Wishes Come True - Margaux Navara - E-Book

Wishes Come True E-Book

Margaux Navara

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Beschreibung

Als Destiny eine weitere Nachricht ihres Stalkers erhält, die beweist, dass er wirklich alles über sie weiß, flieht sie zu dem einen Ort, an dem es ihre Entscheidung ist, die Macht abzugeben – in den Club WishesComeTrue. Ein Speed Dating bietet die Gelegenheit, einen Mann zu finden, der ihr gibt, was sie ersehnt. Brandon will alles im Griff behalten, auch die Frauen in seinem Leben. Im Club findet er bestimmt die Richtige, wobei ihn dort ausgerechnet die anspricht, die einen Märchenprinzen sucht. Dass ein anderer Mann Augen auf die von ihm gewählte Frau wirft, passt Brandon gar nicht. Ein Versuch, den Stalker aufzuhalten, hat böse Auswirkungen auf Destinys Leben, die sich seiner Kontrolle entziehen. Doch auch er läuft Gefahr, alles zu verlieren, wenn seine Vorlieben bekannt werden … Mehr als 300 Seiten voller heißer Szenen, unabhängig von Secret Wishes zu lesen, aber genauso sinnlich und leidenschaftlich. In sich abgeschlossen, Happy End garantiert!

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Table of Contents

Wishes Come True - In meinem Blick

Impressum

Wishes Come True

1 Destiny

2 Brandon

3 Destiny

4 Brandon

5 Destiny

6 Brandon

7 Destiny

8 Brandon

9 Destiny

10 Brandon

11 Destiny

12 Brandon

13 Destiny

14 Brandon

15 Destiny

16 Brandon

17 Destiny

18 Brandon

19 Destiny

20 Brandon

21 Destiny

22 Brandon

23 Destiny

24 Brandon

25 Destiny

Du willst mehr?

Über die Autorin

Leseprobe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wishes Come True

In meinem Blick

 

 

Margaux Navara

 

 

 

 

Impressum:

Margaux Navara

c/o easy-shop K. Mothes

Schloßstraße 20

06869 Coswig Anhalt

 

©2024 Margaux Navara

 

Coverdesign: www.cover-and-art.de

Lektorat und Korrektorat: J. Buhl

 

Wishes Come True

In meinem Blick

 

Als Destiny eine weitere Nachricht ihres Stalkers erhält, die beweist, dass er wirklich alles über sie weiß, flieht sie zu dem einen Ort, an dem es ihre Entscheidung ist, die Macht abzugeben – in den Club WishesComeTrue. Ein Speed Dating bietet die Gelegenheit, einen Mann zu finden, der ihr gibt, was sie ersehnt.

 

Brandon will alles im Griff behalten, auch die Frauen in seinem Leben. Im Club findet er bestimmt die Richtige, wobei ihn dort ausgerechnet die anspricht, die einen Märchenprinzen sucht.

 

Dass ein anderer Mann Augen auf die von ihm gewählte Frau wirft, passt Brandon gar nicht. Ein Versuch, den Stalker aufzuhalten, hat böse Auswirkungen auf Destinys Leben, die sich seiner Kontrolle entziehen. Doch auch er läuft Gefahr, alles zu verlieren, wenn seine Vorlieben bekannt werden …

 

Eine Story voller heißer Szenen, unabhängig von Secret Wishes zu lesen, aber genauso sinnlich und leidenschaftlich. In sich abgeschlossen, Happy End garantiert!

1 Destiny

Ich schließe die Tür meines Apartments hinter mir ab.

Sofort setzt es ein. Das Kribbeln im Nacken, das Prickeln der Haut.

Mit einem Blick versichere ich mich, dass die drei Türen auf dem Treppenabsatz geschlossen sind. Die Türspione sind dunkel.

Trotzdem …

An der Treppe bleibe ich mit dem Henkel meiner Handtasche am Geländer hängen, es reißt mich fast um, so fest halte ich die Riemen. Steige drei Stufen wieder hoch, löse sie mit fahrigen Bewegungen.

Ein erneuter Rundumblick. Ist jemand auf der Treppe? Beobachtet man mich durch eines der Fenster des Treppenhauses? Ich sehe niemanden.

Manchmal wünsche ich mir, ich hätte ein Hochhaus ausgesucht und dort eines der oberen Stockwerke, aber beim Kauf vor drei Jahren hielt ich ein zweistöckiges Gebäude für sicherer. Bei einem Brand zum Beispiel. Bis hierher reichen die Leitern der Feuerwehr oder die Schläuche, von hier aus könnte ich zur Not aus dem Fenster springen, ohne mir gleich das Genick zu brechen.

Ich schnaube, halte am Fuß der Treppe vor dem Ausgang kurz inne, atme tief durch und drücke die Tür auf.

Sie klemmt, als sie sich endlich öffnet, falle ich fast auf die Straße. Mist. Es dauert einen Moment, bis ich Jacke, Handtasche und die Schuhtasche mit den Pumps sortiert habe.

Leicht verzögert setzt deshalb das Jucken ein. Ich bin versucht, mich zu kratzen, nur die Menschen, die mir begegnen, hindern mich daran. Denn dann würden sie auf jeden Fall herschauen. Dabei ertrage ich genau das nicht.

Schon das Wissen, dass ich heute Abend den Briefkasten leeren muss, macht mich hibbelig.

So langsam kann ich meine Gefühle gar nicht mehr auseinanderhalten. Kommt das Kribbeln von dem Beobachter oder von meiner Angst vor dem Ungewissen?

Der Weg zum Haltepunkt des Trolleys der Green Line an der Amaya Drive Station ist eine einzige Tortur. Sieben Minuten brauche ich, wenn ich so schnell gehe wie heute.

Sieben Minuten Folter.

Sieben Minuten Angst.

Die lässt mich auch an der Haltestelle nicht los, obwohl dort alles offen wirkt. Nicht für mich. Ich sehe tausend mögliche Verstecke. Die Autos auf dem Parkplatz, darunter große Pick-up-Trucks, groß genug, um eine Bisonherde zu verdecken. Die Büsche auf dem Grünstreifen jenseits des Zufahrtsweges könnten ganze Schulklassen verschwinden lassen.

Obwohl ich es mir fest vorgenommen habe, halte ich es nicht durch. Schon nach einer Minute prüfe ich jedes Gesicht, hoffe, den einen zu überraschen, der mich beobachtet. Als der Zug einfährt, falle ich fast über einen Kinderwagen, weil ich beim Einsteigen nach hinten schaue.

Ruhe, Destiny! Such dir einfach einen Platz.

Das Kribbeln verlässt mich auch im Zug nicht.

Verdammt!

Ich vertiefe mich in mein Handy. Ich habe meinen Instagram Account schon längst gelöscht, aber ich schaue zumindest bei den Profilen zu, die ich mag. Es sind nur noch wenige, weil es mich frustriert, nichts kommentieren oder liken zu können.

Eines der wichtigen Konten ist das des WishesComeTrue. Ein BDSM-Club mitten in San Diego. Früher war ich häufiger dort, jetzt schon lange nicht mehr. Seit ich mich bei jedem Dom, der mich anspricht, frage, ob er vielleicht mein Stalker ist …

Und das Schlimmste überhaupt? Mein Verstand sagt mir ständig, dass das unmöglich ist, dass er mich nicht bis dorthin verfolgt haben kann, weil ich ihn seit mehr als einem Jahr nicht mehr besucht habe. Zugleich finde ich tausend Wege, wie er dennoch davon wissen kann. Hat er gesehen, dass ich dem Club auf Instagram folge? Dass ich mal etwas geliket habe? Ich hielt auf meinem Account nie damit hinterm Berg, dass ich solche Clubs besuche.

Das Ganze zerreißt mich. Ich werde irgendwann als kreischende Furie enden, die von Polizisten abgeführt und direkt in eine Klinik gebracht wird, weil ich jeden beschimpfe, der mich auch nur anschaut.

Die Bilder sehen toll aus und lenken mich ab.

Garrett Gibson, der Besitzer, hat anscheinend eine Frau eingestellt, die jetzt so einiges im Club verändert. Nach und nach bauen sie Räume um. Einer davon sieht aus, als wäre er einem Schloss entsprungen. Der hat es mir besonders angetan. Da kommt wohl meine Vorliebe für Märchen zum Vorschein. Ich habe alle Filme gesehen und alle Bücher gelesen, in denen ein Schloss, ein König, eine Prinzessin oder ein Prinz vorkommen.

Ich schaue auf. Der Zug rattert in Richtung Westen. Vorbei an der San Diego State University. Nichts, was das Hinausschauen lohnt. Mein Blick stellt sich um, betrachtet mein Spiegelbild in der Scheibe. Keine Prinzessin. Nur eine Frau auf dem Weg zur Arbeit. Eine von vielen.

Und doch anders als womöglich alle, die mit mir in diesem Zug sitzen.

Auf einmal überwältigt mich die Sehnsucht.

Nach dem Geruch von Leder.

Nach dem Geräusch von Klatschen auf Haut.

Nach dem Anblick von nackten, halb nackten oder in Lack und Leder gekleideten Menschen.

Nach Gleichgesinnten.

Ich schaue zurück aufs Display. Das WishesComeTrue bietet ein neues Event. Ich wechsle von Insta zur Webseite. Da steht es ganz groß.

 

Speeddating für Doms und Subs.

 

Verrückt.

Einen wildfremden Menschen treffen, sich ein paar Minuten mit ihm unterhalten und dann entscheiden, ob man ihn wiedersehen will.

Was in diesem Club bedeutet, dem anderen zu erlauben, mir Schmerzen zuzufügen, mich zu Boden zu zwingen, Macht über mich ausüben zu dürfen.

Der Unterschied zu meiner jetzigen Situation ist offensichtlich. Ich würde die Erlaubnis dazu erteilen. Ich wäre zwar hilflos und machtlos wie jetzt auch, aber ich würde entscheiden, wer das mit mir tun darf.

Ich schnappe nach Luft, dann sinke ich auf meinem Sitz zusammen. Meine Muskeln werden weich, ein extremer Gegensatz zu der Anspannung von eben.

Das ist es.

Ich könnte heulen, spüre das Brennen in meinen Augen. Warum habe ich nicht eher daran gedacht? Das ist genau das, was ich brauche. Was ich will.

Ehe ich es mir anders überlege, setze ich meinen Namen auf die Liste.

 

 

»Du lachst ja! Ich hab das so vermisst!«

Ich starre Anne an. Meine Kollegin grinst breit und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Nachdenklich packe ich eine weitere der Tassen aus, die mich lachen ließ. San Diego was so expensive, I could only afford half a cup steht auf der Tasse, die aussieht, als habe man einen Kaffeebecher halbiert. Ich finde es witzig und bei den Touristen, die das Visitor Information Center in der Old Town San Diego besuchen, ist sie sehr beliebt. Kein Wunder, San Diego ist verdammt teuer.

Anne hat recht. Ich habe lange nicht mehr gelacht. Dabei lachte ich so gerne.

Nun, seit sieben Monaten und acht Tagen habe ich nichts mehr zu lachen. Seit ich die erste Nachricht erhalten habe.

Warum trägst du kein Kleid? Du könntest Strapse drunterziehen. Oder dieses Korsett, das deine Titten anhebt und sie aller Welt präsentiert.

Ich habe sie gefühlt tausendmal gelesen. Habe krampfhaft überlegt, wann ich das letzte Mal Strapse getragen habe, wann das Korsett. Im Club, klar, aber auch manchmal zu Hause.

Wer hat mich beobachtet? Wie? Würde er es wieder tun? Dass es sich um einen Mann handeln musste, war für mich sicher. Wer würde so reden, so etwas vorschlagen, wenn nicht ein Mann?

Bis heute habe ich es nicht herausgefunden. Dafür noch so einige Nachrichten erhalten. Sie lagen in meinem Briefkasten, einmal war eine unter meiner Tür durchgeschoben. Eine andere fand ich hier, als ich an einem Tag alleine gearbeitet habe, an dem Anne sich krankgemeldet hatte.

Nie habe ich den Mann gesehen, auch nicht an jenem Tag. Der Laden war voll gewesen mit Menschen. Der Zettel könnte Sekunden oder Stunden dagelegen haben.

Seitdem fühle ich mich beobachtet, verfolgt, überwacht. Die Nachrichten sind immer ähnlich. Der Mann weiß, was ich für Vorlieben habe, eindeutig weiß er, dass ich BDSM praktiziere oder praktiziert habe. Er kennt meinen Arbeitsplatz, meine Wohnung, den Weg dazwischen. Er weiß alles über mich.

War es eine blöde Idee, mich zu dem Event anzumelden? Wird es eine Reaktion provozieren? Da ist wieder der Knoten in meinem Bauch und er wird härter, sobald ich mir vorstelle, was ich damit auslösen könnte. Aber ... ich will leben. Ich will endlich wieder etwas tun, bei dem ich nicht ständig an ihn denken muss. Etwas, das mich ablenken wird. Wenn er schon weiß, was ich für Vorlieben habe, dann ist es auch gleichgültig, ob er sieht, dass ich ins WishesComeTrue gehe. Ich habe schon viel zu viel für ihn aufgegeben.

Und doch ... Was, wenn es ihn zu mehr provoziert als nur zu Zetteln im Briefkasten? Was, wenn es ihn eine Grenze überschreiten lässt?

Ein Kinderjauchzen reißt mich aus meinen Überlegungen. »Mama, Mama, ein Delfin! Kann ich den bitte haben?«

»Schätzchen, du hast genug Kuscheltiere.«

»Aber keinen Delfin.«

Die Mutter, deren Akzent nach Ostküste klingt, betrachtet ihre Tochter skeptisch. »Aber andere hast du genug.«

»Mama, ein Delfin ist etwas Besonderes. Der ist besser als alle Kuscheltiere, die ich habe.«

Ich wende mich ab, um das Grinsen nicht zu offen zu zeigen.

Ich möchte so sein wie das Mädchen. Will etwas Besonderes, einfach weil es mir guttut, weil ich fest davon überzeugt bin, dass es besser ist als alles andere.

Ich werde ins WishesComeTrue gehen. Ich werde mich dort vergnügen und sehen, was es für Auswirkungen hat, mit denen ich mich genau dann beschäftigen werde, wenn sie eintreten.

2 Brandon

Als die Mail vom WishesComeTrue eintrifft, bin ich in einer Sitzung. Gewohnheitsmäßig schaue ich auf mein Smartphone, lese auf dem Sperrbildschirm den diskreten Absender WCT und die Betreffzeile. Du bist dabei.

Ich kann mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

Während der COO weiterdröhnt und die Zahlen vorstellt sowie seine Interpretation davon, mit der ich nicht einverstanden bin, stelle ich mir vor, wie ich eine Reihe von Subs interviewe und mir die herauspicke, die meinen Vorstellungen entspricht. Süß soll sie sein, kleiner als ich, hübsch – klar. Dazu intelligent, weltgewandt, ruhig und besonnen. Aber vor allem gehorsam und möglichst unproblematisch. Ich mag keine überkandidelten Frauen, die bei der geringsten Unregelmäßigkeit durchdrehen.

Da Garrett mir versprochen hat, dass es eine sehr spezifische Vorauswahl geben wird, bin ich sicher, dass ich genau eine solche dort finden werde. Der Betreiber des WishesComeTrue hat zwar den Vorschlag seiner Sub für das Speeddating angenommen, aber um es überhaupt durchführbar zu machen, so einige Regeln aufgestellt. Es werden nur männliche Doms und weibliche Subs anwesend sein, alle anderen Varianten bekommen jeweils einen eigenen Termin. Dazu werden die Vorlieben zumindest grob berücksichtigt. Hingegen sind Alter oder Erfahrung unwichtig.

Was mir behagt. Ich bin da offen, hatte schon Sessions mit Anfängerinnen und erfahrenen Subs, mit Frauen zwischen fünfundzwanzig und sechzig. Ich suche ja keine Ehefrau. Was ich mir aber wünsche, ist eine Sub, mit der ich mehrfach spielen kann, damit ich mich nicht jedes Mal auf neue Vorlieben einstellen muss. Es ist nervig, die Listen durchzugehen und Absprachen zu treffen. Bestünden die Listen aus Zahlen, wäre das kein Problem, die kann ich mir sehr gut merken. Aber sich ständig in Erinnerung zu rufen, ob das Häkchen bei ›keine Erfahrung/interessiert‹ oder ›keine Erfahrung/nicht interessiert‹ gemacht wurde, ist praktisch unmöglich.

Der COO ist fertig. Einwände gibt es keine.

Meinen Einwand halte ich noch zurück.

Ich werde dem CEO meine Vorstellungen demnächst vorlegen, aber nicht öffentlich. Es ist unkollegial, das in einer solchen Präsentation zu tun. Zunächst werde ich den COO um ein Gespräch bitten. Erst wenn er meine Ideen komplett abblockt oder nicht bereit ist, sie zumindest in Betracht zu ziehen, kommt der Schritt, sie dem obersten Geschäftsführer darzulegen.

Bei dem Umgang mit Subs brauche ich zum Glück nicht solche Rücksichten zu nehmen. Dort gilt spätestens nach der Einigung im Erstgespräch, was ich sage oder sogar nur andeute. Meine Wunschvorstellung ist eine Frau, die auf Gesten reagiert, auf Griffe, auf Blicke. Was bedeutet, dass sie sich ganz auf mich einlässt. Nur passend, wie ich finde, denn wenn ich mich jemals für eine dauerhafte Beziehung entscheide, muss klar sein, dass ich führe und, was mir besonders wichtig ist, dass sie dann nur mir gehört. Mit Haut und Haaren.

Mrs. Delmore, meine Sekretärin, liefert mir eine perfekte Anrufliste, dazu hat sie eine Menge E-Mails ins Postfach geschickt. Alleine die Ausgehenden, die ich vorab in Kopie erhalte, beschäftigen mich eine Stunde. Danach besprechen wir alles, was sie in den nächsten Stunden zu erledigen hat. Ich werde für ein paar Tage nach Los Angeles fliegen, weil ich dort mit der Finanzabteilung sprechen muss. Es gab ein paar Änderungen bei der Besetzung der Stellen und ich will wissen, mit wem ich es in Zukunft zu tun habe. Dabei können wir die Einhaltung meiner Vorgaben die Formulare betreffend durchgehen.

Mein Job ist anstrengend, keine Frage. Und garantiert nicht nach 40 Stunden erledigt. Umso mehr freue ich mich auf die wenigen Auszeiten, die ich mir gönne. Es geht doch nichts über eine Frau, die sich meinem Willen unterwirft.

Ich erhasche Mrs. Delmores Seufzen, als ich sie entlasse. Das macht sie ständig, doch wenn ich frage, was sie hat, bekomme ich keine Antwort. Ärgerlich, dass ich sie nicht einfach übers Knie legen kann, um sie zu einer Aussage zu zwingen.

 

Endlich ist es so weit. Wir werden getrennt von den Subs unterwiesen. Die bekommen wir erst zu sehen, wenn wir schon am Tisch sitzen.

Bei uns Doms erklärt Autumn den Ablauf. Je zehn Minuten, die von einem Gong angezeigt werden, nach vier Gesprächen wird es eine zehnminütige Pause geben. Die Herren setzen sich, die Damen suchen sich einen Tisch aus und bringen zunächst dem Herrn ein Getränk von der Bar, wo sie auch sich selbst versorgen können.

Es gibt keine Vorlieben oder Tabuliste, da wir alle ähnliche Vorlieben haben. Ob wir über unsere Kinks sprechen oder über das Wetter, bleibt uns überlassen. Vier großformatige Fotos von eingerichteten Räumen des WishesComeTrue sollen als Anregung dienen, falls der Gesprächsstoff ausgeht.

Die von Autumn neu gestalteten Spielräume.

Danach darf jede Sub und jeder Dom eine Wahl treffen beziehungsweise bis zu drei Wünsche äußern mit klarer Abstufung, wer an erster und wer an letzter Stelle steht. Alle Matches werden über den Ausgang informiert. Sobald sich Paare gefunden haben, können sie tun, was sie wollen.

Autumn, Garrett und Cameron hatten schon bei der Bewerbung darauf hingewiesen, dass dies das erste Mal ist und sicher nicht alles perfekt sein wird. Ich habe mich gerne für das Experiment zur Verfügung gestellt, weil ich froh bin, etwas Neues auszuprobieren.

Wir nehmen an den durchnummerierten Tischen Platz. Die Frauen betreten den Raum, doch ehe ich sie in Ruhe abchecken kann, gibt Garrett den Subs einen Wink. Schon sprintet eine junge Frau nach vorne und stellt sich neben meinen Sitzplatz. »Was darf ich Ihnen bringen, Sir?«

Ich bin verblüfft.

Was vermutlich daran liegt, dass es bisher nie in dieser Richtung zuging. Hier ist es üblich, dass sich die Subs zurückhalten und auf die Ansprache eines Doms warten. Wenn sie Interesse haben, übermitteln sie das mit Blicken und kleinen Gesten, aber nicht so aggressiv.

»Einen Tonic bitte.«

»Sehr wohl, Sir.« Mit dem gleichen Elan beeilt sie sich, an die Bar zu kommen.

Ich bewundere Garretts Vorgehen. Selbst dieser erste Kontakt gibt mir schon einen sehr guten Eindruck dieser Frau.

Nach wenigen Minuten sitzt sie mir gegenüber und ich habe meinen Drink vor mir.

»So haben wir mehr Zeit. Es wird dauern, bis der Gong ertönt.«

Meine Mundwinkel zucken, dabei ist sie mir zu jung, vor allem zu voreilig. Ich bevorzuge es, wenn eine Sub auf mein Zeichen wartet. »Wie heißt du?«

»Sybil, Sir.«

»Du hast sehr gute Manieren, Sybil. Danke für den Drink.«

»Sehr gerne, Sir.« Ihr Lächeln reicht beinahe von einem Ohr zum anderen.

»Allerdings bist du auch ziemlich vorwitzig.«

Ihr Lächeln erlischt. Aber es ist wichtig, dass sie gleich versteht, was ich mir vorstelle.

»Wie alt bist du, Sybil?«

»Zwanzig, Sir. Erwachsen und reif genug.«

»Das mag sein, aber für mich bist du zu jung.«

Ihr Gesicht fällt in sich zusammen, dann auch ihr Körper. Die Schultern sacken herab. Das Ganze dauert nur einen Moment, schon wandert ihr Blick zu den anderen Tischen. Prüft sie, ob sie schnell noch wechseln kann?

»Du wirst bei jedem Mann hier deinen Charme einsetzen können. Aber denk daran, dass du vielleicht beobachtet wirst.« Ich habe die Blicke der anderen, die noch auf ihre Getränke warten müssen, schon registriert.

Sofort sitzt sie gerade, ihr Gesicht strahlt wieder. »Danke, Sir, für den Hinweis.«

»Warum hast du mich ausgesucht?«

Sie wird knallrot. »Nun, äh, weil Sie sehr erfahren wirken. Und weil ich auf Männer stehe, die älter sind als ich.« Und als müsse sie mir noch ein Kompliment machen, fügt sie hinzu: »Und wegen Ihrer blauen Augen.«

Das mit den Augen kenne ich zur Genüge, allerdings ist es eine Äußerlichkeit, die nichts über mich aussagt. Aber ich wusste nicht, dass ich mit sechsunddreißig schon in die Daddy-Gruppe falle. »Daddy-Kink oder nur der Reiz des Alters?«

Sie knabbert auf ihrer Unterlippe, was zwar reizvoll aussieht, aber auch ein wenig kindisch. »Das weiß ich nicht so genau.«

»Du wirst es herausfinden. Lass dir Zeit.«

Sie zieht eine Schnute. »Ich will mir aber keine Zeit lassen. Ich will das jetzt haben.«

»Du hast noch sieben Doms zur Auswahl. Gib nicht so schnell auf.«

Die Ungeduld der Jugend. Aber für eine längere Beziehung sind mir sechzehn Jahre Unterschied zu viel. Ich habe immer noch die Vorstellung, dass ich mich mit einer Sub auch einmal über etwas anderes unterhalten kann als nur über die nächste Session.

Der erste Gong ertönt. Nun denn, noch zehn Minuten Small Talk.

Ich nehme mir die Fotos vor. Wir betrachten sie gemeinsam. Diese neuen Räume sind mal etwas ganz anderes. Sie sollen vermutlich zu Rollenspielen anregen, denn es handelt sich um Kulissen wie aus einem Film.

»Oder einem Escape Room«, wirft Sybil ein.

Da ich noch nie in einem solchen war, lasse ich mir von ihr erklären, was das bedeutet. Es klingt, als würde das sogar mir Spaß machen, denn man muss auch Zahlenrätsel lösen und Zahlen sind meine Stärke.

Als der Gong das Ende der ersten Runde anzeigt, verabschiede ich mich von Sybil und hoffe inständig, dass sie mich nicht auf ihre Liste setzt. Aber sie schien ganz vernünftig.

Drei weitere Frauen kommen und gehen und ich fühle ... nichts. Keine Anziehung, kein Interesse.

Es liegt an mir.

Das Problem besteht nun schon seit einer Weile. Was mich nicht hindert, mit den Subs zu spielen, aber ehrlich gesagt besteht die Lust vor allem darin, Dampf ablassen zu können.

Ich komme mir vor wie ein Rennfahrer, der nicht auf die Piste darf und sich mit diesen Miniautos die Zeit vertreibt, die man über das Handy steuert.

Nett.

Aber absolut kein Vergleich mit dem echten.

3 Destiny

Beim ersten Dom war ich vorsichtig. Ich suchte mir den aus, der mir am wenigsten sympathisch war, einfach, damit ich den hinter mir habe. Ich habe versucht herauszufinden, ob wir schon mal Kontakt hatten, ob er mich von früher kennt, ob er mich überhaupt kennt.

Blöd, ich weiß.

Als würde mein Stalker zugeben, dass er mir gegenüber sitzt. Aber er würde sich doch anders verhalten. Nicht wie das Arschloch, das er ist. Dieser hier ist nämlich ein Arsch. Wenn es nach ihm ginge, wäre ich sofort auf die Knie gegangen, unter den Tisch gekrabbelt und hätte ihm den Schwanz gelutscht.

Keine Chance!

Der Gong erlöst mich endlich.

Beim Zweiten bin ich lockerer. Er fragt unglaublich viel und ich gebe brav Antwort, aber ich komme mir vor wie bei dem üblichen Vorgespräch, bei dem man die Vorlieben und Tabus abcheckt. Dabei hieß es doch, dass genau das nicht nötig ist. Nun ja, man merkt, dass es das erste Speeddating ist.

Er ist nicht mein Typ. Ich mag dieses Ausfragen nicht, mir kribbelt bei jeder Frage die Haut. Aber mein Stalker ist er nicht, er hat mich kaum angeschaut, sondern war mehr mit sich selbst beschäftigt.

Nummer drei und vier ziehen an mir vorbei. Der eine ist mir zu jung, ich mag Männer in meinem Alter oder die etwas älter sind. Der andere ist mir schlichtweg unsympathisch. Ich glaube, es lag an dem Parfum, das er aufgelegt hat. So ein frischer Sportduft, den ich nicht mag.

In der Pause bleibe ich ein wenig abseits stehen. Ich begutachte möglichst unauffällig die restlichen Männer. So richtig interessiert mich nur einer davon. Er ist breitschultrig, ohne wie ein übertrainierter Fighter auszusehen. Sein Kinn spricht mich an, es ist kantig, und wenn er grinst, entstehen Falten auf seinen Wangen. Die hohe Stirn und die kurzen, dunklen Haare gefallen mir, sie sind gestylt, was mir zeigt, dass er Wert auf sein Äußeres legt. Dazu ein Dreitagebart, eine gerade Nase, leuchtend blaue Augen. Er trägt einen Anzug wie die anderen auch, dunkelgrau, weißes Hemd mit einem Kragen, der ungewöhnlich aussieht, darüber eine Krawatte mit einem schlanken Knoten. Ein Mann, der weiß, wie man sich kleidet. Sogar seine schwarzen Hochglanzschuhe gefallen mir.

Sobald ich mich an ihm sattgesehen habe, tue ich ihn ab. Er ist zu elegant, zu gut gekleidet, zu ... viel. Von allem zu viel. Kein Mann, der sich für mich interessieren wird. Ich trage ein simples schwarzes Etuikleid, weil eine Vorgabe war, sich nicht für einen Clubbesuch, sondern für ein Date zu kleiden.

Wann war ich zuletzt auf einem Date? Ewig her. Es liegt nicht nur an dem Kerl, der mich beobachtet und mir Druck macht. Auch davor lehnte ich schon so einige Angebote ab. Immerhin trifft man auf einem normalen Date nur normale Männer, keine Doms.

Ist es das, wofür sich der Stalker rächen will? Ich schlinge die Arme um mich, überlege krampfhaft. Habe ich einmal auf böse Weise jemanden abgewiesen?

»Liebes, setzt du dich bitte? Wir wollen weitermachen.«

Mit heißen Wangen starre ich Autumn an, die auf den einzigen noch freien Stuhl zeigt. Vor dem Mann, den ich eben bewundert habe.

Mist. Ich war so gefangen in meiner Angst. Ich hasse, was sie mit mir macht.

»Entschuldige bitte«, murmle ich, als ich mich hastig setze und sofort der Gong ertönt.

»Brandon. Und du?«

»Destiny.«

»Hallo Destiny. Du warst eben in Gedanken. Worüber hast du sinniert?«

Ich schlucke heftig. Und leider sehr trocken, da ich mir kein Getränk geholt habe. Mein Blick fliegt zur Bar, aber das wäre jetzt sehr unhöflich.

Brandon schiebt mir sein Glas zu. »Hier bitte. Ich habe zwar schon daraus getrunken, aber ich habe keine ansteckende Krankheit.«

Ich starre erst ihn an, dann das Glas. Meine Gedanken rasen.

»Nur Tonic«, fügt er hinzu.

Oh Gott, sehe ich aus wie eine frühere Alkoholikerin, die einen Rückfall befürchtet? Entschlossen greife ich zum Glas. Wechsle es von der Linken in die Rechte. Wie zufällig dreht es sich. Ich trinke. An der Stelle, an der seine Lippen lagen.

Warum tue ich das? Es muss etwas mit meiner submissiven Seele zu tun haben. Ein Wunsch nach Kontakt, nach diesem Kuss um drei Ecken, weil ich ihn berühren möchte und doch weiß, dass er sich nicht für mich interessieren wird. Nicht wirklich.

Gesehen werde ich nämlich nur von einem. Oder von Menschen, denen ich auffällig erscheine, weil ich mich so seltsam verhalte und mich ständig umschaue.

Ich halte den Blick gesenkt, traue mich nicht, ihn anzuschauen. Die Stille sagt mir auch so, dass ihm aufgefallen ist, was ich tat. »Danke, Sir«, bringe ich endlich über die Lippen.

»Bitte, Destiny.« Er macht eine kleine Pause. »Und was ist deine Bestimmung?«

Obwohl ich diesen Satz schon oft gehört habe, bringt er mich zum Lächeln. Hier im Club trägt diese Frage mehr als eine Erkundigung nach meinem Namen. Viel mehr.

»Meine Bestimmung ist es, einem Herrn zu dienen.« Kaum habe ich es gesagt, werde ich auch schon knallrot. Ich brauche mich nicht zu sehen, um das zu wissen. Die Hitze in meinen Wangen sagt alles. Warum? Weil ich diesen Satz zwar schon oft gedacht, aber noch nie ausgesprochen habe. Vielleicht liegt es daran, dass ich lange nicht mehr hier war. Oder einfach daran, dass bisher niemand mich das gefragt hat, nicht in diesem Zusammenhang. Vielleicht weil ich sicher bin, dass das hier das Richtige für mich ist. Mich einem Mann hinzugeben. Ihn über mich bestimmen zu lassen. Ja, letztlich ihm zu dienen.

Und nur hier, in einem solchen Club, bekomme ich die Antwort, die ich mir ersehnt habe.

»Dann bist du hier richtig.«

Die Frage ist nur, meint er den Club, meint er dieses Event, meint er diesen Tisch? Seinen Tisch? Ihm gegenüber mit einem Glas vor mir, aus dem er getrunken hat?

Ich nehme noch einen Schluck. Weil mein Mund schon wieder trocken ist wie der Santa Ana, der Wind aus der Wüste, der manchmal über San Diego herfällt und alles austrocknet.

Seine Hand nimmt mir das Glas ab.

Ich folge ihm mit den Augen.

Er dreht es.

Trinkt.

Shit. Ich komme gleich.

Als sich unsere Blicke treffen, schießen Blitze über diesen Tisch.

»Wie weit geht deine Submission?«

Eine schwierige Frage. Ich überlege an der Antwort. »Ich fürchte, sie geht recht tief. Trotzdem möchte ich sie auf den Club beschränken.«

Er nickt. »Ich fordere viel von einer Sub. Deshalb bin ich hier. Ich will nicht ständig wechseln, ständig neu verhandeln oder Listen auswendig lernen. Ich wünsche mir eine Sub, die sich merkt, was ich will. Die auf mich eingeht, die mir meine Wünsche vielleicht schon von den Lippen abliest oder aus meinem Blick. Das geht nicht nach ein oder zwei Dates.« Er spricht das letzte Wort sehr betont aus.

Ich verstehe. Treffen mit ihm sind gewöhnlich keine Dates. Aber das ist normal hier.

Und ich verstehe, was er mir sagen will. Es geht ihm nicht um eine einmalige Sache.

Bis eben habe ich allerdings genau darüber nicht nachgedacht. Was ich hätte tun sollen. Solch einen Aufwand eines Speeddatings betreibt man ja nicht für eine normale Session. Das hätte mir klar sein müssen.

Ich entscheide mich für eine nichtssagende Antwort. »Aber man müsste erst testen, ob das möglich ist.«

»Natürlich. Kommst du denn regelmäßig her?«

»Ich war länger nicht mehr hier, doch mir ist bewusst geworden, dass der Club und das, was hier geschieht, mir gefehlt hat.« Ich denke kurz an den Mann, der mich beobachtet, und mir wird kalt. Er wird es mitbekommen. Irgendwann wird er mir folgen und sehen, wo ich hingehe. Wird es ihn abschrecken? Oder anmachen, dazu bringen, übergriffig zu werden?

»Du hast also Erfahrung?«

Ich wende mich dem gut aussehenden Exemplar mir gegenüber zu. »Ja, Sir. Ich hatte schon so einige Spielbeziehungen.« Nie eine richtige. Alle Versuche, die Kontakte aus dem Club in das echte Leben zu übertragen, scheiterten bisher. Es muss an mir liegen. Meine Ansprüche sind zu hoch. Dazu lasse ich Menschen nicht wirklich an mich heran.

»Das wäre wohl der richtige Ausdruck für das, was mir vorschwebt. Ich könnte mir allerdings auch Treffen außerhalb des Clubs vorstellen, sofern es passt.«

Der Gong ertönt.

Mist. Ich würde gerne mehr wissen. Wenn es passt? Wenn was passt? Aber ich bin schon aufgestanden, die nächste Frau steht da und wartet, bis ich den Platz freigebe. Als ich mich abwende, ruft er mich zurück. »Destiny.«

Ich drehe mich um. Sehr schnell, etwas zu eifrig.

Brandon schiebt mir das Glas hin, das noch halb gefüllt ist. »Nimm das mit. Als Erinnerung.«

Sein Blick ist intensiv. Er sagt so viel mehr als seine Worte. Er weiß genau, dass ich bei jedem Schluck daran denken werde, von wem ich das Glas habe, wer außer mir daraus getrunken hat. Dass wir uns über ein Glas geküsst haben, ohne dass unsere Lippen sich überhaupt berührten.

4 Brandon

Die restlichen Gespräche verlaufen nett, aber ich bin in Gedanken bei Destiny und froh, als alles vorbei ist.

Auf meinen Zettel schreibe ich nur einen Namen. Die anderen interessieren mich nicht. Sollte sie mich nicht auf ihren setzen, tue ich den Abend ab als netten Versuch, plaudere an der Bar ein wenig mit Garrett und werde Cameron mal kennenlernen, von dem ich noch nicht viel gesehen habe.

Ich würde mich gerne weiter mit Destiny unterhalten, während die beiden die Zettel auswerten, doch Autumn hat die Frauen zusammengerufen und führt sie durch den Club.

Ein weiterer Mann ist hinzugekommen, der sich jetzt der Gruppe aus Männern vorstellt. »Hi, ich bin Tanner und ein Freund des Hauses. Die meisten von euch kennen mich schon. Ich wurde gebeten, euch die neue Ausstattung zu zeigen. Autumn ist es wichtig, einmal die Reaktionen der männlichen Mitglieder zu hören, deshalb bitte ich um Kritik.«

Ah, das gefällt mir. Die Fotos waren vielversprechend. Der Raum mit dem Thron wurde schon vor Weihnachten angekündigt und ist sehr beliebt, wie Tanner berichtet. Die anderen wurden kürzlich ausgebaut und sind noch nicht in Gebrauch. Es macht Sinn, sie erst nach diesem Event zu präsentieren und erst recht, sich Rückmeldungen der Doms zu holen. Der Thronraum scheint mir doch sehr auf die Bedürfnisse der submissiven Frauen ausgelegt zu sein.

Dort beginnen wir.

»Den kennt ihr vermutlich inzwischen alle. Was sagt ihr dazu?«

Ein Vierpfostenbett mit zarten Vorhängen, ein Spiegel mit massivem Rahmen, eine Sexschaukel, ein hölzerner Pranger. Die meisten gruppieren sich um eine altmodische, verzierte Truhe herum, in der eine Sexmaschine eingebaut ist.

Ich gehe auf einen Thron zu, der aussieht, als sei er aus Versailles importiert worden, weil etwas meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Ah, spannend! Eine Armlehne besteht aus der Holzfigur einer nackten Frau, die mit sich spielt, ihre herabfallenden Haare bilden die senkrechte Stange. Die andere zeigt ein Paar, der Mann oben, eindeutig beim Sex. Nicht schlecht. Ich beuge mich vor und begutachte die feine Arbeit. Die Figuren sind wirklich gelungen.

»Autumn sagte mir, dass das einem Stuhl nachgeahmt wurde, den sie mal in Miami gesehen hat.« Tanner streichelt der Frauenskulptur über die Brüste.

»Vermutlich nicht in einem normalen Möbelgeschäft.«

»Nein, im dortigen Sexmuseum. Ich schätze, ich sollte mal mit Danielle reisen.«

»Oh, du bist in einer Beziehung? Habe ich noch gar nicht mitbekommen. Kenne ich sie?« Mir fällt zwar keine Sub dieses Namens ein, aber sie hat vielleicht ein Alias verwendet.

»Nein, ich habe sie woanders kennengelernt«, meint Tanner mit einem selbstgefälligen Grinsen. »Manchmal hat man Glück und trifft außerhalb des Clubs auf sein Gegenstück.«

»Ich gratuliere. Das ist mir leider noch nicht passiert.«

»Dafür ist das Speeddating gedacht. Vielleicht klappt es heute.«

Mir wird bewusst, dass auch das ein Grund ist für meine Zurückhaltung bei den Subs, mit denen ich hier schon gespielt habe. Ich will lieber eine, die nicht bereits mit allen Anwesenden eine Session oder Sex hatte.

Hm. Ich vergrabe die Hände in die Hosentaschen. Destiny war früher auch im Club. Aber schon eine Weile nicht mehr. Zumindest kennt sie also nicht alle Doms hier.

Mist. Ich richte meine Krawatte und kontrolliere den Sitz des Knotens. Ich messe hier mit zweierlei Maß. Sie wird von mir annehmen müssen, dass ich alle Subs des Clubs schon mal bespielt und gevögelt habe. Da werde ich es wohl auch verschmerzen können, dass sie das Gleiche getan hat.

»Gentlemen, ich bitte um eure Meinung zu einem solchen Raum.« Tanner schaut alle auffordernd an.

»Das ist was für die Subs«, meint einer der Männer.

»Wieso sagst du das?«

»Weil die es gerne mögen, in eine Rolle zu schlüpfen. Ich schätze, uns Männern ist es ziemlich egal, wie die Umgebung aussieht. Hauptsache, wir haben eine gewisse Auswahl an Geräten. Aber die Frauen legen Wert auf das Design und die Stimmung, die es ausstrahlt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sehr glücklich sind, wenn wir sie in einen solchen Raum bringen, allerdings sollten wir dann auch mitspielen.«

»Ich spiele nie«, brummt einer mit abfälligem Schnauben.

Zwei Männer verdrehen die Augen. Ich grinse.

»Brandon?«, wendet Tanner sich an mich. »Warum grinst du?«

»Weil das hier nichts damit zu tun hat, dass wir als Doms eine Rolle spielen, sondern nur damit, uns in eine andere Zeit zu versetzen oder das zu nutzen, was wir zur Verfügung haben. Es wäre dumm, es nicht zu tun. Ich stimme ihm zu«, ich verweise auf den Mann, der meinte, es wäre was für die Subs, »dass sich die Frauen mehr angesprochen fühlen. Und ein Mann, der sich nicht nach einem Rollenspiel fühlt, braucht seine Sub hier nicht hereinzuführen. Ich vermute, es wird weiterhin die üblichen Räume geben?«

»Genau, wenn auch weniger als zuvor. Bisher sind vier Räume umgestaltet, die anderen zeige ich euch noch. Könnt ihr euch denn vorstellen, hier einen König zu spielen? Wer hätte Spaß daran?«

Fünf Männer inklusive mir heben die Hände.

»Danke, Gentlemen, für eure Meinung. Ich zeige euch jetzt die anderen Räume, auch die Gimmicks, die wir eingebaut haben. In jedem Raum frage ich noch einmal. Es geht um die Statistik, wie ihr euch denken könnt. Garrett will wissen, ob seine Sub hier den richtigen Riecher hatte.«

Die nächsten drei Räume sind alle wirklich gut gestaltet. Ich bewundere die Fantasie, die in sie gesteckt wurde. In einer Cowboy-Hütte wurden die Hörner eines Longhornrinds zu einer Stange, an der man Subs befestigen kann. In dem Folterkeller einer Burg scheint es, als bestünde der eigentliche Reiz alleine aus dem Zurschaustellen von Gerätschaften, die jedoch alle an der Wand befestigt sind und nicht abgenommen werden können. Ein Kopf-Fick sozusagen.

Der Letzte gefällt mir ausnehmen gut, man hat das Gefühl, mit dem Eintreten auf dem Deck eines Segelschiffs zu sein. Die eine Hälfte besteht aus Mast und Wanten und einer Reling rundum inklusive Seilrollen, die andere Hälfte aus einer Kajüte mit Koje, Schatzkiste und einem großen Schreibtisch mit nautischen Instrumenten.

Diese Räume rufen noch mehr Begeisterung hervor, nur der Nicht-Spieler bleibt stur. Ein Mann ohne Fantasie.

Schade um die Sub, die sich ihn aussucht.

Was mich zu der Frage zurückbringt, ob es zu einem Match mit Destiny kommen wird. Was, wenn sie mich nicht wählt, was ihr gutes Recht ist?

Tja. Das wäre verdammt schade.

Ich könnte sie ja überzeugen, es doch mit mir zu versuchen, aber dazu muss ich wissen, ob und wann sie den Club besucht. Ich werde also mit ihr reden.

Wir sind den Frauen nicht begegnet bei unserem Rundgang, hörten sie aber in einem Raum, als wir zu einem anderen gingen. Man gab sich Mühe, uns voneinander getrennt zu halten. Um die Vorfreude zu steigern? Oder das Bedauern, dass man einen Namen nicht nannte, zu verhindern?

Ich bereue nichts. Wenn ich einmal gewählt habe, dann bleibe ich dabei. Und entgegen der Ansicht mancher unerfahrener Doms zählt die Meinung einer Sub sehr wohl. Ablehnung ist Ablehnung, ein Nein ein Nein. Was nicht bedeutet, dass Verführung nicht erlaubt wäre.

Zurück in der Lounge bietet Tanner uns die Bar an. Ich wähle einen alkoholfreien Sour-Cocktail.

Als die Frauen kurze Zeit später hereinkommen, drehen sich alle Doms und betrachten sie. Kein Spießrutenlauf, sondern eher ein Defilee.

Sobald ich Destinys schlanke Figur gefunden habe, konzentriere ich mich ganz auf sie.

Sie schaut auf Autumn, weniger auf die Männer, doch mir fällt auf, wie sie an ihrem Kleid zupft, wie ihre Augen wandern, ohne dass sie den Kopf bewegt. Sie runzelt die Stirn, wickelt eine Strähne ihres blonden Haars um einen Finger. Aber sie zieht sich auch unmerklich zurück, bis sie fast hinter den anderen verschwunden ist. Auf einmal steht sie in der hintersten Reihe. Wie hat sie das gemacht? Jetzt schaut sie sich um. Sucht sie nach einem Fluchtweg?

»Gentleman, Ladys«, dröhnt da Garretts Stimme und alle wenden sich ihm zu. »Die Auswertung ist fertig. Ich bitte die Herren, sich an den Tisch zu setzen, an dem sie vorhin saßen.«

Ich sitze längst, als zwei der Männer sich noch streiten, wer wo gesessen hat. Endlich sind sie sich einig.

»Ladys, ich sage euch jetzt, welcher Dom für euch ausgesucht wurde. Bitte setzt euch zu dem jeweiligen Mann und dann liegt es an euch, wie es weitergeht. Es gab nur jeweils einen Dom und eine Sub, bei denen es kein Match gab. Diese sind natürlich frei, sich noch einmal zu unterhalten oder die Sache abzubrechen. Diese beiden werden als Letzte genannt. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass das keine Wertung bedeutet, sondern alleine der Tatsache geschuldet ist, dass es heute einfach nicht gepasst hat.«

Ich bin trotzdem froh, dass ich nicht der Letzte bin. Noch mehr freut es mich, als Destiny auf meinen Tisch zukommt.

Als Erstes schiebe ich ihr mein Glas zu. »Vorsicht, sauer.«

Ihre Wangen verfärben sich. Sehr süß.

»Danke, Sir.«

Sie schaut mich nicht an, jetzt ist sie die Sub. »Gerne, Destiny. Ich frage dich nicht, wer auf deiner Liste stand, aber auf meiner gab es nur einen Namen.«

Ihr Blick springt hoch zu mir, die Röte vertieft sich. »Auf meiner auch.« Erneut wickelt sie sich eine Strähne um den Finger und zieht daran.

»Lass dein Haar los. Das bleibt in der Zukunft mir überlassen. Ich ziehe gerne an deinen Haaren. Aber dann mit der gesamten Faust darin vergraben.«

Destinys Mund öffnet sich. Ihr Atem fließt schwerer, die Brust hebt und senkt sich stärker.

Sehr gut. Ich liebe ungewollte körperliche Reaktionen, sie sind der Gradmesser, besser als alle Worte.

»Könntest du dir vorstellen, heute mit mir in einen der Räume zu gehen, die du gesehen hast? Oder lieber in einen der konventionellen Spielräume?«

Ihre Lippen zucken, bis sich ein Lächeln bildet. »Mir haben die besonderen Räume sehr gut gefallen. Besser als die üblichen kalten Spielräume.«

»Mir auch, Destiny. Mir auch.«

Sie schaut wieder auf den Tisch. Nimmt das Glas und trinkt einen Schluck. Schiebt es zu mir zurück. »Das ist dein Drink, Sir.«

»Gefällt es dir, dass wir aus dem gleichen Glas trinken?«

Sie nickt, jetzt lächelt sie breit. »Danke, dass ich das durfte. Es war ... sehr intim.«

»Wie intim darf es beim ersten Mal sein?«

Sie klemmt beide Lippen zwischen die Zähne, lässt sie jedoch sofort wieder los. »Beim ersten Mal ...« Ein Zögern. »Wird es denn mehr als einmal geben, Sir?«

»Wenn du es willst. Ich schätze, es liegt an mir, dich so zu behandeln, dass du ein weiteres Mal mit mir erleben möchtest.«

Ein Nicken. »Dann möchte ich es langsam angehen, Sir. Beim ersten Mal vielleicht keinen Sex?«

»Stell mir keine Frage. Sag mir, wie weit du zu gehen bereit bist.« Ich lasse sie nicht aus den Augen.

Sie windet sich, zieht den Kopf ein, doch dann presst sie die Lippen zusammen und richtet sich auf. »Beim ersten Mal maximal Fingern. Und du darfst meinen Mund benutzen. Ich mag es, fixiert zu werden, ich mag Schläge mit verschiedenen Instrumenten, aber keine Zeichen an sichtbaren Stellen. Kein Wachs, keine Toys.« Sie schaut nach oben, eindeutig auf der Suche nach weiteren Vorgaben. »Keinen Sinnesentzug anfangs, überhaupt keine Augenmaske bitte. Kein Würgen oder Breath Play, kein Anspucken und keine Spiele mit Urin oder Fäkalien.«

»Das meiste davon war Vorgabe für dieses Event, wenn du dich erinnerst.«

Sie wird schon wieder rot. »Stimmt, ja, es tut mir leid, Sir. Ich bin es gewohnt, dass man erst einmal die Kinks abklärt. Dass ... ich ...«

Ich rette sie. »Es ist gut. Trotzdem möchte ich heute mit dir in einem der üblichen Räume spielen. Ich habe das Gefühl, dass ich dich für diese Fantasien besser kennen muss.«

Außerdem erhöht es die Chancen, überhaupt noch einen Raum zu bekommen, denn ich habe beobachtet, dass andere Paare nach kurzer Klärung mit Garrett schon längst auf dem Weg dorthin sind. »Bist du so weit?«

Ihre Augen sind rund wie das Zifferblatt meiner Smartwatch. Sie greift noch einmal nach dem Glas, trinkt einen großen Schluck, nickt.

Ich bleibe sitzen, betrachte sie in Ruhe. Eine erste Demonstration meiner Macht. Sie rührt sich nicht, schaut mich nur an, wartet auf mein Zeichen.

Destiny ist wirklich hübsch. Nicht schön im Sinne klassischer Schönheit und ebenmäßiger Züge, aber ihre warmen, braunen Augen und die hohe Stirn, der Mund und die ausgeprägten Wangenknochen sind ein Hingucker, wie auch ihr blondes Haar mit den goldenen Akzenten.

Wie immer macht mich die Reaktion einer Sub mehr an als ihr Aussehen. Wie sie jetzt auf dem Stuhl herumrutscht, zeigt mir, dass sie mir zwar gehorcht, aber dass es sie beunruhigt, wenn ich sie so betrachte. Ob es sie anmacht, angeschaut zu werden? Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Das hat Zeit.

Sie bevorzugt Schläge. Ob sie auch Ohrfeigen erlaubt? Darf ich ihre Brüste schlagen? Auf ihre Pussy? Wie hart? Wird sie laut werden oder leise bleiben? Wird sie betteln? Nach mehr, nach weniger, aufzuhören, weiterzumachen? Nach meinem Schwanz?

All das, was ich seit Längerem begraben hatte, kommt zum Vorschein. Die Lust, eine Frau neu kennenzulernen. Richtig kennenzulernen, sie zu erforschen, ihr ihre Geheimnisse zu entreißen. Sogar die, die nichts mit BDSM zu tun haben, die unsere Sessions hier überhaupt nicht beeinflussen werden.

Und das Wissen, dass es alleine in meiner Hand liegt, wie viel davon ich erfahren werde, macht mich an, reizt mich, lässt mein Herz schneller schlagen, lässt etwas in mir vibrieren. Am besten von allen ist jedoch das Gefühl, dass meine Sinne geschärft sind. Ist das ihr Duft unter dem Parfum?

Ich beobachte sie genau. Ein winziger Muskel zuckt im Winkel ihres Auges. Ihr Atem, obwohl kaum hörbar, nimmt an Tiefe zu, der Kleiderstoff raschelt unterm Tisch, sie schluckt trocken.

Ich fühle mich wie ein Raubtier, das seine Beute im Blick hat. Der Jäger in mir ist erwacht.

Abrupt stehe ich auf, lasse mir von Garrett die Nummer eines freien Spielzimmers sagen und gehe zügig dorthin, ohne mich umzudrehen.

5 Destiny

Mir ist schlecht.

Na ja, nicht richtig schlecht, eher gut schlecht. Ein Krampfen in meinem Bauch. Oder ein Flattern. Mein Mund ist trocken, das Schlucken fällt schwer. Mein Fluchtinstinkt lässt die Beine zucken, doch ich halte sie in Schach. Denn fliehen will ich garantiert nicht. Ich will zu ihm. Ihm folgen.

Mist!

Schnell springe ich auf, als er bereits bei Garrett steht und kurz mit diesem redet. Und als er weitergeht nach hinten in Richtung der Räume, folge ich mit flotten Schritten, um hinterherzukommen. Seine Gehweise ist raumgreifend. Er ist groß, wie mir vorhin bewusst wurde, als wir an den Männern vorbeilaufen mussten, aber nicht übermäßig. Vielleicht gaukelte nur seine Präsenz mir das vor.

Brandon hält mir die Tür auf.

Mein kurzes Zögern überspiele ich, indem ich so tue, als würde ich erst einmal hineinsehen wollen. Beim Eintreten konzentriere ich mich auf die Ausstattung.

Ein metallenes Spinnennetz anstelle eines Andreaskreuzes, eine Liege, die von allen Seiten zugänglich mitten im Raum steht, ein bequemer Sessel und eine kompliziert wirkende Spankingbank mit gefühlt tausend Möglichkeiten, sie zu verstellen.

---ENDE DER LESEPROBE---