Weinfach erklärt - Thomas Steinhardt - E-Book

Weinfach erklärt E-Book

Thomas Steinhardt

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Beschreibung

Wein ist nicht nur Genussmittel. Schon immer wird dieses Produkt zeitweise in wahren Zeremonien ausgeschenkt, genossen, verglichen und analysiert. Die Herkunft, Kellertechniken, Traditionen und viele andere Gegebenheiten spielen immer eine grosse Rolle wenn es darum geht, diverse Trouvaillen miteinander zu vergleichen. Trinkt man Bier überall gleich, spielt bei Wein auch die persönliche Verfassung, Stimmung und Umgebung eine ausschlaggebende Rolle...schon mal einen Wein aus dem Urlaub mit nach Hause genommen, der dann irgendwie gar nicht mehr so toll war?! Der Mythos Wein lebt von seinen unterschiedlichen und vielseitigen Typen, Traditionen der Herkunftsorte, Rebsorten und natürlich den Menschen und was sie daraus zaubern können. Je mehr man sich mit diesen Faktoren beschäftig, desto grösser wird das Verständnis für andere Kulturen, Lebensweisen, Traditionen und Geschmäcker, was automatisch zu einem offeneren und besseren Charakter führt. So komplex das Thema Wein auch sein kann, so unkompliziert, leicht verständlich und unterhaltsam ist es in diesem Ratgeber zusammengefasst. Wenn Sie also ein intelligenter, offener und besserer Mensch werden möchten, kaufen Sie diesen Ratgeber, er kann sicher einen Teil dazu beitragen.

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Inhalt

1. VORWORT

2. WO WIRD WEIN PRODUZIERT?

2.1 „MINDMAPS“

3. WIE WIRD WEIN ANGEBAUT?

4. REBEN UND SORTEN

5. IM WEINKELLER

6. WEIN UND WAS DER WINZER DARAUS MACHT

7. DEGUSTIEREN STATT TRINKEN

8. GESETZ IST GESETZ

8.1 ETIKETTEN LESEN

9. FEHLER ODER FEHLERFREI?

10. WEIN UND SPEISEN

11. GLOSSAR

12. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

13. LITERATURVERZEICHNIS / QUELLEN

1. VORWORT

Nur wenn man sich für etwas interessiert, fällt auch das Lernen leicht. Wenn sie dieses Schriftstück allerdings unfreiwillig in den Händen halten, da sie es vielleicht geschenkt bekommen haben, dann seien Sie bitte nicht beleidigt oder fühlen sich in ihrer Ehre verletzt, wenn sie als Dilettant bezeichnet werden. Es hört sich schlimmer an, als es eigentlich ist:

Di·let·tant, Dilettantin

/dilɛˈtant,Dilettánt/

Substantiv, maskulin [der]

BILDUNGSSPRACHLICH

1. Person, die sich auf einem bestimmten Gebiet nur als Laie, Laiin betätigt

Machen wir also zusammen das Beste daraus und legen uns ein wenig Grundwissen zum Thema Wein an. Jetzt kann man sich natürlich fragen: „Ist das denn überhaupt notwendig, oder gar wichtig?“ Ja und Nein … aber beschäftigt man sich mit Wein, dessen Herkunft und Produktion, kann dies durchaus den Horizont in diversen wissenschaftlichen Teilbereichen erweitern. Geografisch bezüglich der Lage von Kontinenten, Ländern und Städten, in der Lithostratigrafie, wenn es um die Zusammensetzung von Böden und Gesteinsarten geht, orografisch bei Lagen und Fliessrichtungen von Gewässern, die ampelografischen Merkmale der Rebsorten, oder die immer wichtiger werdende Ökologie, dem Gleichgewicht von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.

Man füllt beim bewussten Degustieren und Recherchieren also nicht nur den Kopf mit Alkohol, sondern auch mit Wissen über Rebsorten und Aromen. Unausweichlich damit verknüpft verbessern sich zugleich geografische Kenntnisse über Länder, Gebirge und Flüsse, biologische Zusammenhänge weit über die Photosynthese hinaus und sprachliche Fähigkeiten anhand von Etiketten, von denen man vorher gar nicht wusste, dass man sie überhaupt aussprechen kann. Das sind wohl ein paar Gründe dafür, dass Wein schon im Mittelalter für Wissen und Bildung stand, Bier hingegen für das einfache Proletariat.

Dieses Buch soll in erster Linie informativ sein, indem es Wein und die komplizierte Welt dahinter kurz und knapp anhand leicht verständlicher Eselsbrücken erklärt. Mit Hilfe der Mindmaps und Funfacts kann man dann auf der nächsten Degustation nicht nur mit dem Satz „ich weiss nur, was mir schmeckt, oder eben nicht schmeckt“ argumentieren, sondern mit detaillierter Fachsimpelei Sein Gesprächspartner beeindrucken. Halten wir demnach auch das Vorwort kurz, denn nur die wenigsten lesen es überhaupt komplett durch und beginnen lieber mit der spannenden Theorie. Und abschliessend noch ein Tipp: um das Thema angenehmer zu gestalten, empfiehlt es sich beim Lesen immer ein gefülltes Glas für allfällige Praxisübungen bereitzuhalten …

…ond om´s nomgugga koosch mitschwätza ond d´Flasch isch leer!

2. WO WIRD WEIN PRODUZIERT?

„Terro…was?“

Wo wird denn nun Wein produziert? Kurz gesagt: überall, wo Trauben wachsen können.

Es genügt aber nicht nur ein warmes Klima und ständiger Sonnenschein für die Produktion von Fruchtzucker. Die Rebe benötigt auch Ruhephasen, in der sie Säure produzieren kann, das passiert am besten in kühlen Nächten. Auch Regen darf nicht fehlen und hier gilt, lieber zu wenig als zu viel. Zu viel übersättigt die Rebe und kann schnell zu Überwuchs führen, er verwässert regelrecht die Trauben, was wiederum in wenig komplexen Weinen resultieren kann. Hingegen fehlender Niederschlag kann durch Bewässerung mithilfe der umliegenden Seen und Flüssen ausgeglichen werden. Ein gewisser Durst-Stress zwingt aufgrund Wasser-Mangel die Reben in eine Art Konkurrenzkampf, welcher dazu führt, dass sie tiefer wurzeln, um an Grundwasser zu gelangen, somit auch mehr Mineralstoffe aus der Erde aufnehmen, was wiederum zu einer besseren Traubenqualität führt. Da hängt also schon so einiges zusammen und voneinander ab.

Ein Begriff, der immer wieder mit Weinbau und Stilistik genannt wird, ist «Terroir». Gerne verwendet man diese Bezeichnung, wenn der Wein nicht mit zu viel Kellertechnik wie z.B. übermässigem Einsatz von Holzfässern oder Verschnitt billiger Trauben aus weit auseinanderliegenden Rebenfeldern kreiert und verschönert wurde, sondern den Stil der Rebsorte, deren Herkunft und eventuelle produktionstechnische Traditionen authentisch repräsentiert. Einfach gesagt: Der Wein schmeckt so natürlich und authentisch wie nur möglich. Und das schmeckt nicht immer jedem. Weinkenner und Liebhaber schätzen dies aber umso mehr, denn die feinen und manchmal auch grossen Unterschiede machen eben die Welt der Weine so divers, vielseitig und spannend. Terroir ist also Natur und was man daraus bereitet. Per definitionem bezeichnet man das Zusammenwirken folgender Faktoren als

«Terroir».

Klima: bemessen nach Temperatur und Niederschlag. Je nach Region und Lage wird das Klima in kontinental, mediterran oder maritim eingeteilt. Jedes noch so kleine Gebiet kann sich von seinen unmittelbaren Nachbarn klimatisch unterscheiden. Je kleiner das Gebiet wird, spricht man hier von Makro, Meso- und Mikroklima;

Sonnenenergie: Sonneneinstrahlung pro Flächeneinheit. Neben Wasser und Kohlendioxid der wichtigste Faktor für die Photosynthese, der Vorgang bei welchem die Pflanze Glucose und Sauerstoff herstellt. Die Rebe verträgt keine extremen Temperaturen, weswegen ihr Anbau in Regionen mit gemässigten Temperaturen stattfindet. Genauso wichtig wie eine ausreichende Sonneneinstrahlung, sind kühle Nächte, in welchen die Rebe zur Ruhe kommen und balancierende Säure entwickeln kann;

Bodenrelief: bestehend aus Höhenlagen, Hangneigung und Hangrichtung, also wie und wo ein Rebengarten angelegt und bearbeitet wird;

Geologie: physikalische und chemische Bodenzusammensetzung und Charakteristik.

Die Rebe kommt mit Wasserstress gut zurecht und benötigt ihn sogar, um qualitativ hochwertiges Traubengut zu produzieren. Ein guter Wasserablauf, auch Drainage genannt, ist also wünschenswert. Schwere Ton- und Lehmböden speichern Wasser und geben es bei Bedarf an die Rebe ab, eine tiefe Wurzelbildung ist hier nicht nötig, weshalb diese gern gemieden werden. Aber auch der pH-Wert (Säuregehalt) ist wichtig. Ein zu saurer Boden ist schädlich für die Wurzeln und Säurebildung (ist die Säure im Boden, bleibt nichts mehr für die Rebe), weshalb auf solchen Böden mit einer Aufkalkung entgegengewirkt wird. Ein zu hoher pH-Wert (basisch) kann ein Mangel an Eisen und Zink und die sogenannte „Chlorose“ verursachen;

Hydrologie: Verhältnisse der Bodenfeuchtigkeit & Wasserspeichervermögen;

Schwere Böden aus Lehm oder Ton können Wasser wie ein Schwamm speichern und in trockenen Zeiten wieder an die Rebe abgeben. Karge Böden mit gutem Ablauf (Drainage) sorgen dafür, dass die Rebe tief verwurzeln muss, um an das lebensnotwendige Grundwasser zu gelangen. Jede Rebsorte hat ihre charakteristischen Merkmale und kommt somit nicht mit jedem Bodentyp zurecht;

Die Karte zeigt die wichtigsten Weinbauländer weltweit. Es ist gut zu erkennen, dass sich der Weinbau oft in Küstennähe befindet, da das maritime Klima durch warme oder kühlende Winde das Rebenwachstum und den Weinbau positiv beeinflussen. Um von solch einem Effekt in Regionen ohne Meeresküste profitieren zu können und um mehr Sonnenenergie zu nutzen, bevorzugt man flussnahe Lagen, Steilhänge oder Höhenlagen. Was ebenfalls einen wichtigen Faktor darstellt, ist der trennende Äquator. Nördlich davon läuft der Weinbau auf dem Weltrebengürtel, so wie wir ihn kennen, zwischen dem 40. und 50. Breitengrad ab. Auf der Südseite, im 30. und 40. Breitengrad, verschiebt sich der Zyklus um ca. 6 Monate. Ernten wir auf der Nordseite in den Herbstmonaten September, Oktober und November, findet die Ernte auf der Südseite demnach schon im März/April statt.

1. Italien

(44.0 Liter pro Kopf/Jahr)

8. Südafrika

(11.2L)

2. Frankreich

(50.7L)

9. Deutschland

(28.2L)

3. Spanien

(26.4L)

10. China

(1.50L)

4. USA

(12.4L)

11. Portugal

(56.4L)

5. Argentinien

(25.4L)

12. NZL

(10.5L)

6. Australien

(29.2L)

13. Österreich

(32.2L)

7. Chile

(15.3L)

14. Schweiz

(36.5L)

Funfact: Nicht nur produktionstechnisch liegen Italien, Frankreich und Spanien weit vorne, auch der pro Kopf Verbrauch liegt in diesen Ländern hoch. Nur Portugal kann alle mit 56.4 Litern noch toppen und den höchsten pro Kopf Verbrauch verzeichnen. (4)

Alle Länder und Regionen besitzen ihren eigenen, klimatischen und somit auch Wein stilistischen Charakter. Für die oftmals gleichen Rebsorten werden lokale Synonyme verwendet, was dem Laien die Übersicht um eine weitere Hürde erschwert. Wenn z.B. der uns bekannte Monastrell in Frankreich Mourvédre und in Australien Mataro, oder der spanische Garnacha in Sardinien Cannonau genannt wird, macht dies das Verstehen der ampelografischen Wissenschaft der Rebe, nicht unbedingt leichter.

Kennt man die verbreiteten und populären Rebsorten und deren lokale Synonyme (siehe Rebsorten) kann man sein bestehendes Wissen mit Neugier und Interesse immer weiter ausbauen und vertiefen. Eine Aufgabe, die aufgrund der Klimaerwärmung und damit verbundenen neuen Anbaumöglichkeiten, eine fast unendliche Vielfalt an Entdeckungen bietet.

Nun kann man davon ausgehen, dass der gebildete und interessierte Leser sicherlich schon in den Genuss eines ordinären Alltagsweins oder sogar einer raren, exklusiven High-End Spezialität kam, aber mit der gleichen Gewissheit kann man wohl auch sagen, dass es, aus welchen Gründen auch immer, diverse Weine aus gewissen Regionen noch nie in ihr Glas geschafft haben. Um den Horizont zu erweitern, wäre doch eine Wein-Bucket-List eine delikate To-do-Liste, die man gerne abarbeitet. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wie wäre es mit einem Beispiel. 14 Rebsorten aus 14 Ländern:

Um sich ein gutes Basiswissen anzueignen, empfiehlt es sich zuerst einen groben Überblick über das ganze Land mit seiner geografischen Lage, den geologischen Eigenheiten und eventuellen, klimatischen Besonderheiten zu verschaffen. Kurzum: wo befinde ich mich und wie ist hier das Wetter? Darauf aufbauend ergänzt man die Landkarte mit bereits bekannten, oder mit gänzlich unbekannten und neuen Weinbauregionen. Auf solchen «Mindmaps» kann man auf wenig Platz die wichtigsten Zahlen und Fakten über die wichtigsten Regionen, Weinbautechniken, angebauten Rebsorten, Stilen, Bodenbeschaffenheiten und Klima etc. komprimieren, aktualisieren und stetig erweitern.

Werfen wir mal ein Blick anhand der «Handkarte» und der «Mindmaps» darauf, wie solche Eselsbrücken aussehen könnten

2.1 „MINDMAPS“

Alle Weinbauländer dieser Welt aufzuzählen, würde nicht nur den Rahmen dieses Ratgebers sprengen, sondern gleichermassen die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers reduzieren.

Konzentrieren wir uns auf die wichtigsten und da kommt man an den drei Big Playern nicht vorbei. Die Hälfte der Weltproduktion und Konsums beanspruchen Frankreich, Italien und Spanien zusammen. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass in den grössten und bekanntesten Weinbauländern der Weinbau für Qualitätswein nicht immer im ganzen Land stattfindet, sondern nur in den klimatisch und geografisch geeigneten Regionen. Also jene, die alle Parameter für ein ausgeglichenes Terroir bieten und diese befinden sich meist in Fluss- und Meeresnähe oder in Höhenlagen. Als Faustregel gilt auch hier, je besser eine Lage, desto begehrter der Wein und umso höher der am Ende dafür gezahlte Preis.

Um sich die Lagen der wichtigen Weinbau-Regionen besser merken zu können, ist es hilfreich sich mit einer Eselsbrücke einen groben Überblick zu verschaffen. Sie muss nicht überkorrekt sein und es müssen auch nicht alle Regionen sein, aber die wichtigsten passen meistens in eine Nussschale, oder auf eine Handfläche. Versuchen Sie, es sich hierbei so bildlich wie möglich vorzustellen (Anm. es muss nicht immer ein Körperteil sein) z.B. Frankreich:

Die Loire liegt nördlich von Bordeaux im Nordwesten des Landes;

das weltberühmte Bordeaux findet sich südlich der Loire an der Atlantikküste;

der Champagner hat östlich von Paris seine Heimat;

Elsass liegt im Nordosten, direkt an der deutsch-schweizerischen Grenze usw.

Nicht immer passt alles auf eine Handfläche, manchmal kann es auch der ganze Unterarm oder ein Stiefel sein. Wichtig ist hier die grobe Orientierungshilfe. Weitere Beispiele gefällig?

„Mindmap“ Italien: