbehörde mittlerweile auf die Schliche gekommen war, nahm Willi den Namen Molotow an. Noch heute gibt es viele Molotows in Hennweiler-Uk. Auskünfte sind leider noch nicht zu bekommen, da die Familie jetzt orthodox ist, und wenn man nicht mindestens zehn Ikonen rüberschiebt, läuft da nix mit der Auskunft. Mal sehen. Georg Wilhelm der II. ging nach einer Missernte und einer unglücklichen Liebe in seine Heimat zurück und landete auf Umwegen wieder in Niederwörresbach, wo er sich als Beamter in der hiesigen Verbandsgemeinde Herrstein um die Umrechnung der neuen Zeitrechnung kümmern musste, welche die Französischen Revolutionstruppen eingeführt hatten. Zum besseren Verständnis: 1 Tag hatte damals 10 Stunden, 1 Stunde 100 Minuten, 1 Minute 100 Sekunden. Dass ihm dies nicht gelang, war klar, er hatte ja nur Bauer gelernt. Nachdem er die Registratur durcheinandergewirbelt hatte, lobten sie ihn nach Unterhosenbach zu dem dortigen Pfarrer als Gehilfe weg - deshalb sind dort auch keine Aufzeichnungen mehr vorhanden. Er heiratete die bescheuerte Lisette Dumm und hatte 7 Kinder mit ihr – die Winter waren lang. Einer war ein Sohn, logischerweise hieß auch er Georg-Wilhelm, einfach nur der III. genannt. Geburtsdaten sind unbekannt, da die Registratur noch nicht auf Vordermann war. Dieser bekam dann am 17. Juli, mittlerweile wieder gregorianischen Kalenders, 1822 einen Sohn namens Nickel-Nickel Weiß. Nickel-Nickel nun hielt es nicht in seiner Heimat und ihn verschlug es nach (man sollte es nicht glauben) Galizien. Aber diesmal das spanische, wo er als Dudelsackbauer arbeitete. Da er aber die spanischen Tapas nur schwer vertrug, reiste er in die englische Provinz Brighton, wo er am 22. Dezember 1855 die Lady Headstone (ihr Ur-Ur-Ur Großvater war der Erfinder des Kopfsteinpflasters) ehelichte.

Sie war in 12. Dynastie Betreiberin einer Dudelsackmanufaktur, welches ihren Sitz in den Highlands hatte.

Die weiteren Recherchen haben nun ergeben, dass Nickel-Nickel Weiß den Namen Headstone aus materiellen Gründen annahm und dann so ein bisschen wie ein verkappter Earl auf einem Landsitz in Midsummer seine Tage gut verlebte, bis seine Sugarlady, wie er sie nannte, den glorreichen Gedanken fasste, ein Picknick bei Dartmoor zu machen, wo sie prompt der Hund von Blackwood Castle in ihren Allerwertesten biss. Leider hatte der seinen Zahnarzttermin verpasst und die gute verstarb an einer sehr seltenen Blackwoodcastle-Bissinfektion.

Da es Nickel-Nickel nun in Midsummer zu langweilig wurde, wollte er die Geschäfte in den Highlands ankurbeln und kaufte sich umgehend einen Kilt, was er aber besser nicht gemacht hätte. Nachdem er sich untenrum übelst erkältete hatte und das Dudelsackgeschäft ihm tierisch auf denselben ging, verkaufte er den Laden und nahm wieder seinen Namen „Weiss“ an, aber diesmal mit ss statt ß, da die Briten immer sonst Weib zu ihm sagten, da sie ein „ß“ nicht in ihrem Wortschatz hatten. Und das stank ihm gewaltig.

Er hatte nun Freundschaft mit dem Vorarbeiter Mc-Geyver geschlossen, und der hatte einen Vetter in Panama, wo man gerade an dem Kanal baute. Nickel-Nickel hatte jetzt ja Kohle und kaufte sich in das Kanalgeschäft ein. Nun lag er die meiste Zeit unter Palmen und schaute auf das arbeitende Volk.