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Die Welt ist im Umbruch. Sind globale Entwicklungen wie der Klimawandel oder die Digitalisierung überhaupt noch steuerbar? In welcher Welt werden unsere Kinder leben? "Die effektivste Art, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten", sagt Franz Alt. Sein Buch will erste Antworten auf die großen Zukunftsfragen geben: Wie geht ein gutes Leben für alle bei mehr Gerechtigkeit? Wie organisieren wir die weltweiten Wanderbewegungen ohne Bürgerkriege? Wie lösen wir die Überlebensfrage der Klimaerhitzung? Wie lernen wir, was nachhaltiges Wirtschaften ist? Und was bedeuten im Zeitalter der Digitalisierung Wert und Würde des Menschen? 80 Jahre geballte Lebenserfahrung, über 55 Jahre Erfahrungen im politischen Journalismus und ein überzeugter christlicher Glaube machen Franz Alt zu einem unverzichtbaren Mahner und einer engagierten Stimme in den Debatten unserer Zeit.
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Franz Alt
Die Alt-ernative
Plädoyer für eine sonnige Zukunft
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2019 by edition chrismon in der Evangelischen Verlagsanstalt GmbH · Leipzig
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Cover: Ellina Hartlaub, Frankfurt/ Main
Layout: makena plangrafik, Leipzig
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019
ISBN 978-3-96038-215-7
www.eva-leipzig.de
Cover
Titel
Impressum
1.
Das Jahrhundert der Genossenschaften
Was sind die großen Fragen unserer Zeit?
Ökoprozesse sind Liebesprozesse
Eine bessere Welt ist möglich
Wie aus Krisen Chancen werden
Eine Milliarde Menschen in Genossenschaften
Das wichtigste Friedensprojekt
Die Lösung steht am Himmel – Solarstrom ist Sozialstrom
Das Zauberwort heißt: Erneuerbar werden
2.
Können sich Menschen wirklich ändern?
Vom Atomzeitalter ins Solarzeitalter
Umkehr ist möglich – Krisen können Lernhelfer sein
Disruption – Wenden kommen schneller als gedacht
Persönliche Wandlungsprozesse
Den Übergang gestalten
Sonne und Wind schicken keine Rechnung
German Angst? Vom Musterschüler zum Sorgenkind
Gott ist die Sonne hinter der Sonne – die Ur-Energie
Erste Überlebensstrategie: Erdpolitik
Zweite Überlebensstrategie: Sonnenpolitik
3.
Hitzesommer 2018 als Vorbote der Klimaerhitzung
Was lernen wir aus dem Hitzesommer 2018?
Heiß-Zeit war das Wort des Jahres 2018
Wenn das Paradies zur Hölle wird
Trumps Klimabehörde gegen Trumps Klima-Ignoranz
Steigender Meeresspiegel, Stürme und Überschwemmungen
Tote durch Klimaerhitzung?
Wenn der Nordpol eisfrei wird
Die Alt-Parteien haben den Klimawandel verschlafen
Sind wir noch zu retten?
Den alten Energieträgern geht die Puste aus
Die hundertprozentige Energiewende ist möglich
4.
Die Verkehrswende ist möglich
Ist Autofahren heilbar?
Kostenloser öffentlicher Verkehr in Luxemburg
Madrid macht’s vor
Das Jahrzehnt der E-Autos
Die Welt fährt bald elektrisch, digital und autonom
5.
Die Bau-Wende ist möglich
Renovieren und restaurieren statt versiegeln
Der Boden ist ein Tausendsassa
6.
Zwölf Gebote, um den Klimawandel zu überstehen
Weiterführende Literatur
Zum Autor
Weitere Bücher
Wie gelingt ein gutes Leben für alle bei mehr Gerechtigkeit? Wie organisieren wir die weltweiten Wanderbewegungen ohne Bürgerkriege? Wie lösen wir die Überlebensfrage der Klimaerhitzung? Wie lernen wir, was nachhaltiges Wirtschaften ist? Wie schaffen wir einen Ausgleich zwischen Arm und Reich? Wie wollen wir wohnen und wie uns in Zukunft fortbewegen? Die Digitalisierung sowie die Künstliche Intelligenz verändern nicht nur unsere Arbeits-, sondern unsere gesamte Lebenswelt. Wie bestimmen wir in Anbetracht dieser Entwicklung Wert und Würde des Menschen?
Wenn Ihnen eine dieser Fragen nicht mehr aus dem Kopf geht, ist dies ein Hinweis darauf, dass sie Ihnen eine Herzensangelegenheit ist. Manchmal bekommen wir durch unsere Fragen völlig andere Antworten, als wir erwartet haben: 1968 flogen die Weltraumfahrer los, um den Mond zu erkunden, aber sie entdeckten die Erde – unsere Erde als wunderbaren »blauen Planeten« in seiner ganzen Schönheit vor dem Hintergrund des grenzenlosen schwarzen Kosmos.
Die oben genannten Fragen sind auch die Ur-Fragen der abendländischen Philosophie, die schon Platon, Aristoteles und Sokrates vor mehr als 2.000 Jahren gestellt haben. Platon war überzeugt davon, das Beste sei weder Krieg noch Rebellion, sondern Friede und ein Geist der Gerechtigkeit. Der Philosoph Christoph Quarch nennt Platon in seinem erkenntnisreichen Buch »Platon und die Folgen« den »folgenreichsten Denker unserer Geschichte«. Platon hat als erster Abendländer eine ökologische Ethik entwickelt, indem er die Frage stellte, wie ein gutes, wahres Leben gelingt. Der griechische Philosoph plädierte für ein Leben in Harmonie mit der Natur. Damit eine Rose prächtig blüht, braucht sie genügend Nährstoffe, Sonne und Wasser. So ähnlich ist es bei den Menschen. Allerdings: Zu Platons Zeiten lebten etwa 200 Millionen Menschen, heute sind wir 7,7 Milliarden und bald über zehn Milliarden. Die griechischen Philosophen lebten noch in einer »leeren Welt«, wir leben heute in einer »vollen Welt«, so formulierte es mal Ernst Ulrich von Weizsäcker.
Nach meiner Lebenserfahrung ist eine ökosoziale Marktwirtschaft das effektivste System, in dem Milliarden Menschen ihre Träume von einer besseren Welt verwirklichen können, menschliche Kreativität freigesetzt, Ungerechtigkeit verringert und Freiheit gegen diejenigen verteidigt werden kann, welche sie einschränken wollen. Für diese globale ökosoziale Marktwirtschaft haben das Pariser Klimaabkommen sowie die Millenniumsziele der UNO bereits den Grundstein gelegt. Ich weiß natürlich, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen positiv klingenden Zukunftspapieren mit schönen Zielformulierungen und der weit schwieriger zu erreichenden Umsetzung dieser Ziele. Aber ohne Ziele gibt es keinen Fortschritt. Zukunft ist möglich.
Das bewiesen auch die Väter der sozialen Marktwirtschaft im Nachkriegsdeutschland. Zwischen 1950 und 1980 hat das erfolgreiche Modell der sozialen Marktwirtschaft dazu geführt, dass Deutschland eine Aufstiegsgesellschaft wurde. Alle, oder zumindest die meisten, fuhren im Fahrstuhl nach oben. Heute, so diagnostiziert der Publizist Ilija Trojanow, sind wir eher eine »Rolltreppengesellschaft«: Einige fahren nach oben auf der Rolltreppe, sehr viele aber nach unten. Heute sind wir eher eine »Abstiegsgesellschaft«.
Auf- oder Abstieg – gesellschaftliche Zusammenbrüche waren in der Vergangenheit fast alle ökologisch bedingt. Klar ist: Eine neue Umwelt können wir nicht schaffen, aber wir können intelligenter mit ihr umgehen und sie schützen – auch aus Eigeninteresse. Natürlich kannst du allein nicht alles tun, was die Welt braucht. Aber alles, was du tun kannst, braucht die Welt.
Klar ist aber auch: Der Zusammenbruch der Natur hat bereits begonnen – direkt vor unserer Haustür. Die Klimaerhitzung und das Artensterben sind die deutlichsten Hinweise darauf. Jeden Tag verlieren wir zurzeit 150 Tier- und Pflanzenarten. Viele Arten verschwinden, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben! Wir vergrößern die Wüsten täglich um 50.000 Hektar, verlieren 86 Millionen Tonnen fruchtbaren Boden und emittieren 150 Millionen Tonnen Treibhausgase – jeden Tag. Das machen wir morgen so und übermorgen und an jedem Tag der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Nur: Auf Dauer geht das halt nicht! Es ist ja richtig: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – aber ein Sommer ohne Schwalben und Schmetterlinge ist eben kein Sommer.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat im Februar 2019 auf drastische und anschauliche Weise den Klimawandel beschrieben: Danach waren die letzten fünf Jahre die heißesten seit 1880. Pro Dekade hat sich die globale Temperatur um 0,07 Grad Celsius erhöht. Seit 1981 beschleunigt sich diese Erhöhung um 0,17 Grad pro Dekade, sie hat sich also mehr als verdoppelt. Die Oberflächentemperatur der Erde lag 2018 um 0,79 Grad Celsius über dem Durchschnitt des gesamten 20. Jahrhunderts – die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs hat sich bereits nahezu verfünffacht gegenüber dem letzten Jahrhundert.
Heute sterben die Meere. Ihnen geht die Luft aus, weil in immer mehr Regionen der Sauerstoffgehalt in den Ozeanen auf ein Minimum gesunken ist. Die meisten Lebewesen im Ozean können dort nicht mehr überleben. Ursache ist die Überdüngung. Das alles hält der Planet auf Dauer nicht aus. In Frankfurt und München, in Hamburg und Berlin könnte es bis 2080 so heiß werden wie heute im südlichen Afrika oder gar in Zentralafrika. Die Frage ist nicht mehr, ob dieses System zusammenbricht. Die einzig realistische Frage heißt: Wann bricht dieses System zusammen, wenn wir nicht noch rechtzeitig gegensteuern? Die Welt gerät aus den Fugen. Was also müssen wir ändern, wenn wir bleiben wollen?
Schon 1972, Willy Brandt war Bundeskanzler, hat uns der Club of Rome mit seinem Buch »Die Grenzen des Wachstums« auf die bedenkliche Lage der Menschheit hingewiesen. Aber seither fährt die ganze Welt mehr und größere Autos, die Anzahl der Flugreisen hat sich verfünffacht, die Zahl der Menschen hat sich beinahe verdoppelt, wir brauchen dreimal so viel Energie. 2018 produzierten wir eine Billion (1.000 Milliarden) Plastiktüten und haben sie weggeworfen. Aber in den deutschen Medien war die Enttäuschung über ein frühes Ausscheiden aus der Fußball-WM größer als die Sorgen über Umweltbelastung und Klimawandel. Und wer an Silvester bei unserer heutigen Feinstaubbelastung noch immer viel ballert, hat einfach einen Knall.
Die Zahl der in Deutschland durch Feinstaub verursachten Todesfälle ist weit höher als bisher angenommen, sagt im Januar 2019 eine Studie des Max-Planck-Instituts in Mainz, welche meine Kollegen von »Monitor« publiziert haben. Demnach sterben in Deutschland jedes Jahr 120.000 Menschen vorzeitig durch Feinstaub. Hauptverursacher ist die Landwirtschaft, so die Studie. Vor allem durch die Massentierhaltung. Nach dieser Untersuchung sterben an Feinstaub jedes Jahr etwa so viele Menschen wie durchs Rauchen.
Wir brauchen rasch eine hundertprozentige Energiewende. Und das heißt: ein solares Energiesystem, ökologisches Bauen, eine andere Landwirtschafts-, Ressourcen- und Wasserpolitik sowie ein nachhaltiges Verkehrssystem. Dagegen wehren sich viele Vertreter und Nutznießer des bisherigen Wirtschaftssystems heftig. Wir werden Geduld brauchen, bis wir wirkliche Veränderungen erreichen. Die Evolution zeigt, dass Veränderungen Zeit brauchen. Das gilt auch für menschliche Verhaltensmuster.
Das Jahr 2018 hat uns deutliche Hinweise gegeben auf das, was uns bevorsteht: Überschwemmungen im Frühjahr, eine Sommerhitze wie zuletzt 1540, die den Bauern bis zu 80 Prozent Ernteverluste brachte. Die vergilbten Blätter der Bäume begannen schon im August zu fallen. Im November waren Rhein und Elbe über weite Strecken so sehr vom Wasser entleert, dass die Schifffahrt nur noch stark eingeschränkt möglich war. Wo sonst Schiffe fuhren, wuchsen jetzt Tomaten und Melonen. In NRW wurde weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Niederschläge gemessen. Und die Wälder waren in einem besorgniserregenden Zustand. Aber das Schlimmste: Wir schließen vor all dem die Augen. Wir sind von einer Art Naturblindheit befallen – eine Seelenkrankheit. Denn was, wenn erst die Bäume, die Fische und die Insekten sterben und dann wir selbst? Nur wenn immer mehr Menschen ihre lebendige Verbundenheit mit der Natur wiederentdecken, kann die Erde auch gesunden.
Der Förster Peter Wohlleben aus dem Hunsrück hat in seinem Bestseller »Das geheime Leben der Bäume« aufgezeigt, dass auch Bäume miteinander kommunizieren, dass sie fühlen, sich stützen und helfen. Und plötzlich wird vielen wieder bewusst, was Gottfried Keller meinte, als er dichtete: »Trinkt, oh Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluss der Welt.« Wir erleben gerade eine Art Rückkehr zur beseelten Natur – ein Hoffnungszeichen. Vielleicht sogar ein Quantensprung. Eine neue Ökopsychologie.
Und nicht nur das: Sogar Finanzhaie schalten um. Immer mehr Banken, Staatsfonds, Versicherungskonzerne, Stadtkämmerer, Universitäten und Kirchen schichten ihr Geld um, zum Beispiel von Kohlekraft und Ölgeschäften in erneuerbare Energien. Dabei handelt es sich bereits um Billionen-Investitionen. Ethisches Investment ist aktuell der große Renner.
Vor 30 Jahren waren erneuerbare Energien ein Traum von wenigen, heute sind sie die Hoffnung von vielen und morgen die Notwendigkeit von allen. Das Ökozeitalter und das Solarzeitalter haben begonnen, auch wenn die Große Koalition in Berlin das nicht wahrhaben will. Wir erleben gerade das Endspiel um Klimaschutz und ein letztes Aufbäumen der alten, atomar-fossilen Energiewirtschaft. Dadurch wachsen die Kosten des Nichtstuns ins Gigantische. Doch die Kohleförderung ist in wenigen Jahren klinisch tot. Das ist bereits absehbar – und zwar lange vor dem Jahr 2038, welches die Kohlekommission der Bundesregierung als Ausstiegsjahr vorgeschlagen hat. Weit früher werden erneuerbare Energien so preiswert sein, dass kein vernünftiger Ökonom mehr empfehlen wird, in Kohle zu investieren. Das 21. Jahrhundert kann noch immer ein Jahrhundert der Umwelt werden!
Um diese Zusammenhänge zu erkennen und in unser Herz zu lassen, bedarf es einer Revolution der Seele und eines tiefgreifenden neuen Verständnisses von Natur: Bäume und Tiere, Menschen und Wasser, Erde und Pflanzen bilden eine seelische Symbiose. »Wir brauchen einen neuen Bund«, sagt dazu der Biologe, Philosoph und Autor Andreas Weber und meint: »Dieser Bund folgt weniger Romantik als Realismus.« Wir werden wieder lernen müssen, dass alles, was wächst, beseelt ist – nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, Pflanzen und Bäume. Und dass die Seelen- und Gefühlslosigkeit die größte Krankheit unserer Zeit ist.
Weil wir diese Zusammenhänge verdrängt haben, sägen wir zurzeit an dem Ast, auf dem wir selber sitzen. Die sichtbaren Zerstörungen im Außen sind nur das Abbild der eher unsichtbaren Zerstörungen in unserem Inneren. Wir brauchen, wenn wir überleben wollen, tatsächlich einen neuen Bund mit der Natur. Wir sind auf radikale Gegenseitigkeit angewiesen, auf den Bund alles Seelischen. Alle werden zahlen, wenn wir uns weiterhin diesem Bund entziehen. »Leben ist Leben, das leben will inmitten von Leben, das auch leben will«, sagt Albert Schweitzer dazu.
Leben heißt Leben in Hülle und Fülle. Das ist das Gegenteil von Sparsamkeit. Leben ist Verschwendung. Wie die Sonnenenergie, die in atemberaubender Verschwendung vom Himmel fällt. Die Sonne ist das große Geschenk des Himmels, kostenlos, umweltfreundlich, für alle Zeit und für alle Menschen, alle Tiere und alle Pflanzen. »Ökoprozesse sind Liebesprozesse«, sagt Andreas Weber, weil sie die liebende Hinwendung zur Natur sind. Diese Zusammenhänge und die Innenseite des Lebens haben wir verdrängt durch unsere absolute Außenorientierung. Wir sind als Liebende geboren, aber zu Materialisten geworden.
Viele unserer heutigen Krankheiten haben etwas zu tun mit unserer Trennung von der Natur. Der japanische Medizinprofessor und Pionier der Waldmedizin Qing Li ist überzeugt: »Wahrscheinlich werden Ärzte in der Zukunft den Wald als Medizin verschreiben.« Mir selbst geht es mit jetzt 80 Jahren gesundheitlich besser als noch mit 70, weil ich bei täglichen Waldspaziergängen den Wald beim »Waldbaden«, wie die Japaner sagen, als enormes Heilungspotenzial entdeckt habe. Noch vor den Japanern sprachen chinesische Mediziner vom »Qi« des Waldes, einer Art Lebensenergie. Die heilige Hildegard von Bingen meinte dasselbe, als sie vor 900 Jahren schon von der »Grünkraft des Waldes« schwärmte. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass – statistisch betrachtet – in bewaldeten Regionen weit weniger Menschen an Krebs erkranken und sterben als in unbewaldeten Gegenden oder Städten. Regelmäßiges »Waldbaden« kann sogar einen wichtigen Beitrag zur Krebstherapie leisten. Es unterstützt die natürlichen Abwehrkräfte und verringert die Gefahr, an einem Tumor zu erkranken. Dass wir auf Kontakt zur Natur angewiesen sind, basiert auf unserer Evolution in der natürlichen und nicht in der künstlichen Welt.
Zum Glück gibt es auch in vielen Städten große Parks mit vielen Bäumen, Tieren und Pflanzen, in denen »Waldbaden« möglich ist. Auch ein Girl aus New York City braucht Kontakt mit der Natur, meint der österreichische Biologe Clemens G. Arvay in seinen Wald-Büchern. Zum Glück sorgen auch viele Kommunalpolitiker für grüne Lungen in ihren Städten. Konrad Adenauer zum Beispiel tat dies schon in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts als Oberbürgermeister von Köln mit der Anlage eines Grüngürtels rund um Köln. Der nächste Stadtwald ist näher, als viele vermuten.
Die Natur wartet geradezu darauf, dass wir zu ihr nach Hause kommen. Natur ist unsere Heimat. Sie steckt in unseren Genen und zieht uns deshalb an. Grüne Städte sind auch soziale Städte, denn sie verbinden