Vorspiel - Carl Djerassi - E-Book

Vorspiel E-Book

Carl Djerassi

4,8

Beschreibung

In Vier Juden auf dem Parnass ließ Carl Djerassi vier Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts - Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Gershom Scholem und Arnold Schönberg - ins Gespräch eintreten. Durchwegs in direkter Rede verfasst, schrieb er eine unkonventionelle, nichtsdestoweniger sorgfältig recherchierte Biographie, von der ausgehend Djerassi nun den Sprung zu seinem nächsten Werk getan hat: Das Personal für sein ebenfalls in Gesprächsform gestaltetes Vorspiel ist nicht minder illuster: Theodor W. und Gretel Adorno, Hannah Arendt und Walter Benjamin - wobei Arendt und Adorno eine heftige gegenseitige Abneigung ebenso verbindet wie ihre tiefe Bewunderung für Walter Benjamin. Ein ominöses Fräulein X macht den furiosen Reigen rund um Philosophie und Politik, berufliche und persönliche Eifersucht komplett. So nimmt sich Djerassi zwar in seinem Werk viele literarische Freiheiten heraus, aber doch: So oder ähnlich könnte es gewesen sein.

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Seitenzahl: 124

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HAYMONverlag

Carl Djerassi

Vorspiel

Theaterstück

Aus dem Amerikanischenvon Ursula-Maria Mössner

© 2011

HAYMON verlag

Innsbruck-Wien

www.haymonverlag.at

Der Text in diesem Buch darf zu Bühnenzwecken, Lesungen, Vereinsaufführungen, Verfilmung oder Übertragung durch Rundfunk oder Fernsehen nur benutzt werden, wenn vorher das Aufführungsrecht vom Autor ([email protected], http://www.djerassi.com) erworben wurde.

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7503-9

Umschlag- und Buchgestaltung, Satz:

hoeretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol

Coverfoto: Hannah Arendt: Peter Rudel, Heinrich Boll Stiftung, Bremen

Walter Benjamin: Foto Studio Joel Heinzelmann; Walter Benjamin Archiv, Akademie der Kunste, Berlin

Gretel Adorno: Theodor W. Adorno Archiv, Frankfurt am Main und Hamburger Stiftung zur Forderung von Wissenschaft und Kultur

Theodor W. Adorno: Theodor W. Adorno Archiv, Frankfurt am Main und Suhrkamp Verlag

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

Vorwort

Hannah Arendt (1906–1975), Theodor W. Adorno (1903–1969) und Walter Benjamin (1892–1940) gelten mit Recht als überragende Geistesgrößen unter den deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Arendt, eine berühmte Politikwissenschaftlerin, und Adorno, einer der Begründer des Instituts für Sozialforschung der Frankfurter Schule und international anerkannter Soziologe, Philosoph und Musiktheoretiker, verband eine heftige Abneigung, doch beide bewunderten, ja vergötterten Benjamin. Dass Adorno sein Leben lang ein unverbesserlicher Frauenheld war (was er seiner Ehefrau Gretel gegenüber offen zugab, die sogar einige seiner Liebesbriefe tippte) und sich intensiv mit seinen Träumen beschäftigte, ist hinlänglich belegt, ebenso der Umfang des sehr persönlichen und ausgedehnten Briefwechsels zwischen Benjamin und Gretel Adorno. Außerdem spricht alles dafür, dass Benjamin eine Aktentasche bei sich hatte, als er von Frankreich nach Spanien floh, wo er im September 1940 Selbstmord beging. Die Aktentasche und deren Inhalt (über den schon viel spekuliert wurde) wurden nie gefunden. Das alles sind Fakten, ebenso die lange Beziehung zwischen Hannah Arendt und dem Philosophen Martin Heidegger.

Warum beginne ich die Einleitung zu meinem achten Theaterstück mit diesen Fakten? Weil ich als Vorbereitung für mein letztes Buch, Vier Juden auf dem Parnass. Ein Gespräch: Benjamin, Adorno, Scholem, Schönberg, über drei Jahre mit biographischen Recherchen in den Archiven und der veröffentlichten Literatur der Protagonisten verbrachte. Davor beschäftigten sich meine literarischen Werke hauptsächlich mit dem Verhalten und den kulturellen Stammespraktiken von Naturwissenschaftlern, basierend auf meinen eigenen Erfahrungen als über ein halbes Jahrhundert in der Forschung tätiger Naturwissenschaftler, die ich für das breite Publikum unter dem Deckmantel der Fiktion schilderte. Dafür erfand ich den anschaulichen Begriff „Science-in-Fiction“, im Unterschied zum Genre der Science Fiction.

Vier Juden auf dem Parnass befasste sich weder mit Naturwissenschaftlern noch war es frei erfunden, sondern stellte vielmehr eine sorgfältig recherchierte Biographie dar, die ich in dem selten verwendeten Format der direkten Rede zu schreiben beschloss. Ich wählte die Dialogform, weil mein Leben als Naturwissenschaftler mir gewisse Stammescharakteristika eingeprägt hat, von denen ich mich frei machen wollte, und dazu gehört, dass in wissenschaftlichen Abhandlungen Dialoge weder erlaubt sind noch verwendet werden. Aber von der Zeit der griechischen Klassiker bis zum 17. Jahrhundert war die Dialogform ein geachtetes literarisches Format in Europa, das von Wissenschaftlern (z.B. Galileo) und Humanisten (z.B. Erasmus) gleichermaßen benutzt wurde. Heutzutage ist es fast ausschließlich Theaterstücken vorbehalten, was ursprünglich der Grund war, weshalb ich vor etwa dreizehn Jahren mit dem Schreiben von Theaterstücken begann.

Das Buch Vier Juden auf dem Parnass stellte ein Interregnum in meinem literarischen Schaffen dar, da ich mich für eine historisch exakte Biografie in Dialogform entschied, um eine humanisierende Betrachtung meiner Protagonisten zu präsentieren. Als das Buch abgeschlossen war, begann ich Spekulationen über gewisse Aspekte ihres Privatlebens und ihres persönlichen Handelns anzustellen, was ich nur tun konnte, nachdem ich die Fesseln des Biografen abgeschüttelt und mir die Freiheiten des Prosaschriftstellers genommen hatte. Demgemäß wählte ich die Rolle des Bühnenautors, um mich mit dem Thema Eifersucht – beruflicher wie persönlicher Art – zu beschäftigen, auf das ich bei meinen biografischen Recherchen zu Vier Juden auf dem Parnass gestoßen war.

Somit sind die Art und das Ausmaß der von einigen Personen an den Tag gelegten Eifersucht, der mutmaßliche Inhalt von Benjamins verloren gegangener Aktentasche und mein fiktives Fräulein X reine Erfindung seitens eines Bühnenautors, der zufällig auch der Autor einer nicht fiktionalen biografischen Darstellung meiner Protagonisten ist.

Personen

Theodor („Teddie“) W. Adorno (in den Sechzigern)

Gretel Adorno, seine Ehefrau (in den Sechzigern)

Hannah Arendt (in den Sechzigern)

Walter Benjamin (Anfang Vierzig)

Fräulein X, eine Geisteswissenschaftlerin (Ende Zwanzig/Anfang Dreißig)

Zeit

Die späten Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts

Erste Szene

1967. Teddie Adorno liegt auf einer „Freud’schen“ Couch und gibt sich im Grunde freien Assoziationen hin, den Blick zur Decke gerichtet, während Gretel Adorno, mit Notizbuch und Bleistift in der Hand, ihm gegenüber sitzt. Neben ihr steht ein kleiner Tisch. Sie schreibt nicht mit.

TEDDIE: Erstaunlich, dass so viele meiner Träume heutzutage mit Sex zu tun haben.

GRETEL: Ich finde das überhaupt nicht erstaunlich.

TEDDIE: Warum auch? Ich habe dir nie etwas verschwiegen.

GRETEL: Das ist mir zu absolut, zu allumfassend.

TEDDIE: Nun ... wie wäre es mit „faktisch nichts“?

Gretel zuckt die Schultern, sagt aber nichts.

TEDDIE: Na schön ... Schreib das auf. Ich träumte, ich sei in ein Bordell gegangen ... ein sehr schickes: roter Damast, Plüschsofas, Kronleuchter, dicke Teppiche. Ziemlich pariserisch ... was merkwürdig ist, wenn man bedenkt, wie selten ich in Paris war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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