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Wozu soll ein Vorprogramm eigentlich gut sein, wenn Du Dich doch seit gefühlten Ewigkeiten auf den Hauptakteur freust? Jakob Klein hat in den letzten Jahrzehnten hierzu seine Erfahrungen bei den Ärzten, Herbert Grönemeyer, Nena, Heinz-Rudolf Kunze und einigen anderen gemacht.
Zum Glück geht es in dem Buch aber nicht um seinen Musikgeschmack, sondern darum, was das Vorprogramm mit uns, respektive Dir, zu tun hat.
Die Analyse wird exemplarisch in seinem Open-Air-Konzertbesuch bei den Toten Hosen auf dem Stuttgarter Wasen zusammengefasst.
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Jakob Klein
Schokoriegelreihe
Band 8
Vorprogramm
geht es noch los oder kann das weg?
Mai 2022
Copyright © beim Autor
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Lektorat: keines – handgemacht in Deutschland
Umschlaggestaltung: der Autor
Foto: der Autor, Juli 2018
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meiner Frau, weil sie auf dem Gießener Kultursommer 2018 durchgehalten hat
Sommer 1988. Ich war siebzehn. Ich wohnte in Berlin. Genauer in Reinickendorf. Also damals vor dem Mauerfall wie heute gehört, dass zu Nordberlin. Aber dies ist für dieses Buch genauso wichtig wie ein Vorprogramm. Darum geht es, um das Vorprogramm. Deshalb fange ich 1988 an, denn da fing ich auch an. Ich ging auf Konzerte von bekannten Künstlern. So richtig mit Eintrittskarten aus dem Vorverkauf. Damit ich auch noch eine abbekomme. Natürlich war ich schon vorher auf eintrittspflichtigen, kulturellen Veranstaltungen. Aber entweder war das als Kind mit meiner Mama oder meinem Papa und dann eher so Kino oder Marionettentheater, oder mit der Schule. Das war auch mal Kino, oft mehr oder minder pädagogisch wertvolle (Kinder-)Theaterstücke. Erst in der Oberschule ging es dann los, dass es musikalische Veranstaltungen waren. Vielleicht lag es auch daran, dass mein Kerngruppenleiter1 von der 7.-9. Klassenstufe Musiklehrer war. Neben einer Rockoper im Quartier Latin als Klassenausflug hat er Besuche über so ein öffentlich gefördertes Schulprogramm als kleinere Ausflüge organisiert und begleitet, an denen Schüler freiwillig teilnehmen konnten. Soweit ich mich erinnere war ich bei ›Jesus Christ Superstar‹ im Raumschiff, also dem Internationalen Congress Centrum und bei ›Fidelio‹ in der deutschen Oper, alles in Berlin, dabei. Bei dem Musical weiß ich noch, dass die Akustik so schlecht war, dass sich das Orchester wie vom Band angehört hat. Außerdem war es auf Englisch ohne Untertitel und Fremdsprachen waren damals nicht so mein Ding, so dass ich einen Mix aus schlechter Musik und unverständlicher Handlung bei der keinerlei Stimmung aufkam in Erinnerung habe. Für die deutsche Oper habe ich mich extra in mein weißes Konfirmationshemd gequetscht und eine schwarze Jeans angezogen, weil vom Anzug ging die Hose gar nicht mehr zu und die Jacketärmel waren auch schon zu kurz. Dafür bin ich dann zu spät gekommen. War blöd, weil ja der Lehrer die Karten hatte und Handys zum Bescheid geben, dass ich noch komme, gab es noch nicht. Ein sehr, sehr freundlicher Ordner hat mich aber doch noch hereingelassen. Einfach in eine Seitenloge. Denke, das war ein Superplatz. Die anderen saßen irgendwo unter mir im Saal. Konnte sie nicht sehen, weil es schon angefangen hatte. Also nehme ich mal an, dass es dort kein Vorprogramm gab. Bei den anderen bis hier hin erwähnte Veranstaltungen auch nicht. Oder ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern. Durchaus auch eine plausible Möglichkeit.
Doch wie schon erwähnt: 1988 ging es los. Ich kaufte selbst Karten für Musikkonzerte. Denn um die geht es in erster Linie, weil mir dort Vorprogramme immer wieder präsentiert wurden. Bei anderen Veranstaltungen wie Theater, Lesungen oder Ballettaufführungen gibt es das nicht. Je nach Veranstalter gibt es einleitende Worte oder eine Begrüßung mit oder ohne Danksagungen. Als Vorprogramm werte ich das nicht ein.
Die Werbung im Kino ist etwas anderes. Wobei nicht immer. Kommt darauf an, was beworben wird. Geht es um den örtlichen Buchladen oder Gartenmarkt oder einfach Konsumartikel wie Autos, Zigaretten oder Eis ist es eindeutig kein Vorprogramm, sondern einfach nur Reklame. Handelt es sich um eine Filmvorschau wird es mit der Zuordnung kniffliger. Natürlich soll der Zusammenschnitt eines anderen Filmes dafür sorgen, dass ich ihn ganz schauen möchte. Also Werbung. Andersherum unterhält mich dies, bringt mich zum Lachen, Gruseln oder unter Spannung und stimmt mich so mitunter auf den noch vor mir liegenden Film ein. Und das ist die Hauptaufgabe eines Vorprogrammes. Es soll mich schon einmal in die richtige Richtung einstimmen und mir die Zeit vertreiben, bis es wirklich los geht. Also mit dem, wofür ich alle Strapazen und finanziellen Mittel aufgenommen habe, um den Auftritt und die Stimmung darum herum mitzuerleben.