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Die Spannung wächst von einer Minute zur andern. Was erwartet uns auf den Lofoten, auf den Vesteralen, im Norden überhaupt. Nun ja, manche, denen wir sagten, dass wir zu den Lofoten fliegen, wussten gar nicht, wo sich diese befinden. „Lofoten? Ist das eine Käsesorte?“ Und als wir ihnen erzählten, dass diese in Nordnorwegen liegen, das grosse Staunen: „Im Sommer fährt man doch in den Süden, und überhaupt ...“ Über das Klima im Norden wussten wir kaum Bescheid. Es könne sehr kalt sein. Irgendwie logisch. Oder auch warm, weil vom Golfstrom beeinflusst. Also packten wir mehr als sonst in die Koffer. Zumindest hatten wir eine Postkartenidylle in unseren Köpfen. Tiefblaue Seen und grüne Landschaften. Schroffe Felsen und Bäume wie in den schweizerischen Gebirgen.
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Als wir in Bodö landen, regnet es, und es sieht alles eher trostlos aus. Wir haben sehr viel Gepäck bei uns. Für alle Fälle Sommer- und Winterkleider. Man weiss ja nie. Peter hat noch gelächelt, als ich meine Daunenjacke eingepackt habe. Jetzt bin ich froh darüber. Gerade einmal zehn Grad zeigt das Thermometer an. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich diejenige war, die unbedingt zu den Lofoten fliegen wollte. Ausschlaggebend war eine Postkarte von „Reine i Lofoten“ die uns Kathrin und Armin im letzten Sommer geschickt hatten. Wir holen unser Auto ab, ein Renault Clio. Ob wohl das ganze Gepäck Platz hat? Zwei Koffer, zwei Taschen, eine Beautycase, die Kameratasche mit Video und Fotoapparat und sage und schreibe neun Filmrollen. Jetzt ist es grau. Ich will keine Schwarzweissaufnahmen machen. Noch bevor wir überhaupt zu unserem Hotel fahren, legen wir gute dreissig Kilometer zurück nach Saltstraumen. Kathrin hatte über das wahnsinnige Naturspektakel berichtet, wenn an der engen Stelle unter der Brücke bei Ebbe und Flut, also alle sechs Stunden etwa, das Wasser vom Meer in den Fjord hinein- oder hinausgepresst würde. Ich muss zugeben, dass wir uns das dramatischer vorgestellt haben. Oder sind wir zu spät gekommen? Auf jeden Fall befinden wir uns am falschen Ort und sehen die Strömung nur von weitem. Geht das Meer jetzt zurück oder kommt es herein? Ein paar Fischer stehen mit ihrer Angelrute bereit. Auf dem Boden liegen ein paar Fischkadaver. Die erste Nacht im Rainbow-Hotel (Rainbow: wie passend!) erfordert eine Augenklappe, die wir vergessen haben. Es wird trotz schwerer Regenwolken keineswegs dunkel. Und das ist für uns Mitteleuropäer ein absonderliches Phänomen.