Wo der Wind singt - Rachael Treasure - E-Book

Wo der Wind singt E-Book

Rachael Treasure

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Beschreibung

Rotes Land, weites Land – Land der Sehnsucht …

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wollte die junge Farmerstochter Kate Webster vor allem eins: sich amüsieren, um ihre Trauer zu vergessen. Bis zu jenem schicksalhaften Abend, an dem sie den gleichaltrigen Nick kennenlernte – und schwanger wurde. Von ihrem Vater fortgeschickt, brach sie fast alle Brücken hinter sich ab und zog ihre Tochter in der Fremde auf. Doch jetzt ist Kate gezwungen, nach Hause auf die Farm zurückzukehren. Sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen – und dem ahnungslosen Vater ihres Kindes …

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Inhaltsverzeichnis

WidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Copyright

Für meine Mutter Jenny Smith und zum Andenken an meine Großmütter Edna May Smith und Joan Mary Wise

Kapitel 1

Kate Webster hing mit dem Kopf nach unten an der großen Wäschespinne im Garten ihres gemieteten Hauses in Orange. Sie spürte, wie das Blut in ihren Schläfen pochte und die Metallstangen der Wäschespinne in ihre Kniekehlen einschnitten. Ihr langes, schwarzes Haar streifte den trockenen, ungepflegten Rasen, während sie langsam vor- und zurückschaukelte. Aus den grünen Gärten der Nachbarschaft trieb der Geruch nach Abendessen über den Zaun in ihren eigenen, kahlen Vorstadtgarten. Kate reckte eine protzige Trophäe in Form eines Schafs zum staubig rosafarbenen Himmel empor. Goldenes Plastik schimmerte im Abendlicht.

»Ju-huu! Der Sieg schmeckt süß!«, brüllte sie. Mit der anderen Hand hob sie eine kleine braune Bierflasche vom Boden auf und stieß mit dem Burschen an, der neben ihr hing. Er sieht süß aus, dachte Kate. Selbst verkehrt herum und mit dem blauen Band für den ersten Platz, das er sich als große Schleife um den Kopf gebunden hatte, so dass er aussah wie eine Kewpie-Puppe. Mann o Mann, dachte sie, als der Alkohol allmählich ihre Sinne benebelte. Habe ich den auch gewonnen? Wie hieß er doch gleich?

Kate ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Eigentlich hätte sie heute arbeiten sollen. In ihrem formlosen, marineblauen Poloshirt mit dem Logo des Landwirtschaftsministeriums auf der rechten Brust, hätte sie den Farmern, die den Landwirtschaftstag in Orange besuchten, nützliche und seriöse Ratschläge geben sollen.

Obwohl dies ihr erster Landwirtschaftstag war, hatte sie die Farmer sofort für sich eingenommen. Das lag nicht nur an ihrem jungen und hübschen Gesicht, sondern auch an ihrer Bodenständigkeit, an der Tatsache, dass sie schon auf den ersten Blick als eine der ihren zu erkennen war; an der Art, wie sie, die Arme vor der Brust verschränkt, mit der Spitze ihres schmutzigen Stiefels lässig im Dreck stocherte, so als würde sie die Bodenqualität und den Bewuchs einer Weide prüfen. Wie sie Schulter an Schulter mit den Männern stand, während sie redete. Obwohl sie noch unerfahren war, war Kate schnell klar, dass sie diesen Job mit links erledigen würde.

Also hatte sie schon kurz nach dem Mittagessen den Stand des Ministeriums verlassen und sich für einen Wettbewerb im Schafezählen eingetragen. Sie genoss es sehr, bei den Schafen in den staubigen Pferchen zu stehen. Als sie an die Reihe kam, überlegte sie zunächst, in welche Richtung die Schafe fliehen könnten, und versuchte dann einzuschätzen, wie nervös die Tiere waren. Nachdem sie sich ein Bild gemacht hatte, öffnete sie das Gatter ein kleines Stück, und als das Leitschaf an ihr vorbeischoss, hob sie die Hand und begann zu zählen. Genau so wie sie das zu Hause auf der Farm immer gemacht hatte. Sie zählte die Hammel mit raschen, schnalzenden Handbewegungen, fixierte sie dabei aufmerksamen mit ihren dunklen Augen. Drei. Sechs. Neun. Die Schafe galoppierten vorbei, wirbelten mit ihren spitzen, muschelförmigen Hufen Staub auf. Als Kate bei hundert angekommen war, schob sie ihren Zeigefinger in die Tasche ihrer ausgewaschenen Jeans. Bei zweihundert steckte sie einen weiteren Finger in die Tasche. Die andere Hand hielt sie über die Herde, die durch das Gatter stürmte. Die Tiere weiter hinten begannen zu schieben und zu drängen, Kate machte deshalb instinktiv ein paar Schritte auf sie zu, um das Tempo zu verlangsamen und den gleichmäßigen Fluss wiederherzustellen.

Dann war sie wieder im Rhythmus: 294, 297, 300. Wieder einen Finger in die Tasche, schließlich rannten die letzten sechs Schafe an ihr vorbei. Das letzte Tier scheute, bevor sie das Gatter schloss. Sie drehte sich zu dem schlaksigen Richter um und nannte ihm ihr Ergebnis. Die Zuschauer, die schon während des Zählens vereinzelt Beifall geklatscht hatten, sahen noch dabei zu, wie das energische Mädchen, eine gut gebaute Schönheit vom Lande, über den Zaun flankte, dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit dem nächsten Teilnehmer zu.

Nach dem Wettbewerb steuerte Kate, ihre Trophäe und das blaue Band in der Hand, schnurstracks auf die behelfsmäßige Bar zu, die unter einem rostigen Wellblechdach aufgebaut war. Sie wusste, dass sie eigentlich zum Stand des Ministeriums zurückgehen und ihren Kollegen beim Abbauen helfen sollte. Aber ein Bier zur Feier des Tages konnte schließlich nicht schaden, oder?

An der Bar spülte Kate den Staub in ihrer Kehle mit einem großen Schluck eiskalten Bieres hinunter. Ausstellungsbesucher, die sich auf den Heimweg machten, schlenderten an ihr vorbei. Einige von ihnen trugen Proben mit Viehfutter und Werbegeschenke von den Herstellern der Weidezäune, andere hatten Tüten mit Prospekten für Pumpen und die neusten Traktoren in den Händen. Erschöpft aussehende Mütter schoben ihre quengeligen Sprösslinge im Kinderwagen vor sich her, während ihre Ehemänner widerstrebend hinter ihnen her trotteten. Die Männer warfen dabei immer wieder sehnsüchtige Blicke zur Bar herüber. Kate kehrte ihnen den Rücken zu und trank noch einen kräftigen Schluck Bier.

Ein junger Bursche im blauen Hemd eines Viehhändlers nickte ihr vom anderen Ende der Bar her zu. Er hatte einen großen, schwarzen Cowboyhut auf, genau so einen wie ihn Tim McGraw vom Country Music Channel trug. Sein Kinn hatte seit Tagen keine Rasierklinge mehr gesehen, und der Staub ließ seine sonnengebräunte Haut noch dunkler aussehen.

»Glückwunsch«, sagte der Viehhändler, wobei ein schiefes Lächeln um seinen Mund spielte. »Die meisten Kerle zählen in Zweiersprüngen, du tust das nicht. Du zählst in Dreiergruppen. Das ist mir aufgefallen.«

»Tja, ich bin eben nicht wie die meisten Kerle«, sagte Kate und warf ihm dabei ein aufmunterndes Lächeln zu, das ihn dazu auffordern sollte, sich zu ihr zu setzen. Er nahm ihre Schaftrophäe in die Hand und fuhr mit dem Finger über die scharfen Plastikgrate.

»Ziemlich schlecht gemacht«, sagte er. »So was würde ich gleich aussondern.«

Als er die Trophäe wieder auf den Tresen legte und an den Troddeln ihres Bandes herumzuspielen begann, bemerkte Kate, wie gut seine kräftigen, sonnengebräunten Arme unter den lässig hochgekrempelten Ärmeln seines Hemdes aussahen. Stift und Notizbuch steckten in seiner Brusttasche. Das Handy hatte er an seinen Gürtel gesteckt. Ein ganz normaler Viehhändler, entschied Kate. Aber ein süßer.

»Noch ein Bier?«, fragte er.

»Klar doch«, antwortet ihm Kate. »Und wer zählt?«

Lieber Himmel, dachte sie jetzt, als sie seinen schwarzen Hut anstarrte, der auf dem Rasen lag. Wie hieß er doch gleich noch einmal? Andrew? Mark? Sie schloss die Augen, und das Blut begann hinter ihnen zu pulsieren. Sie hing schon viel zu lange mit dem Kopf nach unten. Als sie die Augen wieder aufmachte, konnte sie den flachen, glatten Bauch des Viehhändlers sehen. Die Zipfel seines Hemdes, das aus der Hose gerutscht war, hingen hinab. Die Haare auf seinem Bauch zogen eine einladende Spur zur silbernen Schnalle seines Ledergürtels. Der geht, dachte Kate, während sie ihr eigenes Hemd in ihre Jeans stopfte, damit sie ihren weichen, milchweißen Bauch nicht entblößte. Sie trank wieder einen großen Schluck Bier.

»Ich bin Gräfin Zahl, und ich liebe es zu zählen! Ye-ah-ah-ah!«, sang sie laut. »Die Sesamstraße«, erklärte sie dann. »Die schau ich mir gern an. Finde ich klasse.«

»Wie’s aussieht, magst du auch Planschbecken und Dreiräder«, sagte er und deutete dabei mit einem Kopfnicken auf die vielen bunten Spielsachen, die im Garten verstreut lagen.

»Das gehört alles meiner Hündin Sheila«, sagte Kate. »Sie ist total verzogen.«

Als sie ihren Namen hörte, kam Sheila aus ihrer Hundehütte, die an der Hintertreppe stand, um Kate das Gesicht zu lecken.

»Ich mag dich auch«, sagte Kate.

»Dein Kelpie gibt dir offensichtlich gern feuchte Küsse«, sagte der Viehhändler zweideutig, während sein Gesicht im Licht der untergehenden Sonne immer röter wurde.

»Feuchte Küsse und Bier. Das mag sie«, sagte Kate und versuchte, die rotbraunen Lefzen der Hündin auseinanderzuziehen, um ihr einen Schluck Bier ins Maul zu schütten. Die alte Hundedame aber hatte die betrunkene Kate längst durchschaut. Sie seufzte und tappte dann zu ihrer Decke zurück, wobei ihre langen Krallen auf dem Betonboden bei jedem Schritt leise klickten.

»Keine Lust auf Bier, hm? Dann bleibt eben mehr für mich übrig!«, sagte Kate und hielt sich, immer noch kopfunter baumelnd, die Flasche an den Mund. Sie spürte, wie die kühle Flüssigkeit aus ihren Nasenlöchern sprudelte. Ein Lachen kam vermischt mit Schaum, Bier und Speichel gurgelnd aus ihrem Mund.

»Himmel! Eigentlich hasse ich es, wie eine Fledermaus zu saufen«, sagte sie und wischte sich mit dem Arm den Mund ab.

»Du bist ein ziemlich verrücktes Huhn. Aber das gefällt mir.«

Der Viehhändler versuchte, näher zu ihr heranzuschaukeln. Die Wäschespinne bebte. Als er seine mit Bartstoppeln umgebenen Lippen auf ihren Mund presste, schüttete Kate sich vor Lachen aus. Die ganze Wäschespinne wackelte. Dann brach das Gestänge plötzlich wie ein dürrer Ast. Kate krachte mit der Schulter auf die harte Erde. Der Viehhändler landete neben ihr im Staub.

»Aua! Ich glaube, jetzt habe ich mir das Steißbein gebrochen«, stöhnte er.

Kate lag neben ihm auf dem Rücken und sah zum Abendhimmel über den grell orangefarbenen Dachziegeln hinauf. Sie bog sich noch immer vor Lachen und fragte sich, ob sie gleich in die Hose machen würde. Während sie wieherte und prustete, rollte der Viehzüchter zu ihr herüber, streifte das blaue Band von seinem Kopf und nahm sie dann in seine Arme. Er küsste sie gierig und mit offenem Mund, als würde er eine Fleischpastete essen. Seine Hände tasteten unter ihrem Hemd nach ihren Brüsten. Dann presste er seine Finger darauf, als wolle er die Fettschicht auf den Hinterbacken eines Frühjahrslamms prüfen. Als seine Hand über Kates Bauch fuhr, schob sie sie weg und legte sie stattdessen auf ihren Hintern. Es war ihr lieber, wenn er sie da anfasste. So küssten sie sich auf einem Vorstadtrasen in Orange, New South Wales.

Kate fühlte sich losgelöst, als würde sie das Ganze von außerhalb ihres Körpers beobachten und dabei ganz genau wissen, dass sie das nicht tun sollte. Aber als der Viehhändler unbeirrt weitermachte und sie sein Bier und seinen Schweiß schmeckte, spürte sie die Hitze zwischen ihren Beinen aufsteigen. Sie wollte die Haut von irgendjemandem auf der ihren spüren. Von irgendjemandem, egal von wem. Von einem Mann, der sie vergessen ließ. Dieser Bursche kam ihr gerade recht. Sie presste sich fest an ihn und schob ihre Hand in die muffige Wärme seiner Jeans.

Dann begann das Telefon im Haus zu läuten. Es läutete und läutete. Kate wusste, wer da anrief. Sie zog sich schuldbewusst zurück.

»Ich muss rangehen«, sagte sie.

Kate wollte nicht aufwachen. Ihr Kater explodierte schmerzhaft unter ihrer Kopfhaut. Ihre Eingeweide grollten und krampften sich immer wieder zusammen. Sie drehte sich um und blinzelte mühsam ins Dämmerlicht, das durch einen Spalt im Rollo fiel, dann vergrub sie ihr Gesicht wieder im Kopfkissen. Sie wusste jedoch, dass es kein Entrinnen gab. Sie hörte, wie Nell im Nachbarzimmer bereits nach ihr rief.

»Mami! Mami! Maaaamiiii!«

Nells Stimme zitterte, als ihr Rufen langsam zum Weinen wurde. Kate drehte sich schwerfällig wieder auf den Rücken, starrte dann zur Zimmerdecke hinauf, die mit Fliegendreck übersät war, und stöhnte. Der Viehhändler von der Landwirtschaftsausstellung lag noch in ihrem Bett.

»He!« Sie versetzte ihm einen Stoß in die Rippen, so dass er laut aufstöhnte, und sagte dann mit zusammengebissenen Zähnen: »Du musst gehen. Ich will nicht, dass meine Tochter dich sieht.«

»Tochter?«, murmelte er ins Kopfkissen. »Tochter? Du hast gesagt, du hättest einen Hund. Von einer Tochter hast du nichts gesagt.«

In ebendiesem Augenblick begann ihre Mitbewohnerin Tabby an die Tür zu trommeln.

»Kate. Um Himmels willen, steh auf! Nell ruft schon die ganze Zeit nach dir, ich kann mich heute Morgen nicht um sie kümmern!«

Kate brauchte keinen Röntgenblick, um zu wissen, wie Tabby vor ihrer Schlafzimmertür stand. Eingehüllt in ihren blütenweißen Bademantel, die blonden Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zurückgenommen, sorgfältig geschminkt und bereit für die Arbeit.

Kate wusste auch, dass Nell irgendwann versuchen würde, ein Möbelstück zu ihrer Zimmertür zu zerren, damit sie die Türklinke erreichen und die Tür öffnen konnte. Dicke Tränen würden über ihre roten Engelbäckchen laufen. Ihre Windel wäre nass und ihre Haare wären zerzaust. Haare, so weich wie Feenhaar, dachte Kate. Eine Mischung aus Liebe und Schuldbewusstsein überkam sie. Sie warf einen kurzen Blick auf den Mann neben ihr. Die dunklen Haare auf seinen Armen sahen plötzlich drahtig und hässlich aus. Sie wünschte, dass er sofort verschwinden würde.

»Verdammt«, sagte Kate erschrocken, als plötzlich Lee Kernaghans Stimme aus ihrem Radiowecker plärrte.

»There aint’t nothing like a country crowd, little bit crazy and a little bit loud. We’ve got our own way of turning things upside down …«, sang Lee.

Der Text des Liedes rief Kate schlagartig die vergangene Nacht in Erinnerung. Das Bild der Wäschespinne, die mit ihrem gebrochenen Gestänge und den schlaffen Leinen aussah wie eine kaputte Fernsehantenne, ließ sie zusammenzucken. Dann erinnerte sie sich auch wieder an den Anruf ihrer Tante Maureen. An deren strenge Stimme, die wie durch Watte in ihr vom Alkohol benebeltes Bewusstsein gedrungen war und die wissen wollte, wo zum Teufel sie die ganze Zeit gesteckt hätte? Und warum sie Nellie nicht abgeholt hätte? Dann erinnerte sich Kate daran, dass Maureen etwa eine Stunde nach ihrem Anruf bei ihr aufgetaucht war, wütend und mit zusammengepressten Lippen. Sie hatte eine zerzauste, verschlafene Nellie vor ihrer Tür abgesetzt, während Kate verzweifelt versucht hatte, nüchtern zu wirken und so zu tun, als läge da nicht gerade ein sturzbetrunkener Fremder in ihrem Bett.

Kate schlug die Bettdecke zurück und stöhnte leise, als sie ihren schmuddeligen Bademantel anzog. Sie fasste ihre Haare mit einem purpurfarbenen Haarband zusammen, das schon lange seine Elastizität verloren hatte. Dann warf sie dem dösenden Burschen seine Sachen auf den Bauch und legte ihm seinen Hut über das Gesicht.

»Sei so gut und verpiss dich jetzt, Tim McGraw«, sagte sie, bevor sie auf die scharfkantige Schaftrophäe aus Plastik trat, die auf dem Boden lag.

»Autsch!«, sagte sie und hüpfte dann aus dem Zimmer.

Heißer Dampf stieg von Kates Kaffeetasse auf. Er drehte sich langsam in einem Sonnenstrahl. Kate lümmelte, den Kopf in beide Hände gestützt, am Tisch, während Nell neben ihr saß und mit den Beinen rhythmisch an ihren Stuhl schlug. Ihre Tochter hielt ihren mit Vegemite bestrichenen Toast in die Luft und brummte wie ein Flugzeug, bevor sie sich die klitschige Scheibe in den Mund stopfte.

»Mami krank! Mami krank. Bääääh«, sagte sie und streckte dabei ihre braun beschmierte Zunge heraus. Kate lächelte sie müde an.

»Iss du mal dein Frühstück, Nellie.«

Nellie grinste von einem Ohr zum anderen, so dass ihr kleine Toaststückchen aus dem Mund fielen und auf dem gefliesten Küchenboden landeten. Hinter der gläsernen Schiebetür starrte Sheila mit glasigem Blick die Krümel an. Sie sabberte. Kate seufzte. Sie hatte dem Hund letzten Abend nichts zu fressen gegeben, weil wieder einmal kein Hundefutter im Haus war. Tabby kam herein und nahm sich ihre Schüssel vom Regal.

»Soll ich heute Abend wieder kochen?«, fragte sie. »Ich habe vorher aber noch Basketballtraining. Wir können also nicht vor halb acht essen.«

»Sicher«, sagte Kate. Ihr war furchtbar schlecht.

Tabby warf einen Blick auf die Uhr, nahm ihre elegante schwarze Aktentasche und sah Kate mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Du kommst zu spät zur Arbeit«, stellte Tabby fest. Dann ging sie durch die Tür hinaus zu ihrem angenehm und frisch riechenden Banker-Auto. Kate stellte sich vor, wie sie ihren kleinen, knackigen Hintern auf das saubere Sitzpolster schob. Sie zuckte zusammen, als die Autotür zugeschlagen wurde. Das sagte alles. Sie unterdrückte krampfhaft eine weitere Welle der Übelkeit, während sie ihren Kaffee hinunterkippte.

»Ich will auch trinken, Mami! Trinken! Trinken!«, sagte Nell und streckte ihr ihre schmutzigen kleinen Hände entgegen.

»In Ordnung.« Kate seufzte und erhob sich mühsam vom Tisch. »Ein ›Bitte‹ wäre nett, weißt du.«

Sheila winselte hinter der Tür und kratzte zweimal kurz am Glas. Kate stieß ein resigniertes Seufzen aus und schob die Tür auf. Dann warf sie Sheila ein Stück kalten Toast mit zu Klümpchen erstarrter Margarine zu, das die Hündin schnappend wie ein Krokodil in der Luft auffing.

»Ich gehe heute Abend mit dir Gassi«, sagte sie und knallte die Tür dann wieder zu.

»Es ist sicher nicht einfach, einen Hütehund in der Stadt zu halten«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Kate drehte sich um und sah den Wäschespinnenmann in seinen Boxershorts in der Tür stehen. Sie rannte über die kühlen Steinfliesen auf ihn zu und schob ihn aus Nells Blickfeld.

»Die Dusche ist dahinten«, sagte sie und zeigte den Flur entlang. Hinter dem schmierigen Glas begann Sheila mit aufgestellten Nackenhaaren zu bellen.

»Sheila, sitz!«, brummte Kate.

»Wer ist das, Mami?«, fragte Nell. Als Kate versuchte, die Frage zu ignorieren, knallte Nell ihr Glas mit Saft auf den Tisch. Orangensaft spritzte über den Boden und an die Wand.

»Der Klempner, Nell«, sagte Kate. »Das ist nur der Klempner. Er repariert die Dusche.« Nell fuhr sich mit ihren kleinen Händen durch die Haare und runzelte die Stirn.

»Ich muss aufs Klo, Mami.«

»Aber der Klempner ist gerade im Bad.«

»Klo!« Kate sah, wie Nells Wangen langsam einen rosa Farbton annahmen und sie den Unterkiefer vorschob.

»Klein oder groß?«, fragte Kate gerade, als bereits ein eindeutiger Geruch von Nells Platz aufstieg.

»Ach, Nell!«

Kate stützte beide Ellbogen auf den Tisch und schlug die Hände vors Gesicht. Großer Gott, dachte sie. Wie konnte ihr Leben so aus den Fugen geraten?

Kapitel 2

Kate warf einen bräunlichen Apfelrest aus dem Pick-up und fegte hastig mit der Hand die Überreste von Nells gestrigem Sandwich aus dem Kindersitz. Dann trat sie einen Schritt zurück und sah zu, wie ihre kleine Tochter in den Sitz kletterte und darauf wartete, dass sie angeschnallt wurde.

Während Kate den Motor anließ, betrachtete sie Nell im Rückspiegel, bemerkte ihr ungekämmtes Haar und die wahllos zusammengestellte Kleidung. Ihr T-Shirt war mit Vegemite beschmiert. Kate seufzte. Was für eine Mutter war sie nur? Nell sah aus, als hätte sie den Tag im Kinderhort bereits hinter sich und nicht so, als würde sie gerade erst dorthin gebracht. Sie fuhr auf die Straße hinaus, dabei erinnerte sie sich an ihre Reise von Tasmanien auf das Festland vor drei Jahren. Ihre ungewollte Reise in die Mutterschaft. Das alles war nur wenige Wochen nach dem Rouseabout B&S-Ball gewesen. Sie hatte sich auf dem Weg zur landwirtschaftlichen Hochschule befunden und fuhr zum ersten Mal in ihrem schrottreifen kleinen Subaru-Pick-up aufs Festland. Damals hatte sie weder einen Kindersitz noch einen Pick-up mit Rückbank gebraucht.

Kate hatte ihren Pick-up an einem schläfrigen Sommerabend durch die geöffnete Rampe in den Bauch des Schiffes gefahren. Auf dem nassen, glänzenden Deck hatte Kate zu den kirschroten Schornsteinen hinaufgesehen, die unablässig Dieselrauch in die frische Luft rülpsten. Zwei Stöße des Signalhorns, das Beben der im Rückwärtsgang arbeitenden Maschinen, und schon begann die Stadt Devonport langsam in die Ferne zu entschwinden. Die Menschen, die auf der felsigen Bühne standen und winkten, wurden schnell zu winzigen Punkten. Sie war traurig, dass niemand aus ihrer Familie gekommen war, um ihr zum Abschied zuzuwinken. Keiner von denen, die von ihrer Familie noch übrig waren.

Sie erinnerte sich an die supercoole Art, mit der sie es sich auf einer der dick gepolsterten Couchen in der Bar des Schiffes bequem gemacht und an einem Rum genippt hatte. Dabei hatte sie den Nachgeschmack, den die mit städtischem Trinkwasser bereiteten Eiswürfel hinterließen, einfach nur abscheulich gefunden.

Da war sie also. Ein Mädchen aus Tasmanien. Ein Mädchen vom Lande mit einem frischen Gesicht, das an der windgepeitschten Ostküste der Insel aufgewachsen war. Ein Mädchen, das bei der Arbeit Blundstone-Stiefel und in der Freizeit Cowboystiefel trug. Ein Mädchen mit einem betagten Kelpie, der im Hundetrailer der Fähre unten im Laderaum auf einer Decke lag. In der Nähe der Hunde war auch »Thelma« geparkt, Kates klappriger alter Subaru, dessen fleckiger Lack am Heck mit B&S-Aufklebern bedeckt war. Mehr hatte sie damals nicht gebraucht. Einen halbwegs zuverlässigen Pick-up mit einem ramponierten Beifahrersitz, auf dem Sheila sitzen konnte, und einer zerrissenen Abdeckplane, um wenigstens den größten Teil ihres Gepäcks auf der Ladefläche vor dem Regen zu schützen. Und einem funktionierenden Scheibenwischer, der allerdings vollkommen willkürlich über die Windschutzscheibe der Fahrerseite kratzte.

Damals war sie zu einer Art Abenteuer aufgebrochen. Sie hatte die Erinnerung an den Tod ihrer Mutter verdrängt, hatte sich von ihrem Vater losgesagt und dessen neue Frau angebrüllt, bevor sie endgültig gegangen war. Sie hatte nur kurz innegehalten, um ihrem Bruder Will zum Abschied einen Kuss zu geben und um ihr Pferd Matilda noch einmal zu umarmen. Dann hatte sie einen letzen Blick auf die Farm geworfen. Bronty. Ihr Zuhause.

Jetzt wartete Australiens Festland darauf, von ihr in Besitz genommen zu werden. Dort gäbe es B&S-Bälle und Jungs, und sie würde wilde, verrückte Tage und Nächte mit neuen Freunden erleben. Außerdem war sie geradezu versessen darauf zu lernen. Sie würde all das landwirtschaftliche Fachwissen in sich aufsaugen, das man ihr an der Hochschule vermitteln konnte, damit sie in die Fußstapfen ihrer Mutter treten konnte – einer Frau, die, jedenfalls was die Zukunft der Landwirtschaft anging, eine Vision gehabt hatte.

Kate schwor sich, dass sie dort weitermachen würde, wo ihre Mutter Laney aufgehört hatte. Dass sie eine tiefe und dauerhafte Furche in die Agrarindustrie ziehen würde, jene Industrie, die von jedermann als der wirkliche Herzschlag des Landes hätte erkannt werden müssen. Kate trank einen kräftigen Schluck von ihrem Rum und ließ ihren Blick über die Passagiere an Bord des Schiffes schweifen. Sie hörte noch die Stimme ihrer Mutter. »Es werden deine Kinder sein, Kate, die Farmer der Zukunft, die all diese Menschen retten werden. Noch ist es den Menschen nicht bewusst, aber es gibt nichts Wichtigeres als Nahrung. Die Farmer sind der Schlüssel zur Zukunft. Und du kannst daran teilhaben, wenn du willst.«

An diesem Abend auf dem Schiff gab es nur eine einzige andere Stimme, die die ihrer Mutter in Kates Kopf übertönte. Es war mehr ein quälender Verdacht. Ein Verdacht, der sich tief in ihrem Körper bemerkbar machte. Der Verdacht, dass sie eine riesige Dummheit gemacht hatte. Sie dachte an die Schachtel, die sie in einer der Seitentaschen ihres Rucksacks verstaut hatte. Die Schachtel mit dem Schwangerschaftstest.

Kate hatte ihr Glas geleert, dann ihren Rucksack geschultert und war an Deck gegangen, um die Kurzschwanzsturmtaucher zu beobachten, die über der schlammigen, dunklen Dünung der Bass Strait dahinhuschten. Als ihre Finger vom eisigen Wind ganz taub waren, hatte sie die schwere Tür aufgezogen und war mit schwankenden Schritten den Korridor des rollenden Schiffes entlanggegangen. Dann hatte sie sich in einer schaukelnden Toilettenkabine eingeschlossen, in der es noch ein wenig nach Erbrochenem roch, und den Schwangerschaftstest ausgepackt, um herauszufinden, ob das, was sie befürchtete, tatsächlich zutraf.

Sie erinnerte sich jetzt noch an das erstickende Gefühl, das sie in der Toilettenkabine überfallen hatte und an das Rollen und Schlingern des Schiffes in der unerbittlichen Dünung. Sie hatte mit zitternden Händen die Folie von der Packung gerissen und das Plastikstäbchen herausgenommen. Als sie die zwei blauen Striche gesehen hatte, die ihr unmissverständlich »positiv« entgegengeschrien hatten, hatte ihre ganze Welt zu schlingern begonnen. Sie war schwanger. Schwanger und allein. Sie hatte sich verzweifelt gewünscht, dass sie niemals auf diesen Rouseabout B&S-Ball gegangen wäre und dass sie niemals getan hätte, was sie getan hatte.

Als am nächsten Morgen in aller Frühe eine ungeduldige Schlange von Autos, Wohnwagen und Lastern aus dem Bauch des Schiffes in Richtung des belebten Stadtzentrums vom Melbourne gerollt war, hatte Kate auf der Strandpromenade, die parallel zu dem braunen, frisch gerechten Strand verlief, an einer Telefonzelle angehalten. Sie hatte vor lauter Panik keinen klaren Gedanken fassen können, als sie ganz automatisch die Nummer ihres Vaters gewählt und dabei inständig gehofft hatte, dass Will abnehmen würde. Stattdessen hatte sich jedoch ihre Stiefmutter Annabelle gemeldet.

»Ist Will da?«, hatte Kate gefragt.

»Er ist unterwegs.«

»Oh. Ist Dad da?«

»Moment, ich hole ihn.« Kate hatte gehört, wie der Hörer abgelegt wurde. »Henry!«, hörte sie Annabelle dann rufen. Kurz darauf hatte sie die Stimme ihres Vaters vernommen.

»Du bist also schon drüben auf dem Festland?«

»Ja«. Kate hatte krampfhaft versucht, ihre Tränen zu unterdrücken. Sie hatte einfach nicht weitersprechen können. »Kate? Was ist los?« Die Stimme ihres Vaters hatte verärgert geklungen. Kate hatte sich vorgestellt, wie sein Kaffee gerade langsam kalt wurde, während sein Porridge, der neben der Tasse stand, allmählich zu einer zähen Masse erstarrte.

Sie platzte heraus: »Ich bin schwanger.«

Schweigen. Lange Zeit hörte sie über das Glasfaserkabel, das unter dem Grund des Meeres verlegt war, nur ein leises Klicken. Ein quälendes Schweigen lag über dem Wasser zwischen Melbourne und Tasmanien. Ein Schweigen, das direkt bis zum Ohr ihres Vaters reichte. Kate war sich sicher, dass er es nicht laut gesagt hatte, in ihrem Kopf aber schrie er: »Du dumme Gans! Ich wusste, dass du mir so etwas antun würdest! So eine verdammte Dummheit!«

Als er endlich wieder zu sprechen anfing, sagte er ganz ruhig: »Was willst du tun?«

»Ich weiß es nicht.« Sie wünschte sich verzweifelt, dass er ihr sagen würde, sie solle nach Hause kommen. Stattdessen hörte Kate ihn jedoch, den kalten Telefonhörer am Ohr und den Südwind im Rücken, etwas ganz anderes sagen.

»Du fährst am besten wie geplant zu deiner Tante Maureen. Sie kann sich besser um dich kümmern als ich.«

Kate wusste tief in ihrem Inneren, dass er das nicht so meinte. Dennoch waren seine Worte für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Eine eiskalte Zurückweisung. Genau das hatte sie auch von ihm erwartet, oder etwa nicht? Diesen endgültigen Bruch zwischen ihm und ihr.

Sie knallte den Hörer auf die Gabel und rannte zu ihrem Wagen zurück. Sheilas Kopf im Schoß, fuhr Kate dann in ihrem Pick-up auf der Straße zwischen der Port Philip Bay und den wie eine Steilklippe aufragenden Wolkenkratzern an der Stadt entlang. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihre Mutter bei ihr wäre. Hier und jetzt.

Dann saß sie eine ganze Stunde lang in ihrem Auto, streichelte Sheilas seidige Ohren und dachte dabei an den winzigen Zellhaufen, der sich in ihr zu teilen begonnen hatte. Sie konnte in ein Krankenhaus gehen. Eine Abtreibung machen lassen und dann mit ihrem Studium beginnen. Das Leben würde einfach weitergehen, als wäre nichts geschehen. Dann aber dachte sie an ihre Mutter. An das Saatgut, das auf dem Dachboden zu Hause auf Bronty lagerte. Sie hatte wieder vor Augen, wie Laney die Samen in ihre Handfläche geschüttet und mit den Fingerspitzen darin herumgerührt hatte.

»Das Leben in diesen Samen«, pflegte Laney zu sagen, während sie ihre Kinder mit großen Augen ansah, »ist ein unvorstellbares Wunder. «

Auch Henrys Mutter, seine Großmutter und seine Urgroßmutter hatten schon Saatgut gesammelt. Jede Generation von Frauen hatte die Samen sorgfältig katalogisiert und unter dem schrägen Dach des Raumes in wunderschön gezimmerten hölzernen Schubladen aufbewahrt. Samen von gesunden, widerstandfähigen Gemüsesorten, die schon seit den ersten Tagen der Besiedelung angebaut und gesammelt worden waren. Sorgfältig aufbewahrt in vergilbten Papierumschlägen, auf denen sich die winzigen Spuren hungriger Silberfischchen mit den schwungvollen Handschriften dreier Generationen von Webster-Frauen vermischten. Da gab es winzige schwarze Pünktchen, aber auch glatte, runde Kügelchen. Unter den Samen aus dem weitläufigen Kolonialgarten von Bronty waren so gut wie alle Formen und Größen vertreten.

Als Kate ungefähr zehn Jahre alt gewesen war, hatte ihr ihre Mutter, während sie die winzigen, schwarzen Samenkörner, von denen einige nicht größer als Fliegendreck waren, betrachtet hatte, eine Geschichte erzählt.

»Deine Großmutter wünschte sich so sehr einen Bruder oder eine Schwester für deinen Dad«, hatte Laney gesagt. »Aber wir Frauen bekommen manchmal kein Baby, obwohl wir gern eines hätten. Im Leben dreht sich alles um gesunde Samen und darum, dass man einen gesunden Boden braucht, damit sie darin wachsen können. Mit den Babys ist das ganz genauso – ohne gesunden Samen und ohne einen gesunden Schoß kann man kein Baby bekommen. Genau deshalb hast du weder Onkel noch Tanten. Gott hat deiner Großmutter nur einen einzigen gesunden Samen geschenkt, und dieser kostbare Samen war dein Dad. Schau nur, was für ein prächtiger Baum aus ihm geworden ist.«

Kate erinnerte sich auch daran, dass ihre Mutter ihnen im Gemüsegarten von Bronty einmal die Ranke einer Stangenbohne gezeigt hatte, die begonnen hatte, sich an der schiefen Vogelscheuche hinaufzuwinden, die Kate und Will aufgestellt hatten. Sie erinnerte sich daran, dass sie ihre Kinder stets ermutigt hatte, ihre weißen Zähne in Zuckererbsen zu graben und so viele Erdbeeren zu essen wie sie wollten, jedenfalls so lange, bis Wills von Natur aus rosa glänzende Wangen von einem Nesselausschlag überzogen wurden.

Kate wusste, was ihre Mutter zu der Sache mit dem Baby sagen würde. Sie würde ihr sagen, dass sie diesen Samen wachsen lassen sollte, dass sie Leben schenken sollte, für den Fall, dass in ihrem Schoß keine weiteren Samen mehr wachsen würden. Dies war möglicherweise die einzige Schwangerschaft, die sie erleben würde.

Entschlossen setzte Kate sich jetzt aufrecht hin. Dann legte sie ihre Hand auf ihren noch flachen Bauch und hatte dabei das Gefühl, als wäre ein Teil von ihrer Mutter jetzt auch in diesem Baby, das in ihr wuchs. Dann ließ sie den Motor ihres alten Pick-ups an und machte sich auf den Weg nach New South Wales.

Kapitel 3

Es hatte zu nieseln begonnen. Kate saß am Lenkrad des Pick-ups, die Scheibenwischer fuhren mit einem ächzenden Geräusch über die Windschutzscheibe. Nell ahmte mit ihrem Kopf die stetige Bewegung nach. Kate begann vor sich hin zu schimpfen, als die Ampel vor ihnen auf Rot sprang. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie einen fürchterlichen Kater hatte und weil sie wieder einmal in aller Öffentlichkeit irgendeinen Kerl abgeschleppt hatte. Und natürlich hatte ihre Mitbewohnerin Tabby wie immer Recht: Sie würde zu spät zur Arbeit kommen. Viel zu spät.

»Sch-Scheiße, Scheiße«, ahmte Nell sie nach. Kate warf ihrer Tochter einen strengen Blick zu.

Vor der Kindertagesstätte, die sich in einer von Bäumen gesäumten Straße in der Innenstadt befand, setzte Kate Nell auf ihre Hüfte. Dann hängte sie sich eine staubige Windeltasche über die Schulter. Sie griff nach oben, um das hohe, kindersichere Tor zu öffnen. Sie musste eine ganze Weile an dem widerspenstigen Plastikriegel herumfummeln, bis sich das Tor schließlich mit einem lauten Quietschen öffnete. Verdammt, sie würde wohl nie kapieren, wie dieses Ding funktionierte. Bevor sie hineinging, hauchte Kate ein paar Mal in ihre Handfläche und atmete dann tief durch ihre Nase ein. War der Alkohol von gestern noch zu riechen? Auf der Fahrt hierher hatte sie immer wieder den Wäschespinnenmann vor Augen gehabt, vor allem sein verblüfftes Gesicht, als sie ihm den Laufpass gegeben hatte. Jetzt stieß sie sauer auf. Fiona, die Erzieherin, würde ihr den Kater bestimmt sofort ansehen.

Das Geschrei der Kinder wurde lauter, als Kate das Gebäude betrat. Sie musste sich unter den bunten Fischen ducken, die an Nylonfäden von der Decke hingen.

»Ich sehe, dass Ihnen unsere Fischdekoration gefällt«, sagte eine strahlende Fiona mit singender Stimme. »Ach sieh an. Sie haben Nellies Haare mit Gel frisiert. Sieht wirklich hübsch aus«, sagte sie und nahm dabei Kate die Tasche mit den Windeln von der Schulter.

»Äh. Nein. Ich glaube, das ist Orangensaft und Vegemite-Toast«, sagte Kate.

»Ist Mami nicht schlau?«, fragte Fiona, als Kate einen Klumpen gekautes Brot aus Nells lockigem, beinahe weißem Haar zupfte. »Wann wollen Sie Nellie heute Abend abholen?«

Eine freundliche Frage. Kate wusste jedoch ganz genau, was Fiona wirklich damit sagen wollte. Kommen Sie bitte nicht wieder zu spät.

»Zur selben Zeit wie sonst auch immer«, sagte Kate.

Als Fiona Nell auf den Arm nehmen wollte, schob diese ihre rosa Unterlippe vor und wandte den Kopf ab. Sie schlang die Arme um Kates Nacken, strampelte mit den Beinen und begann zu schreien.

»Neiiiiiin! Ich will nicht!«

»Komm schon, Nell. Deine Mami muss zur Arbeit.«

»Neiiin.«

»Erinnerst du dich an das, was Mami dir gesagt hat? Mami muss arbeiten, damit sie die Miete bezahlen kann. Und um dir Anziehsachen und Spielzeug zu kaufen. Und Essen … damit du es dann auf den Boden werfen kannst. Ich komme dich bald wieder holen. Versprochen. «

Kate löste Nells Arme von ihrem Nacken und übergab Fiona das schluchzende Kind. Himmel, warum war das alles nicht etwas leichter, fragte sich Kate.

»Schau mal dort drüben, Nell. Wir haben ein neues Vögelchen. Möchtest du vielleicht sehen, was für hübsche gelbe Federn es hat?«

Fiona zwinkerte Kate verschwörerisch zu und ging dann mit Nell davon. Kate versuchte Nells Schluchzen, das sich jetzt wie ein abgehacktes Keuchen anhörte zu ignorieren. Sie hatte einen Kloß im Hals. Sie wollte Nell in die Arme nehmen, sie küssen und ganz fest halten und niemals wieder loslassen. Am liebsten hätte sie sich auf den Boden geworfen, jetzt und hier, und in die Haare ihres kleinen Mädchens hineingeschluchzt.

Ich bin doch selbst noch ein Kind, wollte Kate schreien. Und ich brauche doch auch meine Mami! Wo ist meine Mami? Stattdessen drehte sie sich jedoch um und verließ mit raschen Schritten die Kindertagesstätte.

Als Kate dann draußen in ihrem Pick-up saß und versuchte, sich zu beruhigen, musste sie wieder an die stürmischen, bitteren Frühlingstage auf der ein wenig außerhalb von Orange gelegenen Farm ihrer Tante Maureen denken. Sie war damals gerade zwanzig geworden, und ihr Bauch hatte ihr den Weg gewiesen, wo auch immer sie hingegangen war. Sie hatte das Gefühl gehabt, als würde die runde Kugel, die sie da vor sich hertrug, irgendjemand anderem gehören. Sie war im siebten Monat schwanger gewesen. Seit fünf Monaten studierte sie an der landwirtschaftlichen Hochschule. Sie hatte ihre Mutter an jedem einzelnen Tag schmerzlich vermisst.

Sie verbrachte den größten Teil ihrer Zeit am Küchentisch ihrer Tante Maureen, ihre Seminarunterlagen vor sich ausgebreitet und mit der Hand geistesabwesend ihren Bauch streichelnd, in dem ihr Baby heranwuchs. Aber wenn sie nicht gerade ihren Kopf über ihre Bücher gebeugt oder ihren schwangeren Leib hinter einem der großen Tische in der Universitätsbibliothek versteckt hatte, war Kate draußen auf der Weide gewesen, wo sie verzweifelt versucht hatte, sich die Koppeln ihres Zuhauses vorzustellen. Sie hatte, nur um aus dem Haus zu kommen, ihrer Tante Maureen und ihrem Onkel Tony angeboten, jeden Morgen und jeden Abend nach den Mutterschafen und Lämmern zu sehen.

Während sie ihren ungewohnt schweren Körper mühsam durch die Drähte des Zaunes gezwängt hatte, hatte Kate festgestellt, dass sich der Schwerpunkt mit jedem Tag ein wenig mehr verlagerte. Trotz ihrer kräftigen Beine, hatte sie, wenn sie die Hügel hinaufgestiegen war, feststellen müssen, dass sie das jeden Tag etwas mehr Kraft gekostet hatte. Sie hatte gespürt, wie ihr der Atem in der Brust stockte. Sie war sich dabei nicht sicher gewesen, ob es an dem wachsenden Baby oder an der Panik lag, die es ihr so schwermachten, Luft in ihre Lunge zu bekommen.

Eines sehr düsteren Tages, als die Wolken die schnurgeraden Reihen von Weinstöcken am Hang zu berühren schienen, hatte sich Kate auf die kalte Weide gesetzt und ihren Kopf in die Hände gestützt. Schwanger. Mit zwanzig. In diesem merkwürdigen Land. Voller Sehnsucht nach zu Hause. Nach ihrer Mutter. Ihrem alten Leben. Ihrer Insel. Nein, so war das alles nicht vorgesehen gewesen.

Hier auf den Tablelands von New South Wales vermisste sie den Blick auf die unruhigen Wasser der Bass Strait. Da war kein Seewind, der ihr die salzige Frische von zu Hause gebracht hätte. Nur wogende, nackte Hügel und schmutzige waldige Flecken, die im Sommer in der Hitze dösten und im Winter im Nebel schmollten. Sie verglich diese Landschaft ständig mit dem wilden Gestrüpp, das sich an die windgepeitschten Hügel der Farm ihres Vaters an der Ostküste Tasmaniens klammerte.

Von dort, wo Kate gesessen hatte, hatte sie in der Ferne am gegenüberliegenden Hang einen grauen Fleck gesehen, der ein Baumstumpf oder ein Felsbrocken hätte sein können. Sie hatte jedoch instinktiv gewusst, dass dies eines der Mutterschafe ihres Onkels war und dass das alte Mädchen mit seinem runden Bauch auf der Seite lag, während seine Hufe in die Luft ragten. Es versuchte angestrengt, das Lamm aus seinen weichen, rosa Hautfalten herauszupressen. Kate hatte allein schon bei diesem Gedanken würgen müssen. Als sie aufgestanden und zu dem Schaf hinübergelaufen war, hatte die morgendliche Übelkeit, an der sie litt, sie wie eine Welle überspült. Die morgendliche Übelkeit, von der der Doktor gesagt hatte, dass sie nach der dreizehnten Woche verschwinden würde. Eine Übelkeit, die sie zusammen mit dem Sodbrennen, den Ausschlägen, den Gelenkschmerzen und dem heftigen Juckreiz auf ihrer Haut ohne Klagen ertragen hatte. Aber auch jetzt noch musste sie beim Anblick der Schäferhunde, die zwischen den hohen Grasbüscheln ihren Kot absetzten, würgen … Selbst wenn sie nur an deren schleimige Exkremente dachte, wurde ihr schlecht.

Nachdem sie sich unbeholfen hinter dem Mutterschaf niedergekniet hatte, hatte sie ihre Hand in seinen Leib geschoben und gehofft, kleine Hufe zu ertasten. Keinen Kopf und auch keinen Schwanz. Als sie dann endlich die winzigen, knochigen schwarzen Hufe zu fassen bekommen hatte, hatte sie dem Mutterschaf ein paar beruhigende Worte zugemurmelt und dann mit einem Ruck kräftig angezogen. Das Schaf hatte ein ersticktes Blöken ausgestoßen, als der Schmerz durch seinen Körper fuhr, und kurz mit den Beinen gezuckt. Kate hatte weitergezogen, und schon bald waren der Kopf und die Schultern des Lammes zu sehen gewesen, nass und noch von der Fruchtblase umgeben. Das Lamm war so groß, dass es die Hüften und die Vagina des Mutterschafs auseinanderzureißen schien.

Großer Gott, genau so wird es mir auch bald ergehen, hatte Kate gedacht, als sie noch einmal kräftig angezogen hatte. Sie hatte gehört, wie das Schaf ächzte, und gesehen, wie der Schock seine gelben Augen glasig werden ließ. Das Lamm war herausgerutscht. Es war tot. Sein in die Länge gezogener Kopf hatte in der durchsichtigen Fruchtblase seltsam grotesk gewirkt. Die Zunge, die ihm aus dem Maul hing, war blau angelaufen gewesen. Sein Körper, noch immer nass und warm, war mit gelbem Schleim und Blut bedeckt gewesen. Dampf war von dem toten Tier in die klare Morgenluft aufgestiegen und hatte sich mit dem Gestank faulen Fleisches vermischt. Das Lamm war offensichtlich schon vor mehreren Tagen im Mutterleib gestorben.

Kate hatte sich ihre glitschigen Hände an den Flanken des Mutterschafs abgewischt und dabei an das Baby gedacht, das in ihrem Bauch munter vor sich hin strampelte. Sie hatte das Schaf über dessen knochigen Hüften bei der Wolle gepackt und seine Hinterbeine hochgezogen.

»Komm schon, Mädchen. Versuch aufzustehen.«

Dann hatte Kate zugesehen, wie das Mutterschaf davongewankt war, die dunkelrote Plazenta hinter sich her schleifend, den Kopf gesenkt und mit vor Schmerz zitternden Beinen. Sein totes Junges hatte es aufgrund des Schocks wohl schon vergessen.

Kate hatte das tote Lamm bei den Hinterbeinen genommen, um es zur Farm zu bringen, wo sie es in die Verbrennungsanlage werfen würde. Beim Gehen war der Kopf des Kadavers ständig auf den Boden aufgeschlagen. Es war ein ziemlich großer Widder gewesen.

Kate hatte an ihre Mutter gedacht. Und sie hatte wieder an den Tod gedacht. Daran, dass der Tod sich jahrelang Zeit gelassen hatte, um sich Laney endgültig zu holen. Der Krebs hatte ihre Mutter langsam immer dünner und ihre Haut immer bleicher werden lassen. Eine Haut, die mit der Zeit so trocken und spröde geworden war, dass sie wie Reispapier geknistert hatte, wenn Kate ihre Mutter vorsichtig in ihrem Bett umgedreht hatte, um ihr den Rücken zu waschen oder um die Laken zu wechseln. Als es dann auf das Ende zugegangen war, waren Laneys Augen der einzige Ort gewesen, wo Kate noch Licht und Leben gesehen hatte. Nur dort hatte sie noch die Mutter gefunden, die sie einst gekannt hatte.

Nach einer Weile schnitten die Fesselgelenke des schweren Lammes in Kates Hände ein. Sie konnte das tote Tier jedoch nicht einfach in den Busch werfen, so wie sie es zu Hause getan hätte. Hier gab es keine Tasmanischen Teufel, die das Aas mit Haut und Haaren gefressen hätten, so dass von dem Lamm schließlich nur noch ein paar Zähne oder ein kleiner Elfenbeinhuf übrig geblieben wäre. Sie sah das gefleckte kleine Lamm an und fragte sich dabei, warum es ihr nicht leidtat. Sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie dort draußen auf der Koppel ihr eigenes Kind tot zur Welt bringen würde. Was würde sie dabei empfinden, wenn sie es verlor?

Auch Kates Schulter tat ihr jetzt vom Tragen weh. Sie atmete heftig. Atmete für zwei. Sie dachte daran, wie ihre Mutter verzweifelt um Luft gerungen hatte, als sie das letzte Mal die Treppe zum Dachboden in Bronty hinaufgestiegen war. Sie hatte diesen Raum unbedingt noch ein letztes Mal sehen wollen. Hatte ihn spüren wollen. Kate machte sich jetzt Sorgen darüber, was die neue Frau ihres Vaters damit anstellen würde. War Annabelle schon dort oben gewesen? Hatte sie schon die alte Zugtreppe an dem abgegriffenen Seil herabgezogen? Hatte der Dachboden Annabelle seine Geheimnisse zugeflüstert? Geheimnisse, die er seit vier Generationen von Bronty-Frauen bewahrte? Diese Frau aus Sydney würde es doch hoffentlich nicht wagen, die Schätze, die dort aufbewahrt wurden, auch nur zu berühren? Oder etwa doch?

Sie stellte sich Annabelle mit ihren gebleichten Zähnen, den lackierten Nägeln und den blondierten Haaren vor. Kate wünschte sich, dass sie eine Leiter genommen und mit ihrem Taschenmesser das Zugseil kurz unter der Decke abgeschnitten hätte, damit die Dachbodentür für immer geschlossen und außerhalb von Annabelles Reichweite blieb. Dann hätte die neue Frau ihres Vaters den Raum unter dem Dach vielleicht irgendwann vergessen, so dass er wie eine Insel vom restlichen Teil des Hauses abgeschnitten blieb. Wenn sie das nächste Mal mit Will telefonierte, würde sie ihn fragen, ob er vielleicht schon einmal daran gedacht hatte, ebendas zu tun.

Wieder auf Maureens und Tonys Hof, warf Kate das Lamm in die flüsternde Asche, die auf dem Boden des Verbrennungsofens im Frühlingswind herumwirbelte. Sie würde den Kadaver später verbrennen. Während sie sich auf den Weg in die warme Küche ihrer Tante machte, zupfte sie sich die Reste der angetrockneten Nachgeburt von ihren roten Händen, bevor sie sie unter den heißen Wasserstrahl hielt.

Am Tisch versuchte sie dann, ein Schälchen Müsli mit warmer Milch hinunterzuwürgen. Sie hatte noch eine Stunde Zeit, bis sie zur Uni musste, wo sie unförmig und schwerfällig in den düsteren Vorlesungssaal watscheln würde. Wenn sie dann in der ersten Reihe saß, da sie nicht die geringste Lust verspürte, sich mit ihrem dicken Bauch die Treppe hinaufzuschleppen, würde sie die Blicke der anderen Studenten im Rücken spüren. Und dann würde sie vor Scham fast wieder sterben.

Sie hatte ihre Wrangler-Jeans getragen, so lange das möglich gewesen war. So lange, bis ihr Ledergürtel keine Löcher mehr hatte. Der Stoff ihres RM-Williams-T-Shirts hatte sich auf der Vorderseite so sehr ausgedehnt, dass die Hörner des Langhorn-Logos noch länger wurden. Als sie schließlich doch kapitulieren musste und sich Umstandskleidung gekauft hatte, trug sie trotzdem weiterhin ihre kanadischen Cowboystiefel. Auch wenn es ihr nur mit Mühe gelang, ihre geschwollenen Füße hineinzuzwängen.

Ein schwangeres Mädchen in Cowboystiefeln. Sie hatte sich vor den Spiegel gestellt und über sich selbst gelacht. Sie erinnerte sich jetzt daran, wie sie in ihrer Umstandskleidung betrunken an der Bar gestanden und sich über sich selbst lustig gemacht hatte. Erinnerte sich, dass sie mit dem breiten Elastikeinsatz geprahlt hatte, der sich über ihren dicken Bauch gespannt hatte. Dass sie geprahlt hatte, da drin sei nur Bier und kein Baby.

Die Jungen hatten sie ungläubig angestarrt, während die Mädchen gelacht hatten. Dennoch hatte sie erkannt, wie schockiert sie waren. Schockiert darüber, dass sie Alkohol trank. Dass sie eine Dose Bier nach der anderen hinunterkippte, als wäre ihr alles völlig egal. Schockiert darüber, dass sie genauso alt wie sie und schon schwanger war. Schockiert darüber, dass sie glaubte, zu ihnen zu gehören.

Jetzt starrte Kate traurig die kirschroten, gelben und blauen Blumen an, die auf die Ziegelmauer der Kindertagesstätte gemalt waren. Sie seufzte. Sie wusste, dass sie genauso wenig zu der Welt dort drin gehörte. Sie ließ den Wagen an, trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und fuhr mit heulendem Motor die Straße entlang davon.

Kapitel 4

Kate saß an ihrem Schreibtisch und hielt sich an einer Tüte Pommes frites fest. Die Trennwände des Großraumbüros im Landwirtschaftsministerium trugen wenig dazu bei, ihren verkaterten Zustand zu verbergen. Dimity aus der Buchhaltung, die mit der Stupsnase und der runden Brille, hatte sie schon bald aufgespürt.

»Ich habe gehört, dass du gestern beim Landwirtschaftstag den Tasmanischen Teufel in dir ganz schön rausgelassen hast«, neckte sie sie.

Kate zuckte mit den Achseln und bot ihr von ihren Pommes an. Als Dimity ihren aschblonden Kopf schüttelte, stopfte sich Kate selbst ein paar Pommes frites in den Mund. Sie hatte das Ganze schon fast zu Kartoffelbrei zerkaut, als plötzlich Buzz Thompson neben ihrem Schreibtisch stand. Sie sah ihn an.

»In mein Büro. Sofort.« Als Buzz davonging, fielen Kate sein Stiernacken und seine Blumenkohlohren auf, die seine Leidenschaft für Rugby dokumentierten.

In Buzz’ Büro warf sich Kate in einen Sessel und begann sich dann hin und her zu drehen, so als wolle sie seinem unverwandten Blick ausweichen.

»Was war gestern los?«

»Was meinst du?«, fragte Kate.

»Du weißt ganz genau, was ich meine.«

»Ach! Der Wettbewerb im Schafezählen. Ja. Den habe ich gewonnen. Tolle Reklame für das Ministerium, findest du nicht auch? Habe den Farmern gezeigt, dass ein paar von uns Beamten auch in der Praxis was draufhaben.«

»Das meine ich nicht.«

In Kates Erinnerung blitzte ein Bild auf. Sie sah sich wieder auf dem Parkplatz der Landwirtschaftausstellung, mit dem Rücken an einen mit Schlamm bespritzten Hilux-Pick-up gepresst und viel zu betrunken, um sich wegen der Passanten Gedanken zu machen, während der Viehhändler ihre Brüste unter dem Shirt des Landwirtschaftsministeriums betatschte. Sie erinnerte sich an den Geschmack von Bier und den scharfen Geruch abgestandenen männlichen Schweißes.

Kate senkte den Blick und starrte auf ihren Schoß.

»Du hast bereits zwei Abmahnungen«, sagte Buzz, und Kate konnte nichts anderes tun, als zu nicken.

»Wir haben dich eingestellt, weil du intelligent bist. Sehr intelligent. Aber irgendwie kommst du hier nicht klar. Ich glaube, du weißt, dass deine Dreimonatsbeurteilung ansteht?«

Kate ahnte, was jetzt kommen würde. Sie starrte Buzz’ gerötetes Gesicht und sein zerzaustes sandblondes Haar an.

»Ich kann dich hier nicht länger halten«, sagte er. Kate wollte etwas sagen, aber er hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Mir ist deine persönliche Situation durchaus bewusst. Deshalb habe ich ein paar Erkundigungen eingeholt und dann eine Versetzung nach Tasmanien empfohlen.«

Kate konnte nicht anders.

»Eine Versetzung nach Tasmanien!«, rief sie und begann dann laut zu lachen. »Das klingt mir eher nach einer Strafversetzung!«

»Ich meine es ernst, Kate. Du bist einfach nicht dafür geschaffen, jeden Tag im Büro zu sitzen. Und das weißt du auch. Außerdem musst du wegen deiner kleinen Tochter flexibel sein. In Tasmanien suchen sie ganz in der Nähe von dort, wo du herkommst, händeringend einen Agronomen und Landwirtschaftsberater. Die Gegend dort unten erhält gerade eine ordentliche Finanzspritze. Du hast inzwischen genügend Erfahrung, dass sie richtig scharf darauf sind, dich zu bekommen. Du kannst dir die Arbeitszeit dort selbst einteilen. Vielleicht kannst du dir sogar auf der Farm deiner Familie ein Büro einrichten.«

»Familie«, sagte Kate ungläubig. »Die einzige Familie, die ich habe, ist hier.« Sie hatte plötzlich das Bild ihres Vaters vor Augen, der aufrecht am Steuer seines Traktors saß, während er mit seiner Egge in den schwarzen, lehmigen Boden Furchen zog, die gerader und präziser waren als die Streifen eines Nadelstreifenanzugs. Ihren Vater, der in ihrem Gesicht forschte und versuchte, darin ihre Mutter zu finden. Dann schien es ihm stets wehzutun, wenn er tatsächlich Laneys Gesichtszüge dort entdeckte, weil sie, Kate, nie an ihre Mutter heranreichen würde. Sie hatte gesehen, wie er oft bei ihrem Lachen, das genauso wie das ihrer Mutter klang, aber viel lauter war, zusammengezuckt war. Selbst hier, während sie in Buzz’ Büro saß, spürte Kate den Schmerz, den der enttäuschte Blick ihres Vater bei ihr stets ausgelöst hatte. Allein schon bei dem Gedanken, mit Nell nach Tasmanien zurückkehren zu müssen, packte sie die schiere Panik. Sie konnte einfach nicht mehr dorthin zurück. Auch nicht, wenn ihr Bruder Will da war, um sie moralisch zu unterstützen.

In Tasmanien würde den Leuten sofort auffallen, dass sie dunkle, ihre Tochter aber hellblonde Haare hatte. Deshalb würden sie früher oder später auch darauf kommen, wer Nells Vater war. Sie würden das Mädchen ansehen und wissend nicken. Kate lief plötzlich der Schweiß den Rücken hinunter.

»Schau«, fuhr Buzz fort. »Ich tue dir damit doch nur einen Gefallen. Einen weiteren Gefallen. Entweder du bewirbst dich für diesen Posten, oder ich muss dir auf der Stelle kündigen. Ein gutes Zeugnis kannst du dann auch vergessen. Und dabei bin ich mir sicher, dass mir nicht einmal die Hälfe von dem, was du in den letzten paar Monaten angestellt hast, zu Ohren gekommen ist.«

Kate blinzelte. Ihr Blick wanderte von ihm weg. Das stimmte. Seit sie Maureens Farm verlassen hatte und in die Stadt gezogen war, war ihr Privatleben völlig außer Kontrolle geraten. Ihr war auch durchaus bewusst, dass dabei vor allem Nell die Leidtragende war. Kate war intelligent genug, um ihre Arbeit mühelos zu erledigen, sie war geschickt im Umgang mit den Kunden und inzwischen auch erfahren genug, um einen Antrag auf eine Agrarsubvention so zu formulieren, dass er unter allen anderen herausragte. Was Nell betraf, so konnte sie jedoch nicht so einfach improvisieren. Kate wusste, dass sie, wenn sie wirklich Mutter sein wollte und wenn sie für ihre kleine Tochter da sein wollte, nicht einfach nur so tun konnte, als ob. Wenn sie ihren Job verlor, riskierte sie, sich selbst zu verlieren, und dann verlor sie vielleicht sogar ihr Kind. Kate biss sich auf die Unterlippe. Buzz stand auf und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter.

»Dimity hat alle Informationen über den Job in Tasmanien. Ich erwarte von dir, dass du dich noch heute dafür bewirbst«, sagte er streng, aber mit freundlichem Blick. »Eine Abschiedsparty wird es übrigens auch nicht geben.«

Als Kate an ihren Schreibtisch zurückkehrte, war sie zunächst schockiert. Dem folgte jedoch schon bald ein Gefühl der Begeisterung. Sie war jetzt frei. Nichts hinderte sie daran, Nell einfach einzupacken und sich auf den Weg zu machen. Quer durch Australien. Oben im Norden irgendwie Geld verdienen. Mit Obstpflücken. Burgerbraten. Als Mädchen für alles bei der Schafschur. Einfach so lange weiterfahren, bis sie sich endlich selbst wiedergefunden hatten. Dann jedoch meldete sich die Stimme der Vernunft zu Wort. Durch Australien zu ziehen war nichts für Nell, schon gar nicht jetzt, da sie bald in die Schule kommen würde.

Kate saß an ihrem Schreibtisch und überlegte. Sie dachte an ihre sommersprossige Freundin Janie, die mit ihren rundlichen kleinen Zwillingen und ihrem Ehemann Dave, einem Berg von einem Mann, in Tasmanien lebte.

Janie schickte ihr und Nell eifrig Geburtstagsgeschenke. Sie mailte ihr regelmäßig Fotos der Zwillinge und berichtete Neuigkeiten über jeden Meilenstein in ihrer Entwicklung – wann sie zum ersten Mal gelächelt hatten, sich zum ersten Mal umgedreht, zum ersten Mal feste Nahrung zu sich genommen hatten. Sie unterschrieb ihre E-Mails stets mit »Ich vermisse dich« und fügte dann zig Umarmungen und Küsse hinzu. Kate hatte ihr immer geantwortet. Ihre Mails waren jedoch nie besonders ausführlich gewesen, und was ihr Leben mit Nell anging, so waren sie auch niemals ehrlich gewesen.

Janie schien in ihrer Mutterschaft voll und ganz aufzugehen. Wenn sie sich jetzt mit ihrer Freundin verglich, kam sich Kate wie eine Versagerin vor. Aber wenn sie nach Tasmanien zurückging, konnte Janie ihr vielleicht dabei helfen, eine richtige Mutter zu werden, eine Mutter, wie Nell sie brauchte.

Sie rief ihre E-Mails auf. Sie würde Janie schreiben und sie fragen, was sie tun sollte. Als sie dann jedoch zu tippen begann, wurde sie von Emotionen überwältigt. Die Sätze auf dem Bildschirm kamen ihr wirr und völlig unverständlich vor. Sie schrieb, wie verloren sie sich fühlte. Dass sie eine schlechte Mutter sei, und eine unzuverlässige Freundin dazu. Dass sie, wenn es um Männer ging, sich nicht mehr unter Kontrolle hatte und dass sie bei ihnen etwas zu finden hoffte, ohne zu wissen, wonach sie überhaupt suchte. Als sie dann eine Seite geschrieben hatte und ihre melodramatischen Worte noch einmal durchlas, fand sie das Ganze ziemlich peinlich und löschte deshalb die gesamte Seite. Nein, Janie brauchte von alledem nichts zu erfahren.

Kate dachte an die Zeit zurück, als sie und Janie Freundinnen geworden waren. Janie hatte gerade die Schule geschmissen und begonnen, in der Tankstelle und kleinen Werkstatt ihrer Eltern zu arbeiten. Sie war es gewesen, die den Laden aufgesperrt hatte, wenn ihre Mutter wieder einmal zu betrunken oder zu high gewesen war, um aus dem Bett zu kommen. Sie hatte sich dann nichts sehnlicher gewünscht, als dass ihr Dad, der als Fernfahrer gearbeitet hatte, von seiner Tour zurückkommen, und ihr bei der Buchhaltung helfen würde. Sie hatte seine Rückkehr jedoch gleichzeitig auch immer gefürchtet, weil er dann in seiner Wut vielleicht wieder einmal mit den Fäusten auf ihre Mutter losgehen würde.

Janie hatte immer hinter dem chaotischen Ladentisch, auf dem sich Schokoriegel, Ölfilter, Zündkerzen, Keilriemen und Chips, deren Mindesthaltbarkeitsdatum schon längst abgelaufen war, stapelten, gesessen. Neben ihren Füßen hatte ein Heizlüfter gestanden, sie hatte so gut wie immer einen Bonbon im Mund, während sie im neuesten Who-Magazin die traumhaften Brautkleider der Hollywood-Stars studiert hatte.

Kate, die damals gerade den Führerschein machte, war mit ihrem Dad immer genau vor die Zapfsäule gefahren, wobei die Räder ihres Pick-ups eine Glocke im Laden laut klingeln ließen. Während ihr Dad den Tank des Pick-ups mit Diesel gefüllt hatte, war Kate immer in den Laden gegangen und hatte eine Rolle Gerstenzucker für ihre Mutter gekauft. Glukose, damit ihr Körper noch ein klein bisschen länger durchhielt.

»Wie geht’s deiner Mum?«, pflegte Janie zu fragen.

»Nicht besonders«, hatte Kate dann stets geantwortet. »Und deiner? «

»Sie ist zu nichts zu gebrauchen«, hatte Janies Antwort dann stets gelautet.

»Ich wünschte, meine würde bald wieder gesund.«

»Ich wünschte, meine würde bald sterben.«

Dann hatten sie immer zusammen gelacht und dabei gespürt, wie zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft zu wachsen begann. Sie mussten beide ein Leben wie Erwachsene führen, waren deshalb beide schon bald von ihren Altersgenossen, die sich wegen Pickel, Schamhaaren und Hausaufgaben Sorgen machten, isoliert gewesen. Janie und Kate, sie beide waren in tragische Umstände verstrickt gewesen, die sie älter machten, als sie es den Jahren nach waren. Das war das Fundament gewesen, auf dem ihre Freundschaft gewachsen war; zwei Mädchen, die einander vertrauten. Die sich gegenseitig beflügelten. Zwei Mädchen, die sonst nichts miteinander zu tun gehabt hätten.

Kate liebte Janies Direktheit und den bitteren Humor, mit dem sie sich über ihre Familie lustig machte, sie sah und schätzte jedoch auch Janies Freundlichkeit. Janie wiederum liebte es, dass Kate sie von Zeit zu Zeit aus ihrer trostlosen, benzingeschwängerten Welt holte und mit ihr durch die wogende Hügellandschaft von Bronty ritt. Sie waren zwischen Kängurubäumen, Oyster-Bay-Pinien und Eukalyptusbäumen, die sich an den steinigen Boden klammerten, hindurchgeritten, dann hinunter auf die Ebene und weiter zum Meer, wobei die Farbe des Bodens von einem kräftigen Rot zu einem sandigen Beige gewechselt hatte. Kate sah sie beide jetzt vor sich am Strand von Bronty, mit sechzehn, wie sie verbotenerweise lauwarmen Rum, den sie in ihren Rucksäcken versteckt hatten, tranken, während sie ohne Sattel auf den Rücken ihrer Pferde saßen. Sie sah Janies braune Beine, die sich vor dem kastanienroten Bauch ihres Pferdes abhoben, ihre langen blonden Locken, die vom salzigen Wasser dunkel waren, und ihr sommersprossiges Gesicht, das sie lachend nach oben gewandt hatte, der Sonne entgegen.

Kate starrte auf den leeren Bildschirm und begann zu tippen. Kurz und knapp, sagte sie sich. Aber lieb und freundlich. Genau so, wie Janie war.

»Hallo Janie. Hier in der Arbeit haben sie mir gerade einen Tritt in den Arsch versetzt. Sollen Nell und ich nach Hause kommen? Was meinst du?« Dann schickte sie die E-Mail ab.

Als Nächstes rief sie Will auf dem Handy an. Schweigen in der Leitung, dann der Klang des automatisierten Klingelns. Würde sie mit der Mailbox verbunden? Wenn sie Wills freundliche Stimme auf dem Band hörte, sah sie ihren großen, stämmigen Bruder mit seinen leuchtenden schwarzen Augen und dem wirren schwarzen Haar, das so sehr im Kontrast zu seinen roten Backen stand, immer ganz deutlich vor sich. Will hatte einen herben Charme, mit dem er jeden einwickelt, sogar die Tiere auf der Farm, die ihm immer mit den Augen folgten. Seine Hunde beteten ihn geradezu an, auch seine Pferde waren ihm treu ergeben, die Schafe vertrauten ihm, und das andere Vieh verhielt sich in seiner Gegenwart immer vollkommen ruhig und entspannt.

Was Will auch anpackte, es gelang ihm. Seine Schweißnähte waren absolut perfekt, seine Zaunstützen wie mit dem Lineal gezogen, seine Dünger- und Samenmischungen aufs Genaueste berechnet. Er hatte stets eine Unmenge Energie. Energie für die Farm. Für seinen Vater. Für Kate, wenn sie ihn um Mitternacht wieder einmal völlig betrunken anrief. Sogar für Annabelle, wenn jemand ihr gut zureden musste. Er schien sämtliche Unebenheiten und Furchen im Leben ihrer Familie einfach zu ignorieren, indem er völlig in seiner Arbeit für die Farm aufging. Er und Kate sprachen selten von ihrer Mutter.

Kate fragte sich jetzt, wie er die Neuigkeit, dass man sie versetzt hatte, aufnehmen würde. Als er schließlich ans Telefon ging, war er ziemlich außer Atem. Offensichtlich war er gerade mit irgendeiner körperlich schweren Arbeit beschäftigt.

»Du bist doch jetzt keine Bandansage, oder? Ich spreche doch mit dem echten Will?«

»Ja, ich bin’s. Live und in Lebensgröße«, sagte er. »Wie geht’s meiner Schwester und ihrem kleinen Stinker?«

»Gut. Mir geht es gut. Ihr geht es gut. Uns geht es gut.«

»Und …?«

Kate ließ ihren Blick durch das Büro schweifen. Dimity zog den Kopf ein und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Kate drehte ihren Stuhl so, dass sie ihr den Rücken zuwandte und senkte dann ihre Stimme.

»Buzz hat mich gerade gefeuert.« Als sie das sagte, spürte sie plötzlich Tränen in ihren Augen brennen.

»Ach, Kate.« Sie konnte aus Wills Stimme ganz deutlich die Enttäuschung heraushören. Aber sie hörte auch seine Liebe.

»Nun, er hat mich nicht direkt gefeuert – aber so gut wie. Er hat mich nach Tassie versetzt. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass ich dort ein eigenes Büro einrichten kann. Was soll ich machen?«

»Du weißt, was ich denke.«

»Aber ich kann nicht einfach nach Hause zurückkommen, Will.«

»Doch, das kannst du, Kate. Du kannst sehr wohl wieder nach Hause kommen.«

»Aber …«

»Es gibt kein Aber. Die Zeit ist reif dafür. Ich werde mich um euch beide kümmern. Versprochen. Dad wird es auch gut finden. Dafür werde ich schon sorgen.«

»Und Annabelle?«

»Die kannst du ruhig mir überlassen. Ich werde schon mit ihr fertig. «

»Aber …«

»Kate«, Will schnitt ihr entschlossen das Wort ab, »man bietet dir gerade einen guten Job auf einem Silbertablett an. Du wärst dumm, wenn du nicht zugreifen würdest.«

»Aber …«

»Kate. Mum hätte es sicher gern gesehen, dass ihr, du und Nell, hier auf Bronty lebt. Das weißt du ganz genau.«

Die Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »The Rouseabout« bei Viking, the Penguin Group (Australia), a division of Pearson Australia Group Pty Ltd.

1. Auflage

Copyright © der Originalausgabe 2007 by Rachael Treasure

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München. Satz: deutsch-türkischer fotosatz, Berlin e

eISBN 9783641081157

www.blanvalet.de

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