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Warum behindert der Klimawandel Eisbären bei der Partnersuche? Verlegen arktische Vögel mit der Eisschmelze ihre Reviere weiter nach Norden? Kommt die Anopheles-Mücke samt Malaria nach Europa zurück? Welchen Tierarten der Klimawandel nutzt oder schadet, ist nicht immer vorhersagbar. Viele Arten sind infolge der Erderwärmung zum Umsiedeln gezwungen, manchen eröffnen sich zusätzliche Lebensräume, anderen droht der Artentod, weil sie nicht ausweichen können. Die Wissenschaft bringt oft Überraschendes ans Licht. Eine verblüffende Rundreise durch die weltweite Feldforschung in Sachen Fauna und Klima. - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos und Grafiken.
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Inhaltsverzeichnis
Wandern, schrumpfen oder weichen
Kai Althoetmar
Wie der Klimawandel die Tierwelt verändert
Impressum:
Titel des Buches: „Wandern, schrumpfen oder weichen. Wie der Klimawandel die Tierwelt verändert“.
Erscheinungsjahr: 2019.
Inhaltlich Verantwortlich:
Verlag Nature Press
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Kormoran. Foto: Xulescu, CC BY-SA 2.0.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Wandern, schrumpfen oder weichen
Welchen Tieren der Klimawandel nutzt oder schadet, ist nicht immer vorhersagbar. Die Forschung bringt oft Überraschendes ans Licht
Für die eine Tierart gilt der Klimawandel als Bedrohung, für die andere als Chance. In Afrikas Savannen begünstigt der global steigende CO²-Gehalt in der Atmosphäre das Wachstum von Wäldern - was langfristig Waldelefant oder Schimpanse freut, entzieht Savannenelefant oder Giraffe den Lebensraum. Während den Eisbären in der Arktis mit Schwinden des Packeises ihr Lebensraum wegtaut, wurden an Englands seit jeher warmer Südküste schon Mondfische beobachtet, die sonst am Äquator vorkommen, und der Löffler, eine im Mittelmeer heimische Ibisart, nistet bereits im deutschen Wattenmeer. Viele Arten sind zum Umsiedeln gezwungen, manchen eröffnen sich zusätzliche Lebensräume, anderen droht der Artentod, weil sie nicht ausweichen können. Viele zum Teil recht allgemeine Vorhersagen - etwa die von der Verschiebung von Lebensräumen Richtung Pole - entpuppen sich aber oft als zu schlicht. In anderen Fällen löst der Klimawandel Wechselwirkungen zwischen den Arten aus, die erst erforscht werden müssen.
Beispiel Himalaya. Wie anderswo schmelzen auch auf dem „Dach der Welt“ die Gletscher. Mit steigenden Temperaturen rückt die Vegetation in zuvor eisige Höhen vor. Bergaufwärts wandert nicht nur die Baumgrenze, die im Himalaya heute bei 4.400 Metern liegt. Auch Tierarten erobern neue Höhenlagen, zum Beispiel der Leopard, der in den bewaldeten Hochtälern am Fuße von Mount Everest und Lhotse vorkommt. Dabei gibt es einen Verlierer: den Schneeleoparden. Sein Reich sind offene Gras- und Buschlandschaften, steinige und steile Bergmatten. Die beiden Leopardarten gehen sich aus dem Weg, um mitunter tödliche Konfrontationen zu vermeiden. Beliebig kann der Schneeleopard seine Reviere nicht nach oben ausdehnen. „Schneeleoparden im Himalaya sind gefährdet durch die Dezimierung seiner Beute, durch Wilderei und durch den Klimawandel“, sagt der italienische Verhaltensforscher Sandro Lovari von der Universität Siena. „All das kann für die Katze tödlich sein.“ Den Verlust von 30 bis 50 Prozent seiner Habitate im Himalaya sagt Lovari dem Schneeleoparden voraus.
Schneeleopard im Hemis-Nationalpark (Indien). Foto: Rodney Jackson, Wikimedia.
Der US-amerikanische Wildbiologe George Schaller beobachtet die Verschiebung von Lebensräumen durch den Klimawandel mit Sorge. „Die Tiere müssen mitwandern, über die Grenzen der heutigen Schutzgebiete hinaus“, schreibt Schaller in einem Essay. Damit Tiere wie der Schneeleopard oder der Tiger überleben können, brauche es ein Mosaik aus Kernzonen ohne Siedlungen und Menschen. Wo die Habitate der Tiere wandern, werden auch die Grenzen von Nationalparks und Reservaten wandern müssen.
Im Himalaya geht es für ihn aufwärts: der Leopard. Foto: Patrick Giraud, CC BY-SA 3.0.
Wie Tiere neue Lebensräume erobern, zeigt das Beispiel des Goldschakals in Europa. In Ungarn, Tschechien und Österreich ist er schon heimisch, in Deutschland zeigte er sich erstmals 2000 in der Lausitz. Milde Winter kommen ihm zupaß, der Schakal liebt den Wechsel von Wald und offener Landschaft.
Ursprünglich heimisch ist er vor allem in Afrika, Asien und auf dem Balkan. 2012 klopfte der Orientale erneut bei uns an: Ein Schakal lief im Bayerischen Wald in eine Fotofalle.