Warum Deutschland es besser macht - John Kampfner - E-Book

Warum Deutschland es besser macht E-Book

John Kampfner

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Deutschen sind Meister der Selbstkritik. Dabei macht das Land es besser, als viele denken, sagt John Kampfner. Der Autor ist Brite und zeigt, wie sehr sich das Deutschland-Bild im Ausland in den letzten Jahren verändert hat. Die deutsche Politik hält er für vorbildlich: Finanz- und Flüchtlingskrise – kaum ein anderes Land navigiere so erfolgreich und souverän durch schwierige Zeiten. Sogar die Corona-Bekämpfung hält er für größtenteils erfolgreich. Während anderswo autoritäre Politiker und Populisten regieren, sei Deutschland ein Bollwerk aus Anstand und Stabilität. Den Grund dafür sieht Kampfner vor allem in der soliden Politik Angela Merkels und in der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit; darin liegt für ihn der Schlüssel zu einer sensiblen Demokratie. Eine erfrischend andere Geschichte der Bundesrepublik. «Ausgezeichnet und provokant, ein leidenschaftliches, aktuelles Buch.» Sunday Times

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



John Kampfner

Warum Deutschland es besser macht

Ein bewundernder Blick von außen

Aus dem Englischen von Barbara Steckhan und Thomas Wollermann

Über dieses Buch

Vita

John Kampfner ist Journalist, Autor und Kommentator. Er war viele Jahre deutscher Auslandskorrespondent in Bonn, Ostberlin und Moskau und berichtete über den Mauerfall und den Kollaps der Sowjetunion von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Er schrieb und kommentierte u.a. für die Financial Times, BBC und war Chefredakteur des New Statesman. Seine Bücher «Blair’s Wars» und «Why the Germans Do it Better» waren Bestseller in Großbritannien.

Im Angedenken an Betty und Fred, meine Eltern, die Deutschland während des Kriegs, jeder auf seine Weise, von seiner schlimmsten Seite erlebten.

EinleitungDeutschland und die Insel

Im Januar 2021 jährte sich zum 150. Mal die formelle Gründung des deutschen Nationalstaats, doch das Interesse der Deutschen, diesen Meilenstein der Geschichte feierlich zu begehen, war eher gering. Deutschland steht von Bismarck bis zu Hitler für Militarismus, Krieg, Holocaust und Teilung. Kein anderes Land hat in so kurzer Zeit so viel Unheil angerichtet.

Doch gab es in jüngster Zeit auch zwei Jubiläen, die ein anderes Bild zeichnen. Im November 2019 feierten Millionen den 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer. Und im Oktober 2020 sind drei Jahrzehnte seit der Wiedervereinigung vergangen, auch das ein Anlass – unter Pandemie-Bedingungen – für öffentliche Festakte. In seiner ersten Hälfte glich die Historie des modernen Deutschlands mit Krieg und Diktatur einer Horrorgeschichte. Seine zweite ist auf bemerkenswerte Weise von Wiedergutmachung, Stabilität und Reife geprägt.

Kein Land hat so viel Positives in so kurzer Zeit erreicht. Das ist jene Seite der deutschen Geschichte, von der ich berichten möchte. Vielen fällt es schwer, Deutschland als moralisches und politisches Vorbild zu sehen. Die erstaunlich vielen Engländer, die auch heute noch Churchill und dem britischen Gemeinschaftsgeist unter den deutschen Luftangriffen auf London, dem «Blitz», nachhängen, habe ich bereits mit einigen unbequemen Wahrheiten konfrontiert. Aber auch die Deutschen, die sich gerne zieren, Verantwortung zu übernehmen, werden sich herausgefordert fühlen.

Während derzeit in vielen Teilen der Welt autoritäre Systeme Konjunktur haben, ein außer Rand und Band geratener und inzwischen abgewählter amerikanischer Präsident die Demokratie aushöhlte, China nach neuer und Russland nach alter Macht greift, bildet ein Staat – Deutschland – ein Bollwerk der Vernunft und der Stabilität.

Es steht sehr viel auf dem Spiel. Die freiheitliche Demokratie an sich ist in Gefahr, und Deutschland kommt eine zentrale Rolle bei ihrer Rettung und Erneuerung zu.

Deutschland hat eine stabile Verfassung, politische Diskussionen werden auf einem reiferen Niveau als anderswo geführt, und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes war nach dem Krieg über weite Strecken einzigartig. Deutschlands Krisenmanagement könnten sich viele andere Staaten zum Vorbild nehmen, was sich nicht zuletzt zu Beginn der Coronavirus-Pandemie gezeigt hat. Und welches andere Land wäre in der Lage gewesen, eine Riesenaufgabe wie die Wiedervereinigung zu bewältigen, und das mit insgesamt überschaubaren Reibungen? Welche andere Nation in Europa – von der Türkei einmal abgesehen – hätte mehr als eine Million notleidende Menschen aufgenommen?

Deutschland steht vor vielen Problemen: Der Zustrom der Flüchtlinge hat gesellschaftliche Spannungen verschärft. Das Vertrauen in die politischen Parteien schwindet. Viele Menschen, besonders im Osten des Landes, fühlen sich von den simplen Parolen des politischen Extremismus angesprochen. Das Wirtschaftswachstum hat sich durch eine überzogene Konzentration auf den Export, insbesondere nach China, durch eine alternde Bevölkerung und eine in Teilen marode Infrastruktur verlangsamt.

Europa und die demokratische Welt verlangen dringend nach Führung, doch Deutschland zögert, außenpolitische Verantwortung zu übernehmen.

Woher also das Vertrauen, woher der Glaube an Deutschland? Ein Land wird genau wie eine Institution oder ein einzelner Mensch weniger an der Größe der Schwierigkeiten gemessen, die es zu bestehen gilt, als an der Art und Weise, wie sie überwunden werden. Unter diesem Aspekt kann man Deutschland nur beneiden. Es hat sich eine Reife erworben, die vielen anderen Ländern fehlt. Das war in keiner Weise vorherbestimmt, Deutschland hat es sich hart erkämpft.

Fünf entscheidende Jahre waren es, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg prägten: 1949, 1968, 1989, 2015 und 2020. Ich werde im Folgenden die Bedeutung dieser einschneidenden Momente für die einzelnen Lebensbereiche betrachten, allerdings eher thematisch geordnet als chronologisch. Sie haben tiefe Spuren in der Gesellschaft hinterlassen und allesamt Deutschland zu dem gemacht, was es heute ist.

Von 1945 bis 1949 dominierte der Wiederaufbau des verwüsteten und besetzten Landes. Kriegsschäden gab es in fast allen Städten, viele lagen in Schutt und Asche. Millionen Menschen waren auf der Flucht. Aus der vom Trauma der totalen Niederlage beherrschten Stimmung halfen die Alliierten, insbesondere die Amerikaner, dem Land wieder auf die Füße.

Die Basis allen öffentlichen Lebens in Deutschland ist das Grundgesetz. Dieses außergewöhnliche Dokument stellt eine der größten Leistungen aus der Zeit des Wiederaufbaus und der Neuausrichtung nach dem Zweiten Weltkrieg dar und hat sich als ausreichend robust und dabei zugleich als anpassungsfähig erwiesen. Die mehr als 60 Änderungen und Ergänzungen haben seinen Kern nicht angetastet. Damit ist es im Vergleich mit anderen Gründungsdokumenten so etwas wie ein Geniestreich. Die Verfassung der USA beispielsweise schleppt auf das 18. Jahrhundert zugeschnittene Bestimmungen mit sich herum (wie etwa den 2. Verfassungszusatz, das Recht der Bürger auf Waffenbesitz); Frankreichs Vierte Republik, ungefähr zur selben Zeit gegründet wie die Bundesrepublik, hatte nur zwölf Jahre Bestand. Die spanische Verfassung, 1978 nach dem Ende der Franco-Diktatur verabschiedet, gerät durch den Streit zwischen Zentralregierung und Katalonien schwer unter Druck. Italien und Belgien hatten nach dem Zweiten Weltkrieg große Schwierigkeiten, überhaupt stabile Regierungen zu bilden. Und im Vereinigten Königreich behilft man sich mit Improvisation und hofft, schon irgendwie durchzukommen.

Der Aufbau der politischen Architektur des westlichen Nachkriegsdeutschlands ist einer der großen Erfolge der freiheitlichen Demokratie. Auch die Briten hatten daran ihren Anteil. Sie halfen bei der Ausarbeitung einer Verfassung, die so erfolgreich wurde, dass viele Deutsche sie heute als ihren größten Stolz bezeichnen. Warum ist Großbritannien selbst nicht auf die Idee gekommen, etwas Ähnliches auch für unser Land zu schaffen, anstatt sich weiter mit so peinlich verknöcherten politischen Strukturen herumzuschlagen?

So erfolgreich sich der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft gestaltete, so wenig Platz blieb für Wiedergutmachung und ein historisches Schuldbekenntnis in jenen frühen Nachkriegsjahren. Dazu kam es erst in der zweiten prägenden Phase, im Zuge der Proteste von 1968, als die junge Generation Eltern und Großeltern mit der Vergangenheit konfrontierte und nicht mehr bereit war, Verschweigen, Halbwahrheiten und Lügen zu akzeptieren. Die Jungen verlangten Antworten auf ihre Fragen über das vergangene Grauen; sie wussten, dass viele der Älteren daran beteiligt gewesen waren oder auch darüber hinweggesehen hatten.

Das dritte Schlüsselereignis war natürlich der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung, die sich keineswegs mit historischer Zwangsläufigkeit ergab, und ein friedlicher Verlauf war nicht selbstverständlich.

Seither ist viel über die im Vereinigungsprozess begangenen Fehler gesprochen worden. Hätte mehr von der ostdeutschen Wirtschaft erhalten werden können? Wurde zu überstürzt gehandelt? Hatten sich die Wessis arrogant und unsensibel verhalten? Warum wurden vorhandene Stärken der DDR, wie die gleichberechtigtere Rolle der Frauen, nicht anerkannt? All dies sind wichtige Fragen. Dennoch: Wohl kaum ein anderes Land hätte eine Mammutaufgabe wie diese mit so wenigen Begleitschäden bewältigt.

Den vierten Umbruchsmoment löste die Flüchtlingskrise 2015 aus. Schlussendlich war Deutschlands damalige Reaktion bemerkenswert. Zur großen Verblüffung seiner Nachbarn öffnete das Land einer seit Ende des Weltkriegs in Europa nicht mehr gesehenen Zahl flüchtender Menschen die Türen. Das riss gesellschaftliche Wunden auf. Der politische Diskurs wurde angeheizt. Die AfD feierte Wahlsiege. Trotzdem war es die richtige Entscheidung, eine gute Entscheidung. Was sonst hätte Deutschland tun sollen, müssen sich die Kritiker fragen lassen.

Das Bild des heutigen Deutschlands ist stark von seiner Kanzlerin geprägt. In einer Fernsehansprache wenige Wochen nach Ausbruch der Corona-Krise bezog sich Angela Merkel auf den Zweiten Weltkrieg, und zwar – eine Ausnahme in der deutschen Politik – einmal nicht mit einem Bekenntnis deutscher Schuld: «Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.» In ernstem Ton sprach sie weiter von den notwendigen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, vom Einsatz der Bundeswehr, von der Einhaltung der getroffenen Maßnahmen. «Lassen Sie mich versichern: Für jemandem wie mich, für die Reise- und Bewegungsfreiheit ein schwer erkämpftes Recht waren, sind solche Einschränkungen nur in der absoluten Notwendigkeit zu rechtfertigen. Sie sollten in einer Demokratie nie leichtfertig und nur temporär beschlossen werden – aber sie sind im Moment unverzichtbar, um Leben zu retten.» Die Kanzlerin, die im sozialistischen Deutschland hinter der Mauer gelebt hatte, machte es sich nicht leicht mit diesen von der Not diktierten Freiheitsbeschränkungen.

Und was geschah unterdessen bei uns auf der Insel? Das Vereinigte Königreich hatte die Krise in keinem Augenblick im Griff. Es taumelte von einer Entscheidung zur nächsten unter ständigen offiziellen Verlautbarungen, die durchweg vom typischen großspurigen Getöse Boris Johnsons geprägt waren. Jede Maßnahme erhielt den Stempel «einzigartig in der Welt», nur um sich alsbald als unwirksam zu erweisen, ob es nun um Schutzkleidung, Ausgangsbeschränkungen oder eine Corona-App ging. Von der Quarantäne bis zum Lockdown, Johnson geriet bei jedem Schritt ins Straucheln.

Deutschland verzeichnete ganz andere Fallzahlen und erst recht eine andere Atmosphäre. Der Umgang des Landes mit der Krise war insbesondere während der ersten Welle von Kompetenz und Merkels ruhiger Hand geprägt. Die Kanzlerin respektierte die Entscheidungen, die in den Bundesländern und Städten getroffen wurden. Sie und ihre Regierung konzentrierten sich auf vorausschauende Planung, vertrauten den Wissenschaftlern und sprachen offen und nüchtern mit den Bürgern.

Im Winter 2020/21 trübte sich dieses positive Bild etwas. Der Bundesregierung mangelte es an Entscheidungsfreude, und in den Bundesländern regte sich Widerspruch gegen ihre Maßnahmen. Die Bürger hielten sich nicht so streng an die Regeln, wie es nötig gewesen wäre. Und obwohl einer der Impfstoffe das Siegel «Made in Germany» trug, lief das Impfprogramm nur langsam und mit Pannen an.

Noch ehe ich dieses Buch abschloss, entwickelte sich zwischen der EU-Kommission und einigen Pharmaunternehmen eine heftige Auseinandersetzung, weil die EU-Mitgliedstaaten viel langsamer mit Impfstoff beliefert wurden als das Vereinigte Königreich. Dass es die Kommission versäumt hatte, das Vakzin rechtzeitig und in ausreichender Menge zu ordern, wollte sie nicht eingestehen. Großbritannien oder auch Israel und die Vereinigten Staaten hatten schneller und klüger gehandelt. Es war das erste Mal, dass die Regierung Johnson in der Corona-Pandemie etwas richtig gemacht hatte.

Viele Deutsche waren wütend auf die Kommission und ihre (deutsche) Präsidentin Ursula von der Leyen. Schließlich hatten sie die Entwicklung des ersten Vakzins von Pfizer/BioNTech im vergangenen November noch als deutsche Erfolgsgeschichte verkauft. Bestürzt verfolgten sie die neue Entwicklung der Dinge. Viele der britischen Medien ergingen sich in Schadenfreude. Statt solidarischem Handeln galt das Motto: Wer ist der Erste? Würde sich Johnson diesen «Sieg» auf die Fahnen schreiben können?, fragten sich einige. Würde ihn dies vor all der Kritik schützen, die nach einer öffentlichen Untersuchung seiner Pandemiebewältigung wahrscheinlich folgen wird? Schließlich hatte seine Mannschaft in der letzten Minute des Spiels doch noch das Siegtor geschossen. Politik, reduziert auf sportlichen Wettkampf. Eine sehr britische Sichtweise.

Leider ist die Pandemie noch längst nicht bewältigt, obwohl sich die Bürger Großbritanniens im Winter und Frühjahr 2021 in einem bewundernswerten Tempo impfen lassen konnten. Aber wird das Mittel auch wirksam gegen all die verschiedenen Mutationen sein? Und wie rasch wird sich die Welt erholen, wenn der Lockdown insgesamt aufgehoben ist? Die schreckliche Zahl von 100000 Corona-Toten in Großbritannien erfülle ihn mit großem Kummer, erklärt Boris Johnson bedrückt, ohne zu beantworten, warum die Pandemie in Großbritannien mehr Opfer forderte als in vergleichbaren Staaten.

Es war eine seltene und wenig überzeugende Darstellung von Demut. Zumal sie auch nicht lange anhielt.

Doch wenn dereinst die Geschichte der Pandemie geschrieben und bewertet wird, wie die einzelnen Länder mit dieser Situation umgingen, dann wird Deutschland sicherlich vergleichsweise gut dastehen. Alles in allem hat Deutschland die Sache richtig angepackt. Auch hier kann sich die Leistungsbilanz Deutschlands sehen lassen.

Mit dem nahenden Ende der Ära Merkel steht Deutschland gleichzeitig vor mehr Prüfungen als jedes andere vergleichbare Land. Warum? Nach Ansicht von Thomas Bagger, Berater von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, steht und fällt die Identität der Nation, ihre Stabilität und ihr Selbstwertgefühl mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Nachkriegszeit, mit der Herrschaft des Rechts.

Auch in schwierigen Zeiten fällt das moderne Deutschland nicht mehr zurück in billige Rhetorik. Im Unterschied zu Russland und Frankreich, wo man gern militärische Symbole beschwört, den USA mit ihrem Gründungsvätermythos und dem Vereinigten Königreich mit seinem kriegerischen «Rule, Britannia!»-Patriotismus hat Deutschland nichts, woran es sich im Notfall klammern kann, und so hält man sich dort mit solcher Leidenschaft an Verfahrensabläufe, will man alles richtig machen, nichts überstürzen und zu locker nehmen. Deutschland findet beim Blick in seine Geschichte nur wenige positive Bezugspunkte. Deshalb verweigert es sich einer historischen Tradition und nimmt jede Herausforderung der Demokratie als existenzielle Bedrohung wahr. Und deshalb bewundere ich wie viele andere, die eine komplizierte Beziehung zu diesem Land haben, so rückhaltlos die Ernsthaftigkeit, mit der es sich seit 1945 seinen Aufgaben widmet. Ein großer Teil der Stärke Deutschlands erwächst aus seinem Erinnerungsvermögen.

Meine Beziehung zu Deutschland reicht über meine familiären Wurzeln bis in die 1930er Jahre zurück. Mein jüdischer Vater Fred floh beim Einmarsch von Hitlers Truppen in die damalige Tschechoslowakei aus seiner Heimatstadt Bratislava. Seine Eltern schlugen sich mit ihm per Eisenbahn und Auto quer durch Deutschland und entkamen ins weitere Ausland. Mehrfach wären sie beinahe gefasst worden, konnten aber mit der Hilfe freundlicher Menschen immer wieder entkommen. Viele Angehörige ihrer weitläufigen Familie wurden in Konzentrationslagern ermordet. Mein Vater baute sich eine Existenz in England auf und lebte auch 15 Jahre in Singapur, wo er im britischen Armeehospital meine Mutter kennenlernte, eine Krankenschwester, die einer christlichen Arbeiterfamilie aus Kent entstammte.

Zu meiner Londoner Kindheit in den 1960er und 1970er Jahren gehörte die übliche Mischung von populären Kriegsliedern, Witzen und Fernsehshows, die allesamt gegen die tumben Krauts, einschließlich ihres «impotenten Führers», gingen. Ich spielte im Luftschutzbunker im Garten meiner Großmutter in Oxford, las später John le Carré und Frederick Forsyth, schaute im Kino Im Schatten der Zitadelle und Mai 1943 – Die Zerstörung der Talsperren und lachte einige Jahre darauf Tränen über die Folge von Fawlty Towers, in der John Cleese beim Empfang von Deutschen in jedem Satz den Weltkrieg erwähnt, trotz der zuvor ausgegebenen Parole «Bloß kein Wort vom Krieg!», und schließlich im Stechschritt umhermarschiert. Gelegentlich wurden solche Klischees auch durchbrochen. Auf Wiedersehen, Pet, ein britisches Comedy-Drama über Bauarbeiter aus dem Nordosten Englands, die Arbeit in Westdeutschland suchen, zeigte eine menschlichere und differenziertere Seite der Beziehung zu Deutschland. Insgesamt aber war das Bild von den Deutschen durch die fiesen Witze der Boulevardpresse geprägt, die sich darüber ausließ, wie die Deutschen mit ihren Handtüchern auf den Liegestühlen sämtlicher Strände nun doch noch die Weltherrschaft eroberten.

Ich war zu jung, um Vincent Mulchrons Kommentar in der Daily Mail am Morgen des Endspiels der Fußball-WM 1966 zu verstehen: «Westdeutschland wird uns vielleicht heute in unserem Nationalsport besiegen, aber das wäre nur fair. Wir haben sie schließlich zwei Mal in ihrem geschlagen.»[1] Bekanntlich gewann England dank eines zweifelhaften Tors 4:2. Die britischen Fußballfans hatten einen neuen Schlachtgesang: «Two world wars and one World Cup.» Noch 1996, als wir uns nach 30 Jahren demütigender Niederlagen Hoffnung machten, uns endlich mal wieder als Fußballhelden fühlen zu dürfen, als am Ende der Regierungszeit von Tony Blair Cool Britannia heraufzog, konnten wir es uns nicht verkneifen: «Achtung! Surrender!», brüllte der Mirror in Riesenlettern auf der Titelseite. «For You Fritz ze Euro 96 Championship is Over.»[2] Nicht wenige rissen solche Witze in bitterem Ernst. «Für viele Engländer geht der Zweite Weltkrieg nie zu Ende: Es macht einfach zu viel Spaß, die Deutschen zu bepöbeln.»[3]

Mit fünfzehn begann ich die Dinge anders zu sehen. Ich lernte Deutsch und verliebte mich in die Sprache. So begegnete ich Goethe, Brecht, Max Frisch und Nina Hagen. Mit Anfang zwanzig ergriff ich eine Gelegenheit beim Schopf und ging als junger Reporter nach Bonn, ins «Bundesdorf». Im April 1986, fast 50 Jahre nachdem er aus Deutschland geflohen war, besuchte mich dort mein Vater. Seit seiner abenteuerlichen Flucht war er nie wieder in diesem Land gewesen. Als wir vor seinem Abflug miteinander telefonierten, spürte ich, wie nervös er war. Dass die Lufthansa bei der Ankunft sein Gepäck nicht fand, machte es sicher nicht einfacher für ihn. Vielleicht haben die Deutschen doch nicht so viel Organisationstalent, witzelte er. Wir fuhren mit dem Auto über die Transitstrecke nach Westberlin. Deutschland machte auf ihn den Eindruck eines entspannten Landes, das ihm, der sein wienerisch gefärbtes, in den 1930ern steckengebliebenes Deutsch rasch wiederfand, mit selbstverständlicher Höflichkeit begegnete.

Abgesehen vom Besuch meines Vaters dachte ich während meiner geruhsamen Zeit in Bonn selten an den Krieg. Die Freunde, die ich in der Redaktion kennenlernte, und die Studenten, denen ich an der Universität begegnete, kamen mir nicht viel anders vor als die jungen Leute zu Hause. Die deutsche Vergangenheit war für mich kein großes Thema. Schwierig war allenfalls die Gegenwart, das zwanghafte Verhältnis der Deutschen zu Regeln. Ich erinnere mich noch gut, wie ich an einem schönen Sonntag einmal auf dem Balkon meiner Wohnung saß und Rockmusik im Radio hörte. Als der Piepton der stündlichen Nachrichtensendung ertönte, schaltete meine deutsche Freundin das Radio aus. Ich bat sie, es wieder anzustellen. Das wollte sie nicht. Ob ich denn nicht wisse, dass jetzt Mittagsruhe sei? Ich fiel aus allen Wolken. Für so etwas braucht man doch keine Regeln, sagte ich. Oh doch, die braucht man, erwiderte sie. Ich trumpfte sofort mit dem Klischee der Herdenmentalität auf, wozu die führe, sei ja wohl bekannt. Sie betitelte mich als egoistischen Thatcher-Lackel, dem andere Menschen einfach egal seien. Oft denke ich noch an diesen Streit zurück und frage mich, wer nun eigentlich recht hatte.

Manche Klischees über das Leben in Deutschland erwiesen sich als durchaus zutreffend. Einmal brummte mir ein Polizist eine Geldstrafe auf, weil ich es als Fußgänger gewagt hatte, die Straße zu überqueren, obwohl das rote Ampelmännchen zu sehen war – und zwar um vier Uhr morgens. Mein Einwand, dass es sicherlich noch Stunden dauern würde, bevor in dieser ruhigen Nebenstraße ein Auto vorbeikäme, stimmte den Polizisten keineswegs milder. Regeln sind Regeln, basta. Der Bürokratie muss gehuldigt werden, Logik hin oder her. Einmal klemmte ein Briefumschlag mit vornehmem Prägedruck unter meinem Scheibenwischer. «Lieber Nachbar», las ich auf dem Papier, «würden Sie bitte Ihr Auto waschen, es ist ein Schandfleck für unsere Straße.» Einige Regeln mögen sich im Lauf der Jahre etwas gelockert haben, dafür sind andere hinzugekommen. Wehe dem Fußgänger, der seine Schritte unbedacht auf einen Radweg lenkt. Und auch mit der Pünktlichkeit kann man es nie übertreiben. Neulich fuhr ich mit einer Freundin am Sonntag zum Lunch in einen Berliner Vorort. Sieben Minuten vor eins erreichten wir unser Ziel. «Geschafft! Dann können wir noch ein bisschen reden», erklärte sie hochzufrieden und verkündete um Punkt eins: «Jetzt können wir klingeln!»

Viele Deutsche nicken verständnisvoll, wenn man damit Probleme hat, und bringen Erklärungen und Entschuldigungen vor. Auf Platz eins: «Jedes Land hat seine Macken.» Auf Platz zwei, etwas lahm: «Wir brauchen die Regeln, um uns selbst zu kontrollieren.» Am interessantesten ist die dritte Erklärung. Eine Grundlage der deutschen Gesellschaft ist die Haltung, dass jeder der Gesamtheit gegenüber Pflichten hat, dass man sich gemeinsam für etwas einsetzt und dass eine Ordnung, die auf Regeln beruht, niemandem schaden kann. Ein in die Jahre gekommener Punk, den ich in Leipzig traf und der einst mit Malcolm McLaren und den Sex Pistols in London herumgehangen hatte, erklärte mir, die Deutschen fürchteten nichts so sehr wie den sogenannten rechtsfreien Raum, der es den Mächtigen ermöglicht, die Machtlosen zu schikanieren. Er wies aus dem Fenster. Man darf seinen Nachbarn nicht durch Anbauten das Licht wegnehmen. Nach einer bestimmten Uhrzeit darf man keinen Lärm mehr machen, weil die alten Leute sonst nicht schlafen können. Und das von einem ehemaligen Punkrocker. Er war unerschütterlich in seiner Überzeugung. In einer demokratischen Gesellschaft, betonte er, habe der Staat die Aufgabe, den Schwachen zu helfen, den Starken in die Parade zu fahren und so für ein Gleichgewicht zwischen den Reichen und Armen zu sorgen.

Der Kampf der Kulturen der letzten Jahre und der durch Trump und den Brexit ausgelöste doppelte Schock sind den Deutschen in die Glieder gefahren, die häufig von Gewalt begleiteten Proteste der Gelbwesten in Frankreich haben ein Übriges getan. Die Deutschen haben die vier Jahre währende Brexit-Agonie mit ungläubigem Staunen verfolgt. Sie konnten es nicht fassen, wie im Mutterland des Parlamentarismus, dem Musterland der Stabilität und Vorhersehbarkeit, ein solches Chaos ausbrechen konnte. Das Ergebnis des Referendums war ein schwerer Schock. Den Deutschen war bewusst, dass die Briten – wie auch manche ihrer eigenen Landsleute – dem Projekt Europa skeptisch gegenüberstanden, aber sie hätten es nicht für möglich gehalten, dass dies zu einem gesamtgesellschaftlichen Nervenzusammenbruch führen würde. «Infantil» und «unprofessionell» waren zwei der häufigsten Attribute, mit denen die britische Politik jener Zeit beschrieben wurde.

Was die Deutschen aber am meisten entsetzte, war die völlige Regellosigkeit. Was sollte nun gelten: ein einmaliges Referendum oder die repräsentative Demokratie? Das fragten mich viele deutsche Bekannte. Das, stammelte ich, sei nicht so einfach zu beantworten. Wie kann man in einem System leben, in dem die wichtigsten Amtsträger ohne Plan von Moment zu Moment entscheiden? Ich konnte nur mit den Schultern zucken, wie man es eben tut, wenn man das Versagen seines eigenen Landes erklären soll, aber im Grunde weiß, dass man keine plausible Erklärung hat. Die Deutschen versuchten ihr blankes Entsetzen gelegentlich mit dem ihnen eigenen Humor zu kontern. Besonders gerne imitierten sie die «Order! Order!»-Rufe von Unterhaussprecher John Bercow. Eine Berlinerin erklärte mir ohne jede Ironie, sie hätte ihr Netflix-Abo gekündigt, die Übertragungen aus dem britischen Parlament böten ihr genug Unterhaltung.

Im Dezember 2018, als Theresa May mit ihren ersten Versuchen, eine Einigung mit der EU zu erreichen, eine Schlappe erlitt, verlieh die heute show des ZDF einen ihrer Goldenen Vollpfosten an Großbritannien. Weitere gingen an Donald Trump und den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Bilder von Merkel, die peinlich lange vor dem Kanzleramt warten musste, weil offenbar die Tür der Limousine der britischen Premierministerin klemmte, kommentierte Oliver Welke in der heute show des ZDF: «May kommt einfach nicht mehr raus, weder aus der EU noch aus ihrem blöden Auto!» Der Moderator fuhr fort: «Man möchte den Briten einfach nur noch zurufen: Geht einfach! Ehrlich! Geht einfach! Oder? Harter Brexit, weicher Brexit, flüssiger Brexit, es ist mir völlig egal!» Und illustriert durch die Karikatur eines Engländers mit Bowler Hat, kommentierte er: «Man muss ja mal lernen aus seinen Fehlern! Das ist ja, als ob England einmal auf die heiße Herdplatte fasst, dann noch mal, und dann noch anfängt, sich zusätzlich ’ne Gabel ins Auge zu stechen!» Es tat weh, so etwas zu sehen. England, Zielscheibe des Spotts der Welt! Dabei hatte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke es in der Rheinischen Post doch ganz richtig auf den Punkt gebracht: «Der Brexit ist kein Spiel, sondern bitterer Ernst.»[4]

Der Wahlsieg Johnsons im Dezember 2019 vertiefte die Kluft zwischen den beiden Ländern. Sicher mag es Deutschland erleichtert haben, dass nun Klarheit über den Brexit herrschte, dafür hatte es jetzt das Beispiel eines gefährlichen Populismus direkt vor seiner Haustür. Wo waren die Vernunft und der Pragmatismus geblieben, die Markenzeichen der Briten, fragten sie sich. Wie konnten sie jemanden zum Premierminister wählen, von dem bekannt war, dass er als Journalist in Brüssel Geschichten über die EU erfunden hatte, der am liebsten den Clown spielte und sich nun plötzlich seriös geben musste, weil er eine Pandemie zu managen hatte? Für viele Deutsche ist Johnson die Verkörperung all dessen, was ein Politiker nicht sein sollte.

Die meisten Deutschen, mit denen ich zu tun hatte, fanden die Nöte Großbritanniens traurig und bedauerlich, ja geradezu mitleiderregend. Viele Gespräche begannen mit der Frage: «Was ist nur los bei euch auf der Insel, mein Freund?» Ja, was war denn eigentlich los? Der Brexit ist jedenfalls nicht die Ursache von Großbritanniens Psychokrise. Er ist ein Symptom. Wir stecken in einem maroden politischen System fest und leiden an Größenwahn. Als der ehemalige amerikanische Außenminister Dean Acheson Anfang der 1960er Jahre bemerkte, Großbritannien hätte nach dem Verlust seines Empire noch keine neue Rolle gefunden, rechnete er sicherlich nicht damit, dass wir auch sechs Jahrzehnte später nicht weitergekommen wären. Im Grunde verharrt England noch immer in dem Moment, als es den Krieg gewann. Wir strömen in die Kinos, um uns Filme wie Dunkirk und Die dunkelste Stunde anzuschauen; unsere kulturellen und historischen Bezugsgrößen sind auch heute noch Ereignisse, die vor 75 Jahren stattfanden. Seit Jahrzehnten stellen weite Teile unserer Medien die europäische Integration als Verschwörung der Deutschen und Franzosen dar, denen es darum gehe, englische Werte zu untergraben. Das beschreiben sie gern mit Vokabeln wie Sieg und Kapitulation, Kollaborateure und Verräter.

Direkt nach dem Krieg konnte England weder ökonomisch noch militärisch mit den USA mithalten. Es war nicht Großbritannien, das den Marshallplan auf den Weg brachte. Doch die britische Rheinarmee hatte großen Anteil daran, die Freiheit Berlins zu sichern. Großbritannien half dem besiegten Land beim Aufbau freier Medien und solider politischer Institutionen, wofür viele Deutsche bis heute dankbar sind.

England ist nie richtig mit der Europäischen Union warm geworden. Während des ersten Referendums im Juni 1975 verglichen die Gegner eines Verbleibs in der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft den Beitrittsvertrag mit Chamberlains Münchner Abkommen. Als Helmut Schmidt sich 1974 auf eine Rede vor dem Parteitag der Labour Party vorbereitete, fragte er sein Kabinett, mit welchen Argumenten er die britischen Wähler bewegen könne, in der EWG zu bleiben. Katharina Focke, Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, die gerade von einem Treffen mit ihrer britischen Amtskollegin Barbara Castle zurückgekommen war, schrieb an Schmidt: «Der einzige Weg, um Großbritannien in der Europäischen Gemeinschaft zu halten, wäre, es nicht daran zu erinnern, daß es sich in ihr befindet.»[5]

Das Memo mit diesem Zitat war 2019 in der Ausstellung Very British. Ein deutscher Blick zu sehen, die im Haus der Geschichte in Bonn gezeigt wurde. Wie mir Pressesprecher Peter Hoffmann sagte, war dies eine der meistbesuchten Ausstellungen des Museums. Ursprünglich vor dem Referendum konzipiert, wurde sie später um einen eigens dem Brexit gewidmeten Saal erweitert. Hoffmann räumte ein, dass das starke Interesse der Deutschen an den Nöten der Briten die Zahl der Besucher in die Höhe getrieben hatte. Die Ausstellung war unterhaltsam, informativ und schmerzlich zugleich. Im Grunde handelte sie von einer unerwiderten Liebe.

Die Deutschen waren leidenschaftliche Konsumenten britischer Subkultur, Popmusik und Fernsehserien (sie waren immerhin selbstironisch genug, um auch Fawlty Towers lustig zu finden), sie begeisterten sich für die bezaubernde Emma Peel aus Mit Schirm, Charme und Melone und sind auch heute noch für alles Britische zu haben. Viele Deutsche schwärmen von ihren Wohnmobilferien in Cornwall, Schottland und dem Lake District. Sie kleben am Fernseher, wenn die Premier League spielt. Sie verfolgen das Leben der Royal Family (und weisen gerne darauf hin, dass zu deren Vorfahren auch Deutsche aus dem Haus Hannover zählen). Sie lieben britische Traditionen so sehr, dass sie sogar welche erfinden. Jahr für Jahr schaut man in Deutschland an Silvester Dinner for One. Seit der Erstausstrahlung im Jahr 1963 ist diese deutsche Produktion zur Sendung mit den meisten Wiederholungen der Fernsehgeschichte geworden. Die Deutschen kennen jede Zeile auswendig. Kein Brite hat je davon gehört.

Der Fall der Berliner Mauer hätte eine sehr gute Gelegenheit geboten, Großbritanniens Rolle bei der Wiedergeburt des demokratischen Deutschlands herauszustreichen. Auf beeindruckende Weise wurde ein repressives sozialistisches System gestürzt. Margaret Thatcher spielte dabei zusammen mit Ronald Reagan und Michail Gorbatschow eine wichtige Rolle. Doch die britische Premierministerin witterte nur Gefahren. Einen Monat nach den turbulenten Szenen in Berlin äußerte sie vor Amtskollegen der EU