Was macht ein Philosoph im Krankenhaus? - Wilhelm Schmid - E-Book

Was macht ein Philosoph im Krankenhaus? E-Book

Wilhelm Schmid

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Beschreibung

In "Was macht ein Philosoph im Krankenhaus?" beschreibt Wilhelm Schmid die Grundzüge einer philosophischen Seelensorge. Neun Jahre lang hat er diese Praxis in einem Schweizer Spital ausgeübt. Wie er im Kursbuch 175 erklärt, lehrt ihn seine Erfahrung: Diese Form der Therapie "erzeugt den 'Sinn', der offenkundig unentbehrlich für das Leben ist."

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Seitenzahl: 20

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Wilhelm Schmid

Was macht ein Philosoph im Krankenhaus?

Lebenskunst an lebendigen Orten

Der Philosophie ist alles zuzutrauen, nur eines nicht: Lebenshilfe. Davon sind die meisten professionellen Philosophen und vermutlich viele Menschen überzeugt, welche die Philosophie in einem Turm aus Elfenbein vermuten. Als ich Philosophie zu studieren begann, war die Klärung von Lebensfragen für mich durchaus eine leitende Idee. Wiederholt gescheiterte Liebesbeziehungen hatten mich in große Unruhe versetzt. Der Philosophie traute ich zu, besser zu durchschauen, was Liebe ist und wie mit ihr umzugehen sei. Die ersten beiden Studienjahre erbrachten das Ergebnis, dass die Philosophie sich um manches bemüht, aber nicht um die trivialen Fragen des Lebens. Erst Jahre später lernte ich Platons Symposion kennen, das von nichts anderem als von der Frage handelt, was Liebe ist und wie mit den »Dingen der Liebe« umzugehen sei.

Hier wie auch sonst bei Platon und seinem Lehrer Sokrates ist die Frage »Ti estin?« von entscheidender Bedeutung: Was ist das, die Liebe? Was liegt ihr zugrunde? Was steckt dahinter? Philosophie ist zunächst nichts anderes als ein Innehalten und Nachdenken – das ist eine bescheidene Definition, aber Philosophie beginnt seit jeher mit diesem sokratischen Moment. Der Raum der »Was ist«-Frage ist der besondere Raum der Philosophie. Menschen haben Fragen an das Leben, und irgendwelche Fachdisziplinen sind nicht der rechte Ort, diesen Fragen vorbehaltlos und vorurteilsfrei nachzugehen. Dass die Philosophie den Raum für grundsätzliche Klärungsprozesse bieten kann, ist zweifellos der Grund für die wachsende Bedeutung der Philosophie in orientierungsloser Zeit. Das war schon so zur Zeit des Sokrates und Platon, in signifikanter Weise erneut im Zeitalter der Aufklärung im 18.Jahrhundert, und nun im frühen 21.Jahrhundert. Sehr wohl sind die Menschen, die sich von der Philosophie Hilfestellung bei dem Versuch erhoffen, ihre Lebensfragen zu klären, hier am rechten Ort. Es geht dabei nicht um eine weitere Form von »Therapie« und auch nicht um eine Bevormundung im Sinne eines normativen »Ratgebens«, sondern um die Klärung von Bedingungen, also dessen, »was ist«, und darüber hinaus um die Eröffnung von Optionen durch das Denken dessen, »was möglich ist«, um zur je eigenen Gestaltung des Lebens und zum Gewinn von Selbstmächtigkeit beizutragen.

Philosophie als Lebenshilfe