Wir Superheldinnen - Dorothee Biener - E-Book

Wir Superheldinnen E-Book

Dorothee Biener

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Beschreibung

Was unseren weiblichen Körper so besonders macht und warum er viel mehr drauf hat, als wir ahnen

Die Frauenärztin Dr. med. Dorothee Biener nimmt dich mit auf eine Reise durch das Wunderwerk des weiblichen Körpers zu all dem, was uns Frauen zu Superheldinnen macht.

Es geht um:

• die Wahrheit hinter den hartnäckigsten Mythen über den weiblichen Körper

• alles, was du über Brust, Vulva, Klitoris, Vagina, Gebärmutter, Eierstöcke, Eizellen, Hormone und Zyklus wirklich wissen musst

• Spannendes über die weibliche Sexualität

• das Wichtigste über Endometriose, PCOS und andere weibliche Erkrankungen

• die Tatsache, dass jede Frau einzigartig und wunderschön ist!

Auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und anhand vieler Fälle aus ihrer Praxis wirft Dr. Biener einen überraschend anderen Blick auf den weiblichen Körper – und zeigt dir, was du brauchst, um in jeder Lebensphase achtsam, gesund und glücklich zu sein.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 430

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zum Buch:

Die Frauenärztin Dr. med. Dorothee Biener nimmt uns mit auf eine Reise durch das Wunderwerk des weiblichen Körpers. Es geht um Brust, Vulva, Klitoris, Vagina, Gebärmutter, Eierstöcke und um Eizellen, Hormone und Zyklus – kurz, um all das, was uns Frauen zu Superheldinnen und jede Einzelne von uns so besonders macht. Dabei gibt es jede Menge spannender und überraschender Fakten zu entdecken. Darüber hinaus erläutert die Autorin, was in welchem Alter wichtig ist und was wir je nach Lebensphase unbedingt im Blick behalten sollten, wie man weibliche Erkrankungen erkennen und was man vorbeugend dagegen tun kann, die Wahrheit hinter einer Menge Mythen, die immer noch in der Welt herumschwirren, alles über die weibliche Sexualität sowie spannende Fälle aus ihrem Praxisalltag. Auf unterhaltsame, leicht zugängliche und vertrauensvolle Weise gibt ihr Buch nicht nur einen tiefen und allumfassenden Einblick in den Körper einer Frau, sondern auch eine Anleitung für ein gesundes, glückliches und achtsames Leben.

Zur Autorin:

Dr. med. Dorothee Biener ist promovierte Frauenärztin und Diplom-Biologin. Als Ärztin arbeitet sie seit vielen Jahren in der Gynäkologie in Krankenhaus und Praxis, als Biologin forschte sie am Mammakarzinom und an der Genverteilung im Zellkern. Ihr Verstand gehört der Forschung über den fantastischen weiblichen Körper und ihr Herz ihren Patientinnen und allen anderen, die sich mit dem großartigen Thema Frausein beschäftigen möchten. Wir Superheldinnen ist ihr erstes Sachbuch.

www.penguin-verlag.de

Dr. med. Dorothee Biener

WIR

SUPER

HELDINNEN

Eine Frauenärztin verrät, was du schon immer über deinen Körper wissen wolltest

Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright © 2025 Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR)

Illustrationen: Sabine Timmann

Umschlaggestaltung: zero-media.net

Umschlagabbildungen: FinePic®, München

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN 978-3-641-32198-7V001

www.penguin-verlag.de

Inhalt

Es geht los

Frau sein

Die weibliche Brust

Der Aufbau der weiblichen Brust

Brust und Hormone

Brust und Stillen

Brust, BH und Gesundheit

Ein weibliches Krankheitsbild: Mastopathie

Frauengesundheit und Sport

Ein weibliches Krankheitsbild: Brustkrebs und Brustkrebsvorsorge

Die Selbstuntersuchung der Brust

Die Mammografie und das Mammografie-Screening

Brust-Ultraschall und MRT

Die Vulva

Alles, was zur Vulva gehört

Der Venushügel

Die großen Schamlippen

Die kleinen Schamlippen

Der Scheidenvorhof

Der Beckenboden

Die Klitoris

Klitoriserregung und Orgasmus

Im Hormonrausch – der Orgasmus und seine Mitspieler

Was erregt Frauen?

Reden über Sex

Ein weibliches Krankheitsbild: Lichen sclerosus

Die Vagina

Die unglaublichen Fähigkeiten und der Aufbau der Vagina

Vaginalausfluss (Fluor vaginalis)

Die Vaginalflora und ihre Störungen

Lage und Umgebung der Vagina

Das Hymen

Die Gebärmutter

Willkommen in der Welt der Gebärmutter

Die Lage der Gebärmutter

Die Gebärmutter im Detail

Ein weibliches Krankheitsbild: Gebärmutterhalskrebs und Prävention

Die Gebärmutterschleimhaut und die Periodenblutung

Periodenblutung – warum bluten wir überhaupt?

Ein weibliches Krankheitsbild: Regelschmerzen oder Dysmenorrhoe

Ein weibliches Krankheitsbild: Endometriose

Ein weibliches Krankheitsbild: Myome

Technik in der Medizin: Der Ultraschall

Medizin aktuell: Die Behandlung von Myomen

Ein weibliches Krankheitsbild: Endometriumkarzinom

Der Eileiter

Der Aufbau des Eileiters und seine besonderen Fähigkeiten

Sexuell übertragbare Krankheiten

Technik in der Medizin: Die Bauchspiegelung

Ein weibliches Erkrankungsbild: Extrauterine Schwangerschaft

Der Eierstock

Der Aufbau des Eierstocks

Die gynäkologische Untersuchung

Ein weibliches Krankheitsbild: Zysten am Eierstock

Ein weibliches Krankheitsbild: Eierstockkrebs

Die Eizelle

Aufbau und Besonderheiten der Eizelle

Eizellen, Schwangerschaftschancen und Eizellalterung

Social Freezing

Die Entwicklung der Eizelle

Die weiblichen Hormone

Ihre Bedeutung für Körper und Seele

Das Östrogen

Das Progesteron

Der weibliche Zyklus

Ein weibliches Krankheitsbild: Zyklusstörungen

Ein weibliches Krankheitsbild: Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS)

Ein weibliches Krankheitsbild: Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Die Perimenopause

Perimenopause / Wechseljahre kurz gefasst: Alles, was frau wissen muss

Die Postmenopause

Literaturverzeichnis

Liebe Leserin und lieber Leser,

ich freue mich sehr, dass du hier bist!

Gemeinsam mit dir möchte ich mir eines der spannendsten Themen überhaupt ansehen: die Frau, eine echte Superheldin. In diesem Buch machen wir eine Reise durch das Wunderwerk des weiblichen Körpers, es geht um Brust, Vulva, Klitoris, Vagina, Gebärmutter, Eierstöcke und um Eizellen, Hormone und Zyklus. Wir schauen uns an, wie es funktioniert und wie du dich und deinen Körper noch besser kennenlernen kannst. Natürlich sprechen wir auch über typisch weibliche Erkrankungen, wie du sie erkennen und was du vorbeugend dagegen tun kannst. Wir beleuchten die weibliche Sexualität und suchen die Wahrheit hinter einer Menge Mythen, die auch heute noch überall herumschwirren. Und natürlich werden wir uns eine Menge spannender Fälle aus meiner Arbeit als Ärztin ansehen.

Mein Ziel als Frauenärztin ist es, dir möglichst viele gute Informationen und verständliche Erklärungen zu liefern, damit du dir ein eigenes Bild vom Wunderwerk Frau machen kannst. Eine moralische Bewertung von meiner Seite wirst du hier nicht finden, genauso wenig wie eine eindeutige Empfehlung für oder gegen ein bestimmtes Vorgehen. Das Einzige, was ich dir wirklich nachhaltig ans Herz legen kann, ist, achtsam und liebevoll mit dir umzugehen und auf dich und deinen wunderbaren Körper zu hören!

Viel Spaß beim Lesen!

Dorothee Biener

Es geht los

Frauen sind spektakulär, großartig und absolut bewundernswert. Genau um die Superheldin »Frau« geht es hier – um den weiblichen Körper, um seine Besonderheiten und die Dinge, die ihn so liebenswert machen! Denn obwohl wir einfach ständig begeistert vom großartigen Frauenkörper sein könnten, empfinden wir verrückterweise oft genau das Gegenteil. Viel zu viel Zeit verbringen wir mit der Frage, ob wir nicht vielleicht zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, zu alt oder zu jung sind. Wir machen uns endlos viele Gedanken über unsere möglichen Schwächen und vergessen darüber ganz, wie fantastisch unser Körper funktioniert und wie großartig er das allermeiste ganz von allein wuppt.

Ein Beispiel? Während du dies liest, wird deine Körperkerntemperatur gleichmäßig bei 37° Celsius gehalten, du atmest, ohne darüber nachdenken zu müssen, dein Herz schlägt regelmäßig. Vielleicht verdaust du gerade ein köstliches Essen oder dein Körper macht sich bereit für die nächste Mahlzeit. Dein Gehirn verarbeitet die Sätze, die du liest, und lässt Bilder vor deinem inneren Auge entstehen. Eventuell untermalt es diese Bilder sogar mit Emotionen. So musst du vielleicht lächeln, wenn du liest, dass ich beim Schreiben dieses Satzes sehr vergnügt war. Beim Lesen steuern Hormone deine Wachheit, deinen Stoffwechsel, deine Aktivität, das Gleichgewicht zwischen Aufbau und Abbau in deiner Muskulatur und deinen Knochen und die Funktion deiner Sexualorgane. Und dafür brauchst du nicht das Geringste zu tun. Es läuft einfach. Ob du gerade vor der Pubertät, mittendrin, erwachsen und am Zyklusanfang oder -ende oder in der Menopause bist, dein Körper richtet sich perfekt auf deinen aktuellen Lebensmoment und deine damit verbundenen Bedürfnisse ein. Sehr gekonnt passt er sich zudem den tagesaktuellen Anforderungen an. Du musst nichts davon bewusst steuern, planen oder aktiv in die Tat umsetzen. Die Milliarden von einzelnen Zellen, aus denen dein Körper sich zusammensetzt, arbeiten perfekt synchron als großes Ganzes zusammen. Das haben sie schon getan, als sie erst zu wenigen im Bauch deiner Mutter waren, und das tun sie jetzt, wo du das gerade liest. Manche der körperlichen Vorgänge passieren immerzu wie die Atmung oder der Herzschlag, der schon in der 5. Schwangerschaftswoche in der Entwicklung des Embryos einsetzt und nicht mehr aufhört, bis du stirbst. Andere Vorgänge spielen nur in bestimmten Lebensphasen eine Rolle (zum Beispiel als Kleinkind oder als älterer Mensch) oder kommen sogar nur in einzelnen Lebenssituationen vor. Aber auch dafür hat dein Körper ein Skript.

Stellen wir uns vor, du bist verliebt! Wow, allein, wenn du an die Person denkst, die dein Herz höherschlagen lässt (man beachte die vielen körperorientierten Redewendungen, die wir, ohne darüber nachzudenken, im Alltag benutzen), wird dir warm, deine Wangen werden besser durchblutet, dein Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Die Botenstoffe, die deine Stimmung regulieren, lassen die Welt vor deinen Augen rosarot erscheinen, während die Hormone, die bei Aufregung freigesetzt werden, einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Dein Körper gibt Vollgas. Schlaf? Brauchst du kaum noch. Regelmäßige Nahrungsaufnahme? Nebensächlich. Stundenlanges Schwärmen und Träumen? Gar kein Problem, dein Körper ist in solchen Phasen zu Höchstleistungen fähig.

Jetzt stellen wir uns vor, deine verliebten Gefühle werden erwidert, und ein Date steht an. Dein Körper legt, was Wachheit und Aufregung angeht, noch eine Schippe drauf. Du machst dich schön, kümmerst dich um deine Kleidung und dein Aussehen. Vielleicht denkst du darüber nach, was du tun kannst, um witzig und charmant zu wirken. Dein Körper ist in dieser Zeit hochaktiv. Du bildest Pheromone, also Duftstoffe, die man nicht bewusst riechen kann, die wir Menschen als Säugetiere aber trotzdem wahrnehmen und die eine große Rolle im Paarungsverhalten / Sexualleben spielen. In deinem Bauch kribbelt es, du bist hibbelig und kannst kaum stillhalten, vielleicht musst du vor Aufregung ständig aufs Klo. Manche Menschen müssen sich vor positiver Aufregung sogar übergeben. Kein Wunder, denn der Körper schüttet wegen der Aufregung mehr Adrenalin und andere aktivierende Botenstoffe aus. Du bist wacher als sonst, deine Pupillen sind weit gestellt, und alles befindet sich in positiver Alarmbereitschaft.

Jetzt läuft es richtig gut bei deinem Date, und du bist dir sicher, noch nie in so schöne braune, blaue oder grüne Augen gesehen zu haben, noch nie so sehr über lustige Sprüche gelacht oder über interessante Äußerungen des anderen nachgedacht zu haben. Du bekommst Lust auf Körperkontakt, auf Berührungen und auf Sex. Wieder geht dein Körper mit. Die Durchblutung von Klitoris und Scheide nimmt zu, vielleicht spürst du, wie du leicht(er) feucht wirst. Du findest es nicht nur erträglich, dass ein anderer Mensch dir nahekommt, du findest es sogar angenehm, stimulierend und sexy. In deinem Gehirn kommt das Angstzentrum zur Ruhe, und die Areale, die mit Erregung und Bindung zu tun haben, springen an. Du fasst jemand anderen an, lässt dich auf einen ganz engen körperlichen Kontakt ein. Du tolerierst dabei ein viel größeres Maß an Nähe, als du es zum Beispiel in der U-Bahn ertragen könntest; auch das müssen dein Gehirn und dein Körper möglich machen. Jetzt ist es sogar so, dass du Nähe nicht nur angenehm findest, sondern dass sie mit Erregung verbunden ist. Vielleicht fegt die Lust wie ein Tsunami über dich hinweg, und du fragst dich in diesem Moment garantiert nicht, haben meine Zellen genügend Adenosintriphosphat zur Verfügung oder tun die Lactatdehydrogenase und die Acyl-CoA-Synthetase ihre Arbeit?

Die Antwort auf all diese Fragen ist im Übrigen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ja. Du musst nicht darüber nachdenken, ob es schwierig ist, die Scheide feucht werden und die Klitoris anschwellen zu lassen. Du brauchst deinem Körper nicht zu sagen: »Jetzt ist Erregung dran.« Das weiß dein Körper ganz von allein, und er regelt alles, was von Körperseite her zu tun ist. Natürlich muss man Sex lernen genauso wie andere Dinge, und natürlich muss man herausfinden, was einem guttut oder eben nicht. Und natürlich gibt es bei allen Körperfunktionen auch mögliche Probleme und Sollbruchstellen. Aber die meiste Zeit weiß der wunderbare Frauenkörper sehr genau, was er tun muss, und regelt hunderttausend Dinge still, leise und ohne großes Aufheben. Dafür sorgen Tausende und Abertausende von Stoffwechselvorgängen, Hormonverschaltungen und Steuerungsmechanismen, die ablaufen, ohne dass wir uns auch nur ein einziges Mal Gedanken darüber machen müssen. Und genau darüber sollten wir uns freuen. Vielleicht könnten wir unseren Körper einfach mal dafür loben, wie großartig er das alles managt, und uns dabei vor Augen führen, dass kleine Schwächen nämlich nur das sind: kleine Schwächen.

Statt zu sagen, dies oder das an mir – Haare, Haut, Busen, Beine, Po – ist nicht perfekt, sollten wir uns viel öfter vor Augen halten, was genial an uns ist. Ich habe die hübschesten Hände, das bezauberndste Lächeln oder das schönste Dekolleté. Außerdem ist es großartig, wie die Natur den Zyklus eingerichtet hat. Und was ist es für ein Wunder, dass die Gebärmutter so aufgebaut ist, wie sie ist. Denn genau das ist es: Wir Frauen sind ein Wunder!

Absolut genial, und zwar jede Einzelne von uns, wie wir auf unserer Reise durch den weiblichen Körper, auf die ich dich mitnehmen möchte, sehen werden. Wir müssen nicht verstehen, wie unser Körper funktioniert, damit er es tut. Aber sich anzuschauen, wie die weiblichen Organe (zusammen-) arbeiten, macht Spaß und lässt unser Leben auf einmal deutlich verständlicher werden. Außerdem ist es gut für unser positives Körpergefühl.

Deshalb geht es jetzt auch gleich los auf unsere Reise. Und wo beginnen wir?

Genau – am Anfang.

Bei der Frage, was eine Frau eigentlich zu einer Frau macht.

Frau sein

Im Alltag nehmen wir es als gegeben hin, dass Frauen mehr lächeln als Männer, länger leben und eine engere Bindung an ihre Bezugspersonen haben. Wir sehen einen größeren Widerstand gegen Ermüdung und einen niedrigeren Energiebedarf bei Frauen, und wir wissen, dass sie seltener einen Herzinfarkt erleiden oder weniger oft an Krebs erkranken als Männer. Aber was macht eine Frau denn nur zu einer Frau? Busen, Beine, Po, Fettreserven an den richtigen Stellen? Oder Busen, Vulva, Vagina, Gebärmutter? Vielleicht sind es auch Eierstock, Eileiter, Gebärmutter und Klitoris? Spielt auch das Gehirn eine Rolle, oder geht es nur um die Hormone?

Was ist es denn nun, das große Geheimnis, das uns zur Frau macht?

Die medizinisch-biologische Antwort ist sehr klein und heißt X-Chromosom. Chromosomen sind nichts anderes als die Transportform unserer Erbinformation. Auf der Erbinformation, DNA genannt (Desoxyribonukleinsäure), ist alles gespeichert, was genetisch, also erblich festgelegt ist. Wir Frauen haben zwei X-Chromosomen, wir sind also XX. Auch mit nur einem X wird man zur Frau – außer neben dem einen X- ist noch ein Y-Chromosom vorhanden, dann wird man zum Mann. Männer sind also XY.

Frauen XX – Männer XY. Ein belangloser Unterschied? Nein, ein dramatischer Unterschied mit riesigen Auswirkungen!

Auf dem Y-Chromosom findet sich die Anleitung, wie man zu einem männlichen Individuum wird. Besonders das sogenannte SRY-Gen ist dafür verantwortlich, dass sich ein männlicher Fetus im Bauch der Mutter in einen Jungen entwickelt. Kein SRY – kein Junge.

Das SRY-Gen haben wir Frauen nicht, und deshalb kommen wir als Frauen auf die Welt. Das ist der eigentlich kleine, aber knackige Unterschied, der alle weiteren Unterschiede nach sich zieht.

Aber warum können Jungs und Männer nicht YY oder auch nur Y sein? Das liegt daran, dass sich auf dem X-Chromosom viel mehr Informationen befinden als auf dem Y-Chromosom, Informationen, die auch Männer zum Leben brauchen. Zum Beispiel für die Entwicklung des Gehirns und für Wahrnehmung und Lernen. Sie alle fehlen auf dem Y-Chromosom. Ein X braucht man also mindestens zum Leben, daher gönnen wir den Männern auch eines (das sie immer von ihrer Mutter geerbt haben).

Ohne X geht es nicht, und wir Frauen haben sogar gleich zwei davon. Ein guter Anfang, oder?

Aber jetzt wollen wir uns ansehen, was außer zwei X-Chromosomen typisch weiblich ist. Wo wollen wir beginnen – oben, unten oder in der Mitte?

Ich bin für das, was man häufig sehr schnell wahrnimmt, wenn man sein weibliches Gegenüber mustert. Natürlich sind da auch die schönen Augen und die ausdrucksvolle Mimik, aber ich meine die weibliche Brust.

Die weibliche Brust

Eine echte Schönheit im Detail: Der Aufbau der weiblichen Brust

Also eines ist ja wohl klar: Brüste gibt es in allen Größen, Formen und Hautfarben. Sie sind höchst variabel und absolut individuell, nicht einmal die beiden Brüste einer Frau sehen gleich aus. Was jemand in diesem Punkt als schön empfindet, ist ebenfalls höchst individuell, dazu kommt das Ideal der Zeit, das sich im Laufe der Jahrhunderte allerdings immer wieder sehr geändert hat. Großer Busen oder kleine, flache Brust? Viel zu sehen oder komplett verhüllt?

Da beim Thema Brust generell zwei Aspekte mitschwingen, die gern moralisch bewertet werden – die Brust zum Stillen des Kindes und die Brust als sexuelles Organ –, ist es kein Wunder, dass sie in unserer Gesellschaft so wahnsinnig wichtig genommen wird. Interessanterweise ist das nicht immer und überall auf der Welt so. Doch ausgerechnet in unserem Kulturkreis wurde der Brust schon immer (über-)große Bedeutung beigemessen, besonders von männlicher Seite. Frauen wurden nicht unbedingt gefragt, wie sie das sahen oder was sie schön oder angenehm fanden. Mal war die Brust der Inbegriff aller Sünde, wie bei etlichen mittelalterlichen Theologen und Ärzten, dann war sie der Inbegriff der Aufklärung, wie zu sehen auf den berühmten Oben-ohne-Bildern aus der Französischen Revolution. Auch heute im 21. Jahrhundert wird noch leidenschaftlich über die Brust gestritten. Ist es okay für eine Mutter, sich obenrum nackt auf dem Spielplatz in die Sonne zu setzen? Muss im Schwimmbad ein Bikinioberteil getragen werden? Ist das Privatsache, oder geht das alle an? Während wir noch darüber diskutieren, wie viel nackte Brust wir vertragen, werden wir von der Werbung mit Bildern von Brüsten förmlich überschwemmt. Allerdings ist da selten eine »normale« Brust zu sehen, sondern vielmehr eine idealisierte Darstellung davon – von klein bis groß, tendenziell zu weit oben, meist von heller Hautfarbe –, die mit der Realität herzlich wenig zu tun hat. Aber das ist auch egal, da sich Bier, Brillen und Bratwürstchen in Gegenwart einer Brust anscheinend besser verkaufen. Die ständige Präsenz der weiblichen Oberweite in der Werbung hat jedoch einen Nebeneffekt, der weitreichender sein kann, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Nämlich, dass die idealisierte Darstellung in der eigenen Vorstellung Einzug hält und dann als Vergleichsgrundlage Unglück schafft. Ich möchte damit sagen, dass wir viel zu sehr glauben, es wäre normal, richtig oder schön, was wir auf perfekten Fotos sehen. Niemand würde auf die Idee kommen, sein altes, klapperiges Auto mit einem Rennwagen aus der Werbung gleichzusetzen. Aber Frauen haben überhaupt kein Problem damit, ihre eigene Brust mit dem mit Photoshop überarbeiteten Dekolleté des Werbemodels auf dem Plakat oder bei Insta zu vergleichen. Wenn sie dann den Kürzeren ziehen (was unvermeidlich ist), steigen Frustration und Enttäuschung. Aber das ist so schade! Denn alle Brüste sind schön! Wirklich! Jede Brust hat ihre ganz eigene Schönheit und kann auf ihre einzigartige Weise zum Wohlbefinden einer Frau beitragen.

Daher sollten wir unserer eigenen Brust mit viel mehr Zuneigung begegnen. Sie gehört zum Gesamtbild von uns, sie ist ein Teil von uns. Das heißt nicht, dass ich gegen Schönheits-OPs an der Brust bin. Ganz im Gegenteil, sie sind toll, wenn sie zum eigenen Wohlbefinden beitragen und nicht nur dem Nachlaufen eines Schönheitsideals dienen, das doch nur unglücklich macht. Ich habe viele Patientinnen betreut, die sehr unter einer Asymmetrie ihrer Brüste gelitten haben, dass also ihre beiden Brüste einen deutlichen Größenunterschied aufwiesen. Für diese Patientinnen ist eine OP eine wunderbare Möglichkeit, mit sich selbst besser in Einklang zu kommen. Auch für Frauen, bei denen zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen Brustgewebe entfernt werden muss, ist eine aufbauende OP eine sehr gute Option. Aber es sollte dabei immer um die Frau selbst und ihre eigenen Bedürfnisse gehen. Um das, was sie ist und als wer sie sich fühlt, und nicht darum, was irgendwer anders über ihre Brust denkt oder sagt.

Ich habe einmal erlebt, dass am Ende eines Aufklärungsgespräches vor einer OP, bei der eine große Gewebeentnahme mit anschließendem Brustwiederaufbau geplant war, der Ehemann zum aufklärenden Oberarzt sagte: »Können Sie meiner Frau nicht gleich ’ne größere Nummer Implantate einbauen?«

Der Oberarzt sah ihn eine Weile schweigend an, dann wandte er sich an die Patientin. »Sie haben eine wunderschöne Brust. Wir werden dafür sorgen, dass sie auch weiterhin so schön sein wird wie jetzt. Denn sie ist perfekt, genau so, wie sie ist.« Und er hatte recht. (Manchmal muss man sich als Ärztin oder Arzt ganz schön zusammenreißen, den Angehörigen nicht zu sagen, was man wirklich über sie denkt. Aber das nur am Rande.)

Also lasst uns unsere eigene Brust ansehen und uns fragen, was an ihr besonders schön ist. Gibt es etwas, das du an deiner Brust besonders magst? Ist die Haut angenehm weich oder das Hautbild besonders gleichmäßig? Und wie ist es mit der lebendigen Brust in deinem Leben? Kannst du Erregung spüren, wenn du sie selbst oder dein Partner / deine Partnerin sie berührt, anfasst, liebkost? Wenn ja, magst du lieber eine feste Berührung oder eine sanfte? Soll die Brustwarze stimuliert oder besser gar nicht berührt werden? Was haben deine Brust und du schon zusammen erlebt? Gibt es besondere Momente oder Erinnerungen, die du nur mit ihr teilst? Findest du es schön, wenn sie dich anlacht, wenn du nach dem Duschen in den Spiegel schaust? Oder lacht sie vielleicht eher den Boden an, weil sie eine ganz normale Brust ist, die der Schwerkraft folgt und nicht wie festgeklebt am Oberkörper hochsteht?

Die Brust entwickelt sich beim Mädchen ab dem Zeitpunkt, ab dem die ersten Geschlechtshormone gebildet werden (Östrogen und Progesteron). Das passiert im Mittel so im Alter zwischen 8 und 10 Jahren. Das erste sichtbare Zeichen, dass da etwas geschieht, nennen wir Thelarche, die Knospung der Brust. Dabei bilden sich kleine Gewebeverdickungen unter den Brustwarzen. In den folgenden Jahren wächst die Brust weiter, bis sie ihre endgültige Größe erreicht hat. Und wie unterschiedlich diese sein kann, wissen wir, schließlich gibt es nicht umsonst Körbchengrößen A bis H. Wie groß im Übrigen die Brust wird und wie ihre Gestalt ist, hängt stark von genetischen Faktoren ab, das heißt, es ist angeboren, ob wir zu den Frauen mit »viel Holz vor der Hütt’n« gehören oder eben nicht. Allerdings liegt es nicht (nur) an den Genen, wie der Gesamteindruck ausfällt. Denn wie wir die Brust wahrnehmen, hängt auch stark davon ab, wie ihre Umgebung aussieht. So beeinflussen die Muskeln auf dem Brustkorb unser Bild von der Brust. Das liegt daran, dass die Brust, die in der Medizin übrigens den schönen Namen Mamma trägt, auf dem Musculus pectoralis, dem großen Brustmuskel, liegt. Wird der Brustmuskel stark trainiert, sieht auch die Brust darüber anders aus. Außerdem hat auch der körperliche Gesamteindruck Auswirkung auf unser Bild von der Brust. Ist die Frau eher kräftig oder dünn, sind ihre Schultern breit oder schmal? Dazu kommt die Hautstruktur, das Relief der Schlüsselbeine und des Halses. Selbst mit der gleichen Brust würden zwei verschiedene Frauen unterschiedlich aussehen. Nur bei bestimmten Schönheitschirurgen sehen hinterher wirklich alle Brüste gleich aus. Aber ob das das Ziel sein kann? In der Natur kommt es jedenfalls nicht vor.

Aufbau der weiblichen Brust

Doch zurück zur Anatomie. Zur Brust gehört die Brustwarze. Sie ist von einem Warzenhof umgeben, und beide haben eine hellbraune, rötliche bis dunkelbraune Färbung. Bei Berührung oder Kälte richten sich die Brustwarzen auf. Dieses Aufrichten rührt daher, dass sich die Muskeln unter der Brustwarze zusammenziehen. Viele Frauen mögen das und finden besonders die Stimulation der Brustwarze sexuell erregend. Es gibt Frauen, die einzig vom Spielen mit den Brustwarzen zum Orgasmus kommen können, andere wiederum haben es mit der Brust nicht so. Ist das nicht spannend, wie unterschiedlich das sein kann? Wie ist es bei dir? Was gefällt dir besonders?

Unter der Haut besteht die Brust aus einem weißlichen Drüsenkörper mit einem Milchgangsystem und einem gelblichen Fettkörper. Das Ganze wird gehalten von Bindegewebe (Stützgewebe). Der Drüsenkörper, der in der Lage ist, auf Anforderung Milch zu bilden, besteht aus 15 bis 24 Einzeldrüseneinheiten, die durch lockeres Bindegewebe voneinander getrennt sind. Zu jeder Einheit gehört ein Ausführungsgang, der sich auf seinem Weg nach außen mit anderen Ausführungsgängen vereint. 12 bis 15 Hauptmilchausführungsgänge münden so in der Brustwarze. Durch sie fließt beim Stillen die Milch nach außen und kann dort vom Baby aufgenommen werden.

Wir wissen, dass sich das Aussehen der Brust im Laufe des Lebens verändert. Im jungen Erwachsenenalter ist sie fester und straffer als im Alter. Das liegt vor allem daran, dass sich mit der Zeit das Verhältnis von Drüsenkörper zu Fettkörper verschiebt. Besonders in der Postmenopause, also nach den Wechseljahren, nimmt der Drüsenanteil ab und der Fettanteil zu.

Etwaige Beschwerden, die frau zuvor im Zyklus hatte, verschwinden und einem fröhlichen Leben mit der Brust steht in diesem Punkt nichts mehr im Wege. Gut, oder?

Doch wie wir ja schon gesehen haben, geht es in der allgemeinen Wahrnehmung leider nicht immer um die Vorteile, die eine bestimmte Lebensphase für uns bedeutet. Tatsächlich wird viel häufiger über die Nachteile geredet, was sehr bedauerlich ist. Aber da dies ein ehrliches Buch sein soll, kommen wir nicht umhin, auch über Nachteile des Alterns zu sprechen. Und ich fürchte, da ist das Thema Hängebusen ein großes – zumindest in unserer Gesellschaft, in anderen spielt es überhaupt keine Rolle.

Dabei sagt eine Beurteilung des Straffheitsgrades der Brust herzlich wenig darüber aus, wie schön und angenehm es sich vielleicht gerade mit ihr lebt. Übrigens sprechen wir bei Männern nicht permanent über den Hängehoden, obwohl auch der Hoden im Laufe des Lebens weiter nach unten hängt. Aber irgendwie arbeitet es sich gesellschaftlich gesehen anscheinend leichter an Frauen und ihren äußeren Merkmalen ab.

Um gleich einmal mit einem sich dauerhaft haltenden Vorurteil aufzuräumen: Stillen macht keine Hängebusen! Wirklich nicht, es gibt sogar Studien dazu. Gewichtszunahme in der Schwangerschaft lässt den Busen ebenfalls nicht absacken, und ob man Oberkörpertraining macht, spielt ebenfalls keine Rolle. Große Gewichtsverluste (über 25 kg), hohes Körpergewicht, große Brustgröße, Anzahl der Schwangerschaften und Rauchen haben hingegen schon einen Einfluss. Und natürlich lässt die Elastizität des Bindegewebes im Laufe des Lebens nach – das ist normal, auch wenn es uns vielleicht manchmal etwas traurig macht. Auf der anderen Seite nehmen Lebensweisheit, Erfahrung und gesammelte positive Erlebnisse zu. Wenn es gut läuft, kennt man mit siebzig seinen Körper viel besser als mit zwanzig und weiß, was ihm guttut. Ein Vorteil, der auch mit elastischerem Bindegewebe nicht aufzuwiegen ist.

Wie das Leben so spielt: Ein Fall aus meiner Tätigkeit als Frauenärztin*

Brust und Wohlbefinden

Dass wahre Schönheit alterslos ist, habe ich ganz zu Beginn meiner medizinischen Laufbahn gelernt. Damals machte ich eine Famulatur (Praktikum während des Medizinstudiums) in einer Klinik für Frauenheilkunde. Zu meinen Aufgaben gehörte es, mit den Patientinnen, die am nächsten Tag operiert werden sollten, das Aufnahmegespräch zu führen und die Aufnahmeuntersuchung durchzuführen. In diesem Gespräch versucht man, alles über die aktuelle Erkrankung und über Vorerkrankungen herauszubekommen, welche Medikamente die Patientin nimmt (manchmal gar nicht so einfach) und über Rauchen, Alkohol und alles andere zu sprechen, das während des Klinikaufenthaltes wichtig werden könnte. Bei der anschließenden Untersuchung werden Herz und Lunge abgehört, der Bauch abgetastet, in den Mund geschaut und nach den Lymphknoten im Halsbereich getastet sowie ein kurzer neurologischer Status erhoben. In den ersten Famulaturen hat man meistens noch nicht so viel Erfahrung, das heißt, es dauert alles ein bisschen länger. Der große Vorteil davon ist, dass man oftmals mit den Patientinnen besser ins Gespräch kommt. An diesem Morgen rief ich also meine erste Patientin auf, und hereinkam eine gut gelaunte 86-jährige Frau, die ich Emma nennen will.

Emma erzählt mir, dass sie für einen Implantatwechsel in die Klinik käme. Vor über zwanzig Jahren waren ihr wegen einer Brustkrebserkrankung beide Brüste entfernt worden, und sie hatte an der Stelle ihres eigenen Brustgewebes Silikonimplantate unter die Haut gelegt bekommen. Sie war zufrieden mit ihren neuen Freundinnen, wie sie ihre Implantate nannte. Mit der Zeit allerdings hatte ihr Körper eine feste Bindegewebskapsel um die Implantate gebildet. Dadurch war ihre Brust fest, fast steif geworden, etwas, was Emma gar nicht mochte. Also hatte sie vor ungefähr zehn Jahren die Implantate wechseln lassen. Damals hatte sie noch ihr Mann begleitet, der zu ihrem großen Kummer mittlerweile verstorben war. Nach der Wechsel-OP war Emma mit ihren noch neueren Freundinnen ebenfalls glücklich gewesen, doch leider hatte sich nach und nach erneut eine feste Bindegewebskapsel gebildet, rechts mehr als links, sodass sie nun das rechte Implantat austauschen lassen wollte.

So weit, so gut. Während ich sie also untersuchte, erzählte mir Emma, wie unglaublich schwierig es gewesen sei, diesen OP-Termin zu bekommen. Als sie ihrem niedergelassenen Frauenarzt von ihrem Wechselwunsch erzählt hatte, waren dessen Worte nur gewesen: »Aber wozu? Ihr Mann ist doch tot.« Und der Krankenkassenmitarbeiter, der die Kostenübernahme bewilligen musste, meinte: »In Ihrem Alter? Wofür soll denn das gut sein? Sie sterben doch sowieso bald.«

Emma holte tief Luft und sagte zu mir: »Aber ich brauche diese OP. Ich möchte mich mit meinem Busen wohlfühlen. Er ist ein Teil von mir, egal ob ich zwanzig oder hundertzwanzig bin!«

Recht hatte sie – und zwar zu 100 Prozent. Ja, sie sollte sich mit ihrem Körper wohlfühlen, und ich fand es toll, dass sie wusste, was sie dafür tun musste. Ebenfalls großartig fand ich, wie unbeirrbar sie den dummen Sprüchen entgegentrat, mit denen die (männliche) Umwelt sie traktierte.

So wurde sie – nachdem ihr auch noch der Anästhesist von der OP abgeraten hatte (nicht etwa aus medizinischen Gründen) – schließlich operiert. Ich werde nie vergessen, wie sie mich am Morgen nach der OP anlächelte und stolz beide Daumen hob. Sie hatte sich für sich selbst eingesetzt und bewirkt, dass sie wieder glücklich in ihrem Körper war. Was für eine großartige Frau!

Das große Zusammenspiel: Brust und Hormone

Die Brust verändert sich nicht nur im Laufe des Lebens, sondern bei der geschlechtsreifen Frau auch im Verlauf eines Zyklus. Das liegt daran, dass das Brustgewebe stark auf die Wirkung der beiden weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron anspricht (diese Hormone sind so wichtig, dass sie am Ende des Buches noch ihr eigenes Kapitel haben). In der ersten Zyklusphase, die mit der Blutung beginnt, sind die Spiegel von beiden Hormonen niedrig, und das Brustgewebe ist weich. Etwaige Schwellungen der Brust aus dem Vorzyklus bilden sich schnell zurück. Daher eignen sich die ersten Tage nach Einsetzen der Periode besonders gut zur Selbstabtastung der Brust oder für andere Brustuntersuchungen (darüber sprechen wir gleich).

Danach nimmt die Menge an Östrogen im Körper kontinuierlich zu. Zusätzlich wird in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung auch noch viel Progesteron gebildet. Das Brustgewebe lagert dadurch mehr Wasser ein und schwillt an. Insbesondere vor dem Einsetzen der nächsten Regel nehmen manche Frauen ihre Brust als gespannt, geschwollen und deutlich berührungsempfindlicher wahr. Das kann bis zu richtiggehenden Schmerzen reichen, die in der Medizin als Mastodynie bezeichnet werden, was nichts anderes als Brustschmerz heißt. Diese Brustschmerzen können allein vorkommen oder Teil des Prämenstruellen Syndroms sein, das wir im Kapitel »Hormone« auch noch genauer kennenlernen werden. Zu Beginn des nächsten Zyklus sind dann alle Beschwerden wieder rückläufig.

Kommt es in einem Zyklus zu einer Schwangerschaft, bedeutet das noch größere Veränderungen für die Brust. Denn während der Schwangerschaft vergrößern sich nicht nur die Milchdrüsen, sondern sie reifen in Vorbereitung des Stillens auch erst vollständig aus. Die Brüste insgesamt werden größer und können wegen des starken Hormoneinflusses anfangen zu spannen und zu ziehen. Manche Frauen erkennen überhaupt erst an den Veränderungen in ihrer Brust, dass sie schwanger sind!

Im Verlauf der Schwangerschaft und vor allem nach der Geburt steigt das für das Stillen notwendige Hormon Prolaktin massiv an. Es sorgt dafür, dass die Milchdrüsen fertig ausreifen und dass Milch produziert wird, gleichzeitig unterdrückt es mögliche weitere Eisprünge. Prolaktin wirkt jedoch nicht nur auf die Brust, sondern auch auf die Psyche, wo es für Entspannung sorgt und es der Frau in Schwangerschaft und Stillzeit ermöglicht, besser mit Stress umzugehen. Ist das nicht großartig? Was für eine geniale Idee, dass man einer sowieso schon genialen Erfindung wie dem Stillen noch etwas für die Seele mitgibt! Ich finde wirklich, dass man beim weiblichen Körper aus dem Staunen nicht herauskommt.

Um stillen zu können, braucht man übrigens zusätzlich zum Prolaktin auch noch das Hormon Oxytocin, das hilft, die Milch aus der Brust auszustoßen. Interessanterweise ist es auch für die Entstehung von Wehen unter der Geburt zuständig und dafür, dass sich die Gebärmutter nach der Geburt wieder zusammenzieht, was extrem wichtig ist. Außerdem wirkt es ebenfalls auf die Psyche, verstärkt die Bindung von der Mutter an das Kind und wird deshalb auch das Bindungshormon genannt. Hier haben wir eine weitere elegante Kopplung von Körper und Seele (falls man die beiden überhaupt als getrennt betrachten möchte). Diese Verschränkung und Verschaltungen der verschiedenen Hormonwirkungen im Körper sind schon wirklich genial! Allerdings kann man das System auch komplett aushebeln, indem man zum Beispiel auf das Stillen verzichtet.

Ein echtes Wunder: Brust und Stillen

Stillen ist ein ziemliches Wunderwerk. Nicht nur hat man immer eine kostenlose Nahrung für das Baby dabei, sie hat auch genau die richtige Temperatur und ist zu jeder Tages- und Nachtzeit sofort verfügbar. Man muss keine besonderen Hygienevorschriften beachten, die Brust muss nicht in den Kühlschrank, keine Fläschchen müssen vorab ausgekocht werden, sondern ran an die Brust und fertig. Besonders nachts, wenn man von einem hungrigen Baby aus dem Tiefschlaf geweckt wird, ist das ein großer Vorteil.

Bis zu einem Liter Milch produziert die weibliche Brust in der Stillzeit am Tag, und wenn nötig kann sie diese Menge sogar noch steigern. Das heißt, dass im Laufe der gesamten Stillzeit viele Hundert Liter Milch gebildet werden! Das finde ich sehr beeindruckend, aber das ist noch lange nicht alles. Vielmehr passt sich die Milch genau den Bedürfnissen des Kindes und seiner Entwicklung an. Ganz am Anfang kommt das Kolostrum, die Erstmilch. Sie ist dickflüssig, goldgelb und voller Nährstoffe. Außerdem stärkt sie das noch unreife Immunsystem des Neugeborenen. Mithilfe des Kolostrums und später der reifen Muttermilch überträgt die Mutter ihre Immunkompetenz gegen Erkrankungen, die sie schon durchgemacht hat oder gegen die sie geimpft ist, auf das Kind. Das ist eine ganz, ganz großartige Erfindung der Natur! Denn so sind frisch geborene Babys geschützt vor vielen Erkrankungen, gegen die sie sich sonst nicht wehren könnten. Mittlerweile gibt es sogar eine Impfung für die werdende Mutter gegen RSV (eine Atemwegserkrankung, die ungefährlich für Erwachsene ist, aber für Neugeborene höchst bedrohlich werden kann). Die Mutter wird geimpft und schützt mit ihren Antikörpern gegen RSV ihr Neugeborenes, das diese Antikörper selbst noch nicht bilden kann.

Außerdem ist die Muttermilch so zusammengesetzt, dass sich mit ihrer Hilfe die kindliche Darmflora gut aufbauen kann, und sie unterstützt die kindliche Gehirnentwicklung (unter anderem mit ihrem reichen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren). Stillen kann vor Allergien schützen, und gestillte Kinder haben ein geringeres Risiko, in ihrem Leben übergewichtig zu werden, einen Herzinfarkt zu erleiden, hohen Blutdruck zu bekommen oder an Diabetes mellitus zu erkranken. Muttermilch ist optimal für die kindliche Gewichtsentwicklung, denn sie passt sich in ihrer Zusammensetzung dem kindlichen Energiebedarf an. Am Anfang ist sie dünnflüssiger, später deutlich fettreicher. Zudem können sich Kinder an Muttermilch nicht »übertrinken«, denn jedes Plus an Kalorien wandert ausschließlich in das braune Fettgewebe, wo es für die Wärmeproduktion des leicht auskühlenden Babys zur Verfügung steht. Doch Stillen tut dem Baby nicht nur von der Verdauungsseite her gut, es hilft auch, eine gute, stabile Beziehung zwischen Mutter und Kind aufzubauen. Stillen »stillt« das Bedürfnis nach Wärme, Geborgenheit und Sicherheit und kann Trost in herausfordernden Situationen spenden, von denen es in diesem Leben selbst für die ganz Kleinen schon eine ganze Menge gibt.

Doch nicht nur das Kind profitiert vom Stillen. Auch die Mutter hat Vorteile davon: Während der Schwangerschaft zugenommene Kilos purzeln, Stillen senkt das Risiko von Brustkrebs, Eierstockkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ II und Osteoporose. Außerdem bildet die Mutter beim Stillen viel Prolaktin, das – wie wir vorhin gesehen haben – gelassener macht. Und etwas mehr Gelassenheit im Alltag können wir doch alle ziemlich gut gebrauchen, oder?

Ich würde also sagen, dass Stillen ein Gewinn für alle Beteiligten bedeutet. Zum Glück hat das mittlerweile auch die Medizin begriffen, und inzwischen wird viel mehr Wert darauf gelegt, werdende Mütter und ihre Familien zum Thema Stillen zu beraten und sie dann im Wochenbett für ein gutes Gelingen zu begleiten.

Lieber mit oder lieber ohne? Brust, BH und Gesundheit

Die weibliche Brust ist auf eine Menge Lebenslagen absolut perfekt eingerichtet. Was können wir umgekehrt tun, damit sie sich wohlfühlt? Eine gute Ernährung ist wichtig wie auch genügend Bewegung, außerdem ist ausreichend Schlaf zur Regeneration und Entfernung von Abbauprodukten aus den Zellen bedeutsam (das gilt übrigens auch ganz besonders für das Gehirn!). Ferner ist es ratsam, nicht zu rauchen (superwichtig) und nicht zu viel Alkohol zu trinken. Alles Grundempfehlungen, die für den ganzen Körper gelten.

Was können wir darüber hinaus speziell der Brust Gutes tun? Ich glaube, es ist wohltuend, wenn sie liebevoll betrachtet und angefasst wird (auch das gilt eigentlich für den ganzen Körper). Bei der Brust steht außerdem immer die Frage im Raum, ob frau eigentlich einen BH tragen sollte. Mir ist bewusst, dass das eine oftmals sehr emotional geführte Diskussion ist, die eine durchaus politische Dimension hat und schon früher zu heftigen Streitereien bis hin zu BH-Verbrennungen geführt hat. Die Befürworterinnen des BHs sagen, er stützt, hält und hilft. Die Gegnerinnen sagen, er bevormundet und engt ein.

Beide haben recht.

Doch wie kann das sein und was ist die wissenschaftlich zu empfehlende Lösung: BH ja oder nein?

Um es gleich vorwegzusagen: Durch das Tragen eines BHs an sich werden die Brüste weder straffer noch – umgekehrt – schlaffer. Mit BH sieht das Dekolleté vielleicht etwas straffer und fester aus, aber das Bindegewebe selbst, das die Brust hält, wird nicht gerafft oder gestrafft. (In diesem Punkt sind die Werbeversprechen der BH-Hersteller manchmal etwas übertrieben.) Umgekehrt lässt ein BH das stützende Bindegewebe der Brust durch seinen Halt auch nicht verschwinden, denn anders als bei Muskeln, die bei Untätigkeit abgebaut werden, schrumpft das Bindegewebe durch das Stützen von außen nicht. Ein gut sitzender BH hat in der Tat einen stützenden Effekt und kann helfen, dass natürliche »Ausleiern« des Bindegewebes im Laufe des Lebens zu verlangsamen. Ob wir festes oder sehr weiches Bindegewebe haben, ist übrigens keine Frage des Trainings oder des BHs, sondern der Gene. Es ist aber umgekehrt nicht zwangsläufig immer und überall nötig, einen BH zu tragen. Für wen es das Richtige ist und für wen nicht, hat sehr viel mit der individuellen Brust zu tun und außerdem mit dem Gefühl, das eine Frau gern haben möchte, also ihrem persönlichen Empfinden. Man kann meine Nippel sehen – no-go oder cool? Ich mag das Schwingen meiner Brüste, wenn ich mich bewege – super oder niemals?

Dennoch gibt es ein paar Situationen, in denen ich als Ärztin einen BH empfehlen würde, oder anders gesagt: Wer sollte wann über das Tragen eines BHs nachdenken?

Auf alle Fälle Frauen mit einem sehr großen Busen und Frauen, die schon wissen, dass sie ein sehr lockeres Bindegewebe haben. Außerdem ist die Stützfunktion eines BHs wichtig für Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit und natürlich beim Sport! Beim Sport würde ich immer einen BH empfehlen, weil die Belastung auf das Bindegewebe der Brust eine vielfach höhere ist als sonst. Aber – und das ist wirklich entscheidend – der BH muss gut sitzen! Schlecht sitzende oder zu enge BHs quetschen die Haut und das Unterhautfettgewebe ein, drücken auf das Brustgewebe und können eine schlechte Haltung im Brustbereich befördern, ganz abgesehen davon, dass sie nicht angenehm sind und wir unserer Brust ja eigentlich etwas Gutes tun wollten. Umgekehrt können weiche, gut sitzende BHs eine angenehme Unterstützung und ein Gefühl des Komforts bedeuten. Was also tun? Mein Rat ist es, nicht zu schnell bei der Suche nach dem richtigen BH aufzugeben. Für andere wichtige Entscheidungen nehmen wir uns schließlich auch viel Zeit. Man sollte verschiedene Modelle anprobieren und sich dabei wirklich auf sein persönliches Wohlgefühl verlassen. Mit dem Finden des richtigen BHs ist es ein bisschen wie mit einer guten Freundin: Die Suche danach kann dauern, aber wenn wir die richtige vor uns haben, spüren wir es. Und ja, es gibt auch bei BHs Fehlkäufe. Wir alle kennen das von Schuhen. Im Laden sahen sie so toll aus und wirkten auch superbequem, aber im Alltag merken wir, dass leider weder Punkt 1 noch Punkt 2 zutrifft. Diese Schuhe ziehen wir meist nicht mehr an. Beim BH sollten wir es ähnlich halten. Gut sitzender BH auch am Ende eines langen Tages – du bist willkommen. Alle anderen ab zu Tauschbörse, Kleinanzeigen oder ganz nach hinten in die Schublade. Das ist schade und manchmal auch ein teurer Spaß, aber trotzdem das Beste, was wir für unsere Brust tun können. Wichtig ist also, dass frau wählt, was ihr gut passt, und nicht das, was nach Maßgabe der Werbung oder Social Media das Beste wäre. Denn wenn wir uns wohlfühlen, strahlen wir dieses Wohlbefinden auch aus – und das ist schön! Viel schöner übrigens als das makelloseste Dekolleté. Was allerdings nicht heißt, dass man für ein Date nicht auch einmal etwas Unbequemlichkeit in Kauf nehmen kann. Wenn es dann gut läuft, produziert unser Körper genügend Glückshormone, um uns mit Leichtigkeit über einen drückenden BH-Träger hinwegsehen zu lassen. Aber wenn es schlecht läuft, dann ist unser Gegenüber den unbequemen BH garantiert nicht wert. Also weg damit … Denn die Brust ist unsere lebenslange Freundin, und wir sollten sie auch so behandeln.

Ein weibliches Krankheitsbild: Mastopathie

In diesem Buch soll es auch um typische Beschwerden und Krankheiten von Frauen gehen, denn sie gehören zum Leben dazu. Außerdem versteht man manchmal erst dann, wenn man sieht, was schiefgehen kann, wie nahezu perfekt unser Körper eigentlich funktioniert …

Die Mastopathie ist eine häufige, gutartige Erkrankung der Brust, die wahrscheinlich aufgrund eines Hormonungleichgewichts zwischen Östrogenen und Progesteron, den beiden wichtigen weiblichen Hormonen, entsteht. Das Östrogen ist hierbei im Konzert der Hormone zu stark vertreten und übertönt dadurch alle anderen Stimmen. Das hört sich nicht nur fürchterlich schräg an, sondern bringt die Gesangsdarbietung aller Hormone aus dem Lot. Oder, mit anderen Worten, man bekommt Beschwerden.

Besonders vor der Periode können die Brüste stark anschwellen, spannen oder sich ungewöhnlich schwer anfühlen. Außerdem können die Brüste extrem berührungsempfindlich werden bis hin zu heftig schmerzen. Diese unangenehmen Symptome halten bis zur Periode an, um dann wie von Zauberhand wieder zu verschwinden.

Zudem können sich Knoten und Zysten in der Brust bilden. Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Blasen im Drüsengewebe der Brust, die dadurch entstehen, dass die Drüsenzellen vermehrt Flüssigkeit produzieren, die entweder gar nicht oder nicht vollständig ablaufen kann. Manchmal kann bei einer Mastopathie auch Flüssigkeit aus der Brustwarze austreten. Knoten zeigen an, dass das Bindegewebe der Brust hormongesteuert vermehrt wächst. Wichtig ist, dass sich sowohl Zysten als auch Knoten beim Abtasten gut abgrenzen und gut verschieben lassen. Denn Verschieblichkeit und gute Abgrenzbarkeit sind Merkmale, die auf eine Gutartigkeit hinweisen.

Es gibt drei Formen der Mastopathie. Eine, bei der die Zystenbildung im Vordergrund steht (zystische Mastopathie), und eine, bei der es mehr Knotenbildung gibt (fibröse Mastopathie), sowie eine Mischform zwischen beiden (fibrozystische Mastopathie), die die häufigste von allen ist.

Außerdem kann man die Mastopathie in drei Schweregrade einteilen.

Grad 1 (einfache Mastopathie): Rund 70 Prozent aller Fälle. Die Bindegewebszellen sind leicht vermehrt, und man findet erweiterte Milchgänge, manchmal auch Zysten. Ein erhöhtes Risiko, dass aus dieser Mastopathie Brustkrebs entsteht, besteht nicht.

Grad 2 (einfach proliferierende Mastopathie): In den Milchgängen sind gutartige Zellwucherungen zu finden. Das Brustkrebsrisiko ist geringgradig erhöht. Rund 20 Prozent aller Frauen mit einer Mastopathie haben diesen Schweregrad.

Grad 3 (atypisch proliferierende Mastopathie): Das Gewebe wuchert stärker, und es finden sich krankhaft veränderte (atypische) Zellen in den Gewebewucherungen. Meistens liegen mehrere Herde davon in einer Brust, und bei einem Drittel der Patientinnen sind beide Brüste betroffen. Ungefähr 10 Prozent aller Frauen mit einer Mastopathie haben diesen Schweregrad, er ist also mit Abstand der seltenste. Bei der Mastopathie Grad 3 steigt das Risiko für eine Brustkrebserkrankung, insbesondere, wenn in der Familie der Frau bereits vermehrt Brustkrebs vorgekommen ist. Dann müssen die Patientinnen besonders gut überwacht werden!

Warum sind regelmäßige Kontrollen bei Frauen mit einer Mastopathie Grad 2 oder 3 oder bei Frauen gleich welchen Typs mit vielen Brustkrebsfällen in der Familie so wichtig?

Durch regelmäßige und engmaschige Kontrollen können Veränderungen frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt werden. Das beugt negativen Krankheitsverläufen vor.

Doch woher weiß ich, ob ich eine Mastopathie habe?

Brustspannen und auch mal Schmerzen in der Brust vor der Periode haben sehr viele Frauen. Für die Diagnosesicherung ist eine Vorstellung bei der Frauenärztin** nötig. Mit ihr kann man die Symptome und Beschwerden besprechen, und sie kann herausfinden, ob tatsächlich eine Mastopathie vorliegt.

Typische Fragen, um eine Mastopathie zu bestätigen oder auszuschließen, sind:

Welche Beschwerden haben Sie genau? Leiden Sie unter Brustspannen, Brustschmerzen?Wie stark sind Ihre Beschwerden? Schwankt die Stärke Ihrer Beschwerden?Können Sie Veränderungen in Ihrer Brust tasten?Wann sind die Beschwerden / Veränderungen zum ersten Mal aufgetreten?Treten die Beschwerden immer zu einem bestimmten Zykluszeitpunkt auf?Werden sie im Verlauf des Zyklus stärker oder schwächer?

Ist Ihr Zyklus regelmäßig?

Welche Erkrankungen haben Sie außerdem?Leiden Sie unter einer Schilddrüsenerkrankung? Eine Schilddrüsenunterfunktion scheint die Beschwerden einer Mastopathie zu verstärken.Gibt es in Ihrer Familie Brusterkrankungen? Gibt oder gab es Brustkrebs?Gibt es noch etwas Wichtiges, worüber wir jetzt noch nicht gesprochen haben?

Der nächste Schritt bei der Frauenärztin ist die Untersuchung. Hierfür tastet die Ärztin die Brust sorgfältig ab, zusätzlich wird ein Ultraschall gemacht. In seltenen Fällen ist auch eine Mammografie nötig (wie die genau funktioniert, werden wir in diesem Kapitel noch sehen) oder ein MRT (Magnetresonanztomogramm). In ganz seltenen Fällen muss eine kleine Gewebeprobe aus der Brust entnommen werden, um sicherzustellen, dass die Gewebeveränderungen gutartig sind.

Was passiert, wenn die Diagnose steht?

Grundsätzlich ist es wichtig zu sagen, dass eine Mastopathie per se keine Behandlung erfordert. Wichtig sind nur die regelmäßigen Kontrollen. Vielen Frauen reicht die Bestätigung, dass es sich um eine gutartige Erkrankung handelt, um mit den Beschwerden zurechtzukommen. Das Wissen, dass es sich »nur« um die Folge einer hormonellen Dysbalance im Körper handelt, kann sehr entlastend und beruhigend sein.

Sind die Beschwerden jedoch so stark, dass sie unerträglich werden, oder leidet die Lebensqualität der Patientin, kann man es mit Schmerzmitteln versuchen oder mit Progesteron, das als Gel auf die Brust aufgetragen wird, oder mit anderen progesteronähnlichen Hormonen, die in Tablettenform eingenommen werden. Manche Frauen verwenden auch pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer (als Tablette) oder Nachtkerzenöl in Kombination mit Vitamin E (als Creme).

Was kann man noch tun? Viele Frauen profitieren von einem gut sitzenden (eventuell auch individuell angepassten) BH, von einer fettreduzierten Ernährung und davon, weniger Koffein zu sich zu nehmen. Interessanterweise hilft für das körperliche Wohlbefinden in einem Leben mit Mastopathie auch regelmäßige Bewegung und Sport.

Übrigens erklärt die Hormonabhängigkeit der Erkrankung, warum die Mastopathie vor allem bei der geschlechtsreifen Frau (Schwerpunkt zwischen 30 und 50 Jahren) und zudem oft zyklisch auftritt (also im Verlauf des Monatszyklus). Kommt die Frau in die Wechseljahre, verschwinden die Beschwerden meistens, was natürlich super ist.

Und zuletzt: Kann man sich davor schützen, eine Mastopathie zu bekommen? Leider nein. Bisher kennen wir noch keine vorbeugenden Maßnahmen im engeren Sinne. Aber ein gesunder Lebenswandel schadet sicher nicht.

Das einzig echte Wundermittel der Welt: Frauengesundheit und Sport

Was genau gehört eigentlich zu einem gesunden Lebenswandel? Ein Teil der Antwort ist ganz einfach und ist zugleich das beste Anti-Aging-Geheimnis aller Zeiten. Das Wundermittel, das tatsächlich gegen Alterung, Krankheit und vorzeitigen Tod hilft. Die echte »Superdrug«, die es ohne Rezept, ohne zusätzliche Kosten und überall frei verfügbar gibt. Das Zaubermittel, das nachgewiesenermaßen bei Mastopathie hilft und vor Krebs schützt. Und es besteht nur aus drei Wörtern, von denen lediglich zwei von Bedeutung sind: Bewegung und Sport.

»Echt jetzt?«, höre ich deine ungläubige Frage, »das musst du mir aber beweisen.«

Genau das habe ich vor.

Aber zunächst einmal, warum ausgerechnet Bewegung? Warum ausgerechnet etwas, bei dem man nicht einfach sitzen bleiben kann?

Nun, die Antwort ist simpel: Bewegung ist gut für uns, weil wir Menschen dafür gemacht sind, uns einen Großteil des Tages in Bewegung zu befinden. Unser Lebensstil – viel Sitzen, viel Liegen, wenig Laufen, noch weniger Rennen – macht es uns da nicht gerade leicht. Dabei ist Bewegung nicht nur für die Muskeln und den restlichen Bewegungsapparat (ein wenig attraktives Wort) gut, sondern auch für die Psyche. Wenn wir uns bewegen und / oder Sport treiben, produzieren wir Endorphine (körpereigene Glückshormone), die unser Wohlbefinden steigern und dafür sorgen, dass wir beispielsweise Schmerzen wie die von einer Mastopathie weniger stark wahrnehmen. Diesen Effekt können wir sogar gezielt ausnutzen, indem wir Sport zur besseren Schmerzkontrolle einsetzen.

Also gut, das verstehe ich ja, höre ich, aber ist Sport wirklich so eine große Sache? Nun, die Antwort ist einfach: Ja – Sport ist das ganz große Ding!

Früher (also vor ein paar Jahrtausenden) sind wir den ganzen Tag durch die Savanne gestreift, um Nahrung und Wasser zu finden, oder sind in der Eiszeit tagelang den Spuren einer Mammutherde im Schnee gefolgt. Unser Körper hat sich mit der Zeit auf diese Herausforderungen eingestellt. Wir können lange Strecken gehen, ohne zu ermüden, wir können auf zwei Beinen stehen, ohne es als anstrengend zu empfinden. Nur uns nicht oder wenig zu bewegen, dafür sind wir Menschen eigentlich nicht gemacht. Denn dann werden unsere Muskeln abgebaut oder neigen dazu, sich zu verspannen, zu viele Fettreserven wandern in die Depots, und für die Stimmung ist es auch nicht optimal.

Wenn wir uns bewegen, benutzen wir viel mehr Muskeln, als wenn wir sitzen oder liegen. Zwar arbeiten auch in Ruhe Muskeln (die sogenannten Haltemuskeln), aber nur vergleichsweise wenige. Wenn wir uns bewegen, kann das Blut gut durch den gesamten Körper gepumpt werden. Wenn wir sitzen, wird durch die gebeugte Hüfte der Blutfluss in die untere Extremität verringert, wenn wir noch dazu die Beine übereinanderschlagen, läuft der Rückstrom des Blutes zum Herzen noch schlechter. Wenn wir uns bewegen, schlägt unser Herz schneller und mehr Blut zirkuliert. Die Zellen werden optimal mit Sauerstoff versorgt, Zucker wird in die Muskelzellen verschoben, und der Stoffwechsel freut sich. Wenn wir uns bewegen, bauen wir Muskelmasse auf oder zumindest nicht ab. Wir trainieren unser Herz-Kreislauf-System, das dadurch leistungsfähiger wird. Wir tun etwas für unsere Knochen und beugen so einer Osteoporose vor, was besonders für uns Frauen wichtig ist. Außerdem tun wir etwas für unsere seelische Gesundheit und Ausgeglichenheit. Sport hilft uns, weniger Angst und Stress zu empfinden, und Sport hat eine nachgewiesen antidepressive Wirkung. Zusätzlich verbessern Sport und Bewegung den Schlaf und die Stimmung. Und das Beste ist, man kann jederzeit damit anfangen. Treppe genommen statt Aufzug – jippieh! Laufen oder schwimmen gegangen, statt Auszeit auf dem Sofa zu verbringen – hurra!

Man braucht kein Abo in einem teuren Fitnessclub und keine unerschwingliche Sportausrüstung, um loszulegen. Man muss nicht Polo oder Golf spielen, um seine Bewegung Sport zu nennen. Ja man muss nicht einmal einen schweißtreibenden Marathon laufen, um in Bewegung zu kommen. Flott zu Fuß gehen, Rad fahren und Treppe statt Rolltreppe sind schon mal ein Anfang. Dazu noch etwas Sport pro Woche – perfekt!

Wie viel muss es denn sein? Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche an aerobem Training mit moderater Intensität oder 75 Minuten pro Woche an anstrengendem Training plus zwei Einheiten von muskelstärkendem Sport pro Woche für alle.

Was heißt das jetzt konkret?

Unter aerobem Training mit moderater Intensität kann man sich eine Bewegung oder einen Sport vorstellen, der so anstrengend ist, dass man dabei nicht mehr singen, aber noch gut sprechen kann. Also zum Beispiel schnell gehen oder Nordic Walking machen, schwimmen, Rad fahren, Ski langlaufen oder tanzen. Dabei sollte das Training auf (Aus-)Dauer ausgelegt sein, und jede Trainingseinheit sollte mindestens 10 Minuten umfassen.

Wichtig zu wissen ist aber, dass selbst kleine Einheiten eine Menge bringen. So senken 10 Minuten zügiges Spazierengehen am Tag bereits das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 20 Prozent! Das ist echt viel.

Unter anstrengendes Training fallen Ausdauersportarten wie Joggen, Fußballspielen, Tennis, schnelles Radfahren oder schnelles Schwimmen, aber auch Aerobic, Rudern oder Basketball.

Der muskelstärkende Sport kann aus leichtem Hanteltraining, Sport im Fitnessstudio oder in einer Sportgruppe bestehen. Aber auch Liegestützen, Kniebeugen und die lange Brücke auf dem Wohnzimmerteppich oder Klimmzüge am Türstock erfüllen diesen Zweck, wenn man sie richtig macht.

Um genau zu wissen, wie anstrengend ein Sport oder eine Aktivität ist, kann man das metabolische Äquivalent (MET) zu Rate ziehen. Es wird verwendet, um den Energieverbrauch bei verschiedenen Tätigkeiten zu vergleichen.

Der Körper in Ruhe: 1 METPutzen im Haushalt: 2 – 4 METVom Erdgeschoss ohne Pause in den ersten Stock gehen: 4 METModerate körperliche Aktivität: 3 – 6 METEntspanntes Radfahren: 4 METKörperliche Aktivität mit hoher Intensität: > 6 METAerobic: 7,3 METMountainbiken den Berg hoch unter großer Anstrengung: 14 MET

Doch nicht nur Sport hat ein metabolisches Äquivalent, auch Kuscheln, Schmusen und Sex haben das.

Küssen, Umarmen, Kuscheln: 1,3 METAktiver Sex: 2,8 MET

Super, oder? Ganz abgesehen davon, dass Sex auch noch aus anderen Gründen gut für unseren Körper und unsere Seele sein kann.

Doch zurück zum Thema Sport.