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Sie waren einmal erbitterte Feinde, aber inzwischen sind sie die besten Freunde geworden, die man sich nur vorstellen kann: Frank Donovan aus Arizona und Mario Ramirez, der dicke, unverwüstliche Mexikaner. Sie sind unterwegs nach Tombstone, als sie plötzlich mitten in eine wilde Schießerei hineingeraten.
Vier Halunken haben einen Reverend mächtig in die Zange genommen, aber dieser fromme Mann kann offensichtlich mit der Winchester ebenso gut umgehen wie mit der Bibel. Und der kauzige Prediger sorgt auch noch für eine Reihe anderer verblüffender Überraschungen ...
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Seitenzahl: 137
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Drei wildverwegene Teufelskerle
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Impressum
Drei wildverwegeneTeufelskerle
Von Frank Callahan
Sie waren einmal erbitterte Feinde, aber inzwischen sind sie die besten Freunde geworden, die man sich nur vorstellen kann: Frank Donovan aus Arizona und Mario Ramirez, der dicke, unverwüstliche Mexikaner. Sie sind unterwegs nach Tombstone, als sie plötzlich mitten in eine wilde Schießerei hineingeraten.
Vier Halunken haben einen Reverend mächtig in die Zange genommen, aber dieser fromme Mann kann offensichtlich mit der Winchester ebenso gut umgehen wie mit der Bibel. Und der kauzige Prediger sorgt auch noch für eine Reihe anderer verblüffender Überraschungen ...
»Was nützt es uns, wenn wir reiche Burschen sind, die nicht jeden Dollar zweimal umdrehen müssen, ehe sie ihn ausgeben? Nichts, einfach nichts, Amigo Frank. Caramba, wir irren durch diese Wildnis, anstatt uns einen Drink durch die Kehle zu jagen oder einer rassigen Schönen zu zeigen, dass wir richtige Männer sind.«
Mario Ramirez schnappte nach Luft. Nach seinen Begriffen war das eine mächtig lange Rede gewesen.
Der dicke Mexikaner zeigte seine nikotinbraunen Zähne und grinste bissig. Sein tiefschwarzer Schnurrbart erinnerte an eine Bürste.
Er blickte zu seinem Freund und Partner Frank Donovan hinüber, mit dem er seit Stunden Bügel an Bügel ritt.
Der blauäugige und großgewachsene Mann mit dem braungebrannten Gesicht und den tiefen Falten um die Mundwinkel lächelte humorvoll und nickte seinem dicken Begleiter kurz zu.
»Warum regst du dich alle zwei Meilen immer wieder darüber auf, Mario? Ich kann dir im Moment nicht helfen, das weißt du genau. Hättest du den Vorrat an Whisky und Tequila nicht klammheimlich ausgepichelt, könnten wir hin und wieder einen zur Brust nehmen.«
Der dicke Mexikaner blähte beide Backen auf, als wolle er sie zum Platzen bringen. Als er die Luft ausstieß, klang es, als würde eine altersschwache Lokomotive zu sehr unter Dampf stehen.
»Du hältst mich also für eine heimliche Schnapsdrossel, Americano«, prustete er. »Caramba, elender Gringo, das lasse ich mir nicht gefallen. Seit vielen Stunden suche ich eine Flasche, die noch in meiner Satteltasche sein müsste. Die Bottle ist spurlos verschwunden. Und ich verdächtige dich, sie entweder ausgetrunken oder versteckt zu haben, Frank.«
Das dunkelgetönte Gesicht des Mexikaners mit den fleischigen Hängebacken verfinsterte sich noch mehr, als er den Freund und Partner grinsen sah.
»Wir sind in spätestens drei Stunden in Tombstone, Dicker. Und dort machen wir ein Fass auf. Ist doch klar. Jetzt solltest du die Klappe halten.«
Mario Ramirez schnaufte wie ein wildgewordener Stier und rollte wütend mit den dunklen Augen. Frank Donovan reagierte nicht. Er kannte den dicken Mexikaner inzwischen so gut, um seine Worte nicht allzu ernst zu nehmen.
Der großgewachsene Mann sah sich um. Hinter den Reitern lagen die Huachuca Mountains. Vor einer knappen Stunde hatten sie den San Pedro River durchfurtet. Rechts von ihnen erhoben sich die Mule Pass Mountains gegen den blauen Himmel, an dem sich kein Wölkchen zeigte.
Die Sonne brannte heiß auf die beiden Männer, als wolle sie ihnen das Mark aus den Knochen ziehen.
Ein wüstenähnliches Gelände umgab die beiden Reiter. Die fernen Berge schimmerten messingfarben. Tafelberge und riesige Felsbrocken reckten sich gegen den Himmel.
Kakteen, verkrüppelte Kiefern und Mesquitebüsche wuchsen im weiten Rund. Klapperschlangen sonnten sich auf Felsbrocken und rasselten warnend, wenn die Reiter ihnen zu nahe kamen.
»Wo ist die Whiskyflasche?«, knurrte Ramirez plötzlich. »Ich weiß genau, dass du sie versteckt hast. Du bist doch mein Amigo, Frank. Nicht wahr?«
Frank Donovan blickte ergeben in die Höhe und schob seinen Stetson in den Nacken. An den Schläfen kam ergrautes Haar hervor. Frank seufzte.
»Natürlich bin ich dein Freund. Das hat aber nichts mit der Whiskyflasche zu tun, Amigo Mario. Ich hab' Sie wirklich nicht. Und nun solltest du Ruhe geben.«
Der schwergewichtige Mexikaner wollte zu einer bissigen Antwort ansetzen, als er und auch Frank Donovan zusammenzuckten.
Schüsse zerrissen die Stille des späten Nachmittags. Die Schussexplosionen wummerten dumpf. Deutlich konnten die beiden Partner Gewehr- und Revolverschüsse unterscheiden.
Frank und Mario sahen sich an.
»Wir sehen nach, was da läuft«, sagte Donovan kurzentschlossen. »Ich wette, dass irgendwelche Banditen dieses Feuerwerk abbrennen. Und ich mag keine Outlaws, die morden und rauben. Famos, alter Fettwanst, wir sehen uns das mal näher an. Auf ein bisschen Abwechslung warten wir schon seit Tagen, nicht wahr?«
Mario Ramirez grinste lässig und zog seine Winchester aus dem Scabbard.
»Si, si, Gringo«, antwortete er. »Vielleicht können wir den Opfern helfen. Und es wäre herrlich, wenn die Hombres 'ne Flasche Whisky oder Tequila mitschleppen würden!«
Frank Donovan und Mario Ramirez sprangen von den Pferden. Ihre Gesichter wirkten angespannt. Die beiden Männer hielten ihre Gewehre schussbereit, als sie einen Hügel hochkletterten, hinter dem noch immer Schüsse peitschten.
Felsbrocken, Salbeibüsche und einige Cottonwoods boten auf der Bergkuppe genügend Deckungsmöglichkeiten.
Die beiden Partner spähten auf das vor ihnen liegende Gelände und sahen ungefähr fünfzig Yards entfernt einen hageren, fast dürren Mann, der hinter einem Felsbrocken hockte und jetzt das Feuer auf vier maskierte Kerle erwiderte, die sich anschlichen.
Der Hagere trug einen Predigerrock, der fast bis auf den Boden reichte.
»Heiliger Rauch«, murmelte Donovan. »Ein Mann Gottes, und der Hombre steckt bis zur Kinnspitze in der Klemme.«
Mario Ramirez verzog das Gesicht und senkte den Lauf seiner Winchester. »Der Schwarzrock braucht unsere Hilfe nicht«, spottete er. »Der hat bestimmt einen Schutzengel.«
»Die Frage ist, ob der geflügelte Freund in der Nähe ist. Und wie es aussieht, vertraut der Gottesmann mehr auf sein Gewehr als auf die Hilfe des Herrn.«
So war es auch.
Die Winchester des Predigers spuckte Feuer und Blei. Einer der Outlaws taumelte hinter einem Felsbrocken hervor, drehte sich halb um die eigene Achse und kippte aufschreiend zu Boden, wo er regungslos liegen blieb.
Das Gewehr- und Revolverfeuer der drei Maskierten verstummte. Anscheinend waren sie geschockt, dass einer ihrer Kumpane tödlich getroffen worden war.
»Prächtig, prächtig«, lobte Ramirez. »Wenn der Schwarzkittel so weiterkämpft, brauchen wir gar nicht einzugreifen.«
Frank Donovan schüttelte den Kopf. Er sah, dass sich die drei maskierten Banditen trennten. Ihre Absicht war klar: Sie wollten den Gegner von drei Seiten angreifen. Und dann war es mit dem Prediger aus und vorbei.
Der Mann im schwarzen Rock zog sich einige Pferdelängen zurück und lud seine Winchester. Erneut schoss er auf die näher schleichenden Banditen, konnte aber keinen Treffer mehr anbringen.
Dafür wehte ihm eine heiße Bleisaat entgegen, die ihn immer öfter in Deckung zwang.
Frank nickte dem mexikanischen Freund zu.
»Packen wir's an, Amigo«, murmelte er. »Und ich wette jeden Betrag, dass die drei Kerle gleich wie Hasen laufen, hinter denen ein ganzes Rudel Jagdhunde her ist.«
Frank und Mario feuerten.
Und es zeigte sich sehr schnell, dass Donovan die Wette spielend gewonnen hätte. Die drei maskierten Halunken liefen, als wäre der Satan persönlich aufgetaucht.
Die Mistkerle hatten gegen die auf der Bergkuppe liegenden Männer keine Chance. Einer der Fliehenden bekam eine Kugel im Oberschenkel ab und hinkte hinter den Fliehenden her.
»Es genügt«, meinte Donovan und senkte den rauchenden Lauf seiner Winchester. Mario feuerte eine letzte Kugel ab, die aber keinen der Maskierten traf, sondern sich nur an einem Felsbrocken plattschlug.
Die drei Banditen erreichten ihre Pferde, kletterten in die Sättel und jagten davon. Bald war von ihnen nur noch eine Staubwolke zu sehen, die sich träge zu Boden senkte.
Der Prediger stand hinter seiner Deckung auf und blickte zu den beiden Freunden hoch, die sich erhoben hatten und winkten. Der dürre Mann winkte zurück.
Mario und Frank holten ihre Pferde und ritten zu dem Mann im schwarzen Rock, der das Gewehr gegen einen Felsbrocken lehnte und den Reitern erwartungsvoll entgegenblickte.
In seinem asketischen Gesicht zuckte kein Muskel. Die hellen Augen strahlten tiefen Ernst aus. Der Mund glich einem Strich, so sehr presste der Prediger die Lippen zusammen.
Frank Donovan und Mario Ramirez sprangen aus den Sätteln. Der Schwarzgekleidete hob beide Hände. Marios Gesicht verzog sich in stummer Abwehr, als der Prediger salbungsvoll sagte:
»Seid mir gegrüßt, meine Brüder. Ich danke euch auch im Namen des Herrn. Ihr habt mein Leben gerettet oder wenigstens schweren Schaden von meiner sterblichen Hülle abgewendet. Mein Name ist Hal Walker, und ich bin ein Mann Gottes, der das Wort verkündet, das unsere Seelen erfrischt und uns dem Himmel mit all seiner Herrlichkeit näherbringt. Ich danke euch nochmals, dass ihr mein Leben gerettet habt.«
Frank warf dem dicken Mexikaner einen warnenden Blick zu, der den Prediger wie ein Ochse anglotzte, neben dem gerade ein Blitz eingeschlagen hatte.
»Es war selbstverständlich, dass wir dir halfen, Hal«, sagte Donovan. »Für einen Mann Gottes scheinst du aber ein sehr gefährliches Leben zu führen. Und wenn du mit der Bibel auch so gut umzugehen verstehst, wie mit dem Gewehr, dann bist du ein großer Prediger.«
Die Andeutung eines Lächelns huschte über das hagere Gesicht des dürren Mannes. Er lüftete für einen Moment seinen Hut, der einem Zylinder glich, und strich eine Strähne seines silbern glänzenden Haares aus der Stirn.
»Der Herr mag mir verzeihen, dass ich meine Hand gegen einen Mitmenschen erhoben habe«, murmelte Hal Walker. »Doch schon der Herr spricht: Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
Mario starrte den Prediger noch immer aus geweiteten Augen an, als habe er ein seltenes Insekt vor sich.
»Ich heiße Frank Donovan. Der Dicke ist mein Freund Mario Ramirez. Wir sind auf dem Weg nach Tombstone.«
»Dann können wir den Rest des Weges gemeinsam zurücklegen, denn auch mein fernes Ziel ist die wilde Stadt, in der die Sünde herrscht. Wenn ihr beide einverstanden seid, meine Brüder, dann würde ich gerne mit euch reiten.«
Mario leckte sich über die Lippen und schien an seiner Frage ersticken zu wollen, die ihm schon seit einigen Minuten auf der Zunge brannte.
»Hast du vielleicht 'nen guten Schluck dabei, Prediger?«, fragte er und wischte über seine rissigen Lippen. »Ich könnte 'nen Drink gebrauchen.«
Hal Walker lächelte sanft.
»Natürlich, mein Sohn. Für dein leibliches Wohl ist gesorgt. Ich muss nur zuerst meine Kleopatra holen.«
»Wen ...?«, fragten Frank und Mario wie aus einem Mund.
Der Prediger sah die beiden Partner tadelnd an.
»Kleopatra, so habe ich mein Pferd getauft.«
»Den Namen habe ich noch nie gehört«, murmelte der dicke Mexikaner und schüttelte den Kopf. »Heiliger Hosenträger, zuerst hatte ich gedacht, dass es sich um eine neue Whiskymarke handelt.«
Hal Walker lächelte verhalten.
»Kleopatra war vor vielen hundert Jahren einmal eine mächtige Königin in einem fernen Land namens Ägypten.«
Der schwergewichtige Mario kratzte sich am Kopf.
»Ich kenne weder solch eine Provinz noch einen Staat in Mexiko oder im Land der Americanos. Was es nicht alles gibt, Prediger.«
Mario Ramirez leckte erneut über seine Lippen. Er sah sich um und entdeckte ein klappriges Pferd hinter einem Felsen, das den Kopf gesenkt hatte und an den spärlichen Gräsern zupfte.
»Ich hole den Klepper, Hal«, sagte Mario eifrig und stiefelte davon. Und kurze Zeit später zerrte er den Gaul hinter sich her, der nun widerwillig Huf vor Huf setzte.
»Was ist mit dem Schluck?«, krächzte der Dicke. »Mann, o Mann, ich verdurste.«
»Schon gut, mein Sohn!«, rief der Prediger und nahm eine Flasche vom Sattelhorn. »Du solltest aber langsam trinken, damit es deinem Magen auch gut bekommt.«
Mario Ramirez grinste und riss Hal Walker den Behälter aus den Händen. Nachdem er den Schraubverschluss geöffnet hatte, setzte er die Flasche an die Lippen und begann zu trinken.
Doch schon nach dem ersten Schluck nahm er die Flasche vom Mund. Der Mexikaner würgte. Seine Augen weiteten sich. Er spuckte alles wieder aus, was er im Mund hatte.
»Schmeckt es dir nicht, mein Sohn?«, fragte Hal Walker mit maskenstarrem Gesicht und schüttelte verwundert den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
Mario Ramirez würgte noch immer. Sein Gesicht nahm die Farbe von Holzasche an. Frank Donovans Rechte senkte sich auf den Griff seines Revolvers.
»Wenn du meinen Partner vergiften willst, dann kannst du was erleben!«, schimpfte er.
»Vergiften? Würdest du mir so etwas zutrauen?«, antwortete Hal Walker und blickte interessiert den dicken Mexikaner an, der noch immer würgte und keuchte.
»Was ist in der Flasche?«, wollte der großgewachsene Frank Donovan wissen.
»Milch«, entgegnete der Prediger. »Milch, sonst nichts. Das ist ein sehr bekömmliches Getränk, denn sonst würden es Babys und kleine Kinder nicht erhalten.«
»Milch?«, staunte Donovan. »Herr im Himmel. Das ist noch schlimmer als Gift für meinen Freund. Jetzt verstehe ich auch, warum er sich so anstellt.«
Mario Ramirez keuchte noch immer und war nicht fähig, auch nur einen Ton von sich zu geben.
Der Prediger lächelte verschmitzt.
»Was hat denn dein Freund erwartet? Wasser?«
»Das ist genauso schlimm«, behauptete der Americano. »Marios Magen verträgt nur Whisky oder Tequila. Alles andere bringt ihn um, wie du sehen kannst.«
»Whisky, Tequila«, quetschte Walker mühsam hervor. »Tequila und Whisky.«
Die Worte klangen wie ein Fluch.
Der Prediger reckte beide Arme gegen den Himmel, als wolle er eine Klage beginnen.
»Ich trinke niemals von diesem Teufelszeug!«, schrie er dann. »Alkohol vergiftet den Körper und die Seelen der Menschen. Sie sind ein Fluch, eine Geißel der Menschheit!«
Hal Walkers asketisches Gesicht glühte vor Eifer. Noch immer fuchtelte er mit den Händen. Er setzte erneut an, um über das verderbliche Laster Alkohol zu sprechen, als Mario Ramirez endlich wieder die Sprache fand.
»Caramba caracho!«, brüllte er. Der Dicke winkelte beide Arme an. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Und so marschierte Mario auf den Prediger zu, dessen Gesicht einen fassungslosen Ausdruck annahm.
Hal Walker wich langsam zurück, während der schwergewichtige Mexikaner vorwärtsstiefelte und dabei fluchte, dass sogar ein abgebrühter Mulitreiber heiße Ohren bekommen hätte.
Und es sah in diesen Sekunden so aus, als wolle der dicke Mexikaner den schwarzberockten Prediger ungespitzt in den Boden schlagen.
Frank Donovan kannte seinen Amigo Mario genau und wusste daher, dass der Mexikaner nicht bluffte. Ramirez fühlte sich von dem Prediger mächtig auf den Arm genommen, um es einmal so auszudrücken.
Und Frank schaltete schnell, wusste er doch, dass es nur ein Mittel gab, um den Freund von seinem Vorhaben abzubringen.
Er hetzte zu seinem Pferd, öffnete die rechte Satteltasche und begann in ihr zu wühlen. Währenddessen sauste der Prediger davon, gefolgt von dem dicken Mexikaner, der wie am Spieß schrie und Hal Walker alle Höllenqualen androhte.
Endlich fand Donovan die Whiskyflasche, die er als stille Reserve schon vor einigen Tagen vor seinem trinkfesten Compadre in Sicherheit gebracht hatte.
»Bleib stehen, du verdammter Narr!«, kreischte Frank und rannte hinter dem dicken Amigo her, der in diesem Moment den Schwarzrock eingeholt hatte.
Hal hatte auch noch Pech, denn er stolperte über einen kopfdicken Steinbrocken, setzte sich recht unsanft auf sein Sitzleder und quiekte dabei wie ein Schweinchen, das den Fleischer heranmarschieren und sein Ende nahen sah.
»Mario!«
Der bullige Mexikaner senkte seine Fäuste und stützte dann beide Hände auf den Speckring um seine Hüften. Langsam wandte er sich seinem Freund zu, der mit der Flasche wedelte.
»Gib her, zum Henker!«, brüllte Mario Ramirez. »Das ist bestimmt die Flasche, die ich seit einiger Zeit vermisse. Caramba, du bist schon ein ganz großer Schuft, Americano.«
Der Mexikaner riss Frank die Whiskyflasche aus der Hand, schlug gegen den Boden und zerrte den Korken mit den Zähnen aus dem Flaschenhals.
Und dann gurgelte es nur noch. Der Inhalt der Bottle nahm beträchtlich ab.
Hal Walker quälte sich mit schmerzverzogenem Gesicht auf die Beine und klopfte Staub, Erde und Grashalme von seinem Predigerrock. Fassungslos starrte er auf den Dicken, der noch immer die scharfe Pumaspucke in sich hineinlaufen ließ.
Endlich hielt Mario inne. Er schnaufte zufrieden, leckte über seine Lippen, während sein Gesicht einen verklärten Ausdruck annahm. Frank nutzte diese Gelegenheit, um dem Freund die Flasche aus der Hand zu nehmen.
»Prächtig, prächtig«, seufzte der Mexikaner. »Das hat gut getan. Das lasse ich mir gefallen.«
Er starrte plötzlich den Prediger wütend an.
»Pah, Milch. Das glaubst du doch selbst nicht, Schwarzkittel. Du wolltest mich vergiften.«
Hal Walker schüttelte erschüttert den Kopf. Seine Zähne mahlten. Die Lippen bebten.
»Der Herr möge dir vergeben, mein Sohn«, murmelte er dann. »Auch ich verzeihe dir.«
Mario Ramirez beruhigte sich wieder und schielte auf die Flasche in Franks Hand.
»Kommt nicht in Frage, Dicker«, erklärte der großgewachsene Mann. »Wir reiten weiter. Der Rest ist für mich.«
»Versündige dich nicht mit losen Redensarten!«, rief der Prediger, als der dicke Mexikaner Luft holte. »Du darfst den Herrn ...«
»Ach, halte die Klappe!«, fauchte Mario. Er marschierte zu seinem Pferd und kletterte in den Sattel. Ohne Frank und dem Prediger noch einen Blick zu gönnen, ritt er los.
»Was habe ich nur falsch gemacht?«, fragte Hal Walker mit flehendem Gesichtsausdruck. Frank sah es aber in den hellen Augen des hageren Mannes verdächtig funkeln.