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Informatives Kompendium für naturinteressierte Menschen, die mehr wissen möchten über die vielen Wildpflanzen, die man in der Region Bodensee/Oberschwaben fast das ganze Jahr über in Wald und Flur, an Weg- und Feldrändern finden kann. Detailreiche Zeichnungen und genaue Beschreibungen der einzelnen Pflanzen werden ergänzt durch Fotos, Hinweise zu Sammelzeiten sowie Inhaltsstoffen Tipps zur Anwendung in Haus und Garten und Informationen zur medizinischen Bedeutung. Wissenswertes und Interessantes aus Volksglauben und Erfahrungsmedizin runden das Ganze ab.
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Seitenzahl: 81
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PAUL WALDE
Vorwort
FRÜHJAHR
Gundelrebe oder Gundermann
Löwenzahn
Brennnessel
Wiesenschaumkraut
Knoblauchrauke
Spitzwegerich
Weiße Taubnessel
Waldmeister
Veilchen
SOMMER
Teufelsabbiss
Schafgarbe
Mädesüß
Johanniskraut
Brunnenkresse
Borretsch
Kamille
Ruprechtskraut oder Storchschnabel
HERBST
Erdrauch
Seifenkraut
Wegwarte
Holunder
Hopfen
Walnuss
Wildrose oder Hagebutte
Wildapfel
ANHANG
Pflanze
Fundorte
Pflanzenteile
Sammelzeit
Verwendung
Borretsch
Auf Wiesen, an Wegesrändern, in der Nähe von Gärten
Blätter und Blüten
Mai–September
Bei Hals- und Rachenentzündungen, entzündungshemmend
Brennnessel
An Zäunen, Hecken und Mauern, Gräben und Wegrändern, Bächen und Seen
Blätter und Samen
März–September
Harntreibend, stoffwechselfördernd, entschlackend
Brunnenkresse
In klarem, frischem Quellwasser, fließenden Bachläufen, in Seen und Teichen
Triebe und Blätter
April–September
Bei Stoffwechselstörungen, appetitanregend
Erdrauch
An Böschungen, auf Wiesen und Brachland
Das ganze blühende Kraut
Mai–August
Bei Unwohlsein und Erkältungen, fibersenkend, beruhigend
Gundelrebe
Auf nährstoffreicher, feuchter und lockerer Erde, meist einen Teppich bildend, und an Mauern
Das ganze blühende Kraut
April–Juni
Bei Husten, Rachenkatarrh, Bronchitis, Schnupfen
Holunder
In Wildhecken, an Scheunen, an Zäunen
Blüten und Früchte
Blüten Mai–Juni, Früchte im September
Die Blüten sind schweiß- und harntreibend, blutreinigend, die Beeren kräftigend und stärkend
Hopfen
In feuchtem Gebüsch, an Waldrändern und Hecken
Hopfenzapfen
August–Anfang September
Bakterienhemmend, bei Blasen- und Nierenleiden, gegen Schlaflosigkeit und Unruhe
Johanniskraut
Auf Wiesen, an Wald- und Wegrändern, an Feldrainen
Die ganze Pflanze
Juni–September
Bei nervöser Unruhe, zur Nervenstärkung und Steigerung der Lebenskraft
Kamille
An trockenen Plätzen, Weg- und Feldrändern, auf Äckern und Ödland
Blütenköpfchen
Mai–August
Unwohlsein, Erkältungen, fiebersenkend, beruhigend
Knoblauchrauke
An Hecken, in Laubwäldern, an Bäumen und Wegrändern
Die ganze Pflanze
April–September
Stärkend, entzündungshemmend, antiseptisch
Löwenzahn
Auf Wiesen, Mauern und Hecken, unter Bäumen, an Wegrändern
Blätter, Blüten und Wurzeln
Die beste Zeit ist März–Mai
Beliebt als blutreinigende und regenerierende Frühjahrskur, harntreibend
Mädesüß
An feuchten Orten, an Bachufern, auf feuchtem Weideland, in Sümpfen
Das ganze blühende Kraut
Juni–August
Schweißtreibend und fiebersenkend bei Erkältungen, Grippe und Schnupfen
Ruprechtskraut oder Storchschnabel
An alten Mauern, entlang von Zäunen und an Waldrändern
Die ganze Pflanze
April–September
Entzündungshemmend, adstringierend
Schafgarbe
Auf Wiesen, an Feld- und Wegrändern
Die ganze blühende Pflanze
Juni–September
Appetitanregend, krampflösend, fiebersenkend
Seifenkraut
Auf feuchten Böden, an Hecken, Wegrändern, Bächen und Seen
Blätter und Wurzel
März–April (Blätter), September und Oktober (Wurzel)
Zur Anregung des Stoffwechsels, blutreinigend
Spitzwegerich
Auf trockenen Feldern, Weiden, an Wald-, Weg- und Wiesenrändern
Blätter
März–August
Zum Blutstillen, bei Insektenstichen, Erkrankungen der Atmungsorgane, Husten
Teufelsabbiss
Überall, auf Wiesen, Weiden und an Wegrändern
Ganze Pflanze mit Wurzel
Juni–September, Oktober und November (Wurzel)
Zur Blutreinigung, gegen Husten und Heiserkeit
Veilchen
In sonnigen Lagen, an Hecken, Zäunen und Wegrändern
Die ganze blühende Pflanze
März–Juni
Bei Bronchitis, blutreinigend, leicht abführend
Waldmeister
In schattigen, humusreichen Laubwäldern, gerne unter Buchen, bildet grüne Kolonien
Die ganze Pflanze vor der Blüte
Mai–Juni
In der Maibowle
Walnuss
Der Walnussbaum ist sehr oft verwildert anzutreffen
Blätter, fleischige Nussschale, Nüsse
Mai–Juni (Blätter), Herbst (grüne Fruchtschale und Nüsse)
Bei Magen-und Darmkatarrhen, zusammenziehend
Wegwarte
An sonnigen Weg- und Feldrändern und an Straßenrändern
Wurzeln, Blüten und Blätter
Juli–August
Bei Magen- und Leberbeschwerden, Hysterie
Weiße Taubnessel
An Zäunen, Hecken und Mauern, in Gräben und an Wegrändern
Die ganze Pflanze
April–Oktober
Magenwirksam und schleimlösend
Wiesenschaumkraut
Auf naturbelassenen Feuchtwiesen, an Bachufern, in lichten Wäldern
Die ganze Pflanze ohne Wurzel
April–Juni
Stärkend, blutreinigend, antibakteriell
Wildapfel
An Wald- und Wegrändern
Früchte
Oktober–Dezember
Stärkend, aufbauend
Wildrose
An Waldrändern, Feldrainen und Wildhecken
Hagebutte
Oktober
Hoher Vitamin-C-Gehalt, steigert die Abwehrkräfte
Gundelrebe
Löwenzahn
Brennnessel
Wiesenschaumkraut
Knoblauchrauke
Spitzwegerich
Weiße Taubnessel
Waldmeister
Veilchen
Teufelsabbiss
Schafgarbe
Mädesüß
Johanniskraut
Brunnenkresse
Borretsch
Kamille
Ruprechtskraut
Erdrauch
Seifenkraut
Wegwarte
Holunder
Hopfen
Walnuss
Wildrose
Wildapfel
Die Hinwendung zur Natur, die wir gegenwärtig sehen, spiegelt ein neues Denken wieder: die Identifikation mit ganzheitlichen und nachhaltigen Werten und die Übernahme von Verantwortung für kommende Generationen. Viele erleben bewusst den Rhythmus der Natur, die alljährlich wiederkehrende Zeit des Wachsens, des Blühens und der Reife. Mit der aufsteigenden Sonne erwacht im März die Natur. Im November schließt sich der Jahreskreis, Pflanzen sterben ab, ziehen sich zurück.
Viele Jahre vor unserer Zeitrechnung lebten in unserer Region Kelten gemäß ihrer Naturreligion. Ihre sakralen Feste feierten sie in der Natur und verbanden sich in Ritualen mit den Naturgeistern. Sie sahen in der Natur das Walten der Götter auf Erden. Keltische Druiden verbrachten 20 Jahre in der Einsamkeit der Wälder. Manches in unserem heutigen Brauchtum, unseren Traditionen und unserer Heilkunde verdanken wir vermutlich auch ihrer Weisheit.
Heute gilt der Bodensee mit seinem milden, mediterranen Klima und seinem sauberen Wasser vielen Menschen als ein Sehnsuchtsort. Kein Wunder: Um den Bodensee wachsen mehr als 600 Pflanzenarten. Schon im April färbt das blaue Band des Bodensee-Vergissmeinnicht die Kiesufer. Und wenn der Frühlingsenzian seine leuchtend blauen Blüten öffnet, beginnt auf den Riedwiesen, die unter Naturschutz stehen, ein buntes Schauspiel. Im Frühsommer dominiert durch die vielen Mehlprimeln die Farbe Rosa. Am Bodensee findet man 30 Orchideenarten und neben einer Vielzahl seltener Pflanzen auch die sibirische Schwertlilie, denn viele Arten kehren in die geschützten Gebiete zurück.
Die Sorge um den Fortbestand von Flora und Fauna wächst, und das Einrichten von Schutzgebieten ist uns heute ein großes Anliegen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist es, das Heilpotenzial der Wildpflanzen zu erhalten und auszuschöpfen. Denn nach wie vor ist es das harmonische Zusammenspiel sämtlicher den Pflanzen innewohnenden Kräfte, die sie zu ganzheitlichen Heilpflanzen macht. Viel Freude beim Sammeln und Anwenden!
Erdenkränzlein, Guck-durch-den-Zaun, Donnerrebe, Erdefeu, Zickelkräutchen
WIRKSTOFFE:Gerbstoffe, ätherisches Öl, der Bitterstoff Glechomin, organische Säuren, viel Vitamin C, Saponine, Mineralstoffe.
VERWENDUNG:Erkrankungen der Atemwege, Appetitlosigkeit, Magenverstimmung. Für Galle, Leber und Niere.
EIGENSCHAFTEN:Schleimlösend, blutreinigend, entschlackend, verdauungsfördernd, appetitanregend, harntreibend, entzündungshemmend.
Die Frühjahrsblüher sind da. Beim Spaziergang durch Wald und Wiese zeigen sich Schlüsselblume, Veilchen und Buschwindröschen, Wiesenschaumkraut und Scharbockskraut, Taubnessel und Ehrenpreis. Die zartblauen Blüten der Gundelrebe leuchten aus dem Wiesengrund hervor. Guck-durch-den-Zaun oder Erdenkränzlein wird die Gundelrebe im Volksmund liebevoll genannt. Die Pflanze ist ein Lippenblütler. Sie kann bis 20 Zentimeter groß werden. Meist einen Teppich bildend, wächst sie efeugleich auf nährstoffreicher, feuchter und lockerer Erde. Wir finden sie an Zäunen und Mauern, an Hecken und Wegen, auf Wiesen und in Auwäldern. Klein und kraftvoll von Gestalt blüht die Gundelrebe in den Monaten April bis Juni.
Im 16. und 17. Jahrhundert war ein Infus der Gundelrebe ein beliebtes Getränk armer Leute, das auf den Straßen feilgeboten wurde. Gesüßt mit Zucker, Honig oder Lakritze galt der Tee als hilfreich und stärkend bei nicht ausgeheiltem Husten und bei Schwindsucht. Und noch im vergangenen Jahrhundert nutzten Büchsenmacher und Maler die entgiftende Kraft der Gundelrebe: Um das giftige Blei aus dem Körper auszuschwemmen, tranken sie regelmäßig Gundelrebentee.
Glechoma hederacea
In der altgermanischen Mythologie war die Gundelrebe Donar geweiht, dem Gewitter- und Donnergott, dem Gott der Fruchtbarkeit und Potenz. Sie galt als ein antidämonisches Kraut. Und mit einem Kranz aus Gundelreben schützte man sich gegen Gewitter, Blitz und Zauberei.
In der Heilkunde verwendet man das ganze blühende Kraut. Man erntet es in den Monaten April bis Juni. Dabei schneidet man die Pflanze ab und hängt sie in kleinen Sträußen »kopfunter« zum Trocknen auf. Die würzigen, ölhaltigen Blättlein können das ganze Jahr über gesammelt und frisch verwendet werden.
Die Gundelrebe ist ein Vielheiler. Mit den Licht- und Wärmekräften der Frühlingssonne löst sie erstarrte Prozesse wie chronisch gewordene Atemwegserkrankungen des Winters, Husten, Rachenkatarrh, Bronchitis, leichtes Bronchialasthma und Schnupfen, aber auch Magen- und Darmkatarrhe. »Gund« ist das altgermanische Wort für Geschwür, Gift. In der Volksheilkunde wird die Pflanze auch heute noch bei schlecht heilenden Wunden und Geschwüren äußerlich gebraucht. Als Mittel gegen Melancholie und Lethargie wurde das getrocknete Kraut früher dem Schnupftabak beigefügt.
Hildegard von Bingen (ca. 1098–1179) weist auf die Heilwirkung bei Brust-, Lungen- und Hautleiden hin. Ebenso bei Magenverstimmung und Gelbsucht, bei Galle-, Leber- und Nierenbeschwerden. Der Arzt Tabernaemontanus (ca. 1522–1590) empfiehlt die Gundelrebe als Mittel zur Schärfung des Gehörs: »Gundelrebensaft in die Ohren getan bringt das verlorene Gehör zurück und ist auch gut wider das Zahnweh.«
Eine aus frischen Pflanzen zubereitete Tinktur wird zur Behandlung von Bronchialkatarrhen, Asthma und gewissen Darmerkrankungen verwendet.
HEILSAMES WUNDÖL: In den Monaten Juni/Juli die frischen Blätter sammeln. Ein Schraubglas zu einem Drittel mit den Blättern füllen, diese dabei fest zusammenpressen und an die Sonne stellen. Nach einigen Tagen bildet sich eine helle Flüssigkeit, die sich am Boden sammelt. Diese seihen wir vorsichtig ab und bewahren sie an einem dunklen Ort auf.
BEI ISCHIAS UND GICHT: Für ein Bad nehmen wir 5 Handvoll Gundelrebenkraut, frisch oder getrocknet, und kochen es in 5 Liter Wasser ca. 10 Minuten bei geschlossenem Topf. Danach seihen wir ab und fügen die Flüssigkeit dem Badewasser zu.
Kuhblume, Wiesenlattich, Dotterblume, Pusteblume, Sonnenwirbel, Kettenblume, Pfaffenkraut, Mönchskopf, Bettpisserle
WIRKSTOFFE:Vitamine, Bitterstoffe, Triterpene, Sterole, Flavonoide, Gerbstoffe, Mineralstoffe, ätherisches Öl, Schleimstoffe, Fructose, Glykoside.
MEDIZINISCHE VERWENDUNG:Für Leber, Blut, Niere und Blase.
EIGENSCHAFTEN:Leberwirksam, galletreibend, harntreibend, stoffwechselfördernd, verdauungsfördernd, appetitanregend, regenerierend, reinigend.
Uns allen ist er vertraut, der bescheidene Löwenzahn. Im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, blüht er mit seinen dottergelben Blüten tausendfach auf unseren Wiesen. Man nennt ihn Löwenzahn, weil die Zähnung der Blätter an das Gebiss eines Raubtiers erinnert. Und auch, weil die Pflanze über große therapeutische Kräfte – über Löwenkräfte – verfügt. Mehr als 500 Volksnamen bezeugen liebevoll die Volkstümlichkeit der Pflanze. Die zahlreichen Samen, als Fallschirme vom Winde verweht, keimen dank ihrer Lebenskraft fast überall. In Mauerritzen, Steinfugen, auf feuchten Äckern und Wiesen, an trockenen Wegrändern.