Weihnachtliche Geschichten - Hans-Jürgen Straßburg - E-Book

Weihnachtliche Geschichten E-Book

Hans-Jürgen Straßburg

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Beschreibung

Es gibt viele Bücher, die mit weihnachtlichen Geschichten gefüllt sind. Nun gibt es eins mehr. - Ein Sonntag im Advent, Kerzen spenden warmes Licht. Auf dem Tisch steht ein Teller mit leckeren Plätzchen. Die Kinder sitzen auf dem Sofa, und Mutter oder Vater lesen die eine oder andere Geschichte vor. - Die Erzählungen sind aber nicht nur für Kinder geschrieben. Auch viele Erwachsene haben sie schon mit Vergnügen gelesen.

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Inhalt

Vorwort

Ein Geschenk für Oma

Jesu Geburtstag

Beim Weihnachtsmann

Luisas Wintererlebnis

Der besondere Weihnachtsbaum

Lea und ihre gute Tat

Sven, der Hirte

Jan will es wissen

Der Weihnachtswunsch

Anna und ihr Plan

Briefe an den Weihnachtsmann

Der Weihnachtsbaumschmuck

Der Weihnachtswunsch

Die Perlenkette

Die Weihnachtsbaumkugel

Fragen, immer nur Fragen

Krise im Weihnachtsland

Am Heiligen Abend

Saskia und Svenja

Schnee bitte!

Weihnachtsbaum in Gefahr

Schneeweihnachten

Geschenke

Tierfreund Sören

In der Weihnachtsnacht

Was ist Weihnachten?

Vorwort:

„Dass du als Naturwissenschaftler solche Geschichten schreiben kannst, verstehe ich nicht!“ Diesen oder einen ähnlichen Satz habe ich schon oft gehört. Vielleicht liegt es aber genau daran, dass ich als Naturwissenschaftler einen Ausflug in die Fantasie brauche.

Entstanden sind die Geschichten in dem Zusammenhang, dass ich oftmals den Auftrag hatte, in einer kleinen Feierstunde auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Dazu suchte ich dann in verschiedenen Büchern und auch im Internet nach passenden Geschichten. Aber längst nicht alles, was ich fand, passte auch in diesen Rahmen.

So kam ich auf die Idee, selbst solche Geschichten zu verfassen. Dabei hatte ich schon Mühe, mir einen passenden Handlungsablauf zu überlegen. War dieser erst einmal gefunden, machte es mir großen Spaß, die Geschichten aufzuschreiben.

Ich wünsche nun allen Leserinnen und Lesern, dass sie beim Schmökern in diesen kleinen Begebenheiten auch die Freude verspüren, die ich beim Aufschreiben hatte und dass sie für einige Augenblicke den Alltag hinter sich lassen können.

im August 2021

Ein Geschenk für Oma

Es war der zweite Advent. Vater Kruse hatte die beiden Lichter am Adventskranz angezündet. Kaffee und der appetitlich duftende Stollen standen auf dem Tisch. Lisa wollte gleich zugreifen. Mit ihren 5 Jahren war ihr nicht klar, dass sie noch warten sollte. Ihr 4 Jahre älterer Bruder Thomas wies sie zurecht: „Wir fangen erst an, wenn Mutti da ist!“

Es dauerte nicht lange, dann kam die Mutter herein. In der Hand trug sie einen mit leckeren Weihnachtsplätzchen gefüllten Teller. Nun konnte es losgehen. Alle ließen sich die köstlichen Sachen gut schmecken.

Schließlich brachte der Vater das Gespräch auf das Thema Weihnachtsgeschenke. Für beide Kinder war klar, dass diese nicht vom Weihnachtsmann kamen, sondern von ihren Eltern besorgt wurden.

Lisa hatte eine klare Vorstellung von ihrem Geschenk: Das Puppenkleid, das sie neulich im Schaufenster des Spielwarengeschäftes gesehen hatte, das sollte es sein. Während sie ihren Wunsch aussprach, schloss sie die Augen. Im Geiste stand sie vor dem Geschäft und malte sich aus, wie das Kleid ihrer Puppe stehen würde.

Auch Thomas musste nicht lange überlegen. Es gab ein neues Spiel für seinen Computer, ein Spiel, bei dem man ,auch ganz viel lernt’, wie Thomas immer wieder betonte. Das wünschte er sich zu Weihnachten.

Für ihre Eltern hatte die Kinder auch schon etwas geplant: Lisa würde ein Bild malen, das die ganze Familie zusammen mit der Oma zeigen sollte. Thomas hatte in der Schule mit der Laubsäge ein Reh vor einer Tanne ausgeschnitten. Das würde er, nachdem er es angemalt hatte, seinen Eltern schenken.

„Und was ist mit Oma? Was schenken wir ihr?“ Einen Moment war es still, als die Mutter diese Frage in den Raum gestellt hatte. Dann sagte Thomas: „Wir können ihr doch den Schal und die Jacke einpacken, die wir ihr letztes Jahr geschenkt haben. Das merkt sie doch sowieso nicht, so vergesslich, wie sie ist.“

Die Eltern schauten sich betroffen an. Thomas verstand den erstaunten Gesichtsausdruck seiner Eltern nicht so ganz. Für ihn war das völlig logisch: Sein Vater hatte mehrmals in diesem Jahr Kurzarbeit machen müssen. Da war das Geld knapp gewesen. Sogar sein Taschengeld war um einen Euro gekürzt worden. Also mussten sie sparen – und warum nicht auf diese Weise.

An diesem Abend ließ man das Thema ruhen. Aber der Vater würde noch einmal mit Thomas reden. –

Wenige Tage später nahm er ihn zur Seite und erzählte, was kurz nach seiner Geburt passiert war. Die Mutter und er hatten einen schweren Autounfall gehabt, sie mussten mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben. Während dieser Zeit hatte sich die Oma um Thomas gekümmert, ihn versorgt und gepflegt. Das war ihr nicht leicht gefallen, aber sie hatte es gemacht, damit es Thomas gut ging.

Erschrocken sah Thomas seinen Vater an. Von dem Autounfall hatte er schon gehört, aber dass seine Oma ihn versorgt hatte, das war ihm neu. Er hatte sich bisher auch noch keine Gedanken darüber gemacht.

„Nun ist Oma krank“, fuhr der Vater fort, „sie vergisst schon sehr viel. Aber es ist nicht in Ordnung, wenn wir sie zu Weihnachten dermaßen behandeln würden.“ Thomas nickte. Er verstand, was ihm sein Vater damit sagen wollte, und er versprach, über ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Oma nachzudenken. –

Am dritten Advent saß die Familie wieder zusammen am Kaffeetisch. Der Vater hatte drei Kerzen angezündet und die Mutter wieder köstlichen Kuchen auf den Tisch gestellt. Bevor alle zugreifen konnten, sagte Thomas: „Ich habe mir etwas überlegt.“

Die anderen wussten nicht, was er meinte. Und so musste er es ein bisschen ausführlicher erklären. „Wir suchen doch immer noch ein Weihnachtsgeschenk für Oma.“ Die anderen nickten. „Und Oma ist doch so vergesslich.“ Wieder bekam er Zustimmung. „Als wir sie das letzte Mal besucht haben, hat sie mindestens eine halbe Stunde ihre Brille gesucht.“ Es waren zwar höchstens fünf Minuten gewesen, aber der Vater wollte ihn nicht unterbrechen.

Nun hatte Thomas seinen großen Auftritt: „Ich weiß jetzt, was wir Oma schenken können.“ Alle sahen ihn gespannt an. Er genoss diesen Augenblick, weil alle Augen auf ihn gerichtet waren. Kunstvoll legte er eine Pause ein, bevor er weiter sprach: „Meine Lehrerin hat auch eine Brille, die hat sie früher immer gesucht. Jetzt trägt sie sie mit einer Kette um den Hals. – Und so eine Kette schenken wir Oma.“ Nun war es heraus.

Wieder schauten sich die Eltern an, dieses Mal aber nicht betroffen, sondern glücklich und ein wenig stolz. Thomas war aber noch nicht fertig. Aus seiner Hosentasche angelte er fünf Ein-Euro-Münzen und legte sie auf den Tisch: „Und das ist mein Beitrag zu dem Geschenk. Die habe ich vorhin aus meiner Spardose herausgenommen.“ –

Es bleibt noch nachzutragen, dass sich Oma über die Brillenkette sehr gefreut hat. Gleich am Heiligen Abend befestigte der Vater die Kette an der Brille. Nun brauchte Oma nicht mehr nach ihr zu suchen, sondern hatte sie immer um den Hals hängen.

Als der Vater dann andeutete, dass die Idee für dieses Geschenk von Thomas kam, glitzerte es in ihren Augen verdächtig und sie drückte ihren Enkel besonders fest an sich, als sie sich bei ihm bedankte.

Jesu Geburtstag

„Onkel Richard kommt zu Besuch und bleibt über Weihnachten.“ Die Mutter hatte den Satz kaum beendet, da jubelten Tim und Jan laut los. Onkel Richard war ihr Lieblingsonkel. Aber vor allem konnten sie ihn alles fragen, und die beiden Jungen waren mit ihren 11 und 9 Jahren gerade im richtigen Fragealter.

Einmal wollten sie von ihm wissen, wie eine Dampfmaschine funktionierte, dann fragten sie ihn, wieso man mit einer Rakete zum Mond fliegen könnte und schließlich musste er ihnen erklären, warum es im Sommer warm und im Winter kalt war.

Onkel Richard war Professor an einer Universität und wusste auf alle diese Fragen immer eine Antwort. Und er konnte es seinen Neffen so einfach erklären, dass sie es auch verstanden.

Als nun die ganze Familie am 23. Dezember mit Onkel Richard zu Abendbrot gegessen hatten, zwinkerte er seinen beiden Neffen zu: „Na, was wollt ihr heute von mir wissen?“

Die beiden Jungen hatten sich in den letzten Tagen schon eine Frage überlegt: „Du, Onkel Richard, wann wurde eigentlich das Christkind geboren?“

Er antwortete ihnen prompt: „Am 12. November im Jahre 7 vor unserer Zeitrechnung, also im Jahre 7 vor Christi Geburt.“

Tim und Jan sperrten den Mund auf, auch der Vater war erstaunt und die Mutter schüttelte ganz leicht den Kopf. Mit einer solchen Antwort, die ein genaues Datum enthielt, hatte keiner gerechnet.

Tim, der jüngere der beiden Kinder, fand als erster die Sprache wieder: „Das kann doch nicht stimmen. Wir feiern den Geburtstag doch immer am 25. Dezember.“ Und auch Jan meldete Bedenken an: „Wieso kann jemand 7 Jahre vor dem Jahr geboren sein, das nach ihm benannt wurde? Das verstehe ich nicht.“

Onkel Richard schmunzelte. Genau so hatte er sich die Reaktion auf seine Antwort vorgestellt. „Das kann ich euch erklären“, begann er. „Man nahm es früher mit den Jahreszahlen nicht so genau. Man sagte nur: ,Ich wurde geboren, als Kaiser Oktavian regierte.’ oder ,Oma ist gestorben, als König Augustus an der Macht war.’“

„Dann wussten die Menschen früher gar nicht genau, wann sie geboren worden sind“, überlegte Jan. Onkel Richard nickte.

„Erst viel später hatte man einen Kalender eingeführt, so wie wir ihn heute kennen. Ein kluger Mönch hatte 500 Jahre nach Christi Geburt die Jahreszahlen aufgeschrieben. Dabei war ihm aber ein Fehler von 7 Jahren unterlaufen. Deshalb wurde Jesus schon im Jahr 7 vor unserer Zeitrechnung geboren.“

„Aber warum hat man das nicht korrigiert?“ meldete sich nun der Vater zu Wort, den dieses Thema auch zu interessieren begann.

„Nun, als man diesen Irrtum bemerkt hatte, war es zu spät. Man hätte in allen Ländern 7 Jahreszahlen ausfallen lassen müssen, und das wäre schwierig geworden. So blieb man dabei.“

Tim hatte ganz schnell nachgerechnet: „Dann wäre ich ja mit einem Schlag 7 Jahre älter.“ Man merkte seiner Äußerung an, dass er darunter litt, 2 Jahre jünger zu sein als sein Bruder. Damit war er immer „der Kleine“. – In seiner Überlegung hatte er gar nicht berücksichtigt, dass sein Bruder auch automatisch 7 Jahre älter sein würde.

„Aber warum war es gerade der 12. November?“ hakte Jan nach. Und auch hierauf wusste Onkel Richard eine Antwort: „In Jerusalem und Israel interessierte sich kaum einer für die Sterne und die Astronomie. Aber in Babylon, einer Stadt, die 600 km weiter östlich liegt, hat man die Sterne genau beobachtet. Und die drei weisen Männer, die sich von dort auf den Weg machten, haben einen hellen Stern gesehen. Genau genommen haben sie zwei Sterne gesehen, die so dicht beieinander standen, dass man sie nicht auseinanderhalten konnte.“

„Und dann sind die Männer in den Königspalast zu Herodes gegangen und haben nach dem neugeborenen König gefragt.“ Jan erinnerte sich an die letzte Stunde im Religionsunterricht.

„Genau“, sagte Onkel Richard, „aber der wusste von nichts. Da haben die Männer sich weiter nach dem Stern gerichtet und sind nach Bethlehem gekommen. Erst dort war der Stern nicht mehr zu sehen. Aber den brauchten sie ja auch nicht, denn sie waren ja am Ziel und hatten das Jesuskind gefunden.“ Onkel Richard machte eine Pause.

„Mit den Computern hat man heute nachgerechnet, wann die zwei Sterne so dicht beieinandergestanden haben, dass man sie für einen einzigen Stern halten konnte. Und das war eben genau am 12. November im Jahr 7 vor Christus.“

Tim dachte kurz nach. Dann strahlte er übers ganze Gesicht: „Das ist ja toll, dann kriege ich im nächsten Jahr zweimal Geschenke, einmal am 12. November und dann, wenn wir alle Weihnachten feiern.“ Hier bremste aber die Mutter die Begeisterung, indem sie energisch den Kopf schüttelte. „Schade“, seufzte Tim.

„Du hast uns aber noch nicht gesagt, warum wir Weihnachten am 25. Dezember feiern und nicht am 12. November.“ Jetzt wollte es Jan ganz genau wissen.

„Nun, das exakte Datum weiß man erst seit ein paar Jahren. Den 25. Dezember hat ein Papst eingeführt. Die Römer hatten an diesem Tag den Sonnengott gefeiert. Schließlich wurden von nun an die Tage wieder länger. Aber der Papst wollte nicht, dass man Götter wie den Sonnengott verehrt. Deshalb hat er etwa im Jahre 300 festgelegt, dass man an diesem Tag den Geburtstag des Jesuskindes feiern sollte.“

„Toll, was du alles weißt“, sagte Tim ehrfürchtig, als Onkel Richard fertig war. Er nahm sich vor, auch so viel zu lernen wie sein Onkel, damit er später alle diese Fragen selbst beantworten könnte.

Als die Mutter den beiden Jungen „Gute Nacht“ sagte, meinte Jan: „Morgen werde ich unseren Pastor in der Kirche fragen, ob er weiß, wann Jesus wirklich geboren ist. Ich wette, das weiß er nicht.“ Die Mutter lächelte, als sie ihm übers Haar strich: „Hauptsache ist doch, dass er überhaupt geboren ist.“

Beim Weihnachtsmann

Der Duft von frisch gebackenen Plätzchen und anderem Weihnachtsgebäck zog durch die Wohnung. Es roch so appetitlich nach Zimt, Nelken und den anderen weihnachtlichen Gewürzen. Da konnte einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Die Mutter nahm in der Küche gerade das zweite Blech mit leckeren Plätzchen aus dem Ofen. Solange das Gebäck noch warm war, sollte es einen Überzug aus Zuckerglasur erhalten. Der Puderzucker war schon angerührt und ein Pinsel steckte in der weißen Masse.

Natürlich wollte Tobias, ihr vierjähriger Sohn, kräftig dabei mithelfen. Also legte ihm seine Mutter einige Plätzchen auf den Tisch und gab ihm auch ein wenig von der Zuckermasse ab. Mit Eifer machte sich der Junge an die Arbeit. Dass nur ganz wenig Zuckerguss auf den Plätzchen landete, dafür aber um so mehr an seinen Fingern, wollen wir hier großzügig übergehen.

„Du, Mutti“, begann Tobias ein Gespräch, „ich weiß jetzt, was ich werden will.“ Das war für die Mutter nichts Neues, sie kannte schon mehrere Berufswünsche ihres Jungen: Astronaut, Lokomotivführer oder, wie sein Vater, Automobilverkäufer.

Tobias holte bei seiner Erklärung ganz weit aus. Diese Art hatte er sich in den letzten Wochen angewöhnt, sehr zum Leidwesen seiner Mutter. Und auch heute begann er ganz am Anfang: „Also, am Weihnachtsabend kommt doch der Weihnachtsmann.“ Die Mutter nickte zustimmend. „Und er bringt doch die vielen Geschenke.“ „... für die artigen Kinder“, fügte er rasch hinzu. „Ja“, bestätigte die Mutter.

„Und er muss die ganzen Geschenke doch basteln und anmalen.“ „... und einpacken“, ergänzte er seine eigenen Ausführungen. „Da braucht er doch viel Zeit“, stellte er dann fest. „Er muss sicher das ganze Jahr daran arbeiten.“ Bis jetzt wusste die Mutter noch nicht, worauf Tobias hinaus wollte. Sie räumte die Plätzchen vom ersten Backblech in eine bunt bedruckte Dose und wandte sich dann wieder ihrem Sohn zu.

„Also, ich meine, das ist eine ganze Menge Arbeit.“ Tobias hatte solche Sätze von seinem Vater gehört und fand sie chic. Bei jeder nur möglichen Gelegenheit brachte er sie an. Dann kam er aber auf den Punkt: „Und ich werde ihm dabei – helfen.“

Es entstand eine Pause. Nach einem Blick auf die zuckerverschmierten Finger ihres Sohnes zweifelte die Mutter an dem Erfolg dieses Wunsches.

Als hätte Tobias ihre Gedanken erraten, sagte er ganz betont: „Ich werde dann alles lernen, wie man eine elektrische Eisenbahn baut oder eine Puppenstube oder ein Fahrrad oder ...“ An dieser Stelle gingen ihm die Beispiele aus.

Die Mutter brachte den Einwand, er solle erst etwas größer werden, bevor er sich mit solchen schweren Aufgaben beschäftigte. Aber Tobias hatte schon die passende Antwort parat: „Schließlich weiß ich als Kind doch am besten, was die anderen Kinder haben möchten.“

Tobias durfte die selbst verzierten Plätzchen aufessen, während die Mutter nun auch das Gebäck vom zweiten Blech in die Dose legte. Dann musste er sich die Finger waschen. Inzwischen war es Zeit für seinen Mittagsschlaf. Schließlich wollte er putzmunter sein, wenn sein Vater von der Arbeit nach Hause kam.

Er legte sich in sein Bettchen und gähnte noch einmal. Schließlich war das Verzieren der Plätzchen ganz schön anstrengend gewesen. Und auch die Erklärung seines zukünftigen Berufes war nicht ganz ohne.

Tobias fühlte noch, wie ihm seine Mutter über das Haar strich. Das letzte, was er sah, war der Weihnachtsmann auf seinem Adventskalender, der neben einem mit Geschenke beladenen Schlitten stand. –

Der Weihnachtsmann war ganz schön groß. Tobias reichte ihm gerade bis an den goldenen Gürtel, mit dem er seinen roten Mantel zugebunden hatte. Bisher hatte er immer seinen Vater für einen großen Menschen gehalten, aber der Weihnachtsmann war noch breiter und größer.

Tobias staunte nicht schlecht. Auch der Schlitten, neben dem er jetzt stand, war viel länger als das Auto seiner Eltern, und sein Vater fuhr schon einen ganz schön großen Wagen.

Das leise Klingeln der Glöckchen lenkte seine Aufmerksamkeit zu den Rentieren, die vor den Schlitten gespannt waren. Es waren auf jeden Fall mehr als vier Tiere, denn bis vier konnte Tobias zählen. Schließlich war er ja auch vier Jahre alt.

Inzwischen hatte sich der Weihnachtsmann zu Tobias heruntergebeugt und fragte: „Na. Tobias, was möchtest du denn?“ Die Stimme des Weihnachtsmanns klang tief und liebevoll.

Tobias wunderte sich nicht, dass ihn der Weihnachtsmann mit Namen ansprach. Schließlich musste er ja alle Kinder kennen. Aber in diesem Augenblick hatte er doch ein wenig Angst, dem Weihnachtsmann zu erzählen, was er sich als Beruf ausgedacht hatte.

„Ich glaube, ich weiß, was du auf dem Herzen hast“, sprach der Weihnachtsmann nach einer kurzen Pause weiter, „du möchtest mir helfen, alle die Geschenke für die Kinder zu basteln und sie am Heiligen Abend zu ihnen zu bringen.“

Nun war Tobias doch ein wenig überrascht und erst recht sprachlos. Woher konnte der Weihnachtsmann das nur wissen. Er hatte diesen Wunsch doch gerade eben erst seiner Mutter erzählt. Und so schnell konnte sie ihn doch nicht weiter gegeben haben.