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Dieses Buch erzählt vom Leben, Wirken und von der Poesie der großen Zen-Lehrerinnen und -Lehrer. Ganz bewusst sind die Meisterinnen alter Zeit mit einbezogen, die in der Tradition oft wenig Beachtung fanden. Für eine gesunde Zen-Praxis ist es wichtig, dass Feuer und Wasser, Männliches und Weibliches ausbalanciert werden. So wie es Härte und Disziplin braucht, scharfen Geist und kämpferischen Willen, so braucht es auch Einfühlungsvermögen und Hingabe, Kommunikation und Intuition. Poesie hat die Weitergabe des Zen fast immer begleitet, in Koan-Sammlungen ebenso wie im Leben der Meister und Meisterinnen. Auch hier sind Verse zum besseren Verständnis beigegeben. So ist dies ein Buch sowohl für Anfänger und Interessierte wie auch für Geübte und Versierte in der Zen-Praxis. Der Autor, *1957, hat über Meister Eckhart und Martin Heidegger promoviert und ist evang. Pfarrer im Ruhestand. Er hat Zen praktiziert unter Jyō'un-an (Joan Rieck), Zui-Un-An (Gundula Meyer) und Gesshin Myoko Prabhasa Dharma.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wassermond undTigergeist
Große Zen-Frauen und –Männer
Geschichten und Gedichte
Jürgen Wagner
Impressum
Copyright: 2024Jürgen Wagner
Druck und Verlag: epubli
GmbH, Berlin, www.epubli.de
Titelbild: Tsukioka Yoshitoshi, Frau Chiyo
Shi Ke, Patriarch und Tiger
Fragt mich nicht nach dem Sinn der Zen-Lehren –
Lauscht einfach den Pinien und Zedern
in einer windstillen Nacht.
Ryonen
Inhalt
Vorwort
I ZEN-AHNINNEN UND -AHNEN
Chiyonos Wassermond
Huang-bos Tigergeist
Eine alte Frau stiehlt Joshus Bambussprossen
Die Teefrau mit dem Feuerhaken
Die unbekümmerte Alte
Shokens wundertätige Katze
Ryonens windstille Nacht
Tokusans Reiskuchen
Bankeis ungeborener Geist
Eshuns unendliche Tiefe
Joshus goldene Lippen
Chens Bergblumen
Der kranke Meister Ba
Oryus drei Schranken
Banzan und das beste Stück Fleisch
Ganjis Familie
Rinzais Schritt zurück
Die alte Frau prüft Rinzai
Ikkyu Sojun, die verrückte Wolke
Miaozongs Geburtsort
Hakuins Gelassenheit
Satsujos Sitzplatz
Ryokans reines Herz
Sonins schattenloser Baum
Yunmens guter Tag
Gudos Langmut
Tao-shin’s Empathie
Die alte Frau prüft die Mönche
Dogens stiller Weg
Milarepas Suche
Bodhidharmas Kommen aus dem Westen
II MEDITATION
Siddharta GautamasWeg der Befreiung
Der beste Ort
Raus aus dem Hamsterrad
Meine Meditationen
Gettan und Gasan: 3 Arten von Schüler
Wie lange dauert das?
Hyakujos Arbeit
Das Sterben des Meisters
IIIZEN-GESCHICHTEN
Da fehlt noch was
Ein guter Arzt
Du wolltest etwas Wasser holenS. 146Die schmutzige Straße
Die Verwandten der alten Frau
Der Duft des Berglorbeer
Der rauschende Bergbach
Die Nonne und der Brunnen
Die Decke
Der Zen-Meister und der General
Shoju und die Wölfe
Der Mann am Abgrund
Tod und Wiedergeburt
Die wunderbaren Kräfte der alten Frau
Das Wesen des Selbst
Anhang
VORWORT
Die buddhistische Lehre genauso wie die Zen-Tradition wurde vor allem von Männern angeleitet und weitergegeben. Das entsprach der Zeit und Kultur. Praxis, Stil und Tonart waren rau und kämpferisch. Ziel war es, sich loszulassen und in diestille Quelle des eigenen Seins und Strebens einzukehren. Männer tun das mitihrer Energie. Sie gehen es aktiv, geistig und intentional an: mit Disziplin, mit Anstrengung, mit Schreien, Rufen, Schlagen, Wortgefechten:
Ein älterer Mönch namens Jo fragte Meister Rinzai: „Was ist der Wesenskern des Buddhismus?“ Da stieg Rinzai von seinem Sitz herab, packte ihn am Kragen, schlug ihn und stieß ihn weg. Jo stand da wie angewurzelt. Ein Mönch, der in seiner Nähe stand, sagte zu ihm: „Alter Mönch, warum machst du keine Verbeugung?“ Als er sich tief verneigte, erlebte Jo plötzlich eine große Erleuchtung.
Frauen haben eine andere Energie und gehen anders an die Sache heran, nämlich rezeptiv, intuitiv und kommunikativ:
Zen-Meisterin Ryonen sagte zu Kankei: „Woher kommst du heute, wenn ich fragen darf?“ Er antwortete: „Aus Roko.“Sie sagte zu ihm: „Warum nimmst du, (wie es sich gehört) deinen Bambushut nicht ab?“Kankei antwortete nicht, sondern verbeugte sich und fragte: „Was ist Massan?“Sie antwortete: „Er zeigt seine Spitze nicht.“Er fragte: „Wer ist Massans Meister und Mann?“Sie antwortete: „Es gibt keine wirkliche Form von Männern und Frauen.“Er rief (den Zen-Ruf): „Kwatz!“ und fragte herausfordernd: „(Wenn du keine Form hast,) warum verwandelst du dich dann nicht und verschwindest?“Sie sagte: „Ich bin kein Gott, ich bin kein Dämon, was könnte ich verwandeln?“ Da kniete Kankei nieder und wurde für drei Jahre der Gärtner ihres Tempels.
‚Tigergeist und Wassermond‘: beide Pole sind gefragt: Entschlossenheit und Demut, Männliches und Weibliches, Kraft und Anmut.
Wir haben hier eine Sammlung von Zen-Geschichten und Gedichte zusammengestellt, die die weibliche Seitemit berücksichtigt, indem sie Zen-Meisterinnen wie Ryonen oder Chiyono vorstellt, aber auch namentlich unbekannte Frauen der Tradition. Herausgestellt werden Meister wie Joshu, Ryokan, Ikkyu oder Shoju, die auch ihre ‚Anima‘recht deutlich lebten. Umgekehrt sehen wir auch Zen-Meisterinnen, die ihren männlichen Anteil stark ausgeprägt hatten.Oft sind es die Künste, die hier einen Ausgleich schaffen: Poesie, Malerei, Kalligraphie, Kochkunst, Gärtnerei.
Wir sind heute in der glücklichen Lage, dass es viele Zen-Lehrerinnen und -Schülerinnen gibt, die die weibliche Handschrift in die Tradition einbringen können. So ist es an der Zeit, auch dieseim Zen-Weg klarer zu entfalten und zu integrieren: Empfänglichkeit, Sinnlichkeit, Körperlichkeit, Beziehung, Gefühl, Ästhetik, Intuition u.a.m. Wie weit das gehen kann, ist ein offener Prozess. In gewisser Weise spiegeln schon Soto- und Rinzai-Zen den Gegensatz von Anima und Animus. Die Integration des Weiblichen könnte dazu führen, dass sowohl der Aufstieg auf den Gipfel der Erleuchtung wie auch der Rückweg nach unten umfassender gegangen werden kann, so dass man am Endenicht in der Askese stecken bleibt, sondern wirklich auf dem umtriebigen Marktplatz mit seinen Gerüchen und Waren und Menschen ankommt.Der Dualismus muss am Endeüberwunden sein: Samsara und Nirvana sind nicht getrennt: „Das Lotusland an diesem Ort!“ (Hakuin Zenji).
Traditionelle Zen-Geschichten mit Gedichten auszulegen, ist eine alte Praxis, die sich in den Koan-Sammlungen bewährt hat.Das mag auch heute noch ein gutes Stilmittel sein, ob Haiku, Tanka, Ballade oder einfach nur ein dichtendes Umkreisen des Themas.
I MEISTERINNEN UND MEISTER
CHIYONOS WASSERMOND
„Der Mond steht für das wahre Wesen allen Seins. Und wie in jedem Fluss und Bach, in jeder Pfütze sich immer nur der eine Mond spiegelt, so drückt sich in allen Formen das wahre Wesen aus. Und doch ist es nicht möglich, dieses wahre Wesen zu fassen. Ich kann den Mond im Wasser nicht fassen. Ich seh sein silbriges Licht, ich seh es flackern, und wenn ich hinlange, ist es nicht da. Es ist da und gleichzeitig nicht da. Und dieses wahre Wesen zu erfahren ist eigentlich die Übung, die wir im Zazen praktizieren. Der Mond ist eine poetische Form, dies auszudrücken.“ (Doris Zölls).
Chiyono und der zerbrochene Eimer
Mugai Nyodai (1223-1298) war die erste Zen-Äbtissin und die erste weibliche Meisterin in der Zen-Tradition. Ihr weltlicher Name war Chiyono. Über ihr frühes Leben gibt es widersprüchliche Darstellungen, da die wichtigsten Biographien über sie in späteren Jahrhunderten geschrieben wurden. Möglicherweise vermischten sich da auch Lebensgeschichten. Während die Legende sie als einfache, ungebildete junge Frau beschreibt, die wie Hui-neng nur einfache Tätigkeiten im Kloster ausführte, berichten glaubwürdigere Quellen, dass ihr Vater Samurai war und sie sowohl in Japanisch als auch in Chinesisch gut ausgebildet war. Sie hat geheiratet und ein Kind gehabt, hatte nebenher den Buddhismus studiert und wollte auch diesen Weg gehen. Als ihr Mann früh starb, rasierte sie sich den Kopf, gab ihre Habseligkeiten auf und erschien vor der Tür eines Zen-Klosters.
Im Dorf Hiromi im Bezirk Mugi gab es drei Nonnen, die einen Zen-Tempel errichteten und sich der Praxis des buddhistischen Weges widmeten. Zusammen mit anderen Nonnen, die aus allen Teilen des Landes kamen, und bei manchen Gelegenheiten auch mit zahlreichen Laienschülern, versammelten sie sich zur gemeinsamen Zen-Meditation und -Praxis. Hier diente Chiyono, machte einfache Arbeiten, wollte aber auch Zazen lernen.
Chiyono beobachtete die Mönchsfrauen bei der Zen-Meditation. Sie schätzte ihre Worte und Lehren sehr. Sie pflegte durch die Lücken in den Vorhängen, die in der Tür hingen, die Nonnen zu beobachten, und ging dann in ihr Zimmer zurück und ahmte sie nach, indem sie mit dem Gesicht zur Wand saß. Doch sie hatte nicht das Gefühl, dass sich viel dabei änderte.
Eines Tages sprach Chinoyo eine junge Nonne an. „Bitte erzähle mir die wesentlichen Prinzipien des Zazen-Praktizierens", flehte sie.
Die Nonne antwortete ihr: „Deine Gewohnheit besteht einfach darin, den Nonnen dieses Tempels so gut wie möglich zu dienen, ohne an körperliche Not zu denken oder ein Wort der Klage zu äußern. Das ist dein Zazen."
Chiyono dachte bei sich: „Das ist schmerzlich! Ich mache meinen Weg in der Welt als niederer Mensch, der in Schmerz und Leid lebt. Wenn ich so weitermache, werde ich auch im nächsten Leben leiden.“ Sie blieb traurig.
Eines Tages wandte sie sich an eine ältere Nonne und sagte: „Ich bin zu Euch gekommen und muss hier die ganze Zeit einfache Arbeiten verrichten. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich den Weg des Buddha erlangen kann?“
Die Nonne antwortete ihr: „Das ist wunderbar, meine Liebe! Im Buddhismus gibt es keine Unterscheidungen hoch und niedrig. Es gibt nur dies: Jeder Mensch muss an dem Wunsch festhalten, ein Herz von großem Mitgefühl zu erwecken und zu kultivieren. Die Menschen sind vollständig, so wie sie sind. Wenn man nicht in trügerische Gedanken verfällt, gibt es keinen Buddha und kein fühlendes Wesen; es gibt nur eine vollständige Natur. Wenn du deine wahre Natur erkennen willst, musst du dich der Quelle deiner trügerischen Gedanken zuwenden. Das nennt man Zazen.“Chiyono sagte voller Freude: „Mit dieser Praxis als meinem Begleiter muss ich nur noch mein tägliches Leben führen und Tag und Nacht üben.“Chiyono fragte dann: „Was ist der Geist, der die Quelle der Dinge ergründet?“Die Nonne antwortete: „Die Frage, die du mir soeben gestellt hast, ist ein Beispiel für dein Denken. Wenden dich dem Stadium zu, in dem dieser Gedanke noch nicht aufgetaucht ist. Ermutige dich selbst mit aller Kraft. Sich nicht auch nur mit einer Spur von Gedanken zu vermischen - das ist es, was wir das Ergründen der Quelle nennen.“Chiyono verbrachte ihre Zeit damit, sich nach innen zu wenden und kehrte beständig zur Quelle ihrer Wahrnehmung zurück. Auf diese Weise setzte sie ihre Praxis fort, Tag für Tag, Monat für Monat. An manchen Tagen kehrte sie nach Hause zurück und vergaß zu essen. Manchmal ging sie Wasser holen und vergaß, es in einen Eimer umzufüllen. Manchmal ging sie Feuerholz sammeln und vergaß, dass sie sich in einem steilen Tal befand. Manchmal verbrachte sie den ganzen Tag, ohne zu essen oder zu sprechen, oder die ganze Nacht, ohne sich hinzulegen. Obwohl sie Augen hatte, konnte sie nicht sehen, und obwohl sie Ohren hatte, konnte sie nicht hören. Ihre Bewegungen waren wie die eines hölzernen Menschen. Die versammelten Nonnen im Tempel begannen über sie zu sprechen und sagten, dass die Verwirklichung nahe bevorstehe.
Die ältere Nonne, die das gehört hatte, stellte sich heimlich vor Chiyonos Zimmer. Hinter einem Bambusschirm und mit hochgestecktem Haar saß Chiyono mit dem Gesicht zur Wand. Sie war gewohnt, wie eine reife Praktizierende zu sitzen. Ihr Körper war der einer Frau, die wahrhaftig die Härte einer Adeptin zeigte. Selbst in alten Zeiten war eine solche Person selten. Die Nonne sprach sie an: „Welchen Ort hast du vor dir?“ Chiyono sah sie an, drehte sich um und setzte sich wie ein Baum wieder vor die Wand. Daraufhin fragte die Nonne sie erneut: „Was?! Was?!“ Diesmal drehte sie ihren Kopf nicht. Auf diese Weise verlor sie sich in Zazen.
Im achten Mondmonat des folgenden Jahres, am Abend des fünfzehnten, schien der Vollmond. Sie nutzte den wolkenlosen Nachthimmel und ging zum Brunnen, um Wasser zu holen. Der Boden ihres alten Eimers, der von Bambusstreifen zusammengehalten wurde, gab plötzlich nach, das Wasser platschte zu Boden – und auch der Mond, der sich zuvor auf dem Wasser bespiegelt hatte, war auf einmal weg. Mit einem Schlag war sie selbst dort, wo nichts mehr ist.Später verfasste sie darüber ein Gedicht:
Mit diesem und jenem versuchte ich,
den Eimer zusammenzuhalten,
und dann fiel der Boden heraus.
Wo sich kein Wasser sammelt,
wohnt der Mond nicht.
Wir sind gewohnt,
Dinge zu ergreifen und anzupacken,
den Laden zusammenzuhalten,
uns zu beherrschen und kontrollieren
Wir sind es nicht gewohnt,
wieder loszulassen,
uns dem Lauf der Dinge anzuvertrauen,
uns hinzugeben
Ein guter Grund
zu üben,
zu praktizieren,
zu meditieren
Chiyono trat vor ihre Lehrerin: „Du hast mich mit großer Freundlichkeit und Mitgefühl gelehrt. Das Ergebnis ist, dass während der dritten Nachtwache der eine Mond des Selbst die tausend Tore des Dharma erleuchtet hat.“ Als sie ihre Rede beendet hatte, machte sie drei Niederwerfungen vor ihrer Lehrerin und stand dann auf, wie es sich gehört.Die Nonne sagte: „Du hast den großen Tod erlangt, den, der uns tatsächlich belebt. Von nun an wirst du bei Wu-hsueh lernen - du musst zu ihm gehen.“Sie traf sich mit Wu-hsueh, erhielt die Übertragung und wurde seine Dharma-Nachfolgerin. Ihr Dharma-Name war Mujaku Nyodai. Später wurde Chiyono als Äbtissin Nyodai bekannt. Wenn die Leute mit ihren Fragen zu ihr kamen, antwortete sie oft: „Der Buddha, dessen Gesicht der Mond ist.“
HUANG-BOS TIGERGEIST
Huangbo Xiyu wurde einer der einflussreichsten Zen-Lehrer. Im 17. Jh. entwickelte sich in Japan die nach ihm benannte Huangbo-Schule, bekannt als Ôbaku-shû. Noch einflussreicher ist jedoch die aus seiner Linie hervorgegangene Linji- oder Rinzai-Schule, die zur größten und einflussreichsten Schule des Zen-Buddhismus weltweit wurde.
Eines Tages fragte Baizhang seinen Schüler Huangbo: „Wo warst du und wo kommst du her?“„Ich war am Fuß des Daxiong-Berges und habe Pilze gesammelt“, antwortete Huangbo.„Hast du den Tiger gesehen?“, fragte der Lehrer weiter.Huangbo begann in diesem Moment wie ein Tiger zu brüllen.Der Lehrer hob die Hand und tat so, als würde er mit einer Axt auf den Schüler einschlagen.Der Schüler gab dem Lehrer eine Ohrfeige.Der Lehrer lachte und ging.Beim Lehrvortrag in der Lehrhalle sagte der Lehrer: „Am Fuß des Daxiong-Berges lauert ein Tiger herum. Passt gut auf euch auf. Der alte Baizhang wurde heute von ihm gebissen.“
Kätzchen sein ist nicht
genug. Man muss auch seinen
Tiger leben mögen
EINE ALTE FRAU STIEHLT JOSHUS BAMBUSSPROSSEN Eines Tages war Meister Joshu außerhalb des Klosters und eine alte Frau kam des Weges. Sie trug einen Korb bei sich. Er fragte sie: „Wohin gehst du?“ Die alte Frau sagte: „Ich bin auf dem Weg, um Joshus Bambussprossen zu stehlen.“ Joshu fragte: „Was wirst du tun, wenn du ihm begegnest?“ Die alte Frau ging auf Joshu zu und gab ihm eine Ohrfeige.
Wer Mut hat, gibt
auf eine Zen-Frage eine
Zen-Antwort
DIE TEEFRAU MIT DEM FEUERHAKEN
Meister Hakuin Ekaku pflegte seinen Schülern von einer alten Frau zu erzählen, die in der Nähe einen Teeladen hatte und lobte ihr Verständnis von Zen. Die Schüler glaubten nicht, dass eine solche Person viel Weisheit haben könnte und so gingen sie in den Teeladen, um sich selbst davon zu überzeugen. Wenn die Frau sie kommen sah, konnte sie sofort erkennen, ob sie zum Tee gekommen waren oder um ihr Verständnis von Zen zu ergründen. Im ersten Fall bediente sie sie freundlich. Im zweiten Fall winkte sie ihnen, hinter den Wandschirm in den hinteren Teil der Teestube zu kommen. In dem Moment, in dem sie folgten und eintraten, schlug sie mit einem Schürhaken auf sie ein. Neun von zehn entkamen ihrer Prügelstrafe nicht.
Wer den Tiger
herausfordert, sollte ihm auch
begegnen können
DIE UNBEKÜMMERTE ALTE
Einmal sah Joshu eine alte Frau auf dem Feld arbeiten. Er fragte sie: „Wenn du einen wilden Tiger träfest, was würdest du tun?“Die Alte sagte: „Nichts in der Welt bekümmert mich.“Joshu meinte: „Oh!“Die Frau sagte: „Oh!“Joshu erwiderte: „Da ist noch immer das, nicht wahr?“
Ohne Reste
tun, was zu tun
ist
SHOKENS WUNDERTÄTIGE KATZE
Es war einmal ein Fechtmeister namens Shoken. In seinem Hause trieb eine große Ratte ihr Unwesen. Selbst am hellichten Tage lief sie herum. Da machte der Hausherr einmal das Zimmer zu und gab der Hauskatze Gelegenheit, die Ratte zu fangen. Die aber sprang der Katze ins Gesicht und biss sie so, dass sie laut schreiend davonlief. So brachte der Hausherr einige Katzen herbei, die in der Nachbarschaft gute Jäger waren und ließ sie in das Zimmer hinein. Die Ratte kauerte in einer Ecke, und sowie eine Katze sich ihr nahte, sprang sie sie an, biss sie und sch³ug sie in die Flucht. So ungestüm sah die Ratte aus, d