Weinbergsmauern - Gerd Ulrich - E-Book

Weinbergsmauern E-Book

Gerd Ulrich

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Beschreibung

Trockenmauern sind Produktionsmittel des Winzers und gleichzeitig Glied einer vom Menschen geschaffenen Kultur- und Erholungslandschaft. Der Bau von Weinbergsmauern ist eine traditionelle Technik. Dieses Buch gibt Ihnen alle praktischen Informationen zum Bau einer Trockenmauer und zur Reparatur einer Trockenmauer, beginnend bei den notwendigen Maßnahmen zur Beräumung eines Bruchs bis zum schrittweisen Aufbau einer Trockenmauer. Sie erfahren mehr über verwendbare Gesteine für den Trockenmauerbau, die Bruchberäumung und die Trennung des Baumaterials. Bauanleitungen für den Bau von Trockenmauern inklusive Stützpfeiler und Gabionen, Ecken, Treppen und Rampen sind nachvollziehbar beschrieben.

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Seitenzahl: 106

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Gerd Ulrich

Weinbergsmauern

Handwerk und Tradition

Haupttitel

Inhaltsverzeichnis

Die Schönheit der Trockenmauern

Was ist eine Trockenmauer?

Funktionen von Trockenmauern

Trockenmauern in der Historie

Der Weg der Rebe auf den Hang

Trockenmauerbau – Arbeit des Winzers

Bedeutung der Trockenmauern heute

Ästhetik von Trockenmauerlandschaften

Weinbau und Kulturlandschaft

Rebe und Architektur

Landeskultur und Denkmalpflege

Naturschutz

Biotop Trockenmauer

Trockenmauern sind künstliche Felsen

Tiere und Pflanzen an, auf und in der Trockenmauer

Die Gesteine zum Trockenmauerbau

Regionale Vorkommen nutzen

Natur- oder Werksteine?

Verwendbare Gesteinsarten

Gabionen

Theoretisches zum Trockenmauerbau

Sicherheit gegen Kippen

Sicherheit gegen Gleiten

Sicherheit des Baugrundes

Bodenmechanik

Bodenprofile

Bodendynamik

Naturböschungen

Lösswände

Jeder Beruf hat seine Werkzeuge

Werkzeuge

Geräte und Maschinen

Bautechnische Begriffe für den Bau von Trockenmauern und Weinbergstreppen

Bau einer Trockenmauer

Auch Trockenmauern stehen endlich

Die schwierigste und unangenehmste Arbeit – die Bruchberäumung

Trennen der Baumaterialien

Eigentümlich, die beräumten Steine reichen nicht

Arbeitsschutz beachten

Der Bau – Schritt für Schritt

Zeitgemäße Hilfsmaterialien, Dränrohre und Geotextilien

Für extreme Bedingungen, Stützpfeiler

Verwendung von Gabionen

Sind zweihäuptige Trockenmauern noch zeitgemäß

Begeh- und Befahrbarkeit von Terrassen

Treppen und Ecken

Rampen

Wasserstaffeln und Erdabsetzbecken

Kosten von Trockenmauern

Kosten der Steine

Welcher Handarbeitsaufwand und welcher Lohn müssen aufgewendet werden

Was kostet eine Trockenmauer in anderen Weinbaugebieten

Eigenbau oder Baufirma

Fördermöglichkeiten

Ausblick und Zukunft der Trockenmauern

Service

Glossar

Anschriften der deutschen Weinbauverbände

Anschriften der Weinbauverbände im deutschsprachigen Ausland

Bezugsquellen

Literatur

Bildquellen

Autor

Impressum

Vorwort

„aus bodenständigen steinen trockenmauern

handwerklich kunstvoll gesetzt

in langgeschwungenen wellenlängen

harmonisch zum elblauf.

sims auf sims waagrecht übereinandergestuft

oder als gürtel namhafter gärten diebssicher

den steilhang hinaufgezogen zum mätressenhügel.

terrassen und treppen setzen zäsuren

in die aufwölbungen und abhängenden mulden

bei Zitzschewig. pedantisch exakt

die reben gesteckt in schnurgeraden reihn,

…“

Wulf Kirsten (1986)

Terrassenlandschaften wie die Weinberge um Radebeul (Sachsen) bieten dem Auge immer wieder neue Blickpunkte.

Wer in Deutschlands Flusstälern reist, lernt an den steilsten Stellen Felsen, Hangwälder oder vom Menschen in Generationenarbeit geschaffene Terrassen kennen. Diese Terrassen entstanden durch den Bau von Trockenmauern, die zumeist in Schichtlinie, also hangparallel, angeordnet sind. Um die Terrassen betreten zu können, unterbrechen Treppen diese Trockenmauern in vertikaler Richtung. Wir bewundern heute die Stilsicherheit, mit der unsere Altvorderen die Trockenmauern ohne Verwendung von Bauplänen in die Landschaft eingefügt haben. Entstanden sind die heute bevorzugten Erholungslandschaften, auf deren Terrassen Reben wachsen, die hochgeschätzte Weine garantieren.

Der Bau der Terrassen mit Trockenmauern erfolgte in mühseliger Handarbeit der Winzer oder Bauern mit den am Ort vorhandenen Steinen. Häufig wurden die Steine direkt vor Ort gebrochen, sodass so manche Terrasse sogar die Bezeichnung Steinbruch trägt.

Das Wissen zum Bau der Trockenmauern wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Die entstandenen Terrassenlandschaften sind schützenswerte Bauten der bäuerlichen Volksarchitektur.

Trockenmauern sind jedoch schon seit der Antike im Römischen Reich bekannt. Wie so vieles, ging dieses Wissen im Mittelalter fast verloren. So verwundert es nicht, dass in Deutschland Trockenmauern erst in der frühen Neuzeit, dem 16. und 17. Jahrhundert, nachweisbar sind.

Städtebilder dieser Zeit zeigen im Weichbild außerhalb der Stadtmauern durchweg Weingärten, eingefriedet zwar, aber in der Regel ohne Trockenmauern.

Der Autor, selbst inmitten von Terrassenweinbergen aufgewachsen und lebend, kennt die Sorgen, die mit Terrassen und Trockenmauern verbunden sind. Just zu der Zeit, als dieses Buch entstand, stürzte 2009/10 in seinem Grundstück eine mehrere hundert Jahre alte Mauer ein …

Wein war im Mittelalter ein wichtiges Handelsgut, sodass sich die Rebe in der Ebene so ausbreitete, dass sie zum ernsten Gegner des Getreides, welches zur Volksversorgung benötigt wurde, geworden war. In Zusammenhang mit einem kräftigen Bevölkerungswachstum führte dies zum von der Obrigkeit verordneten: „Wo der Pflug kann gehen, darf kein Rebstock stehen“, was wiederum der Grund war, dass man mit dem Weinbau auf Hanggelände auswich. Außerdem ging am Ende des Mittelalters eine „Warmzeit“ zu Ende, die von einer von den Meteorologen als „Kleine Eiszeit“ (bis ungefähr 1850) bezeichneten Epoche abgelöst wurde. Auch dies förderte den Terrassenweinbau.

Seit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurde Handarbeit zum knappen Gut, sodass es zunächst unbemerkt, schließlich im 20. Jahrhundert verstärkt zum Verfall und zur Aufgabe von Terrassen kam.

Erfreulicherweise, auch mithilfe staatlicher Förderung, erfolgt derzeit eine Rückbesinnung zum Kulturgut Trockenmauerlandschaften. Dabei spielt natürlich ihr Wert als Erholungslandschaft eine nicht unwichtige Rolle.

Dieses Buch soll helfen, verschollenes Wissen um den Trockenmauerbau wieder in Erinnerung zu rufen. Dem Verlag Ulmer, insbesondere Frau Dr. Jansen und Frau Schüller, und allen, die beim Gelingen des Buches mithalfen, gilt mein Dank.

Mein Dank gilt auch den Trockenmaurern Sachsens, insbesondere meinem Bruder, die mit Rat und Tat am Entstehen des Buches beteiligt waren.

Gerd Ulrich

Diesbar-Seußlitz/Elbe, im Herbst 2011

Die Schönheit der Trockenmauern

Nicht umsonst sind Weinbaulandschaften, insbesondere solche mit unzähligen Terrassen, von Touristen bevorzugte Erholungsgebiete.

In Deutschland verbindet der Tourist die Mosel mit der Vorstellung von einem klassischen Terrassenweinbaugebiet. Hier befinden sich die steilsten Weinberge Deutschlands. Das Anbaugebiet Mittelrhein steht dem kaum nach. Der württembergische Neckar wird schlechthin mit Terrassen gleichgesetzt und das Rotweingebiet der Ahr wird nahezu ausschließlich von Terrassen geprägt. Auch große Teile der Anbaugebiete Frankens, der Hessischen Bergstraße, von Saale-Unstrut und Sachsen werden durch Terrassenlandschaften gestaltet.

In vielen europäischen Anbaugebieten beherrschen Terrassen das Bild der Weinbaugebiete. Zu denken ist hier beispielsweise an das portugiesische Anbaugebiet am Douro, der Heimat des Madeira, an das Gebiet des schweizerischen Visperterminen im Wallis, er gilt mit 1500 m ü. NN als höchster Weinberg Europas und als Geburtsort des sogenannten Heidenweins aus ‘Weißem Traminer’, an die österreichische Wachau mit ihrem pfeffrigen ‘Grünen Veltliner’ oder an die extremen Terrassenlagen Südtirols um Bozen mit dem ‘Blauen Trollinger’.

Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen! Eines eint sie – die von Menschenhand geschaffenen Terrassenlandschaften mittels Trockenmauern! Und alle werden millionenfach von Gästen zur Erholung genutzt!

Warum das so ist? Nirgendwo verbinden sich Kulturlandschaft und menschlicher Erwerbssinn so eng mit dem feinsten aller Genussmittel – dem Wein – sowie Kultur und Architektur so harmonisch wie in den Terrassenlandschaften der Weinbaugebiete.

Terrassenlandschaft um St. Magdalena/Südtirol.

In den steilen Weinbergen um Lausanne schaffen Rebterrassen in Verbindung mit Wohn- und Kellerarchitektur eine harmonische Einheit in der Landschaft.

Was ist eine Trockenmauer?

„Maurer“, „Mauern“, „mauern“ – Begriffe, mit denen wir täglich umgehen. Doch, was ist eine Trockenmauer? Wir verstehen unter einer Mauer gewöhnlich eine mit Backstein unter Zuhilfenahme von Mörtel gefügte Wand und bedenken dabei nicht, dass der Begriff Mauer mehr als nur das Backsteinmauerwerk beinhaltet. Er umfasst eben auch das Natursteinmauerwerk, welches wiederum nach Gesteinsarten zu gliedern ist, und das Trockenmauerwerk. Ist die Trockenmauer eine getrocknete Mauer, wie der Name vermuten lässt? Nein! Der Winzer versteht darunter das mit Bruchsteinen ohne Zuhilfenahme von Mörtel kunstvoll aufgesetzte Mauerwerk. Dabei unterscheidet der Winzer zwei Formen, die hauptsächlich verwendete einhäuptige und die freistehende zweihäuptige Trockenmauer.

Die zweihäuptige Trockenmauer setzten unsere Vorväter zur Einfriedung ihrer Weinberge ein. Die industrielle Revolution hat jedoch billigere Mittel wie Maschendraht geschaffen. Zweihäuptige Trockenmauern werden heute nur noch im denkmalpflegerischen Bereich gesetzt. Sie erfordern ein noch höheres handwerkliches Geschick als einhäuptige Trockenmauern.

Die einhäuptige Trockenmauer gliedert steile und steilste Hänge in bearbeitungsfähige, flacher geneigte oder gar ebene Flächen. Sie wird gegen den Berg gesetzt und mit Erde hinterfüllt. Dabei muss die Trockenmauer so gefügt und so stark gebaut werden, dass sie den Erddruck des Berges auch unter extremen Situationen, etwa durch stark vernässtes Erdreich, aufnehmen kann. Erreicht wird dies durch ihre Elastizität, was sie befähigt, Volumenänderungen des Erdreichs auszugleichen.

Neuerdings gibt es von der Betonindustrie Bestrebungen, Trockenmauern unter Nutzung von Betonfertigteilen zu setzen, in denen die Sichtflächen durch flachen Naturstein mit sehr tiefen Fugen die Anmutung einer Trockenmauer besitzen. Verzahnte Betonteile sollen das Packlager zumindest teilweise ersetzen.

Diese repräsentative Trockenmauer vor den Weinstöcken hat schon fast mediterranes Flair.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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