Wenn die Eifel brennt - Carola Clasen - E-Book

Wenn die Eifel brennt E-Book

Carola Clasen

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Beschreibung

Die Eifel-Kommissarin und ein heißer Verdacht Als mitten in der Nacht der Feuerwachturm von Wolfgarten in Brand gerät, nimmt nicht weit davon entfernt Ulrich Reinarz gerade heimlich eine Lieferung hochwertiger Elektroartikel in Empfang. Im zuckenden Blaulicht und im Schein der Flammen glaubt er einen Schatten in seine Scheune huschen zu sehen. Sicher nur ein Tier, aufgeschreckt durch die Sirenen, denkt er. Einen Tag später erscheint ein Fremder auf der Suche nach seiner verschwundenen Schwester. Reinarz verjagt den Mann, der behauptet, sie halte sich auf seinem Hof versteckt, doch wenig später entdeckt er tatsächlich ein Mädchen. Verängstigt, verwildert, ohne Sprache. Auch Hauptkommissarin a. D. Sonja Senger ist in ihrem Forsthaus am Ende der Stromleitung von den lodernden Flammen am nächtlichen Himmel aufgeschreckt worden. Als wenig später am Brandort eine Leiche gefunden wird, ist Frieda Stein, ihre Nachfolgerin bei der Mordkommission Euskirchen, nur mit halbem Herzen bei der Sache, weil ihr Vater im Sterben liegt. Also mischt sich Sonja in die Ermittlungen ein. Mehr als den Ex-Kollegen lieb ist und mehr als dem Mörder lieb sein kann …

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Bisher von der Autorin bei KBV erschienen:

Novembernebel

Das Fenster zum Zoo

Tot und begraben

Auszeit

Schwarze Schafe

Wildflug

Mord im Eifel-Express

Spiel mir das Lied vom Wind

Tote gehen nicht den Eifelsteig

Die Eifel sehen und sterben

Nirgendwo in der Eifel

Sechs in der Eifel

Atemnot

Eifelmädchen

Eifelmadonna

Seit 1998 schreibt Carola Clasen Kriminalromane, die in der Eifel spielen. Wenn die Eifel brennt ist ihr elfter Roman mit der eigenwilligen Kommissarin Sonja Senger. Auch mit ihren Kurzgeschichten und Lesungen hat Carola Clasen sich einen Namen in der Region gemacht. Die »Queen of Eifel-Crime« lebt und arbeitet in Köln.

Carola Clasen

Wenn die Eifel brennt

Originalausgabe

© 2018 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheim

www.kbv-verlag.de

E-Mail: [email protected]

Telefon: 0 65 93 - 998 96-0

Fax: 0 65 93 - 998 96-20

Umschlaggestaltung: Ralf Kramp

unter Verwendung von: © robsonphoto - www.fotolia.de

Lektorat: Volker Maria Neumann, Köln

Druck: CPI books, Ebner & Spiegel GmbH, Ulm

Printed in Germany

Print-ISBN 978-3-95441-439-0

E-Book-ISBN 978-3-95441-449-9

Für R.B.

»Und wenn du aufwachst,wirst du Teil einer neuen Welt sein.«Haruki Murakami aus Kafka am Strand

Inhalt

Prolog

MONTAG

1. Kapitel

DIENSTAG

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

MITTWOCH

6. Kapitel

7. Kapitel

DONNERSTAG

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

FREITAG

11. Kapitel

12. Kapitel

SAMSTAG

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

SONNTAG

21. Kapitel

MONTAG

22. Kapitel

Epilog

Prolog

Am 12. Juni 2012, kurz vor Mitternacht, parkt Frank Wernecke in Wolfgarten vor der Kermeterschänke.

»Hier?«, fragt Marlies ihn skeptisch, als er die Beifahrertür aufreißt.

Das Restaurant ist geschlossen. Der Ort liegt in tiefem Frieden. Kein Mensch ist mitten in der Nacht unterwegs, in dieser kühlen Frühsommernacht. Der Wald steht am Horizont – schwarz und undurchdringlich. Sterne und Mond sind nicht zu sehen.

Sie findet es ein wenig gruselig und schaudert. »Was sollen wir hier?«

»Komm, komm, komm!«, ruft Frank und zieht sie aus dem Auto und hinter sich her durch den halben Ort. »Ich muss dir etwas zeigen.«

Seine Taschenlampe weist ihnen mit flackerndem Licht den Weg. Eine Überraschung hat er seiner Freundin versprochen. Er ist mindestens so aufgeregt wie sie.

Am Ortsrand stößt Frank ein Tor auf, und der Wald beginnt. Es wird noch dunkler und kühler. Sie stolpert über eine Wurzel, er fängt sie auf. Am Fuße des Feuerwachturms bleiben sie atemlos stehen.

Als er einen Fuß auf die erste Treppenstufe stellt, hält sie ihn zurück. »Da gehe ich nicht hoch.«

»Doch, bitte Marlies. Du musst!«

»Wozu?«

»Du wirst schon sehen. Wirst es nicht bereuen. Ich bin bei dir, was soll denn passieren?«

»Wenn du mir die schöne Aussicht zeigen willst, verzichte ich.«

»Nein, ich will dir etwas ganz anderes zeigen, bitte, Marlies, komm. Beeil dich, gleich ist es Mitternacht.«

Widerwillig folgt sie ihm, von einer Stufe zur anderen, von einer Plattform zur nächsten. Sie lässt sich ziehen. Sie keuchen. Ist das nicht eine Fledermaus, die da im Zickzackkurs umherirrt? Feuchtigkeit steigt aus den Bäumen auf. Bald sind sie in Höhe der Wipfel. Auf der fünften Plattform halten sie an.

»Und jetzt?«, fragt Marlies außer Atem. Sie friert und schwitzt zugleich und streicht sich das Haar aus der Stirn.

Er zieht sie an die Brüstung und richtet seine Taschenlampe auf einen der Balken. Kreisrund fällt das Licht auf ein frisch geschnitztes Herz mit den Initialen M & F und einem Datum: 13. Juni 2012.

»Das ist ja … heute!«, ruft Marlies aus, halb erschrocken, halb erfreut.

Der Tag ist fünf Minuten alt.

Er lässt ihre Hand los und holt ein kleines Etui aus seiner Jackentasche. Er muss die Taschenlampe weglegen, um es öffnen zu können. Aber der Ring, der darin liegt, funkelt dennoch hell wie ein Stern.

Sie schlägt die Hände vor den Mund.

Er wartet noch einen Augenblick, dann sagt er: »Marlies, willst du meine Frau werden?«

Langsam lässt sie die Hände sinken und nickt lächelnd auf ihn herab, der auf die Knie gefallen ist. »Ja, Frank. Ja. Ja. Ja«, flüstert sie und legt eine Hand auf seinen Scheitel.

Ein Stein fällt ihm vom Herzen. Endlich kann er wieder frei atmen. »Für immer und ewig?«

»Für immer und ewig.«

»Was immer auch geschieht?«

»Was immer auch geschieht.«

»Bis dass der Tod uns scheidet?«

»Bis dass der Tod uns scheidet.«

Er steht auf und streift ihr den Ring über den zitternden Finger. Der Ring ist ein bisschen zu groß. Sie küssen sich, lange, machen mit seinem Smartphone Fotos von sich, dem Ring und dem geschnitzten Treueschwur im Holzbalken, fallen sich in die Arme, und übermütig im Kreise tanzend beginnen sie ihre Wünsche in die Nacht zu rufen, damit die ganze Eifel Zeugin ihres Versprechens wird:

»Ich will Kinder!

»Zwei!«

»Nein, drei!«

»Ein Haus!«

»Einen großen Garten!«

»Einen Hund!«

»Eine Katze!«

»Ein Pferd!«

»Eine Kuh!«

»Einen Esel«

Es ist die Nacht der Nächte.

MONTAG

1. Kapitel

Der 12. Juni 2017 war in Trier ein angenehm warmer Frühsommertag, der Himmel durchwachsen, eher blau als grau, kein Wind, nicht einmal eine leichte Brise. An den Touristenknotenpunkten wie der Porta Nigra, dem Dom St. Peter oder dem Frankenturm scharten sich Gruppen um die Stadtführer. In der Fußgängerzone quengelten Kinder an Elternhänden oder in Buggys, rasten auf Dreirädern oder Rollern umher, erschreckten Hunde an den Leinen, und Segway-Fahrer schlängelten sich durch die Menge, halsbrecherisch – eine Frage der Zeit, wann der Erste kopfüber auf das Pflaster schlagen würde. Bettler hockten in Mauerecken.

Restaurants und Eiscafés hatten ihre Sitzgruppen herausgestellt, viele der Korbstühle waren besetzt. Kellner brachten Waffeln, Kaffee, Schnitzel, Pommes und Wurst, und die Düfte vermischten sich mit aufsteigendem Zigarettenrauch zu einem Geruch, der an Kirmes erinnerte. Das erste Bier war schon gezapft.

Auch Musik lag in der Luft. Drehorgel, Gitarre, Akkordeon, Keyboard und klerikales Glockenläuten spielten um die Wette. CDs wurden von den Straßensängern in den Pausen angeboten. Manche Spaziergänger blieben stehen, hörten eine Weile zu und bummelten weiter, wenn ihnen die Einkaufstüten zu schwer wurden. Vereinzelt warfen Passanten Münzen in den Hut oder Korb, in dem stets ein paar Cent auffordernd blinkten.

Aber keine Musik klang wie diese: Eine temperamentvolle Truppe, Männer, Frauen, Kinder, ein Chor, a cappella – ohne Verstärker, ohne Mikrofon. Die Männer trugen rote T-Shirts, blaue Hosen und weiße Sneaker. Die Frauen blaue Kleider, rote Kopftücher und weiße Sandalen. Vom Frühjahr bis zum Herbst standen sie einmal in der Woche auf dem Hauptmarkt, an manchen Tagen umgeben von Marktständen. Ein idealer Platz im Schatten der Marktkirche St. Gangolf und dem plätschernden Brunnen, auf dem der Heiligenschein des Petrus in der Sonne golden blitzte.

Wenn man als Zuhörer in der ersten Reihe stand, erkannte man, dass die Sänger einander auf frappierende Weise ähnelten, als wären sie eine Großfamilie: Schwestern und Brüder, Väter und Mütter, Tanten und Onkel, Neffen und Nichten. Schwarze, dichte, lockige Haare hatten sie alle, vom Jüngsten bis zum Ältesten, olivfarbene, makellose Haut, große, dunkle Augen mit Wimpern lang wie Teppichfransen. Alle gesegnet mit vollen Lippen. Nur die Großeltern-Fraktion fehlte. Aber leicht konnte man sich vorstellen, dass diese in einem fernen Land ihren Ruhestand pflegte und von den Kindern und Kindeskindern liebevoll versorgt wurde.

In vier Reihen stand die Gruppe hintereinander, dem Alter und der Größe nach drapiert. Im Zentrum die Frauen; Schönheiten, groß und schlank, die im Takt die Hüften schwangen, hinter ihnen die Männer mit ihren tiefen Stimmen, und vor ihnen die anrührenden Kleinen, die in die Sonne blinzelten, manchmal den Text vergaßen oder durcheinanderbrachten und nicht wussten, wohin mit ihrem Eifer oder ihrer Scheu.

Der Chor war schnell durchgezählt: Sechs Männer und acht Frauen sangen in einer Sprache, die man nicht ohne Weiteres verstand. Südeuropäisch klang es.

»Serbokroatisch ist das«, klärte ein Zuhörer ungefragt in einer Pause die Umstehenden auf. »Ich war 2008 in Kroatien. Hrvatska heißt das in der Landessprache. War ja früher alles Jugoslawien. Jetzt ist das ja Slowenien, Serbien, Montenegro …« Sein Vortrag ging in einem neuen Lied unter.

Es spielte auch keine Rolle, woher die Gruppe kam. Die Faszination lag nicht in der Sprache. Es waren die weichen, wehmütigen Melodien, die Rhythmen, die mitrissen, die große Kraft der vielen, klaren Chorstimmen. Die offenen, fröhlichen Gesichter erweckten den Eindruck, eine große, glückliche Familie vor sich zu haben.

Aber nur, wenn man das Mädchen in der zweiten Reihe übersah. Sie stand außen, mochte vielleicht zwölf Jahre alt sein und trug ein blaues Baumwollkleid mit Puffärmeln und einer weißen Stickerei auf der Brust. Ihre nackten Arme waren knochig und schienen zu lang geraten zu sein. Ihre dunklen Locken hatte sie mit einem roten Kopftuch gebändigt. Ihr ernster Blick unter den geraden Augenbrauen glitt umher, als könnte sie niemanden ansehen. Und es schien, als bewegte sie nur die Lippen.

Applaus.

Ein neues Lied. Die Zuhörer wiegten sich bereits im Rhythmus, summten und waren kurz davor zu schunkeln.

Plötzlich ein Ruf.

»Zigeuner sind das!«

Unruhe machte sich im Publikum breit. Drei Männer in der letzten Reihe. Einer mit Bierflasche, einer mit kariertem Hut, einer im Unterhemd. Sie trugen Shorts und an den Füßen Socken in Sandalen, ihre Gesichter glänzten, und einer hatte Haare an den Beinen und Armen so dicht wie ein Fell.

»Die leben hier von unseren Steuergeldern!

»Und stehlen alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist!«

»Die leben bei uns in Saus und Braus!«

»Und zählen jeden Abend ihr Geld!

»Zigeunerpack – raus aus Deutschland!«

»Ruhe«, mahnte eine zornige, ältere, mutige Frau. »Gehen Sie doch weiter, wenn es Ihnen nicht gefällt.«

»Halt die Fresse, Alte!«

»Also, das ist die Höhe!«

»Ich rufe die Polizei«, meinte ihr Mann und zückte sein Handy.

Die Gesangstruppe ignorierte den Tumult, setzte ihre Musik fort und schickte in der Pause die beiden Kleinsten mit einem alten Schlapphut herum. Mit treuherzigen Blicken sammelten sie Geld ein, ließen sich von älteren Damen über die Köpfe streicheln und nannten auf Nachfrage ihre Namen: Borko, der Junge, und Marina, das Mädchen.

»Und woher kommt ihr?«

»Aus Kroatien«, krähten sie im Chor.

»Hab ich doch gesagt!«, rief der Kenner stolz in die Runde.

In der letzten Reihe gerieten die beiden Kinder an die drei Männer, die ihnen den Hut aus den Händen rissen und sich das Kleingeld in die Hände schüttelten. Den leeren Hut stülpten sie Borko auf den Kopf.

»Schönen Gruß an deinen Vater, der soll sehen, dass er hier verschwindet!«

»Solche wie euch haben uns hier gerade noch gefehlt!«

Einer ließ seine leere Bierflasche vor Marinas Füße fallen. Ihre nackten Füße in den zerschlissenen Sandalen zuckten vor den umherspringenden Scherben zurück. Sie zog Borko hinter sich her an ihren Platz in der Gesangstruppe, brachte ein gequältes Lächeln zustande, während sie ihm den Hut vom Kopf nahm und ihre Hand auf seine Schultern legte.

Die herbeigerufene Fußstreife traf ein. Zwei Polizisten ließen sich den Sachverhalt vom Publikum erklären, nahmen die Daten der pöbelnden Männer auf und verscheuchten sie vom Marktplatz.

Ein neues Lied wurde angestimmt, als wäre nichts gewesen. Der Chor schien an Zwischenfälle wie diese gewöhnt zu sein. Nur das Mädchen in der zweiten Reihe sang nicht.

Ihr Platz war leer.

DIENSTAG

2. Kapitel

Endlich!«, fluchte Thommes, als sich die beiden Lichtkegel seinem Hof näherten und kurz darauf erloschen. Rumpelnd fuhr der weiße Transit heran. Der Motor wurde ausgeschaltet.

Kurz vor drei Uhr. Zwei Stunden zu spät.

Thommes hatte am Fenster gesessen und in die Dunkelheit hinausgestarrt. Es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Das Ticken der alten Küchenuhr hatte ihn fast wahnsinnig gemacht. Schulze kam immer zu spät. Aber so spät wie heute war er noch nicht gewesen.

Thommes stolperte in den Flur und trat vor das Haus, als Schulze die Fahrertür öffnete. Der Geruch nach Dieselabgas lag in der feuchten Luft.

»Reifenpanne«, zischte Schulze, der Ein-Wort-Mann, und tippte sich an die Schlägerkappe.

»Reifenpanne?«, wiederholte Thommes leise. Und was war es nächstes Mal? Er würde Schulze gern eine Standpauke halten. Was fiel ihm ein? Wozu gab es Termine? Wozu gab es Handys? Auch wenn es in der Eifel nicht einfach war mit den Handynetzen, glaubte Schulze vielleicht, die Welt würde auf einen wie ihn warten? Aber Thommes wusste, dass jeder Vorwurf an Schulze abprallen würde. Er würde bloß die Arme in die Luft werfen und rufen: »Schicksal!«

Thommes schluckte seine Wut herunter, ging zum Stall, entriegelte das Tor und zog beide Torflügel auf, die über den buckligen, steinigen Boden schabten.

Schulze sprang vom Fahrersitz, ging in die Knie, reckte und streckte sich, ließ Schultern und Hals kreisen und schüttelte seine Beine aus, als hätte er vierundzwanzig Stunden hinterm Steuer gesessen.

»Rücken«, stieß er hervor.

»Rücken!«, knurrte Thommes leise. Und was war es nächstes Mal?

Schulze öffnete die beiden Türen zur Ladefläche, die bis auf den letzten Zentimeter mit unbeschrifteten, braunen Kartons zugestellt war. Er führte Daumen und Zeigefinger an die Lippen und schnalzte. »Spitzenware.«

»Das will ich hoffen.«

»Pa…na…sonic!«, verkündete Schulze, als hätte er Rohdiamanten geladen.

»TV, Stereo-Anlagen, Kameras, Smartphones oder was?«

»Alles«, fegte Schulze die Frage hinweg und hielt Thommes den Lieferschein unter die Nase.

Gut, dachte Thommes, Panasonic ließ sich einwandfrei verkaufen. Früher war Schulze oft mit No-Name-Ware gekommen, die Thommes kaum loswurde. Fast hätte er Schulze sein Zuspätkommen verziehen, wenn der sich nicht gerade auf einen Mauervorsprung fallen gelassen hätte, um erst einmal in Ruhe eine zu rauchen.

»Nix da! Rauchen kannst du später. Pack an!«

Schulze steckte seufzend sein Zigarettenpäckchen in die Hemdtasche zurück und knurrte: »Sklaventreiber.«

Der Stall war vom Sockel bis zu einer Fensterreihe aus Backstein gemauert, das obere Drittel und der Giebel waren mit Holz verschalt, das Dach mit Teerpappe gedeckt.

Thommes’ Eltern hatten Kühe gehabt. Zwanzig Stück zu ihrer besten Zeit, links zehn, rechts zehn, so hatten sie in zwei Reihen vor dem langen Futtertrog gestanden, im Winter und in der Nacht, tagsüber wurden sie auf die angrenzende Weide getrieben. Aber nach dem Tod der Eltern – erst starb der Vater an Überarbeitung, wie alle sagten, dann zwei Jahre zuvor die Mutter an gebrochenem Herzen, wie alle sagten – hatte Thommes, der einzige Sohn, die Kühe bald verkauft und den Erlös in sein Start-up gesteckt, das in kein Handelsregister eingetragen war. ELETHO mit Sitz in Köln. Den nach Gülle stinkenden Stall hatte er von einer Fachfirma reinigen und die Viehtröge abreißen lassen. Und so war ein astreiner Lagerraum entstanden von etwa 300 Quadratmetern.

Allein einen kleinen Nebenraum, der linker Hand neben dem Eingang über einen schmalen Gang durch einen niedrigen Türsturz zu erreichen war, ließ er, wie er war. Die Tür stand immer offen und war völlig verzogen, das Schloss verrostet, der große Bartschlüssel verbogen. In diesem Raum war früher die eine oder andere erkrankte Kuh separiert worden, bis der Tierarzt kam und versicherte, dass sie nicht an einer ansteckenden Krankheit leide. Ein kurzer Trog, zwei Ringe, eingelassen in die gemauerten Wände, an denen rostige Ketten baumelten, ein Wasserhahn über einem Gitterrost und einem Ablauf. Darauf stand noch der alte Zinkeimer, der früher den Kühen hingestellt wurde. An der hinteren Wand war ein längliches Fenster aus Milchglas eingebaut. Es war nicht vergittert, lag aber fast unerreichbar hoch.

Thommes hatte keine guten Erinnerungen an diesen Raum. Für ihn war es das Beste, wenn er so tat, als gäbe es ihn nicht.

Thommes wollte sein Geld leichter verdienen als seine Eltern es hatten tun müssen. Und viel sollte es sein. Sehr viel. Er wollte sich ein schönes Leben machen, ein dickes Auto fahren, eine tolle Frau haben, in den Urlaub fliegen. Das Auto hatte er inzwischen. Einen Mercedes, schwarz-metallic, ein Kombi wegen der Geschäfte. Er stand stets gewaschen und poliert im Carport. Das erledigte Thommes sanft und zart per Hand. An den Wagen ließ er keine Waschstraße. Auf den Malediven war Thommes auch schon zweimal gewesen, hatte dort unter Palmen Cocktails geschlürft und sich von samthäutigen Schönheiten den Schweiß von der Stirn abtupfen lassen. All inclusive. Inklusive Frauen.

Eine Frau fürs Leben hatte er noch nicht finden können. Thommes war Anfang vierzig und eigentlich eine gute Partie. Aber die meisten Frauen, die er kennenlernte, waren ihm zu groß, zu stark, zu selbstsicher, zu fordernd – Weiber eben. Er bevorzugte die sanften, scheuen, nachgiebigen, die sich nicht zu schade waren, ihn zu verwöhnen und ihm jeden Wunsch erfüllten. Aber es eilte auch nicht.

Ehe sein Geschäft richtig angelaufen war, hatte es auch eine Weile gedauert. Nicht einfach war es gewesen, die richtigen Leute kennenzulernen. Oft musste er sich die Nächte im Milieu um die Ohren schlagen, in Kneipen, dunklen Gassen, auf Hinterhöfen und verlassenen Parkplätzen herumtreiben. Auf einer Autobahnraststätte war er eines Tages auf Richy gestoßen.

Richy hatte »Konnäkschens« und war auf der Suche nach einem neuen, zuverlässigen Partner, der alte war »verschwunden«, wie er es nannte. Richys Erfolgsgeheimnis war: Nur drei Männer durften in das Geschäft eingeweiht sein. Abschnittsweise. Jeder wusste nur das unbedingt Nötige in seinem Arbeitsbereich. Thommes wusste nicht, woher die Ware kam, Richy und Schulze wussten nicht, wohin die Ware ging.

Seit einem knappen Jahr handelte Thommes nun mit hochwertigen Elektroartikeln, die Richy von irgendwoher besorgte, und die ihm Schulze lieferte. Typenschild, Namenszug, Preisetikett, Gebrauchsanweisung, Garantie und vor allem der Lieferschein – alles war vorhanden und konnte jeder Überprüfung standhalten. Kleine Meisterwerke jedes für sich. Von der Motorsäge bis zum Smartphone. Von Thommes’ Stall aus wanderten die Geräte auf Flohmärkte und über ein Konto bei eBay hinaus in die Welt.

Der Umsatz war beträchtlich, der Gewinn angemessen, aber geschenkt war das Geld nicht. Schulze war zum Beispiel eines der Probleme. Thommes konnte erst ruhig durchatmen, wenn die Ware auf seinem Hof umgeladen und Schulze wieder abgehauen war, ohne dass irgendjemand die Transaktion bemerkt und sein Mercedes keinen Kratzer abbekommen hatte. Das Kennzeichen von Schulzes weißem Transit sah Thommes am liebsten von hinten. Es war jedes Mal ein anderes.

Auf den ersten Blick lagerten in Thommes’ Stall nichts als Strohballen, vom Betonboden bis hinauf zum Giebel. Frei war nur der Eingangsbereich, in dem die Ware bei der Lieferung vorübergehend abgestellt und einen Tag später von einem anderen Fahrer abgeholt wurde … wie Schulze glaubte.

Aber so war es nicht.

Nach einer Lieferung räumte Thommes am nächsten Morgen bei Tageslicht die Kartons in Ruhe an den für sie vorgesehenen Platz. Er allein wusste, dass die Strohballen nur Fassade waren. Potemkin’sche Dörfer nannte man so etwas, hatte er in seinem geliebten TV-Quiz Wer weiß denn so etwas? dazugelernt.

Strohballenwände teilten den Stall in sieben Räume auf. Um einen Raum aufrecht gehend betreten zu können, musste Thommes eine Tür aus vier Strohballen hervorziehen, während eine Holzbohle als Türsturz den Totaleinsturz verhinderte. Die Ware in den Räumen war nach Eingang sortiert. Sie musste gut abgehangen sein, ehe sie in den Verkauf kam.

Thommes stellte den ersten Karton der neuen Lieferung im Eingangsbereich ab. Auf dem Rückweg kam ihm Schulze entgegen, der über ein Grasbüschel stolperte, gegen das Stalltor rempelte und leise fluchte. So gingen sie hin und her, hinein mit und hinaus ohne Karton, Schulze und Thommes. In einem beständigen Rhythmus trafen sie sich auf halber Strecke, ohne ein Wort zu wechseln, hin und her, bis der Transit leergeräumt war.

Aber nicht in dieser Nacht.

Denn plötzlich erfüllte ein Rauschen die Luft, als wäre in der Nähe eine Gasleitung geplatzt. Ein gelbes Licht loderte am Himmel auf, als stünde der Wald in Flammen. Krachend brachen Teile des Turmes, Balken, Bretter, Pfosten, herab und stürzten in die Tiefe, schwarz-gelber Rauch quoll über die Baumwipfel empor und eine Bö trieb Brandgeruch herüber.

Schulze ließ einen Karton fallen.

»Der Feuerwachturm«, sagte Thommes tonlos und blieb mit offenem Mund stehen. Sein Hof lag nur knapp fünfhundert Meter davon entfernt am nördlichen Ortsrand.

»Feuerwehr!«, stieß Schulze, der Ein-Wort-Mann, hervor und zückte sein Handy.

»Untersteh dich.« Thommes stieß ihm den Ellbogen in die Seite. »Das müssen andere machen. Los! Beeil dich.«

Ein Blick auf die Uhr. Es war 3.29 Uhr, und es waren nicht mehr viele Kartons übrig, die sie im Laufschritt, begleitet vom durchdringenden Signalhorn der Feuerwehr und dem zuckenden Blaulicht der Polizei, in den Stall trugen und hastig hineinwarfen, unterdessen Thommes das Großfeuer nicht aus den Augen ließ. Ein alter, maroder Turm, außer Betrieb, nur noch ein Aussichtsturm – wie konnte es sein, dass der plötzlich brannte?

»Du kannst jetzt auf keinen Fall fahren«, sagte Thommes, als die Ladefläche des Transit endlich leergeräumt war. »Da draußen wimmelt es von Polizei.«

»Logisch.«

Thommes wollte Schulze nicht im Haus haben. Er traute ihm nicht über den Weg. »Bleib einfach im Auto, bis es hell wird.«

»Okay.«

»Brauchst du eine Decke?«

Schulze schüttelte den Kopf.

Es war in diesem Moment, dass Thommes glaubte, irgendetwas aus dem Schatten des Transit in Richtung Stall vorüberhuschen zu sehen. Nicht viel größer als ein Tier, das in Panik Schutz vor dem Feuer suchte. »Hast du das gesehen?«, fragte er.

Schulze schaute sich suchend um. »Nee?«

»Hallo!?«, rief Thommes in den Stall hinein und horchte. »Ist da jemand?«

Kein Rascheln, kein Atmen, kein Knistern.

»Gespenster«, nuschelte Schulze.

Vielleicht, dachte Thommes, oder ein Fuchs, eine Wildkatze. Er schloss das Riegelschloss am Tor und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche.

»Knete«, sagte Schulze hinter ihm.

Thommes zog ein Bündel Hunderter aus der anderen Hosentasche, aber dann hielt er inne, überlegte kurz und steckte sie wieder weg. »Das Geld kriegst du morgen früh.«

»Wieso?«

»Ist so.«

Murrend kletterte Schulze in den Laderaum und baute sich aus einem Knäuel Arbeitsdecken ein Lager.

Thommes hörte das Klacken eines Feuerzeuges. »Geraucht wird da drin nicht, klar?«

»Wieso?

»Ein Feuer reicht.«

Schulze kicherte. Thommes schob die Türen zu.

»Nacht!«, rief Schulze aus dem Inneren und seine Stimme klang hohl.

»Mach keinen Scheiß!«

Wie ein Stein fiel Thommes nach dieser Aktion in sein Bett und schlief tief und fest, als wäre er tot oder ohnmächtig. Aber schon eine Stunde später schreckte er schweißgebadet wieder auf und horchte in die Stille seines Schlafzimmers hinein. Immer noch kreisten Polizei und Feuerwehr in allernächster Nähe – Geräusche und Lichter, die war Thommes in seiner bäuerlichen Einsamkeit nicht gewohnt. Und die waren auch nicht gut für ihn und sein Geschäft.

Als er ans Fenster stolperte, sah er unten im Hof den Transit vor dem Stalltor stehen. Weiß schimmerte das Autodach mit Schulze darunter, der nicht fahren würde, ehe er sein Geld hatte. Thommes schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn und ließ sich wieder auf sein Bett fallen. Weich sank er in die Matratze, knarrend gab der Holzrahmen nach, bis er gegen die Kartons stieß, die darunter gestapelt waren.

»Kartons, Kartons, überall Kartons, Scheiß Kartons!«, fluchte er. Er hatte zurzeit einen Bestand, der sich sehen lassen konnte.

Gerade jetzt. Was, wenn die Polizei auf der Suche nach Spuren und Zeugen bis zu seinem Hof kam, den Transit fand, Schulze fand, das Warenlager entdeckte? Sie würden ihn hopsnehmen. Aus der Traum.

Das Auto musste weg. Schulze musste weg.

Mit Adiletten und einer Jogginghose über dem Schlafanzug verließ Thommes das Haus, sah sich misstrauisch um, entdeckte nichts, was er nicht vom Fenster aus schon gesehen hatte: Feuerglut, Blaulicht, weißes Flutlicht. Hinzu kamen die Stimmen der Einsatzkräfte, weil der Wind ungünstig stand. Oder günstig. Wie man es nahm. Mit großen Schritten lief er über den Hof und klopfte gegen die Seitenwand des Transit, ehe er die Tür zur Ladefläche aufriss.

»Hey!«, flüsterte er zischend.

Schulze schnarchte wie ein Wildschwein, im Laderaum stank es wie in einem Pumakäfig. Thommes zerrte an Schulzes Füßen, die unter der Arbeitsdecke hervorguckten. Dicke Socken, große Löcher, schwarze Zehennägel.

Schulze knurrte.

»Raus hier!«

»Hä?« Schulze fuhr hoch, stützte sich auf den Ellbogen ab und kniff ein Auge zu. »Es ist mitten in der Nacht. Bist du bekloppt?« Das waren viele Worte auf einmal für einen wie Schulze.

»Du kannst im Stall schlafen.«

»Das fällt dir aber früh ein.« Er war geradezu redselig, mitten in der Nacht.

»Raus habe ich gesagt! Aber dalli!««

»Ja, ja.« Schulze knüllte die Arbeitsdecke vor seinem Bauch zusammen und kroch auf allen vieren von der Ladefläche. Als er neben Thommes stand, schwankte er. Er roch nach Alkohol. Er musste einen Vorrat im Transit haben.

Thommes schob ihn vor sich her in Richtung Stall. Schulze stolperte über einen Zipfel der Arbeitsdecke und fluchte.

Thommes boxte ihm in den Rücken. »Los, rein mit dir.«

Linker Hand über den schmalen Gang schob Thommes den torkelnden Schulze durch den niedrigen Türsturz in den Nebenraum. Durch das Fenster aus Milchglas flackerte rotes Licht und verwandelte den Raum in eine verlassene, staubige Bar.

Alles war anders in dieser Nacht, nur weil irgendein Idiot den Feuerwachturm in Brand gesetzt hatte, fluchte Thommes in sich hinein, ausgerechnet heute. »Hier pack dich hin!« Er zeigte auf die freie Stelle neben dem Trog.

Schulze zögerte nicht lange, wickelte sich in die Arbeitsdecke ein und ließ sich auf den Boden rollen.

»Nacht!«, wünschte Thommes und blickte auf ihn runter.

»Hm«, brummte Schulze.

»Morgen früh gibt’s Geld.«

Thommes wandte sich ab und wollte sich gerade davonmachen, als er mitten im Schritt erstarrte und den Atem anhielt. Er richtete seine Ohren aus wie Antennen. Hatte er richtig gehört? War da nicht ein kleines, leises, zartes Summen? Hier im Stall? Er schlug sich auf die Ohren – und das Summen war weg. Insekten mussten das gewesen sein. Oder hatte Schulze etwa gesummt?

Thommes schloss ab und steckte den Schlüssel ein.

Eine vergammelte, dunkelgrüne Abdeckplane, die zum Schutz vor Regen über verrostetem Werkzeug neben dem Stall lag, warf er zur Tarnung über den Transit. Sie bedeckte ihn nicht ganz.

Danach sah er zu, dass er ins Bett kam. Was für eine Nacht! Noch nie hatte ihn jemand bei seinen Lieferungen gestört. Kein Mensch, kein Tier, schon gar nicht ein Feuer! Aber von jetzt ab würde er immer daran denken müssen. Er war ein gebranntes Kind.

3. Kapitel

Thommes wachte auf, weil jemand gegen die Haustür hämmerte, Glas klirrte. Er fuhr hoch. Wer konnte das sein? Außer Frau Heckel bekam er keinen Besuch. Und die kam immer erst gegen Mittag, um ihm etwas Warmes zu essen zu bringen. Frau Heckel war mit seiner Mutter befreundet gewesen und kochte manchmal für ihn mit. Sie wohnte fünf Häuser weiter und sagte jedes Mal: »Das mache ich nur für deine Mutter.« Zum Ausgleich half Thommes ihr manchmal, schwere Dinge wie Blumenkübel von A nach B zu tragen, oder Kartoffeln aus dem Keller zu holen. Sie wechselten dabei nichtssagende Worte übers Wetter und ihre Krankheiten. In sein Haus ließ er sie nie. Den Schlüssel, den sie fürs Wohnhaus hatte, hatte sie ihm nach Mutters Tod auf seine Bitte hin zurückgegeben.

Weißliches Sonnenlicht schien auf das Fußende seines Bettes. Trotz des geschlossenen Fensters hörte er Vogelgezwitscher. Thommes’ Schädel brummte wie nach einer durchzechten Nacht. Aber er konnte sich an keine Party erinnern.

Hämmern. Glasklirren.

Thommes stolperte die Treppe hinunter und sah schon durch den Glasausschnitt der Haustür, wer da stand. Damit kam er wieder in der Wirklichkeit an: die Lieferung, die Feuersbrunst, Schulze, der im Stall über Nacht bleiben sollte.

Schulze lehnte im Türrahmen und streckte ihm seine Handfläche entgegen. »Geld.« Auf seinen Wangen wuchs ein Stoppelbart, er stank aus dem Mund und seine Haare standen zu Berge. Aber wahrscheinlich, dachte Thommes, sah er selbst auch nicht besser aus.

Er warf einen Blick über Schulze hinweg. Friede, die Ruhe nach dem Sturm, nein, nach dem Feuer. Keine Polizei, keine Feuerwehr, keine Sirenen, kein Blaulicht. Der Spuk war vorbei. Alles war gut. Der Weg war frei, er konnte Schulze ziehen lassen. Die Abdeckplane hatte er schon vom Transit gezogen und achtlos beiseite geworfen.

Aber wie war er aus dem Stall herausgekommen?

Thommes’ Blicke flogen von Schulze zum Stall und wieder zurück. Er hatte den Stall doch verriegelt und abgeschlossen. Er zog die Stirn in Falten und ließ die Kinnlade herunterfallen. Es gab ein Leck im System.

»Wie bist du raus?«

»Fenster.«

Thommes schlug sich gegen die Stirn. Im Nebenraum, wo Schulze geschlafen hatte, gab es doch das Fenster. Schulze musste hochgeklettert sein. Es musste noch offen stehen.

»Geld«, knurrte Schulze wieder und streckte Thommes eine schwielige Handfläche entgegen.