Wildkräuter und Wildfrüchte Bodensee Oberschwaben - Brigitte Walde-Frankenberger - E-Book

Wildkräuter und Wildfrüchte Bodensee Oberschwaben E-Book

Brigitte Walde-Frankenberger

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Beschreibung

Informatives Kompendium für naturinteressierte Menschen, die mehr wissen möchten über die vielen Wildpflanzen, die man in der Region Bodensee/Oberschwaben fast das ganze Jahr über in Wald und Flur, an Weg- und Feldrändern finden kann. Detailreiche Zeichnungen und genaue Beschreibungen der einzelnen Pflanzen werden ergänzt durch Fotos, Hinweise zu Sammelzeiten sowie Inhaltsstoffen Tipps zur Anwendung in Haus und Garten und Informationen zur medizinischen Bedeutung. Wissenswertes und Interessantes aus Volksglauben und Erfahrungsmedizin runden das Ganze ab.

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BRIGITTE WALDE-FRANKENBERGER

PAUL WALDE

Inhalt

Vorwort

FRÜHJAHR

Gundelrebe oder Gundermann

Löwenzahn

Brennnessel

Wiesenschaumkraut

Knoblauchrauke

Spitzwegerich

Weiße Taubnessel

Waldmeister

Veilchen

SOMMER

Teufelsabbiss

Schafgarbe

Mädesüß

Johanniskraut

Brunnenkresse

Borretsch

Kamille

Ruprechtskraut oder Storchschnabel

HERBST

Erdrauch

Seifenkraut

Wegwarte

Holunder

Hopfen

Walnuss

Wildrose oder Hagebutte

Wildapfel

ANHANG

Pflanze

Fundorte

Pflanzenteile

Sammelzeit

Verwendung

Borretsch

Auf Wiesen, an Wegesrändern, in der Nähe von Gärten

Blätter und Blüten

Mai–September

Bei Hals- und Rachenentzündungen, entzündungshemmend

Brennnessel

An Zäunen, Hecken und Mauern, Gräben und Wegrändern, Bächen und Seen

Blätter und Samen

März–September

Harntreibend, stoffwechselfördernd, entschlackend

Brunnenkresse

In klarem, frischem Quellwasser, fließenden Bachläufen, in Seen und Teichen

Triebe und Blätter

April–September

Bei Stoffwechselstörungen, appetitanregend

Erdrauch

An Böschungen, auf Wiesen und Brachland

Das ganze blühende Kraut

Mai–August

Bei Unwohlsein und Erkältungen, fibersenkend, beruhigend

Gundelrebe

Auf nährstoffreicher, feuchter und lockerer Erde, meist einen Teppich bildend, und an Mauern

Das ganze blühende Kraut

April–Juni

Bei Husten, Rachenkatarrh, Bronchitis, Schnupfen

Holunder

In Wildhecken, an Scheunen, an Zäunen

Blüten und Früchte

Blüten Mai–Juni, Früchte im September

Die Blüten sind schweiß- und harntreibend, blutreinigend, die Beeren kräftigend und stärkend

Hopfen

In feuchtem Gebüsch, an Waldrändern und Hecken

Hopfenzapfen

August–Anfang September

Bakterienhemmend, bei Blasen- und Nierenleiden, gegen Schlaflosigkeit und Unruhe

Johanniskraut

Auf Wiesen, an Wald- und Wegrändern, an Feldrainen

Die ganze Pflanze

Juni–September

Bei nervöser Unruhe, zur Nervenstärkung und Steigerung der Lebenskraft

Kamille

An trockenen Plätzen, Weg- und Feldrändern, auf Äckern und Ödland

Blütenköpfchen

Mai–August

Unwohlsein, Erkältungen, fiebersenkend, beruhigend

Knoblauchrauke

An Hecken, in Laubwäldern, an Bäumen und Wegrändern

Die ganze Pflanze

April–September

Stärkend, entzündungshemmend, antiseptisch

Löwenzahn

Auf Wiesen, Mauern und Hecken, unter Bäumen, an Wegrändern

Blätter, Blüten und Wurzeln

Die beste Zeit ist März–Mai

Beliebt als blutreinigende und regenerierende Frühjahrskur, harntreibend

Mädesüß

An feuchten Orten, an Bachufern, auf feuchtem Weideland, in Sümpfen

Das ganze blühende Kraut

Juni–August

Schweißtreibend und fiebersenkend bei Erkältungen, Grippe und Schnupfen

Ruprechtskraut oder Storchschnabel

An alten Mauern, entlang von Zäunen und an Waldrändern

Die ganze Pflanze

April–September

Entzündungshemmend, adstringierend

Schafgarbe

Auf Wiesen, an Feld- und Wegrändern

Die ganze blühende Pflanze

Juni–September

Appetitanregend, krampflösend, fiebersenkend

Seifenkraut

Auf feuchten Böden, an Hecken, Wegrändern, Bächen und Seen

Blätter und Wurzel

März–April (Blätter), September und Oktober (Wurzel)

Zur Anregung des Stoffwechsels, blutreinigend

Spitzwegerich

Auf trockenen Feldern, Weiden, an Wald-, Weg- und Wiesenrändern

Blätter

März–August

Zum Blutstillen, bei Insektenstichen, Erkrankungen der Atmungsorgane, Husten

Teufelsabbiss

Überall, auf Wiesen, Weiden und an Wegrändern

Ganze Pflanze mit Wurzel

Juni–September, Oktober und November (Wurzel)

Zur Blutreinigung, gegen Husten und Heiserkeit

Veilchen

In sonnigen Lagen, an Hecken, Zäunen und Wegrändern

Die ganze blühende Pflanze

März–Juni

Bei Bronchitis, blutreinigend, leicht abführend

Waldmeister

In schattigen, humusreichen Laubwäldern, gerne unter Buchen, bildet grüne Kolonien

Die ganze Pflanze vor der Blüte

Mai–Juni

In der Maibowle

Walnuss

Der Walnussbaum ist sehr oft verwildert anzutreffen

Blätter, fleischige Nussschale, Nüsse

Mai–Juni (Blätter), Herbst (grüne Fruchtschale und Nüsse)

Bei Magen-und Darmkatarrhen, zusammenziehend

Wegwarte

An sonnigen Weg- und Feldrändern und an Straßenrändern

Wurzeln, Blüten und Blätter

Juli–August

Bei Magen- und Leberbeschwerden, Hysterie

Weiße Taubnessel

An Zäunen, Hecken und Mauern, in Gräben und an Wegrändern

Die ganze Pflanze

April–Oktober

Magenwirksam und schleimlösend

Wiesenschaumkraut

Auf naturbelassenen Feuchtwiesen, an Bachufern, in lichten Wäldern

Die ganze Pflanze ohne Wurzel

April–Juni

Stärkend, blutreinigend, antibakteriell

Wildapfel

An Wald- und Wegrändern

Früchte

Oktober–Dezember

Stärkend, aufbauend

Wildrose

An Waldrändern, Feldrainen und Wildhecken

Hagebutte

Oktober

Hoher Vitamin-C-Gehalt, steigert die Abwehrkräfte

Gundelrebe

Löwenzahn

Brennnessel

Wiesenschaumkraut

Knoblauchrauke

Spitzwegerich

Weiße Taubnessel

Waldmeister

Veilchen

Teufelsabbiss

Schafgarbe

Mädesüß

Johanniskraut

Brunnenkresse

Borretsch

Kamille

Ruprechtskraut

Erdrauch

Seifenkraut

Wegwarte

Holunder

Hopfen

Walnuss

Wildrose

Wildapfel

Vorwort

Die Hinwendung zur Natur, die wir gegenwärtig sehen, spiegelt ein neues Denken wieder: die Identifikation mit ganzheitlichen und nachhaltigen Werten und die Übernahme von Verantwortung für kommende Generationen. Viele erleben bewusst den Rhythmus der Natur, die alljährlich wiederkehrende Zeit des Wachsens, des Blühens und der Reife. Mit der aufsteigenden Sonne erwacht im März die Natur. Im November schließt sich der Jahreskreis, Pflanzen sterben ab, ziehen sich zurück.

Viele Jahre vor unserer Zeitrechnung lebten in unserer Region Kelten gemäß ihrer Naturreligion. Ihre sakralen Feste feierten sie in der Natur und verbanden sich in Ritualen mit den Naturgeistern. Sie sahen in der Natur das Walten der Götter auf Erden. Keltische Druiden verbrachten 20 Jahre in der Einsamkeit der Wälder. Manches in unserem heutigen Brauchtum, unseren Traditionen und unserer Heilkunde verdanken wir vermutlich auch ihrer Weisheit.

Heute gilt der Bodensee mit seinem milden, mediterranen Klima und seinem sauberen Wasser vielen Menschen als ein Sehnsuchtsort. Kein Wunder: Um den Bodensee wachsen mehr als 600 Pflanzenarten. Schon im April färbt das blaue Band des Bodensee-Vergissmeinnicht die Kiesufer. Und wenn der Frühlingsenzian seine leuchtend blauen Blüten öffnet, beginnt auf den Riedwiesen, die unter Naturschutz stehen, ein buntes Schauspiel. Im Frühsommer dominiert durch die vielen Mehlprimeln die Farbe Rosa. Am Bodensee findet man 30 Orchideenarten und neben einer Vielzahl seltener Pflanzen auch die sibirische Schwertlilie, denn viele Arten kehren in die geschützten Gebiete zurück.

Die Sorge um den Fortbestand von Flora und Fauna wächst, und das Einrichten von Schutzgebieten ist uns heute ein großes Anliegen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist es, das Heilpotenzial der Wildpflanzen zu erhalten und auszuschöpfen. Denn nach wie vor ist es das harmonische Zusammenspiel sämtlicher den Pflanzen innewohnenden Kräfte, die sie zu ganzheitlichen Heilpflanzen macht. Viel Freude beim Sammeln und Anwenden!

Gundelrebe

oder Gundermann

Erdenkränzlein, Guck-durch-den-Zaun, Donnerrebe, Erdefeu, Zickelkräutchen

WIRKSTOFFE:Gerbstoffe, ätherisches Öl, der Bitterstoff Glechomin, organische Säuren, viel Vitamin C, Saponine, Mineralstoffe.

VERWENDUNG:Erkrankungen der Atemwege, Appetitlosigkeit, Magenverstimmung. Für Galle, Leber und Niere.

EIGENSCHAFTEN:Schleimlösend, blutreinigend, entschlackend, verdauungsfördernd, appetitanregend, harntreibend, entzündungshemmend.

Die Frühjahrsblüher sind da. Beim Spaziergang durch Wald und Wiese zeigen sich Schlüsselblume, Veilchen und Buschwindröschen, Wiesenschaumkraut und Scharbockskraut, Taubnessel und Ehrenpreis. Die zartblauen Blüten der Gundelrebe leuchten aus dem Wiesengrund hervor. Guck-durch-den-Zaun oder Erdenkränzlein wird die Gundelrebe im Volksmund liebevoll genannt. Die Pflanze ist ein Lippenblütler. Sie kann bis 20 Zentimeter groß werden. Meist einen Teppich bildend, wächst sie efeugleich auf nährstoffreicher, feuchter und lockerer Erde. Wir finden sie an Zäunen und Mauern, an Hecken und Wegen, auf Wiesen und in Auwäldern. Klein und kraftvoll von Gestalt blüht die Gundelrebe in den Monaten April bis Juni.

Im 16. und 17. Jahrhundert war ein Infus der Gundelrebe ein beliebtes Getränk armer Leute, das auf den Straßen feilgeboten wurde. Gesüßt mit Zucker, Honig oder Lakritze galt der Tee als hilfreich und stärkend bei nicht ausgeheiltem Husten und bei Schwindsucht. Und noch im vergangenen Jahrhundert nutzten Büchsenmacher und Maler die entgiftende Kraft der Gundelrebe: Um das giftige Blei aus dem Körper auszuschwemmen, tranken sie regelmäßig Gundelrebentee.

Glechoma hederacea

GERMANISCHE HEIL- UND ZAUBERPFLANZE

In der altgermanischen Mythologie war die Gundelrebe Donar geweiht, dem Gewitter- und Donnergott, dem Gott der Fruchtbarkeit und Potenz. Sie galt als ein antidämonisches Kraut. Und mit einem Kranz aus Gundelreben schützte man sich gegen Gewitter, Blitz und Zauberei.

SAMMELZEIT

In der Heilkunde verwendet man das ganze blühende Kraut. Man erntet es in den Monaten April bis Juni. Dabei schneidet man die Pflanze ab und hängt sie in kleinen Sträußen »kopfunter« zum Trocknen auf. Die würzigen, ölhaltigen Blättlein können das ganze Jahr über gesammelt und frisch verwendet werden.

HEILKRÄFTE

Die Gundelrebe ist ein Vielheiler. Mit den Licht- und Wärmekräften der Frühlingssonne löst sie erstarrte Prozesse wie chronisch gewordene Atemwegserkrankungen des Winters, Husten, Rachenkatarrh, Bronchitis, leichtes Bronchialasthma und Schnupfen, aber auch Magen- und Darmkatarrhe. »Gund« ist das altgermanische Wort für Geschwür, Gift. In der Volksheilkunde wird die Pflanze auch heute noch bei schlecht heilenden Wunden und Geschwüren äußerlich gebraucht. Als Mittel gegen Melancholie und Lethargie wurde das getrocknete Kraut früher dem Schnupftabak beigefügt.

Hildegard von Bingen (ca. 1098–1179) weist auf die Heilwirkung bei Brust-, Lungen- und Hautleiden hin. Ebenso bei Magenverstimmung und Gelbsucht, bei Galle-, Leber- und Nierenbeschwerden. Der Arzt Tabernaemontanus (ca. 1522–1590) empfiehlt die Gundelrebe als Mittel zur Schärfung des Gehörs: »Gundelrebensaft in die Ohren getan bringt das verlorene Gehör zurück und ist auch gut wider das Zahnweh.«

IN DER HOMÖOPATHIE

Eine aus frischen Pflanzen zubereitete Tinktur wird zur Behandlung von Bronchialkatarrhen, Asthma und gewissen Darmerkrankungen verwendet.

IN KÜCHE UND HAUS

HEILSAMES WUNDÖL: In den Monaten Juni/Juli die frischen Blätter sammeln. Ein Schraubglas zu einem Drittel mit den Blättern füllen, diese dabei fest zusammenpressen und an die Sonne stellen. Nach einigen Tagen bildet sich eine helle Flüssigkeit, die sich am Boden sammelt. Diese seihen wir vorsichtig ab und bewahren sie an einem dunklen Ort auf.

BEI ISCHIAS UND GICHT: Für ein Bad nehmen wir 5 Handvoll Gundelrebenkraut, frisch oder getrocknet, und kochen es in 5 Liter Wasser ca. 10 Minuten bei geschlossenem Topf. Danach seihen wir ab und fügen die Flüssigkeit dem Badewasser zu.

Löwenzahn

Kuhblume, Wiesenlattich, Dotterblume, Pusteblume, Sonnenwirbel, Kettenblume, Pfaffenkraut, Mönchskopf, Bettpisserle

WIRKSTOFFE:Vitamine, Bitterstoffe, Triterpene, Sterole, Flavonoide, Gerbstoffe, Mineralstoffe, ätherisches Öl, Schleimstoffe, Fructose, Glykoside.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG:Für Leber, Blut, Niere und Blase.

EIGENSCHAFTEN:Leberwirksam, galletreibend, harntreibend, stoffwechselfördernd, verdauungsfördernd, appetitanregend, regenerierend, reinigend.

Uns allen ist er vertraut, der bescheidene Löwenzahn. Im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, blüht er mit seinen dottergelben Blüten tausendfach auf unseren Wiesen. Man nennt ihn Löwenzahn, weil die Zähnung der Blätter an das Gebiss eines Raubtiers erinnert. Und auch, weil die Pflanze über große therapeutische Kräfte – über Löwenkräfte – verfügt. Mehr als 500 Volksnamen bezeugen liebevoll die Volkstümlichkeit der Pflanze. Die zahlreichen Samen, als Fallschirme vom Winde verweht, keimen dank ihrer Lebenskraft fast überall. In Mauerritzen, Steinfugen, auf feuchten Äckern und Wiesen, an trockenen Wegrändern.