Willow Springs – Finding Love - Mia Harper - E-Book
SONDERANGEBOT

Willow Springs – Finding Love E-Book

Harper Mia

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Und manchmal ist da ... Liebe!

Ceecee ist Eigentümerin des Cafés Lakeview in Willow Springs, das sie gemeinsam mit ihrer Freundin Liz führt. Ihr großer Traum ist es, aus ihrem kleinen Café ein großes Restaurant zu machen. Und zudem ist die Planung für die Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Cal in vollem Gange. Die gesamte Organisation bleibt aber an ihr hängen, da ihr Verlobter für den Ironman trainiert und kaum noch wirklich Zeit für sie hat. In der ganzen Aufregung wird dann auch noch Ceecees Hündin Matty verletzt. Gut, dass Rob Sawyer, der Tierarzt und Frauenschwarm von Willow Springs, an Ceecees Seite ist. So wie er das  schon immer war …

Irrungen und Wirrungen in einer kleinen Stadt – gefühlvoll, lustig und mit köstlichen Rezepten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 355

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Cover for EPUB

Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Und manchmal ist da … Liebe.

Ceecee ist Eigentümerin desCafés Lakeviewin Willow Springs,das sie gemeinsam mit ihrer Freundin Liz führt. Ihr großer Traum ist es, aus ihrem kleinen Café ein großes Restaurant zu machen. Und zudem ist die Planung für die Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Cal in vollem Gange. Die gesamte Organisation bleibt aber an ihr hängen, da ihr Verlobter für den Ironman trainiert und kaum noch wirklich Zeit für sie hat. In der ganzen Aufregung wird dann auch noch Ceecees Hündin Matty verletzt. Gut, dass Rob Sawyer, der Tierarzt und Frauenschwarm von Willow Springs, an Ceecees Seite ist. So wie er das  schon immer war …

Irrungen und Wirrungen in einer kleinen Stadt – gefühlvoll, lustig und mit köstlichen Rezepten.

Über Mia Harper

Mia Harper arbeitete lange bei großen Verlagen, bevor sie selbst mit dem Schreiben begann. Zusammen mit zwei sehr selbstbewussten Katern lebt sie in einer süddeutschen Großstadt, weil sie sich einfach nicht entscheiden kann, ob sie lieber nach Italien oder in die USA auswandern möchte.

ABONNIEREN SIE DEN NEWSLETTERDER AUFBAU VERLAGE

Einmal im Monat informieren wir Sie über

die besten Neuerscheinungen aus unserem vielfältigen ProgrammLesungen und Veranstaltungen rund um unsere BücherNeuigkeiten über unsere AutorenVideos, Lese- und Hörprobenattraktive Gewinnspiele, Aktionen und vieles mehr

Folgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:

https://www.facebook.com/aufbau.verlag

Registrieren Sie sich jetzt unter:

http://www.aufbau-verlage.de/newsletter

Unter allen Neu-Anmeldungen verlosen wir

jeden Monat ein Novitäten-Buchpaket!

Mia Harper

Willow Springs – Finding Love

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Rezepte

Pancakes à la Vince Kaufman

Aarons gegrilltes Maisbrot

Die vermeintlich alte Jungfer (Mock Old Maid)

Ein grosses Danke geht an …

Impressum

Lust auf more?

Kapitel 1

Bye, mein Schatz, bis heute Abend.«

Ceecee Kaufman hob den Kopf, um ihren Verlobten für den Tag zu verabschieden. Heute musste er offenbar nicht ins Gericht, denn Cal trug keinen seiner modisch-konservativen Anzüge. Doch auch in Hemd und Hose sah er aus wie der seriöse und erfolgreiche Anwalt, dem seine Mandanten vertrauen konnten.

Er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und lächelte sie an. »Warte nicht auf mich. Heute stehen ein paar wichtige Termine in der Kanzlei an, und abends muss ich eine Extrarunde Training einlegen.«

Ceecee lächelte zurück und bemühte sich um einen möglichst unbekümmerten Tonfall. »Natürlich, Liebling. Vielleicht sehen wir uns ja später noch kurz. Deine Mutter und ich wollten nachher nur zur Floristin, um den Tischschmuck zu besprechen.«

»Hmhm«, machte Cal, schon halb auf dem Weg zur Tür. »Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß.«

Ceecee seufzte, während sie sich gegen die Lehne des Esszimmerstuhls sinken ließ. Gedankenverloren betrachtete sie den Frühstückstisch vor sich. Wenn sie ehrlich war, zweifelte sie ziemlich daran, ob ein Besuch bei der Floristin mit ihrer äußerst anspruchsvollen Schwiegermutter in spe als Spaß bezeichnet werden konnte. Klar, die meisten Geschäftsleute in und um Willow Springs wussten nicht nur, wie viel Wert Amanda McNamara auf Qualität und Stil legte, sondern auch, dass sie bereit war, dafür exzellent zu bezahlen. Dementsprechend geduldig und dienstfertig benahmen sie sich, egal, welche Anfragen von Amanda auch kamen. Manche davon waren ausgesprochen raffiniert und sogar fantasievoll, wie Ceecee zugeben musste, und würden ihre Hochzeit wirklich zu etwas ganz Besonderem machen. Aber bei etlichen anderen Ideen hatte Ceecee häufig das Gefühl, dass Amanda nur ihre Möglichkeiten als reiche Kundin austarieren wollte.

Wie sonst konnte man ernsthaft einfließen lassen, wie wunderbar es wäre, wenn man lauter Eisskulpturen im Festzelt aufstellen lassen würde? Wie bei den glamourösen Partys früherer Jahrzehnte? »Damals wusste man einfach noch, wie man richtig feiert«, hatte Amanda mit leuchtenden Augen hinzugefügt. Bei der Gelegenheit hatte Ceecee sich nur schwer verkneifen können zu fragen, wann denn dieses sagenumworbene »damals« gewesen war – insgeheim hatte sie den Verdacht, dass Amanda das bei irgendeiner Netflix-Serie über die High Society in Europa gesehen hatte, die ihre Schwiegermutter so eifrig verfolgte. Außerdem waren für eine Oktober-Hochzeit im Northern Highland von Wisconsin wohl eher Heizstrahler die klügere Wahl. Aber sie wusste aus Erfahrung, wie ungeduldig Amanda reagieren konnte, wenn sie den Eindruck bekam, man nähme sie nicht ernst. Also hatte sie sich darauf beschränkt, dem Caterer nur mitleidig zuzulächeln.

Denn schließlich war Ceecee selbst Geschäftsfrau und konnte die Zeichen leicht deuten: Sie sah, wie schnell das freundliche Lächeln wie eingefroren wirkte, die Begeisterung kaum merklich, aber doch entscheidend abkühlte und – vielleicht das Schlimmste – der kreative Ideenaustausch über ihren schönsten Tag im Leben zum bloßen Abspulen teurer Möglichkeiten wurde. Schon des Öfteren hatte sie versucht, an das Traditionsbewusstsein ihrer künftigen Schwiegermutter zu appellieren und beiläufig einfließen zu lassen, dass es eigentlich die Aufgabe der Brauteltern war, die Hochzeit zu organisieren. Denn natürlich brannte auch ihre eigene Mutter darauf, ihrem einzigen Kind bei der Auswahl von Blumenschmuck beizustehen.

Doch auf diesem Ohr stellte Amanda sich hartnäckig taub und bestand darauf, höchstpersönlich die wichtigen Termine für sich und ihre künftige Schwiegertochter zu vereinbaren. Und so machte Ceecee gute Miene zum nicht ganz so guten Spiel und blieb ebenso geduldig und freundlich wie die vielen Floristinnen, Caterer, Modisten oder Hochzeitsplanerinnen, während Amanda eine Entscheidung nach der anderen traf.

Nun ja. Wieder seufzte sie. Ihre künftige Schwiegermutter würde sich in dieser Hinsicht ganz bestimmt nicht mehr ändern, und im Grunde meinte sie es nur gut. Außerdem waren ein etwas zu protziger Tischschmuck und eine Gästeliste voller wichtiger Leute nur ein kleiner Preis, wenn sie dafür den tollsten Mann der Welt heiraten und seine Mutter glücklich machen konnte. Zumindest würden sie und ihre Mom das Brautkleid allein aussuchen, und das war bei einer Hochzeit fast das Wichtigste, oder?

Sie stapelte das Geschirr, das sie von ihren Großeltern zum 21. Geburtstag geschenkt bekommen hatte, und strich dabei liebevoll über das verspielte Blumendekor. Natürlich wusste sie genau, dass es allein ihre Grandma ausgewählt hatte, ihr Großvater hätte bestimmt etwas Schlichteres genommen. Manchmal hatte sie den Verdacht, dass auch Cal es vielleicht ein bisschen zu kitschig fand, aber rücksichtsvoll wie er war, hatte er nie etwas dazu gesagt. Er wusste, wie sehr sie an ihrer Grandma gehangen hatte, und hätte sich vermutlich eher die Zunge abgebissen, als eine kritische Bemerkung über die alte Dame zu machen. Dabei hätte das ihre Grandma gar nicht weiter gestört. Sie hatte nach der Devise gelebt, dass jeder seinen eigenen Weg im Leben finden musste und sich nicht allzu sehr von anderen Leuten beeindrucken lassen sollte. Neben dieser Kompromisslosigkeit hatte sie allerdings auch über eine gehörige Portion Weisheit und Verständnis für ihre Mitmenschen verfügt: Sie war so klug gewesen, zu verstehen, dass ihre Tochter, Ceecees Mom, sich niemals von ihrer Liebe zu Vince Kaufman hätte abbringen lassen. Die Bemühungen von Ceecees Granddad, den nicht ganz passenden Freund in die Flucht zu schlagen, hatte sie deshalb energisch unterbunden, allein schon, um den Familienfrieden nicht zu stören. Und die mehr als glückliche Ehe ihres Kindes hatte ihrer mütterlichen Intuition im Nachhinein recht gegeben, wie auch ihr Granddad heute gern zugab. Leider war ihre Grandma schon vor zehn Jahren gestorben, und Ceecee und der Rest der Familie vermissten sie immer noch schrecklich.

Wobei … Sie griff nach der Kaffeekanne und kehrte mit ihren Gedanken zu ihrem Verlobten zurück. Manchmal war Cal ihr beinahe zu rücksichtsvoll. Sie selbst hätte zum Beispiel nichts dagegen einzuwenden gehabt, direkt nach ihrer Verlobung die Pille abzusetzen und es einfach darauf ankommen zu lassen. Schließlich wünschten sie sich beide eine große Familie und waren ja so gut wie verheiratet. Doch Cal hatte sie sanft, aber sehr bestimmt darauf hingewiesen, dass sie sich nicht mit einem Babybauch ablichten und so die Hochzeitsfotos verderben wollte. Im ersten Moment hatte sie etwas gestutzt, weil sie selbst gegen schwangere Bräute nichts einzuwenden hatte, es im Grunde sogar sympathisch fand. Doch als sie etwas darüber nachgedacht hatte, musste sie ihm recht geben. Schließlich sollte niemand glauben, sie würden nur wegen des Nachwuchses heiraten, das war ihr schon wichtig – selbst wenn das vielleicht ein bisschen altmodisch war. Und bewies sein Einwand deshalb nicht auch wieder einmal, wie gut er sie kannte? Wie genau er wusste, wie wichtig ihr die rundum perfekte Hochzeit war, und dass er ihre Bedürfnisse an keiner Stelle aus den Augen verlor? Okay, etwas anderes kam noch hinzu: Seit er so hart für den Ironman auf Hawaii trainierte, der kurz nach ihrer Hochzeit stattfinden würde, und sein Trainer ihm angeraten hatte, am besten auf Sex zu verzichten, lief eh nichts mehr – zumal er abends nach einem Tag voller Arbeit in der Kanzlei und dem Training sowieso immer total ausgepowert war und sofort einschlief. Die Möglichkeit von Sex oder gar einer Schwangerschaft war deshalb verschwindend gering.

Sie schüttelte den Kopf, als könne sie so ihre trübe Stimmung verscheuchen, und versuchte, das Positive zu sehen: Sie waren erst Anfang 30, hatten also noch ihr ganzes Leben vor sich. Da blieb genug Zeit fürs Kinderkriegen, egal, wie ungeduldig sie sich das wünschte. Außerdem war der Ironman ganz klar Cals großer Traum, und es imponierte ihr unheimlich, mit welcher Entschlossenheit er sich dafür einsetzte. Nein, sie schüttelte wieder den Kopf, diesmal um ihren Gedanken mehr Nachdruck zu verleihen. Seinen großen Traum wollte sie ihm auf keinen Fall verderben, das war für sie wesentlich entscheidender als jedes noch so gelungene Hochzeitsfoto.

Sie trug das Geschirr und die Überreste ihres Frühstücks in die Küche und warf einen Blick auf die Uhr. Schon kurz nach sieben. Zeit, dass sie ins Lakeview kam. Seit Liz, ihre beste Freundin und die tollste Köchin der Westküste, nach Willow Springs zurückgekehrt und zu ihrer Geschäftspartnerin im Café geworden war, musste sie natürlich nicht mehr auf alles einen ganz scharfen Blick haben. Trotzdem, sie liebte das Lakeview viel zu sehr und war zu stolz auf das, was sie erreicht hatte, als dass sie jetzt die Zügel schleifen ließe. Zumal Liz und sie gerade dabei waren, ihre ehrgeizigen Pläne umzusetzen, und das Lakeview bald ein vollwertiges Restaurant werden sollte. Die ersten Wochen mit der neuen, deutlich ausgebauten Mittagskarte liefen vielversprechend an. Sowohl bei ihren einheimischen Gästen als auch bei den Touristen war die erweiterte Auswahl ein richtiger Volltreffer und hatte nicht nur die Besucherzahlen, sondern auch die Höhe des Kassenbons bei den Mittagsgästen deutlich anwachsen lassen. Nach ihrer Hochzeit planten sie dann, auch einen Abendbetrieb anzubieten. Im nächsten Monat würden sie und Liz sich um eine Schanklizenz kümmern.

Sie hoffte nur, dass sie beide im Lakeview alles auf ein gutes Fundament stellen konnten, bis sie und Cal sich ernsthaft an die Familienplanung machten. Aber noch war es ja nicht ganz so weit, und im Moment genoss sie es daher vielleicht noch ein bisschen mehr als sonst, morgens die Gäste persönlich zu begrüßen und mit ihren beiden Servicekräften Ruth und Maggie in den Tag zu starten.

Routiniert verrichtete Ceecee die letzten Handgriffe Hausarbeit und eilte dann ins Bad, um noch einmal Frisur und Make-up zu überprüfen. Ihre braunen Haare, die sie wie üblich zusammengenommen trug, saßen perfekt, allein ihr Lippenstift hatte beim Frühstück ein bisschen gelitten. Aber das machte nichts. Schließlich hatte sie – ihrer stilvollen Mom und Bobbi Brown sei Dank – nur einen rosigen Nudeton aufgetragen, der genau zu ihrer natürlichen Lippenfarbe passte und diese einfach nur vorteilhaft unterstrich. Während sie das schnell in Ordnung brachte, überlegte sie, was sie außer dem Besuch beim Floristen heute sonst noch zu erledigen hatte.

Stimmt ja, sie musste daran denken, Cals Sachen zur Reinigung zu bringen. Den Wäschekorb hatte sie schon gestern Abend in den Kofferraum gestellt. Bei diesem Gedanken machte sie wieder einmal drei Kreuze, dass sie es sich mittlerweile problemlos leisten konnten, einen Bügelservice in Anspruch zu nehmen. Denn als Rechtsanwalt brauchte ihr Liebster nun einmal täglich ein frisches Hemd, manchmal sogar zwei. Also hatte Ceecee jahrelang in den sauren Apfel gebissen und sich jedes Wochenende eine Ladung Hemden vorgenommen. Hausarbeit machte ihr eigentlich überhaupt nichts aus, viele Dinge tat sie sogar ausgesprochen gern, was für eine Gastronomin ein echter Vorteil war. Nur Bügeln verabscheute sie aus tiefstem Herzen. Deswegen genoss sie es auch nach beinahe zwei Jahren noch sehr, dass sie nun den Profis die nervigen Oberhemden überlassen konnte. Sie zwinkerte sich im Spiegel zu, legte den Lippenstift in ihre Make-up-Schublade zurück und machte sich auf den Weg zu ihrem Auto.

Mathilda, ihre geliebte Border-Terrier-Hündin, wartete neben der Haustür. Trotz ihrer fast 14 Jahre hüpfte sie geradezu unternehmungslustig zur Garage, nahm sich nur jeweils ein paar Sekunden Zeit, um besonders interessante Geruchsspuren zu untersuchen. Ceecee musste lächeln. Manchmal war es ihr geradezu peinlich, wie sehr sie die Hündin liebte. Aber Matty und sie hatten nun einmal schon eine halbe Ewigkeit miteinander verbracht. Außerdem hatte Cal ihr die Hündin nach ihrem ersten großen Streit geschenkt, zur Versöhnung, kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Es war eine unheimlich romantische Geste von ihm gewesen – und sie konnte sich noch genau erinnern, wie überrascht und gerührt sie damals gewesen war. Schließlich hatte sie gewusst, dass er sich nicht besonders viel aus Hunden machte. Umso mehr hatte sie es ihm angerechnet, dass er ihr trotzdem diesen Wunsch erfüllt hatte. Rückblickend betrachtet würde sie sogar sagen, dass ihr in dem Augenblick, wo sie dieses winzige Häuflein Hund zum ersten Mal an sich gepresst und die beiliegende Karte mit dem Satz »Von einem, der dich immer lieben wird« gelesen hatte, aufgegangen war, dass Cal der Mann ihres Lebens sein musste. Dass er sich dann auch noch ein bisschen geziert hatte, bevor er zu seiner Großzügigkeit stehen und zugeben konnte, dass Mathilda natürlich sein Geschenk gewesen war, war einfach nur unheimlich süß gewesen!

Die Fahrt zum Café dauerte nicht lange, was sich auch durch die Zwischenstopps bei der Reinigung und Mathildas Hundesitterin – der netten Mrs. Hahn, die selbst zwei Hunde hatte und gegen ein kleines Entgelt auch gern auf Mathilda aufpasste – nicht änderte. Pünktlich um halb acht stand sie im Lakeview. Zu der Zeit herrschte erfahrungsgemäß im Sommer der größte Andrang an einheimischen Frühstücksgästen.

Ganz am Anfang hatte Ceecee noch jeden Morgen selbst das Café vorbereitet und geöffnet, mittlerweile tat sie das nur noch in Ausnahmefällen. Zum Glück konnte sie sich absolut auf ihr Team verlassen, eine Tatsache, für die sie jeden Tag aufs Neue große Dankbarkeit empfand. Und dank Liz’ Einstieg machte es ihr noch mehr Spaß, ins Lakeview zu kommen – falls das überhaupt möglich war. Wirklich, dachte Cee und holte tief Luft, sie hatte ein unheimliches Glück im Leben!

Einziger kleiner Wermutstropfen im Moment war vielleicht der Umstand, dass ihr Schwiegervater die Hochzeit nicht mehr erleben würde. Sie hatte James Calvin McNamara II. immer sehr geschätzt und wusste, dass es ihm umgekehrt genauso gegangen war. Leider war er Ende letzten Jahres – nur wenige Monate, nachdem er aus Gesundheitsgründen die Kanzlei an seinen ältesten Sohn übergeben hatte – an einem Herzinfarkt verstorben. Cal hatte das hart getroffen, auch wenn er ihr gegenüber immer versucht hatte, sich stark zu geben und selbst in der Trauer für sie und besonders für seine Mom da zu sein.

Aber was hatte sie auch anderes erwartet? Liz hatte sie früher gern damit aufgezogen, dass sie Cal fast wie einen Superhelden sah. Natürlich hatte Ceecee das immer abgestritten, es war ja auch wirklich albern. Cal hatte durchaus die eine oder andere Schwäche. O ja, wenn sie da nur an seine verhängnisvolle Vorliebe für Softrock aus den 90ern dachte … Sie musste dringend daran denken, die Hochzeitsplaylist im Auge zu behalten! Aber im Großen und Ganzen war er ihrer Meinung nach tatsächlich ziemlich perfekt. Sie konnte sich einfach keinen besseren Ehemann und Vater ihrer Kinder vorstellen. Und davon würde sie sich auch nicht durch die aktuelle Durststrecke im Schlafzimmer abbringen lassen. Schließlich gab es noch so viel mehr, das sie und Cal miteinander teilten als schnöden Sex. Und an so einem herrlichen Sommertag wie heute sollte sie sich wirklich nicht durch trübsinnige Gedanken die Laune verderben lassen.

Betont schwungvoll stieß sie also die Tür auf und warf einen kurzen Blick in die Runde: Für einen Donnerstag im Juli war befriedigend viel los. Einige Stammgäste fehlten zwar, weil sie gerade auf Reisen waren, dafür würden später etliche Touristen auftauchen. Urlaub im idyllischen Northern Highland von Wisconsin wurde zum Glück immer beliebter – eine Tatsache, von der auch das Lakeview profitierte.

Während sie zur Küche ging und schon einmal dem einen oder anderen Gast winkte, kam Maggie auf sie zu und begrüßte sie mit einem heiteren: »Guten Morgen, Boss!« Bei jedem anderen Menschen hätte Ceecee das komisch gefunden, aber zu Maggie passte es irgendwie. Die Endvierzigerin mit den kurzen roten Haaren war ihre erfahrenste Kraft, obwohl sie seit ewigen Zeiten von einer Karriere als Schriftstellerin träumte. In ihrer Freizeit betrieb sie sogar ganz altmodisch einen Blog, auf dem sie täglich über das Leben in Greenwood County schrieb. Ceecee mochte die Landschaftsbeschreibungen, die kleinen Geschichten über Willow Springs und die Anekdoten über die Leute hier. Gleichzeitig hätte sie aber nicht zu sagen vermocht, ob die auch wirklich gut waren. Von Büchern verstand sie einfach nicht viel. Und einerseits hoffte sie, nicht so bald auf Maggie verzichten zu müssen, wollte ihr andererseits aber auch nicht die Erfüllung ihres Lebenstraums missgönnen. Also hatte sie sich irgendwann mit sich selbst auf den Kompromiss geeinigt, dass sie erst dann ernsthaft darüber nachdenken würde, wenn Maggies Bestsellerkarriere unmittelbar bevorstand. Bisher sah es so aus, als könnte sie sich noch ein bisschen entspannen.

»Guten Morgen, Maggie. Sieht aus, als hättet ihr den Laden im Griff, oder? Mit Jamie auch alles okay?«

Jamie war der junge Koch, der vor zwei Wochen angefangen hatte und der heute zum ersten Mal allein für die Frühstücksschicht eingeteilt worden war.

Maggie nickte zum Tresen hin und ging voraus, Ceecee folgte ihr. »Mit Jamie läuft es prima. Wirklich fix, der Junge. Nur Doug hat eine Bemerkung fallen lassen, was er denn mit dem Chichi auf seinem French Toast anfangen soll. Aber du kennst ja Doug.«

Natürlich, Ceecee kannte Doug Miller und wusste, wie er seine French Toasts am liebsten mochte. Schließlich frühstückte er jeden Tag hier, seit er seine Frau im letzten August bei einem Verkehrsunfall verloren hatte. Wochenlang hatten sie ihm verschiedene Varianten der goldgelb gebratenen Brotscheiben serviert, bis er schließlich ganz und gar zufrieden gewirkt hatte. Denn geäußert hätte er seine Wünsche nie so direkt. Doug war in Willow Springs als großer Schweiger bekannt.

Deswegen hakte sie erstaunt nach: »Chichi?« Was hatte Jamie Doug denn da bloß aufgetischt?

»Ja«, bestätigte Maggie, »ich war auch erstaunt, dass er so ein Wort benutzt. Ich hatte Jamie schon vorgewarnt und er war so klug, die Beeren wegzulassen. Aber er hat trotzdem die Brotscheiben zu Dreiecken geschnitten und für den Puderzucker eine Schablone benutzt. Ein Ahornblatt, glaube ich.«

»Hm«, sagte Ceecee, »vermutlich solltest du froh sein, dass er keine Herzschablone genommen hat, sonst würde Doug noch glauben, du wolltest ernsthaft mit ihm flirten.«

Maggie lachte. »Das stimmt. Schließlich ist es ziemlich naheliegend, dass ich meinen Allan für Doug verlasse.«

»Etwa nicht?«, mischte sich jetzt Ruth ein, die gerade einen Cappuccino zubereitete. Die Tresenkraft war altersmäßig genau zwischen Maggie und Ceecee, also Ende 30, und selbst durch die größten Katastrophen nicht aus der Ruhe zu bringen. »Welche Frau will schon einen harmlosen Highschool-Lehrer wie deinen Allan, wenn sie stattdessen einen animalischen Kerl wie Doug haben kann?« Sie grinste und wackelte anzüglich mit den sorgfältig gezupften Augenbrauen.

»Animalisch?«, fragte Maggie. »Willst du damit etwa andeuten, was ich denke, das du andeuten willst?«

Höchste Zeit sich einzumischen, fand Ceecee. Egal, wie entspannt die Atmosphäre im Lakeview war, es ging nicht an, dass sich ihre Angestellten in aller Öffentlichkeit über die sexuellen Fähigkeiten ihrer Gäste austauschten. Bevor Ruth sich also in Einzelheiten ergehen konnte – über die sie wahrscheinlich bestens informiert war, wie Ceecee die Tresenkraft kannte –, mahnte sie sanft: »Ladies, doch nicht hier.«

Dann drehte sie sich um, um die Auslage an süßem und salzigem Gebäck unter die Lupe zu nehmen. Dabei spürte sie förmlich, wie sich die Blicke ihrer beiden Angestellten in ihren Rücken bohrten. Sollten sie ruhig, schließlich kannten sie Ceecees Meinung zu allzu freizügigen Gesprächsthemen im Lakeview ganz genau.

Während sie die Lücke zwischen den Schokomuffins und den Buttermilch-Biskuits musterte und überlegte, ob die nächste Ladung Bananenbrot wohl schon in der Mache war, konnte sie hören, wie Ruth im wahrsten Sinne des Wortes Dampf abließ, wenn auch nur aus der Kaffeemaschine, ihrer heiß geliebten La Marzocco, und Maggie kommentarlos die Tür zur Küche aufstieß, um die nächste Portion Frühstück abzuholen.

Na bitte. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Mit einem zufriedenen Lächeln ging Ceecee in die Hocke und suchte unter dem Tresen nach ihrem Notizbuch. Liz und sie hatten entschieden, demnächst in ein brandneues Kassensystem zu investieren, das ihnen jederzeit ausspucken würde, was wann und wie oft genau bestellt worden war. Besonders Liz hatte dafür plädiert, und da sie ja in allen möglichen angesagten Restaurants gearbeitet hatte, zuletzt in San Francisco, kannte sie sich wirklich gut aus und hatte ihr genau die Vorteile schildern können. Aber bis das System stand, würde Ceecee ganz altmodisch wie jeden Morgen in ihrem Buch notieren, was zu diesem Zeitpunkt schon bestellt und verzehrt worden war. Es war immer gut, ein paar handfeste Zahlen zur Hand zu haben und nicht nur aufs Bauchgefühl zu vertrauen, wenn man sich an die Angebotsplanung machte. Diese Sorgfalt hatte ihr gerade in der stressigen Anfangszeit enorm geholfen.

Sie zog das rote Notizbuch hervor und suchte mit der anderen Hand nach dem Stift. Offenbar hatte Ruth geahnt, dass sie sich heute früh über ihre Chefin ärgern würde, denn der Kuli verbarg sich mal wieder tief hinter den Pappschachteln und Papiertüten, in denen sie ihre Spezialitäten verpackten, wenn ein Gast sie mitnehmen wollte. Während Ceecee an der hinteren Tresenverkleidung entlangtastete, fragte sie sich, ob Doug Miller wirklich so leidenschaftlich im Bett war, wie Ruth angedeutet hatte. Der Bauunternehmer ging zwar stramm auf die 60 zu und war damit bald fast doppelt so alt wie sie mit ihren 31 – doch sie musste zugeben, dass sie sich das durchaus vorstellen konnte. Irgendwie vermittelten Dougs wortkarge Art und seine muskulöse Figur tatsächlich unterschwellig etwas Animalisches. Bestimmt würde er nicht lange zögern, wenn er den richtigen Ersatz für seine Frau gefunden hatte, und sich einfach nehmen, was er wollte. Dieser Gedanke ließ überraschend plastische Bilder vor ihrem inneren Auge auftauchen, und ihr wurde unwillkürlich warm. Wirklich, dachte Ceecee erschrocken, ich bin ja schlimmer als Maggie und Ruth! Und das nur, weil Cal und ich es gerade ein bisschen langsamer angehen lassen!

Das würde sich nach der Hochzeit sofort ändern, das stand für sie unumstößlich fest, und auch Cal hatte es ihr so gut wie versprochen. Bis zur Trauung im Oktober waren es nur noch knapp drei Monate, eine Woche später fand der Ironman statt. Diese Trockenphase würde sie auch noch überstehen. Nach über fünfzehn Jahren Beziehung war das mit dem Sex sowieso …

Eine vertraute Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Guten Morgen, Ruth, meine Schöne.«

Vertraut, samtweich, wie üblich mit diesem amüsierten Unterton, als wäre das Leben ein einziger großer Spaß. Ceecee fuhr hoch und stieß mit dem Kopf schmerzhaft gegen die scharfe Kante des Tresens. Sosehr das wehtat, es war irgendwie auch eine Erleichterung. Ausnahmsweise konnte sie ihn einmal mit all der Wut ansehen, die er gewohnheitsmäßig in ihr auslöste, und musste sich nicht zu einem Lächeln zwingen.

Sie richtete sich auf und kam neben Ruth zum Stehen. »Hi, Rob.«

»Ach, hallo, Cee, ich habe dich da unten gar nicht gesehen.« Einen Moment lang schaute er sie an, mit diesen funkelnden grünen Augen, und lächelte dieses sexy Lächeln, das in ganz Greenwood County für seine Strahlkraft berühmt war.

Rob Sawyer. Ihr Sandkastenfreund. Der beste Tierarzt weit und breit. Der unwidersprochen schönste Mann von Willow Springs. Und der größte Fehler ihres Lebens.

Ceecee fletschte innerlich die Zähne. Allein dass er sie immer noch wie früher mit dem Kürzel ihres Spitznamens ansprach, nervte sie bei jeder Begegnung aufs Neue. Warum konnte er sie nicht einfach »Ceecee« nennen, wie es fast alle in Willow Springs taten? Und wie er sich jetzt die dunkelblonden Haare aus dem klassisch markant geschnittenen Gesicht strich und Ruth ein albernes kleines Lachen hören ließ … Vermutlich hatte ihm vor weniger als einer Stunde die aktuelle Gespielin genau dieselben Strähnen zerwühlt, das musste sich doch Ruth auch denken! Sie warf ihrer Angestellten einen Seitenblick zu. Offenbar nicht. Ruth schaute so schwärmerisch drein, dass Ceecee sich schlagartig zusammenreißen konnte und sich pflichtbewusst daran erinnerte, dass sie zu jedem Gast gleichbleibend freundlich war.

Sie setzte ihr verbindlichstes Lächeln auf und flötete: »Was können wir denn heute für dich tun, Rob?«

Er achtete nicht auf sie, sondern sagte stattdessen zu Ruth: »Sei ein Schatz, Ruthie, und mach mir zwei Flat White zum Mitnehmen, ja? Und dann vielleicht noch«, er trat zwei Schritte zur Auslage, vermutlich, um Ruth einen Blick auf seinen durchtrainierten Oberkörper zu gönnen, »einen Schoko-Karamellmuffin? Und einen Vanilla Cupcake?«

Die Tresenkraft beeilte sich, seine Wünsche zu erfüllen. »Das ist aber nicht deine übliche Bestellung, Rob«, kommentierte sie und lachte schon wieder so albern. »Da wird sich jemand richtig freuen.«

Meine Güte, dachte Ceecee ungeduldig, ist denn wirklich niemand gegen diesen völlig übertriebenen Charme immun? Noch nicht einmal ihre bodenständige und abgeklärte Ruth? Die noch dazu glücklich verheiratet war und drei Kinder mit Jason hatte?

»Was soll ich sagen, Ruth, ich bin ein netter Mensch«, hier legte er eine Pause ein, und als er weitersprach, klang das unbekümmerte Lächeln auch in seiner Stimme mit, »und sie mag es nun einmal süß.«

***

Rob ließ sich auf den Sitz seines Kombis gleiten und beförderte die Pappschachtel mit dem Lakeview-Logo und den Tragecontainer mit den beiden Kaffees so hastig auf dem Beifahrersitz, als hätte er sich verbrannt. Dabei sollte er lieber vorsichtig sein. Seine ebenso temperamentvolle wie kompetente Sprechstundenhilfe Kirsty mochte es gar nicht, wenn ihr Frühstück nicht tadellos aussah. Und da Ruth zufällig einer ihrer engsten Freundinnen war, kannte seine Angestellte das Angebot aus dem Lakeview natürlich genau.

Kirsty hatte einen Sinn fürs Schöne, vielleicht weil sie selbst in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen war und deshalb jeden noch so kleinen Luxus inbrünstig zu schätzen wusste. Auch heute würde sie sich über das liebevoll verzierte Gebäck wahnsinnig freuen und noch netter zu ihren Patienten und den dazugehörigen Menschen sein als ohnehin schon.

Normalerweise brachte Rob das immer zum Lächeln. Aber heute war ihm ganz und gar nicht danach zumute. Wirklich, warum tat er sich das an? Warum ging er nur ins Lakeview und ertrug ihr künstliches Lächeln, ihre falsche Freundlichkeit, ihre ganze Verachtung?

Nun ja, er wusste genau, warum er das tat. Weil er nun einmal völlig hilflos war, wenn es um Cecilia Kaufman ging. Wie ein Drogensüchtiger auf der Suche nach dem nächsten Trip, selbst wenn er wusste, wie schlecht das für ihn war, zog es ihn immer wieder unwiderstehlich zu ihr hin.

Er lachte resigniert und schlug mit beiden Händen hart aufs Lenkrad. Jahrelang hatte er geglaubt, er hätte die Sache wenigstens einigermaßen im Griff, hatte sich mit immer neuen Frauen und jeder Menge unverbindlichem Sex abgelenkt. Er hatte dabei stets sorgfältig darauf geachtet, nie ein Herz zu brechen. Schließlich wusste er genau, wie furchtbar sich das anfühlte. Immer wieder hatte er versucht, ihr aus dem Weg zu gehen, sich eingeredet, ohne sie ein halbwegs normales Leben führen zu können. Und hatte doch jedes Mal, wenn sie mit ihrer Hündin in seiner Sprechstunde aufgetaucht war, genau das gleiche wilde Entzücken, genau die gleiche verzweifelte Hoffnung verspürt wie immer.

Aber damit war jetzt Schluss. Seit dem Tag, an dem er erfahren hatte, dass sie nun Nägel mit Köpfen machen wollte und sich mit James Calvin McNamara III. verlobt hatte, war er mit keiner anderen Frau zusammen gewesen. Er konnte es einfach nicht. Denn die Einsicht, dass seine wunderbare Cee – die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte, jemals würde lieben können – kurz davor war, den größten Fehler ihres Lebens zu besiegeln und einen Mann zu heiraten, der sie nicht verdiente, der nicht sehen konnte, was für ein unverschämtes Glück er mit ihr hatte, war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Es hatte ihn endlich zur Besinnung kommen lassen.

Nein, Cal war kein schlechter Kerl. Es war nicht so, dass er Cee betrog oder sie gar schlug, und ganz bestimmt konnte er ihr ein schönes Heim bieten, würde auch ein pflichtbewusster Ehemann und – bei dem Gedanken musste Rob schlucken – Vater ihrer Kinder sein. Aber er liebte sie nicht, zumindest nicht so, wie sie es verdiente. Vermutlich wäre er mit jeder anderen Frau, die ebenso präsentabel war wie Cee, ähnlich zufrieden gewesen. Wäre sie ihm in der Highschool nicht so entschlossen hinterhergerannt, hätte sie nicht so sehr an der Kleinmädchen-Illusion gehangen, ihre erste Liebe müsste auch ihre letzte sein, wären die beiden schon längst kein Paar mehr. Da war Rob sich komplett sicher. Als er erfahren hatte, dass sie den Hochzeitstermin in den Oktober gelegt hatten, damit Cal während der Flitterwochen auf Hawaii am Ironman teilnehmen konnte, hatte er nur gelacht. So schockiert und wütend er gewesen war, so wenig hatte ihn die Entscheidung gleichzeitig überrascht. Cal sah in erster Linie sich selbst, und Cee akzeptierte das, ohne mit der Wimper zu zucken. Weiß der Himmel, warum sie glaubte, diese lauwarme, tugendhafte Aufmerksamkeit wäre alles, was ihr zustand.

Wieder schlug er mit beiden Händen aufs Lenkrad. Es half nichts. Vielleicht war es endlich an der Zeit, sich mit der Situation abzufinden und auf seine Schwester Sally zu hören. Niemand sonst wusste, wie es um ihn stand. Jeder in Willow Springs dachte, er wäre dank der Scheidung seiner Eltern nun mal ein unverbesserlicher Womanizer, der sich niemals binden würde. Selbst sein Vater und seine andere Schwester Steph glaubten das. Allein Sally hatte kapiert, dass sein Herz schon lange vergeben war – und an wen. Leider wusste sie genauso gut wie er, wie stur Cee sein konnte, wenn es um ihre romantischen Vorstellungen ging, und hatte noch weniger Zuversicht als ihr großer Bruder, dass seine Sandkastenfreundin zur Vernunft kommen würde. Also setzte Sally ihm unerbittlich zu und versuchte immer wieder, ihn davon zu überzeugen, dass er endlich, endlich mit diesem sinnlosen Masochismus aufhören musste.

Er ließ den Wagen an. Ja, dachte er, vermutlich hatte sie recht. Egal, wie sehr er Willow Springs liebte, diesen einmalig schönen Ort mit seinen Wäldern und Seen inmitten des Northern Highland von Wisconsin, egal, wie viele Leute er schmerzlich vermissen würde, egal, wie lange er brauchen würde, um anderswo Fuß zu fassen. Denn auch Cee gehörte zu seiner Heimat, sie und Willow Springs waren für ihn fast so etwas wie eine Einheit. Konnte er keine gemeinsame Zukunft mit ihr haben, war ihm hier auch alles andere verdorben; er könnte es nicht ertragen, sie dauerhaft mit jemand anderem zu sehen, das war ihm in den letzten Monaten schmerzhaft klar geworden. Deswegen musste er nun die Konsequenzen ziehen. Unwillkürlich dachte er an Liz, seine beste Freundin, neben seiner Familie vermutlich der Mensch auf dieser Welt, den er am meisten mochte und vertraute. Liz war gerade erst wieder nach Hause zurückgekommen, um sich hier niederzulassen. Sie hatten endlos Pläne geschmiedet, was sie jetzt alles wieder gemeinsam machen könnten. Neulich hatte sie ihm sogar vorgeschlagen, vegane Hundeleckerlis exklusiv für seine Praxis zu entwickeln, und abgesehen davon, dass es ein äußerst witziges Gespräch gewesen war, hatte er sich dabei ertappt, dass er seitdem tatsächlich darüber nachdachte, was für einen Mehrwert er seinen Kundinnen und Kunden in Zukunft bieten konnte. Seine beste Freundin wieder so nah bei sich zu haben, machte also nicht nur jede Menge Spaß, sondern beflügelte ihn auch auf ganz praktische Weise. Wie würde er ihr seinen plötzlichen Aufbruch nur erklären können?

Doch dann straffte er die Schultern und fuhr los. Wirklich, versuchte er sich selbst zu überzeugen, er musste endlich Nägel mit Köpfen machen und die längst überfällige Entscheidung nicht mehr hinauszögern. Das brachte niemanden etwas.

Nein, es war Zeit, seine Heimat zu verlassen. Sonst könnte er für nichts mehr garantieren.

Kapitel 2

Ceecee stand mit einer Tasse in der Hand auf der Terrasse und ließ den Blick über den großzügigen Garten schweifen. Wie makellos der Rasen in der Morgensonne schon wieder aussah, obwohl ihre Eltern gerade einmal vor zwei Wochen hier ihr großes Sommerbarbecue veranstaltet hatten! Sie lächelte. Solange sie denken konnte, feierten ihre Eltern am dritten Samstag im Juli den Tag ihres Kennenlernens mit einer Grillparty. Jedes Jahr wurden es ein paar Gäste mehr, und da ihre Eltern mittlerweile seit 35 Jahren zusammen waren, waren diesmal an die zweihundert Leute gekommen.

Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und schloss genießerisch die Augen. Hmm, von ihrem Lieblingsgetränk würde sie wohl nie genug bekommen. Köstlich, diese Noten von Schokolade und Nuss im Aroma, diese leichte Säure, die sie ganz hinten im Rachen kitzelte. Sie hob das Gesicht in die Sonne, schloss die Augen und seufzte unwillkürlich.

Einen Moment später spürte sie mehr, als dass sie es hörte, wie ihre Mutter neben sie trat. Vielleicht war es ein Hauch von ihrem Lieblingsparfüm, das sie auch heute früh begleitete. Ohne diesen würzigen Duft konnte Ceecee sich ihre Mom kaum vorstellen.

»Viel los bei der Arbeit, Schatz? Dein Dad hat sich gestern schon beschwert, dass wir dich kaum noch zu Gesicht bekommen. Du warst seit dem Barbecue nicht hier.« Die Stimme ihrer Mutter klang sanft und kein bisschen vorwurfsvoll.

Ceecee öffnete die Augen und sah ihre Mom an. Genau wie ihre Tochter hatte auch Caroline eine Tasse Kaffee in der Hand, ein kleiner Vorgeschmack aufs Frühstück. Drinnen war ihr Vater nämlich noch damit beschäftigt, seine Spezial-Pancakes herzustellen. Da störte man ihn besser nicht.

»Ach, August, du weißt ja«, beantwortete sie die Frage ihrer Mom mit einem Schulterzucken. »Wir sind mitten in der Hochsaison, und gleichzeitig ist das Maisfestival und damit der Herbstauftakt beinahe schon in Sicht. Dazu kommt, dass wir uns dieses Jahr kaum vor Touristen retten können. Ich überlege ernsthaft, ob es wirklich so eine gute Idee war, Liz zur Partnerin zu machen. Seitdem wir ihren Mittagstisch anbieten, ist noch mehr los.«

Wie erwartet lachte ihre Mutter nur. Schließlich wusste sie genau, wie stolz Ceecee auf das Lakeview und dessen sehr großen Erfolg war. »Ich hätte nicht gedacht, dass Liz überhaupt noch für irgendwas anderes Zeit hat als für unseren Chief of Police. So, wie die beiden sich auf dem Barbecue angeschmachtet haben.«

»Ich weiß nicht recht, ob das was Ernstes ist«, winkte Ceecee ab. »Zuerst habe ich das ja geglaubt, Liz hörte sich total danach an. Aber jetzt redet sie überhaupt nicht mehr von ihm, er holt sie auch nicht ab oder so. Schade, ich finde, die beiden passen super zusammen.«

»Wart’s erst mal ab, Schatz. Nicht bei jedem kann es so einfach laufen wie bei dir und Cal.«

Ceecee nickte. Das stimmte. Wer hatte schon das Glück, mit knapp 17 den absolut Richtigen für sich zu finden? »Cal lässt sich übrigens fürs Frühstück entschuldigen. In der Kanzlei ist wohl richtig viel los, und jetzt hat er noch einen ziemlich verzwickten Fall reinbekommen. Außerdem sind Dads Pancakes nicht ganz das Richtige für jemanden, der in gut zwei Monaten beim Ironman gut abschneiden will.« Sie grinste verschwörerisch, und ihre Mutter zwinkerte ihr zu.

»Verstehe. Deinem Dad erzählen wir aber nur was von dem verzwickten Fall, oder? Er würde sowieso nicht glauben, dass es irgendwelche ernsthaften Einwände gegen seine Pancakes geben kann.«

Ceecee nickte. Sie war in diesem Punkt ganz einer Meinung mit ihrem Dad. Aber wenn Cal es glücklich machte, auf die fluffig-buttrigen Kreationen mit Dads leckerem Beerenkompott zu verzichten, dann würde sie ihm nicht im Wege stehen. Sie grinste wieder und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. Zufrieden beobachtete sie Mathilda, die gerade ausgelassen über den Rasen hüpfte, auf der Jagd nach einem Schmetterling. Heute war wirklich ein wundervoller Tag.

»Aber ich muss schon sagen, die deWitt-Frauen haben ein Händchen für sexy Männer. Als ich noch an der Highschool war, fand ich immer, dass Jack Hansen ein bisschen aussieht wie Richard Gere. Er und Georgia sind einfach ein Traumpaar, von Anfang an.« Ihre Mutter seufzte und hielt inne. »Gott, ich hoffe nur, dass Jack sich von diesem schrecklichen Unfall erholt. Ich verstehe immer noch nicht, wie das passieren konnte. Er ist doch nur ein paar Meter tief gefallen. Wie kann man dann solche Schäden davontragen?« Sie schüttelte den Kopf.

Ceecee konnte ihr nur zustimmen. Niemand in Willow Springs konnte es fassen, dass Jack Hansen, Liz’ Onkel und Ziehvater, seit Monaten von einer Klinik in die nächste kam. Dabei hatte er nur versucht, eine verstopfte Regenrinne zu säubern, und war dabei unglücklich von der Leiter gestürzt.

»Dein Vater besucht ihn zwar ständig, und es war wirklich schön, ihn bei unserem Sommerbarbecue zu sehen …« Ihre Mom seufzte. »Aber ich weiß nicht, was Vince mit sich anstellt, wenn sein bester Freund an den Rollstuhl gefesselt bleibt.«

»Vermutlich fährt er dann mit dem Caddy so dicht an die Löcher, dass Jack nicht mal aussteigen muss.« Ceecees Vater Vince und Jack Hansen drehten seit Jahren fast jeden Sonntag ihre Runden über den Golfplatz von Greenwood County.

Caroline zog eine unglückliche Grimasse.

»Sorry, Mom, du hast völlig recht, ich sollte keine blöden Witze reißen. Liz meint, so eine Hirnblutung wäre nun mal kompliziert. Es gibt immer noch Hoffnung, dass er sich gründlich erholt.«

»Meinst du?« Ihre Mutter schaute sie an und gab sich sichtlich einen Ruck, um das Gespräch wieder in unbeschwerte Bahnen zu lenken. »Und Marlee deWitt und ihr frisch Angetrauter? Also, ich kann mir zwar nicht vorstellen, in ihrem Alter einen so jungen Mann zu heiraten, er ist doch bestimmt gut zwanzig Jahre jünger als sie und sie ist ja auch schon über 50 … und er sieht ziemlich blass und unscheinbar aus … aber so, wie der sich bewegt, ist dieser Schweizer bestimmt eine Granate im Bett.«

»Mom«, japste Ceecee und hätte beinahe ihren Kaffee verschüttet. Was hatten zurzeit nur alle? Warum mussten die Leute bloß permanent Andeutungen über Sex machen? Maggie und Ruth warfen sich immer noch übertrieben bedeutungsvolle Blicke zu, sobald Doug Miller das Lakeview betrat, und kicherten nur frech, wenn ihre Chefin sie dann streng ansah.

»Keine Sorge, Schatz«, meinte Caroline, die nun auch ein wenig anzüglich lächelte, »ich denke ganz bestimmt nicht über andere Männer nach. Du weißt doch, dein Vater und ich sind glücklich und verstehen uns wirklich großartig. In jeder Beziehung, wenn ich das so sagen darf.« Offenbar hatte sie die Empörung ihrer Tochter gründlich missverstanden.

Diesmal enthielt sich Ceecee vorsichtshalber jeden Kommentars. Sie wollte ihre Mutter nicht noch ermutigen. Denn das war nicht nötig, sie wusste genau, dass die Ehe ihrer Eltern so gut wie perfekt war; es war kein Klischee, wenn sie behaupteten, dass sie immer noch so verliebt waren wie am ersten Tag. Früher hatte sie sich sogar manchmal ein wenig ausgeschlossen gefühlt. Ihre Eltern standen sich so nahe, dass Ceecee gar nicht so selten geglaubt hatte, sie wäre irgendwie überflüssig, als wäre nicht genug Platz für sie. Klar, sie wusste, dass Mom und Dad sie über alles liebten und sie niemals freiwillig hergegeben hätten … und dennoch, sie war sich deswegen manchmal furchtbar einsam und unzulänglich vorgekommen.

Ceecee hatte sich das lange nicht eingestehen wollen und nie jemandem davon erzählt. Selbst Liz gegenüber hatte sie das in all den Jahren ihrer Freundschaft mit keinem Wort erwähnt. Denn schließlich hatte sie sich genau das auch für sich gewünscht. Ach was, gewünscht! Für sie war nie etwas anderes infrage gekommen als eine so romantische Liebe, wie ihre Eltern sie hatten. Spätestens dann würde sie dieses dumme Gefühl der Unzulänglichkeit vergessen und sich selbst als Teil einer so wundervollen Einheit fühlen. Deswegen war sie auch unendlich dankbar, dass Cal sich damals für sie entschieden hatte: Sie hatte schon bei ihrem ersten Date so eine Ahnung gehabt, dass er der einzig Richtige für sie war, und diese Überzeugung hatte sich immer mehr gefestigt. Daran würde sich auch nichts ändern, egal, wie sehr es sie manchmal stutzen ließ, dass Cal sich gerade so auf sein Training konzentrierte.

Ihre Mutter unterbrach ihre Gedanken. »Ich will jetzt nicht sagen, dass wir nicht auch die eine oder andere schwierige Phase hatten. Wenn ich nur an die Zeit denke, als Vince zum Geschäftsführer aufgestiegen ist und er quasi 16 Stunden am Tag gearbeitet hat …« Sie schüttelte sich und sah selbst dabei noch elegant aus. »Das war nicht einfach, als ich mich plötzlich um so vieles allein kümmern musste.«

Ceecee schaute ihre Mom überrascht an. Bisher hatte die nämlich immer nur total positiv und erfreut vom Erfolg ihres Mannes gesprochen. Sie konnte sich genau daran erinnern, wie oft sie ihren Freundinnen früher gegenüber erwähnt hatte, wie stolz sie auf ihn sei. Dass ihre Mom sich dank seiner Karriere vielleicht einsam gefühlt hatte oder überfordert, war Ceecee ganz neu.

»Aber wem erzähle ich das? Du und Cal seid lange genug zusammen, um zu wissen, dass es in jeder Beziehung Höhen und Tiefen gibt. Seitdem Cal letztes Jahr die Kanzlei von seinem Vater übernehmen konnte, hat er ja auch weniger Zeit für dich als früher. Und dann hat er sich sportlich einiges vorgenommen …«

In Ceecees Überraschung mischte sich plötzlich ein weiteres Gefühl: Erleichterung. Auf irgendeine seltsame Art und Weise tat es ihr richtig gut, zu hören, dass selbst die Ehe ihrer Eltern Aufs und Abs gekannt hatte. Und die sachlichen Worte ihrer Mutter, als wäre es das Normalste der Welt, dass Cal gerade nicht so auf ihre Beziehung konzentriert war wie sonst, trösteten sie auch. Davon abgesehen, ermahnte sie sich, war es für Männer nun einmal noch ein größerer Schritt, zu heiraten, als für Frauen und sich so fürs Leben zu binden. Vermutlich war es da nur logisch, wenn Cal sich gleichzeitig beweisen musste, dass neben dem gesetzten Ehemann auch noch ein leistungsfähiger Sportler in ihm steckte.