"Wem Gott will rechte Gunst erweisen..." - Harald Pfeiffer - E-Book

"Wem Gott will rechte Gunst erweisen..." E-Book

Harald Pfeiffer

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Beschreibung

Volkslieder haben in Deutschland einen schweren Stand. Kritiker finden sie naiv und sentimental. Sie sehen in ihnen einen belasteten Heimatbegriff und ewig gestrige Inhalte. Liebhaber dagegen mögen Volkslieder, ihre schöne, einfache Melodie. Sie schätzen ihre Texte, die sie mitnehmen in die Landschaft, in die Natur, auf die Wanderschaft. In diesem Für und Wider stehen die Volkslieder. Dennoch können sie uns sehnsüchtig und nachdenklich stimmen und uns in ihren Bann ziehen. Vor allem sind sie "ein wichtiger Bestandteil deutscher Musikkultur, schön und wertvoll." (Starbariton Thomas Quasthoff). Volkslieder sind nicht nur schön zu singen, sie erzählen auch viel vom Glauben an Gott, vom Glauben an das Gute im Menschen. Bei zwanzig mehr oder weniger bekannten Liedtexten werden die religiösen Aspekte aufgezeigt. Darunter sind auch Lieder, bei denen man dies gar nicht vermutet hätte. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Volksliederreise, die uns einen Blick in Gottes Welt eröffnet und uns das Schöpfungslob präsentiert. .

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Für Margarethe

Inhalt

Zum Geleit

Sind Volkslieder vom Aussterben bedroht?

Die Lieder

Am Morgen

Es tagt, der Sonne Morgenstrahl

Am Abend

Kein schöner Land in dieser Zeit

Guten Abend, gut‘ Nacht

Der Mond ist aufgegangen

Im Frühling

Alle Vögel sind schon da

Die beste Zeit im Jahr ist mein

Der Mai ist gekommen

Alles neu macht der Mai.

Beim Wandern

Wer recht in Freuden wandern will

Wem Gott will rechte Gunst erweisen

Auf, du junger Wandersmann

Mich brennt’s in meinen Reiseschuh‘n

Auf, auf, ihr Wandersleut

Zur Tugend

Üb immer Treu und Redlichkeit

Freut euch des Lebens

Was frag ich viel nach Geld und Gut

Von der Arbeit

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach

Zur Schöpfung

Weißt du, wieviel Sternlein stehen

Vöglein im hohen Baum

Geh aus, mein Herz

Bildnachweis

Weitere Publikationen des Autors

Biographie

Zum Geleit

Sind Volkslieder vom Aussterben bedroht?

Volkslieder haben in Deutschland einen schweren Stand. Kritiker finden sie naiv und sentimental. Sie sehen in ihnen einen belasteten Heimatbegriff und ewig gestrige Inhalte. Nach den unseligen Erfahrungen unter der NS-Herrschaft hatte das Volkslied bei ihnen endgültig ausgespielt.

Liebhaber dagegen mögen Volkslieder, ihre schöne, einfache Melodie. Sie schätzen ihre Liedtexte, die sie mitnehmen in die Landschaft, in die Natur, auf die Wanderschaft. Die Texte kreisen um Freundschaft, Liebe, Geselligkeit, um Jahres- und Tageszeiten. Volkslieder umfassen alle Aspekte menschlichen Lebens.

In diesem Für und Wider stehen die Volkslieder. Offensichtlich ist nur ein geringer Bevölkerungsanteil daran interessiert, dieses Kulturgut zu pflegen. Bei den unter 30-Jährigen haben 85 Prozent noch nie „Kein schöner Land“ gehört – geschweige denn gesungen. (So ‚Bild am Sonntag‘, 14.8.2010)

Wen wundert’s, wenn in Schulen, Kindergärten und Familien zu wenig gesungen wird!

Sind Volkslieder unzeitgemäß?

Warum schämen sich so viele Bundesbürger für unsere Volkslieder? Offenbar wird gemeinsames Singen als antiquiert angesehen. Vielen Menschen ist es peinlich geworden, im Alltag zu singen. Unsere Mediengesellschaft lädt auch weniger dazu ein; eher lässt man sich von Tonträgern berieseln, anstatt seine Stimme zu erheben.

Ist das Volkslied vom Aussterben bedroht, weil es unzeitgemäß ist?

Das scheint kaum der Fall zu sein. Denn in den letzten Jahren erfreuen sich Volkslieder wieder zunehmender Beliebtheit. Zugegeben: überwiegend beim älteren Publikum. Nicht nur der belgische Stargeiger André Rieu spielte die vertrauten Melodien mit seinem größten Privatorchester der Welt und ließ seine Zuhörer mitsingen.

Volksliedersingen findet auch in ganz Deutschland wieder Anklang: So nachweislich auf Marktplätzen, in Gärten, Wäldern, Parks, auf Grillplätzen, an Seen, Flussufern, Stränden, Mühlen, in Innenhöfen, Museen und Villen, auf Schlössern und Burgen, in Kirchen, Kapellen, Sälen, Sporthallen, Kerwezelten, sogar auf einer Ranch; auch von Kirchtürmen blasen Posaunenchöre die Volkslieder.

Zu den Hütern dieses Liedgutes gehören neben der umstrittenen volksmusikalischen Ikone Heino die Fischerchöre, die zahlreichen Aktionen „Volksliedersingen“ und viele weitere Interpreten, bis hin zu den Liederprojekten „Plädoyer für das Volkslied“.

Volkslieder haben immer die Kultur geprägt. Das Osterlied „Christ ist erstanden“ basiert auf einem alten Volkslied aus dem 12. Jahrhundert. Vierhundert Jahre später erleben die Volkslieder ihre Blütezeit. Martin Luther nimmt sie sich zum Vorbild für seine neuen Liedschöpfungen. Er versieht z. B. das kokette Volks- und Liebeslied „Sie gleicht wohl einem Rosenstock“ mit einem neuen geistlichen Text, es entsteht der Choral „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“.

Volkslieder-Sammlungen

Der „Erfinder“ des Begriffs ‚Volkslied‘ ist der ostpreußische Theologe und Volksliedforscher Johann Gottfried Herder (1744-1803). Er hat jene Liedgattung zuerst wiederbelebt. Später haben Arnim und Brentano die bekannteste deutsche Volkslieder-Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ (1806-1808) mit 723 Liedern herausgegeben; hundert Jahre später ist es dann der „Zupfgeigenhansl“ mit über 300 Volksliedern, verbreitet vor dem Ersten Weltkrieg in der deutschen Jugendbewegung ‚Wandervogel‘; nicht zu vergessen das Fahrtenliederbuch „Die Mundorgel“ (seit 1953), mit knapp 280 Liedern.

Was sind eigentlich Volkslieder?

Es sind populäre Lieder mit volkstümlich-schlichten Texten und leicht singbaren, eingängigen, schönen Melodien, seit langer Zeit im Volk lebendig, beliebt und in geselliger Runde in breiten Volksschichten gern gesungen. Die Seele des Volksliedes ist die Melodie. Sie hat die Liedtexte weltberühmt gemacht. Volkslieder müssen einen zündenden Funken haben, einen mitreißenden Ton, der ins Herz hinein trifft, wenn sie am Leben bleiben wollen.

Religiöse Aspekte

Volkslieder sind nicht nur schön zu singen, sie erzählen auch viel vom Glauben an Gott, vom Glauben an das Gute im Menschen. „Das religiöse Denken ist ein Urcharakteristikum des Menschen“, so der Wissenschaftsredakteur Ulrich Schnabel. Für ihn ist Religion ein wichtiges Merkmal des Menschseins (Deutschlandfunk Kultur, Beitrag v. 22.11.2018). Gerade in der romantischen Dichtung hat die Religion eine prägende Kraft, ist sogar wichtigstes Kennzeichen. Aus dieser Epoche stammen zahlreiche Volkslieder (wie von J. v. Eichendorff, L. Uhland, E. Geibel, A. W. F. Zuccalmaglio, H. Heine, A. H. Hoffmann v. Fallersleben u.a.).

Volkslieder transportieren u.a. Bilder von irdischen und himmlischen Mächten. Vielen Volksliedern wohnt eine natürliche Frömmigkeit inne. Es ist erstaunlich, wie viele Volkslieder von Glauben und Gottergebenheit reden. Bei den folgenden mehr oder weniger bekannten 20 Liedern werden die religiösen Aspekte aufgezeigt. Darunter sind auch Lieder, bei denen man dies gar nicht vermutet.

Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Volksliederreise, die uns einen Blick in Gottes Welt eröffnet und uns das Schöpfungslob präsentiert.

Die Lied er (ausgewählte Strophen)

Am Morgen

Es tagt, der Sonne Morgenstrahl

weckt alle Kreatur.

Der Vögel froher Frühchoral

begrüßt des Lichtes Spur.

Es singt und jubelt überall,

erwacht sind Wald und Flur.

Wem nicht geschenkt ein Stimmelein,

zu singen froh und frei,

mischt doch darum sein Lob darein

mit Gaben mancherlei

und stimmt auf seine Art mit ein,

wie schön der Morgen sei.

Zuletzt erschwingt sich flammengleich

mit Stimmen laut und leis

aus Wald und Feld, aus Bach und Teich,

aus aller Schöpfung Kreis

ein Morgenchor, an Freude reich,

zu Gottes Lob und Preis.

Frühchoral – nicht nur der Gefiederten„Es tagt, der Sonne Morgenstrahl…“

Jener Sonnenaufgang hat sich mir tief in mein Gedächtnis eingeprägt. Es war im Grand-Canyon Nationalpark, South Rim, in Arizona/USA. Da stand ich vor der beeindruckendsten Schlucht der Welt. In 2000 Meter Höhe warteten viele auf das himmlische Naturschauspiel. Und dann um Punkt 5:30 Uhr kommt er am Horizont hoch, der Sonnenball. Sehr schnell wird er größer, sein Rot immer feuriger. Und was mich am meisten überrascht: Die Sonnenstrahlen erwärmen schlagartig mein Gesicht. Und das so früh am Morgen. So könnte es in unserm Lied auch heißen: Es tagt, der Sonne Morgenstrahl wärmt alle Kreatur.

Ich denke an den Sonnengesang von Franz von Assisi: „Sei gelobet, mein Herr, mit all deinen Kreaturen. Sonderlich mit … der Sonne, die den Tag macht und mit ihrem Licht uns leuchtet.“

Die Sonne ist beides: helles Licht und heilende Wärme, lebenswichtig für unsere Gesundheit. „Sonnentherapie“, so heißt es, „ist die beste Seelentherapie.“

Text und Melodie unseres Morgenliedes stammen aus der Feder von Werner Gneist (1898-1980), Dichter und Liederkomponist, zuletzt in Kirchheim unter Teck tätig.

Das Lied ist jedoch in Schlesien entstanden: Im Sommer 1928 fuhr W. Gneist in aller Herrgottsfrühe mit dem Fahrrad in die großen Waldungen Niederschlesiens, um Vögel zu belauschen. Dabei kam ihm der Gedanke, das allmähliche Lautwerden der Vogelstimmen in einem Lied deutlich zu machen. Mitten im Wald notierte er drei Liedstrophen. „Die Töne“, so schrieb er später, „fügten sich wie von selbst. Nie hätte ich damals glauben mögen, dass das Lied einmal so verbreitet werden würde.“1

Gelungen finde ich den Zungenbrecher „Der Vögel froher Frühchoral begrüßt des Lichtes Spur. Es singt und jubelt überall…“ dank der Gesangskünstler. Sie erfreuen uns: Amseln, Meisen, Spatzen, Stare. Sie singen präzise wie nach einer „Vogeluhr“. So beginnt das Rotkehlchen mit seinem Frühkonzert eine Stunde und zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang.