Wildkräuter und Wildfrüchte in der Region Stuttgart. Erkennen, sammeln, anwenden - Brigitte Walde-Frankenberger - E-Book

Wildkräuter und Wildfrüchte in der Region Stuttgart. Erkennen, sammeln, anwenden E-Book

Brigitte Walde-Frankenberger

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Beschreibung

Informatives Kompendium für naturinteressierte Menschen, die mehr wissen möchten über die vielen Wildpflanzen, die man in der Region Stuttgart fast das ganze Jahr über in Wald und Flur, an Weges- und Feldrändern finden kann. Detailreiche Zeichnungen und genaue Beschreibungen der einzelnen Pflanzen werden ergänzt von Fotos, Hinweisen zu Sammelzeiten sowie Inhaltsstoffen, Tipps zur Anwendung in Haus und Garten und zur medizinischen Bedeutung. Wissenswertes und Interessantes aus Volksglauben und Erfahrungsmedizin runden das Ganze ab.

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BRIGITTE WALDE-FRANKENBERGER

PAUL WALDE

Inhalt

Vorwort

FRÜHJAHR

Bärlauch

Gundelrebe oder Gundermann

Brennnessel

Gänseblümchen

Waldmeister

Löwenzahn

Huflattich

SOMMER

Linde oder Sommerlinde

Johanniskraut

Kamille

Schafgarbe

Salbei

Rosmarin

Mädesüß

Gänsefingerkraut

Spitzwegerich

HERBST

Wildrose oder Hagebutte

Holunder

Brombeere

Eibisch

Beifuß

Engelwurz

Schlehe

Wegwarte

Weißdorn

ANHANG

Bärlauch

Gundelrebe

Brennnessel

Gänseblümchen

Waldmeister

Löwenzahn

Huflattich

Linde

Johanniskraut

Kamille

Schafgarbe

Salbei

Rosmarin

Mädesüß

Gänsefingerkraut

Spitzwegerich

Wildrose

Holunder

Brombeere

Eibisch

Beifuß

Engelwurz

Schlehe

Wegwarte

Weißdorn

Vorwort

Stuttgart liegt in einem Talkessel. Die Stadt ist umgeben von Wäldern, Weinbergen und Wiesen. Das Klima ist mild. Allein in Stuttgart gibt es sieben ausgewiesene Naturschutzgebiete, in deren Schutz Wildkräuter unbehelligt gedeihen können, dazu zahlreiche Schutzgebiete in der Region. Wildpflanzen wachsen aber auch direkt vor unserer Haustür, sie können Beton sprengen und suchen sich selbst in der Großstadt ihre Nischen.

Im Naturschutzgebiet Büsnauer Wiesental wachsen heute mindestens 300 Pflanzenarten, darunter selten gewordene Pflanzen wie Trollblume, Spierstaude, Echter Eibisch und Labkraut. Auch etwa 150 Vogelarten fühlen sich hier wohl. Im Naturschutzgebiet Stuttgarter Eichenhain findet man viele Kräuter wie Feldthymian, Dornige Hauhechel, Tausendgüldenkraut, Glockenblumen, Enziane, Orchideen und Graslilien. Und in der Region gibt es zahlreiche weitere Naturschutzgebiete wie das Untere Remstal oder den Schönbuch.

Fürvielesteht heute das Thema »Mensch und Umwelt« im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sorge und Unruhe motivieren die Menschen, neue Werte zu suchen. Ein neues Denken hat längst Einzug gehalten. Es entstehen immer neue Initiativen: Wildkräuterführungen, -seminare und -workshops, es erscheinen Bücher und Zeitungsartikel über Wildkräuter. »Wildpflanzen von der Waldau« nennt ein Stuttgarter Bürger, promovierter Geograf und Biologe, seine Kräuterführungen. Er hat sich auf Essbares aus Wald und Wiese spezialisiert. Es gehe ihm nicht ums Überleben im Busch, sondern um eine neue Esskultur. Einen bescheidenen Beitrag hierzu möchte auch dieses Büchlein leisten. Viel Freude beim Entdecken, Sammeln und Anwenden der Schätze unserer Natur!

Bärlauch

Waldknoblauch, Wilder Knoblauch, Zigeunerlauch, Hexenzwiebel, Bärenzwiebel, Judenzwiebel

WIRKSTOFFE:Ätherische Öle, Flavonoide, Pflanzenschleimstoffe, Zucker, Mineralstoffe, Vitamin C.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG:Bluthochdruck, Magen-Darm-Störungen, Appetitlosigkeit, Schwäche.

EIGENSCHAFTEN:Verdauungsfördernd, darmdesinfizierend, antiseptisch, reinigend, stärkend.

Wenn man im Frühjahr durch einen Laubwald spaziert, nimmt man oft einen starken Knoblauchgeruch wahr. Dann verbreitet der blühende Bärlauch sein Aroma. Daher wird er im Volksmund auch Waldknoblauch oder Wilder Knoblauch genannt. Tatsächlich sind beide eng miteinander verwandt. Der Bärlauch wächst in feuchten, humusreichen und schattigen Laubwäldern, an Bachufern und im Unterholz bewaldeter Nordhänge. Im März kommen die Blätter aus dem Boden hervor und breiten sich als ein hellgrün glänzender Teppich auf dem Waldboden aus. Der Bärlauch wird 20 bis 30 Zentimeter hoch. In den Monaten Mai bis Juni blüht er mit weißen, sternenförmigen Blütendolden. Nach der Blüte verschwindet der würzige Geruch. Die Pflanze stirbt ab, um im nächsten Frühjahr wieder zu neuem Leben zu erwachen. In der Medizin werden die frischen Blätter verwendet.

EIN BÄRENSTARKES FRÜHJAHRSKRAUT

Der lateinische Name kommt von »Allium«, der Lauch, und »ursus«, der Bär. Dem Volksglauben nach diente der wilde Knoblauch den Bären, die einst in unseren dichten Wäldern hausten, nach einem kräftezehrenden Winterschlaf als Aufbaunahrung und gesunde Frühjahrskur.

Allium ursinum

SAMMELZEIT

Die Blätter von März bis Mai vor der Blüte 1 Zentimeter über dem Boden abschneiden. Die Zwiebel kann im Herbst geerntet werden.

HEILKRÄFTE

»Eine der stärksten und gewaltigsten Medizinen in des Herrgotts Apotheke. Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärenlauch, ewig kränkelnde Leute sollten den Bärenlauch verehren wie Gold«, schwärmt der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle (1857–1945).

In der Volksheilkunde verwendet man den Bärlauch gerne bei Magen- und Darmstörungen, bei Appetitlosigkeit und Schwächezuständen. Er unterstützt die Tätigkeit von Galle und Leber. Die ballaststoffreiche Pflanze gilt als kräftigend, reinigend und entgiftend. Mit dem hohen Gehalt an Eisen, Magnesium und Chlorophyll ist der Bärlauch blutbildend und wird auch bei Arteriosklerose, Arterienverkalkung und Bluthochdruck, als Unterstützung für Herz und Kreislauf und zum Schutz gegen Alterserscheinungen angewendet.

! Bärlauchblätter sind den giftigen Blättern des Maiglöckchens und den Blättern der Herbstzeitlosen sehr ähnlich. Der Geruch nach Knoblauch ist jedoch unverkennbar, zudem unterscheiden sich die einzeln erscheinenden, gestielten und an der Oberseite glänzenden Blätter des Bärlauchs deutlich von denen des Maiglöckchens (Unterseite glänzend) sowie der Herbstzeitlosen (ungestielt und nicht glänzend).

IN DER HOMÖOPATHIE

Die homöopathische Zubereitung »Allium ursinum« ist als Urtinktur in der Apotheke erhältlich. Sie hat sich vor allem bei Arteriosklerose bewährt.

IN KÜCHE UND HAUS

Bärlauchblätter müssen frisch verwendet werden. Zur Konservierung können sie eingefroren oder in Öl (Sonnenblumenöl) eingelegt werden. Bärlauch-Maultaschen, -Pfannkuchen oder -Quiches schmecken herzhaft und sind gesund. Der Bärlauch gibt Suppen, Saucen und Aufläufen eine deftige Note. Auch kann er als Spinat schonend gedünstet werden. Fein gehackt ist er köstlich als Würze in Salat, Quark, Joghurt oder er wird einfach aufs Butterbrot gestreut. Für den Winter kann man Kräuterbutter herstellen und einfrieren.

Bärlauchbutter für den Winter

Zutaten

100 g Butter

3 EL Blätter

1 TL Zitronensaft

1 Prise Kräutersalz

1 Prise gemahlener Pfeffer

Zubereitung

Die Blätter fein zerhacken, mit Kräutersalz, einem Teelöffel Zitronensaft und Pfeffer vermischen und einige Zeit stehen lassen. Mit weicher Butter gut vermischen, zu einer Rolle formen. Sodann die Bärlauchbutter in eine Folie wickeln und im Gefrierschrank aufbewahren.

Gundelrebe

oder Gundermann

Erdenkränzlein, Guck-durch-den-Zaun, Donnerrebe, Erdefeu, Zickelkräutchen

WIRKSTOFFE:Gerbstoffe, ätherisches Öl, der Bitterstoff Glechomin, organische Säuren, viel Vitamin C, Saponine, Mineralstoffe.

VERWENDUNG:Erkrankungen der Atemwege, Appetitlosigkeit, Magenverstimmung. Für Galle, Leber und Niere.

EIGENSCHAFTEN:Schleimlösend, blutreinigend, entschlackend, verdauungsfördernd, appetitanregend, harntreibend, entzündungshemmend.

Die Frühjahrsblüher sind da. Beim Spaziergang durch Wald und Wiese zeigen sich Schlüsselblume, Veilchen und Buschwindröschen, Wiesenschaumkraut und Scharbockskraut, Taubnessel und Ehrenpreis. Die zartblauen Blüten der Gundelrebe leuchten aus dem Wiesengrund hervor. Guck-durch-den-Zaun oder Erdenkränzlein wird die Gundelrebe im Volksmund liebevoll genannt. Die Pflanze ist ein Lippenblütler. Sie kann bis 20 Zentimeter groß werden. Meist einen Teppich bildend wächst sie efeugleich auf nährstoffreicher, feuchter und lockerer Erde. Wir finden sie an Zäunen und Mauern, an Hecken und Wegen, auf Wiesen und in Auwäldern. Klein und kraftvoll von Gestalt blüht die Gundelrebe in den Monaten April bis Juni.

Im 16. und 17. Jahrhundert war ein Infus der Gundelrebe ein beliebtes Getränk armer Leute, das auf den Straßen feilgeboten wurde. Gesüßt mit Zucker, Honig oder Lakritze galt der Tee als hilfreich und stärkend bei nicht ausgeheiltem Husten und bei Schwindsucht. Und noch im vergangenen Jahrhundert nutzten Büchsenmacher und Maler die entgiftende Kraft der Gundelrebe: Um das giftige Blei aus dem Körper auszuschwemmen, tranken sie regelmäßig Gundelrebentee.

Glechoma hederacea

GERMANISCHE HEIL- UND ZAUBERPFLANZE

In der altgermanischen Mythologie war die Gundelrebe Donar geweiht, dem Gewitter- und Donnergott, dem Gott der Fruchtbarkeit und Potenz. Sie galt als ein antidämonisches Kraut. Und mit einem Kranz aus Gundelreben schützte man sich gegen Gewitter, Blitz und Zauberei.

SAMMELZEIT

In der Heilkunde verwendet man das ganze blühende Kraut. Man erntet es in den Monaten April bis Juni. Dabei schneidet man die Pflanze ab und hängt sie in kleinen Sträußen »kopfunter« zum Trocknen auf. Die würzigen, ölhaltigen Blättlein können das ganze Jahr über gesammelt und frisch verwendet werden.

HEILKRÄFTE

Die Gundelrebe ist ein Vielheiler. Mit den Licht- und Wärmekräften der Frühlingssonne löst sie erstarrte Prozesse wie chronisch gewordene Atemwegserkrankungen des Winters, Husten, Rachenkatarrh, Bronchitis, leichtes Bronchialasthma und Schnupfen, aber auch Magen- und Darmkatarrhe. »Gund« ist das altgermanische Wort für Geschwür, Gift. In der Volksheilkunde wird die Pflanze auch heute noch bei schlecht heilenden Wunden und Geschwüren äußerlich gebraucht. Als Mittel gegen Melancholie und Lethargie wurde das getrocknete Kraut früher dem Schnupftabak beigefügt.

Hildegard von Bingen (ca. 1098–1179) weist auf die Heilwirkung bei Brust-, Lungen- und Hautleiden hin. Ebenso bei Magenverstimmung und Gelbsucht, bei Galle-, Leber- und Nierenbeschwerden. Der Arzt Tabernaemontanus (ca. 1522–1590) empfiehlt die Gundelrebe als Mittel zur Schärfung des Gehörs: »Gundelrebensaft in die Ohren getan bringt das verlorene Gehör zurück, und ist auch gut wider das Zahnweh.«

IN DER HOMÖOPATHIE

Eine aus frischen Pflanzen zubereitete Tinktur wird zur Behandlung von Bronchialkatarrhen, Asthma und gewissen Darmerkrankungen verwendet.

IN KÜCHE UND HAUS

HEILSAMES WUNDÖL: In den Monaten Juni/Juli die frischen Blätter sammeln. Ein Schraubglas zu einem Drittel mit den Blättern füllen, diese dabei fest zusammenpressen und an die Sonne stellen. Nach einigen Tagen bildet sich eine helle Flüssigkeit, die sich am Boden sammelt. Diese seihen wir vorsichtig ab und bewahren sie an einem dunklen Ort auf.

BEI ISCHIAS UND GICHT: Für ein Bad nehmen wir 5 Handvoll Gundelrebenkraut, frisch oder getrocknet, und kochen es in 5 Liter Wasser ca. 10 Minuten bei geschlossenem Topf. Danach seihen wir ab und fügen die Flüssigkeit dem Badewasser zu.

Brennnessel

Donnerkraut, Haarnesselkraut, Hanfnessel, Saunessel

WIRKSTOFFE:Flavonoide, Chlorophyll, Carotinoide, Vitamine, Mineralstoffe, Gerbstoffe (Blätter). Proteine, Schleimstoffe, fettes Öl (Samen).

MEDIZINISCHE VERWENDUNG:Rheuma, Gicht und Ischias, Harn- und Prostataleiden, Hautleiden.

EIGENSCHAFTEN:Harntreibend, stoffwechselfördernd, entschlackend, verdauungsfördernd, blutbildend, milchbildend, blutzuckersenkend, kräftigend.