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Jesus neu lesen und wieder besser verstehen
In kompakter Form und konzentriert auf die wichtigsten Worte des Jesus von Nazaret öffnet Franz Alt nun in seinem neuen Buch die Schatzkammer der Evangelien. Dies tut er mit großer Liebe zur Sache und einer bemerkenswerten Genauigkeit, wodurch er u.a. das Vaterunser, die Bergpredigt oder die Worte Christi am Kreuz zu neuem Leuchten bringt, befreit von Übersetzungsungenauigkeiten und späteren Ausschmückungen.
Das Ergebnis wirkt überraschend, mitunter irritierend, aber immer frisch – wie die Michelangelo-Fresken in der Sixtina nach der Restaurierung. Wer Jesus von Nazaret im aramäischen Originalton wiederentdecken möchte, der wird in diesem Buch fündig – und erlebt auf neue Weise die Gegenwartskraft der biblischen Botschaft. Ein Muss für jeden Christen! Und ein Buch, das auf jeden Gabentisch gehört!
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Seitenzahl: 214
Franz Alt
Die 100
wichtigsten
Worte Jesu
Wie er sie
wirklich gesagt hat
Gütersloher Verlagshaus
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Textredaktion: Dr. Peter Schäfer, Gütersloh (www.schaefer-lektorat.de)
ISBN 978-3-641-19818-3V001
www.gtvh.de
Für Günther Schwarz und Papst Franziskus
in ihrem Kampf um Wahrheit und Freiheit
Inhalt
Einführung
Falsche Worte, falsche Botschaft
Der »aramäische« Jesus
Was Jesus wirklich gesagt hat
Vertrauen statt Angst
Wer war Jesus wirklich?
1. Was sagte Jesus über sich?
2. Jesus – von Gott gesandt
3. »Ich war vor Abraham«
4. Ich werde alle ins Licht führen
5. Jesu Sendung
6. Wohin gehen wir? Woher kommen wir?
7. Mit der Bergpredigt regieren?
8. Was will Jesus?
9. Die Sonne des Vaters scheint für alle
10. Jesus und die Tiere
11. Tiersentimentalität ist keine Tierliebe
12. Eltern sind die Stellvertreter Gottes
13. Lebt sorglos!
14. Die Gottesherrschaft ist bereits da!
15. Von der alten Zeit in die neue Zeit
16. Das Gute besiegt das Böse
17. Gibt es den Teufel?
18. Die geistige Grundlage unseres Lebens
19. Alle waren entsetzt
20. Jesu aramäisches Vaterunser
21. Jesus sieht sich nicht als Gott
22. Gott ist Geist
23. Ist die Bergpredigt eine Fälschung?
24. Beharrlich bitten, beharrlich suchen, beharrlich anklopfen
25. Keine Diskriminierung von Frauen
26. Mensch, du bist wie ein fruchtbarer Acker
27. Streitgespräche statt Harmonie
28. Sollen Christen Schwerter kaufen?
29. Nicht reden, machen!
30. Die Reifeprüfung
31. Die Reifeprüfung ist nicht leicht
32. Es geht um alles
33. Jesus und der mutmaßliche Mörder
34. Jesus und die Engel
35. Freunde statt Geld
36. Ihr werdet sein wie Engel
37. Jesus bekennt sich zu uns – über Engel
38. Die Auferstehung der Toten
39. Satan ist der Erfinder der Lüge
40. Jesus sah den Sturz Satans
41. In Jesus lebt ein dynamisches Gottesbild
42. Jesus und die Sexualität
43. Jesus und die Frauen
44. Jesus und die Kinderschänder
45. Alles kommt ans Licht!
46. Wohl dem! – Wehe dem!
47. Verführungen werden kommen
48. Menschen können keine Sünden vergeben
49. Jesus mahnt zur Bescheidenheit
50. Empört euch!
51. Entscheidet euch: Gott oder Geld?
52. Seid keine Heuchler
53. Schätze auf der Erde oder Schätze im Himmel?
54. Das Kapital ruiniert die Wirtschaft
55. Engagiert euch!
56. Seid vorsichtig! Seid aufrichtig!
57. Vertraut Gott!
58. Jesus und sein mütterlicher Vater
59. Der gute Hirte und das verlorene Schaf
60. Wiedergeburt als Einlassbedingung ins Reich Gottes
61. Jesus und die Wiedergeburt
62. Jesus: Ich mache alles neu
63. Bete heimlich!
64. Ohne Vertrauen keine Rettung
65. Jesu Vollmacht, nicht Allmacht
66. Jesus und die Wahrheit
67. Jesus und das Gewissen
68. Jesus wollte kein Politiker sein
69. »Ich bin wie eine sprudelnde Quelle«
70. Der ökologische Jesus und das 21. Jahrhundert
71. Barmherzigkeit ist der neue Name Gottes
72. Jesus und die Sünder
73. Die Reinheitsrevolution Jesu
74. Hütet euch vor den Frommen!
75. Was ist wichtig – was ist unwichtig?
76. Wann endlich herrscht Frieden?
77. Erkenne dich selbst
78. Ermutigen statt entmutigen
79. Gebt niemals auf!
80. Die Frohbotschaft für alle: vom tatkräftigen Handeln
81. Kontrolliert reden oder unkontrolliert hervorsprudeln?
82. Wer kann ein einziges Knöchelchen hinzufügen?
83. Gelehrten verborgen – Ungelehrten offenbart
84. Jesus war wissend, aber nicht allwissend
85. Wer sein Selbst erhebt, wird erhoben
86. Vom Weizen und vom Unkraut
87. Jesus als Lösegeld
88. In Jesus Ruhe finden
89. Der schmale Weg ins Reich Gottes
90. Petrus der Fels oder Jesus der Fels?
91. Das Papsttum beruht auf einer Fälschung
92. Intellektuellen fehlt Vertrauen
93. Jesus verspricht seinen Freunden den Geist Gottes
94. Der Mensch ist ein geistiges Wesen
95. Judas hat Jesus nicht verraten: Der Freundschaftskuss
96. Verklärt, nicht körperlich auferstanden
97. Gegen boshafte Fälschungen
98. Vertrauen belebt!
99. Jesus überlebte die Kreuzigung
100. Jesu ergreifendes Abschiedsgebet
Schlusswort
Literatur
Abkürzungen
Einführung
Falsche Worte, falsche Botschaft
»Das meiste von dem, was die Christenheit glaubt, Jesus hat es nicht gelehrt, und das meiste von dem, was Jesus gelehrt hat, die Christenheit weiß es nicht.« Das ist das erschreckende Ergebnis der 50-jährigen Jesus-Forschung von Günther Schwarz. Wie kommt der Theologe zu diesem vernichtenden Urteil?
Jesus sprach Aramäisch. Doch seine gesamte Botschaft ist uns seit 2 000 Jahren in griechischer Sprache überliefert und wurde in hunderte Sprachen übersetzt. Der Unterschied zwischen Jesu Muttersprache Aramäisch und dem Griechischen war damals etwa so groß wie heute der Unterschied zwischen dem Arabischen und dem Deutschen. Hinzu kommt: Erst viele Jahrzehnte nach Jesus wurde aufgeschrieben, was er mündlich gelehrt hatte. Und dann ausgerechnet in einer anderen Sprache.
Warum aber müssen christliche Theologie-Studenten auf der ganzen Welt auch heute noch als Voraussetzung für ihr Studium Latein, Griechisch und Hebräisch lernen – nicht aber Aramäisch? Die drei alten Kirchensprachen tragen überhaupt nichts dazu bei, Jesus in seiner Muttersprache zu verstehen. Wovor haben die christlichen Kirchen eigentlich Angst? Vor der Wahrheit, die in Jesu Muttersprache zu finden ist? Jesus selbst sagt im Johannes-Evangelium in der Rückübersetzung nach Günther Schwarz:
»Wenn ihr bei meinen Worten beharren würdet,
so würdet ihr wahrhaft meine Schüler;
und ihr würdet die Wahrheit erkennen,
und die Wahrheit würde euch frei machen.«
(Joh 8,31 und 32 nach der Rückübersetzung ins Aramäische von Günther Schwarz. Für Rückübersetzung steht künftig RÜ.)
Wie aber sollen wir bei Jesu Worten verharren, wenn sie zum Teil falsch übersetzt sind und die Kirchen bei ihren dogmatisierten Übersetzungen bleiben?
Ich weiß, wovon ich spreche, denn auch ich habe, um Theologie studieren zu können, für ein Latein-, Griechisch- und Hebräisch-Abitur lernen müssen. So konnte ich mir viele Widersprüche, Übersetzungsfehler und Fälschungen im Neuen Testament über Jahrzehnte nicht erklären. Das konnte ich auch nicht, als ich zwischen 1983 und 2000 an meinen vier Jesus-Büchern gearbeitet habe, die in einer Auflage von zwei Millionen Exemplaren erschienen sind. Kein Wunder also, dass viele Theologen das Gegenteil dessen verkünden, was Jesus gelehrt hat. Wenn die Worte nicht stimmen, ist die ganze Botschaft falsch. Auch ich habe also einiges wiedergutzumachen.
Alle Christen kennen Jesu Worte aus dem gewohnten griechischen Urtext. Die Macht der Gewohnheit ist der größte Feind der Wahrheit: Das gilt besonders für jahrtausendealte Gewohnheiten in den Religionen.
Von Jesu außerordentlicher Redekunst und seiner einmaligen Botschaft, die er immer in Versform, wohlgemerkt poetisch vortrug, ist in den heutigen Übersetzungen des Neuen Testaments nicht viel übrig geblieben. Der Evangelist Matthäus beendet die berühmte Bergpredigt Jesu mit der Bemerkung: »Das Volk war außer sich.« Warum ist heute kaum noch jemand »außer sich«, wenn er die aus dem Griechischen übersetzten Jesus-Texte liest? Wenn es christliche Kirchen in Zukunft überhaupt noch geben soll, dann werden sie nicht länger so tun dürfen, als hätte der aramäisch sprechende Jesus nie gelebt.
Erst nach 2010 lernte ich die Jesusworte in den Übersetzungen von Günther Schwarz aus dem Aramäischen kennen und damit Jesus besser verstehen. Ich war zunehmend fasziniert und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Ergebnis der Lebensarbeit von Günther Schwarz ist überraschend, manchmal irritierend, aber immer frisch wie die Michelangelo-Fresken in der Sixtinischen Kapelle nach ihrer Restauration.
Fast alle christlich-theologischen Professoren kennen bis heute nicht die aramäische Sprache und lehren sie auch ihre Schüler nicht. Und die Kirchenführer wollen an dieser Tatsache auch nichts ändern, obwohl sie eine wesentliche Ursache für die heutige Misere der Kirchen ist. An den immer leerer werdenden Kirchen wird sich nichts ändern, solange die Kirchenfürsten das griechische Neue Testament für unfehlbar halten. Es ist aber wissenschaftlich unstrittig, dass Jesu Muttersprache Aramäisch war.
Für mich wurde diese Frage immer dringlicher: Wie identisch ist das, was wir in den herkömmlichen Übersetzungen des Neuen Testaments lesen, mit dem, was Jesus wirklich gesagt, gedacht, gefühlt, geglaubt, gewollt und gelehrt hat? Nach meinem Buch »Was Jesus wirklich gesagt hat. Eine Auferweckung« im Jahr 2015, dem ich den »aramäischen« Jesus des Günther Schwarz zugrunde legte, wurde ich von vielen gebeten, die wichtigsten Jesusworte in Kurzform zusammenzufassen und dabei wiederum die Rückübersetzung des Jesus-Forschers Günther Schwarz ins Aramäische und danach die Neuübersetzung ins Deutsche zu benutzen.
Günther Schwarz urteilt als Theologe und leidenschaftlicher Jesus-Freund: »Jesus war Jude. Er lebte in einer jüdischen Umwelt und in einer vom Alten Testament geprägten Geisteswelt. Die Griechen lebten in einer ganz anderen Geisteswelt. Die Übersetzung der Worte, Gleichnisse und Taten Jesu ins Griechische war also nicht nur eine Übertragung in eine andere Sprache, sondern auch in eine andere Geisteswelt.« Deshalb ist uns heute vieles von dem, was von ihm überliefert ist, unverständlich.
Es gibt weltweit etwa 20 000 Bücher über Jesus – mehr als über jeden anderen Menschen. Jedes Jahr kommen heute etwa tausend Jesus-Bücher hinzu. Aber in keinem einzigen bemühen sich der Autor oder die Autorin, Jesus in seinem aramäischen Originalton sprechen zu lassen und uns zugänglich zu machen. Das ist tragisch und folgenreich.
Günther Schwarz hat diese Erkenntnis nicht ruhen lassen. In etwa 20 Büchern und über 100 wissenschaftlichen Aufsätzen übersetzte er die wichtigsten Jesusworte aus den ältesten altsyrischen Grundtexten ins Aramäische zurück und dann ins Deutsche, fand einen überzeugenderen Jesus und schickte seine Erkenntnisse allen deutschsprachigen Bischöfen beider Konfessionen. Reaktion: gleich null.
Das macht mich als Journalist und Jesus-Freund wütend. Auch deshalb jetzt dieses geraffte Buch über den »aramäischen« Jesus. Ich möchte erneut den Versuch machen, hinter der bisherigen Drohbotschaft Jesu seine ursprüngliche Frohbotschaft erkennbar werden zu lassen.
Dabei lassen sich Wiederholungen natürlich nicht vermeiden. Auch dieses Buch schreibe ich ohne Anspruch auf Unfehlbarkeit, aber mit dem festen Willen, Jesus besser zu verstehen.
Wie dramatisch aktuell dieser Jesus heute ist, zeigt die aktuelle Flüchtlingssituation. 60 Millionen Menschen sind zur Zeit auf der Flucht. Die zeitlose Botschaft dieses Flüchtlings aus Bethlehem lässt sich in seiner Bergpredigt so zusammenfassen: »Selig sind die, die Flüchtlinge nicht ertrinken lassen.« Die Pfarrerstochter Angela hat von dieser Botschaft der Menschlichkeit etwas verstanden. Sie ist die Visionärin offener Grenzen und verkörpert die Ehre Europas in der Flüchtlingskrise. Zudem hat sie verstanden, dass offene Gesellschaften ökonomisch erfolgreicher sind als geschlossene. Dieser Merkel’sche humanistische Imperativ zeigt weltpolitisches Format, moralische Verantwortung und menschliche Qualität. Das ist das helle Deutschland. Im dunklen Deutschland gab es freilich allein in den Jahren 2015 und 2016 über tausend Anschläge auf Asylunterkünfte.
Aus Europa flohen früher Millionen. Jetzt wird es zum Aufnahmekontinent. Wenn der arme Teil der Welt viele Kinder bekommt, aber wenig Jobs hat, und der Teil der Welt, der 75 Prozent des Reichtums besitzt, aber wenig Kinder bekommt und viele Jobs hat, dann wird die Welt automatisch: multikulturell, multiethnisch und multireligiös. Dorothee Sölles gesammelte Erkenntnis lässt sich so zusammenfassen: »Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenzen kommt einer Heuchelei gleich.«
Wir Europäer müssen jetzt eine Antwort finden auf die alles entscheidende Frage: Haben Afrikaner weniger Rechte als Europäer? Theoretisch zumindest ist die Antwort eigentlich gar nicht so schwer. Aber was heißt das praktisch?
Die Summe dessen, was Jesus gelehrt hat, heißt: Gott für die Welt, Gott für die Menschen, Gott für alles Leben. Der Himmel für die Erde. Das aber bedeutet, dass jede Theologie immer auch politisch ist.
Der »aramäische« Jesus
Günther Schwarz über seinen »aramäischen« Jesus: »Was Jeschu (Jesus) in seiner Umwelt in Aramäisch vorgetragen hat, das musste bald danach, um von nur griechisch sprechenden Menschen verstanden werden zu können, ins Griechische übersetzt werden. Dabei sind den Übersetzern ... zahllose Fehler unterlaufen; unabsichtlich, weil sie entweder das Aramäische oder das Griechische oder gar beide Sprachen nur ungenügend verstanden. Diese Fehler (nachträglich vermehrt durch Abschreibfehler, Irrtümer, Zusätze, Auslassungen, Fehldeutungen, willkürliche Umdeutungen und dogmatische Änderungen) gelangten alle in den Wortlaut des Neuen Testaments. Wenn sie aber in ihn gelangt sind, dann müssen sie auch in die Lehre der Kirchen gelangt sein, die von kirchlichen Theologen im Lauf der Zeit aufgrund der nur in Griechisch überlieferten Aussagen Jeschus (und des übrigen Neuen Testaments) entwickelt worden sind. Hierbei gilt eine einfache Regel: Mit Texten und deren Auslegungen verhält es sich wie mit mathematischen Formeln und deren Ergebnissen. Sind diese richtig, so können jene richtig sein; sind diese falsch, so müssen jene falsch sein.«
Historisch gesichert ist, dass Jesus wie alle Propheten damals in Versen und poetisch sprach, damit seine Worte einprägsamer wurden und seine Jünger die Texte schneller auswendig lernen und sie einfacher mündlich weitergeben konnten. Daher hat unser Aramäisch-Kronzeuge Günther Schwarz alle Jesus-Zitate in aramäische Versformen rückübersetzt.
Günther Schwarz unterscheidet u.a. zwischen Doppel-Zweizeilern, Doppel-Dreizeilern und Doppel-Vierzeilern sowie zwischen verschiedenen Rhythmen wie zwei-, drei-, vier- und fünfhebigem Rhythmus, und schließlich Texten mit gemischten Rhythmen. Je nachdem, an welche Zuhörerkreise sich Jesus gewandt hat. Eine Sisyphusarbeit.
Die Rhythmen der Worte Jesu erkennen zu können ist keineswegs nebensächlich. Sie zutreffend bestimmen zu können ist vielmehr die Voraussetzung dafür, ihren ursprünglichen Wortlaut zu rekonstruieren und damit sein geistiges Eigentum wiederzugewinnen. Das ist Günther Schwarz gelungen. Deshalb dürfen wir sicher sein, über seine Pionierarbeit (ohne Anspruch auf Unfehlbarkeit!) Jesu Worte zu hören und zu lesen – frei von falschen Untertönen und Hinzugedichtetem.
Immerhin haben mir auf mein erstes Buch über den »aramäischen« Jesus hunderte Laien und Theologen geschrieben, dieser Jesus sei für sie eine »Befreiung«, aber auch eine »große Lebenshilfe«. Ein katholischer Priester reagierte so: »Bisher war ich schon zu 50 Prozent Atheist. Jetzt kann ich wieder glauben. Dieser Jesus ist neu für mich.« Eine 78-jährige Frau schrieb: »Auf dieses Buch habe ich ein Leben lang gewartet.« Und eine Leserin in der Mitte des Lebens meinte: »Dieser aramäische Jesus ist ein Segen für unsere Zeit.« Ein Mann mit großer Familie: »Meine ganze Familie ist sehr berührt vom aramäischen Jesus.« Ein Kollege von Radio Vatikan ließ mich wissen: »Würden noch mehr Leute so überzeugend von Jesus sprechen, dann sähe es um die Kenntnis Jesu besser aus.« Oder auch ein Anhänger der Solarenergie, der sich auf das Jesuswort »Die Sonne unseres himmlischen Vaters scheint für alle« bezieht: »Ihr Buch ›Was Jesus wirklich gesagt hat‹ ist revolutionär.« Und schließlich schrieb ein Leser aus Bayern: »Diese Rückübersetzungen sind Balsam für meine Seele. Ich vertraue darauf, dass die Bibel in den nächsten Jahren so umgeschrieben wird, dass die Worte Jesu in Zukunft der Wahrheit entsprechen.« Auf Facebook lese ich: »Plötzlich begegnen wir dem aramäischen Original-Jesus und das öffnet uns den Himmel.« Und: »Dieses Buch wirft für geistig offene Theologen, Linguisten, Philosophen und verwandte Fachgebiete sehr interessante Fragen auf.« Viele Leser waren in der Intention dieser Meinung: »Mit diesem Jesus geht das Zeitalter der Angst zu Ende.« Und schließlich: »Hochaktuell. Zeitgemäß. Und spirituell. Ein Lebensbegleitbuch.« Ein Pfarrer ließ mich wissen, dass er das Buch 24-mal verschenkt habe.
Wenn wir dem »aramäischen« Jesus vertrauen lernen, finden wir den größten Schatz und den besten Schutz auf diesem Planeten. Er lehrt uns, dass alles Glück dieser Welt aus dem Wunsch entsteht, andere Menschen glücklich zu machen.
Das Übersetzungsproblem ist die größte Herausforderung im Neuen Testament. Wie aber löst der Jesus-Forscher Günther Schwarz dieses Problem? Wie schaffte er in beinahe lebenslanger, täglicher Kleinarbeit die Rückübersetzung ins Aramäische, in Jesu Muttersprache?
Die Antwort liegt in der bereits angesprochenen poetischen Vortragsform Jesu. Die klassischen Übersetzer haben diese Tatsache offensichtlich nicht erkannt. In beinahe allen Übersetzungen wurde die Poesie Jesu zerstört. Schwarz: »Jesus wollte, dass seine Schüler alle poetischen Teile seiner Verkündigung und Lehre auswendig lernten – für die Zeit nach seinem Sterben, das heißt für ihre eigene Verkündigung und Lehre ... Hätte Jesus seine Worte nicht poetisch formuliert und hätte er seine Schüler nicht verpflichtet, sie auswendig zu lernen, dann hätte er sinnwidrig gehandelt.«
Manche Kritiker des Buches »Was Jesus wirklich gesagt hat« haben diesen Aspekt komplett übersehen. Vielleicht habe ich ihn auch nicht deutlich genug gemacht. Deshalb noch einmal: Günther Schwarz konnte Jesus nur deshalb authentisch ins Aramäische rückübersetzen, weil er ihn poetisch, also in Versform, ernst genommen und verstanden hat.
Auch ich habe mehr als zwei Jahre gebraucht, um diesen zentralen und fundamentalen Aspekt dieser Rückübersetzung zu verstehen. Auch mich hat ein Leben lang nur der Inhalt der Jesusworte interessiert, die Form war mir gleichgültig. Doch die poetische Rückübersetzung ist die originäre und eigentliche Lebensleistung des Günther Schwarz. Nur so ist der Ur-Jesus zu verstehen.
Auch die Psalmen aus dem Alten Testament wurden und werden bis heute von Juden und Christen in Versform gebetet und von Mönchen in Versform gesungen. So wie die Mönche dabei auf philologische und exegetische Verlässlichkeit achten, tut dies auch Günther Schwarz in seinen genauen und peniblen Rückübersetzungen. Diese Methode wird im Folgenden genauer behandelt werden. Lesern, die sich weiter in dieses Thema vertiefen wollen, ist die Internetseite über Günther Schwarz zu empfehlen (www.jesus-forscher.de), die sein Sohn Jörn Schwarz und Schüler seines Vaters gestalten. Jörn Schwarz hat viele Jahre mit seinem Vater konstruktiv zusammengearbeitet.
Das Fazit der Rückübersetzungen von Günther Schwarz: »Weil der überlieferte Wortlaut der Evangelien, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nachweislich eine Zusammenballung fehlerhafter Übersetzungen von Texten ist, die bereits fehlerhaft aus dem Aramäischen ins Griechische übersetzt worden waren, darum können die Lehren der Kirche nicht anders als falsch sein. Unausweichlich.«
Zum Teil wurden Jesu Worte also ins genaue Gegenteil dessen verändert, was er wirklich gesagt oder gemeint hat.
Ein erstes Beispiel, das deutlich macht, was falsche Übersetzungen anstellen können: Milliarden Christen beten im »Vaterunser« Jesu berühmte Bitte an seinen Vater noch immer so: »... und führe uns nicht in Versuchung ...«. Diese angebliche Jesus-Bitte narrt die abendländischen Theologen seit 2 000 Jahren. Ein einziger Satz, und eine ganze Welt ändert sich durch eine falsche oder richtige Übersetzung. Der Versucher ist bei Jesus immer und grundsätzlich der Teufel. Er ist es, der uns »in Versuchung führen« will, aber doch nicht Gott, den uns Jesus als identisch mit Liebe vor Augen führt. Jesus: »Gott ist Liebe« und »Gott ist Geist«, erklärt uns der Nazarener. Er betet »Vater unser« und nicht »Vater Teufel« oder »Teufel unser«. Der Gott Jesu ist doch kein Zyniker und kein Sadist und auch kein Kontrollfreak, der kleinen Kindern unter die Bettdecke schaut, wie es mir im Religionsunterricht noch eingetrichtert wurde. Jesu »Abba« ist weder rachsüchtig noch mörderisch. Ein liebender Vater bestraft nicht und verdammt nicht. Und er führt seine Kinder nie in Versuchung – er hilft ihnen in Schwierigkeiten, aber bereitet ihnen keine.