Waldstadt - Bernd Leix - E-Book

Waldstadt E-Book

Bernd Leix

4,6

Beschreibung

Die Angst geht um in Karlsruhe: Seit Wochen treibt ein Serienkiller im Hardtwald, unweit des Stadtteils Waldstadt, sein Unwesen. Immer wieder legt sich im Schutze der Nacht dieselbe Drahtschlinge schnell und unbarmherzig um die Hälse der nichts ahnenden Opfer, die der Täter scheinbar wahllos auswählt. Hauptkommissar Oskar Lindt verfolgt als Leiter einer kopfstarken Sonderkommission hunderte von Spuren - ohne nennenswerte Ergebnisse. Sein Gegner erscheint übermächtig und die Angst der Bevölkerung wächst. Denn auch aus dem nahen Schwarzwald wird der Fund einer Leiche gemeldet, und auch bei diesem Toten ist die Handschrift des Schlingenmörders unverkennbar.

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Bernd Leix

Waldstadt

Oskar Lindts vierter Fall

Zum Buch

DIE SCHLINGE ZIEHT SICH ZU Die Angst geht um in Karlsruhe: Seit Wochen treibt ein Serienkiller im Hardtwald, unweit des Stadtteils Waldstadt, sein Unwesen. Immer wieder legt sich im Schutze der Nacht dieselbe Drahtschlinge schnell und unbarmherzig um die Hälse der nichts ahnenden Opfer, die der Täter scheinbar wahllos auswählt.

Hauptkommissar Oskar Lindt verfolgt als Leiter einer kopfstarken Sonderkommission Hunderte von Spuren – ohne nennenswerte Ergebnisse. Sein Gegner erscheint übermächtig, Lindt verliert zunehmend Mut und Energie. Und die Angst der Bevölkerung wächst. Denn auch aus dem nahen Schwarzwald wird der Fund einer Leiche gemeldet, und auch bei diesem Toten ist die Handschrift des Schlingenmörders unverkennbar …

Bernd Leix ist Schwarzwälder durch und durch. 1963 wurde er in Klosterreichenbach geboren, hat Forstwirtschaft studiert und lebt seit langem in Alpirsbach. Als Revierförster betreute er einige Jahre die von Kriminalität durchdrungenen Wälder des Karlsruher Hardtwaldes. Deshalb machte er die badische Fächerstadt häufig zum Schauplatz seiner Krimis um den behäbigen, Pfeife rauchenden Kommissar Oskar Lindt. In »Mordschwarzwald« thematisierte Bernd Leix die Widerstände gegen den geplanten Nationalpark Schwarzwald und erlangte damit eine hohe Aufmerksamkeit in den Medien. Auch in »Blutspecht« griff er die explosive Stimmung in der Bevölkerung wieder auf und stellte mit »Schwarzwald-Hölle« die Nationalpark-Trilogie fertig. Doch den Mordermittler aus der Großstadt zieht es weiterhin in dunkle Wälder. »Schwarzwald-Himmel«, der elfte Oskar-Lindt-Krimi, führt den Wanderer von sonnigen Höhen in ausweglos tiefe menschliche Abgründe.

 

Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:

Schwarzwald-Himmel (2018)

Schwarzwald Hölle (2016)

Blutspecht (2014)

Mordschwarzwald (2013)

Fächerkalt (2012)

Fächergrün (2011)

Fächertraum (2009)

Waldstadt (2007)

Hackschnitzel (2006)

Zuckerblut (2005)

Bucheckern (2005)

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Alle Rechte vorbehalten

6. Auflage 2020

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von pixelquelle.de

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-3338-2

Haftungsausschluss

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

1

Stockdunkel sind die Nächte im Karlsruher Hardtwald eigentlich nie. Die unzähligen Lichter der Stadt bringen immer eine leichte Helligkeit zwischen die alten Kiefern und Eichen. Sie reflektieren an niedrigen Wolken oder verstärken das Mondlicht bei klarem Himmel.

Auch über der Stutenseer Allee lag in der Juninacht ein leichter Schimmer.

Er konnte das leichte Restlicht gut wahrnehmen, seine Augen hatten sich daran gewöhnt, denn er wartete schon über eine Stunde am Rand der schnurgeraden Allee im Schatten eines dicken Kiefernstammes.

Die Radfahrer, die ab und zu vorbeikamen, bemerkten ihn nicht. Sie sahen nur, was im Schein ihres Lichtkegels auftauchte. Genauso die beiden Joggerpärchen, deren auf- und niederhüpfende Stirnlampen er schon von Weitem kommen sah.

Vor einem Hund musste er sich eher in Acht nehmen, doch auch das machte ihm nur wenig Sorgen. Den Fußpfad ins Innere des Dickichts schaffte er mit geschlossenen Augen. 20, 30 Mal hatte er geübt, bei Tag, dann in der Dämmerung, schließlich bei vollständiger Dunkelheit. Die Zahl seiner Schritte bis zur nächsten Biegung zählte er ab. Die Strecke war freigeräumt, kein Ästchen, über das er hätte stolpern können. Schließlich ging sein Trampelpfad in einen etwas breiteren Weg über. Weiter hinten floss der Verkehr auf der Theodor-Heuss-Allee in Richtung Waldstadt.

Mit dieser Rückzugsmöglichkeit und einer vollen Dose Pfefferspray für ganz aufdringliche Köter fühlte er sich gut gerüstet.

Lange hatte er nach den dunklen Sportschuhen gesucht. Es gab fast nur Modelle mit reflektierenden Einsätzen, doch schließlich entdeckte er auf dem Flohmarkt ein älteres Paar schwarze Reeboks. Jeans und Sweatshirt, ebenfalls in Schwarz, machten ihn nahezu unsichtbar. Eine dünne Motorradmaske ließ nur die Augen frei und genarbte Lederhandschuhe in kohlenstaubfarbenem Anthrazit schützten seine Hände.

Zufrieden lehnte er sich an den Baum. Seine vierte Nacht an diesem Platz. Fünf lange Schritte bis zur Mitte der Fahrbahn.

Trotz der Dunkelheit war reger Verkehr auf der Allee. Viele Radler nahmen diese Waldstrecke, wenn sie von der City nach Hause fuhren. Die einen in die Waldstadt, manche nach Büchig oder Blankenloch. Auch ein paar Läufer trabten vorbei, meist mit den Stöpseln eines MP3-Players in den Ohren. Von keinem wurde er wahrgenommen.

Nach Mitternacht kam fast niemand mehr.

Er schaute Richtung Schloss, dem Ursprung aller Hardtwald-Alleen. Von dort verliefen sie wie Lichtstrahlen, wie ein Fächer. Nach Norden in den Wald, nach Süden in die Stadt hinein, in die Fächerstadt.

Er bemerkte ein einzelnes Licht. Es kam langsam näher. Ein Schauer durchlief ihn. Denselben Schauer hatte er auch gespürt, wenn er es sich vorstellte. Elektrisierend, wohlig, fröstelnd, ängstlich, erwartungsvoll.

Das erste Mal, die Premiere. Er musste es tun. Bis ins Kleinste war alles ausgetüftelt. Wenn kein weiteres Licht kam …

Er schrak zusammen. Hinter ihm im Bodenlaub ein Rascheln. Es waren nur zwei Mäuschen, leise wispernd. Draußen im Gras an der langen Allee konnten sie leichte Beute einer lautlos jagenden Eule werden. Weiter drin waren sie geschützt, da drohten ihnen allenfalls Fuchs oder Wiesel.

Auch er stand verdeckt, fühlte die Kiefernborke. Mal glatt, mal rau, er konnte es sogar durch das Leder spüren, handbreite Stücke, abblätternd, dazwischen tiefe Furchen.

Gebannt starrte er auf den langsam größer werdenden Lichtpunkt. In der anderen Richtung? Dunkelheit!

Es würde passen, jetzt, in dieser Juninacht.

Er schob die Hände in die Taschen seines Kapuzenshirts und spürte das flexible Metall.

Carsten Blees war in Gedanken. Die zwei Mädchen auf dem Sommerfest der Uni, spärlich bekleidet zeigten sie viel Haut in der warmen Nacht. Die legen es doch drauf an, hatte er gedacht. Langsam waren sie sich nähergekommen, er holte sich noch ein Bier und kam zurück, leer der Platz, es sollte wohl nicht sein. Er ärgerte sich und trat fester in die Pedale.

20 Minuten noch. Auch bei Dämmerlicht war er auf der Stutenseer Allee schon öfter mal heimwärts gefahren. So tief in der Nacht zwar noch nie, aber viele Abzweigungen gab es ja nicht.

Ein schwarzer Schatten stürzte von rechts auf ihn zu, prallte hart mit ihm zusammen, warf ihn um, stieß ihn samt Rad zu Boden.

Er schrie vor Schmerz auf, zwei Sekunden lang, dann schnürte ihm der biegsame Draht die Kehle zu. Er versuchte, sich zu wehren, ruderte panisch durch die Luft, bekam aber nichts zu fassen. Ruckartig riss es ihn nach hinten weg.

Er wollte seine Finger unter die Schlinge bohren, doch die schnitt sich bereits tief in den Hals. Weit offen sein Mund, kein Ton drang mehr heraus. Unbarmherzig zog es ihn rückwärts ins Unterholz. Er versuchte, Zweige zu greifen, vergeblich. Immer schneller zerrte es an ihm. Verzweifelt schlug er wild um sich, krallte in den Boden.

Die Luft blieb ihm weg. Seine Bewegungen erschlafften.

Noch eine Minute bebte der Schwarze und zog mit aller Kraft seiner muskulösen Arme an den kurzen Hölzchen, die er an den Enden des dünnen Stahlseils verknotet hatte. Bis er sich völlig sicher war.

Dann schleifte er sein Opfer weiter und ließ es im Dickicht fallen. Genau an der Stelle, die er sich seit Tagen dafür ausgesucht hatte. Kaum konnte er das Gesicht erkennen. Nur die Augen, die weit hervorgequollen waren. Er drehte Carsten Blees auf den Bauch.

Am ganzen Körper zitternd öffnete er die Schlinge. Auf seinem Pfad hastete er zurück zur Allee. Nirgends ein Licht! Er lehnte sich nochmals an den Baum und versuchte, ruhiger zu werden. Langsam konnte er wieder tiefer atmen.

Die Akkulampe am Fahrrad brannte noch. Nur das Schutzglas war zerbröselt. Der Schwarze schwang sich auf den Sattel. Allmählich wich sein Schaudern einem ungekannten Gefühl.

Es dauerte 48 Stunden, bis er vermisst wurde, und weitere drei heiße Sommertage, bis ein Cockerspaniel dem Geruch folgte.

Die Joggerin sah ihren dunkelblond gelockten Hund im Unterholz verschwinden, dachte an eine frische Wildspur und lief unbesorgt weiter. Nach 200 Metern blieb sie stehen, schaute zurück, machte unschlüssig einige Stretchingübungen, ärgerte sich und drehte um.

Sie rief, sie pfiff, ohne Erfolg.

Sie erkannte die Stelle wieder, an der ihr Begleiter abgebogen war. Ein schmaler Pfad, sie hielt ihn für einen Wildwechsel.

In einem besonders dichten Nest von Traubenkirschbüschen fand sie ihren Hund. Allerdings buddelte er nicht in einem Kaninchenloch und wälzte sich auch nicht in den Resten einer halbverwesenen Katze.

Sie sah Turnschuhe, Jeans, dann alles.

Der Mann, an den sich der Spaniel nicht näher als einen halben Meter herantraute, lag auf dem Bauch. Vorsichtig folgte die Joggerin dem Beispiel ihres Hundes und schlug einen Halbkreis, bis sie das Gesicht sehen konnte. Der Kopf war zur Seite gedreht, das dick aus seiner Höhle getretene Auge starrte matt ins Leere. Ein schmaler schwarzer Käfer krabbelte aus dem Gehörgang. Entsetzt wich sie zurück.

»Er ist erst im Frühjahr bei uns eingezogen, gut kannten wir ihn noch gar nicht«, bekam Oskar Lindt als Auskunft. »Elektrotechnik war sein Fach, seit dem Sommersemester. Kam aus einem Ort irgendwo im Saarland.«

Die beiden Mitbewohner der WG in Blankenloch öffneten den Kripobeamten das Zimmer von Carsten Blees.

»Moment noch«, stoppte Lindt die Spurensicherung. »Ich will mich erst mal umschauen, bevor ihr hier alles auf den Kopf stellt.« Wortlos reichte ihm einer der Techniker ein Paar Latexhandschuhe.

Zehn Minuten später zuckte der Kommissar resigniert die Schultern und überließ der SpuSi das Feld. Im Gehen zeigte er noch auf den Laptop, der auf dem Schreibtisch lag.

»Klar doch, nehmen wir gründlich unter die Lupe.«

Trotz des starken Verwesungsgeruchs, der von dem aufgeblähten Körper ausging, hatte sich der Chef der Karlsruher Mordkommission auch am Tatort ziemlich lange Zeit gelassen. Eine Schleifspur führte von der Stutenseer Allee bis zum Fundort der Leiche. Einige durchsichtige Brösel, Bruchstücke einer Fahrradlampe, wie sich später im Labor herausstellte, waren alles, was auf dem viel genutzten Waldweg gesichert werden konnte.

Ludwig Willms, Leiter der KTU, machte den Ermittlern wenig Hoffnung: »Wisst ihr, wie viele Radfahrer hier Tag und Nacht im Hardtwald unterwegs sind? Hunderte, ach was, Tausende! Da liegen doch alle zehn Meter irgendwelche Fahrradteile.«

Die Marke der LED-Leuchte war inzwischen bekannt, aber nur deshalb, weil Willms sich das gleiche, recht teure Modell vor Kurzem für sein eigenes Triathlonrad gekauft hatte.

Außer diesen Bruchstücken fand sich in der Umgebung des Toten rein gar nichts, was die Untersuchung hätte beschleunigen können.

Der Notarzt wies wortlos auf die dunkelrote, ringförmige Spur am Hals hin, hielt sich dabei aber die Hand vor den Mund und suchte schnell das Weite.

In der Heidelberger Rechtsmedizin wagten Oskar Lindt und sein langjähriger Partner Paul Wellmann am darauffolgenden Tag nochmals einen Blick auf den strangulierten Studenten. Nach der Obduktion und Entnahme der inneren Organe hatten sich die üblen Gerüche fast völlig verflüchtigt. Die rothaarige Gerichtsmedizinerin, Lindt schätzte sie auf Ende 30, erklärte die Todesursache in aller Ausführlichkeit.

»Der konnte sicherlich keinen Laut mehr von sich geben. Ein geschmeidiger Draht, ein kräftiger Ruck, blitzartig war Feierabend!« Sie holte ein Blatt von ihrem Schreibtisch: »Wir haben Zinkpartikel gefunden.«

»Sie meinen, jemand hat ihm eine Schlinge …?«, wollte Wellmann wissen.

»Ja, fast wie im Wildwestroman, nur war das kein Hase, der darin zappelte, sondern dieser blonde, gut aussehende und gut gebaute junge Mann, gerade mal 20 geworden.«

Lindt nickte. Die Geldbörse mit den Ausweispapieren hatte aus der Gesäßtasche der Jeans geragt.

»Unter den Fingernägeln?«

»Nur Waldboden, Sandkörner, Blätter- und Grasreste, aber keinerlei Faserspuren und auch nichts, von dem wir eine DNA hätten abnehmen können.«

»Wie lange dauerte wohl sein Todeskampf?«

Die Rothaarige zeigte auf den mittlerweile schwarzen, teilweise blutverkrusteten Ring am Hals des Toten: »Der Kehlkopf wurde völlig eingedrückt. Eine, allerhöchstens zwei Minuten.«

Die Kommissare versuchten, sich das Geschehen bildlich vorzustellen. »So lange vielleicht, wie er rückwärts geschleppt wurde.« Sie blickten wieder zum Edelstahltisch, auf dem Carsten Blees lag. Seine Augen waren immer noch unnatürlich weit nach außen gewölbt. Wellmann wandte sich ab und auch Lindt konnte den grausigen Anblick nicht mehr länger ertragen.

Sie schauten sich an.

»Oskar, dieser Draht mit den zwei Holzstückchen an den Enden …«

Lindt nickte. »Eine Garotte! War mal sehr beliebt in Südfrankreich.«

»Schauen Sie sich denn in Ihrer Freizeit auch noch alte Gangsterfilme an?« Die Ärztin schüttelte irritiert den Kopf. »Haben Sie nicht genug an dem da?«

2

Der Todeszeitpunkt musste ungefähr gegen Mitternacht gewesen sein. Jan Sternbergs Recherchen bestätigten die Ergebnisse der Gerichtsmedizin, als seine beiden älteren Kollegen wieder von Heidelberg ins Karlsruher Polizeipräsidium zurückkehrten.

Carsten Blees war beim Uni-Sommerfest gewesen und dort von zwei Kommilitoninnen noch um halb 12 gesehen worden.

»Er wurde denen aber zu aufdringlich, da haben sie sich lieber schnell verdrückt. Die lauen Sommernächte … scheint auf ein Abenteuer aus gewesen zu sein«, grinste Sternberg.

»Ein paar Bierchen hatte er auch intus«, tippte Paul Wellmann auf den Laborbericht mit den Blutwerten.

Lindt erinnerte sich: »Von einer festen Freundin haben die beiden aus seiner WG nichts gewusst. Ein paar Mal war er anscheinend über Nacht weg, aber als sie ihn damit aufziehen wollten, hatte er nur vielsagend gegrinst.«

»Auch an der Uni konnte uns niemand was sagen.« Sternberg und zwei weitere Kollegen hatten sich dort einige Stunden lang intensiv umgehört. »Beim Sommerfest gab es nichts Außergewöhnliches.«

»Wenn ihm einer gefolgt wäre, auf der Heimfahrt, mit dem Rad?«, mutmaßte Paul Wellmann.

»Genau daran habe ich gedacht und gezielt rumgefragt«, berichtete Sternberg. »Eifersucht, Freundin ausgespannt, aber keiner wusste was. Streit oder andere Auffälligkeiten – nichts!«

»Plakate?«, schaute ihn Lindt an.

»Schon im Druck, Chef. 30 für die Uni, noch mal 60 in der Stadt und in Blankenloch.«

»Gut, was noch?« Der Chef der Karlsruher Mordkommission begann, eine seiner vielen Pfeifen zu stopfen.

»Zeitungen, Radio, Fernsehen. Ich schreib mal einen Entwurf für die Pressestelle«, machte sich Paul Wellmann an die Arbeit.

Lindt riss ein Streichholz an und hielt es an den Tabak.

»Bestimmt eine Beziehungstat, auch, wenn ihr noch nichts rausgefunden habt«, sinnierte er unter den ersten aufsteigenden Rauchwolken.

»Und zwar gut vorbereitet, Oskar. Oder hast du immer eine Garotte in der Tasche?«

»Stimmt, Paul. Keine Tat im Affekt.«

Sternberg war entsetzt. »Echt, so eine Drahtschlinge? Dann war es ja ein Killer, ein Profi.«

»In Heidelberg haben sie Zinkspuren gefunden. Verzinkter Draht.« Lindt zögerte: »So ganz verstehe ich das allerdings nicht. Diese Schicht ist doch als Rostschutz gedacht …«

»Und macht den Draht störrisch«, führte Sternberg den Gedanken fort. »Eine Schlinge muss aber flexibel sein, weich, biegsam.«

Sein Vorgesetzter erhob sich und ging zur Tür: »In Neureut kenne ich ein Eisenwarengeschäft.«

Er drehte sich noch einmal um: »Ach, ich nehm das Rad. Wenn was ist, könnt ihr mich ja abholen.«

Der Leiter der Mordkommission verschwand, ehe einer antworten konnte, und ließ zwei sprachlose Kollegen zurück.

»Das glaub ich jetzt nicht, Paul, und du?«

»Der Oskar«, schüttelte Wellmann den Kopf, »… wird auf seine alten Tage noch sportlich.«

»Nach Neureut, bis rein in den Ort, das sind doch mindestens …«

»Ne Stunde braucht er sicher, aber schau doch raus, Jan, bei dem tollen Wetter.«

»Alles klar, Chef seilt sich ab, Vergnügen im Dienst, na von mir aus.«

»Manchmal fällt ihm ja was Geniales ein, wenn er so alleine unterwegs ist.«

Das Einzige, was Lindt am Rad fahren störte, war, dass er nebenbei nicht noch Pfeife rauchen konnte. Er hatte es natürlich schon probiert, aber der Fahrtwind blies ihm immer mächtig in den Pfeifenkopf, nahm die ganze Asche mit und fachte das Feuer unangenehm an. Vielleicht sollte ich mir mal eine mit Deckel kaufen, ging es ihm durch den Kopf.

Außerdem, lächelte er vor sich hin, als er den Schlossgarten durchquert hatte und sich hinter der Mauer für die Linkenheimer Allee entschied, funkensprühend jetzt im Sommer durch den trockenen Hardtwald zu radeln, das dürfte den Förstern hier nicht gerade gefallen.

Oben auf der Fußgängerbrücke stieg er ab, lehnte an das Geländer und betrachtete eine Weile nachdenklich den Verkehr unter sich auf dem vierspurigen Adenauerring.

Hätte dieser Student ein Auto genommen, wäre er jetzt vielleicht noch am Leben – oder er wäre besoffen gegen einen Baum gerauscht, wer weiß, hing er seinen Gedanken nach. An den Straßen rings um Karlsruhe standen genügend Kreuze. Möglicherweise hat er seinen Mörder ja auch beim Unifest kennen gelernt …

Lindt schaute gedankenversunken hoch zum blauen, wolkenlosen Himmel.

Mörder? Mörderin? Konnte eine Frau die Kraft aufbringen, die es brauchte, um eine Schlinge lange und fest genug zuzuziehen? Sicher hatte sich Carsten Blees auch gewehrt. Nein, das konnte nur ein Mann getan haben.

Andererseits … Unter seinen Kolleginnen konnte sich der Kommissar auf Anhieb einige vorstellen, denen er für eine solche Tat genügend Kraft zutrauen würde. Dienstsport und dann noch ins Fitnesscenter …

Lindt rieb sich die Augen. Egal, ob Mann oder Frau, wieso überhaupt? Wieso brachte jemand ausgerechnet diesen Studenten um?

Erst ein paar Monate hier – er konnte bestimmt noch keinen großen Bekanntenkreis haben.

Vielleicht eine Sache von früher. Sternberg hatte den Auftrag, sich um den Lebenslauf zu kümmern.

Wahrscheinlich müssen wir noch ins Saarland … Die Eltern waren nur kurz in Heidelberg gewesen, um ihren Sohn zu identifizieren. Lindt hatte sie knapp verpasst.

Freunde, Nachbarn? In Kaiserslautern, wo Blees die ersten beiden Semester verbracht hatte, war die dortige Kripo bereits an der Arbeit.

Der Kommissar seufzte. Anscheinend so laut und tief, dass er hinter sich eine Stimme hörte: »Ist Ihnen nicht gut, kommen Sie lieber runter von der Brück.«

Ein Rentnerpaar beim Spaziergang schien sich Sorgen zu machen. »Schauen Sie, so schönes Wetter. Es gibt doch für alles einen Ausweg.«

Lindt zuckte zusammen. Machte er wirklich einen derart depressiven Eindruck? Er lächelte: »Also gut, dann halt heut noch nicht!«, schwang sich aufs Rad und ließ die beiden verdutzt stehen.

Die Brückenabfahrt gab ihm Schwung und er freute sich, dass der Fahrtwind die Schweißperlen auf seiner Stirn trocknete. Gerade im Sommer nahm er für kurze Strecken gerne sein altes Damenrad. In der Stadt hatte er dadurch keine Parkplatzprobleme, über die Staus konnte er nur lachen und besonders anstrengend war Rad fahren im topfebenen Karlsruhe nun wirklich nicht. Zumindest nicht bei der gemächlichen Geschwindigkeit, mit der er sich üblicherweise fortbewegte.

Jetzt hatte er allerdings eine schlechte Tageszeit gewählt. Gegen Mittag schien die Sonne von Süden her voll in die Allee. Er fühlte, wie sein Hemd am Rücken schon wieder feucht wurde. Nur ab und zu eine schattige Strecke, wenn die Kronen großer Roteichen ihre dicht belaubten Äste weit hereinstreckten.

Als er in die Rintheimer Querallee einbog, verbesserte sich die Situation wieder. Ein paar dicke Holzrollen neben dem Weg – ideal für eine kurze Rast. Er stieg ab und suchte sich einen bequemen Sitzplatz.

Nachdenklich beobachtete der Kriminalist die vorbeifahrenden Radler.

Wie ermordet man am besten nachts im Wald einen Radfahrer, ohne dabei aufzufallen?

Er wurde sich immer sicherer. Eigentlich war es ihm schon die ganze Zeit klar gewesen. Radfahrender Mörder verfolgt radfahrendes Opfer. Unauffälliger ginge es kaum.

»Hallo, Herr Lindt!« Ein junger Mann legte eine meterlange Bremsspur hin und brachte mit gekonntem Schwung sein Mountainbike direkt vor dem Knie des Kommissars zum Stehen.

Er schob seine Sonnenbrille nach oben ins Haar. »Da lässt es sich aushalten!«

Lindt erkannte ihn gleich. Seit knapp zwei Jahren wohnten sie in der Waldstadt unter demselben Dach. Carla und Oskar Lindt im ersten Stock, er ganz oben in einer engen Zwei-Zimmer-Wohnung.

»Sie kommen sicher gerade von Ihrer Schule«, mutmaßte der Kommissar. Gelegentlich wechselten sie ein paar Worte im Treppenhaus und so wusste Lindt, dass er in der Neureuter Realschule Biologie und Sport unterrichtete. Der Lehrer nickte mit gequältem Gesichtsausdruck: »Heut Nachmittag haben mir es die Neuner nicht gerade leicht gemacht. Eigentlich ganz interessant, dachte ich mir, so eine Projektarbeit über das Innenleben eines Ameisenhaufens, aber …« Er legte die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. »Vielleicht war es einfach zu warm.«

»Und in einem schwierigen Alter sind die halt auch«, lächelte Lindt versonnen. »Wenn ich da an meine Töchter zurückdenke … oh je …«

»Ja, ja, mit einer Party am Baggersee kann der Biounterricht halt nicht konkurrieren.«

Lindt sah ihm nach, wie er kräftig in die Pedale trat und seinen Frust an den staubigen Wegen des Hardtwaldes ausließ.

Auch der Kommissar schwang sich wieder in den Sattel und erreichte bald sein Ziel.

»Nein, ich möchte keinen Draht kaufen, nur anschauen.« Die ältere Verkäuferin in der stahlblauen Kittelschürze sagte erst mal nichts.

»Verzinkt müsste er sein, verzinkt und doch ganz biegsam.«

Sie schaute ihn schief an: »Ja wie, jetzt wollen Sie doch was kaufen?«

»Nein, nein, aber anfassen vielleicht. Spüren, wie er sich anfühlt.«

»Also bitte!« Die Frau hinter der Theke fühlte sich offensichtlich verschaukelt. Unterhalb ihrer grauen Kurzhaarfrisur registrierte Lindt eine zunehmende Rotfärbung.

»Ich muss wissen, mit welchem Draht man am besten …« Er beschrieb mit seinem Zeigefinger einen eindeutigen Kreis um den Hals.

Jetzt war es mit ihrer Fassung endgültig vorbei. »Was«, kreischte sie im höchsten Kirchenchor-Sopran, »was wollen Sie? Einen Draht, zum sich uffhänge? Ha, da nimmt man doch einen Strick!« Sie stutzte: »Aber wenn ich mirs recht überleg, der Dings, na, so ein alter Bauer aus Eggenstein, der hat vor zwei Jahr einfach ein Stück Weidedraht von seinen Rindviechern genommen, das hat auch funktioniert.« Erschreckt schlug sie sich die Hände vor den Mund, denn vier Kundinnen schauten völlig perplex aus der Haushaltswarenabteilung herüber.

Schleunigst fingerte Oskar Lindt seinen Dienstausweis aus der Gesäßtasche. »Kripo Karlsruhe, Mordkommission.«

Schlagartig entfärbte sich die Verkäuferin wieder. Sie wurde blass, dass ein Kreislaufkollaps unmittelbar bevorzustehen schien.

»Vielleicht haben sie es gehört oder gelesen«, beugte sich Lindt über die Ladentheke und flüsterte fast schon, »der Student, der nachts ermordet worden ist, drüben bei der Waldstadt.«

Ihre Augen wurden größer und größer: »Mit einem Draht von … von uns?«

»Nein, keinesfalls«, versuchte der Kommissar sie zu beschwichtigen. »Wir wissen nur, dass es ein Draht war – und verzinkt. Deshalb wollte ich mal schauen, was es da so gibt.«

Wortlos zeigte die Frau nach hinten: »Da im Lager, zweite Regalreihe. Aber ich, ich komm nicht mit!« Laut aufstöhnend ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. »Das ist mir doch zuviel.«

Oskar Lindt verschwand schleunigst zwischen den Regalen mit Schrauben, Nägeln, Türbeschlägen und Dübeln. Bald hatte er gefunden, was er suchte.

Große Rollen mit Drähten in den unterschiedlichsten Dicken und den verschiedensten Metallen waren am Boden aufgestapelt, dünnere Ware lag auf kleinere Haspeln gewickelt im Regal und in mehreren Kunststoffboxen lagerte schließlich der ganz feine Bindedraht, wie ihn die Floristen benutzten.

Er überlegte. Vielleicht könnte die Gerichtsmedizin das verwendete Material noch etwas genauer bestimmen, wenn sie verschiedene Drähte zur Auswahl hätte.

Er ging zurück zur Ladentheke. »Ob ich vielleicht ein paar Probestücke …?«

Die Verkäuferin saß immer noch schwer atmend auf ihrem Stuhl. Wortlos griff sie in eine Schublade, reichte dem Kommissar eine Zange, »ein Bolzenschneider fürs Dickere hängt dort hinten«, und drückte ihm zusätzlich eine große stabile Plastiktüte in die Hand.

Dass einer der beiden Schutzpolizisten im Hof des Präsidiums bei Lindts Anblick halblaut raunte: »Wenn ich mal Hauptkommissar bei der Kripo bin, geh ich auch im Dienst einkaufen«, hörte er zwar, aber es störte ihn nicht weiter. Er lehnte sein altes Damenrad an die Sandsteinmauer, nahm die Tüte mit dem Eisenwaren-Aufdruck vom Lenker und machte sich befriedigt auf den Weg zur Kriminaltechnik, um seinen Einkauf loszuwerden.

»Die Frau hat recht gehabt«, grinste Lindt zwei Tage später vielsagend, als das Ergebnis kam. Mit großer Wahrscheinlichkeit käme ein dünnes Stahlseil als Mordwaffe in Frage, zusammengedreht aus vielen Einzeldrähten und hauptsächlich in der Landwirtschaft für Elektrozäune verwendet. »Ein bewährtes Material; der alte Bauer in Eggenstein hat schon gewusst, was er nimmt.«

Der Schwarze war auch begeistert vom Weidedraht. Dünn, unauffällig in der Tasche zu tragen, dennoch stabil, sehr flexibel und an einer unbenutzten Koppel problemlos in beliebiger Länge abzuzwicken – wie geschaffen für seine Bedürfnisse.

Weniger begeistert war zwar die Führung der Karlsruher Kriminalpolizei von den ausbleibenden Ermittlungsergebnissen, aber Presse und Öffentlichkeit befassten sich mittlerweile schon wieder mit neueren Sensationen.

Konkursverschleppung bei einer einstigen Vorzeigefirma des Softwarebereichs mit 800 akut gefährdeten Arbeitsplätzen ließen den Mord an einem einzelnen und dazu noch auswärtigen, unbekannten Studenten schnell in den Hintergrund treten.

Nur die, die öfter mal mit dem Rad im Hardtwald unterwegs waren, hatten das Ereignis in der Stutenseer Allee noch eine Weile länger im Hinterkopf.

So auch Carla Lindt. In der ersten Zeit nach dem Mord nahm sie die Straßenbahn, um in die Kanzlei zu fahren, wo sie den Schriftverkehr von drei Rechtsanwältinnen organisierte.

Doch schon zwei Wochen später stieg sie wieder aufs Rad – auch, wenn dadurch ihr täglicher Weg am Tatort vorbeiführte.

Oskar hatte sie beruhigt. »Du fährst ja nur bei Tag. Da sind noch jede Menge andere Radfahrer unterwegs. Da wird so was bestimmt nicht passieren. Außerdem kommen wir irgendwann sicher noch drauf, wer mit diesem Studenten eine Rechnung offen hatte.«

Und auch, weil die 47 Spuren, die Lindts Truppe verfolgte, sich allesamt als Sackgassen ohne Ergebnis erwiesen, weil die Ermittlungen im Saarland und in der Pfalz keinerlei verwertbare Ergebnisse brachten und weil sich im familiären Umfeld von Carsten Blees rein gar keine Verdachtsmomente zeigten, sprach bald außerhalb der Kripo fast niemand mehr über den nächtlichen Mord im Hardtwald.

3

Einem passte das allerdings überhaupt nicht. Mehrere Pinnwände in seiner Wohnung waren mit Zeitungsausschnitten gespickt. Mehrere Radioberichte hatte er auf den kleinen Kassetten seines Diktiergeräts und dann als Sprachdateien in seinem PC gespeichert.

Von der Pressekonferenz, die in den Landesnachrichten des Südwestfernsehens ausgestrahlt wurde, fertigte er sogar eine DVD. Staatsanwalt Conradi und Kriminalhauptkommissar Lindt auf einer runden silbernen Scheibe; er hatte sich den Mitschnitt schon mindestens zehn Mal angesehen.

Je mehr die Öffentlichkeit aber das Interesse an seinem Werk verlor, umso weniger spürte er die Befriedigung. Dieses unvergleichliche Gefühl, das sich während der Tat wie eine gewaltige Welle aufgebaut und sich später, als er mit dem Fahrrad des Studenten durch den mitternächtlichen Wald geradelt war, fast bis zum Rausch gesteigert hatte: es verschwand. Jeden Tag ein wenig mehr. Schließlich kam es nur noch in der Schwüle der Nacht, wenn er einsam ausgestreckt auf seinem Bett lag und die Augen fest zudrückte, um die Erinnerung mühevoll wieder herzuholen.

Im Juli wurde der Schwarze von Tag zu Tag unruhiger und bald war ihm klar, dass er dieses Erlebnis unbedingt wiederholen musste.

Er experimentierte mit den verschiedensten Materialien. Die Sisalschnur schien ihm nicht stabil genug. Was, wenn sie im entscheidenden Moment abreißen würde? Nein, sie schied aus.

Das Elektrokabel war zwar schwarz, fest genug und bestimmt sehr biegsam, aber es fühlte sich unangenehm an; außerdem roch es in der Sommerhitze so nach Kunststoff. Nein, auch nicht.

Er suchte im Internet wiederholt unter ›Strangulation‹. Ein Seidenschal war schon häufig benutzt worden, schrieben zumindest englische Autorinnen. Ob sie sich das nur ausgedacht hatten? Er bezweifelte die Wirkung, denn bei einer zu breiten Auflage war der Druck pro Quadratzentimeter möglicherweise nicht hoch genug. Das Opfer könnte vielleicht noch länger um sein Leben kämpfen und ihn irgendwo erwischen. In mehreren Fachbüchern war die Bedeutung von Faserspuren herausgehoben worden. Auf keinen Fall durften sich Fingernägel in sein Sweatshirt krallen.

Er prüfte im Baumarkt eine rote geflochtene Wäscheleine. Kunstfaser, sehr tragfähig, las er auf dem Etikett, doch es war ihm irgendwie zu stillos.

Nein, eines Nachts, als er wieder davon träumte: Das dünne Stahlseil des Weidedrahts sollte sein Markenzeichen werden!

Nur an der Art des Überfalls wollte er noch arbeiten …

Auch das Dreierteam der Mordkommission war tätig. »Wir sind eben zu sehr vom Erfolg verwöhnt, Oskar«, versuchte Paul Wellmann zu trösten.

»Die letzten vier Jahre hatten wir 100 Prozent«, grantelte Lindt, ohne seine Pfeife aus dem Mund zu nehmen.

»Aber meistens war doch am Tatort schon alles klar, Chef, oder die Täter so dumm, dass wir sie leicht überführen konnten«, spielte Jan Sternberg auf den Fall an, wo zwei Meter neben dem halbtot geschlagenen Opfer die Geldbörse des als gewalttätig bekannten Nachbarn im hohen Gras lag.

Lindt zuckte nur mit den Schultern. »Dieses Mal ist es aber anders, ganz anders. Entweder ist es ein sehr intelligenter Gegner oder wir haben was Entscheidendes übersehen.«

Alle schwiegen und arbeiteten sich weiter durch Aktenstapel oder starrten auf Computermonitore.

Sie hatten wirklich alles Mögliche versucht. Am Tatort mehrere denkbare Szenarien nachgestellt, einmal bei Tag, einmal bei Nacht. Fazit: nichts, keine neuen Erkenntnisse!