Wasser, Fasten, Luft und Licht - Uwe Heyll - E-Book

Wasser, Fasten, Luft und Licht E-Book

Uwe Heyll

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Beschreibung

Die Heilkräfte der Natur nutzen, ohne Medikamente oder chirurgische Eingriffe, war das Ziel der um 1800 entstehenden Naturheilkunde. Eine Vielfalt an Verfahren wurde entwickelt, vom Duschen im Freien mit eiskaltem Wasser über streng vegetarische Kost bis zum Baden im Licht. Zugrunde lag all dem die Vorstellung eines naturgemäßen Lebens und Heilens.

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LESEPROBE

Heyll, Uwe

Wasser, Fasten, Luft und Licht

Die Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland

LESEPROBE

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Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2006. Campus Verlag GmbH

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E-Book ISBN: 978-3-593-40445-5

||Einleitung

»Das Genie wird geboren, aber nicht in Prunkgemächern, nicht in den Kreisen des Ranges und Glanzes allein, nein, auch in der niederen Hütte, unterm Strohdache!«

M. Kypke, 1861

Eine auf den ersten Blick eher unspektakuläre Episode, die sich im Jahr 1811 zugetragen haben soll, gilt vielen naturheilkundlich Interessierten, Historikern und Buchautoren als Ausgangspunkt der deutschen Naturheilkunde. So erzählte sie 100 Jahre später der schlesische Heimatdichter Philo vom Walde: Der damals 12-jährige Bauernjunge Vincenz Prießnitz aus der schlesischen Ortschaft Gräfenberg hütete eine Herde Kühe in der Nähe einer Quelle. Während er, in Träumen versunken, unter einem schattigen Busch lag, fiel ihm ein angeschossenes Reh auf, das sich zum Wasser schleppte. Dort angekommen, badete es sein verwundetes Bein, um anschließend wieder im Wald zu verschwinden. An den folgenden Tagen erschien das Reh regelmäßig und jedes Mal tauchte es sein verletztes Bein in das frische Quellwasser. Erst als das Tier vollständig genesen war, blieb es der Quelle fern. Der junge Prießnitz schloss aus dieser Episode, dass dem Wasser eine besondere Heilkraft zukommen müsse. Als er sich kurze Zeit später selbst verletzte, entsann er sich seines Erlebnisses und konnte zum Erstaunen der Ärzte durch die alleinige Anwendung von Wasser eine Heilung herbeiführen. In der Folgezeit sammelte Prießnitz weitere Erfahrungen in der Wassertherapie, zunächst bei Erkrankungen seiner Familienmitglieder und Verwandten, ehe er sich an die Behandlung von Freunden, Nachbarn und später auch Fremden wagte.1

Aus dem ungebildeten Bauernjungen wurde ein geachteter und verehrter Heilkundiger mit internationaler Kundschaft. Seine Wasserkur führte zur Entstehung einer neuen Heilform, die in ihrer Glanzzeit mehr als 100.000 organisierte Anhänger zählte und über eigene Ambulatorien, Praxen, Krankenhäuser und Lehrstühle verfügte. Allgemein gilt Vincenz Prießnitz heute als Begründer der Naturheilkunde, weshalb der Deutsche Naturheilbund den Namenszusatz »Prießnitz-Bund« trägt. Rückblickend stellt sich die Frage, wie die Erzählung von Prießnitz und dem Reh zu bewerten ist. Handelt es sich bei der Beobachtung des jungen Prießnitz um eine jener bedeutsamen Entdeckungen, die den Blick für ganz neue Tatsachen eröffnete und deshalb in eine Reihe mit dem |10|fallenden Apfel Isaac Newtons oder der verschimmelten Bakterienkultur Alexander Flemings gehört? Oder aber ist die Episode, deren Überlieferung wesentlich Philo vom Walde zu verdanken ist, nicht mehr als eine Anekdote oder gar eine Legende, die aus dem Geist der Verehrung geboren wurde?

Philo vom Walde war keineswegs der erste, der die Geschichte von Prießnitz und dem Reh erzählt hat. Sie wurde auch schon früher in verschiedenen Variationen berichtet, beispielsweise in der Zeitschrift Der Wasserfreund aus dem Jahr 1861. Dort allerdings war es kein Reh, sondern ein Schaf aus der Herde des jungen Prießnitz, das seine Wunden in der Quelle badete.2 Philo vom Walde aber, der mit bürgerlichem Namen Johannes Reinelt hieß und in Breslau als Lehrer arbeitete, erhob die Episode in den Rang einer historischen Tatsache, an deren Wahrheit kein Zweifel mehr zugelassen werden durfte. In seiner großen Prießnitz-Biographie, die zum hundertsten Geburtstages des verehrten Schöpfers der Naturheilkunde erschien, widmete er den Vorgängen an der »Prießnitz«-Quelle nicht nur ungewöhnlich viel Raum, er ließ sie zudem mit einer Zeichnung illustrieren, die den Ort der Ereignisse zeigte und so für die Authentizität des Berichteten bürgte. Offensichtlich hatte die Episode – fast 90 Jahre nach ihrem Geschehen – einen besonderen Stellenwert für die Naturheilbewegung erlangt. Dies zeigte sich erneut, als Alfred Baumgarten, ein Arzt und Schüler Sebastian Kneipps, auf Philo vom Waldes Biographie mit einer eigenen Darstellung der Ereignisse reagierte, in der er die Wahrheit der Erzählung anzweifelte und damit heftige Reaktionen im Lager der Prießnitz-Anhänger provozierte.3

Nikolaus Neuens, Leiter der Naturheilanstalt »Waldvilla Bollendorf« bei Luxemburg, bezeichnete die Ausführungen Baumgartens als »Lügengewebe« und sah sich zur »Ehrenrettung« von Prießnitz veranlasst. Trotz der langen Zeit, die bereits verflossen war, zeigte sich Neuens überzeugt, dass jeder, der nach Gräfenberg reiste, dort die Geschichte hören könne, »getreu nacherzählt von den jetzt lebenden Zeitgenossen«. Neuens nannte sogar Namen von Personen, die angeblich als Zeugen zur Verfügung standen.4 Rückblickend verblüfft die Vehemenz, mit der von naturheilkundlicher Seite für die Wahrheit der Geschichte von Prießnitz und dem Reh eingetreten wurde. Zwar galt es damals, die Bestrebungen der Anhänger Kneipps abzuwehren, die in ihrem Lehrmeister den eigentlichen Schöpfer und Erneuerer der Wasserbehandlung sahen. Aber das Engagement Philo vom Waldes und Nikolaus Neuens überstieg eindeutig den in Wissenschaften nahezu üblichen Streit um die Priorität |11|einer Entdeckung. Für die Naturheilkundler stand offensichtlich mehr auf dem Spiel. Worum es wirklich ging, lässt eine Feststellung Oskar Mummerts erkennen, der als Schriftleiter der naturheilkundlichen Zeitschrift Der Naturarzt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Bewegung zählte. In dieser Zeitschrift erklärte Mummert 1926, die nun bereits sattsam bekannte Episode bleibe »ein Symbol für die Berufung von Prießnitz«.5 Hier wird sichtbar, dass nicht so sehr die Entdeckung selbst zählte, als vielmehr die Art ihres Zustandekommens. Was Oskar Mummert am Herzen lag, war die Tatsache, dass die bahnbrechende Beobachtung keinem gelehrten Mediziner gelang, sondern einem einfachen Bauernjungen, der über keinerlei medizinische Vorbildung verfügte. Eine ähnliche Überraschung bot der Ort der Entdeckung, der nicht in einer Arztpraxis, einem Krankenhaus oder wissenschaftlichen Laboratorium lag, sondern in der freien, ursprünglichen Natur.

Nach naturheilkundlicher Überzeugung waren die besonderen Umstände der Berufung des jungen Prießnitz alles andere als ein Zufall oder eine der vielen, unerklärbaren Wendungen der Geschichte. Man erkannte vielmehr einen Zusammenhang, der den Geschehnissen ihre Folgerichtigkeit verlieh. Im Zentrum der naturheilkundlichen Weltanschauung stand ein neues Verständnis von Natur, in dem sich die Koordinaten des tradierten Erkennens und Wissens tief greifend verändert hatten. Aus dieser Perspektive konnte es durchaus sinnvoll sein, der Beobachtung eines ungebildeten, einfachen Menschen in freier Natur mehr Bedeutung beizumessen als den Resultaten der wissenschaftlichen Naturforschung. Das direkte, unverstellte, für Außenstehende vielleicht naive Verhältnis zur Natur war kennzeichnend für die Naturheilkunde. Darin unterschied sie sich von anderen therapeutischen Ansätzen, die unter rein technischen Aspekten vielleicht ähnliche oder sogar gleichartige Anwendungsformen des Wassers kannten. Dieses naturheilkundliche Erleben und Begreifen von Natur kam in der Episode von Prießnitz und dem Reh in exemplarischer Weise zum Ausdruck und deshalb besaß sie für die Naturheilkunde einen so hohen symbolischen Wert.

Wenn Prießnitz von seinen Anhängern später als »Copernikus der Medizin«6 verehrt wurde, so gründete diese Verehrung nicht allein in der Auffassung, er habe ein weiteres Heilmittel oder Verfahren gefunden. Sein Leben und sein Wirken hatten vielmehr die Tore zu einer gänzlich neuen Welt eröffnet. In dieser Welt sahen sich die Menschen von einer Natur umfangen, die Geborgenheit, Gesundheit und Glück versprach, aber zugleich die genaue Einhaltung einer ihr gemäßen Lebensweise einforderte. Dieses Bild der Natur – einerseits |12|gut und heilsam, andererseits streng und allgewaltig – bildete den Kern der naturheilkundlichen Weltsicht und setzte eine erstaunliche Entwicklung in Gang. Innerhalb weniger Jahre entstand ein ausgearbeitetes und umfassendes Konzept, das neuartige Erklärungen zum Ursprung und zur Entstehung von Krankheiten bot und zugleich den Weg zu einer durchgreifenden, naturgemäßen Heilung wies. Parallel hierzu bildete sich ein klar definierter Bestand von Heilmethoden heraus, der in der gemeinsamen Vorstellung eines Zustands ursprünglicher Natürlichkeit wurzelte. Was eine Therapie zum Naturheilverfahren machte, war aus naturheilkundlicher Sicht die therapeutische Nutzung solcher Heilfaktoren, die in unveränderter Form jeden Menschen tagtäglich umgaben: Wasser, Luft, Sonne, Wärme, Kälte, Bewegung, Druck, Erschütterung und Nahrung. Jede Veränderung der natürlichen Gegebenheiten, jeder »künstliche« Eingriff und jede zusätzliche Manipulation musste das Heilergebnis herabsetzen. Auf diese Weise blieb die Technisierung der Naturheilverfahren durch Einsatz von Apparaten ebenso ausgeschlossen wie die Gabe spezieller Arzneien. Die Naturheilkunde hatte, so die ungeteilte Meinung, eine »arzneilose« Heilkunst zu sein.

Wer heute einen Arzt mit der Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren oder einen Heilpraktiker aufsucht, wird feststellen, dass deren Behandlungen gänzlich anders verlaufen. Heute greift der naturheilkundlich orientierte Arzt mit gleicher Selbstverständlichkeit zum Rezeptblock wie sein »schulmedizinischer« Kollege. Auch Technik und Apparate haben Einzug in die Praxen moderner »Komplementärmediziner« gehalten. Nach den ursprünglichen Verfahren der Wasser-, Licht- und Bewegungstherapie wird man hingegen vergebens Ausschau halten. Diese Methoden kommen heute sehr viel häufiger in der Kur- und Rehabilitationsmedizin, der Rheumatologie und Balneologie zum Einsatz. Es scheint demnach so, als habe sich im Bereich der Medizin, der sich mit dem Begriff der Naturheilkunde verbindet, ein dramatischer Wandel ereignet. Diesen Umschwung darzustellen und zu erklären, muss im Zentrum jeder umfassenden Betrachtung der Geschichte der Naturheilkunde stehen. Hierzu ist es notwendig, zunächst das Naturverständnis der frühen Naturheilbewegung zu rekonstruieren. Von diesem Ausgangspunkt kann dann den Modifikationen und Anpassungen der ursprünglichen Vorstellungen, Überzeugungen und Theorien nachgegangen werden, die als ideelle Kräfte den Fortgang der Ereignisse bestimmten. Im Kontext einer so angelegten Geschichtsschreibung bliebe dann auch die Episode von Prießnitz und dem Reh bedeutsam – allerdings mehr in ihrem symbolischen Gehalt denn als historische Tatsache.

|13|1. Anfänge der Naturheilkunde

»Als mir zuerst aus begeistertem Munde eines Geretteten die Kunde vom Vincenz Prießnitz kam, damals lächelte ich so spöttisch, wie ihr vielleicht heute. Aber später, als ich sie selber erlebte die Magie des Wassers, – da bewunderte ich und erkannte, daß das Menschenelend die Gottheit erbarmt hat und daß sie durch ihren Gesandten vom Gräfenberg Beglückung und Verjüngung bietet diesem elenden Geschlecht.«

J. H. Rausse, 1852

Die Gräfenberger Wasserkur

Vincenz Prießnitz wurde am 4. Oktober 1799 als sechstes Kind einer Bauernfamilie geboren. Sein Heimatort Gräfenberg gehörte zum österreichischen Teil Schlesiens und bestand aus maximal 15 Gebäuden. Nur wenige Jahre besuchte Prießnitz die »Trivialschule« im nahe gelegenen Freiwaldau.1 Wegen eines Augenleidens seines Vaters musste Prießnitz den Schulbesuch frühzeitig beenden und bei der Bewirtschaftung des Hofs der Familie helfen. Deshalb blieben seine Fähigkeiten im Lesen und Schreiben sehr begrenzt.2 Handschriftliche oder gedruckte Zeugnisse, die zweifelsfrei von Prießnitz stammen, sind nicht überliefert und damit auch keine Quellen, die sicheren Aufschluss über die Ansichten und Beweggründe geben könnten, die Prießnitz bei seiner Heiltätigkeit leiteten.3 Kurz nach der Beobachtung des verwundeten Rehs verletzte sich Prießnitz schwer, als er von einem Pferdefuhrwerk überfahren wurde. Der herbeigerufene Arzt sah keine Heilungschancen und verordnete »allerlei in Rotwein zu kochende und warm aufzulegende |14|Heilkräutlein«. In diesem Moment soll sich Prießnitz an sein Erlebnis im Gräfenberger Wald erinnert haben. Er begann, seine Wunden mit feuchten Umschlägen zu behandeln und genas zum Erstaunen aller, die das Geschehen beobachteten, innerhalb weniger Wochen. Diese wundersame Heilung hatte Prießnitz nun restlos von der Heilkraft des Wassers überzeugt. Fortan setzte er es bei allen Erkrankungen und Verletzungen ein, die Menschen oder Haustiere in seiner Umgebung erlitten. Dabei bediente er sich einer Vielzahl von Anwendungsformen des Wassers, die er zu einem komplexen Heilverfahren verband. Insgesamt 56 verschiedene Therapieverfahren listete Philo vom Walde, bei denen es sich um eigenständige Erfindungen von Prießnitz gehandelt haben soll.4

Angelockt durch die Kunde von den Erfolgen des jungen Wasserarztes strömten immer mehr Kranke nach Gräfenberg. Dort entstand eine regelrechte Heilanstalt mit Übernachtungsmöglichkeiten und Therapieeinrichtungen. Zugleich etablierte sich ein relativ gleichförmiger Kurablauf, der von allen Kranken eingehalten wurde und der schließlich als charakteristisch für die Gräfenberger Wasserkur galt. Morgens um vier Uhr wurden die Kurgäste geweckt und in trockene Wolldecken, die so genannten »Kotzen«, eingewickelt. Nach dem Schwitzen, das etwa zwei Stunden in Anspruch nahm, wurde der Patient ausgepackt, abgetrocknet und zum kalten Vollbad geführt. Es folgte ein Frühstück, bevor man zu den Duschen aufbrach, zu denen ein steiler Pfad durch den Wald führte. Die Duschen waren so konstruiert, dass Bachläufe mit Hilfe von Holzrinnen über einen Steilhang gelenkt wurden und das Wasser aus großer Höhe auf die Patienten herabstürzte. Nach dem Abtrocknen und einem Spaziergang folgte das Mittagessen. Der Nachmittag wurde entweder zur Wiederholung der Kurprozedur oder zu anderen Anwendungen wie Sitzbädern, Umschlägen, Abwaschungen und Einspritzungen genutzt. Während des ganzen Tages wurde kontinuierlich kaltes Wasser getrunken. Nach dem Abendessen begaben sich die Kurgäste dann zeitig zu Bett. Innerhalb dieses Rahmens konnten zusätzliche Anwendungen wie Teilbäder oder feuchte Wickel vorgenommen werden, vor allem, wenn der Kranke über lokalisierbare Schmerzen oder Symptome klagte. Eine Besonderheit war der »Prießnitzumschlag«, bei dem der wassergetränkte Verband von einem zweiten, trockenen Verband abgedeckt wurde, so dass der Wickel unter der Kleidung über einen längeren Zeitraum, teilweise auch nachts als Leibbinde, getragen werden konnte.

Angesichts der Komplexität und Vielseitigkeit des Kurverfahrens stellt sich die Frage, ob diese Methode tatsächlich das Werk eines einfachen, medizinisch |15|ungebildeten Bauern sein kann. Tatsächlich existieren Quellen, die dieser Sichtweise widersprechen. Der Dresdner Sprachlehrer Carl Munde war 1836 wegen eines chronischen Leidens nach Gräfenberg gereist und erlangte dort seine Gesundheit wieder. Munde war von Prießnitz zunächst so beeindruckt, dass er den Entschluss fasste, selbst das Wasserheilverfahren zu erlernen. In seinen später verfassten Erinnerungen behauptete Munde, von Anwohnern Gräfenbergs erfahren zu haben, dass Prießnitz seine ursprüngliche Heilmethode von einem »reisenden Hausierer« übernommen habe. Dieser habe seine Behandlungen mit Hilfe eines wassergetränkten Lappens und mehrerer Hölzchen durchgeführt, wobei gleichzeitig Beschwörungsformeln und Gebete gesprochen wurden.5 Alfred Baumgarten gelangte nach ausführlichem Literaturstudium zu der Überzeugung, dass alle Autoren »mehr oder weniger übereinstimmend erzählen, dass irgend ein fremder Kurpfuscher oder alter Mann es gewesen sei, der Prießnitz die erste Anregung zur Wasserheilkunde gegeben« habe.6

Im Unterschied zu anderen Heilbehandlern, die es in den ländlichen Bezirken der schlesischen Bergwelt reichlich gab, scheint Prießnitz jedoch ungleich erfolgreicher gewesen zu sein. Aus diesem Grund weckte er die Missgunst der ortsansässigen Ärzte und Apotheker. Um den lästigen Konkurrenten los zu werden, erhoben sie 1829 Anklage wegen Scharlatanerie vor dem örtlichen Gericht. In der Klageschrift hieß es, Prießnitz behandle seine Patienten »durch Auflegen und Bestreichen mit einem in kaltes Wasser getauchten Badeschwamme« und murmele dabei »unverständliche Gebetsformeln«. Diese Beschuldigungen veranlassten den Magistrat von Freiwaldau, den von Prießnitz verwendeten Schwamm zu zerschneiden und eingehend zu untersuchen. Obgleich die Ermittlungen ohne konkretes Ergebnis blieben, soll Prießnitz die weitere Verwendung eines Schwammes zu Heilzwecken untersagt worden sein.7 Die Folge war, dass Prießnitz von nun an bei seinen Behandlungen fast vollständig auf Hilfsmittel verzichtete. Zugleich suchte er ängstlich den Eindruck zu vermeiden, dass seine Behandlungen auf magischen oder okkulten Praktiken beruhten und konzentrierte sich ganz auf die Anwendung des reinen Wassers. In dieser Form, entkleidet von allen mystischen Ritualen und unnötigem Beiwerk, erschienen die Therapiemaßnahmen von Prießnitz erheblich rationaler und konnten so das Interesse aufgeklärterer Bevölkerungskreise aus städtischen Regionen wecken. Etwa ab 1830 reiste eine steigende |16|Zahl von Kranken aus Wien, Prag und später auch entfernteren Städten nach Gräfenberg, um sich dort von Prießnitz behandeln zu lassen.

Abb. 1: Prießnitz beaufsichtigt die Durchführung eines Bades

(Quelle: Der Wasserfreund 1861/62, Beilage zu Heft 2)

Unter den neuen Kurgästen gab es viele, die mit festen Vorstellungen und Erwartungen nach Gräfenberg kamen, entweder weil sie bereits Erfahrungen mit Wasserbehandlungen, Dampfbädern und ähnlichen Verfahren gemachten hatten oder weil sie durch Gespräche, Zeitschriften oder Bücher auf derartige Behandlungsformen aufmerksam gemacht worden waren. Diese Patienten zeigten eine große Bereitschaft, die unterschiedlichsten Anwendungen des Wassers selbst zu probieren und neue zu ersinnen. Viele Entdeckungen, die später als Erfindungen von Prießnitz galten, gingen auf Anregungen der Kurgäste zurück.8 Der Arzt Julius Putzer schilderte aus eigener Anschauung, wie es zur Aufnahme des Duschens in den Kurablauf kam. Ein »altes Stück Rinne, welches im Walde zufällig theilweise im Bache lag und aus dessen anderem Ende das Wasser in einem kleine Strahle ausfloss«, habe, so Putzer, einen umherwandernden Kranken auf die Idee gebracht, »seinen kranken Körpertheil |17|mit diesem kleinen Strahl besprühen zu lassen – und siehe da, es that ihm wohl«.9 Ein anderer Zeitzeuge berichtete aus Gräfenberg über die Umstände, die zur Verbindung des Schwitzens mit einem nachfolgenden, kalten Bad führten. Ein Kranker, heißt es in diesem Bericht, der früher russische Dampfbäder erhalten hatte, war eines Morgens »in vollem Schweiß erwachend« sofort in das kalte Wasser gestiegen. Nach dem »glücklichen Ausgang« dieses Vorfalls sei man in Gräfenberg bald von der »Nothwendigkeit dieser vorausgehenden Schweißerzeugung überzeugt« gewesen und habe sie deshalb »zu einem wesentlichen Moment der Wassercur« erhoben.10

Nicht alle wollten sich auf solche Einfälle und Erfindungen verlassen, die eher zufälliger Natur waren. Es gab auch Kurgäste, die planmäßig und systematisch vorgingen. Dabei konnten sie auf ein Buch zurückgreifen, das 1737 erstmals erschienen war und den Titel Unterricht von der Krafft und Würckung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen trug. Der Autor des Buchs, der Arzt Johann Siegmund Hahn, hatte in der schlesischen Stadt Schweidnitz unweit von Gräfenberg praktiziert. Carl Munde schildert in seinen Memoiren, man habe, nachdem die »treffliche Schrift« in Gräfenberg aufgetaucht sei, »Alles durchprobirt, was im Hahn stand«. Unter diesen Umständen überrascht es kaum, dass die Behandlungen von Prießnitz im Grunde wenig Neues zu bieten hatten. »Wer den Hahn gelesen hat«, erklärte Carl Munde, »wird wohl wenig von der Gräfenberger Methode darin vermissen.«11 Noch im Jahr 1957 verwies ein naturheilkundlicher Autor auf die »seltsame Übereinstimmung der zunächst von Prießnitz durchgeführten Wasseranwendungen mit den im Hahnschen Buche geschilderten Formen«.12 Was aber bedeuten diese Befunde für die Einschätzung von Prießnitz? War er vielleicht nur ein Plagiator oder gar ein Scharlatan, wie seine Gegner später immer wieder geltend machten? Oder hat vielleicht J. H. Rausse Recht, der wohl bedeutendste Schüler von Prießnitz, der rückschauend über seinen Lehrmeister urteilte, dieser sei »auf seltene Weise ein Schooßkind des Glückes« gewesen, dem der Zufall »die kostbarste Perle in den Schooß geworfen« habe?13

|18|Ein neues Bild der Natur

Trotz der Übereinstimmungen beim technischen Ablauf der Wasseranwendungen gab es zwischen Johann Siegmund Hahn und Vincenz Prießnitz große Unterschiede. Johann Siegmund Hahn hatte als »Stadtphysikus« in Schweidnitz praktiziert. Als solcher wurde er zu Hausbesuchen gerufen, traf dort auf seine Patienten und erteilte Ratschläge für die Handhabung der Wassertherapie. Anschließend ließ Hahn die Patienten in ihrer gewohnten Umgebung zurück. Abgesehen von den gelegentlichen Anwendungen des Wassers lebte der Kranke wie zuvor. Um als Heilmittel wirksam zu werden, musste das Wasser nicht in eine besonders geartete Beziehung zur Person oder Lebensführung treten.

Ganz anders war dies bei Prießnitz. Hier nahm der Kranke zunächst eine lange und beschwerliche Reise auf sich. Carl Munde brauchte für seine erste Fahrt mit der Kutsche von Sachsen nach Gräfenberg volle fünf Tage. In Gräfenberg standen als Unterkünfte lediglich spärlich möblierte, ungeheizte Kammern in den Bauernhäusern des Dorfes zur Verfügung. Im Gegensatz zu den Besuchern mondäner Kurorte vom Schlage Karlsbads oder Pyrmonts mussten die Kranken auf heitere Geselligkeit mit rauschenden Festen, Glücksspiel und Trinkgelagen verzichten. Die einzige Abwechslung bot die umliegende Bergwelt, die zum Müßiggang, Wandern und Schauen einlud. Der fehlende Komfort, die Mühsal der Anreise und die Monotonie des Tagesablaufs wurden aber keineswegs als lästige Begleiterscheinungen angesehen, sondern waren Bestandteil der Behandlung.

Nach Überzeugung des Gräfenberger Publikums konnte das Wasser für sich genommen den Erfolg der Kur nicht herbeiführen. Seine Heilkraft entfaltete sich nur als Teil eines umfassenden, natürlichen Geschehens. Alle Faktoren, die im weitesten Sinne als »natürlich« gelten konnten, waren an der Heilung beteiligt: die Luft, das Sonnenlicht, der Wind, die Schwankungen des Klimas und der Wechsel von Tag zu Nacht. Diesen Einflüssen mussten sich die Menschen wieder aussetzen, wenn sie gesund werden wollten. Es galt, zu einem Teil der natürlichen Ordnung zu werden, um sich so den urwüchsigen Bedingungen anzupassen, die es in Gräfenberg noch gab. Diese Forderung ließ sich mit einigen wenigen Wasseranwendungenen im Tagesverlauf kaum erledigen.

Das Neuartige der Gräfenberger Wasserkur lag nicht im technischen Ablauf der Wasseranwendungen, sondern dem besonderen Naturverständnis, das die heilenden Maßnahmen begleitete. Aus diesem Grund scheitern alle Versuche, Prießnitz nach traditionellem Muster als großen Erfinder neuer Verfahren darzustellen. Nicht die Methoden waren neu, sondern ihre Nutzung im Rahmen |19|eines umfassenden Ansatzes der naturgemäßen Heilung. In Gräfenberg artikulierte sich erstmals ein Bewusstsein, das in der unverfälschten Natur die alleinige Quelle des Wohlbefindens und der Gesundheit erkannte. Zwar hatte es schon früher in der Geschichte der Menschheit emphatische Beschreibungen der Natur gegeben. Aber erst die Veränderungen, die sich als Folge neuer Techniken und Produktionsweisen einstellten, rissen eine Kluft zwischen dem »Natürlichen« und dem »Künstlichen« und erst jetzt konnte die Natur zum Sinnbild des Guten, Ursprünglichen und Gesunden werden. Eben deshalb erschien es den Kurgästen von Prießnitz ratsam, ihre Heilung in einer abgelegenen, bäuerlichen Ortschaft zu Füßen des schlesischen Altvatergebirges zu suchen. Dort sollte es noch möglich sein, der Zivilisation zu entfliehen und sein Leben nach den Anforderungen einer ursprünglichen Natur neu zu ordnen.

Abb. 2: Der Ort Gräfenberg um 1832

(Quelle: Walde, P. v.: Vincenz Prießnitz, Berlin 1898)

Welche Maßregeln ein naturgemäßes Leben allerdings auszeichneten, darüber herrschte Uneinigkeit. In dem Bemühen, das eigene Verhalten den Forderungen der Natur anzupassen, entwickelten manche Gäste eigentümliche Verhaltensweisen. In der Zeitschrift Der Naturarzt wurde berichtet, auf dem Gräfenberg habe man die »thörichsten und komischsten Handlungen« beobachten können, die »unbedingt die Lachlust rege machen mußten«. So habe man einen |20|Mann gesehen, der »beim Gehen die Beine ellenhoch in die Luft« hob, so dass es »mehr einem Stampfen als einem Gehen ähnlich war«. Auf die Frage, warum er dies tue, habe er geantwortet, er wolle »die Bewegung energischer machen«. Ein anderer Kurgast wendete »den Kopf unaufhörlich bald rechts, bald links«, um nicht »die durch seine Ausathmung verdorbene Luft wieder einathmen zu müssen«.14 So dringlich der Wunsch nach Einhaltung einer naturgemäßen Lebensweise war, so groß war die Unsicherheit darüber, wie diese auszusehen habe. Welches Verhalten war das richtige? Wie mussten die Kurmaßnahmen angewendet werden? Welche Speisen durften gegessen werden?

In all diesen Punkten waren die Vorschriften der Natur nicht unmittelbar einsichtig. Deshalb wurde eine Instanz benötigt, die bei offenen Fragen konsultiert werden konnte. Diese Funktion erfüllte Prießnitz. Denn ihm, dem einfachen Bauern, wurde zugetraut, die Regeln des naturgemäßen Lebens aus eigener Anschauung zu kennen. Tag und Nacht wurde Prießnitz deshalb von Ratsuchenden umlagert, die Auskünfte zu allen möglichen Problemen erwarteten. In seiner Biographie aus dem Jahr 1852 beklagte Selinger, es sei »unglaublich, mit welchen kleinlichen und mit welch‘ entsetzlich naiven Fragen Prießnitz von manchen Kurgästen behelligt wurde. Da erkundigte sich einer, ob er bei’m Gehen den Mund aufsperren oder geschlossen halten soll; dort ein anderer, ob es besser ist aus einem Glase oder einem Hornbecher zu trinken. Jetzt frug ihn einer, wie viel Brod er essen und wie dick er die Butter aufschmieren darf, und dann kam ein zweiter und frug im Tone ängstlicher Sorglichkeit, wie oft er eines Tages das geheime Kabinet aufzusuchen habe und wie ergiebig seine Leistungen daselbst sein sollen.«15 Mit seinen Ratschlägen verschaffte Prießnitz den Gästen seiner Heilanstalt Orientierung und Sicherheit. Je stärker dabei die Fähigkeiten von Prießnitz idealisiert wurden, desto sicherer ließ sich auf sein Urteil bauen. Dies erklärt den Prießnitz-Kult, der in Gräfenberg entstand und teilweise groteske Züge annahm.

Prießnitz’ eigentliche Leistung bestand demnach in seiner Fähigkeit, die Rolle des naturbegabten Heilers in glaubhafter Weise auszufüllen. Dabei gründete seine Autorität einzig in seiner bäuerlichen Herkunft. So gesehen war die fehlende medizinische Ausbildung kein Nachteil, sondern eher ein Vorzug. Gerade weil sich Prießnitz seine Kenntnisse über die Gesetze der Natur bei seiner täglichen Arbeit auf dem Feld und in den Wäldern erworben hatte, erschien er glaubwürdiger als jeder Theoretiker. Diese Umkehrung tradierter Werte musste der Gymnasiallehrer Eucharius Oertel aus dem bayerischen |21|Ansbach schmerzhaft erfahren. Oertel war 1804 in einem Antiquariat auf den Unterricht von Johann Siegmund Hahn gestoßen. Dieses Buch hatte ihn zur weiteren Beschäftigung mit der Wassertherapie angeregt. Ab 1829 gab Oertel Hefte mit dem Titel Die Allerneuesten Wasserkuren heraus, von denen insgesamt 30 Folgen gedruckt wurden. Im Gegensatz zu Prießnitz konnte Oertel als Prototyp des Gelehrten gelten. Bei seinen Studien sah er »alle medicinischen Schriften bis auf den heutigen Tag« durch und schuf auf diese Weise »eine eigene Wasserbibliothek, wie sie schwerlich ein Kunstarzt besitzen wird«.16 Eine Zusammenfassung seiner Erkenntnisse reichte Oertel als Dissertation bei den Universitäten München, Berlin und Halle ein, scheiterte jedoch mit diesem Vorhaben. Später sorgte er für die Neuauflage älterer Bücher zur Wassertherapie und trat selbst als Autor zahlreicher Schriften in Erscheinung.

Gleichwohl fand er beim Gräfenberger Publikum kein Gehör. Im Jahr 1836 berichtete der Breslauer Professor Ernst Friedrich Melzer über einen Besuch Oertels in Gräfenberg. Die Kurgäste hätten ihn »nicht lange hören mögen«. Sein »blinder exaltierter Eifer« und seine »extravaganten Rathschläge« hätten »manches fröhliche Gelächter« ausgelöst. Geradezu als Taktlosigkeit wurde der Versuch Oertels gewertet, Prießnitz in einen theoretischen Disput über die korrekte Anwendungsweise des Wassers zu verwickeln. Wer bei solchen Unternehmungen nur unbefriedigende Auskünfte erhalte, der möge sich, so Melzer, »selbst auslachen für die Unpaßlichkeit, den ganz empirischen Mann mit Theorie zu incommodiren«.17 Das Scheitern Oertels versinnbildlichte die Neuordnung der Werte, die sich in Gräfenberg ereignet hatte. Der Gelehrte galt nichts, wohingegen der schlichte Bauer schier grenzenloses Vertrauen genoss. Seinen Herzenswunsch, eine eigene Wasserheilanstalt zu gründen, hat Oertel Zeit seines Lebens nicht mehr verwirklicht.

Die heilsamen Krisen

So groß die Unsicherheiten waren, in einem Punkt bestand unter den Gräfenberger Kurgästen Einigkeit: Der Weg zurück zur Natur führte über eine systematische und rigorose Abhärtung. Ein durch zivilisatorischen Luxus verweichlichter Organismus konnte den Einflüssen der Natur unmöglich standhalten. Es bedurfte eines langen Prozesses der Gewöhnung, bis der Stadtmensch in einer natürlichen Umwelt wieder lebensfähig wurde. Die so erreichte |22|Abhärtung galt als Maßstab der wiedererlangten Gesundheit. Deshalb war allen Kurgästen daran gelegen, ein Maximum an Abhärtung zu erreichen oder zumindest zu demonstrieren. Im Naturarzt schilderte 1864 ein Anhänger von Prießnitz ein Erlebnis, das sich zehn Jahre zuvor bei seinem ersten Besuch in Gräfenberg zugetragen hatte. Im Spätherbst, bei kaltem und stürmischem Regenwetter, begegnete er während seiner ersten Wanderung einem älteren Herrn »in einer Art hellen Turnrock und dergleichen Beinkleidern, ohne Strümpfe in den Schuhen, ohne Halstuch und Kopfbedeckung, mit offener Brust«. Zunächst, so der Berichterstatter, sei er »ob des Anblicks solcher Erscheinung bei solchem Hundewetter« starr vor Staunen gewesen. Dann aber sei er »beschämt« davongegangen und habe danach getrachtet, »desgleichen zu thun«.18

Bei den Wasserbehandlungen galt die Frische und Kälte des Wassers als entscheidend für die Heilwirkung. Verwendet wurde ausschließlich Quellwasser, das durch Leitungen und Rinnen unmittelbar zu den Wannen und Duschen geleitet wurde. Die Temperatur des Wassers lag das ganze Jahr unter zehn Grad, im Winter sogar nahe dem Gefrierpunkt. Prießnitz erklärte, die »überraschendsten und glücklichsten Erfolge« seiner Kuren habe er während des Winters beobachten können. Unter den Duschen waren die Patienten nicht allein der Kälte ausgesetzt, sondern auch dem Aufprall der herabstürzenden Wassermassen. Gelenkt von Steinen und Brettern traf der Wasserstrahl die Haut »wie eine Peitschenschnur«. Wegen der außergewöhnlichen Strenge der Anwendungen hatten die Kurgäste unter vielfältigen Begleiterscheinungen zu leiden. Bereits während des Sommers wurden jeden Tag »vier, fünf Menschen gefährlich krank«, in der Winterzeit waren es noch mehr. Auffällig waren vor allem Hautveränderungen, die als Badefriesel, Blattern, Abszesse und Furunkel in Erscheinung traten. Die große Kälte der Bäder und Duschen konnte auch zu regelrechten Erfrierungen führen. Hände und Füße waren dann »sehr geschwollen«. Neben diesen Hautveränderungen beeinträchtigten Koliken, Blasenkrämpfe, Appetit- und Schlaflosigkeit, Fieber, Schnupfen, Diarrhö und Erbrechen das Befinden. Stets war ein Teil der Kurgäste bettlägerig.19

All dies löste jedoch keine Zweifel an der Zweckmäßigkeit der eingesetzten Mittel aus. Es herrschte die Überzeugung, die als »Krisen« bezeichneten Erscheinungen seien notwendig, um den Organismus von Giftstoffen und Ablagerungen zu reinigen. Deshalb wurde jede Krise freudig begrüßt als »sicheres Kriterium der Wirksamkeit der Kur«. Blieben sie aus, waren die Patienten |23|unzufrieden. Die Krisen spielten, wie J. H. Rausse anmerkte, »eine Hauptrolle auf dem Gräfenberg, die Krisen sind das Hauptgespräch, die Krisen sind die sehnlichsten Wünsche aller Patienten«. Sofern die Krisen auf sich warten ließen, versuchten die Patienten deren Eintreten durch »größte Strenge« und »unbegrenzte Ausdehnung der eingreifendsten Wasserproceduren« zu erzwingen. Obgleich Prießnitz darauf drängte, die Zeitdauer des Bads in den Wannen nicht über fünf Minuten hinaus auszudehnen, verharrten einzelne Patienten bis zu zwei Stunden in dem eiskalten Wasser. Beim Schwitzen verlängerte ein »Hauptmann M. aus P.« die Prozedur so lange, bis er während seiner »vierzehnmonatlichen Cur täglich elf bis zwölf Stunden« in den Decken eingewickelt blieb. Auch das Trinken des frischen Quellwassers konnte zu extremen Mengen gesteigert werden. Der Erfurter Arzt Franz Anton Bicking beobachtete bei seinem Aufenthalt in Gräfenberg Patienten, die kaltes Wasser »in solchem Uebermaße« tranken, »daß ihr Leib stark aufgebläht wurde« und sie »einer Ohnmacht nahe kamen«.20

Beim Auftreten der Krisen zeigte sich wiederum die Bedeutung von Prießnitz für den Kurablauf, ohne dessen Anwesenheit und Eingreifen die Patienten vielfach der Mut verlassen haben dürfte. In allen verfügbaren Quellen werden der Einsatz von Prießnitz für die Kranken und sein unermüdlicher Beistand gelobt. Carl Munde berichtet, Prießnitz habe sich an seinem Krankenlager so überlegen und selbstsicher verhalten, dass er sofort »überzeugt war, er habe das Fieber in seiner Gewalt, und es hänge nur von ihm ab, was er damit machen wolle«. Munde verspürte die Bereitschaft, »Alles zu thun und zu dulden«, was Prießnitz anordnete, denn dies könne nur das Beste sein.21 Ähnliches erlebte Ernst Friedrich Melzer, der in seinem Kurbericht anmerkte, gerade in den Momenten, »wenn dem Patienten alle fünf Sinne wild toben, das Bewußtsein vergeht und der Körper fürchterlich arbeitet, dann ist Priesnitz trefflich, ausgezeichnet, sachverständig!« Prießnitz bleibe stets »ruhig, geistesgegenwärtig, voll hundert Auskunftsmitteln und neuen hülfreichen Anschlägen«.22 Bekundungen dieser Art lassen vermuten, dass Prießnitz über ein sicheres Gespür für die Sorgen, Bedürfnisse und Erwartungen seiner Patienten verfügte. Zudem scheint er einen Blick für die Belange und Erfordernisse der Krankheitssituation besessen zu haben. Diese therapeutische Begabung befähigte ihn auch an anderer Stelle, die richtigen Entscheidungen zu |24|treffen, nämlich bei der Auswahl der Kranken, die für seine Kur in Frage kamen.

Abb. 3: Wasseranwendungen in Gräfenberg

(Quelle: Der Wasserfreund 1861/62, Beilage zu Heft 4)

Trotz der behördlichen Genehmigung der Gräfenberger Heilanstalt konnte jeder Todesfall Vorwürfe und juristische Klagen auslösen. Deshalb musste Prießnitz vermeiden, dass Schwerstkranke oder Sterbende bei ihm zur Aufnahme gelangten. Jedem Interessenten wurde nahe gelegt, vor seiner Reise nach Gräfenberg bei Prießnitz »nachzufragen, ob er die Krankheit, an der man leidet, durch seine Methode für heilbar hält«. Von 400 Kranken, die sich in |25|Briefen anmeldeten, machte Prießnitz nur etwa 50 Hoffnung auf Gesundung und von diesen wies er wiederum Etliche bei ihrer Ankunft in Gräfenberg ab. Akzeptiert wurden vorwiegend Patienten mit leichten Störungen, darunter Erkrankungen des Bewegungsapparates, Nervenleiden und Unterleibskrankheiten. Nur wenige der in Gräfenberg weilenden Gäste dürften ernsthaft krank gewesen sein – ein Umstand, der viele neu Eintreffende zunächst verblüffte. Ein Kurgast erklärte im Rückblick, er sei darauf gefasst gewesen, »in Gräfenberg einen Tummelplatz für Lahme und Krüppel zu finden, eine Sammlung von Leiden der seltensten und schwersten Art«. Stattdessen aber sei er durch den »Anblick meist junger kräftiger Menschen« mit »rüstigem, festem Körperbau« und »frischen, rothen Gesichtern« überrascht worden. In den Amtsberichten, die der Sanitätschef Chroback beim zuständigen Kreisamt einreichte, hieß es, bei den meisten Kurgästen könne man schreiben: »Angekommen gesund, abgereist genesen.«25

»Verrat« und früher Tod

Ihren Höhepunkt erlebte die Wasserheilanstalt von Prießnitz im Jahr 1839, als in einer Saison 1.700 Gäste gezählt wurden.24 Prießnitz befand sich zu diesem Zeitpunkt im Zenit seiner Karriere. Sein Ruf als Heilkundiger hatte sich in allen europäischen Ländern verbreitet. Etwa um das Jahr 1840 herum trat jedoch eine Wende ein. Während Prießnitz bislang wie ein Heiliger verehrt worden war, gab es nun zunehmend Kritik. Anhänger warfen Prießnitz vor, er sei »zum Grableger seiner eigenen Schöpfung, zum Verräther an sich selbst geworden«.25 Die Schlesische Zeitung berichtete rückblickend, der »Stern von Gräfenberg« sei von dem Augenblick an verblasst, als »Prießnitz mit eigener Hand die Gesetzestafeln niederwarf, die er aufgestellt hatte«. Seine Ratlosigkeit angesichts dieser Geschehnisse fasste der Redakteur in die Frage: »Ist nun Ptolemäus zum Kopernikus geworden, oder umgekehrt?«26

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Abb. 4: Duschen und Teilbäder in Gräfenberg

(Quelle: Der Wasserfreund 1861/62, Beilage zu Heft 5)

Was war geschehen? Am häufigsten ist zu lesen, Prießnitz sei der bis dahin praktizierten Kurmethode untreu geworden, da er »keine Schwitzkuren« mehr verwendete, seine Kurweise »mehr schablonenmäßig« durchgeführt und »das Wasser zu viel und zu kalt« eingesetzt habe.27J. H. Rausse veröffentlichte im Jahr 1847 eine Schrift, in der er öffentlich mit seinem Lehrmeister abrechnete. Mit scharfen Worten geißelte Rausse das Gräfenberger »Frostregime« und erklärte, er wisse »von mehreren Todesfällen, die in acuten Kuren des Herrn Prießnitz vorgekommen« seien.28 Ähnliche Vorwürfe erhob der Münchener Militärarzt Lorenz Gleich, der darüber klagte, Prießnitz lasse seine »Kurgäste gleich wandernde Eiszapfen« umherlaufen.29 Solche Kritiken wurden jedoch erst zehn Jahre nach Einführung der Methoden erhoben und zwar ausgerechnet von Personen, die Prießnitz zuvor treu ergeben waren. Im Grunde hatte sich seit Einführung des Gräfenberger Kurverfahrens wenig geändert. Die |27|wenigen Modifikationen waren lediglich den Erfordernissen des Massenbetriebs geschuldet. Unterstützung durch geschultes Personal in Anspruch zu nehmen, weigerte sich Prießnitz strikt.30

Der Verzicht auf die Schwitzprozeduren war eine erste Rationalisierungsmaßnahme. Von einem Gast angesprochen, warum er »das Schwitzen fast ganz verbiete«, soll Prießnitz geäußert haben: »Als ich noch schwitzen ließ, konnte ich mir die Beine ablaufen, denn da hatte einer Kopfschmerzen, da wieder einer Nasenbluten, da war wieder einer in Ohnmacht gefallen, ich wußte nicht, wo ich früher seyn sollte.«31 Ohne das Schwitzen traten deutlich weniger krisenhafte Begleiterscheinungen auf. Geradezu spöttisch kommentierte die Schlesische Zeitung, die vereinfachte Kurmethode biete »die größtmögliche Bequemlichkeit für den Arzt der Anstalt«, da das »Plätschern im kalten Wasser« lediglich eine »gemüthliche Monotonie im Befinden der Kranken« hervorrufe.32 Vor allem aber hatte sich das Ausmaß an Zuwendung, das Prießnitz seinen Gästen zukommen ließ, deutlich reduziert. Jeden Patienten persönlich in Empfang zu nehmen und ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, war Prießnitz nicht länger möglich. Diese Distanz erschien den meisten Besuchern Gräfenbergs weit schmerzhafter und weniger tolerabel als jede Veränderung bei den technischen Abläufen der Kurprozeduren.

Eine weitere Ursache für Kritik trat hinzu. Durch den Ruhm von Prießnitz hatte sich die Zusammensetzung des Gräfenberger Publikums spürbar verändert. Die Gästeschar war mondäner und internationaler geworden. Unter den Besuchern des Jahres 1847 befanden sich Engländer, Franzosen, Russen, Finnen, Türken, Amerikaner, Ägypter und ein Araber.33 Um die hohen Erwartungen dieses Publikums zu befriedigen, ließ Prießnitz ein großes Gästehaus mit Billardzimmer errichten.34 Abends gab es Veranstaltungen mit geselligem Beisammensein und Tanz. Das Ergebnis war, dass sich Gräfenberg kaum noch vom Badebetrieb der großen Kurorte unterschied. Diese Abkehr von der Idee des naturgemäßen Heilens empfanden die älteren Gäste als Verrat. Schließlich waren sie es gewesen, die Gräfenberg zu Ruhm und Ansehen verholfen hatten. So sehr Prießnitz zuvor verehrt wurde, so maßlos war nun die Enttäuschung, die sich in wütenden Kritiken und schweren Beschuldigungen entlud. Der Arzt Julius Putzer, der selbst die Wassertherapie bei Prießnitz erlernt hatte, fasste die Reaktion der älteren Anhänger in die Worte, man habe sich zunächst »willkürlich ein Ideal von Priessnitz von einer solchen Vollkommenheit« gemacht, |28|»wie es nie erreicht wurde, und als man sah, dass Priessnitz nicht so war, wie man ihn idealisiert hatte, … da wurde man ungerecht, man fing an, ihn zu tadeln, ja selbst zu hassen«.35

Möglicherweise lag es auch an seiner Gesundheit, dass sich Prießnitz nach 1840 immer mehr aus dem Kurbetrieb zurückzog. 1847 erlitt er einen Schlaganfall.36 Ende 1851 kamen heftige Fieberanfälle hinzu, schließlich auch eine Wasser- und Gelbsucht. Am 28. November 1851 verstarb Prießnitz, wie in einer Meldung der Schlesischen Zeitung mitgeteilt wurde, »ohne allen Todeskampf sanft und ruhig in einem Alter von 52 Jahren und zwei Monaten«.37 Die Todesursache soll eine Leberzirrhose gewesen sein.38 Nach dem Tod von Prießnitz wandten sich die Bürger von Gräfenberg mit der Bitte um Bestellung eines Nachfolgers an die österreichische Regierung. Am Heiligabend 1851 trat Dr. Josef Schindler, der in Prag Medizin studiert und zuvor bereits mehrfach Gräfenberg besucht hatte, seinen Dienst an. Schindler führte erheblich mildere Anwendungen ein, fand damit auch Anerkennung, konnte die Gräfenberger Heilanstalt aber nicht mehr zu jener Größe und Bedeutung führen, die sie unter Prießnitz besessen hatte.

Johannes Schroth: der Konkurrent aus Lindewiese

Ein Teil der von Prießnitz enttäuschten Kurgäste fand eine neue Zuflucht bei dem Landmann Johannes Schroth, der in der benachbarten Ortschaft Lindewiese lebte. Zwar war, wie die Schlesische Zeitung feststellte, vom »Standpunkt äußerer Annehmlichkeit betrachtet«, Gräfenberg gegenüber Lindewiese »unermeßlich im Vortheile«. In Gräfenberg werde dem Gast nicht nur eine »schöne Gebirgsscenerie« geboten, sondern auch »Konzerte, Bälle, Kraftgefühl, Liebe und Heirath«. Demgegenüber gäbe es in der »melancholischen Thalgegend« von Lindewiese »keine Konzerte, keinen Ballsaal, wenig Damen«.39 Aber gerade dieser Verzicht wurde von denjenigen, die sich von Prießnitz abgewandt hatten, als Rückkehr zu einer Einfachheit begrüßt, wie sie früher auch für Gräfenberg kennzeichnend gewesen war.

|29|Wie Prießnitz stammte auch Johannes Schroth aus dem österreichischen Teil Schlesiens und wurde am 2. Februar 1800 in Böhmischdorf geboren.40 Als Schroth sieben Jahre alt war, starb sein Vater. Seine Mutter heiratete in zweiter Ehe einen Bauern aus Lindewiese, wohin der junge Schroth folgen musste. Nach Entlassung aus dem Militärdienst übernahm Schroth den landwirtschaftlichen Betrieb seines Schwiegervaters. Auch über Schroths Entdeckung kursierten zahlreiche Legenden. Der Arzt C. A. W. Richter, später Leiter einer Wasserheilanstalt in Alexisbad, lieferte in seinem Lehrbuch der Naturheilkunde folgende Version: Schroth habe lange »auf eine Kurmethode gesonnen«, mit der er »dem Gräfenberg Conkurrenz« machen konnte. Dabei sei er durch Zufall auf einen jungen Mannes gestoßen, der an »invertirter Syphilis« litt und »wegen seiner fortgesetzten Besuche des Weinhauses« von Prießnitz der Gräfenberger Kuranstalt verwiesen worden war. Dieser junge Mann wollte seinem Vater nicht mit einer abgebrochenen Kur unter die Augen treten, weshalb er Schroth bat, die weitere Behandlung zu übernehmen. Schroth habe aus einer »Weinlaune« heraus eine Kur begonnen, die teilweise auf einem »Mißverständniß der ihm beschriebenen Proceduren«, teilweise auf »Reformationseifer« beruhte.41

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