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Wieder einmal bereitet der Edelwinzer Achim Hellinger seinem Freund, Staatsanwalt Dr. Benedikt Röder, Kopfzerbrechen: Beim gemeinsamen Marathonlauf entlang der frühlingserwachten deutschen Weinstraße kippt der renommierte Historiker Dr. Hoffmann tot um. Dumm ist, dass die Frau des Historikers die Geliebte des Winzers ist und dieser unter Verdacht gerät. Und wie passen der fünf Jahre zurückliegende Mord an einem Landwirt, ein deswegen verurteilter polnischer Erntehelfer und ein mysteriöses keltisches Grab in den Fall?
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Seitenzahl: 263
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Markus Guthmann wurde 1964 in Pirmasens geboren und lebt heute mit Familie und Hund an der Deutschen Weinstraße. Der erste Schülerzeitungsartikel über die APO fiel der Zensur zum Opfer. Seitdem betätigte er sich immer wieder als nebenberuflicher Journalist, bis er schließlich vor einigen Jahren den Weg zur Kriminalliteratur fand. Nach zahlreichen Kriminalromanen und Kurzgeschichten liegt mit Weinstraßengold der nunmehr fünfte Band der erfolgreichen Krimireihe mit dem unkonventionellen Staatsanwalt Dr.Benedikt Röder und seinem Freund, dem Edelwinzer Hellinger, vor.
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.
© 2013 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, Leck Erstausgabe 2008ISBN 978-3-86358-344-6 Pfalz Krimi Originalausgabe
In den meisten Fällen ist die Todesursache eines Menschen sein Leben.
Voltaire (1694–
PROLOG
Heinrich Denecke war Landwirt mit Leib und Seele. Er liebte den feuchten Geruch der Erde, das Rauschen des Weizens an einem heißen Sommertag, den Dieselgeruch und das kraftvolle Rütteln, wenn er mit seinem schweren Traktor über das Feld donnerte. Er war neunundfünfzig, ein Bär von einem Mann und bedauerte, dass es mit dem geliebten Berufsstand bergab ging. Vorige Woche hatte er einen weiteren Schlussstrich gezogen. Er hatte die letzten sechs Hektar Acker verpachtet, auf denen er noch kurz zuvor die Zuckerrübenernte eingefahren hatte. Die Sache mit dem Weizen hatte er im vergangenen Jahr aufgegeben. Es rentierte sich einfach nicht mehr. Wein war noch attraktiv. Er freute sich, dass er vor einigen Jahren den richtigen Riecher gehabt und auf Chardonnay gesetzt hatte. Chardonnay hatte sich zum echten Modewein entwickelt, und seine Ernte konnte er zu einem guten Preis an einen jungen Edelwinzer im Nachbardorf verkaufen. Holz lohnte sich ebenfalls nicht mehr, das Wäldchen war entsprechend vernachlässigt. Also hatte er sich vorgenommen, Platz für Chardonnay zu schaffen – oder doch lieber Spätburgunder? Er legte die schwere Kette um den Baumstumpf, der noch etwa einen Meter über den Boden aufragte. Die Bäume hatte er an den Vortagen gefällt, die meisten Stümpfe hatte er bereits rausgerissen. Dies war mit Abstand der größte. Denecke überzeugte sich vom richtigen Sitz der Kette. Schon einmal war ihm die Kette um die Ohren geflogen, weil das blöde Kettenschloss riss. Dass er mit dem Schrecken davonkam, verdankte er dem Überrollbügel seines alten Treckers, der den Stahlhagel aufhielt, bevor er ihm das Rückgrat brechen konnte. Jetzt fuhr er einen nagelneuen grünen Traktor mit einer vollverglasten Hightech-Kabine, die ihn noch besser schützte. Aber der Sachschaden würde ungleich größer sein.
Er war lange genug im Geschäft, um sich noch an die Zeiten zu erinnern, als die Traktoren nicht so superkomfortabel waren wie dieser. Mit Klimaanlage, Radio, Satellitennavigation und anderen technischen Errungenschaften war ein Sechzehn-Stunden-Tag viel leichter erträglich. Früher musste ein Blechteller als Sitz genügen, und die Gülle spritzte beim Düngen den Rücken hoch.
Er legte den Gang ein, gab gefühlvoll Gas, die Kette straffte sich. Er trat das Pedal durch, es gab einen Ruck, dann einen Schlag, das Hightech-Gefährt bäumte sich auf, grub sich mit den Hinterrädern ein. Denecke fluchte, so etwas war ihm noch nie passiert, und dazu noch mit diesem hypermodernen Fünftonnengerät. Er stoppte den Motor, sprang aus der Kabine. Gottverdammt, was war das? Der rechte Hinterreifen war bis zur Achse eingesunken, ein Loch gähnte dem Landwirt entgegen. Das konnte kein alter Dachsbau sein.
Denecke bückte sich, wischte Erde beiseite, griff in das Loch, wühlte blind im Staub, bis er schließlich einen länglichen, abgerundeten Gegenstand ertasten konnte. Noch bevor er das Ding ans Tageslicht beförderte, wurde ihm schlagartig klar, was er hier vor sich hatte. Ein Grab! Ein altes Grab, vielleicht aus der Römerzeit oder von den Franken. Denecke wusste von seinem Großvater, dass der Burgberg seit Urzeiten besiedelt war. Spuren reichten bis zu den Römern zurück, davon zeugten Münzfunde. Auf der anderen Seite des Berges waren in den zwanziger Jahren Merowingergräber gefunden worden. Teile der Kirche stammten aus dem siebten Jahrhundert, und das Gotteshaus wurde bereits im Lorscher Codex erwähnt, einer Art frühem Grundbuch der Pfalz. Denecke betrachtete den langen Oberschenkelknochen nachdenklich. Was sollte er tun? Einen archäologischen Fund musste er dem Landesdenkmalamt melden, aber dann konnte er es vergessen, hier in den nächsten Jahren Wein zu pflanzen. Bis die Archäologen mit ihrer Prioritätenliste bei seinem Grundstück angelangt waren, konnten Jahre vergehen.
Er erinnerte sich an die Geschichte seines verstorbenen Freundes, des Vaters jenes Winzers, dem er heute seine Trauben lieferte. Dort hatte man in den achtziger Jahren eine römische Kelteranlage gefunden, und es dauerte Jahrzehnte, bis die weitere Nutzung klar war. Heute war diese Kelter nebst dem dazugehörigen Herrenhaus eine Attraktion der Gegend, aber der Weg dorthin war steinig gewesen. Was, wenn der Fund gänzlich unbedeutend und den ganzen Hickhack nicht wert war? Er kletterte zurück ins Führerhaus, holte mit fahrigen Händen die Taschenlampe. Er musste eine Entscheidung treffen, schnell. Vielleicht sollte er jemanden hinzuziehen. Pyreck? Nein, das konnte er nicht verantworten, der war Mitglied im historischen Verein der Pfalz und noch dazu ein Polizist. Blieb noch Dr.Hoffmann, aus dem Dorf. Der war Kurator beim Historischen Museum der Pfalz. Er besaß eine recht große Privatsammlung an historischen Artefakten, die er gern zeigte. Denecke kannte ihn von der Weinkerwe, hatte oft mit ihm zusammen den Ausschank geschmissen. Ja, der wäre der Richtige. Denecke sprang vom obersten Tritt. Komisch, sein Knie schmerzte überhaupt nicht.
EINS
Fünf Jahre später
Röder wollte eigentlich Feierabend machen, aber der Aktenberg türmte sich. Wenn das so weiterging, dann musste er Verstärkungen für seinen Schreibtischunterbau beantragen. Er überlegte, welches Formular er dazu verwenden sollte. Bestimmt eines dieser neuen Online-Formulare im behördlichen Intranet, das eine Lawine von E-Mails lostrat, die alle elektronischen Postfächer verstopften und mit denen in aller Regel niemand etwas anzufangen wusste. Daher löschte er sie meistens. Workflow nannte man diese tolle Errungenschaft. Wenn jemand kam und maulte, warum sein Antrag so lange bei ihm liege, dann schob Röder die Schuld auf die Technik.
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