Was war mit ... Prinzessin Diana, Kaiserin Soraya, Julia Nixon-Eisenhower - Onre Relham - E-Book

Was war mit ... Prinzessin Diana, Kaiserin Soraya, Julia Nixon-Eisenhower E-Book

Onre Relham

0,0

Beschreibung

Rund um den Globus, von New York bis Peking, vom Wörthersee bis zum schönen Nürburgring, dazu noch in ganz kleine Orte, hier spielen die Geschichten. Sie handeln von der Macht des Zufalls und der Suche nach dem Glück. Im Mittelpunkt dieser Geschichten stehen u. a. eine Kaiserin, eine Prinzessin, eine USA Präsidententochter, Roy Black und die kleine Anita, mehrere Minister, Kriegsgefangenenlager, die Mondlandung, eine Liebesgeschichte, die Mangelzeit, schlimme Unfälle, Geschichten aus dem Alltag in den USA, Skilaufen am Arlberg, der Schlagersänger Chris Roberts und vieles andere mehr.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 169

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Gewidmet

Gisela,

den lieben Kindern

und den tollen Enkeln

Dieses Buch basiert auf wahren Begebenheiten, wenn auch manche Termine nicht genau hintereinander liegen. Die beschriebenen Personen können mit ihren Eigenarten ein wenig anders gewesen sein, doch ihr Verhalten entspricht der damaligen Situation.

Der Text des Buches erschöpft sich nicht nur in einer besonderen Schilderung von realen Personen und Geschehnissen, sondern besitzt eine zweite Ebene, hinter der realistischen Ebene.

„Am Sonntag kommt Vati, dann gehen wir alle mit ihm im „Kaiser- Wilhelm-Park“ spazieren“! Eigentlich kannte ich den Vater nicht, er war ja im Reichsarbeitsdient, (RAD), und immer als Oberfeldwebel gefragt. Und da kam er: Ein großer Mann in seiner schicken Uniform; an seiner rechten Seite baumelte ein silberner Säbel, der schaukelte bei jedem seiner Schritte. Mutti hatte ihr schickes, buntes Sommerkleid angezogen und wir vier Kinder waren in gefärbter Fallschirmseide gehüllt. Viele Spaziergänger grüßten uns und unsere Mutter und die Oma sprachen auch mit vielen Bekannten.

Damals muss ich 5 Jahre jung gewesen sein. In meiner Erinnerung war dies die zweite Begegnung mit Vati. Einige Zeit vorher waren wir im kleinen Ort Morbach auf dem Hunsrück gewesen und hatten in einer Soldatenbaracke des Reichsarbeitsdienstes übernachtet, weil dort der RAD seinen Standort hatte. Nur an diese beiden Begegnungen mit dem Vater kann ich mich noch erinnern; damals, als der 2. Weltkrieg noch nicht begonnen hatte. Zum dritten Male sah ich den Vater dann erst viele Jahre später, 20 Meter entfernt hinter dem Stacheldrahtzaun des „Rheinwiesenlagers“, in Remagen.

Hier hatten die siegreichen amerikanischen Soldaten bei Kriegsende im Mai 1945, die besiegten deutschen Soldaten als Gefangene, auf freiem Feld; es waren dort durchnässe Ackerflächen, in Schach gehalten. An manchen Tagen lagen, hockten oder saßen bis zu 160.000 Gefangene bei Grade um den Gefrierpunkt in und auf der nassen Erde. Es gab mehrere Rheinwiesenlager der Amis im Rheinland, an der Nahe und noch anderswo. Als der Krieg in diesem damaligen kalten Tagen und Nächten im Mai 1945 zu Ende ging, war es besonders nachts furchtbar kalt. Viele der deutschen Soldaten hatten dazu keine Winterkleidung an. Manche der deutschen Gefangenen sah man nur in einem Hemd dort sitzen oder liegen. -

In ihrer Verzweiflung hatten die Gefangenen sich mit nasser Erde beklebt, um nicht noch mehr zu frieren. So haben viele der geschwächten deutschen Soldaten die kalten Nächte und Tage nicht lebend überstanden. Die gestorbenen Männer wurden in ihre Heimatorte überführt, wenn sie am Halse ihre alte Soldatenmarke noch trugen, dort war ja die Heimatanschrift drauf vermerkt. Wer keine solche Marke mehr trug, wurde unter der Bewachung der Amerikaner, von den deutschen Kollegen, im nahegelegenen Ort beerdigt.

Wir, die vier Kinder unseres Vaters und unserer Mutter standen vor dem Zaun und riefen immer wieder im gemeinsamen Chor: „Vati – Vati!“ „Wer ist euer Vati?“ riefen die deutschen Soldaten aus dem Lager zurück. „Es ist der Oberfeldwebel Ernst R. vom RAD!“ Wie ein Lauffeuer hatten die Soldaten im Lager von Mann zu Mann diese Bitte weitergebrüllt, bis ins Innere des Rheinwiesenlagers. Und tatsächlich, nach ca. einer halben Stunde stand unser Vater als Gefangener, 20 m vor uns entfernt, am Zaun.

Wir hatten für ihn und seine Kameraden ein Brot mitgebracht und wollten es ihm zuwerfen. Dort die US – Soldaten erlaubten es uns nicht. Wir sollten es auf einen ca. 3 m hohen Berg von anderen Broten werfen, weil sie diese Nahrung alle auf eingeschmuggelte Pistolen oder Zangen für eine Ausbruch erst kontrollieren wollten.

Da stand er nun. Außer einer kleinen Handbewegung von ihm, hatte er für uns vier Kinder kein einziges Wort übrig. Er hätte doch rufen können: „Wartet, wartet, bald bin ich wieder bei euch!“ Doch das tat er nicht und beachtete uns Kinder überhaupt nicht. Er rief nur unserer Mutter zu: „Hilde, hast du Zigaretten?“ Die antworte: „Ernst, nein, tut mir leid, habe leider keine!

Die beiden Eltern riefen sich noch ein oder zwei Sätze zu, dann drehte sich unser Vater uns Kindern und seiner Ehefrau, seinen Rücken zu, ohne uns zu weiter zu beachten und stampfte zurück ins Gefangenlager, er drehte sich auch keinmal mehr zu uns Kindern um. Für unsere Mutter muss diese Begegnung grauenhaft gewesen sein, wie wahrscheinlich auch für meine zwei Jahre älteren Geschwistermädels auch. Nur ich empfand das alles nicht so schlimm wie sicherlich auch mein noch jüngerer Bruder. Wir waren dazu sicherlich noch zu jung, dieses traurige Erlebnis zu verstehen.

Nach dem früheren Spaziergang mit der ganzen Familie vor Jahren im Park 1942, als unser Vater mit seiner Uniform und seinem Säbel sich damals mächtig ins Zeug gelegt hatte, war dies jetzt 1945, die dritte Begegnung mit dem Vater. Und von da an hatten wir unseren Vater nicht mehr gesehen. Die deutschen Gefangenen aus dem Rheinwiesenlager wurden später in Viehwaggons von den Amis nach Bremerhaven befördert und von dort mit vielen Schiffen über den Atlantik nach Amerika transportiert. Aber die Amerikaner wollten die deutschen Soldatengefangenen auch nicht und haben sie wieder zurück nach England transportiert, auch hier waren sie unerwünscht und die Fahrt ging zurück nach Bremerhaven. Von hier ging es dann mit den deutschen Soldaten wieder in ihre Heimatorte, zu ihren Familien. Doch unser Vater fand den Weg nicht zu uns zurück, hatte er vorher eine andere Frau kennengelernt gehabt und fuhr zu ihr. Fast ein ganzes Jahrzehnt wollte er sich von unserer Mutter gerichtlich scheidenlassen, doch viele Widersprüche verhinderten die Auflösung der Ehe.

Ca. 20 Jahre später, Ende der 50er Jahre, spielte ich als Teilnehmer beim Mittelmosel- Wildbadtennisturnier in Traben-Trarbach mit und war bis ins Endspiel vorgedrungen. Wir hatten dort aber keine Ballkinder und mussten uns die Bälle selbst aus den Ecken suchen und aufheben. Bei einem solchen Versuch, ich hatte gerade den Ball aufgehoben, zuckte ich furchtbar zusammen. Da stand der Vater mir gegenüber, nur durch den Zaun getrennt und wir schauten uns einander sehr erschreckt an. Weil wir uns im Aussehen sehr ähnlich waren, war erkannte ich ihn sofort. „Können wir miteinander sprechen“, fragte er mich.

Ja, stotterte ich zu ihm, später, habe einen Matchball, in diesem Moment war ich mehr als erschreckt. Da stand der Mann, der Mutter und uns Kinder verlassen hatte und uns in jeder Hinsicht vernachlässig hatte. Was wollte er?

Nach dem Händedruck am Netz mit meinem Tennisgegner Heinz Ganz aus Trier, dort war er Meister im Tennis und Rudern gewesen, setzten wir uns sehr verlegen im Tennishäuschen zusammen.

Kühl und sehr peinlich berührt saßen wir uns gegenüber.

„Brauchst du was“? fragte der Vater. Ich schüttelte nur den Kopf. Er wiederholte immer wieder diesen Satz. Nein, nein sagte ich nur. Er redete unentwegt auf mich ein. Die Situation war so peinlich.

Ich stammelte nur immer wieder, nein, ich brauche nichts.

„Brauchst du Geld oder einen Anzug?“ Dies stieß er immer wieder heraus. Ich verneinte immer wieder, wollte ich doch von ihm nichts annehmen, weil er sich viele Jahre um nicht um uns gekümmert hatte. Und dann fasste ich mir ein Herz und fragte ihn unverblümt: „Warum hast du Mutti und uns vier Kinder im Stich gelassen, warum nur?“ Und unser Vater antwortete nur: „Dies wirst du einmal verstehen, wenn du erwachsen bist.“ Doch ich war in diesem Moment ja schon 20 Jahre alt.

An die Mutter ist die Erinnerung eine ganz andere. Da stehe ich mit 4 Jahren im kleinen Ställchen in der Küche und halte mich an den Stäben fest, lächele die Mutti an und sie streichelt mir liebevoll über den Kopf. Viel gesagt hat sie eigentlich nie, aber dafür drückte sie mich oft einfach an sich. Heutzutage sind die Kinder viel mehr auf Zack, sie werden von ihren Eltern auch einfach mehr gefordert. Dazu kommen die vielen heimliche Erzieher wie zum Beispiel die „Sendung mit der Maus“ und viele andere. Heutzutage wächst eine ganz andere Kindergeneration heran. Heute reden die Kinder schon in ganz jungen Jahren so, als hätten sie schon die Schule - den Beruf oder schon ein Studium erfolgreich bestanden. Oft erlebt man, wie kleine Kinder im Fernsehen oder im Radio perfekt die tollsten Erklärungen abgeben und Erlebnisse erklären können. Das war zu unserer Zeit, damals, bei weitem nicht so.

1943/44 wurden wir oft durch einen schrillen „Luftalarm“, auch in den Nächten, aus unseren Betten geholt. Die Mutter und die Oma drückten uns unsere Kopfkissen in die kleinen Ärmchen. Nun hieß es, die Treppen hinab, über den Hof, in unseren 16 Stufen tiefgelegenen Keller zu hetzen. Das extreme Sirenengeheul paarte sich mit unseren Blicken in den oft hell erleuchteten Nachthimmel mit dem tiefen Brummen der US - Flugzeugen, in oft in 4er Reihe flogen und ihre tödliche Bombenlast in deutschen Städten wie auch Berlin, Dresden, Hannover oder Leipzig, abwerfen sollten. Dies hat ja bekanntlich für viele Tote und viel Leid gesorgt.

In unserem alten, tiefliegenden Weinkeller, hatten wir für die Nachbarschaft und für uns, Strohbetten vorbereitet. Immer wenn es nötig war, mussten wir in den Keller, wir Kinder schliefen dann dort direkt wieder ein. Im Nachhinein erinnere ich mich, ca. 30 Personen waren dann viele Tage und Nächten, auf dieses Notquartier angewiesen. Wenn dann in der Nähe unserer Notunterkunft Bomben gefallen waren, was oft vorkam, hörten wir nicht nur das Krachen, auch die schweren Luftschutztüren zitterten und wir natürlich auch. Die ca. 4 m dicke Bruchsteindecke hätte uns sicherlich geschützt, wenn eine damalige 25 Zentnerbombe, auf unser Haus gefallen wäre.

In einer anderen Nacht wackelte die Kellerwand zum Nachbarhaus. Wir hörten ein Hämmern, ein Höllenlärm war zu hören. Dumpfe Schläge ohne Unterlass, wir wussten nicht was das war.

Der Opa hatte für sich ein Stemmeisen geholt und schlug ohne Unterlass von unserer Seite gegen die Wand. Bald hatte er den ersten Bruchstein aus der Wand geholt, dann plötzlich war es zum Durchbruch der Kellerwand gekommen. Zuerst kam weißer Rauch und viel Staub, alle mussten plötzlich husten, Schreie waren zu hören und dann wurde durch die geschlagene Öffnung in der Wand ein kleines, kurz zuvor im Nachbarkeller geborenes Baby, durch dieses Loch, dem Opa gereicht. Eine Rakete war zuvor im Nachbarhaus eingeschlagen. Nach und nach kamen durch das erst ca. 50 cm große Loch, nachdem es immer ein wenig größer geworden war, elf Nachbarsleute, zu uns in unseren Keller. Wir hörten auch die Bombeneinschläge, auch wenn diese weiter von uns eingeschlagen hatten. Immer näher kamen und stärker waren die schlimmen Geräusche für uns. Gleich sind die Amis da, dies dachten plötzlich alle im Keller und bangten um das Leben.

Dann kamen sie tatsächlich uns immer näher. Wir hatten alle sehr große Angst. Von der etwas höher liegenden Grafschaft schlugen die Granaten jetzt immer öfters in unserer Nachbarschaft ein. Die deutsche Gegenwehr gab es kaum noch. Die 15 und 16jährigen deutschen „Kriegshelfer“ waren total unterlegen und machtlos.

Am 8. Mai 1945 endete dann der „zweite Weltkrieg“. Als die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen tot.

Das „tausendjährige Nazi Reich“ versank in einem Meer aus Blut und Tränen. Gefallen an der Front, ermordet in den Konzentrationslagern, verbrannt in den Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der großen Flucht. Als die Welt erfuhr, was in deutschem Namen nicht nur in den Lagern des Regimes geschehen war, kehrte sich der Zorn gegen Hitlers ganzes Volk.

Vorher waren alte deutsche Männer zum sogenannten „Volkssturm“ eingezogen worden. Die Kinder der „Hitlerjugend“ wurden mit Panzerfäusten auf die Straßen geschickt. An vielen Orten wurden zahlreiche Menschen noch als Verräter hingerichtet. Bis zum Schluss fällten Standgerichte von Wehrmacht und SS tausende Todesurteile gegen deutsche Soldaten und Zivilisten. Am 21. April erreicht die Sowjetarmee die Stadtgrenze von Berlin, erst am 2. Mai 1945 ist der Kampf in Berlin zu Ende.

Als die Amerikaner unsere Stadt am 8. Mai erreicht hatten, war ich als 8jähriger auf sehr laute Motorgeräusche und Geknatter aufmerksam geworden. Gerade hatte ich den Schutzkeller verlassen und rannte durch das große Hoftor auf unsere Straße. In diesem Moment sah ich von der Hauptstraße einen riesigen Panzer in unsere Straße einbiegen. Mit seinem vorderen langen Geschützrohr schwenkte er krass in die großen Schaufensterscheiben von „Witsche-Mädchen“, einem Textilgeschäft. Die Amis wollten sehen, ob sich in diesem Haus deutschen Heckenschützen versteckt hatten. Ich raste aufgeregt zurück in unseren Schutzkeller: „Sie kommen“, rief ich aufgeregt. „Die Amis kommen, sie sind vor unserem Haus!“ Der Opa verrammelte nochmals die dicke Kellertür. Zwei Minuten später klopften Gewehrläufe gegen diese Tür. „Make open!“ Mehrere GI durchsuchten mit ihren Gewehren im Anschlag und nahmen drei deutsche Soldaten fest, die sich unter unseren Strohbetten versteckt hatten. Die deutschen Soldaten mussten ihre Hände hinter ihren Kopf legen, dann wurden sie abgeführt und vor dem alten Rathaus und dem „Hotel Kaiserhof“, mit anderen Gefangenen gesammelt. Von hieraus mussten sie, begleitet von den US – Soldaten mit ihren Gewehren, den Weg in das ca. 12 km entfernte Rheinwiesen-Gefangenenlager gehen. Es mögen ca. 50 deutsche Gefangene gewesen sein, die dort abgeführt worden waren. Als neugieriger 8jähriger Junge ging ich ca. 200 m hinter den Gefangenen her, wollte sehen, was passierte.

Dann aber schnell zurück in unseren Schutzkeller. Nun bestand ja keine Gefahr mehr durch abgeworfene Bomben und einschlagende Raketen. Eine große Erleichterung hatten wir alle von uns plötzlich erfahren. Der Krieg war ja jetzt beendet. Alle Nachbarn bezogen wieder ihre Häuser. Der schlimme Krieg war plötzlich verschwunden. Weiße Flaggen, Betttücher hingen aus den Fenstern, Deutschland hatte sich ergeben. Die Amerikaner verlangten von uns, dass wir das Parterre unseres Hauses räumten und nach oben zogen auf die 1. Etage zogen. Sie nahmen die unteren Räume für ihr Sanitätswesen in Beschlag. Ein Funkwagen stand dann auch vor unserem Haus und wir hörten Tag und Nacht ein „tü-tü-tü“ ihrer Funkanlagen. Nun wurden in unseren früheren Räumen viele der US – Boys verarztet. Oben auf der ersten Etage hatten Mutti und ihre Freundin Sofie, Schränke vor die verrammelte Zimmertür gestellt, sie hatten Angst vor einer etwaigen Vergewaltigung, was aber nie eine Gefahr war. Wir neugierigen naiven Kinder schlichen um die stets freundlichen US Soldaten herum und bekamen von ihnen sehr oft Schokolade, so etwas kannten wir nicht, aber schmeckte wunderbar. Werner, ein Nachbarsjunge, hatte von seiner Mutter gesagt bekommen, er solle immer sagen: „Have you wash?“

Viele der angesprochenen US Boys holten dann ihre gebrauchte Wäsche, und nach einigen Stunden gab es dann für die Reinigung, eine Unmenge von Schokolade für uns Kinder. Immer mehr von uns Kinder machten es dem Werners nach.

Am nächsten Tag sahen wir den Soldaten zu, wie sie in unserer Straße eiförmige Footballbälle warfen, wir konnten nicht genug davon sehen. Alles war für uns so neu und so interessant. Die Amerikaner hatten sich sehr rücksichtsvoll um uns Kriegsverliererkinder gekümmert. Es wurde aus unserem früheren Wohnzimmer nichts entwendet, bis auf drei Wärmehaltekannen für Kaffee oder Tee. Dafür waren jedoch an dieser Stelle ein ganzes Körbchen voller „Butterfinger – Schokolade“ hinterlegt worden. Wir Kinder waren happy. Butterfinger und Mars, das war so toll. Später erlebten wir jedoch einen anderen Amerikaner, der in unserer Toilettenschüssel etwas Obst abwaschen wollte. Er hatte nicht gewusst, dass diese Einrichtung für andere Zwecke gedacht war. Er hatte jedoch auf den Wasserabzug gedrückt und sein Obst war mit großem Geräusch weggespült worden. Er war so wütend, schrie, nahm seine Maschinenpistole und zerstörte die ganze Toilettenschüssel mit seinem wilden Schießen. Da war es ihm bekanntlich wohler.

Die US Armee hatten 23 sogenannte Rheinwiesenlager für die Millionen deutscher Soldaten errichtet. Von Büderich, Rheinberg, Wickrathberg, Remagen, Sinzig, Siershahn, Andernach, Urmitz, Plaidt/Miesenheim, Diez, Koblenz, Heidesheim am Rhein, Hechtsheim, Bingen-Dietersheim, Mainz-Zahlbach, Winzenheim/Bretzenheim, Biebelsheim, Planig, Bad Kreuznach, Ludwigshafen-Rheingönheim, BöhlIggelheim, Heilbronn I und II.

Hundertausende deutsche Wehrmachtssoldaten waren in Gefangenschaft geraten. Im Anschluss an die deutsche Kapitulation befanden sich 3,4 Millionen Menschen in US – Gewahrsam. 40.000 US – Soldaten vom 106. Infanterie, bewachten die deutschen Soldaten.

-------------------------

Nun war das Kriegsende allgemein eine schwere Zeit. Die Leute hatten in den Städten kaum oder nichts zu essen. In den umliegenden Dörfern hatten die Bewohner meist Bauern, immer noch eine Lösung. Sie haben manchmal geschlachtet und haben sich auch untereinander leichter mit Brot helfen können. Die sog. Städter waren da wirklich schlimmer dran und hungerten ohne Unterlass.

Es war damals die berühmte „Mangelzeit“ entstanden. Fast alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurden gegen Nahrungsmittel eingetauscht. Unsere Mutter ging oft alleine in ein Nachbardorf und tauschte bei den Landwirten fast alles um, was wir im Hause hatten, nur um uns am Leben zu halten. Was nicht nagelfest war, wurde zum Tauschobjekt.

Zuerst wurde ein altes Volksempfängerradio, dann eine zerstörte Gitarre, Bilder, Teppiche als Tauschgut, zu den Landwirten gebracht, alles nur, um zu überleben. Auch hatte die Mutter oben auf dem Speicher den Holzboden herausgerissen und in den Ofen gesteckt, damit wir Kinder nicht erfrieren sollten. Da bestand aber noch eine Gefahr, als wir oben dann auf dem Speicher auf den leergefegten Querbalken herumturnten, dass wir durch die dünne Decke, nach unten in das Schlafzimmer, fallen konnten.

Heute im Nachhinein kann man es kaum verstehen, auf welche Ideen die hungernden Menschen gekommen waren.

Unsere Mutter hatte bei einem Winzer 6 Flaschen Wein gegen einige unserer schönen Möbel eingetauscht. Dann nahm sie mich einmal mit zu so einer Mangeltauschfahrt mit dem Zug nach Kleve in die „Elefanten – Schuhfirma“, der Wein sollte gegen genagelte Arbeitsschuhe getauscht werden. Nun war so eine Eisenbahnfahrt damals ein sehr gefährliches Unterfangen. Einige Fahrgäste kletterten einfach, weil der Zug oft überfüllt war, einfach auf die Dächer der Waggons, Mutter und ich standen auf den langen Einstiegsbretter, die es damals an den Zügen gab. Meine Mutter hielte sich mit beiden kalten Händen an den Einstiegsgriffen fest, derweil sie mich mit ihrem Körper vor einem Absturz vom Zug schützte. Manche Bürger hatten für sich Kartoffeln in Säcken verpackt, organisiert. Auch die lagen auf den Trittbrettern des Zuges, bewacht von ihren Besitzern mit ihren Beinen. In den engen Eisenbahnkurven zwischen Oberwinter und Rolandseck mussten die Züge immer, bis heute, sehr langsam fahren. Dort lagen Räuber und rissen mit Fleischerhaken, die Kartoffelsäcke einfach von den Trittbrettern der Züge. Das war schon sehr lebensgefährlich für die Leute, die auf den Trittbrettern des fahrenden Zuges standen.

Schon am ersten Umsteigepunkt in Remagen, nahm die Bahnpolizei, meiner Mutter, schon die erste Flasche von den 6 Flaschen, die sie hatte, einfach fort, am Kölner Hauptbahnhof musste sie den Zollbeamten, eine weitere Flasche abgeben. So war das damals.

Mit den restlichen 4 Flaschen Rotwein gab es in der Elefantenschuhfabrik doch noch zwei Paar Arbeitsschuhe mit genagelter Sohle. Da war im ganzen Land eine Beschaffung durch Tausch entstanden, die man „Mangelzeit“ nannte und die eigentlich schon an Normalität grenzte.

Der Kölner Kardinal Josef Frings hatte im Dom, in seiner Predigt an Sylvester, gesagt: „In der schlimmsten Not“ dürften sich die Menschen auch einmal etwas „besorgen“. Dies war für viele Menschen ein „Freibrief“, der „Mundraub“, war erlaubt worden. Dieses Wort gilt bis heute und heißt: „Fringsen“! Kartoffeln/Kohlenklauen war nicht mehr so schlimm.

Die Menschen haben es nach Ende des 2. Weltkrieges hier sehr schwer gehabt. Die Städte waren Trümmerwüsten. Über 2,25 Millionen sind zerstört. 2,5 Millionen sind beschädigt. Die Menschen hausten in Keller, Trümmerwohnungen und Baracken. Ihr Leben ist von einem täglichen Überlebenskampf gezeichnet. Die breite Masse der Menschen wohnt in großer Armut.

Die Nachkriegszeit war geprägt vom Bemühen, staatliche Ordnung und die nötige Infrastruktur neu aufzubauen oder wiederherzustellen und die entstandenen Schäden zu beheben. Diese Jahre waren für die meisten Menschen von Hunger und Knappheit an Gütern aller Art geprägt. Doch in vielen Menschen wuchs ein ganz großer Optimismus. Sie schauten hoffnungsvoll in die kommende Zukunft.

Die ersten Geschäfte wurden eröffnet, oft mehr als bescheiden. Die damals eingeführte „freie Marktwirtschaft“ stellte sich als großer Erfolg heraus. Immer mehr Menschen machten Handel, hatten Ideen und plötzlich war für viele Menschen neuer Mut und Schwung entstanden. Der neue Wirtschaftsminister Prof. Ludwig Erhard hatte diese Wirtschaftsform angeordnet. Je freier die Wirtschaft, um so sozialer ist sie. Dies war sein Credo. Langsam aber sicher erholte sich nun die Wirtschaft und die meisten Menschen merkten, es geht jetzt ständig aufwärts und es stellte sich etwas Zufriedenheit und immer mehr Hoffnung ein.

Irgendwie war man an dem bunten, fröhlichen neuen Leben angetan. Die Sorgen, Ängste und Nöte des jetzt vergangenen 2. Weltkrieges wichen jetzt dem aufkommenden neuen Lebensstil. Neue, unbekannte Jazz – Musik, ältere