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Die Buchführung ist das Spiegelbild eines Unternehmens in Zahlen, steht in Wikipedia. Das ist so richtig. Die kaufmännische Buchführung befasst sich nur mit Dingen, die in Geldwerte darstellbar sind, es geht ausschließlich um das Geld. Die Buchführung dokumentiert Zahlen, die im Rahmen von Austauschprozessen, dem Geben und Nehmen, dem Tausch von Waren und Dienstleistungen gegen Geld entstehen. Deshalb spielte die Perspektive, aus der eine Buchführung erstellt und erklärt wird, von Beginn an eine entscheidende Rolle. Sie hält die Sicht der Betroffenen fest und was aus ihrer Sicht schriftlich festzuhalten ist. Dies war in der Geschichte der Buchführung nicht immer so.
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Seitenzahl: 236
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Vorbemerkung
Wie die Buchführung begann
Ohne Geld keine Buchführung: Eine kurze Geschichte des Geldes
Die einfache Buchführung
Luca Pacioli und die doppelte Buchführung
Die Entstehung der doppelten Buchführung in der Praxis
Die Einführung der doppelten Buchführung in Deutschland
Keine Buchung ohne Beleg: Jede Buchung braucht einen Nachweis
Treu und Glauben in der Buchführung
Recht und Gesetz in der Buchführung
Die doppelte Buchführung heute
Die Bilanz und der Wert des Vermögens
Anmerkungen zum Umgang mit der Buchführung
Wer täglich mit dem Rechnungswesen zu tun hat, verliert oft den Blick darauf, welch geniale Idee sich hinter der Buchführung verbirgt, die Goethe als „eine der schönsten Erfindungen des menschlichen Geistes“ bezeichnete.
So formulierte ich mal einen Text, der ein Seminar zur Geschichte der Buchführung ankündigen sollte. Während des Gesprächs fragte mich die Projektleiterin: Was ist denn eigentlich das Geniale an der Idee? Sie selbst habe keine Ahnung und müsse sich zum Glück nicht damit beschäftigen, dafür gäbe es die Buchhaltung, sie räumte aber ein, auf die Kosten müsse sie schon achten, denn ihren Etat dürfe sie nicht überziehen. Ich versuchte ihr zu erklären, dass bei jedem Geschäftsfall ein Buchen im Soll und im Haben erfolgt und deshalb am Schluss die Summe der Soll- mit der Summe der Haben-Buchungen übereinstimmen musste. War das der Fall, stimmte die Buchführung, wenn nicht, war sie fehlerhaft. Diese systemimmanente Kontrolle war doch genial. Und zweitens hat sich aus dem Niederschreiben von geschäftlichen Zahlen im Lauf der Jahrhunderte das System der doppelten Buchführung entwickelt, das die Kaufleute seit mehr als 500 Jahren auch in Deutschland praktizieren und deshalb bewährt hat.
Ich stieß auf Unverständnis und musste mir zum wiederholten Mal anhören, das allein schon das Wort Buchführung für viele negativ besetzt war. Man dachte sofort an die Steuererklärung, die man als lästig wahrnahm, weil sie die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig dazu verpflichtete, sich mit Belegen zu beschäftigen, sie so zu ordnen, um nachher die Essenz aus den Belegen in kryptisch anmutende Steuerformulare zu übertragen. Buchführung war, so die weitverbreitete Meinung ein doofes Thema, das keinen Menschen interessieren konnte.
Eine Einzelmeinung war das nicht. „Und so steh‘ ich hier und versuch‘ es anders“, dachte ich mir und es reifte die Absicht, die Buchführung so einfach wie möglich zu erklären. Dabei dachte ich an die vielen Schülerinnen und Schüler, um deren Wissen ich mich als Lehrer bemüht hatte. Ich sah wieder die Eltern der Schüler vor mir, denen der Sinn des Themas fremd war. Und es gab etliche andere Personen, die sich über mein Interesse an diesem Thema nur wunderten. Sie wollten nicht verstehen, wie ich mich für so ein trockenes Thema begeistern konnte. All diesen kritischen Begleitern ist der folgende Text gewidmet.
Die Buchführung ist das Spiegelbild eines Unternehmens in Zahlen, so steht es in Wikipedia. Das ist so richtig. Diese Beschreibung lenkt den Blick gleich auf eine wichtige Rahmenbedingung. Die kaufmännische Buchführung befasst sich nicht nur mit Dingen, die in Zahlen darstellbar sind, sondern sie müssen als Geldwerte existieren. In der kaufmännischen Buchführung geht es ausschließlich um das Geld.
Das Bedürfnis nach einer Buchführung entstand, weil man etwas niederzuschreiben wollte, was nicht in Vergessenheit geraten sollte. Die Notizen und Niederschriften hatten von Beginn an die Aufgabe, mittels der Buchführung Ansprüche an Besitz und Eigentum zu dokumentieren: Man hielt fest, was einem gehörte, oder andere einem schuldeten oder umgekehrt was man selbst anderen schuldete. Natürlich wurde auch der Inhalt der Geschäfte festgehalten und welche Wirkung sie bei anderen Personen oder Institutionen auslöste.
Die Buchführung beleuchtete die eigene Betroffenheit und Sicht der Dinge. Sie wurde vom Standpunkt desjenigen aus verfasst, der die Zahlen dokumentierte, die im Rahmen von Austauschprozessen, dem Geben und Nehmen, dem Tausch von Waren und Dienstleistungen gegen Geld entstanden. Deshalb spielte die Perspektive, aus der eine Buchführung erstellt und erklärt wird, von Beginn an eine entscheidende Rolle. Eine Buchführung entstand aus der Sicht der Betroffenen und befasste sich ausschließlich mit dem, was sie betraf und was aus ihrer Sicht schriftlich festzuhalten war. Dies war in der Geschichte der Buchführung nicht immer so.
Die Buchführung begann, als man Geschäftsvorgänge nicht mehr auf verschiedenen Blättern und Notizzetteln etwas schriftlich festhalten oder gar nur im Gedächtnis behalten wollte, sondern damit begann, diese in einem Buch zu dokumentieren. Als die Buchführung vor 500 bis 600 Jahren entwickelt wurde, war ein Buch bzw. ein leeres Notizbuch nicht einfach in einem Schreibwarenladen erhältlich. Ein Buch war wertvoll, weil es handwerklich erstellt wurde und sicher richtig Geld kostete. Die Kaufleute entschieden sich für ein Buch, weil sie alle Aufzeichnungen an einem Ort, nämlich in einem Buch haben wollten. Die Form der Aufzeichnung hatte den Vorteil, dass nichts verloren gehen konnte. Dieses Vorgehen, die Geschäftsfälle vollständig, sozusagen an einem Ort darzustellen, blieb als Grundsatz der doppelten Buchführung erhalten und begleitete das Rechnungswesen sozusagen seit seiner Geburt.
Ein weiterer Aspekt kam hinzu, den man auch vom regelmäßigen Schreiben eines Tagebuches her kannte. Die Buchführung erstellte eine Chronologie der Geschäftsfälle. Ihre Grundlage waren regelmäßige, meist tägliche Einträge, aus denen im Laufe einer Periode das Gesamtwerk entstand, das die aufsummierten Werte der einzelnen Geschäftsfälle enthielt. So wurde der Gang der Geschäfte anhand der Einträge nachvollziehbar und die Vergangenheit konnte nachverfolgt werden. In einem Tagebuch waren es Erlebnisse und in der Buchführung waren es Geschäftsfälle, die es wert waren, dass man sie als Nachweis für die Nachwelt festhielt.
Somit erfüllte die Buchführung mehrere Aufgaben: Was in einem Buch stand, war vollständig und konnte nicht verloren gehen. Die regelmäßigen Einträge ergaben zudem eine chronologische Ordnung. Die Einträge ließen sich zeitlich abgrenzen und die Geschäftstätigkeit konnte nach Jahren sortiert, zusammengefasst und verglichen werden. Die zeitliche Abgrenzung, die Darstellung nach Geschäftsjahren gehörte von Anfang an zu den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Buchführung.
Wenn heute im Zeitalter der EDV das gebundene Buch keine Rolle mehr spielt, braucht es trotzdem auch in der EDV einen Ort, wo alle Daten aufgezeichnet und gesammelt sind und wieder gefunden werden.
Der Begriff der kaufmännischen Buchführung beschäftigt sich nur mit Vorgängen, die mit Geld zu tun hatten. Alle anderen Daten, die ein Unternehmen aus gesetzlichen oder freiwilligen Gründen regelmäßig erhebt und in Statistiken aufbereitet und darstellt, sind im strengen Sinn keine Buchführung, weil sie nichts mit Geld zu tun haben. Trotzdem kann der Begriff auch hier verwendet werden. Wenn ein Unternehmen seine Bemühungen schriftlich festhält, wie es Abgase reduziert oder beim Einkauf den Anteil der bio-zertifizierten Rohstoffe erhöht, dann bilanziert es vorwiegend Mengenangaben und dokumentiert diese in einer Umweltoder Nachhaltigkeitsbilanz. Diese Fälle sind streng genommen keine Buchführung im kaufmännischen Sinn. Dieser Hinweis ist lediglich notwendig, um die Begriffe zu klären. Eine Umweltbilanz hat mit einer Finanzbilanz nur den Namen gemeinsam, Methode und Inhalt sind aber grundverschieden.
Die doppelte Buchführung, so wie sie vor 500 – 600 Jahren entwickelt wurde, beschäftigte sich mit zwei Fragestellungen. Erstens schaute sie darauf, wie die Geschäfte der Kaufleute im Laufe eines Jahres ihr Vermögen und damit den Reichtum veränderten. Sie hielt fest, wie die Werte der Vermögensposten sich mehrten oder verminderten oder gleichblieben. Gleiches geschah bei den Schulden. Der Fundus an Vermögen und Schulden, der am Jahresende in die Bilanz einging und sich in der Bilanz darstellte, bildete zugleich das Fundament für die Geschäftstätigkeit im neuen Geschäftsjahr.
Die zweite Frage beschäftigte sich mit den Ursachen und den Gründen des Erfolgs: Warum führte die Geschäftstätigkeit zu einem Gewinn oder Verlust und welche Faktoren der Wertschöpfung waren für den Erfolg verantwortlich. Die in der Buchführung dokumentierte Wertschöpfung war ein Wechselspiel aus Geben und Nehmen. Der Kauf von Waren und Diensten als Produktionsmittel führte zu Ausgaben, die notwendig waren, damit neue Waren und Dienste als Leistungen des Unternehmens entstehen konnten. Deren Verkauf führte dann zu Einnahmen. Am Ende eines Geschäftsjahres sollten die Einnahmen höher sein als die Ausgaben. Auf diese Weise erzielte das Unternehmen den Gewinn, der die Arbeit des Unternehmers entlohnte und den man als Wertschätzung seiner Arbeit verstehen konnte. Der Einkauf der Produktionsmittel war ein geldwerter Nachteil oder Verlust an Geldwerten und wurde als Aufwand bezeichnet. Im Gegenzug geriet der Verkauf der erstellten oder erbrachten Leistungen zum Vorteil oder Zuwachs an Geldwerten und wurde als Erlös bezeichnet. Die Werte der Produktionsfaktoren gingen verloren und durch die Leistung des Unternehmens entstanden Werte neu. Die eine Seite der Rechnung registrierte die Höhe der eingekauften Aufwendungen, die andere die der verkauften Leistungen. Das Ziel war immer, dass der Wert der verkauften Leistungen höher sein sollte als der Wert der eingekauften Aufwendungen, und so stellte diese Rechnung auch fest, welcher Gewinn aus diesen grundverschiedenen Transaktionen entstand und im ungünstigen Fall, welcher Verlust. Das Ergebnis der Transaktionen, die rund um die Wertschöpfung geschahen, stand am Ende des Jahres in der Erfolgsrechnung, mit anderen Worten auf dem Gewinn- und Verlustkonto. Laut Lehrbuch folgte die Wertschöpfung zwei Prinzipien: Entweder handelte ein Kaufmann nach dem Minimalprinzip, bei dem er ein vorgegebenes Ziel mit minimalem Mitteleinsatz erreichen wollte, oder nach dem Maximalprinzip, bei dem er mit einem festgelegten Mitteleinsatz ein Maximum an Ergebnis anstrebte. Wahrscheinlich bewegte sich die Praxis der Kaufleute bei beiden Prinzipien hin und her.
Die Transaktionen von Geld, die die Geschäftsfälle begleiteten, veränderten die Vermögensposten wie den Bestand an Bargeld, die Kontenstände beim Buchgeld und den Wert der übrigen Vermögenskonten. Wurde bei der Übergabe der Leistung nicht zugleich Geld gezahlt, entstanden offene Zahlungsposten als Schulden. Forderungen hielten fest, welche Zahlungen von Kunden noch ausstanden, und Verbindlichkeiten, welche Zahlungen der Kaufmann noch an die Lieferanten zu leisten hatte. Es gab die These, dass die offenen Zahlungen und Leistungen der Auslöser waren, warum die Kaufleute in der einer Buchführung schriftlich festhalten wollten, was nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Am Jahresende entstand die Bilanz als Schlusskonto, das anzeigte, ob ein Kaufmann mit seiner Tätigkeit sein Vermögen vergrößern konnte. Mit dem Gegenteil musste er auch leben. In welchem Umfang sein Vermögen wachsen sollte und welchen Gewinn und Vermögenszuwachs sich ein Kaufmann gerne wünschte, war eine andere Frage. Begriffe wie Raubtierkapitalismus, soziale Marktwirtschaft oder Gemeinwohlökonomie zeigten, dass die Ziele der Geschäftstätigkeit ganz unterschiedlich und zum Teil gegensätzlich sein konnten. Welche Wertschätzung der Kaufmann dem Gewinn und dem vorhandenen Vermögen am Ende entgegenbrachte und wie er das Ergebnis seiner Geschäftstätigkeit beurteilte, hatte mit der Messung des Ergebnisses und der Vermögensänderung, sprich der Buchführung wenig bis gar nichts zu tun.
Im Leben fast aller Menschen spielt die Buchführung eine Rolle, ganz gleich in welcher Form sie geführt wird. Etliche Menschen wissen es, andere nicht. Ob die Buchführung in einer einfachen Form oder als doppelte Buchführung erfolgt, ist dabei unwichtig. Ohne Buchführung geht heute nichts mehr. Wer als Privatperson der Buchführung mit Skepsis oder Ablehnung begegnet, verlässt sich darauf, dass andere die Buchführung zu seinen Gunsten korrekt erledigen. Zum Beispiel die Bank: Wer will schon seine Kontoauszüge ständig nach Fehlbuchungen untersuchen müssen? Die Meisten vertrauen darauf, dass die Banken in der Mehrzahl die Geschäftsfälle richtig buchen. Wer kontrolliert regelmäßig seine Lohn- und Gehaltsabrechnung? Wer überprüft den Steuertarif und berechnet nochmals die abgezogenen Beiträge zu den verschiedenen Arten der Sozialversicherung? In vielen Fällen verlassen wir uns darauf, dass die Berechnungen stimmen.
Wer regelmäßig für sich festhält, wieviel Geld er beim Einkaufen ausgibt, trägt seine Ausgaben in ein Haushaltsbuch ein, auch das ist Buchführung. Wer sich selbstständig machen will, muss die Buchführung gar nicht beherrschen, denn das kann eine Steuerberatung für ihn erledigen. Was er aber können sollte, ist das Kalkulieren von Preisen für seine Waren oder Dienstleistungen. Ein bisschen sollte ein angehender Kaufmann vom Thema schon verstehen. Es ist sicher gut, wenn man die Kostenarten kennt, die in der Kalkulation zu berücksichtigen sind und wenn man die Buchführung ein wenig versteht - aber es geht auch ohne.
Wer sich mit der Geschichte der Buchführung beschäftigt, wird Elemente entdecken, die aus der Vergangenheit kommen und noch in der Gegenwart gelten. Sie beweisen, dass die Grundidee von vor 500 Jahren noch aktuell und gültig ist und sich durch die Buchführung von damals bis heute immer noch derselbe „rote Faden“ zieht. Besser, als mit dem folgenden Zitat, ist das Für und Wider zu diesem Thema nicht auf den Punkt zu bringen. Johann Wolfgang Goethe‘s stellt in seinem Roman ‚Wilhelm Meisters Lehrjahre‘ fest: „Welche Vorteile gewährt die doppelte Buchhaltung dem Kaufmanne! Es ist eine der schönsten Erfindungen des menschlichen Geistes, und ein jeder Haushalter sollte sie in seiner Wirtschaft einführen.“ Und der Beruf des Buchhalters gehört zu den ältesten Professionen, die die Menschheit kennt – wie das folgende Kapitel zeigen wird.
Die Geschichte der Buchführung beginnt, als die Schrift erfunden und es möglich war, die Ergebnisse des Wirtschaftens messen zu können. Die Motive von damals sind dieselben wie heute. Man wollte geschäftliche Vorgänge, die auf einer Form von Gegenseitigkeit beruhten, schriftlich festhalten. Mit diesem Mittel war es möglich, diese zu kontrollieren und später nachzuvollziehen, und man konnte mit ihr Tatbestände beweisen. Aus diesem Bedürfnis heraus, so vermuten wir heute, entstanden die ersten Aufzeichnungen. Die Darstellung von wirtschaftlichen Dingen gehört “zum Frühesten, was die Menschen der schriftlichen Aufzeichnung für wert befanden.“1
Die Archäologen konnten anhand ihrer gehobenen Fundstücke nachweisen, dass es die Buchführung seit der Einführung der Schriftlichkeit gab. Eine der ersten Aufzeichnungen, die Forscher entschlüsseln konnten, war in Keilschrift verfasst und die die Zeichen der Keilschrift waren in Tontafeln geritzt. Die Sumerer, die ca. 3500 v. Chr. in Mesopotamien lebten, hatten auf Tontafeln Abrechnungen angelegt und darin die Mengen von Gütern festgehalten, die in die Lagerstätten von Palästen und Tempeln aufgenommen (Wareneingang) und aus dem Magazin herausgenommen (Warenausgang) wurden. In diesen Aufzeichnungen waren Mengen festgehalten, die von Menschen geliefert bzw. an sie ausgegeben wurden.2 Für die Darstellung von Mengen an Gütern verwendeten die Vorfahren bereits Mengeneinheiten, wie der Liter (hat mit der heutigen Messgröße wohl nichts zu tun), Getreidemengen wurden in Liter dargestellt. Solche Listen zu erstellen, könnte man aus heutiger Sicht als Inventarisierung bezeichnen.
Zu den Anfängen der Buchführung schrieb Yuval Noah Harari in seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“: „Die ältesten Texte der Menschheit enthalten leider weder tiefschürfende philosophische Erkenntnisse noch Gedichte, Legenden, Gesetze oder Heldenepen. Es handelt sich um ganz alltägliche Aufzeichnungen aus dem Geschäftsleben – Steuerzahlungen, Schuldverschreibungen und Besitzurkunden.“ Er schildert als Beleg: „Ein Tontäfelchen mit einem Verwaltungstext aus der Stadt Uruk, zirka 3400 – 3000 v.u.Z. Das Täfelchen bestätigt den Erhalt von 29.086 Maß (etwa 135 000 Liter) Gerste über einen Zeitraum von 37 Monaten durch einen gewissen Kushim.“ „Wenn „Kushim“ tatsächlich eine Person gewesen wäre, dann wäre das der erste Mensch in der Geschichte, den wir namentlich kennen…Es ist bezeichnend, dass der älteste überlieferte Name einem Buchhalter gehört, und nicht einem Propheten, Dichter oder Eroberer.“3
Aus der Obed-Zeit, die von 5500 bis 3500 v. Chr. dauerte, lagen als Funde Zählmarken und Stempelsiegel vor, die als Kontrollmittel in der Wirtschaft eingesetzt wurden. Etwas später hatten die Sumerer etwa 3500 v. Chr. in Keilschrift auf Tontafeln Abrechnungen festgehalten. „Keilschrift war vor allem im Wirtschaftssystem wichtig. Die ältesten Tontäfelchen mit Keilschriftzeichen sehen aus wie ein Formular und haben die Größe einer Kreditkarte. Verwaltungsfachkräfte ritzten darauf etwa das Zeichen für Bier (ein symbolischer Krug) oder Schafe (Kreise mit einem Kreuz darin) ein, an der Kante des Täfelchens vermerkten sie mit Kerben die Anzahl der Waren. Eines der ältesten Täfelchen zeigt: vier Bier, vier Schafe und ein Symbol für den Verwalter selbst, ein Rechteck.“4 Noch älter sind Markierungen, die die amerikanische Archäologin Denise Schmandt-Besserat als Token bezeichnet: Diese Token „waren unterschiedliche geometrische Tonkörper, darunter Kugeln, Scheiben, Zylinder, Dreiecke und Rechtecke. Die ältesten waren 10 000 Jahre alt und recht einfach, die jüngeren hatten komplexe Formen. Mit diesem Zeichensystem ließ sich etwa das Hab und Gut eines Dorfbewohners auflisten.“5 Ob man diese Ansammlung von Zeichen schon als eine Schrift bezeichnen konnte, war fraglich. Fast zeitgleich zur Keilschrift entstanden die ägyptischen Hieroglyphen.
Der Anthropologe David Graeber schilderte die Anfänge der Buchführung auf folgende Weise: „Das mesopotamische System ist am besten dokumentiert, noch besser als das ägyptische System aus der Pharaonenzeit (das offenbar ähnlich war), das System unter der chinesischen Shang-Dynastie (worüber wir wenig wissen) oder der Zivilisation im Indus-Tal (über die wir überhaupt nichts wissen). Zufällig wissen wir eine Menge über Mesopotamien, weil die große Mehrheit der Dokumente in Keilschrift finanzielle Angelegenheiten betrifft.“6 „In der sumerischen Wirtschaft dominierten große Tempel- und Palastanlagen.“ Dort lebten und arbeiteten viele tausend Menschen, wie Priester, Beamte, Handwerker. Bauern und Hirten bewirtschafteten große Flächen. Dort gab es eine Vielzahl unabhängiger Stadtstaaten. Um 3500 v. Chr. hatten „Tempelverwalter anscheinend schon ein einziges, einheitliches System der Buchführung entwickelt. Und es ist uns bis heute erhalten geblieben, weil wir den Sumerern bestimmte Dinge wie das Rechnen mit Dutzend und den 24-Stunden-Tag verdanken“.7
James Suzmann schilderte in seinem Buch „Sie nannten es Arbeit“ die Anfänge der Buchführung auf folgende Art. Von den Zeichen und Symbolen, die es in der neusteinzeitlichen Kultur gab, konnte die Keilschrift der Sumerer von Uruk entschlüsselt werden. „Die Entwicklung ihrer unverwechselbaren Keilschrift verlief nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in drei Stadien. In der ersten Phase, die sich über 4500 Jahre erstreckte und vor vielleicht 10 000 Jahren begann, entwickelte sich ein System der Buchführung, bei dem Transaktionen durch Formstücke aus Ton festgehalten wurden. In der nachfolgenden Phase wurden diese dreidimensionalen Formstücke durch Piktogramme auf Tontafeln ersetzt, die nach wie vor der Buchführung dienten. Die dritte und abschließende Phase, in der die Vorstufe einer alphabetischen Schrift entwickelte, setzt vor rund 5 000 Jahren ein und beinhaltete die erstmalige Nutzung von Piktogrammen für die systematische zeichenhafte Abbildung gesprochener Sprache.“8 Daraus lässt sich schlussfolgern, dass es erste Formen der Buchführung gab, bevor eine Schrift entstanden war.
Zu den Funden aus der letzten Phase schrieb derselbe Autor: „Archäologen haben bis heute mehr als 100 000 Relikte sumerischer Keilschrift ausgegraben, darunter Briefe, Rezepte, Rechtsdokumente, geschichtliche Schilderungen, Dichtungen und Landkarten sowie viele aus dem Geschäftsleben stammende Dokumente. Darunter ist ein 5.000 Jahre alter ‚Lohnstreifen‘, der zeigt, dass die durstigen Einwohner Uruks, wie die Tagelöhner, die die ägyptischen Pyramiden bauten, damit zufrieden sein mussten, für ihre Arbeit mit Bier entlohnt zu werden; ferner 4 000 Jahre alte Quittungen, die den Kauf bzw. Verkauf von Handelsgütern wie Tierfutter, Kleider oder Stoffe dokumentierten, und der weltweit älteste bekannte Beschwerdebrief, geschrieben um 1750 Jahre vor Christus von einem wütenden Kunden an einen Händler, der minderwertige Ware geliefert hatte.“9 Warum sich in den „frühgeschichtlichen Städten wie Uruk Märkte entwickelten, hatte seinen Grund teilweise darin, dass Austauschbeziehungen, wie sie typischerweise zwischen den Bewohnern kleiner bäuerlicher Siedlungen bestanden, in Städten schlicht nicht möglich waren.“ Während in ländlichen Siedlungen hauptsächlich Produkte zwischen Bekannten und Verwandten getauscht wurden, „fanden in Städten die meisten Tauschgeschäfte zwischen Fremden statt. Das bedeutete, dass die traditionellen Normen und Regeln, wie sie für Geschäfte auf Gegenseitigkeit unter zur Lauterkeit verpflichteten Partnern galten, in der Stadt nicht griffen.“10
Es gab noch weitere Hinweise über die ersten Schritte der Buchführung. Etwa 3000 v. Chr. existierten in Ägypten und Babylonien erste Darstellungen von Soll und Haben auf Papyrusrollen. Eine Loseblattbuchführung auf präparierten Palmblättern wurde in Indien gefunden, diese stammt aus der Zeit um 200 n. Chr.
Parallel zur Entwicklung im späten Mesopotamien wurde in Griechenland über den verpachteten Grund und Boden Buch geführt. „Überhaupt spielte Grundpacht (in Griechenland) eine größere Rolle, wobei der verpachtete Boden letztlich in der Verfügungsgewalt des Palastes verblieb, wo ein genaues Kataster geführt wurde. Akribisch Buch geführt wurde auch über die (Tier-)Herden: Texte vermerken den Bestand an Schafen, die von einem namentlich genannten Hirten gehütet wurden, und eventuelle Fehlzahlen; außerdem das Geschlecht der Tiere und den erwarteten Ertrag an Wolle.“ 11 Aus der Zeit des 5. Jahrhunderts v. Chr. lagen aus Griechenland Aufzeichnungen vor über die Schlussabrechnungen der Kassenbuchhalter des Attischen Seebundes, die den „Zehnten“ für die Göttin Athena ermittelten.
Umfangreiche Hinweise belegten die intensive Buchführung der Römer, ohne dass man auf konkrete Buchführungsunterlagen zurückgreifen konnte. 12 Im Verlauf der Jahrhunderte, in denen das römische Reich bestand, wurden Instrumente entwickelt und genutzt, die der späteren doppelten Buchführung sehr ähnlich waren. Der Staat entwickelte und pflegte selbst eine Buchführung, die mit der Einführung des Zensus, der Volkszählung verbunden war. Der Zensus diente dazu, das Vermögen der römischen Bürger zu zählen bzw. zu schätzen. Nach der Höhe des Vermögens wurden dann die Steuern berechnet, die die Bürger als Tribut an den Staat zu entrichten hatten. Es verstand sich von selbst, dass der Staat über die ermittelten Vermögen und erhaltenen Steuern Buch führte.
Ein weiterer Impuls ging im römischen Reich von den Bankern und Kaufleuten aus, die für den Güter-, Geld- und Darlehensverkehr ein methodisches Rechnungswesen entwickelten und nutzten. Die Bankiers hatten hier die Vorreiterrolle und in der Folge übernahmen die vermögenden Bürger deren Buchhaltung. Da im Zensus nicht nur das Grundeigentum, sondern auch das ganze Mobiliarvermögen berücksichtigt wurde, legten die Bürger zur eigenen Kontrolle Hausbücher an, in denen sie die verschiedensten Vermögensbestandteile registrierten bzw. buchten. Später kamen auch ausstehende Forderungen hinzu, da diese auch als Grundlage der Besteuerung dienten. Diese Hausbücher konnten dann die Bürger beim Zensus vorlegen und per Eid bestätigen, dass darin nichts Unrichtiges aufgenommen wurde. Das Hausbuch hatte also Beweiskraft. Wenn ein Bürger diesen Eid mit ruhigem Gewissen leisten wollte, musste er den Umfang seines Vermögens genau kennen und vollständig dokumentieren. Denn als Staatsbürger wurde er umso mehr geachtet, je mehr er an Abgaben an den Staat abführte. Deshalb sah er sich aus eigenem Interesse dazu verpflichtet, sein Vermögen vollständig und gewissenhaft in das Hausbuch aufzunehmen, denn das Ergebnis des Zensus verlieh ihm die Einstufung seiner politischen Wichtigkeit. Bei seiner Buchführung hatte er stets die Stufe seines Standes in der römischen Gesellschaft im Blick. Es ist jedoch abschließend zu erwähnen, dass Bürger ohne Vermögen und Sklaven keine Bücher führten, d.h. sie konnten durch Abgaben an den Staat nicht ihren Status verbessern. Der Zensus hatte nicht in allen Jahrhunderten der römischen Herrschaft diese Bedeutung.
Die Römer nutzten in der Buchführung schon mehrere Bücher. Es gab solche, die nur dem eigenen Zweck dienten und es gab das Hauptbuch, das für den Zensus angelegt wurde und die anderen Bücher an Bedeutung und Beweiskraft übertraf. Zum Beispiel hatten die Römer in einem Kassenbuch den Kasseneingang (Accepta) und Kassenausgang (Expensa) getrennt festgehalten. Im Kassenbuch wurde nicht nur der Geldverkehr gebucht, sondern auch der Wert aller Zu- und Abgänge von Vermögensbestandteilen. In das Hauptbuch (Kodex rationum) wurden die Beziehungen zu Schuldnern und Gläubigern, d.h. die gegenseitig entstandenen Schuldverhältnisse eingetragen. In diesem Buch waren Konten eingerichtet und die Gutschriften und Lastschriften wurden nach heute üblichen Grundsätzen gebucht.
Wie die Buchführung konkret aussah, lässt sich heute mit Quellen nicht mehr belegen. Es gibt z.B. kein Hausbuch mehr, das man in Augenschein nehmen könnte. Das Wissen über die Buchführung der Römer stützt sich auf Erzählungen, Berichte und Reden, wobei öfters Cicero mit einer seiner Reden zitiert wird. Man kann davon ausgehen, dass der Innenteil der Bücher bzw. die Art des Buchens sehr unterschiedlich waren, je nach dem Beruf oder dem Zweck, den die Bürger mit der Buchführung verfolgten. Sicher ist, dass im Kassenbuch die Ausgaben und Einnahmen in getrennten Rubriken gebucht wurden. Es gab auch schon, analog zur heutigen doppelten Buchführung, Gegenbuchungen zum Geldverkehr auf Personen- und Sachkonten, die im Hauptbuch standen. Konten wurden auch durch die Berechnung von Salden abgeschlossen. Durchstreichungen, Rasuren und andere Veränderungen, deren Grund unklar war, konnten den Bürgern in der Weise schaden, weil ihre Buchführung bei Prozessen nicht mehr als Beweismittel akzeptiert wurde.
Eine besondere Art von Büchern waren die Kalendarien. In das Staatskalendarium buchte der Staat sein Vermögen und die Schulden. In einem Privatkalendarium taten die Bürger dasselbe, wobei sie hauptsächlich das landwirtschaftliche Vermögen darin registrierten. Die Kalendarien sind mit einem regelmäßig aktualisierten Inventar vergleichbar, wobei es auch das Inventar als Bestandsaufnahme zu einem Stichtag gab. Die Kalendarien gab es ca. 500 Jahre lang. Der Beginn ihrer Praxis lässt sich nicht genau bestimmen.
Das Führen von Büchern war während der gesamten Dauer der römischen Herrschaft nicht üblich. Das Hauptbuch (Kodex) wurde irgendwann nicht mehr geführt. Wann dies passierte, lässt sich nicht genau sagen. Es muss aber während der Zeit gewesen sein, als im römischen Reich auch der Zensus nicht mehr regelmäßig erhoben wurde.
Schlussfolgerung
Die Hinweise aus der Antike lassen darauf schließen, dass die Menschen, als sie mit der Buchführung begannen, zuerst Übersichten in Form eines Inventars erstellten. Sie hielten zum Beispiel darin fest, welche Güter dem Tempel oder dem Palast zustanden. Die Römer erstellten mit ihrem Buchführungssystem Vermögensaufstellungen, auf deren Grundlage die Steuern bzw. Abgaben der Bürger berechnet wurden. Auf diese Weise bekräftigte der römische Staat seinen Anspruch auf die Abgaben, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten.
Das Inventar ist wohl eines der ältesten Instrumente der geschäftlichen Aufzeichnung. Es ist auch heute noch ein fester Bestandteil der Buchführung. In ihm werden alle Vermögensposten und Schulden eines Unternehmens detailliert aufgeführt. Heute ist die Pflicht, Inventare zu erstellen, gesetzlich geregelt: „Jeder Kaufmann hat zu Beginn seines Handelsgewerbes seine Grundstücke, seine Forderungen und Schulden, den Betrag seines baren Geldes sowie seine sonstigen Vermögensgegenstände genau zu verzeichnen und dabei den Wert der einzelnen Vermögensgegenstände und Schulden anzugeben.“ (§ 240 Abs. 1 HGB) „Er hat demnächst für den Schluss eines jeden Geschäftsjahres ein solches Inventar aufzustellen.“ (§ 240 Abs. 2 S. 1 HGB)
Auch im privaten Bereich werden Inventare erstellt, die je nach Anlass bezeichnet werde. Tritt ein Erbfall ein, wird der Umfang des Nachlasses in einem Nachlassverzeichnis dargestellt. Behörden fordern von den Bürgerinnen und Bürgern Vermögensübersichten, wenn sie öffentliche Mittel beantragen oder Ansprüche auf die Zuweisung von Beihilfen geltend machen. Halten wir fest: Das Inventar zählt zu den ältesten Instrumenten der Buchführung und es existiert noch heute.
1 Sommer, Michael, Wirtschaftsgeschichte der Antike, C.H.Beck, München 2013, S. 32.
2 Sommer, S. 32.
3 Harari, Yuval Noah, Eine kurze Geschichte der Menschheit, Pantheon, München 2013, S. 156 - 158.
4 Filser, Hubert, Bilder zu Buchstaben, Süddeutsche Zeitung, 22./23.11.2014, S. 37.
5 Filser, S. 37.
6 Graeber, David, Schulden Die ersten 5000 Jahre, Goldmann, München, 2014, S. 53.
7 Graeber, S. 53.
8 Suzmann, James, Sie nannten es Arbeit, C.H.Beck, München, 2021, S. 270.
9 Suzmann, S. 272.
10 Suzmann, S. 273.
11 Sommer, S. 35.
12 Vgl. Beigel, Rudolf, Rechnungswesen und Buchführung der Römer, Sändig, Wiesbaden, 1968, unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1904.
Vom Anbeginn an werden in der doppelten Buchführung alle Geschäftsvorgänge als in Geld bewertete Fakten dargestellt. Das Geld spielt in der Buchführung eine große Rolle. Im Lauf der Geschichte haben sich die Formen von Geld als Zahlungsmittel ständig geändert.
Tauschbeziehungen mit Geld - zum Begleichen von Schulden
Der Handel in Mesopotamien oder in Griechenland war am Anfang ein Tauschhandel, ein Austausch von Waren, der an bestimmten Handelsplätzen oder entlang von Handelsrouten stattfand. Mitgebrachte Waren aus anderen Regionen wurden an den Plätzen gegen heimische und nichtheimische Waren getauscht. Aus Keilschriftentexten ist ein assyrischer Handelsplatz mit Namen Kaniš bekannt. Dort haben assyrische Kaufleute vom frühen 20. bis zum späten 18. Jahrhundert v. Chr. Handel betrieben. „Kaniš war der Endpunkt einer Handelsroute, über den die mesopotamische Macht Assyrien Metalle – Silber, Gold und vor allem Kupfer aus Anatolien bezog, wohin sie im Gegenzug Textilien lieferte und Zinn, das die Assyrer selbst aus Iran importierten. Die Militärmacht Assur konnte so den Metallbedarf vor allem ihrer Waffenschmieden decken und gleichzeitig – in Form des Silbers – eine universell konvertible ‚Währung‘ erhandeln, die sich gegen andere Güter tauschen ließ.“13 Dieses Zitat zeigt, wie umfangreich in der damaligen Zeit die Handelsbeziehungen zwischen den verschiedenen Regionen waren. Zum zweiten reichte bei der Verschiedenheit der Marktteilnehmer und ihrer Waren das Tauschprinzip ‚Ware gegen Ware‘ nicht mehr aus. Sie bedienten sich eines speziellen Tauschmittels, das sich mit Silber als einem universellen Produkt anbot.
Nicht nur Silber wurde als Tauschmittel benutzt, sondern auch andere Metalle. Für den Tauschhandel wurden für die Nutzung der Metalle Gewichte festgelegt. „Aus dem Babylonien der Ur-III-Zeit (spätes 3. Jahrtausend v. Chr.) haben sich Gewichte aus unterschiedlichsten Metallen und in den verschiedensten Formen erhalten, die als Zahlungsmittel dienten. Kupfer, Gold, Bronze, Zinn, und besonders Silber galten überall als konvertible Währung und kamen besonders im Fernhandel zum Einsatz. Im Lokalhandel waren Gerstensäcke ein beliebtes Tauschmedium.“14 In Urkunden aus der damaligen Zeit ist zu lesen, mit wie vielen Gerstensäcken bestimmte Spezialisten, wie zum Beispiel schreibkundige Menschen, entlohnt wurden, da sie Empfangsberechtige des Tempels waren. 15 Mit der Verwendung von Metallen als allgemein gültiges Tauschund Zahlungsmittel nutzte man auch die Möglichkeit, anhand der Gewichte von Metallen den Gegenwert der Tauschware zu berechnen, es wurde also immer noch Ware gegen Ware getauscht, für die auszutauschenden Mengen wurden aber Werte berechnet bzw. festgelegt, indem der Wert und Gegenwert mittels Metallgewichten bestimmt wurde.