Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium - Beate Gleitsmann - E-Book

Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium E-Book

Beate Gleitsmann

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  • Herausgeber: UTB
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Geht es um das wissenschaftliche Arbeiten, so stehen viele Studierende vor einem Berg von Fragen: Wie findet sich ein geeignetes Thema? Wie sieht eine sinnvolle Gliederung aus? Welche Quellen sind zitierwürdig? Die Antworten darauf liefert dieser Ratgeber. Die Leser:innen finden darin alles Wissenswerte zum wissenschaftlichen Schreiben, zur Themenfindung, Zeitplanung und Literaturrecherche, zur Zitierwürdigkeit von Quellen und zur Gestaltung einer Gliederung. Neu in der 2. Auflage sind u. a. Checklisten und Übersichten rund um das Thema Forschungsfrage. Hinzugekommen ist außerdem ein Kapitel über den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens mit einem Abschnitt zu den verschiedenen Problemlösungsansätzen, mit denen sich ein Thema erarbeiten lässt. Kurzum: Ein Must-have für Studierende wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge an Universitäten, Fach- und Dualen Hochschulen. utb+: Ergänzend zum Buch erhalten Leser:innen die im Buch schematisch abgebildeten Arbeitsblätter zum Download, um diese bearbeiten zu können. Erhältlich über utb.de.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 198

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Die Übungsblätter aus dem Anhang stehen Ihnen unter http://www.uvk.digital/45549 zum Download zur Verfügung.

 

 

Prof. Dr. Beate Gleitsmann lehrt an der Rheinischen Fachhochschule in Köln.

Dr. Christiane Suthaus ist Fachreferentin an der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.

Beide Autorinnen geben regelmäßig Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität zu Köln.

Beate GleitsmannChristiane Suthaus

Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium

Ein Leitfaden zum Einstieg

2., überarbeitete und erweiterte Auflage

Umschlagabbildung: © bubaone ns – iStockKopf in Abbildung 1: © Ratsanai - iStock

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.dnb.de> abrufbar.

2., überarbeitete und erweiterte Auflage 20211. Auflage 2013

© UVK Verlag 2021– ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, StuttgartDruck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

utb-Nr. 3908ISBN 978-3-8252-5549-7 (Print)ISBN 978-3-8385-5549-2 (ePDF)ISBN 978-3-8463-5549-7 (ePub)

Vorwort zur 2. Auflage

Liebe Studierende,

Sie halten die zweite Auflage unseres kleinen Ratgebers in den Händen – oder sehen sie am Bildschirm. Hat sich im wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten viel verändert? Nein, eigentlich nicht. Aber manche Fragen von Studierenden sind uns neu begegnet, und es gab die eine oder andere Idee, wie mancher Aspekt übersichtlicher dargestellt werden kann. Entsprechend finden Sie in dieser Auflage deutlich mehr Übersichten, und eine Reihe von Checklisten ist auch dazugekommen. Wir hoffen, dass Ihre Arbeiten davon profitieren werden! Viel Erfolg!

Köln, im Sommer 2021

Die Autorinnen

Vorwort zur 1. Auflage

Liebe Studierende!

Bücher zum wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten gibt es viele. Sie sind unterschiedlich ausführlich, unterschiedlich kompliziert geschrieben und haben unterschiedliche Schwerpunkte. Eigentlich ist bereits für jeden Geschmack und jede Fragestellung etwas dabei. Warum also noch ein Buch zu diesem Thema?

Wir möchten Ihnen mit diesem kleinen Leitfaden den Prozess der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit speziell in den Wirtschaftswissenschaften darstellen. Ausgangspunkt dafür sind die Fragen der Studierenden, die wir in vielen Kursen zum wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten gesammelt haben – also praktische Fragen, vor denen Studierende bei ihren ersten wissenschaftlichen Arbeiten oft stehen. Auf diese Fragen werden wir uns hier konzentrieren, ohne den Anspruch zu erheben, das wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten mit all seinen Facetten umfassend darzustellen. Die einzelnen Arbeitsschritte werden darüber hinaus sehr komprimiert beschrieben, so, wie Sie es für Ihre erste wissenschaftliche Arbeit voraussichtlich brauchen. Eine Reihe von Literaturhinweisen am Ende des Buches soll denjenigen unter Ihnen helfen, die sich in einzelne Bereiche vertieft einarbeiten wollen.

Sie begleiten in diesem Buch vier Studierende – Nora, Kevin, Annkathrin und David. Diese vier kennen sich aus der Schule und schreiben bei verschiedenen Professoren ihre Abschlussarbeiten. Sie nehmen auch an Kursen zum wissenschaftlichen Arbeiten teil, die aber unterschiedlich ausführlich sind. Als „eingeschworenes Team“ helfen sie sich gegenseitig und tauschen ihr Wissen aus. – Sämtliche Ähnlichkeiten zu realen Personen sind rein zufällig. Wir haben uns unsere vier Kandidaten für wissenschaftliche Arbeiten ausgedacht.

Herzlich danken möchten wir Frau Dr. Barbara Endell, Frau Bianca Reindl, Frau Rebecca Rosenjart, Frau Katharina Runov und Herrn Ralf Depping für geduldiges Lesen und viele hilfreiche Korrekturvorschläge. Frau Rosenjart hat die Abbildung im Abschnitt „Ursprung der Quelle“ für uns erstellt – auch dafür vielen Dank!

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Leitfaden eine Hilfestellung zu geben, die manchen Fehler bei der Erstellung einer Abschlussarbeit vermeidet und vielleicht sogar dazu beiträgt, dass Ihnen das wissenschaftliche Arbeiten Spaß macht. Und wenn Sie eventuell auf die Idee kommen, dass man sich im Team gegenseitig unterstützen kann, wäre ein weiteres Ziel dieses Buches erreicht.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

Köln, im Sommer 2013

Die Autorinnen

Inhaltsübersicht

Vorworte

1    Wie alles begann

2    Was ist wissenschaftliches Arbeiten?

3    Welche Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten sind wichtig?

4    Zeitplanung

5    Was ist beim Literaturverzeichnis zu beachten?

6    Fußnoten und Belege im Text

7    Situationen der Literatursuche

8    Zeitschriften-Rankings

9    Zur Zitierwürdigkeit und Zitierfähigkeit von Quellen

10    Vom Dachthema zur Forschungsfrage

11    Vorgehensweise beim wissenschaftlichen Arbeiten

12    Gliederungsprinzipien

13    Zur wissenschaftlichen Sprache

14    Probleme beim Schreiben

Anhang

Literaturverzeichnis

Glossar

Stichwörter

Inhalt

Vorwort zur 2. Auflage

Vorwort zur 1. Auflage

1    Wie alles begann

2    Was ist wissenschaftliches Arbeiten?

Beschreibung des wissenschaftlichen Arbeitens

Moralische Ansprüche

Technische Ansprüche

Objektivität

Reliabilität

Validität

Formale Ansprüche

3    Welche Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten sind wichtig?

4    Zeitplanung

Arbeitsschritte des wissenschaftlichen Arbeitens

Zeitdauer und Lage der einzelnen Arbeitsschritte

5    Was ist beim Literaturverzeichnis zu beachten?

Aufgaben des Literaturverzeichnisses

Grundsätzliche Regeln für das Literaturverzeichnis

Regeln für die Angabe von Autoren und Herausgebern

Regeln für Auflagenangaben

Regeln für Reihenangaben

Regeln für Internetquellen

Regeln für Aufsätze

Regeln für Verlagsangaben

Regeln für die Sortierung

6    Fußnoten und Belege im Text

7    Situationen der Literatursuche

Überblick

Suche nach Büchern im Katalog

Suche nach einem Zeitschriftenaufsatz

Thematische Suche, Überblick zum Thema

Thematische Suche in den Fachdatenbanken

Formulierung von thematischen Suchen

Merklisten und Alerts

Cited Reference Search

8    Zeitschriften-Rankings

9    Zur Zitierwürdigkeit und Zitierfähigkeit von Quellen

Vertrauenswürdigkeit der Quelle

Ursprung der Quelle

Aktualität der Quelle

Verfügbarkeit der Quelle

Beispiele

10  Vom Dachthema zur Forschungsfrage

Dachthema als Ausgangspunkt

Qualitative Untersuchungen

Quantitative Untersuchungen

Vom Dachthema zum Titel der Arbeit

Beispiel zum Dachthema „Virtuelle Realität“

Forschungsfrage

11  Vorgehensweise beim wissenschaftlichen Arbeiten

Problemstellung als Ausgangspunkt für die Einleitung

Wissenschaftliche Methode zur Vorbereitung der Problemlösung im Grundlagenteil

12  Gliederungsprinzipien

Festlegung der Argumentationsweise

Argumentationsweise: Trichter

Argumentationsweise: Kette

Wesentliche Methoden der Untergliederung

Regeln für die Untergliederung

13  Zur wissenschaftlichen Sprache

Regeln für die Wortwahl

Wichtige Anmerkungen für das Zitieren

Zum Textfluss

Inhaltliche Anmerkungen

14  Probleme beim Schreiben

Schreibblockade durch die ‚leere Seite‘

Schreibblockade durch Perfektionismus

Schreibblockade durch zu viel ungeordnete Information

Schreibblockade durch den unbekannten Adressaten

Probleme durch Fehler im Thema oder in der Gliederung

Schwierigkeiten, das Geschriebene zu ändern

Schwierigkeiten, den ‚roten Faden’ einzuhalten

Anhang

Literaturverzeichnis

Glossar

Stichwörter

1   Wie alles begann

Freitag, 20 Uhr. Kevin öffnete die Tür zur Kneipe „Die letzte Klausur“ – ein beliebter Treff für Studierende. Annkathrin, Nora und David saßen schon am üblichen Tisch. Schnell kam das Gespräch auf das bevorstehende nächste Semester – die Abschlussarbeit stand für alle an.

Kevin

Annkathrin

David

Nora

David sah das sehr gelassen. „Mein Professor bietet ab der übernächsten Woche eine Veranstaltung an, bei der uns in mehreren Terminen ausführlich gezeigt wird, wie wir vorgehen sollen. Und dann haben wir während der ganzen Bearbeitungszeit auch noch alle 14 Tage einen Beratungstermin.“ „Kunststück, bei dem Fach!“, meinte Annkathrin. „Bei euch schreiben ja höchstens 10 Leute. Meine Professorin will uns nur an zwei Terminen sehen – zur Themenvergabe und zur Abgabe der Arbeit. Die Mitarbeiter bieten für jeden noch ein Gespräch zur Gliederung an, aber das war’s!“ „Hast du noch nichts von den Kursen im Studium Integrale gehört?“, fragte Kevin. „Nein, was soll das sein? Ich dachte, da gibt es nur Angebote zu Sprachen und zu irgendwelchen berufspraktischen Fähigkeiten?“ „Nein, das Spektrum ist viel umfassender. Es gibt da ein paar Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten für alle, außerdem ein paar fachspezifische und einige zu einzelnen Aspekten, wie etwa zum wissenschaftlichen Schreiben. Gestern habe ich zufällig gesehen, dass nächste Woche an drei Tagen ein Blockkurs für Wirtschaftswissenschaftler angeboten wird, die ihre Abschlussarbeit organisieren müssen. Es sind wohl auch noch Plätze frei. Soll ich dir den Link zur Anmeldung mal schicken?“ „Ja klar, gerne. Und du? Wirst du auch dort sein?“ „Nein, bei uns wird Anfang des nächsten Monats von einem Mitarbeiter der Professorin ein ganzer Tag Einführung als Pflichtveranstaltung angeboten. Ich schätze, das wird reichen – und es wird wohl auch eine Veranstaltung sein, die wesentlich genauer auf die Anforderungen meiner Professorin eingeht. – Was ist mit dir, Nora?“

„Ich habe mir ein Buch zum wissenschaftlichen Arbeiten ausgeliehen und schon einmal angefangen zu lesen. Aber ehrlich – ich finde das alles ziemlich verwirrend, viel Kleinkram. Und das Thema Plagiate macht mir ein bisschen Angst. Ich hoffe, dass das Seminar, das bei uns das Semester über begleitend angeboten wird, ähnlich wie bei David, mir hilft. Das Lesen allein führt irgendwie zu mehr Fragen als Antworten.“

Die vier saßen eine Weile sehr nachdenklich um den Tisch. Dann meinte Kevin: „Wir treffen uns doch sowieso jeden Freitag. Lasst uns doch in den nächsten Wochen einfach mal austauschen, was wir über das wissenschaftliche Arbeiten und die Erstellung einer Abschlussarbeit lernen. Bis zur Themenvergabe Mitte des Semesters sind es noch genug Freitage. Wenn wir jede Woche vielleicht eine oder anderthalb Stunden darauf verwenden, die einzelnen Themen aus den Kursen zu besprechen, müssten wir eigentlich ganz gut vorbereitet sein. Und dann, wenn es wirklich ans Schreiben geht, können wir einander helfen. Mein Problem war schon bei der Facharbeit die ‚Aufschieberitis‘ – das wird jetzt bestimmt nicht anders werden. Es wäre gut, wenn wir uns gegenseitig motivieren. Wie seht ihr das?“ Alle waren einverstanden.

„Okay!“, meinte Annkathrin, „Wenn ich das richtig sehe, dann ist wohl der Blockkurs nächste Woche, von dem Kevin gesprochen hat, die erste Veranstaltung zu diesem Bereich. Dann schlage ich vor, dass ich versuche, dort einen Platz zu bekommen. Und ich übernehme den nächsten Freitag als ersten Termin und berichte mal zu einem der Themen aus dem Kurs.“

Und so kam es, dass jeden Freitag um 20 Uhr auf dem Tisch in der „Letzten Klausur“ die Aufzeichnungen aus den verschiedenen Kursen ausgebreitet und ausgetauscht wurden. Jeder der vier Studierenden trug zum jeweiligen Thema bei, was sie gehört, gelesen und erarbeitet hatten.

2   Was ist wissenschaftliches Arbeiten?

„Und? Wie war der Kurs?“ „Fühlst du dich jetzt besser vorbereitet?“ „Erzähl mal!“ Annkathrin wurde mit vielen Fragen und großer Neugier empfangen, als sie am folgenden Freitag in die „Letzte Klausur“ kam. Sie grinste. „Ja, der Kurs war sehr interessant. Begonnen haben wir übrigens mit einer langen Diskussion über das Kaffeekochen.“ „Was?“ „So eine Zeitverschwendung!“ „Nix Zeitverschwendung! Ich habe dabei richtig etwas gelernt!“ „Wieso? Hast du keine Kaffeemaschine zu Hause?“

Beschreibung des wissenschaftlichen Arbeitens

„Nein, habe ich wirklich nicht, ihr wisst doch, dass ich Teetrinkerin bin. Aber es ging auch gar nicht darum, wie man Kaffee kocht. Die Dozentin hat das als Beispiel gewählt, um den Unterschied zwischen wissenschaftlichem Arbeiten und den normalen Alltagstätigkeiten deutlich zu machen. Wenn wir Kaffee kochen, dann so, wie wir es mal irgendwo gesehen, von unseren Eltern oder sonst jemandem gelernt haben. Wir nehmen so ungefähr einen Löffel oder ein Kaffeemaß pro Tasse, wobei Tassen natürlich unterschiedlich groß sein können. Manche gießen das Kaffeepulver einfach mit kochendem Wasser auf, manche bevorzugen eine Kaffeemaschine, manche eine Kaffeekanne mit einem Kaffeefilter. Darüber entscheidet vor allem der persönliche Geschmack. Die Erfahrung zeigt dann, dass mit der einen oder anderen Kaffeemarke der fertige Kaffee mehr oder weniger gut schmeckt. Aber sonst denken wir nicht viel darüber nach. In Kaffeefirmen wird da ganz anders vorgegangen. Da wird die Wasserqualität genau analysiert, da werden Kaffeesorten nach Gewicht genau gemischt – es wird kontrolliert vorgegangen, Verfahren und Ergebnis werden exakt protokolliert und zur Optimierung der Produktqualität genutzt.

Dieses Beispiel zeigt den Unterschied zwischen dem wissenschaftlichen Arbeiten und dem dadurch gewonnenen wissenschaftlichen Wissen und der Sammlung von Erfahrungen im Alltag. Es gab dazu ein Tafelbild, das habe ich euch mal kopiert:“

Merkmale

Alltagswissen

Wissenschaftliches Wissen

Erwerb des Wissens

Erwerb durch Erfahrung, eigenes Handeln, „learning by doing“, Erzählungen.→ Wissenserwerb ist das Resultat zufälliger Ereignisse.

Wissen wird unter standardisierten Bedingungen erworben.→ Wissenserwerb ist das Resultat von methodisch kontrolliertem Vorgehen.

Status des Wissens

Wissen ist an die Person gebunden. Persönliche Erfahrungen, eigene Meinung, Wertvorstellungen, Vorlieben, Interessen und Wünsche beeinflussen die Verwendung des Wissens.→ Wissen ist subjektiv.

Wissen ist von der Person getrennt. Eigene Erfahrungen, eigene Meinung, Wertvorstellungen, Vorlieben, Interessen und Wünsche dürfen die Verwendung des Wissens nicht beeinflussen.→ Wissen ist objektiv.

Verwendung des Wissens

Häufige Verwendung ohne kritische Hinterfragung führt zu Handlungsroutinen, die den Alltag erleichtern. Wiederholung ohne kritisches Denken wird selbstverständlich.→ Traditionswissen

Kritisches Hinterfragen ist zentraler Bestandteil der Verwendung des Wissens. Erneute Verwendung des Wissens wird stets kritisch überprüft und ist auf Forschung ausgerichtet.→ Innovationswissen

Vermittlung des Wissens

Formulierung ist unpräzise, mehrdeutig, zwecks schnellerem Verständnis werden häufig Beispiele und Metaphern genutzt.→ Alltagssprache

Formulierung ist präzise, eindeutig und sprach- effizient. Definitionen sind notwendig. Argumentation ist abstrakt und allgemeingültig. Beispiele sind nur zur Veranschaulichung einer allgemeingültigen Argumentation zulässig.→ Wissenschaftssprache

Tab. 1: Unterschiede zwischen Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen

„Hey Annkathrin, das ist zwar eine echt coole Tabelle, aber so ganz verstehe ich das noch nicht. Ich will doch in meiner Abschlussarbeit keinen Kaffee kochen und auch keine eigene empirische Forschung betreiben. Ich mache auch keine Experimente oder ähnliches. Ich will NUR eine Literaturarbeit schreiben“, sagte David. „In meinem Fall kann ich das gar nicht gebrauchen. Ich muss doch nur zu einem Thema ein paar Bücher finden und die Meinungen zusammenstellen. Da muss ich doch nicht methodisch kontrolliert vorgehen, oder?“ „Doch! Genau das ist es!“, entgegnete Annkathrin. „Auch bei einer reinen Literaturarbeit musst du wissenschaftlich arbeiten, und das bedeutet, dass du schon bei der Literatursuche methodisch kontrolliert vorgehen musst. Auch bei der Suche nach Literatur darf kein Zufall vorkommen. Wenn du zufällig ein paar Bücher oder Artikel zu deinem Thema findest, dann reicht das eben nicht aus. Du musst so lange die Literaturrecherche kontrolliert betreiben, bis du die wesentlichen Literaturquellen zu deinem Thema gefunden hast. Im Seminar haben wir den Tipp erhalten, eine Literatursuchtabelle zu erstellen. Ich berichte Euch später, wenn wir bei Situationen der Literatursuche sind, wie Du das machst. Und dann solltest du grundsätzlich alles hinterfragen, was du liest. Dies gilt insbesondere für Quellenangaben – Literaturverzeichnisse und Belege können sehr fehlerhaft sein. Trau am besten keinem und prüfe alle Quellen und Seitenangaben selbst. Schließlich musst du noch darauf achten, dass deine eigenen Wünsche und Vorstellungen in deiner Arbeit nicht vorkommen. Alles, was du willst, meinst und dir wünschst, ist in einer wissenschaftlichen Arbeit verboten.

Stelle die Fakten zu deinem Thema objektiv dar und achte dabei auf alle deine Formulierungen. Bleib immer präzise, verwende keine Umgangssprache und sorge dafür, dass du spracheffizient schreibst, d.h. keine Wiederholungen in deiner Abschlussarbeit hast. Dazu gab es auch noch einen Tipp, den ich euch im Wortlaut mitgebracht habe“, sagte Annkathrin.

Tipp!

Beginne jede wissenschaftliche Arbeit zunächst damit, dass du dir einen guten Überblick über die Definitionen der zentralen Begriffe deiner Arbeit machst. Die zentralen Begriffe lassen sich aus dem Thema ableiten.

„Hey Leute, das passt ziemlich gut zu den Ansprüchen an die Wissenschaftlichkeit, die ich in meinem Buch gefunden habe“, sagte Nora. „Hier, schaut her, ich habe mir das rausgeschrieben:“

Tipp!

Ansprüche an die Wissenschaftlichkeit

Moralische Ansprüche

Trennung der Eigenleistung von der Fremdleistung

Nicht-Manipulierbarkeit der Person

Technische Ansprüche

Objektivität

Reliabilität

Validität

Formale Ansprüche

Wissenschaftssprache

Zitierregeln

Moralische Ansprüche

„Wir dürfen die moralischen Ansprüche auf gar keinen Fall verletzen, sonst gibt es sofort eine 5,0“, betonte Nora. „Die Trennung der Eigenleistung von der Fremdleistung können wir dadurch sicherstellen, dass wir alle Aspekte, die wir in unserer Arbeit aus anderen Quellen übernommen haben, entsprechend mit Literaturangaben belegen. Wenn wir das nicht tun, ist es ein Plagiat und damit ist die 5,0 berechtigt, da wir geistiges Eigentum geklaut und es als Eigenleistung dargestellt haben. Alles, was wir selbst erarbeitet haben, ist Eigenleistung und wird nicht mit Literatur belegt, da es ja hierzu noch nichts gibt. Das ist relativ einfach, oder?“, stellte Nora fest. „Na ja, so einfach ist das wiederum auch nicht“, entgegnete Kevin. „Was ist, wenn ich eine tolle Idee habe und irgendwo schon mal jemand diese Idee in einem Buch beschrieben hat? Nehmen wir mal an, ich habe dieses Buch wirklich niemals in der Hand gehabt. Der Gutachter meiner Arbeit kennt es aber oder er ist zufällig drauf gestoßen. Jetzt denkt er, dass ich das abgeschrieben habe. Kann er mich dafür bestrafen?“ „Ja, das kann er. Das muss er sogar! Deshalb müssen wir doch die wissenschaftlichen Kriterien erfüllen und vor der eigentlichen Schreibarbeit, die wissenschaftliche Literatur recherchieren. Du hättest diese Idee des anderen Autors finden müssen, wenn du richtig gesucht hättest“, stellte Nora fest. „Stimmt, ich erinnere mich. Zufälle bei der Literaturrecherche sollen wir vermeiden“, sagte Kevin nachdenklich. „Aber heißt das, dass ich Literatur auch dann noch suchen muss, wenn ich zu einem Thema bzw. zu einem Aspekt schon sehr viel weiß, z.B. aus früheren Vorlesungen, aus meinen Erfahrungen durch Praktika oder von Erzählungen meines Vaters, der immerhin ein erfolgreicher Manager ist und vieles selbst erlebt und erfahren hat?“, bohrte Kevin weiter.

„Ja, genau so ist es! Du musst immer die Literatur zu deinem Thema suchen, damit du belegen kannst, wer in der Wissenschaft zu deinem Thema was geschrieben hat. Das ist der beste Schutz vor dem Vorwurf des Plagiierens. Übrigens sind deine eigenen Erfahrungen bzw. die Erfahrungen deines Vaters subjektiv und haben in einer Abschlussarbeit sowieso nichts verloren.“

„Erinnerst du dich noch?“, fragt Nora. „Du hast recht“, antwortete Kevin.

„Mit der Nicht-Manipulierbarkeit der Person ist gemeint, dass der Bearbeiter sich nicht durch einen Auftraggeber der Studie bzw. einer Forschungsarbeit beeinflussen lassen darf. Damit soll also eine Gefährdung durch Auftragsforschung ausgeschlossen werden“, sagte Nora. „Aha, wenn ich also eine Studie zum Thema Gesundheitsbelastung durch Mobiltelefone durchführen würde und der Auftraggeber wäre z.B. ein Hersteller von Mobiltelefonen, der während meiner Forschung dafür sorgen würde, dass es mir so richtig gut geht, dann wäre ich gefährdet,“ sagte Kevin. „Du meinst wohl bestechlich“, unterbrach ihn Annkathrin. „Ja, genau. Dann hat man mich manipuliert und ich erfülle die moralischen Ansprüche an die Wissenschaftlichkeit nicht“, beendete Kevin seinen Gedankengang. „Korrekt“, erwiderte Nora. David lehnte sich entspannt zurück und sagte: „Leute, das kann uns nicht passieren. Im Rahmen einer Abschlussarbeit im Studium ist die Gefahr sehr gering, dass jemand auf die Idee kommt uns zu manipulieren.“ „Sag das nicht. Das muss nicht im großen Stil erfolgen. Ich habe von einem schlimmen Fall gehört, dass ein sehr guter Student für eine Firma eine Abschlussarbeit schrieb. Während der Bearbeitungszeit hat der Student auch für die Firma gearbeitet. Der Abteilungsleiter des Unternehmens, der dem Studenten als Ansprechpartner genannt wurde, hatte aber eigene Interessen und beeinflusste ihn die ganze Zeit. Er stellte ihm nur bestimmte Informationen zur Verfügung, ließ ihn nur mit bestimmten Personen im Unternehmen sprechen etc. Mit dem Ergebnis, dass in die Abschlussarbeit eine einseitige Meinung geflossen ist. Die Arbeit wurde an der Hochschule mit einer 5,0 bewertet und der Student war total überrascht. Erst bei der Besprechung der Note hat er festgestellt, dass er viele Aspekte nicht beachtet hat und eigentlich manipuliert worden ist“, erzählte Nora. „Ist ja der Hammer! Tja, ich schätze, das heißt, dass wir niemandem trauen dürfen und ständig kritisch sein müssen“, stellte Annkathrin fest.

Technische Ansprüche

David schaute nachdenklich und runzelte die Stirn: „Ich habe schon öfter gehört, dass viele Arbeiten von Studierenden angeblich methodisch schlecht gemacht sind. Das hat doch nichts mit Plagiaten oder Manipulierbarkeit der Person zu tun, oder?“ Nora nickte: „Stimmt, das hat was mit den sogenannten technischen Ansprüchen, also der Art und Weise der Literaturrecherche, Datenerhebung und Auswertung zu tun. Es gibt drei wichtige Kriterien, die eine Aussage über die Qualität einer Arbeit ermöglichen. Das sind die sogenannten Gütekriterien: Objektivität, Reliabilität und Validität. Ihr müsst diese drei Kriterien unbedingt beachten, wenn ihr eine gute Note haben wollt. Ich werde Euch diese Kriterien jetzt kurz vorstellen.“

Objektivität

„Die wissenschaftliche Objektivität ist das Kriterium, das am einfachsten zu verstehen ist“, führte Nora weiter aus. „Eine wissenschaftliche Arbeit ist dann objektiv, wenn die Aussagen und das erzielte Ergebnis unabhängig von der Person sind, die die wissenschaftliche Arbeit anfertigt. Unsere eigene Meinung, unsere Wünsche, Vorstellungen und unsere eigenen Erfahrungen dürfen bei der wissenschaftlichen Arbeit keine Rolle spielen. Sie dürfen nicht in die Argumentation einfließen. Gleichzeitig muss unsere Argumentation vollständig sein. Wenn wir Aspekte, die uns nicht in die Argumentation passen, einfach weglassen, dann sind wir nicht objektiv.“

Kevin hakte noch einmal nach: „Okay, das habe ich verstanden. Die Literaturrecherche, Auswertung, Interpretation und Argumentation erfolgen ohne Beeinflussung durch involvierte Personen. Alle Aussagen sind unvoreingenommen und basieren auf nachprüfbaren Fakten bzw. mathematischen Berechnungen, die von Dritten überprüft werden können. Aber was heißt das konkret?“ „Ich habe verstanden, dass Literaturrecherche, Auswertung, Interpretation und die Argumentation in unseren Arbeiten ohne Beeinflussung durch andere beteiligte Personen erfolgen müssen.“ Annkathrin erläuterte weiter: „Vielleicht hilft ein Beispiel: Erinnert Euch mal an die Schule. Bei Klausuren in Mathe konnte man sofort sehen, wie eine Note zustande kam. Das war nachprüfbar und erschien uns objektiv. Aber bei Aufsätzen haben wir oft gerätselt und die Objektivität bezweifelt – wir kannten die Regeln und Maßstäbe nicht, nach denen wir bewertet wurden.“ „Ja, stimmt,“ meinte Nora, „hier habe ich übrigens noch ein paar Beispiele aus dem Buch.“ Sie legte ein Blatt auf den Tisch.

Thema: Auswirkungen der Globalisierung auf den Arbeitsmarkt.

Nicht objektiv:

Bei der Literaturauswahl werden gezielt nur Studien ausgewählt, die zu einem persönlich gewünschten Ergebnis passen, z.B. werden ausschließlich positive Auswirkungen und Vorteile der Globalisierung beschrieben.

Objektiv:

Bei der Literaturauswahl werden alle Studien ausgewertet, die zum Thema durchgeführt worden sind. Alle wichtigen Vor- und Nachteile der Globalisierung werden dargestellt.

Thema: Attraktivität von Personen in der Werbung.

Nicht objektiv:

Für ein Experiment werden Testimonials ausgewählt, die der Forscher optisch ansprechend findet und persönlich als attraktiv beurteilt.

Objektiv:

Zur Beurteilung der Attraktivität werden Kriterien festgelegt, z. B. Symmetrie von Gesichtern. Bei der Auswahl werden den Kriterien entsprechende Gesichter ausgewählt.

Thema: Effektivität von Wirtschaftsförderungsmaßnahmen in Kleinstädten.

Nicht objektiv:

Zu diesem Thema wird ein Interview mit einem Bürgermeister durchgeführt.

Objektiv:

Zu diesem Thema wird ein standardisierter Fragebogen erstellt, der einer Vielzahl von Personen vorgelegt wird. Für die Durchführung, Auswertung und Interpretation gibt es konkrete Vorgaben.

Tab. 2: Beispiele zur Objektivität

Nach einer kurzen Denkpause schaute Kevin alle traurig an und sagte: „Leute, das bedeutet, dass ich meine Abschlussarbeit auf gar keinen Fall meiner Freundin zum Korrekturlesen geben darf.“ „Wieso nicht?“, unterbrach ihn David. „Na ja, weil unsere persönliche Beziehung eine sehr große Rolle spielen wird. Sie wird mich nicht verletzen wollen und deshalb wahrscheinlich auch kein ehrliches Urteil abgeben, auch wenn ich Mist geschrieben habe“, antwortete Kevin.

„Das sehe ich anders“, meinte Nora. “A friend tells you when you have dirt on your nose! So formuliert es meine englische Freundin immer, und ich finde, das stimmt. Freunde wissen, dass Du ehrliche Kritik brauchst, um eine gute Note zu bekommen. Und wir müssen uns beim wissenschaftlichen Arbeiten daran gewöhnen, einander gerecht und objektiv zu kritisieren – und auch Kritik einzustecken. Sonst können wir später auch nie in einem Team arbeiten.“ David grinste. „Irgendwie kann ich Kevin aber auch verstehen. Mir fallen da einige Leute ein, die mir nicht die Wahrheit sagen würden.“ „Okay, dann bittet solche Freunde einfach nur, auf Tipp- und Rechtschreibfehler zu achten. Für diese Korrekturen brauchen wir ja auch jemanden. Und andere, denen ihr mehr zutraut, lesen dann fachlich/sachlich Korrektur. Wir zum Beispiel gegenseitig. Aber nun wieder zurück zum eigentlichen Thema. Ich sehe, ihr habt die Objektivität verstanden. Kommen wir zum zweiten Kriterium“, meinte Nora.

Reliabilität

„Reliabilität lässt sich am besten mit Zuverlässigkeit umschreiben“, fuhr Nora fort. „Die Reliabilität verlangt von einer Methode, dass sie zuverlässig immer wieder zum gleichen Ergebnis führt, d. h. bei einer Wiederholung unter identischen Bedingungen muss man zu einem identischen Ergebnis gelangen“