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Linus Breitner scheint in jeder Welt falsch zu sein, in der beruflichen, familiären und wahrscheinlich auch in allen anderen. Nach einer Versetzung an die Ostgrenze Brandenburgs, die einer Höchststrafe gleichkommt, sind die Beziehungen zu seinen Mitarbeitern genauso schräg wie die zu seiner 1-jährigen Tochter. Das Zwischenmenschliche ist einfach nicht seins und sein Hang zum Missionieren macht die Angelegenheit keinesfalls leichter. Aber er müht sich auf erfrischende und unterhaltsame Art und Weise.
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Seitenzahl: 24
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Ron Müller
Wer die Welt verbessern will, darf kein Idiot sein
Eine Kurzgeschichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Impressum neobooks
»Das ist er«, flüsterte Frau Köhler in der Einkaufspassage ihrem Mann zu.
»Wer denn?«
»Na, der neue Chef.«
»Was?«
»Pssssst!«, fauchte sie Mann und Kind an. Schlagartig unterbrachen sie das Getuschel. Anschließend setzte ein falsches Grinsen ein und das Dreiergespann kam in unsere Richtung.
»Herr Breitner, haben Sie sich schon eingelebt?«
Herr Breitner hat überhaupt keine Lust, sich mit Leuten zu unterhalten, die intellektuell so leicht bekleidet unterwegs sind wie Sie, ging es mir durch den Kopf, aber ich ließ die Kirche im Dorf.
Unserem Baby war die überschwängliche Frau samt Ehemann und einem etwa 12-jährigen wenig ansehnlichen Knaben herzlich egal. Bei den optischen Differenzen zwischen Vater und Sohn wären der Ehrlichkeit halber kritische Bemerkungen hinsichtlich der Vaterschaft angebracht. Doch auch diese verkniff ich mir.
Vanessa stöhnte leise. »Wegen dieser Gestalten sind wir in den Osten gezogen?«, las ich ihr von den Augen ab und antwortete mit einem Nicken.
„Da ist er, der Osten, in seiner ganzen Pracht – und wir sind obendrein in eine Ecke mit den ganzen Geistesgestörten geraten. Die Guten sind hier bestimmt auch irgendwo, wahrscheinlich an der Müritz oder im Harz. Viel mehr haben die Ossis ja nicht, glaub ich.“
Frau Köhler stellte uns Ehemann und Kind vor. Ich unterließ selbiges für meine Partei, weil es sie einen absoluten Scheiß anging.
Als ich nach zwei Minuten das Geseire der Mitarbeiterin über Pfingsten und die damit verbundenen Feiertage nicht mehr ertragen konnte, provozierte ich einen Grund, um zu gehen. Ich zog Lotte unauffällig den schmalen Riemen der Babytrage aus dem Mund, an dem sie kaute, wenn ihr bei den Spaziergängen langweilig war. Augenblicklich folgte die Strafe wunschgemäß auf dem Fuße in Form eines schrill schreienden Kindes. Unser Exemplar hatte die Fähigkeit, aus dem Stand 110 % geben zu können. Kein Wimmern, kein Hineinsteigern - Lotte war eine Rampensau.
Doch die Woche hatte ganz anders angefangen.
*
Den Montagmorgen empfand ich als merkwürdig.
Ich schrieb eine E-Mail, dass die von mir angesetzte Besprechung zwanzig Minuten später beginnen würde, und überflog sie noch einmal, um bei meinen ersten Amtshandlungen nicht gleich durch Rechtschreibfehler aufzufallen.
Werte Mitarbeiter,
der Kaffee wird gerade zubereitet und kann zur Besprechung um 9:20 Uhr eingenommen werden. Fair-Trade-Gesichtspunkte konnten keine Berücksichtigung finden.
Auf einen positiven Verlauf der Teamrunde
Linus Breitner