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SIE STARBEN, WEIL SIE SICH LIEBTEN ...
Der Beginn von Valerie Westons und Adam Coldwells tragischer Liebesgeschichte.
Eine kostenlose Kurzgeschichte von der Platz-1-SPIEGEL-Bestseller-Autorin Lena Kiefer für alle Leser:innen, die noch einmal in die Welt von WESTWELL eintauchen und mehr über Valerie und Adam erfahren möchten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 42
Titel
1
2
3
4
Die Autorin
Impressum
LENA KIEFER
WESTWELL
VALERIE & ADAM
Kurzgeschichte
»Wie alt sind Sie jetzt, Miss Weston?«
Ich hob eine Augenbraue bei dieser Frage, deren Zweck ich genau durchschaute. Die Hamptons im Sommer waren schlimmer als jeder Schlussverkauf bei Saks. Nur dass es hier nicht um Klamotten, Taschen und Schuhe ging. Sondern darum, eine möglichst gute Partie rauszuschlagen. Und darum, über Menschen zu urteilen, die sich einen Dreck darum scherten, was die sogenannte feine Gesellschaft von ihnen dachte. Wie ich.
Die Dame, deren Namen ich schon eine Sekunde nach unserer Vorstellung wieder vergessen hatte, schaute mich an, als wäre sie CIA-Agentin und ich hätte was wirklich Übles vor. Wenn sie weiterhin so tat, als wäre ich eine alte Jungfer, die langsam mal heiraten sollte, hatte sie damit vielleicht sogar recht.
»Gerade zwanzig geworden. Und Sie?« Ich lächelte liebenswürdig und gleichzeitig höflich interessiert, zumindest glaubte ich das. Wahrscheinlich war es recht eindeutig, dass ich weder höflich noch liebenswürdig sein wollte. Eigentlich war ich meist ein sehr umgänglicher Mensch. Die High Society hatte schon immer meine schlechteste Seite zum Vorschein gebracht.
»Unverschämtheit«, zischte die Frau und wandte sich dann ab, so schnell sie konnte. Mission geglückt, dachte ich zufrieden, und mein aufgesetztes Lächeln verschwand. Wie ich diese ganze Scheiße hasste.
Eigentlich hätten mich keine hundert Pferde auf diese Party gebracht, die von den Abernathys, Freunden meiner Eltern, veranstaltet wurde. Aber wenn ich nicht gegangen wäre, hätten sie meine kleine Schwester hergeschickt, und das hatte ich ihr unbedingt ersparen wollen. Die Ladys dieser Gesellschaft hatten keine Scham, eine siebzehnjährige Schülerin zu fragen, wann sie endlich heiraten wollte. Und Helena war zu höflich, um sich so dagegen zu wehren, wie ich es tat.
Mein Handy vibrierte in der Clutch, die ich mit mir herumtrug, und ich stellte mein Glas auf einem Tisch ab, um es herauszuholen. Eine neue Nachricht war eingegangen, von Carter. Ich verdrehte bereits die Augen, noch bevor ich die Mitteilung öffnete. Oder eher die fünf Mitteilungen. Ich konnte mir nämlich sehr gut vorstellen, was er mir geschrieben hatte.
Lass uns noch mal reden, Babe.
Ich vermisse dich.
Du weißt, dass wir zusammengehören.
Valerie, komm schon.
Du kannst das nicht einfach beenden.
»Und ob ich das kann«, murmelte ich. Carter und ich, das war von Beginn an keine gute Idee gewesen. Wenn man bei Wikipedia »Playboy« eingab, kam ein Foto von ihm, und ich hatte mir nie eingebildet, ihn davon kurieren zu können. Deswegen war es für mich am Anfang auch nicht mehr gewesen als eine unverbindliche Sache, einfach nur guter Sex, denn darin war Carter wirklich fantastisch. Aber nach ein paar Monaten hatte er plötzlich davon gesprochen, dass er was Ernstes wollte und sich in mich verliebt hätte. Leider ging es mir nicht wie ihm, also hatte ich ihm gesagt, dass es vorbei war. Nur war Carter nicht besonders gut darin, das zu akzeptieren.
Ich begann damit, eine Antwort zu tippen, löschte sie wieder, fing von Neuem an. Aber nichts, was mir einfiel, würde helfen, das wusste ich. Carter war nicht der Typ Red Flag, der meine Grenzen nicht respektierte. Er glaubte wirklich, dass wir beide zusammen in den Sonnenuntergang reiten und auf ewig glücklich sein sollten. Ich fluchte leise.
Offenbar nicht leise genug.
»Hey, alles okay bei dir?«
Ich schaute auf und begegnete einem Blick aus blaugrauen Augen. Einem besorgten, sanften Blick, der mich kurz innehalten ließ. Wow. Der Typ dazu war groß, hatte kurze blonde Haare und ein Gesicht, mit dem er weitaus weniger nett hätte sein müssen, um zu bekommen, was er wollte. Ich war eine Sekunde sprachlos und das kam bei mir wirklich nicht oft vor.
»Ja, sicher.« Ich lächelte, diesmal ehrlich. »Nur eine blöde Nachricht von meinem Ex, der nicht loslassen kann.« Eilig ließ ich das Telefon wieder in meiner Tasche verschwinden und verdrängte Carter aus meinen Gedanken.
Der hübsche Kerl lächelte leicht. »Und, hattest du eine passende Antwort für ihn?«
»Noch nicht. Wenn du Vorschläge hast, nur her damit.« Ich grinste und hatte meine Mutter im Ohr, die heute auf einer anderen Party erscheinen musste und deswegen nicht hier sein konnte. Kannst du nicht ein einziges Mal Contenance wahren, Valerie? Es gehört sich nicht, so vertraulich mit Leuten aus der Gesellschaft zu sprechen.
»Ich bin sicher, dass du dabei keine Hilfe brauchst«, entgegnete er und schob die Hände in die Hosentaschen seines Anzugs. Das war auch so eine Sache bei diesen Partys: Die Leute waren nicht in der Lage, sich ein einziges Mal zu entspannen, nicht einmal bei einer Gartenfeier. Selbst ich trug ein kurzes, unbequemes Kleid von Fendi, das ich bei einer meiner Kooperationen bekommen und bisher nur einmal für eine Fashion Show angezogen hatte.
»Und was macht dich da so sicher?« Ich hob eine Augenbraue. Mir gefiel dieses Gespräch besser als jedes andere an diesem Abend. Der Typ war nicht nur heiß, sondern hatte offenbar kein Problem damit, dass ich vertraulich mit ihm redete.