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"Zehntausend Dollar Belohnung demjenigen, der den mexikanischen Banditen Mario Ramirez einfängt und mir vor die Füße legt!" So lautete das Angebot von Big Boss Hutchison. Es lockte zahlreiche Kopfgeldjäger an, aber sie alle blieben erfolglos. Mario Ramirez war einfach nicht zu fassen.
Doch dann begegnete der Big Boss dem Kleinrancher Frank Donovan, der seinen letzten Cent beim Pokerspiel verloren hatte. Donovan nahm den Zehntausend-Dollar-Job an, und ein mörderischer Reigen begann, bei dem schon bald die Grenze zwischen Gut und Böse, zwischen Freund und Feind verwehen sollte ...
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Seitenzahl: 132
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Die verwegenen Zwei
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Impressum
DieverwegenenZwei
Von Frank Callahan
»Zehntausend Dollar Belohnung demjenigen, der den mexikanischen Banditen Mario Ramirez einfängt und mir vor die Füße legt!« So lautete das Angebot von Big Boss Hutchison. Es lockte zahlreiche Kopfgeldjäger an, aber sie alle blieben erfolglos. Mario Ramirez war einfach nicht zu fassen.
Doch dann begegnete der Big Boss dem Kleinrancher Frank Donovan, der seinen letzten Cent beim Pokerspiel verloren hatte. Donovan nahm den Zehntausend-Dollar-Job an, und ein mörderischer Reigen begann, bei dem schon bald die Grenze zwischen Gut und Böse, zwischen Freund und Feind verwischen sollte ...
»Ich möchte die Karten sehen!«
Der schwarzgekleidete Pokerspieler blickte Frank Donovan lächelnd an. In den dunklen Augen lag ein spöttisches Funkeln. Auch die beiden anderen Mitspieler grinsten höhnisch. Frank Donovans schmales und braungebranntes Gesicht blieb unbewegt. Die blauen Augen richteten sich auf über 1000 Dollar, die in der Tischmitte lagen. Tiefe Falten um die Mundwinkel ließen den großgewachsenen Mann älter erscheinen.
Donovan ahnte bereits in diesen Sekunden, dass er das Spiel verloren hatte. Diese drei Burschen gehörten zusammen, obwohl es bisher nicht danach ausgesehen hatte. Und in diesem entscheidenden Spiel, bei dem es um 1000 Bucks ging, hatten sie ihn hereingelegt. Da half alles Bluffen nichts. Frank warf seine Pokerkarten auf die mit grünem Filz überzogene Tischplatte. Der Schwarzgekleidete deckte seine Karten auf. Drei Asse und zwei Könige waren nicht zu schlagen.
»Das war's wohl, Gents«, klagte Frank Donovan. »Ich bin pleite. Vielleicht kann ich bis morgen einige Dollars auftreiben, um Revanche zu erhalten.« Er stand auf.
Die drei Spieler nickten. Der in schwarzes Leder gekleidete Gambler zog die Geldscheine heran und verstaute sie in den vielen Taschen seines Prinz-Albert-Rocks. »Sie haben gut gespielt, Mister«, lobte er. »Natürlich gebe ich Ihnen Revanche. Wann und wo immer Sie wollen.«
Frank trat zum Tresen. Der dicke Barkeeper schob ihm ein Glas Whisky über die polierte Theke. »Geht auf meine Rechnung, Frank«, brummelte er. »Du hast deinen letzten Cent verspielt. Pech, alter Freund. Was soll's? Du fällst wieder auf die Füße. Das ist nicht dein erstes verlorenes Spiel.«
Frank Donovan leerte das Glas und stieß seinen Stetson in den Nacken. An den Schläfen war volles, aber angegrautes Haar zu sehen. »Trotzdem könnte ich mir vor Zorn in den Hintern beißen«, knurrte er übellaunig. »Ich habe diese drei Halunken gewaltig unterschätzt.« Er wischte sich über die Stirn. »Das wäre mir vor ein paar Jahren nicht passiert«, fuhr er dann fort. »Anscheinend bin ich wirklich nicht mehr der Jüngste.«
Der dicke Wirt grinste. »Mach dich nur nicht kleiner als du in Wirklichkeit bist, Frank«, erwiderte er. »Ich kenne dich seit einigen Jahren, wenn du auch nur ab und zu vorbeischaust. Dir geht es nicht schlecht. Man munkelt, dass du 'nen ganzen Haufen Dollars zusammengetragen hast.«
Frank wurde einer Antwort enthoben, denn ein schon älterer, schwergewichtiger Mann stiefelte zum Tresen und blieb neben dem großgewachsenen Donovan stehen.
Sam Hutchinson erinnerte an eine knorrige alte Eiche. Frank kannte den Big Boss flüchtig, der ihn ernst ansah und gegen die Krempe seines Stetsons tippte. »Hallo, Donovan«, schnarrte der Big Boss. »Wie mir meine Leute berichteten, war Ihnen das Glück im Spiel nicht besonders hold. Stimmt es, dass Sie pleite sind?« Hutchinson lächelte flüchtig.
»Wollen Sie mir vielleicht 'nen Kredit geben?«, gab Frank schärfer als beabsichtigt zurück. Er konnte es aber nun einmal nicht ausstehen, wenn sich Fremde in seine Privatangelegenheiten mischten.
»Vielleicht«, entgegnete der schwerreiche Rancher, dem auch einige Silberminen in der Nähe von Tombstone gehören sollten. »Warum nicht, Donovan?«
»Was wollen Sie von mir, Hutchinson?«, fragte Frank. »Zum Henker, ich weiß längst, dass keiner was zu verschenken hat auf dieser lausigen Welt.«
Der Cattle King grinste breit. »Richtig, Donovan. Wir kommen der Sache schon näher. Auch ich habe nichts zu verschenken. Ich hätte aber 'nen Job für Sie. Einen Zehntausend-Dollar-Job!« Hutchinson verzog seine Mundwinkel zu einem belustigten Grinsen, als er Frank Donovan staunen sah.
»Zehntausend Bucks?«, fragte der großgewachsene Mann. »Soll ich für Sie eine Bank ausrauben oder jemanden umbringen?«
Hutchinson sah sich um. »Wenn Sie interessiert sind, Donovan, dann sollten wir in ein Nebenzimmer gehen. Was ich Ihnen zu sagen habe, ist nicht für fremde Ohren bestimmt.«
Donovan zögerte.
»Es ist ein ganz legaler Auftrag. Das nur, um Ihre Bedenken von vornherein zu zerstreuen«, fuhr der Big Boss fort. »Wenn Sie den Job nicht wollen, juckt es mich nicht besonders. Ich kenne genügend harte Jungs, die den Auftrag übernehmen würden. Da ich aber weiß, dass Sie jeden Dollar gebrauchen können, dachte ich an Sie, Donovan.«
»Ist das der alleinige Grund?«
Sam Hutchinson schüttelte den Kopf und erinnerte an einen alten Löwen, der sich seiner Beute sehr sicher fühlte. »Sie sind ein harter Brocken, ein Ass, das mit dem Colt und auch mit den Fäusten kaum zu schlagen ist. Sie wären der richtige Mann für diesen Zehntausend-Dollar-Job. Wollen wir darüber reden?«
Frank Donovan nickte. »Warum nicht, Mr. Hutchinson? Ich frage mich nur, wo der Haken bei der ganzen Sache ist.«
»Cheerio, Donovan«, prostete der Big Boss dem großgewachsenen Mann zu. »Die Drinks gehen natürlich auf meine Kosten. Und nun möchte ich Ihnen erklären, um was es geht.«
Frank nickte und nippte an seinem Whiskyglas. Und wenn er ehrlich war, dann war er neugierig darauf, was Hutchinson zu erzählen hatte. Die beiden Männer saßen in einem Nebenzimmer. Nur schwach klang der Stimmenlärm der übrigen Gäste an ihre Ohren.
»Haben Sie schon mal von Mario Ramirez gehört?«, begann der Big Boss.
Frank verneinte, und Hutchinson schien keine andere Antwort erwartet zu haben. »Das ist nicht weiter schlimm. Ramirez wird steckbrieflich gesucht. Auf seinen Kopf sind 1000 Dollar ausgesetzt. Die Prämie könnten Sie sich nebenbei noch verdienen.« Sam Hutchinson schwieg für einen Moment. Hass färbte seine Stimme dunkel, als er weitersprach. »Ramirez flüchtete nach Mexiko. Unser Sheriff musste mit seinem Aufgebot unverrichteter Dinge an der Grenze umkehren. Auch ein US-Marshal konnte den Mexikaner nicht einfangen. Ich will diesen verdammten Greaser haben, Donovan. Lebendig, wenn es sich irgendwie einrichten lässt!« Hutchinsons Augen flammten vor Hass. Die Lippen pressten sich hart aufeinander.
»Ist das alles?«, fragte Frank enttäuscht. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, soll ich einen geflüchteten Verbrecher in Mexiko aufstöbern und über die Grenze bringen.«
»Genauso ist es, Donovan. Ich übergebe Ramirez der amerikanischen Gerichtsbarkeit, damit er seine verdiente Strafe erhält. Der Galgen ist diesem Hundesohn sicher.«
»Und dafür wollen Sie 10000 Bucks ausspucken?«, fragte Frank kopfschüttelnd. »Das verstehe ich nicht so richtig, Hutchinson. Was steckt noch dahinter?«
»Sie zählen wohl immer eins und eins zusammen, nicht wahr?«, entgegnete der Großrancher. »Okay, es gibt einige persönliche Dinge, die diesen Halunken betreffen. Ich habe meine Gründe und möchte darüber nicht sprechen.«
Frank Donovan leerte sein Glas. »Das schmeckt mir nicht, Mr. Hutchinson«, gab er offen zu. »Ich muss alles wissen, wenn ich Kopf und Kragen riskieren soll. Und wie mir scheint, liegen da noch einige Punkte völlig im Dunkeln, oder täusche ich mich?«
Der Big Boss lehnte sich zurück. Etwas wie Hochachtung lag in seinem Blick, als er sein Gegenüber musterte. »Okay«, stieß er heiser hervor und räusperte sich. »Gut, Donovan, wir spielen mit offenen Karten.« Der Cattle King schenkte die beiden Gläser voll. Seine Hand umschloss sein Glas, als wollte er es zerdrücken. »Ramirez spielte mir übel mit. Er entführte meine Tochter von der Ranch. Drei meiner Leute wurden von dem Bastard wie räudige Straßenköter abgeknallt. Er nahm Clivia mit Gewalt. Ich musste 5000 Dollar Lösegeld bezahlen, um mein Kind wieder in die Arme schließen zu können. Der mexikanische Hundesohn konnte entkommen. Das alles wurde geheim gehalten. Nur der Sheriff und der US-Marshal wussten, wie übel der Halunke meiner Tochter mitgespielt hatte. Ich bitte Sie, darüber Stillschweigen zu bewahren.«
Nun wusste Frank Donovan, warum der Big Boss den Mexikaner bis aufs Blut hasste und diese riesige Prämie zahlen wollte, um Ramirez in seine Hände zu bekommen. »Von mir wird niemand etwas erfahren«, sicherte Frank zu. »Wann ist das alles geschehen?«
»Vor zwei Wochen. Sie hielten sich nicht in der Gegend auf und konnten von diesem Höllenspuk nichts wissen.«
»Ich war in Tucson«, entgegnete Donovan. »Hierher führte mich mein Trail nur zufällig. Eigentlich wollte ich weiter nach Nogales, um dort einen alten Freund zu treffen.«
Sam Hutchinson nickte ungeduldig. »Nehmen Sie den Job an?«
»Einverstanden«, erklärte Donovan. »Wie wär's mit einer kleinen Anzahlung? Ehrlich gesagt, ich habe heute meinen letzten Dollar beim Poker verloren.«
Der Großrancher griff in seine Jackentasche und zog ein Bündel Geldscheine hervor. »Das sind 500 Bucks, Donovan. Das wird genügen, um alle Kosten zu decken. Schließlich müssen Sie sich gut ausrüsten. Und nehmen Sie den Auftrag nicht auf die leichte Schulter. Mario Ramirez ist ein ernst zu nehmender Gegner, der wie kaum ein zweiter zu kämpfen versteht. Ich schickte dem Bastard schon drei gute Männer hinterher. Keiner schaffte es, Ramirez einzufangen. Er ist mit allen Wassern gewaschen und kennt alle Tricks. Nun setze ich alle Chips auf Sie, Donovan.«
»Ich habe noch niemals einen Gegner unterschätzt«, erwiderte der großgewachsene Mann. »Darum lebe ich immer noch. Und ich habe vor, noch einige Zeit auf dieser schönen Erde zu bleiben.«
Sam Hutchinson reichte Donovan die Hand. Der Druck war fest, fast herzlich. »Wann wollen Sie losreiten?«, fragte der Big Boss.
»Bei Sonnenaufgang. Ich lege mich gleich in die Falle, um ein paar Stunden an meiner Matratze zu horchen. Vorher sollten Sie mir aber noch einige Tipps geben, wo ich Ramirez suchen soll. Außerdem brauche ich eine genaue Beschreibung dieses Halunken.«
»Sie erhalten alle Einzelheiten von mir, Donovan«, sagte der Rancher. Und Frank sah Hutchinson an, dass er sich freute, ihn für den Auftrag gewonnen zu haben.
Ein Tag war vergangen ...
Frank Donovan war umgeben von ödem, unfruchtbarem Land. Tafelberge ragten rötlich schimmernd gegen den blauen Himmel. Die Sonne sengte auf den einsamen Reiter nieder, der zwischen Kakteen und Mesquite-Büschen einem schmalen Trail folgte.
Die mexikanische Grenze lag hinter Donovan, die Oro Blanco Mountains lagen zu seiner Rechten. Vor einigen Stunden hatte er den Poirero Creek überschritten, der in Arizona in den Santa Cruz River mündete.
Nach Sam Hutchinsons Angaben musste sich Mario Ramirez in Casita, einem kleinen mexikanischen Kaff, aufhalten. Wenigstens war der Outlaw dort zuletzt gesehen worden.
Frank hoffte, bis Sonnenuntergang die Ortschaft zu erreichen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die schweißverklebte Stirn. Unter den Achselhöhlen und auf den Oberschenkeln der speckigen Jeans zeichneten sich dunkle Flecken ab.
Donovan tätschelte seinem hochbeinigen Braunen den schlanken Hals und murmelte: »Vorwärts, mein Guter, wir schaffen das schon. Du bekommst auch eine Extraportion Hafer, sobald wir unser Ziel erreichen. Und ich freue mich schon jetzt auf ein saftiges Steak und auf einen scharfen Drink.«
Stunden vergingen. Die Sonne hatte längst den Zenit überschritten. Die Tageshitze nahm ab. Trotzdem fühlte sich Frank Donovan noch immer wie aus dem Wasser gezogen. Unter einigen Cottonwoods legte er eine Pause ein und trank aus seiner Wasserflasche. Den Rest schüttete er in den Stetson und ließ seinen Braunen saufen.
Donovan wollte sich in den Sattel ziehen, um seinen Ritt fortzusetzen. Da näherte sich trommelnder Hufschlag. Er sah drei Reiter, die hinter einem Kakteenwäldchen auftauchten, die Pferde zügelten und sich orientierten. Dann hielten sie auf Frank zu. Sein Körper straffte sich. Hart und kantig reckte er das Kinn nach vorne. Die drei Männer zügelten zehn Yards entfernt ihre abgehetzten Pferde.
Frank Donovans Hand senkte sich auf den Revolverkolben, als er die drei Männer forschend musterte.
Es waren Mexikaner, dunkelhäutige Typen, stoppelbärtig, mit riesigen Sombreros und Patronengurten um den Schultern. Ihre Kleidung wirkte abgenutzt und war an einigen Stellen zerrissen.
Donovan brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass er drei Banditos vor sich hatte, die in ihm eine leichte Beute sahen. »Buenas tardes, Señor!«, rief einer der Mexikaner und grinste breit. Auch die beiden anderen Halunken zeigten lächelnd ihr lückenhaftes Gebiss.
Frank ließ sich nicht täuschen. Ihm entging nicht der lauernde und kalte Ausdruck in den Augen der drei Männer. »Was wollt ihr?«, antwortete er auf Spanisch. »Tut mir leid, ich habe weder Tequila noch Tabak und bin auch sonst mit keinen großen Reichtümern gesegnet. Ihr solltet weiterreiten!«
»Warum so unfreundlich, Amigo mio?«, sagte der Sprecher des Trios und strich über seinen riesigen, schwarzen Schnurrbart, der einer Bürste ähnelte. »Uns gefällt dein Pferd, Compadre. Wir wollen es dir abkaufen.«
Frank ahnte längst, dass die drei Mexikaner ein höllisches Spielchen aufziehen wollten. »Das ist unverkäuflich«, erwiderte Frank. »Reitet weiter, Amigos. Außer heißem Blei gibt es bei mir nichts zu erben!«
Das war deutlich. Die drei Bandoleros zuckten zusammen. Das blitzende Lächeln schwand aus ihrem Gesicht. Die Mexikaner schwangen sich von den Pferderücken und stellten sich nebeneinander auf. »Willst du es wirklich mit uns aufnehmen, Gringo?«
»Habe ich eine andere Wahl?«, fragte Frank Donovan zurück. »Ohne Pferd bin ich in dieser Einöde verloren. Was soll's, Amigos. Bringen wir's hinter uns!«
Seine Worte beeindruckten die drei Kerle. Sie schienen für einen Moment zu zögern, denn sie fühlten die Furchtlosigkeit und die Härte ihres Gegenübers. Dann aber krümmten sich ihre Körper zusammen. Die Hände schraubten sich um die Kolben der Revolver. Es gab kein Zurück mehr!
Frank Donovan wusste, dass er alles geben musste, um dem Satan von der Schippe zu springen.
Der Atem des Todes umfing die vier Männer. Sie belauerten sich, wachsam, kampfbereit.
Frank lächelte grimmig. Er wusste, dass er mit seinem Revolver zaubern konnte. Schon mehr als einmal hatte ihn seine schnelle Hand vor dem sicheren Tod gerettet.
Die Mexikaner zogen! Sie verstanden ihr Handwerk, waren schnell, und doch hatten sie gegen Frank Donovan nicht den Hauch einer Chance.
Franks Waffe bellte dreimal kurz hintereinander auf. Die Schüsse klangen wie ein einziger. Und der großgewachsene Americano konnte es sich sogar noch erlauben, die mexikanischen Bandoleros zu schonen. Er schoss nicht mitten ins Leben, sondern verwundete die Outlaws nur.
Die Getroffenen ließen ihre Revolver fallen, jaulten wie getretene Hunde auf und taumelten zurück. Blut tropfte aus den Jackenärmeln hervor. Kalkweiß schimmerten die Gesichter der Mexikaner. Sie stöhnten und jammerten.
»Ich hatte euch gewarnt, Muchachos«, stieß Frank hervor. »Seid nur froh, dass ich heute nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden bin. Los, packt euch. Solltet ihr mir nochmals unter die Augen treten, dann schicke ich euch zur Hölle!«
Die Verwundeten atmeten erleichtert auf. Die panische Angst verlor sich aus den verzerrten Gesichtern. Sie wankten zu den Pferden und hatten große Mühe, mit den durchschossenen Revolverarmen in die Sättel zu gelangen. Sie schielten zu Frank hinüber, der blitzschnell die verschossenen Patronen in seinem Colt ersetzt hatte. »Haut ab!«, fauchte er. »Es soll euch eine Lehre sein!«
Die Bandoleros trieben ihre Pferde an. Bald war nur noch eine große Staubwolke von den Halunken zu sehen.
Frank setzte seinen Ritt fort. Er achtete nun besser auf seine Umgebung, denn er wollte in keinen Hinterhalt reiten. Er verwünschte sich, weil er den Mistkerlen die Gewehre gelassen hatte. Er hoffte aber, dass die Banditos vorerst genug hatten und zu einem Doc ritten, um sich verarzten zu lassen.
Weitere zwei Stunden vergingen. Die Sonne ging in einem flammenden Feuermeer unter, als er die ersten Häuser des kleinen mexikanischen Dorfs vor sich sah.
Donovan zügelte sein Pferd, das in den letzten Minuten zügiger getrabt war. Anscheinend witterte das treue Tier Wasser und Futter in der nahen Stadt. Seit Stunden hatte der einsame Reiter überlegt, wie er Mario Ramirez stellen konnte. Frank glaubte nicht daran, dass der mexikanische Verbrecher seelenruhig in Casita saß und auf die Jäger wartete, die ihm Sam Hutchinson immer wieder auf den Hals hetzte. »Vielleicht ist Ramirez längst weitergeritten«, murmelte er. »Es ist aber auch gut möglich, dass er einige Amigos in dem Kaff hat, die ihm die Ankunft eines jeden Americanos melden.« Durch Franks Körper ging ein Ruck. Er zupfte am Zügel und ließ seinen hochbeinigen Braunen angehen. Die Schatten der Nacht legten sich über das öde Land.
Casita bestand aus knapp einem Dutzend Häusern, die fast alle aus Adobe erbaut waren. Die Casas und Cabanas gruppierten sich um einen kleinen Marktplatz.