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Im der kleinen Arizona-Stadt Mescal ist ein Unschuldiger zum Tode verurteilt worden. Charly Slade ist sein Name. Nur ein Wunder kann ihn noch vor dem Galgen retten.
Und da kommen drei Männer. Der große Arizona-Mann Frank Donovan, der dicke Mexikaner Mario Ramirez und der ehemalige Prediger Hal Walker.
Die drei kennen den Todeskandidaten nicht, haben auch noch nie von ihm gehört. Aber schon bald nehmen sie für den unglückglichen Charly den Kampf auf ...
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Seitenzahl: 139
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Wir reiten für Charly
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Impressum
Wir reiten für Charly
Von Frank Callahan
Charly Slade hat alle Hoffnung verloren. In der kleinen Stadt Mescal ist er zum Tode verurteilt worden, und nur ein Wunder kann ihn noch vor dem Galgen retten.
Auch wenn die Lage sehr ausweglos scheint, ist Hilfe bereits unterwegs!
Drei Männer kommen in die Stadt geritten: der große Arizona-Mann Frank Donovan, der dicke Mexikaner Mario Ramirez und der ehemalige Prediger Hal Walker.
Die drei kennen Charly zwar nicht, haben auch noch nie von ihm gehört, aber schon bald nehmen sie für den unglücklichen Mann den Kampf auf ...
Charly Slades Fäuste wirkten wie zwei Vorschlaghämmer. Der muskulöse Körper barg die Kräfte eines Bären. Das Gesicht des ehemaligen Preisboxers spiegelte unbeugsame Entschlossenheit, als er aufstand und langsam auf Ted Barnes zustiefelte.
Im Cattlemen Saloon von Mescal/Arizona wurde es totenstill. Nur einige Gäste schnauften in wilder Vorfreude auf das zu erwartende Schauspiel.
Slade blieb vor dem bulligen Ted Barnes stehen, der spöttisch grinste, keinen Inch zurückwich und an einen Fels in der Brandung erinnerte.
Charlys rauchgraue Augen fixierten Barnes scharf. In seinem breitflächigen Gesicht zuckte kein Muskel. Nur der buschige Schnurrbart, der nach Texanerart bis übers Kinn hing, schien sich plötzlich zu sträuben.
»Niemand auf dieser lausigen Welt darf mich ungestraft einen verdammten Bastard nennen!«, stieß Slade hervor. »Auch du nicht, Barnes. Du schon gar nicht, denn wenn es einen Bastard im Umkreis von hundert Meilen gibt, dann bist du dieser Hundesohn!«
Charly Slades Worte verklangen.
Ted Barnes wich nun doch einen Schritt zurück. Sein Gesicht erinnerte an einen Ziegelstein. Eine Narbe auf seiner braungebannten Stirn fing zu pulsieren an.
Das spöttische Grinsen um seine Mundwinkel verwischte. Hasserfüllt funkelten die dunklen Augen des mächtigen Ranchers, dem über zehntausend Rinder auf der Weide gehörten und der mehr als fünfzig Reiter in die Sättel bringen konnte.
»Gut, Slade«, zischte Barnes. »Dieser Kampf lässt sich wohl nicht länger aufschieben. Wir beide sind füreinander bestimmt. Schon seit einigen Jahren. Wir tragen es aus. Mit den Fäusten, hier an Ort und Stelle.«
Charly Slade nickte bedächtig.
»Einverstanden, Barnes. Es muss sein, dass es nicht in deinen verdammten Hohlschädel hinein will, dass wir beide in gut nachbarlicher Gemeinschaft leben können. Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand, möchtest alles in den Staub stampfen, was sich dir in den Weg stellt. Gut, wir tragen es aus. Dieser Tag musste einmal kommen!«
Ted Barnes nickte mehrmals und öffnete die Schnalle seines Revolvergurts. Charly folgte seinem Beispiel. Achtlos schoben die beiden Männer die Revolvergürtel mit den Füßen zur Seite.
Noch immer herrschte eine erdrückende Stille in der Schenke. Mehr als zwei Dutzend Männer starrten auf die beiden Gegner, die nun die Arme anwinkelten und sich lauernd zu umkreisen begannen.
Ted Barnes senkte den Kopf und schob seine mächtigen Schultern vor. Und gewiss war der reiche Cattle King stark genug, um einem Kalb mit einem Schlag das Genick zu brechen.
Barnes hob seine Fäuste noch höher und stürmte vorwärts. Der Angriff kam schnell. Obwohl Charly Slade darauf vorbereitet war, wurde er überrascht und konnte den Schlag unters Kinn nicht abwehren.
Slade taumelte zurück. Er brummte dabei wie ein Bär, dem ein sicher geglaubter Lachs aus den Tatzen gerutscht war.
Und dann griff Charly Slade an.
Er knallte dem Rancher einen Schwinger auf den Kinnwinkel unterhalb des Ohres, traf mit der Linken auf die Leberpartie des Gegners.
Charly hatte das Gefühl, sich seine Fäuste an einem Felsen zu zerschlagen. Der Schmerz zuckte seine Arme entlang bis in die Schultern.
Dann aber kam Barnes einige Male knochenhart und sehr trocken durch. Er trieb Charly mit gewaltigen Schlägen vor sich her, fegte ihn mit einem Schwinger von den Beinen.
Charly Slade sprang sofort wieder auf.
Beide Kämpfer waren schon nach wenigen Minuten im Gesicht gezeichnet. Sie schnappten keuchend nach Luft und stöhnten vor Schmerzen.
Die Kleidung der Kämpfer war an einigen Stellen zerrissen. Die Männer bluteten aus Rissen, Platzwunden und Abschürfungen.
Wieder prallten die beiden unerbittlichen Gegner aufeinander.
Charly traf Barnes von unten aufwärts am Kinn. Er legte seine ganze Kraft in diesen Schlag. Ted Barnes taumelte zurück, wirkte angeschlagen und benommen.
In Ted Barnes Augen trat ein staunender und zugleich besorgter Ausdruck. Doch dann stieß der mächtige Rancher einen wilden Schrei aus und stürmte nochmals vorwärts.
Damit war Ted Barnes' Niederlage besiegelt.
Er lief genau in eine gestochene Gerade des Gegners hinein. Und Barnes hatte das Gefühl, dass ihm der Kopf von den Schultern gerissen würde.
Der Cattle King taumelte haltlos zurück, knickte ein und kniete nun vor Charly Slade, der schweratmend und mit hängenden Fäusten vor dem Gegner stehenblieb.
Ein Raunen ging durch den Saloon. Füße scharrten über den mit Sägemehl bestreuten Fußboden. Fluchtartig stürmten die Gäste ins Freie. Keiner wollte den Big Boss zerschlagen am Boden liegen sehen.
Ted Barnes würde niemandem verzeihen, ihn so gesehen zu haben und Zeuge seiner Niederlage geworden zu sein.
Der Cattle King kniete noch immer und kämpfte mit seiner Not. Ein unbändiger Wille, gepaart mit Verzweiflung, ließ Barnes nochmals aufstehen.
»Gib auf, zum Henker!«, krächzte Charly Slade. »Du hast verloren. Der Kampf ist vorbei. Soll ich dich erst zu Brei schlagen, damit du endlich aufgibst?«
Barnes wankte wie ein Betrunkener auf Charly Slade zu. Jeder Halbwüchsige hätte den Rinder-King in diesem Zustand von den Beinen schlagen können.
Charly trat einen Schritt zur Seite. Barnes torkelte vorbei, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Der Verlierer des Faustkampfes blieb keuchend liegen.
»Du bist ein Narr, ein verdammter Narr!«, drang es schwerfällig von Charly Slades Lippen. »Du hast verloren, doch das wird dich nicht davon abhalten, auch weiterhin den wilden und rauen Burschen zu spielen, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Und nun schwebt mein Leben erst recht in großer Gefahr. Irgendeiner deiner bezahlten Revolverschwinger wird mir eine Kugel aus dem Hinterhalt auf den Pelz brennen.«
Charly Slade schwieg. Er hatte dies mehr zu sich selbst als zu dem besiegten Cattle King gesprochen. Der ehemalige Preisboxer, der vor vielen Jahren seinen Lebensunterhalt mit seinen harten Fäusten verdient hatte, wankte auf den Tresen zu.
Auch an Charly war der Kampf nicht spurlos vorübergegangen. Sein Körper schmerzte an vielen Stellen. Die Fäuste waren aufgeschlagen und bluteten an den Knöcheln.
Erst jetzt bemerkte Slade, dass sich kein einziger Gast mehr im Saloon aufhielt. Sogar der Wirt war hinter der Theke verschwunden. Eine dicke Ader schwoll auch Charlys Stirn an.
»Whisky!«, brüllte Slade. »Verdammt, Taylor, wo steckst du? Komm schon raus aus deinem Mauseloch!«
Charly vernahm ein Geräusch und drehte den Kopf. Er sah Ted Barnes, der aufzustehen versuchte, es aber nicht schaffte. Ein heiseres Stöhnen wehte durch den Saloon.
Barnes stützte sich jetzt auf beide Hände und starrte zu seinem Bezwinger hinüber. Der Rancher war noch übler zugerichtet als Slade. Ein Auge hatte sich bereits geschlossen. Blut sickerte zwischen den aufgeschlagenen Lippen hervor.
Da peitschte ein Schuss.
Die Kugel fuhr in Ted Barnes' Brust und riss den Rancher zur Seite. Ein letztes Aufstöhnen, ein kurzes Zucken, dann lag Ted Barnes still und würde sich niemals wieder in seinem Leben aus eigener Kraft erheben.
Das Geschoss eines hinterhältigen Schützen hatte seinem Leben ein schnelles Ende gesetzt.
Alles ging so schnell, dass Charly Slade völlig überrascht war. Er hörte die Schussexplosion, sah Ted Barnes zusammensinken und wirbelte herum. Ein Revolver schlitterte auf ihn zu, prallte gegen den Tresen und blieb vor Slade liegen.
Charly erkannte den Colt als seinen eigenen. Ohne nachzudenken, bückte sich der frühere Preiskämpfer, um die Waffe mit den elfenbeinfarbigen Griffschalen aufzuheben.
In diesem Augenblick stürmten Männer in den Saloon. Sie sahen Ted Barnes regungslos und blutend am Boden liegen und Charly Slade, mit dem Revolver in der Rechten.
Zwei der vier Männer wichen zurück, denn Slade hatte den Coltlauf zufällig auf diese Gents gerichtet. Die beiden anderen Männer knieten sich neben dem toten Cattle King nieder.
»Was geht hier vor?«, dröhnte eine Stimme.
Ricky Power, der Sheriff von Mescal, blieb hinter den ausschwingenden Pendeltüren stehen. Mit einem Blick erfasste er die Situation und wurde bleich.
Power zog seinen Colt aus dem Leder, marschierte auf Charly Slade zu und nahm dem schwergewichtigen Mann das Eisen aus der Hand. Der Sternträger roch kurz am Lauf und nickte, nachdem er festgestellt hatte, dass aus der Waffe erst vor kurzer Zeit geschossen worden war.
Der Gesetzeshüter winkte zwei Männern zu. Die zogen ihre Colts und richteten sie auf Charly Slade.
»Was soll das, Sheriff?«, fragte Slade. »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich auf Barnes geschossen habe! Pfeif die beiden Wachhunde zurück. Jemand feuerte vom Hintereingang auf Ted Barnes. Ich stand hier am Tresen und rief nach dem Wirt. Warum sollte ich den Big Boss erschießen, nachdem ich ihn kurz zuvor mit den Fäusten besiegt hatte?«
Ricky Power musterte den ehemaligen Preiskämpfer und jetzigen Pferderancher mit kühlem Blick.
»Spar' dir deine Lügen, Charly. Ich nehme später alles zu Protokoll. Du bist verhaftet. Der Richter und die Geschworenen werden ein Urteil fällen.«
Slades Körper spannte sich. Ein hartes Lächeln teilte die schmalen Lippen des Sternträgers.
»Wenn du zu fliehen versuchst, Slade, dann schießen meine Leute. Du hast keine Chance.«
Charly schüttelte den Kopf in stummer Abwehr, als könne er das alles nicht begreifen.
»Hältst du mich etwa für einen Schwachkopf?«, brüllte Ricky Power plötzlich los. »Zum Henker, Slade, ich habe doch Augen im Kopf. Da liegt ein Toter auf dem Boden, ein Mann, mit dem du verfeindet bist und den du vorher zusammengeschlagen hast. Du hast einen Revolver in der Hand, aus dem Sekunden vorher geschossen wurde. Ich brauche doch nur eins und eins zusammenzuzählen. Verdammt, Charly, für wie dämlich hältst du mich eigentlich?«
Nun wurde dem einstigen Preisboxer erst so richtig klar, in welch aussichtsloser Klemme er steckte. Alles sprach gegen ihn. Und es gab keine Zeugen, die ihn entlasten konnten.
Dagegen hatten mehrere Männer gesehen, wie er mit dem Colt in der Faust am Tresen gestanden hatte.
»Bringt Slade ins Gefängnis!«, befahl Power. »Achtet gut auf ihn, damit er keinen Fluchtversuch unternimmt.«
Charly fühlte heiße Verzweiflung in sich aufsteigen. Und plötzlich drehte der bullige Mann durch.
Mit einem mächtigen Sprung wischte er die beiden Männer zur Seite, die nach ihm greifen wollten. Zu allem Unglück donnerten die Köpfe der beiden Hilfssheriffs gegeneinander.
Die Deputys stöhnten und brachen haltlos zusammen.
Charly stürmte los. Wie ein wütender Büffelbulle walzte er vorwärts. Zwei Männer sprangen aufkreischend zur Seite. Ein anderer wurde voll von Charlys Faust getroffen. Der Mann taumelte zurück, prallte gegen einen Tisch, den er unter sich begrub.
Ricky Power schlug mit dem Revolverlauf zu. Der erste Hieb radierte an Slades Kopf vorbei und traf nur seine linke Schulter. Der Schmerz schien den bulligen Mann zu lähmen.
Der nächste Hieb traf seinen Kopf.
Slade stand wie erstarrt, rollte nur noch wild mit den Augen. Ein Ächzen drang aus seinem weitaufgerissenen Mund. Dann brach der frühere Preiskämpfer zusammen, schlug hart am Boden auf und blieb bewusstlos liegen.
»Heiliger Rauch«, flüsterte jemand. »Das ist verdammt knapp gewesen, Sheriff. Ein tollwütiger Büffelbulle ist noch harmlos gegen diesen Burschen.«
Ricky Power lächelte grimmig und rammte sein Eisen ins Leder. Er hob seinen Stetson auf, der ihm vom Kopf gerutscht war, und stülpte ihn auf seinen fast haarlosen Schädel.
Der Sternträger starrte dumpf auf den bewusstlosen Slade und sah dann seine beiden Gehilfen hart an, die sich mühsam und stöhnend aufrappelten und die Köpfe senkten, als sie die wütenden Blicke ihres Herrn und Meisters sahen.
»Bringt ihn ins Jail, ihr Pfeifen!«, schimpfte Power. »Und wenn ihr euch in Zukunft noch mal so dämlich anstellt, seid ihr die längste Zeit meine Deputys gewesen!«
Die beiden Männer packten den Bewusstlosen unter den Achselhöhlen und schleiften ihn ins Freie. Der Ordensträger kniete sich neben Ted Barnes nieder und schloss dem Toten die Augen.
»Du verständigst den Sargmacher, Jimmy. Und du reitest zur Barnes-Ranch, Tobby. Verständige Ted Barnes Sohn. Habt ihr kapiert?«
Die beiden Bürger von Mescal nickten und stiefelten schnell davon. Sie hatten Mühe den Saloon zu verlassen, denn am Eingang drängten sich viele Menschen.
»Der Saloon bleibt geschlossen!«, fauchte der Sheriff den Wirt an. »Verdammt, mach schon den Laden dicht! Muss ich euch alles vorsagen, oder setzt einer von euch einmal von selbst sein bisschen Gehirnschmalz in Bewegung?«
»Wisst ihr, Amigos«, stieß Mario Ramirez voller Eifer hervor, »es ist ein wunderschönes Tal, das auf uns wartet. Es gibt genügend Wasser und Weide. Wir bauen uns ein geräumiges Haus und lassen dann den lieben Gott einen guten Mann sein. Wenn ich dann erst in meinem Schaukelstuhl sitze und ...«
»... Gulaschsuppe esse«, fuhr Frank Donovan fort, »dann geht es dir prächtig.«
»Pah, Gulaschsuppe«, schnaufte der dicke Mexikaner und stemmte beide Hände in die Speckringe, die seine Hüften umgaben. »Was wisst ihr schon davon? Ihr habt ja keine Ahnung.«
Frank Donovan lachte schallend.
Der großgewachsene Americano, wie er von seinem mexikanischen Freund oft genannt wurde, schob seinen Stetson in den Nacken. In seinem braungebrannten Gesicht mit den tiefen Falten um den Mundwinkeln zuckte es noch immer humorvoll, als er sich dem dritten Reiter zuwandte.
»Und ob wir 'ne Ahnung haben, Hal, nicht wahr?«, sagte er zu einem hageren, ja fast dürren Mann, der sofort nickte.
In Hal Walkers asketischem Gesicht rührte sich kein Muskel. Der ehemalige Prediger sagte: »Natürlich wissen wir, dass Gulaschsuppe dein Lieblingsessen ist und dass du dieses Gericht am liebsten in ... äh ... gewissen Häusern isst. Das hast du doch in Tombstone bewiesen.«
»Ihr könnt mir mal im Mondschein begegnen, ihr beiden verdammten Armleuchter«, polterte der dicke Mexikaner. »Mit euch spreche ich nicht eher, bis einer 'nen Whisky ausgibt.«
Frank Donovan blickte ergeben zum Himmel. Er kannte die flotten Sprüche seines dicken Amigos.
»Da kannst du lange warten, Mario«, entgegnete der ehemalige Prediger. »Du weißt genau, dass ich nichts für scharfe Drinks übrig habe. Vielleicht erbarmt sich Frank und spendiert dir einen Whisky. Wenn mich nicht alles täuscht, dann nähern wir uns einer kleinen Town.«
Donovan nickte.
»Sie heißt Mescal«, gab er zu verstehen. »Dort legen wir 'ne Pause ein. Unser Tal der Träume erreichen wir noch früh genug. Und es wird langsam Zeit, dass wir wieder mal einige Dollars unter die Leute bringen.«
Mario Ramirez wollte etwas sagen, doch er biss sich nur auf die Unterlippe.
»Es ist schon ein mächtig gutes Gefühl, genügend Geld zu haben«, erklärte Hal Walker. »Wenn ich daran denke, dass ich früher jeden Buck dreimal umdrehen musste, dann ist mir jetzt viel wohler.«
»Wir mussten auch ganz schön heiß um dein Erbe kämpfen, Prediger«, sagte Frank Donovan nickend. »Doch am Ende blieben wir Sieger. Du bist ein reicher Mann geworden.«
»Du und Mario braucht auch nicht zu klagen«, entgegnete Walker. »Ihr habt genug Gold, um für alle Zeiten ausgesorgt zu haben.«
Mario Ramirez schluckte. Und nur mit Mühe schwieg er.
»Dicker, spuck schon aus, was du auf dem Herzen hast«, baute Frank dem kauzigen Mexikaner eine »goldene Brücke«.
Ramirez schüttelte wie ein sturer Büffelbulle den Kopf und trieb sein Pferd schneller an.
»Dann eben nicht, Dicker«, sagte Frank achselzuckend. Hal Walker lächelte nur.
»Du wirst mehr als einen Drink spendieren müssen, damit Mario wieder mit uns spricht«, unkte er. »Diesmal scheint unser Compadre aber mächtig sauer zu sein.«
Die Sonne ging hinter den Starita Mountains in einem flammenden Feuermeer unter. Und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Schatten der Nacht den Tag besiegten.
Eine Klapperschlange kroch von einem Felsbrocken, auf dem sie sich gesonnt hatte, herunter und verschwand in einem Erdloch. Frank beruhigte sein schnaubendes Pferd.
Eine halbe Stunde später tauchten die ersten Lichter von Mescal vor den drei Freunden auf.
»Na endlich«, seufzte Donovan. »Hinter uns liegt ein langer Ritt. Und schon bald können wir uns den Bauch vollschlagen, einige Drinks in die Kehle gießen und anschließend wieder einmal in einem richtigen Bett schlafen.«
Auf der Main Street von Mescal herrschte reger Betrieb. Die drei Fremden fielen nicht groß auf, als sie ihre Pferde im Mietstall unterstellten, die Straße entlangschlenderten und einen Saloon aufsuchten.
Die Schenke war gut besucht. Es roch nach Zigarettenrauch, abgestandenem Bier und Knoblauch.
Hier wurden die drei Partner von misstrauischen Augenpaaren gemustert. Einige Männer rückten am Tresen ab. Zwei noch junge Burschen verließen die Kneipe.
Frank Donovan, Hal Walker und Mario Ramirez kümmerten sich nicht darum. Frank spendierte seinem mexikanischen Freund einen Whisky, bestellte sich selbst ebenfalls ein Glas von der Pumaspucke, während Hal Walker harte Getränke ablehnte und sich eine Tasse Kaffee vom Wirt bringen ließ.
»Wenigstens verlangt der Bibelsprücheklopfer diesmal keine Milch«, merkte der Mexikaner grinsend an. »Ich wette, das weiße Zeugs bekommt ihm nicht mehr. Und irgendwann überzeuge ich ihn, dass es nichts Besseres als Whisky oder Tequila gibt.«
»Hallo, Gents«, erklang eine raue Stimme im Rücken der drei Freunde. »Kann ich Sie mal kurz sprechen?«