Wege des Lebens - Friedrich W.F. Dreyer - E-Book

Wege des Lebens E-Book

Friedrich W. F. Dreyer

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Beschreibung

Die Machtverteilung auf der Erde ist im Umbruch. Das öffnet neue Tore für die Menschheit, erzeugt andererseits Ängste vor neuen Problemen und ein Verharren im ressourcenverschwendenden alten Wirtschaftssystem. In diesem Buch berichtet ein junger Mann von seiner Entwicklung und seiner Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Bei seiner Suche helfen ihm kluge Menschen aus verschiedenen Epochen, eine eigene Meinung zu finden und seine Persönlichkeit herauszubilden. Dieses Buch soll zum Nachdenken über die Gestaltung der nahen Zukunft anregen und den Mut verstärken, sich für eine Neuorientierung zu engagieren und eine Neustrukturierung umzusetzen, nämlich die Bewirtschaftung der Erde und die Versorgung der Menschheit auf gesunde Beine zu stellen und so ein dauerhaftes Leben der Menschheit auf diesem Planeten zu sichern.

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Wege

Lebenswege, Berufswege, private Wege, öffentliche Wege, alle zugänglichen Wege

Auf welchem Weg bin ich?

Welcher Weg ist der richtige für mich?

Wo fängt der an? Kann ich den Zugang überhaupt erreichen?

Wie sind die Bedingungen?

Wo komme ich denn an? Kann man das vorhersagen?

Weg des Überlebens, wäre das nicht genug?

Wie viel Ehrgeiz habe ich?

Wie sollte mein Leben aussehen?

Ist Ethik wirklich bedeutsam?

Hoffnung für die Erde?

Oder für mich?

Für alle??

Ich widme mein Buch

a) dem Melancholischen

b) dem Nachdenklichen

c) dem Zuversichtlichen

a)

für:

Nino Ferrer

*15.08.1934

† 13.08.1998

Genua

Montcuq, Lot, France

Komponist, Sänger, Maler, Philosoph, Träumer, der die Weite des Universums liebte, Herzensmensch, den die Franzosen ins Herz schlossen.

Nino sagte:

„Ich bin der ertrunkene Wanderer...

das Wasser vergeht....

die Tage auch.“

„Du meine traurige Liebe, was ist dir auf einmal? Habe ich einmal den eisigen und verwegensten Gipfel erklommen, schließt sich wie eine nächtliche Blüte mein Herz.“

Pablo Neruda, Gedichte

BITTE

Weil´ auf mir, Du dunkles Auge,

Uebe Deine ganze Macht,

Ernste, milde, träumerische,

Unergründlich süße Nacht!

Nimm mit Deinem Zauberdunkel

Diese Welt von hinnen mir,

Daß Du über meinem Leben

Einsam schwebest für und für.

Nicolaus Lenau

1802 – 1850

b)

Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, dass

Menschheitsprobleme „gelöst“ werden.

Sie werden von einer gelangweilten Menschheit liegen gelassen.

Kurt Tucholsky, Schnipsel, S.68

Wir behaupten gar nicht, an den Sitten der Menschen etwas ändern zu können, aber wir haben uns vorgenommen, ihnen die Zerbrechlichkeit ihrer Gedanken klarzumachen und auf welch unsicherem Grund, über welchen Kellern ihre schwankenden Häuser ruhen.

Antonin Artaud, Heliogabal, S.178

Der Spieler sang....:

„Auf der Pampa von Utari,

weine noch nicht,

gefleckter Schmetterling.

Noch lebe ich

und will zu dir zurück,

will zu dir zurück.

Wenn ich sterbe,

wenn ich verschwinde,

dann leg Trauer an,

und lerne weinen.

José Maria Arguedas: Die tiefen Flüsse, S.189

„Unsere Handlungen sind unsere guten

und unsere bösen Engel,

die Schicksalsschatten,

die an unserer Seite schreiten.“

Marcel Proust, Tage der Freuden, S.168

c)

Sie ist wiedergewonnen!

- Wer? - die Ewigkeit.

Sie, das Meer, mit der Sonne

Vereint.

Arthur Rimbaud, Eine Zeit in der Hölle, S.61

Les gorges du Verdon

Die Verdonschlucht

Nichts ist romantischer als die Mischung von diesen Felsen und diesen Abgründen, von diesen grünen Wassern und diesen purpurnen Schatten, von diesem Himmel, der einem homerischen Meer gleicht und diesem Wind, der mit der Stimme toter Götter spricht.

Jean Giono, Provence, 1959, S.283

Auf dem Shira-Berg

die unterm Schnee vergrabenen

Kiesel – dazwischen

versteckt der Freundschaft Feuer,

wie könnte es verlöschen?

Sarashina-nikki,

Tagebuch einer japanischen Hofdame

aus dem Jahre 1060

"Wege des Lebens"

ist eine Zusammenfassung des Berichtes des Balthazar K. von seinen Schritten, die immer nach vorne wiesen, in seinem bescheidenen Leben. Zuerst traf ich Balthazar zufällig, wir unterhielten uns, und wir bekamen Gefallen daran, danach wöchentliche Begegnungen in immer demselben Café in der Mittagspause zu verabreden.

Nach und nach erzählte mir Balthazar seine Geschichte mitsamt den Lernprozessen, Erfahrungen und zum Teil sehr persönlichen Erkenntnissen und gedanklichen Umsetzungen.

Er bat mich dann nach ein paar Wochen, alle seine Ideen und Inhalte aufzuschreiben, soweit sie mir bedeutsam erschienen und das Ergebnis zu veröffentlichen, was ihm zu mühsam erschien.

Was ich im folgenden für ihn niedergeschrieben habe, kann ich weitgehend in vier Bereiche gliedern:

seine Gedanken zum Lebensweg

seine Geschichte, soweit sie von allgemeinem Interesse ist

seine Gedanken dazu

seine Entwicklung

seine Erkenntnisse

Friedrich W.F. Dreyer

DIE WEGE DES LEBENS,

nicht: der Lebensweg,

nicht das Curriculum, das man leichter aufschreiben

könnte.

Nein: meine Wege!

Alle!

Die ich auswählte.

Oder:

die für mich bestimmt wurden.

Die ich manchmal gar nicht wollte.

Oder:

die ich nicht auswählte, aber gegangen bin.

Wenn sich ein Weg abzeichnete, bin ich los gerannt, bisweilen zu schnell, bog dann und wann ab, wendete, wenn mir unheimlich wurde. Wenn der Weg nicht geeignet war, konnte es sein, dass ich zum Anfang zurückeilte, aber feststellen musste, dass es nicht mehr der Anfang war, den ich kannte.

Ich werde wohl nie erfahren, ob mir mein Lebensweg in die Wiege gelegt wurde, ob es überhaupt so etwas wie eine Wahlmöglichkeit gibt. Ob es in Wahrheit so etwas wie eine eigene Entscheidung gibt, oder ob ich nur den Eindruck habe, ich bestimme die Richtung.

Dabei ist es schon so, dass ich oft hin und her überlege, wie und wohin ich weitergehen soll. Da kann es ein Zögern geben, ein Hin und Her und Kompromisse. Manchmal werde ich unterwegs müde oder krank. Helfen mir meine Pausen, um nachzudenken?

Werde ich Reue empfinden?

Muss ich mein Ziel neu definieren?

Ist es überhaupt noch erreichbar?

Ich hatte in der städtischen Bücherei ein Bild gesehen von einem französischen Maler, von dem ich glaube, dass er mich verstanden hätte. Ich habe dann auch nachgeschlagen, wer er war und was er gemacht hat.

Der Mann hieß Paul Gauguin. Er war 1848 in Paris geboren. Zeit seines Lebens war er unstet und hat nach dem Weg gesucht. Er hatte viele Stationen und Fragen und Hoffnung auf Problemlösungen. Ich hätte ihn gerne einige Sachen gefragt. Ich glaube aber, er hatte noch mehr Fragen als ich. Er hätte auch mehr Antworten gehabt als ich. Da bin ich sicher. Er hatte so eine Sehnsucht nach einem glücklichen Leben. Wie wohl alle, aber er noch mehr. Alle Menschen sollten glücklich leben. Was sich ja auch irreal anhört, wenn man das Leben auf der Erde in echt ansieht.

Gauguin wollte den Einklang von Mensch, Tier und Natur. Vielleicht war er eine Art früher Ökologist. Er ging immer weiter fort von der Zivilisation. Zuerst nach Tahiti. Das war ihm aber schon zu sehr europäisiert um 1900! Er zog dann weiter auf die Marquesas Inseln, setzte sich dort für den Erhalt der Kultur der Einheimischen ein. Er kam in Konflikt mit der katholischen Kirche und mit der Inselverwaltung.

Er hat dieses Bild gemalt,das meine Seele anspricht, dass er mit 3 Fragen benennt:

Woher kommen wir?

Was sind wir?

Wohin gehen wir?

Drei Fragen, die ich auch stellen könnte.

Zurück zu Gauguins Leben: Er distanzierte sich immer mehr von der Gesellschaft, der europäischen Konsum- und Leistungsgesellschaft, welche die von ihm als jungfräulich empfundene Welt Ozeaniens veränderte und zerstörte. Das gesuchte Paradies, das er nie wirklich fand. Das es vielleicht auch nur in der Bibel gibt. Er sah es weiter entschwinden durch den Einfluss der Zivilisation, und das betrübte ihn sehr. Paul Gauguin starb 1903 auf Atuona, Hiva Oa, Teil von französisch Polynesien.

Das Bild, das er gemalt hat, zeigt einfache Menschen in einer jungfräulichen Natur, sein ersehntes Paradies.

Ich habe vielleicht ähnliche Fragen wie Gauguin.

Aber bei mir sind sie etwas egoistischer:

Wer bin ich?

Wohin gehe ich?

Was mache ich aus mir?

Was kann ich verändern in meinem Leben?

Aber auch:

Was kann ich beitragen, die Welt gerechter zu machen?

Lebensfreundlicher.

Die Wahrscheinlichkeit des Überlebens erhöhen.

Ich bin unterwegs. Ich habe statistisch noch knapp die mindestens gleiche Lebenszeit vor wie nach mir und kann sie mit Inhalten füllen.

Wie gesagt: ein wirkliches Zurück existiert nicht auf dem Lebensweg. Man kann nicht wirklich zurück. Alles entwickelt sich weiter, in Sekunden oder Tagen oder Jahren, das Alter der Lebewesen, die Lebensbedingungen, das Klima, der Fortschritt der Erde, des Alls usw., usw. Alles verändert sich. Nichts, gar nichts bleibt so, wie es eben noch war. Manche Möglichkeiten gibt es nun nicht mehr, dafür andere. Neues, Unbekanntes oder einigermaßen Vertrautes.

Alles ist weitergegangen. Vielleicht gibt es noch ähnliche Wege und Weichen. Immer muss ich mich neu orientieren und das Weitere abschätzen, soweit ich es kann. Wo bin ich nun? Ist ein anderer Weg denkbar? Oder gar besser? Auch wenn ich etwas falsch gemacht haben sollte, es geht weiter!

Reue oder Sehnsucht nach gestern oder Heimweh haben keinen Sinn.

Wo will ich hin? Was möchte ich erreichen? Wie viel Zeit habe ich wahrscheinlich noch für meine Ankunft? Was könnte ich verändern?

Ich habe lange darüber nachgedacht und bin mir ziemlich sicher:

alles ist soweit ganz okay.

Es ist alles im Fluss.

Der Fluss erscheint mir allerdings wenig berechenbar.

Aber:

alles bewegt sich. Ob ohne mein Zutun oder mit meinen Entscheidungen.

Mein Leben war bisher nichts Besonderes. Nichts was ich hier berichten müsste. Irgendwo in der Normalität.

Ich war ein schüchterner, verschwiegener Schüler, der wenig gelernt hatte, wie das normale Leben aussieht. Zum Teil mit verschrobenen Ansätzen, die für mich nicht fragwürdig waren, aber im Schulalltag Unverständnis oder Lachen erzeugten. Zum Beispiel hatte ich aus meiner Kindheit mitgebracht, anders zu denken, anders als die Allgemeinheit, ohne dass es mir bewusst werden konnte. Wie beim Rechnen: wurde ich gefragt, wie viel 6 und 6, oder auch 6 + 6 ist, habe ich geglaubt, es sei 66. Addition war für mich ein Aneinanderreihen von Zahlen.

Verschiedene Aushilfsjobs nach der Schule halfen mir, mehr Realitätsnähe zu erlangen.

Inzwischen bin ich ein Stück weiter: ein kleiner Angestellter mit festem Einkommen. Ein kommunaler Angestellter mit einem zeitlich befristeten Vertrag.

Im öffentlichen Dienst angestellt zu sein, hat mir neue Möglichkeiten eröffnet, z.B. einen Kredit aufnehmen zu können und finanziell besser dazustehen.

Meinen Job kann man in etwa so umreißen: Kalfaktor. Na ja, so nenne ich es. Das ist von mir nicht negativ gemeint. Ich mache halt alles, was so an organisatorischen Hilfsdiensten anfällt: Besorgungen, kleine Ausbesserungsarbeiten, Ordnungs- und Säuberungsarbeiten, usw., eben so eine Art "Mädchen für alles."

Die Vorgesetzten sagen nie Kalfaktor. Sie sind immer freundlich. Sie sagen höchstens in etwa: „Können Sie, bitte das WC säubern, gleich kommt Herr Oberrat XY, und so ist es nicht zumutbar. Ich bin froh, dass es Sie gibt, da kann man so etwas noch schnell regeln. Und nett sind Sie auch noch!"

Einen Beruf wie diesen leben zu können, davon hatte ich lange geträumt. Woanders war ich eine auswechselbare Maschine, die funktionieren musste, oder ich war in einer Ausbildungsposition.

Hier lerne ich jeden Tag aufs Neue von intelligenten Menschen, mit denen ich die Zeit verbringe.

Ich mache mir schon Gedanken über meine Position in dieser Gesellschaft. Es ist ein spezieller Weg. Ein individueller. Wie jeder Lebensweg es ist.

Wohin geht mein Weg? Wie entwickelt sich meine Persönlichkeit? Was kann ich dafür tun? Es ist nicht nur eine berufliche Reise. Es ist die Reise eines Menschen. Es ist das Abenteuer einer Kreatur, die so einzigartig ist mit all ihren Möglichkeiten und Grenzen.

Und ich bin gespannt, was möglich ist.

Ich muss mich einfinden hier. Ich will es auch. Einen neuen Weg erkunden. Anschauen, was daraus gemacht werden könnte.

Es gibt vieles zu bedenken im Leben. Vielleicht hat man Hürden zu überwinden, mit deren Existenz man gar nicht gerechnet hat. Und man steht schon direkt vor ihnen und überlegt: Oh je, was nun? Will ich doch lieber abbiegen oder umkehren? Ins Unbekannte oder in eine Leere? Eine negativ empfundene Entwicklung mit Enttäuschung oder Tränen?

Gibt es überhaupt eine neue Abzweige? Oder habe ich sie verpasst?

Ich habe mir angewöhnt, die Fakten anzusehen und dann zu bewerten. Und Fakt ist momentan, dass ich neu bin und lerne. Das bringt mich voran. Ich verändere mich weiter und werde neue Möglichkeiten bekommen.

Ich bin auf der richtigen Straße und biege erst an der nächsten Kreuzung ab, an der ich mich dafür bereit fühle. Im Moment lerne ich, unbekannte Bedingungen zu leben und aus Begegnungen Schlüsse zu ziehen. Besonders aus den kurzen Gesprächen mit den Politikern und Politikerinnen kann ich viel für mich mitnehmen. Mit manchen lebt es sich einfacher als mit anderen. Das macht mich kontaktfreudiger und charakterlich beweglicher. Ich helfe ja gerne. Das gibt mir das wunderbare Gefühl des Gebrauchtwerdens. Das tut gut!

Ich merke, ich habe eine Position in der Gesellschaft, die einen Sinn hat.

Und ich kann Fragen stellen, bekomme Antworten, kann beobachten, bewerten und für mich Entscheidungen treffen.

Ich entwickele mich weiter. In den Pausen, wenn ich Zeit habe, gehe ich nebenan in die Stadtbibliothek.

Da kann ich alle Regale durchstöbern, und wenn mir etwas zusagt, leihe ich es aus. Es gibt so viele Bücher, von denen ich nichts wusste.

Oft in den Pausen und bei Tätigkeiten, wie etwa: etwas auf Vordermann bringen, säubern, aufräumen und ähnliches, schweben meine Gedanken aus dem Zimmer hinaus in die Weite des Raumes, in die Welt, in andere Kulturen, und die Veränderungsideen für Problemstellungen stellen sich wie von selbst ein, und ich verliere mich in der Weite unseres Universums.

Dann bin ich glücklich.

Auch froh über meinen Beruf, dass ich alles selbst erledigen kann, ohne spezielle Aufsicht oder unbequeme Störungen, und es trotzdem alles funktioniert, so wie es gewünscht ist und wie es sich gehört. Mir fällt schon nicht die Toilettenbürste aus der Hand, wenn ich in die Welt hinaus denke.

Dann kann ich mit den Wörtern, Silben und Buchstaben spielen, so wie ich es in der Schule nicht konnte und durfte. Jetzt sind die Wörter auf meiner Seite. Ich habe erkannt, dass die Buchstaben so lebendig sind, dass sie sich bewegen, ihre Stellung tauschen oder ihren Sinn verändern.