Wenn Leben gelingt - Franz Alt - E-Book

Wenn Leben gelingt E-Book

Franz Alt

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Beschreibung

Es gibt viele ungelöste Probleme: in Politik, Umwelt, Kirche, Religion, Gesellschaft, Partnerschaft. Und alles hängt mit allem zusammen. Früher gab es große Lösungsvorschläge: Liberalismus, Sozialismus, Kapitalismus. Und heute? Wo ist der große Lebensentwurf? Viele fühlen sich abgehängt, im Hamsterrad gefangen. Probleme werden verdrängt. Dabei gilt, dass die von Menschen verursachten Probleme auch von Menschen gelöst werden. Das kluge Buch "Wenn Leben gelingt" sagt: Du kannst die Probleme auch lösen. Nimm die Herausforderung an! Das Buch ist ein kleines Hoffnungsversprechen an alle, die sich überfordert fühlen. Der Philosoph, Journalist und Menschenkenner Dr. Franz Alt versucht dabei, auf die wichtigsten Fragen unserer Zeit Antworten zu geben. Auf alles, was uns bewegt, irritiert, unglücklich macht. "Der Sinn unseres Hierseins ist doch, dass wir glücklich werden", behauptet Alt, aber auch: "Zu einem gelingenden Leben gehört, dass wir zum Glück nicht immer glücklich sein müssen."

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Seitenzahl: 79

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© 2017 ZS Verlag GmbH

Kaiserstraße 14 b

D-80801 München

eISBN 978-3-89883-786-6

1. Auflage 2017

Projektleitung: Kathrin Ullerich

Lektorat: Swantje Steinbrink

Grafische Gestaltung: Irene Schulz

Herstellung: Frank Jansen

Producing: Jan Russok

ePub-Konvertierung: Datagrafix GmbH Berlin, Projektmanagement schaefermueller publishing Berlin

Die ZS Verlag GmbH ist ein Unternehmen der Edel AG, Hamburg.

www.zsverlag.de | www.facebook.com/zsverlag

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Für Bigiin Liebe und Dankbarkeit

INHALT

Wann gelingt Leben?

Urvertrauen in ein gelingendes Leben

Wo Vertrauen wächst, schwindet die Angst

Was trägt noch?

Wie gelangen wir zur Glückseligkeit?

Kein Fortschritt ohne Kampf

Trotzdem Ja zum Leben sagen

Ist jeder seines eigenen Glückes Schmied?

Das Wissen der Nahtoderfahrenen

Damit Leben in unserer Zeit gelingt

Wider die Wüsten

Jesus richtig verstehen

Vertrauen – der Goldstandard aller Beziehungen

Mit Träumen leben

Das Abschiedsgeschenk meiner Mutter

Lebenstraum Glück

Keine militärische Abrüstung ohne moralische Aufrüstung

Von wegen Schäume

Wir träumen jede Nacht

Träume als wichtige Wegweiser

Lehrer eines gelingenden Lebens

Von Jesus gelernt

Von C. G. Jung gelernt

In der Schule des Dalai Lama

Mein Vorbild: Hermann Scheer

Persönliche Erfahrungen und praktische Tipps

Literaturverzeichnis

WANN GELINGT LEBEN?

Urvertrauen in ein gelingendes Leben

Als ich im Hochsommer 1938 geboren wurde, herrschte in Deutschland Vorkriegsstimmung. Die Deutschen sangen „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“. Ein wenig vergleichbar mit dem heutigen Trumpismus in den USA: „America first“ oder „Make America great again“. Bis zu meinem achten Lebensjahr war Krieg. Und was für einer! Sirenengeheul, Bombennächte im Keller, Angst vor Hunger, Sorge um das Leben des Vaters als Soldat. Das Ergebnis: fünfzig Millionen Tote, Europa in Schutt und Asche, Hunderte Millionen geknechtete und gemarterte Seelen, unermessliches körperliches und seelisches Leid. Die Welt war entsetzt über mein Land, das für den ersten industriell organisierten Massenmord in der Menschheitsgeschichte verantwortlich war. Mein Vater geriet bei Remagen am Rhein in amerikanische Kriegsgefangenschaft, meine Mutter war alleinerziehend und betrieb während des Krieges einen Kohlenhandel, sie musste in der Woche 400 Zentner Kohlen und oft mehr schippen.

Was heißt das für uns Heutige? Wir haben 2017, 2018 oder 2019 mit Trump, Erdoğan, Putin und Orbán große Probleme, Unsicherheiten und Ängste, aber als ich 1938 geboren wurde, hatten meine Eltern mit Hitler, Mussolini, Stalin und Franco weit mehr Grund zur Sorge. Und diese Erkenntnis gilt wohl auch für die meisten Leserinnen und Leser dieses Buchs. Stimmt’s? 2015/2016 haben wir in Deutschland knapp eine Million Flüchtlinge aufgenommen – und viele Deutsche hielten das für eine Überforderung. Die Nachkriegsgeneration hat in Westdeutschland nach 1945 etwa zwölf Millionen Flüchtlinge aufgenommen und hat es geschafft. Manchmal hilft ein naheliegender historischer Vergleich, um Probleme und Ängste zu relativieren. Und heute? Wir haben seit sechzig Jahren Frieden – ein großes Geschenk. Die Europäische Union – ein Glück für uns Deutsche, die EU, das Friedens-, ein beinahe biblisches Projekt: Noch nie hat ein EU-Land gegen ein anderes einen Krieg geführt.

Ein gelingendes Leben war mir nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Dennoch habe ich in meinen ersten Lebensjahren von meiner Mutter etwas ganz Wesentliches gelernt: Urvertrauen ins Leben, Vertrauen in ein gelingendes Leben. Ob es Leben nach dem Tod gibt, weiß letztlich niemand gewiss, aber eines ist sicher: dass es ein Leben vor dem Tod gibt.

Wo Vertrauen wächst, schwindet die Angst

Vertrauen ist Gewissheit, aber niemals absolute Sicherheit. Diese Gewissheit trägt bis heute, inzwischen acht Jahrzehnte. Ich habe gelernt: Nur wo Vertrauen wächst, schwinden die Angst und die Unsicherheit. Jesus mit seiner vielleicht wichtigsten, atemberaubenden Zusage im Johannes-Evangelium: „Wer vertraut, hat ewiges Leben.“ Oder: „Wer mein Wort hört und dem vertraut, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben.“ Jesus selbst vertraute seinem Herzen und wurde so der Anführer zum Leben, zu einem gelingenden Leben.

Wir können die Spirale der Angst durchbrechen. Aber wie? Das Leben bleibt ein Lernprozess, bis zum letzten Atemzug. Jeder Tag bietet die Chance für einen Neuanfang. Und jeder Neuanfang kann Wunder bewirken. Meine wichtigste Erkenntnis beim Pilgern in Norwegen vor einigen Jahren war: Es geht viel mehr, als ich mir vorher zugetraut hatte – körperlich, seelisch und geistig. Im Idealfall ist unser Leben eine einzige große und immer wieder überraschende Entdeckungs- und Pilgerreise.

Sollte mir zum Beispiel noch jemand wissenschaftlich nachweisen, dass die zehn bis zwanzig Milliarden Sonnensysteme im Kosmos ohne einen Schöpfer derselben funktionieren können, so bin ich gerne bereit, ihm zu folgen. Bis jetzt allerdings überzeugt mich weit eher Einsteins These, wonach Gott nicht würfelt. Die Wirkkraft einer kosmisch-geistigen Intelligenz, die wir Gott nennen, scheint mir überzeugender als der reine evolutionäre Zufall.

Ich habe in meinem Leben in vielen Ländern suchende Menschen getroffen, die nicht an Gott glauben, ihn aber vermissen. Religion ist mehr als eine sonntägliche Luxusbeschäftigung, Religion bedeutet für mich eine tagtägliche Rückverbindung an etwas, das größer ist als wir selbst. Religion ist etwas, das trägt, wenn wir uns selbst nicht mehr tragen oder ertragen können. Religion ist, wenn sich beim Meditieren über Tod und Sterben das Gefühl einstellt, dass alles gut wird. Oder, wie es mein Freund, der Benediktinermönch Fidelis Ruppert, sagt: Religion ist auch, beim Älterwerden weiterzuwachsen.

Der Nobelpreisträger Max Planck war, nachdem er ein Leben lang über die Materie nüchtern geforscht hatte, der Überzeugung, dass es gar keine Materie gibt:

„Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie … die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht … der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre. Da es aber Geist an sich nicht geben kann und jeder Geist einem Wesen zugehört, so müssen wir zwingend Geistwesen annehmen. Da aber auch Geistwesen nicht aus sich sein können, sondern geschaffen worden sein müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu nennen, wie ihn alle alten Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben – Gott!“

Auch der Träger des Alternativen Nobelpreises, Heisenberg-Schüler und Direktor des Max-Planck-Instituts, Professor Hans-Peter Dürr, hatte am Schluss seines Lebens die Gewissheit: „Es gibt keine Materie, alles ist Geist.“ Als ich ihn kurz vor seinem Tod auf der Akropolis in Athen darauf ansprach, sagte er lachend: „Was wir Materie nennen, ist lediglich geronnener Geist.“ Das Johannes-Evangelium meint dazu ganz schlicht: „Gott ist Geist.“ Und dieser weht bekanntlich, wo er will und wie er will. Dürr verglich seine Erkenntnisse mit den Traditionen der Mystik und erkannte: „Die Grenzen des Denkens verlaufen an der Oberfläche – in der Tiefe ist alles Leben eins.“

Was ist also, wenn Leben gelingt? Wie geht das? „Wenn wir gut zu sterben wünschen, müssen wir lernen, gut zu leben“, sagt der Dalai Lama. Für Goethe war sein Leben ein Gesamtkunstwerk. Das ist es auch für jede Leserin und für jeden Leser dieses Buchs: teils gelungen, teils weniger gelungen. Aber jede und jeder zieht aus, um das Leben zu lernen – ein möglichst gelingendes Leben. Alles ist offen: Das Leben ist ein Bemühen, eine Entwicklung, kein Abschluss. Und manchmal braucht man sogar Pech, um Glück zu haben. Der Blick freilich auf das unweigerlich bevorstehende Ende bleibt niemandem erspart.

Von tausend Menschen sterben tausend. Schon deshalb gehört zum achtsamen Leben die tägliche Erinnerung an den Tod. So kann man ins Alter hineinwachsen und in den Tod hinüberreifen. Wir können älter werden und geistig weiterwachsen. Ein arabisches Sprichwort meint sogar: „Die Menschen schlafen, solange sie leben. Erst wenn sie sterben, erwachen sie.“ Der Tod ist eine wichtige Erfindung des Lebens – die Voraussetzung dafür, dass notwendige Transformationen stattfinden können. Der Tod räumt das Alte weg, um dem Neuen Platz zu machen.

Im Alter den Helden spielen zu wollen, nutzt nichts und ist ziemlich lächerlich. Denn die Arztbesuche häufen sich, die Schrauben werden lockerer und auch der Geist wird schneller müde und wackelig. Den Weg, den wir gehen, gehen alle, aber das Ende des Weges laufen wir alle zum ersten Mal und ganz allein.

Was trägt noch?

Wie aber soll ein Leben in Zeiten großer Unsicherheiten gelingen? In Zeiten, in denen sich viele Menschen abgehängt fühlen, in denen sie in prekären Arbeitsverhältnissen tätig sind, politische Instabilität und schwindende persönliche Bindungen erfahren, von schlechten Nachrichten überhäuft werden, die alte Religion sie nicht mehr erreicht, „neue“ Werte aber nicht erkennbar sind, in denen sie ihre Kinder und diese ihre Eltern oft nicht mehr verstehen? Dazu noch Meldungen über sich verstärkende Umweltkatastrophen, über Kriege, Terror, Hungersnöte und Flüchtlingsströme, die die Unsicherheit noch vermehren. Was trägt noch in dieser stürmischen Epoche? Die Tiefenpsychologie lehrt uns, dass die Angst zum Leben gehört. Also: keine Angst vor der Angst. Die Angst ist ein in uns eingebautes Gottesgeschenk, das uns einen realistisch-ganzheitlichen Blick auf die Lage um uns ermöglicht. Die Frage lautet: Wie berechtigt ist die Angst? Und wie können wir mit der Angst so arbeiten, dass wir sie überwinden?

Aber auch: Wie glaubwürdig sind Hoffnungsversprechen in solchen Krisenzeiten? Eindimensionale ökonomische oder parteipolitische Lösungen sind zu schnell als unrealistisch durchschaut. Was also hilft jetzt wirklich? Und was macht noch echt Sinn?

Ein gelingendes Leben ist für mich ein menschenfreundliches Leben – vom Anfang bis zum Ende. Ein menschenfreundliches Leben ist sicher keine neue Idee, aber vielleicht gerade nach den Zeiten großer Heilsversprechen und Ideologien wie Kommunismus, Kapitalismus oder neoliberale Marktwirtschaft, ewiges Wirtschaftswachstum und Erlösung durch Technologien eine hilfreiche Anregung. All diese genannten Ideologien haben uns nicht glücklicher und auch kaum zufriedener gemacht. Um 1950 herum waren die Deutschen bei Umfragen sogar etwas glücklicher als 2017. Zu einem gelingenden Leben gehören zwar auch materielle Güter, doch diese werden meist überschätzt – sonst müssten die materiell Reichen glücklicher sein. Wichtiger als materielle Gleichheit ist Chancengleichheit. Welche Chancen hat ein Mensch, sich zu verwirklichen? Hat er Chancen auf Bildung, auf Arbeit, auf ein gesundes Leben?