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<p><strong>Das Praxisbuch zur Rückbildungsgymnastik für Kursleiter*innen</strong></p><p>Hier finden Sie als Hebamme alles, was Sie für einen erfolgreichen Kurs benötigen. Über 200 praktisch bewährte Übungen werden Schritt für Schritt beschrieben und durch Farbfotos abgebildet. Bei jeder Übung wird genau erklärt, für welche Muskeln sie gedacht ist und welche Übungsziele erreicht werden sollen.<br></p><p>Zu jeder Übung finden Sie Informationen zum Schwierigkeitsgrad, Übungsziel und den trainierten Muskeln. Übersichtstabellen liefern konkrete Übungsvorschläge für jeden Kurstermin. Praxistipps, vierfarbige Fotos und ein übersichtliches, modernes Layout machen Freude, mit dem Buch zu arbeiten.</p>
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Linda Tacke
4. Auflage
469 Abbildungen
Ich bin sehr erfreut darüber, dass der 3. Auflage eine 4. Auflage folgen darf. Das Buch zielt darauf ab, die Hebammen in ihrer Arbeit in die Lage zu versetzen, ihr Wissen über den Beckenboden an die Wöchnerinnen und als Kursleiterin in den Rückbildungskursen weiterzugeben. Vor allem möchte ich mit den überarbeiteten Anleitungen und Hinweisen vieler erprobter Übungen das Verständnis unterstützen, wenn die verschiedenen Frauen ganz unterschiedliche „Schlüsselhinweise“ für ihre individuelle Wahrnehmung ihres Beckenbodens benötigen, um ihn anzusteuern und trainieren zu können. Neben einem Kapitel über die Rektusdiastase sind die Abbildungen der Anatomie des Beckenbodens, mit wichtigen interessanten Erkenntnissen neu entstanden. Besonders bedanken möchte ich mich für die jahrelange Zusammenarbeit und Unterstützung mit Tara Franke in ihrem Fortbildungsinstitut „Herztöne“. Sie lässt mich immer wieder an neuem Wissen und fachlichem Austausch über die verschiedensten Themen der Hebammenarbeit teilhaben. Dies hat so auch Eingang in dieses Buch gefunden. Danken möchte ich auch Frau Sarina Klyeisen und Frau Manuela Linder sowie Herrn Frank Aschoff vom Thieme-Verlag, die mich bei Überarbeitung und bei der harmonischen Integration von Neuem in dieses Buch hilfreich unterstützt haben.
Linda Tacke
Dieses Praxisbuch für die Wochenbett- und Rückbildungsgymnastik ist für Kursleiterinnen konzipiert, die die Frauen in der Rückbildungsphase und darüber hinaus begleiten. Die abwechslungsreichen Übungen fördern die Freude und Motivation der Frauen und regen sie an, sich nach einer Geburt in achtsamer und liebevoller Weise in ihren Körper einzufühlen und sich zu bewegen. Durch meinen ständigen Austausch mit den jungen Müttern, die ganz unterschiedliche Sichtweisen von Geburt und Rückbildungszeit und der Wahrnehmung ihres Körpers haben, ist diese Aufgabe ein ständiger Lernprozess, wir lernen miteinander und voneinander.
Marion Stüwe, Hebamme und Dipl.-Pädagogin, war jahrelang als Dozentin in der Fortbildungsarbeit für Hebammen in ihrem Institut „Herztöne“ tätig. Als Autorin verfasste sie mehrere Fachbücher und Artikel in Fachzeitschriften. Bis zu ihrem Tod arbeitete sie mit viel Freude, Kreativität und Engagement an verschiedenen Themen und gemeinsamen Projekten, zuletzt an der Herausgabe der „Übungskarten“ und an der Vorbereitung der 3. Auflage dieses Buches.
Mit dieser lebensbejahenden Arbeit wollte sie, trotz ihrer schweren Krankheit, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die Hebammen-Kolleginnen weiterzugeben.
Eine tiefe Freundschaft hat Marion Stüwe und mich über viele Jahre verbunden, beruflich und auch privat. In dieser gemeinsamen Arbeit, in langen intensiven Gesprächen und für uns beide gewinnbringenden Diskussionen entstanden immer neue Ideen für Übungen, Unterrichts- und Lerninhalte. Ihre Gedanken, Ihr Wirken und unsere daraus entstandenen neuen Inhalte möchte ich in diesem Buch vorstellen.
Danken möchte ich allen Hebammen in meinen Fortbildungen, deren eigene Erfahrungen und deren Wissen ebenfalls in dieses Buch eingeflossen sind. Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass wir uns selbst als Kursleiterinnen dabei so viel Gutes tun. Auch unser Beckenboden wird immer wieder angesprochen und somit mehr und mehr zur eigenen Stütze.
Ein besonderer Dank gilt unseren geduldigen und wundervollen Models Anne Abraham, Wiebke Stürenburg mit ihrem dritten Kind Mika und Lisa Wächter mit ihrem zweiten Kind Julie.
Danken möchte ich auch Frau Dr. Renate Reutter, Hippokrates Verlag, für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung bei der Herausgabe dieses Buches, sowie allen Menschen, die ihr Wissen über den weiblichen Beckenboden – dieses Wunderwerk an verborgener Muskulatur – weitergegeben haben und immer noch weitergeben.
Linda Tacke
Linda Tacke, geb. 1956
Linda Tacke
Staatlich anerkannte Pädagogin für Tanz, Ballett und Gymnastik
Von 1992 bis 2018 Mitarbeiterin im „Der Hebammenladen“, seit 2014 Kursleiterin im Krankenhaus St. Joseph Stift, Bremen und seit 2017 Kursleiterin in der „Bremer Hebammengemeinschaft“, Bremen
Beckenbodentrainerin, Aquatrainerin, Pekip-Gruppenleiterin, Fachübungsleiterin für Rehabilitationssport für Orthopädie und Neurologie
seit 2003 Dozentin bei „Herztöne“, Weiterbildungen für Hebammen und geburtshilfliche Teams im Institut Tara Franke.
Quelle: Kerstin Rolfes |
1 Zum Gebrauch dieses Buches
2 Aufbau und Funktion des Beckenbodens
3 Die Zeit nach der Geburt
Die Übungen sollten in den verschiedenen Lagen variieren und in der Wirkungsweise unterschiedlich sein.
Nach Wahrnehmungs- und Kräftigungsübungen sollten immer wieder dehnende sowie entspannende Bewegungen folgen, damit die Frau die Möglichkeit hat, in ihren Körper hinein zu spüren und neue Energie und Kraft für die nächste Übungsfolge zu schöpfen.
Die Anleitungen sind unterschiedlich formuliert, um die verschiedenen Wahrnehmungen der Frauen anzusprechen und einen individuellen Zugang zur Übung zu ermöglichen.
Alle Übungen sind nach Schwierigkeitsgraden eingeteilt. So kann in den einzelnen Kursstunden vom Leichten zum Schweren gearbeitet und die Übungen den Frauen individuell angepasst werden.
Trainingssteigerung während eines Kurses
* leicht (Grund- und Basisübungen)
** mittel (Steigerung und Abwandlung der Basisübungen)
*** schwer (Übungen mit erhöhtem Spannungs- und Kraftaufwand)
Während der Beckenbodenkontraktion sollte stets ausgeatmet und in der Ruhephase eingeatmet werden. Dabei richtet sich der Übungsrhythmus nach den individuellen Atemphasen der Übenden.
Nach Serien von Wiederholungen sind Entspannungs- und Dehnungsübungen ausgleichend und eine wichtige Erholungsphase für den Körper.
Die Beckenbodenmuskulatur besteht aus verschieden Muskeltypen ▶ [5]. Die langsam zuckenden Muskelfasern (slow-twich-fibres 70 %) arbeiten synergistisch mit den stabilisierenden Muskeln der Wirbelsäule und der Hüftgelenke zusammen und stützen ständig den Beckenausgang und seine Verschlussfunktionen. Der andere Muskelanteil, die schnell zuckenden Muskelfasern (fast-twich-fibres 30 %), kontrahieren besonders schnell bei plötzlichen intraabdominellen Druckerhöhungen und sichern so die Kontinenz.
Um beide Muskeltypen zu trainieren, sind Übungen mit schnellen kurzen Kontraktionen und Übungen mit langsamen andauernden Kontraktionen nötig.
Insbesondere für die Beckenbodenmuskulatur sollten entlastende Positionen und Ruhephasen folgen, da die Entspannungsfähigkeit für die Beckenbodenfunktionen, wie Elastizität und Reaktionsvermögen, besonders wichtig ist.
Die in diesem Buch vorgestellten Übungen sind von vielen Frauen erfolgreich umgesetzt worden. Die Anleitungen ergeben sich aus Erfahrungen der Körperwahrnehmung.
Dennoch kann die Wahrnehmung sehr unterschiedlich sein und jede Anwenderin sollte selbst entscheiden, ob sie die jeweilige Übung als angenehm und wohltuend empfindet.
Die Übungen in der Umkehrposition (Knieunterarmstütz, Schulterbrücke) sollten von Frauen, die zu Kopfschmerzen neigen oder unter Hypertonie leiden, nicht ausgeführt werden. Die Übung kann dann im Vierfüßlerstand oder in der Rückenlage ausgeführt werden.
Bei Rücken- und Senkungsbeschwerden kann ein Keilkissen die Lage der Beckenorgane verbessern.
Körperliche Anzeichen, wie Schmerzen oder unangenehme Empfindungen, sollten immer ernst genommen werden.
Die in diesem Buch verwendeten Begriffe und Formulierungen haben folgende Bedeutung:
Erklärung
In der Ausgangsposition ist die Wirbelsäule in der neutralen Position, dabei benötigt der Körper ein Minimum an Spannung in der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur, um ohne Belastung die Wirbelsäule in stabiler Lage zu halten.
Insbesondere schützt die neutrale Stellung des Beckens den unteren Rückenbereich vor einem muskulären Ungleichgewicht und stabilisiert eine gerade Haltung der Wirbelsäule in der natürlichen physiologischen Aufrichtung.
Wenn die Anleitung es nicht anders verlangt, sollte diese Position auch in der Anspannung erhalten bleiben. So kann die Wirbelsäule mit der natürlichen Lendenlordose die auftretenden Kräfte am besten verarbeiten.
Erklärung
Die Füße, die Unter- und Oberschenkel und die Hüften stehen übereinander, dabei ist das Becken weder aufgerichtet noch gekippt. Die natürliche Lendenlordose bleibt erhalten.
Erklärung
Tief über die Brust in den Bauch hinein atmen, dabei dehnt sich das Zwerchfell zu allen Seiten in den Bauchraum hinein.
Erklärung
Die Ausatmung mit dem stimmlosen „...fff...“ begleiten, dabei sind die Lippen leicht geöffnet.
Erklärung
Ausatmend schwingt das Zwerchfell zurück, dabei gibt es den Bauchorganen nach und der Tonus nimmt ab. Dabei verringert sich der Abstand zwischen dem Bauchnabel und dem Schambein (Symphyse) und der Unterbauch wird flacher. Der Nabel zieht sich sichtbar ein. Dies kann mit der flachen Hand erspürt werden.
Dann wird die Senkung der Rippen in Richtung der Darmbeinschaufeln verstärkt. Dies wird durch das leichte Straffen, Senken und Verschmälern des Oberbauches sichtbar. Dies kann mit den Fingerkuppen getastet werden.
Zuletzt wird innerhalb der verlängerten Ausatmung die Taille eingezogen und geschnürt, wie das Engerstellen eines Gürtels.
Gleichzeitig wird die Spannung der drei Beckenbodenschichten aufgebaut:
Das Verschließen der Körperöffnungen.
Das Zueinanderziehen der Sitzbeinhöcker.
Das Zueinanderziehen von Steißbein zum Schambein und nach innen oben zur Körpermitte.
Erklärung
Die Bauch- und Beckenbodenmuskulatur wird leicht angespannt.
Erklärung
Durch das Einsaugen und Schnüren von After, Scheide und Harnröhre wird die äußere Schicht des Beckenbodens, die Spannung zwischen Schambein und Steißbein und dem Damm wahrgenommen und aktiviert.
Erklärung
Bei der bildlichen Vorstellung des Zueinanderziehens der Sitzbeinhöcker ist die Bewegung ein Hauch wahrnehmbar.
Erklärung
Aufrichtung und aktive Verringerung der Distanz zwischen Schambein und Nabel durch das Bewegen des Beckens.
Dadurch liegt die Lendenwirbelsäule in der Rückenlage auf der Unterlage, in der Bauchlage entsteht unter dem Bauch ein kleiner Hohlraum.
Erklärung
Das Beugen der Füße im Sprunggelenk, dem Fußrücken zu, dabei sind auch die Zehen in Richtung Körper gezogen.
Erklärung
Die Bewegungen sind kurz und klein. Das Tempo ist ähnlich wie der normale Herzrhythmus oder im Rhythmus der Begleitmusik.
Erklärung
Dies bezeichnet den Abstand zwischen den Darmbeinstacheln. Im Stand wird die hüftbreite Aufrichtung von den Ohrläppchen, über die Mamillen, die Darmbeinstacheln und die Kniescheiben bis hin zu den „Zeigezehen“ beurteilt.
Erklärung
Das Gewicht des Körpers ist auf dem Vorfuß und der Ferse gleichmäßig verteilt.
Das Fußgewölbe ist gehoben.
Dabei sind die Grundgelenke der Zehen und die Außenkante des Fußes auf dem Boden und die Zehen werden gestreckt.
Erklärung
Aufrichtung des Körpers von den Füßen aus mit aktiviertem Fußgewölbe.
Dabei stehen die Sprunggelenke, Knie und die Hüftgelenke übereinander.
Dazu wird die Halswirbelsäule durch das leichte Zurückziehen des Kinns in Richtung Brust gestreckt. Die Schultern sind locker, dabei sind die Schulterblattspitzen nach unten gezogen.
Alle Anleitungstexte im Übungsteil sind direkt an die Frauen gerichtet und können wörtlich übernommen werden.
Mit Wochenbett ist die direkte Zeit nach der Geburt gemeint, die in fast allen Kulturen rund um die Welt mit ca. 6–8 Wochen angegeben wird. Es ist eine Zeit, in der die junge Mutter eine besondere Fürsorge erhalten sollte, damit sie sich in erster Linie um sich und das Baby kümmern kann, und in der sie mehr oder weniger zurückgezogen neue Erfahrungen machen kann mit ihrem veränderten Körper, dem Stillen, den erneuten hormonellen Umstellungsprozessen, ihrer Offenheit und Verletzlichkeit, ihren Gefühlen als Mutter und als Frau.
Das Wochenbett dient der Erholung von den Anstrengungen und ist die wichtige Zeit zur Verarbeitung der Geburt, dem einschneidendsten Erlebnis im Leben einer Frau. Es ist die Zeit der Neuorientierung der ganzen Familie in einem neuen Lebensabschnitt.
Nach der Geburt ist bei der jungen Mutter alles im Fluss: der Wochenfluss, die Milch, Schweiß und Tränen sowie eine Vielzahl neuer Gedanken und Emotionen. Diese Zeit kann die ganze Gefühlspalette zwischen Euphorie und Traurigkeit, Angst und Einsamkeitsgefühlen und Alpträumen umfassen. Kaum eine Zeit setzt so viele gegensätzliche und tief bewegende Gefühle frei: die Liebe und Freude beim Anblick des Kindes, der Stolz, es geboren zu haben, gleichzeitig die Unsicherheit, alles richtig zu machen, die Signale des Babys zu verstehen und sich in die neue Rolle als Frau, Partnerin und Geliebte einzugewöhnen. Oft sind es Gefühle, bei der Geburt versagt zu haben, die eventuelle Enttäuschung über das Verhalten des Partners oder die Enttäuschung über eine operativ beendete Geburt.
Dazu kommt die körperliche Erschöpfung nach der Geburt, mit dem Bedürfnis, für diese Leistung anerkannt und respektiert zu werden, sowie der Wunsch, für eine gewisse Zeit versorgt und bemuttert zu werden.
Auch für den Vater ist diese Zeit des Umbruchs und des „Elternwerdens“, mit dem Bedürfnis nach Anerkennung, emotional sehr bewegend und anstrengend. Die ganze Familie braucht für diese besondere neue Lebenssituation eine gute und kompetente Begleitung, denn diese neue Lebenssituation ist eine große Herausforderung für die frischgebackenen Eltern.
Die Hebamme kann diesen natürlichen Prozess des Elternwerdens, das bindungsfördernde Verhalten und den sicheren Umgang der Mutter und des Vaters gegenüber ihrem Neugeborenen unterstützen und so zum Wohle und zu einem guten Start der jungen Familie in ihr neues verändertes Leben beitragen.
Viele junge Mütter und ihre Familien erkennen die Bedeutung der Wochenbettkultur, auch viele Väter nehmen bereits einen Teil ihrer möglichen Elternzeit oder Urlaub, doch andere Familien sind von veränderten Familienstrukturen und beruflichen Zwängen betroffen oder lassen sich nur ungern helfen. Dies wird oft in den Rückbildungsgymnastikkursen deutlich. Viele junge Mütter sind überfordert oder aus dem Gleichgewicht, weil sie sich diese wertvolle, unwiederbringliche Zeit nicht gönnen oder gönnen konnten.
Nach der Geburt ist die Rumpfmuskulatur noch instabil, die Bänder sind gedehnt und die Lage der Beckenorgane ist noch verändert, die Beckenbodenmuskulatur ist gedehnt und evtl. verletzt. Dies alles erfordert eine längere Schonzeit.
Der Beckenboden hat schon während der Schwangerschaft eine Höchstleistung vollbracht, auch nach einem Kaiserschnitt. Viele Frauen unterschätzen dies und beginnen oft sehr früh wieder mit ihrem „alten“ Sport, neben den vielen neuen Herausforderungen und Belastungen im Alltag. Hinterher ist bei den betroffenen Frauen die Ernüchterung groß, wenn dieses Verhalten sich ungünstig auf die Rückbildungsvorgänge auswirkt und ihrem seelischen Wohlbefinden und ihrem Körper, insbesondere ihrem Beckenboden, nachhaltig geschadet hat.
Verhaltenstipps für die Zeit nach der Geburt
Möglichst viel Liegen, damit wenig Druck auf den Beckenboden ausgeübt wird, wenig sitzen und im Liegen stillen. Die Bauchlage unterstützt die Uterusrückbildung.
Vollwertige Mischkost und reichlich trinken.
Bauchschonend über die Seite aufstehen.
Beim Aufstehen sich an den vorderen Teil der Sitzfläche schieben und mit aktivierter Beckenbodenspannung in Schrittstellung aufstehen, oder sich mit einer Hand seitlich von der Sitzfläche wegschieben und nach oben drücken.
Korrektes Toilettenverhalten: bei der Miktion gerade aufgerichtet bleiben, bei der Defäkation leicht hinter die Sitzbeinhöcker setzen und die Lendenwirbelsäule leicht runden.
Nicht pressen! Bei festem Stuhl die offene Hand von außen an das Gesäß legen und mit den Fingerkuppen den Gesäßmuskel in Richtung Anus und Damm drücken.
Rückenschonendes Heben und Tragen (5 kg-Grenze bei leblosen Gegenständen beachten!)
Atmungsschulung, Wahrnehmungs- und Entspannungsübungen für den Beckenboden durchführen.
Keine Bauchmuskelübungen im Wochenbett!
Im Wochenbett sind Übungen günstig zur:
Regeneration und Entspannung
Thromboseprophylaxe
Atemschulung für die Durchblutung und Stabilisation
Bauchmuskel- und Beckenbodenwahrnehmung.
Im Wochenbett ist der Beckenboden – aufgrund der Dehnungsleistung während der Geburt sowie der hormonellen Situation der Frau – extrem weich. Hinzu kommen mögliche Verletzungen an Scheide, Damm, Labien und in seltenen Fällen auch dem Anus.
Die Heilung dieser Schnitt- und/oder Rissverletzungen, kleiner Einblutungen, Hämatome und Muskelfaserrisse können durch Atem- und Wahrnehmungsübungen sowie Entspannungsübungen für den Beckenboden unterstützt werden. Dies bewirkt eine gute Durchblutung, sodass das Gewebe leichter und ohne Probleme heilen kann.
Darüber hinaus darf der Beckenboden nicht isoliert betrachtet werden, er ist eingebettet in ein Muskelsystem mit gemeinsamen Funktionen und Spannungszusammenhängen. Die geraden Bauchmuskeln, die Beckenbodenmuskulatur, hier insbesondere der M. levator ani und die wirbelsäulenstabilisierende Muskulatur, befinden sich in einem Spannungsgefüge. So wirkt sich beispielsweise jede Druckveränderung im Bauchraum auf den Beckenboden aus.
Langes Stehen, Sitzen und Laufen sowie Husten, Lachen, Baucheinziehen, das Tragen zu enger Kleidung, Bewegungen, die zur Anspannung der Bauchmuskulatur führen, Heben und Tragen sowie das Anhalten der Luft schieben den Beckenboden nach unten. Mögliche Überlastungsbeschwerden werden zudem durch eine vorliegende Rektusdiastase begünstigt.
Jede Form von Muskelanspannung und jede Druckveränderung im Bauchinnenraum wird aufgenommen und weitergeleitet. Da dieses Muskelgefüge immer nur so belastbar ist, wie sein schwächstes Glied, kann es jetzt leicht zu Überlastungsbeschwerden kommen.
Eine schwache Bauchmuskulatur und eine Rektusdiastase verursacht Rückenbeschwerden und Schmerzen in der Steißbein- und Kreuzbeinregion.
Schwache Rückenmuskeln lassen den Bauch hervortreten und belasten insbesondere den vorderen Teil der Beckenbodenmuskulatur.
Ein schwacher Beckenboden belastet das Kreuzbein und führt nicht selten zu Ischialgien, ausgelöst durch die Verhärtung überanstrengter Muskeln.
Die geschwächte Rumpfmuskulatur verändert die Atmung und belastet die Beckenbodenmuskulatur, die Stellung des Beckens und damit die gesamte Statik.
Die Beckenbodenmuskulatur reagiert auf die dauernden Überlastungshaltungen und die Druckschwankungen mit einer reflektorischen Anspannung.
Körperlich belasten sollten sich die Wöchnerinnen erst dann wieder, wenn die Nahtheilung abgeschlossen ist und die Frauen beschwerdefrei sind.
Mit einer Wochenbettgymnastik, die über das Erspüren des Beckenbodens hinausgeht, sollte erst begonnen werden, wenn die Frau schmerzfrei ist, die Nahtheilung komplikationsfrei verläuft und die Frau problemlos sitzen kann.
Die physiologische Anpassung und Veränderung der ventralen Bauchwand bewirkt durch die zunehmende Dauer der Schwangerschaft ein Auseinanderweichen der vertikal verlaufenden langen Muskelbänder, indem die senkrecht verlaufende Bindegewebsnaht (Linea alba) aufweicht. Diese dünnt sich aus, sodass die linke und rechte Seite der geraden Bauchmuskeln (M. rectus adomimis) ausweicht, dadurch ihre Zugrichtung verlässt und so ein Spalt entsteht. Dieser Spalt kann vom Rippenbogen bis zum Schambein reichen, besonders aber um den Bauchnabel herum. Dieser kann von 2 bis zu mehren Fingern oder sogar handbreit sein.
Eine intakte Funktion der gesamten Rumpfwandmuskulatur zwischen Brustkorb und Becken ist sehr wichtig für die Stabilität des Rumpfes, insbesondere für die Aufrichtung der Wirbelsäule, für die Umschließung der inneren Organe und für den Beckenboden. Da alle Anteile immer als Einheit zusammenarbeiten, ist eine Schwächung durch eine bleibende Rektusdiastase sehr ungünstig.
Die Frauen fühlen sich kraftlos, instabil und geschwächt in ihrer Körpermitte oder auch traurig über die gefühlte Leere in ihrem Bauch. Sie wünschen sich ihre Körperspannung und vorherige Kraft zurück, besonders um den ganz neuen Herausforderungen im Alltag mit ihrem Neugeborenen gut gewachsen zu sein.
Die Schließung der Rektusdiastase beugt Muskel-Dysbalancen und dadurch Fehlbelastungen auf den Beckenboden und dessen Schwächung, sowie Kreuz- und Rückenschmerzen vor und wirkt so der Erhöhung von intraabdominalen Druckveränderungen beim Husten, Niesen oder körperlicher Kraftanstrengung entgegen.
Es eignen sich sanfte atemgeleitende Übungen, um das Zusammenspiel des Zwerchfells, der Rücken- und Bauchmuskulatur und des Beckenbodens zu spüren und zu verstehen, denn die Atmung ist sehr wichtig beim Training der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur. Dieses kann schon im frühen Wochenbett beginnen, denn diese Übungen können die Heilung von Geburtsverletzungen unterstützen. (siehe Übungen 12–24)
Die Überprüfung der Rektus-Abstände und Unterstützung der Schließung der Diastase kann durch einen Test erfolgen (nach Heller ▶ [25]).
Ausgangsposition für den Test: Rückenlage mit aufgestellten Beinen.
Während der Ausatmung und dadurch aktivierter Bauchmuskulatur, schiebt die Frau ihre Fersen in die Unterlage, drückt die Knie gegeneinander (BB-Schutz!) und hebt den Kopf leicht an; dabei bleiben die Schultern möglichst auf der Unterlage, es spannen sich die geraden Bauchmuskeln stark an!
Die Hebamme tastet mit den Fingern quer über und unter dem Nabel die Rektusdiastase.
Bei 1–2 Querfingern ist der Befund in Ordnung.
Dieser Test eignet sich auch für den Rückbildungskurs, wenn die Frauen dies an sich selbst ausführen. Denn das Lokalisieren und die Wahrnehmung der eigenen Bauchmuskulatur ist ein Ansporn und Motivation die Übungen immer achtsam und konzentriert und mit der Ausatmung auszuführen.
Bei einem 3 und mehr Querfingern großen Spalt, kann die Schließung unterstützt werden:
Während der Anspannung schiebt die Hebamme die beiden Rektus-Stränge mit beiden Händen zusammen.
Bei einer hartnäckigen Diastase täglich durchführen, evtl. die schrägen Bauchmuskeln anschließend nochmals leicht mit aktivieren, dies unterstützt die Tonisierung der geraden Bauchmuskeln.
Dieses Zusammenschieben kann die Frau ausatmend mit ihren Daumen und Zeigefingern auch selbst ausführen, am besten im Sitzen oder Stehen.
Dies unterstützt die physiologische Funktion der Bauchmuskulatur in der Aufrichtung und schult die Wahrnehmung.
Die Verarbeitung einer Geburt durch Kaiserschnitt findet in vielen Fällen mit der nachsorgenden Hebamme statt oder erst während der nächsten Schwangerschaft in der Schwangerenvorsorge oder im Geburtsvorbereitungskurs. Häufig entsteht auch in den Rückbildungs-, Babymassage- und Pekip®-Kursen das Bedürfnis, die Geburt nochmals zu reflektierten, oder der Bedarf einer Nachbesprechung des Geburtsverlaufes, besonders nach einer sekundären Sectio.
Auch nach einem geplanten Kaiserschnitt kommen den Frauen manchmal Zweifel und Schuldgefühle, besonders im Austausch mit anderen Frauen, die eine vaginale Geburt erlebt haben.
Die Geburt stellt eines der wichtigsten Ereignisse im Leben der Frau dar. Die selbst gesteckten Ziele und Erwartungen, alles richtig machen zu wollen, stürzen manche Frauen in große Enttäuschung und Trauer, selbst dann, wenn sie einsehen können, dass dieser Eingriff eine medizinisch notwendige Hilfe für Mutter und Kind war.
Die häufigsten seelischen Probleme nach einer Sectio sind:
das Gefühl, etwas Wichtiges im Leben verpasst zu haben
die Angst vor einer unbekannten Technik
die Angst, fremden Menschen ausgeliefert gewesen zu sein
Gefühle der Ohnmacht und Verwundbarkeit
Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
die Angst des Versagens
Trennung und Fremdheit dem Kind gegenüber
eine gestörte Mutter-Kind-Bindung
Stillprobleme
blockierte Energie und psychosomatische Prozesse
ein anderer Umgang mit dem Kind
Trauer nach langer Geburtsarbeit.
In schwierigen Fällen brauchen die Frauen Zuspruch und evtl. professionelle Hilfe, um das Geschehene zu verarbeiten und anzunehmen.
Eine Kaiserschnittgeburt ist für die Kinder wesentlich anstrengender und stressiger als eine normale vaginale Geburt. Der Übergang zwischen dem Leben in der Gebärmutter und dem Leben außerhalb geschieht sehr schnell. Fast alle Kinder sind daher sehr erschrocken und verängstigt. Diese abrupte Geburt ist tatsächlich vergleichbar mit einer „Sturzgeburt“.
Aufgrund all dieser Umstände ist es besonders wichtig, dass gerade die Babys nach Kaiserschnitt in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt viel liebevolle Berührungen, Massage, Hautkontakt und -stimulation, Ruhe und Geborgenheit durch die Eltern erfahren und auch die Stimmen der Eltern hören können.
Die Heilung im Wochenbett erfolgt in der Regel sehr schnell. Bereits einige Stunden nach dem Kaiserschnitt können die meisten Frauen sich an die Bettkante setzen und wenig später, zunächst noch mit Hilfe, aufstehen, dieses dient der Thromboseprophylaxe und der Anregung der Darmfunktion sowie des Lochialflusses.
Der richtige Zeitpunkt für die gymnastische Thromboseprophylaxe ist gegeben, sobald der Dauerkatheter entfernt wurde.
Die schnelle Heilung der Bauchnaht im Wochenbett, die zwischen 8 und 12 Tagen variiert, kann durch Atemtraining unterstützt werden. Sobald die Narbe geschlossen ist, können auch Narbensalben aufgetragen werden.
Dem Stillen steht nach einem Kaiserschnitt nichts im Weg.
Sowohl die Narkosemittel als auch die Medikamente bei der PDA sind in der Muttermilch kaum nachweisbar. Auch die subkutane Heparingabe über 7–10 Tage beeinflusst das Stillen nicht.
Grundsätzlich braucht eine frisch operierte Frau viel Hilfe und Unterstützung beim Anlegen und Stillen, denn gerade ein erfolgreiches Stillen kann gegebenenfalls über eventuelle Versagensgefühle durch die nicht erlebte Spontangeburt hinweghelfen.
Das Stillen ist für die Mutter oft eine Art Wiedergutmachung an das Kind. Die körperliche Nähe beim Stillen, der Hautkontakt und die tiefe Verbundenheit wirken oft heilend für beide Seelen.
Unterstützung, Vertrauen, die richtige Anlegetechnik und häufiges Anlegen sind die Voraussetzung für ein erfolgreiches Stillen nach Sectio; auch die Mutter profitiert davon. Die Rückbildung der Gebärmutter, die gerade nach einem Kaiserschnitt nicht so schnell geht, wird gefördert, Wehen werden angeregt, der Wochenfluss wird verstärkt und auch die Darmperistaltik wird stimuliert. Außerdem fördern leichte Nachwehen den Heilungsprozess an der Plazenta und der Sectiowunde. Gut durchblutetes Gewebe heilt besser.
Tipps für Wöchnerinnen nach Kaiserschnitt
Lockere Kleidung tragen.
Anfangs viel liegen, am besten mit einer Knierolle, um die Bauchmuskeln zu entlasten.
Möglichst im Liegen, in Seitenlage stillen, dabei die Seitenlage mit einem Kissen stützen, um die Narbe vor Spannung und Berührung zu schützen.
Thromboseprophylaxe.
Gehen ist besser als stehen.
Aufrechtes Sitzen auf einem harten Stuhl mit gut gepolstertem Rücken, eventuell auch mit einem Kissen im Rücken.
Beim Aufheben des Babys ist es wichtig, das Kind über die Seite aufzunehmen und es ganz dicht am Körper zu tragen, dabei die Seiten immer wieder abwechseln.
Beim Heben stets ausatmen und den Beckenboden leicht anspannen. So wird der Druck auf den Bauchinnenraum nicht verstärkt. Dabei die Knie leicht beugen, den Rücken gerade halten und nicht in den Bauch pressen und das, was getragen werden soll, ansehen.
Ein gelungenes „Bonding“ ist die Grundlage für die innige Bindung der Mutter bzw. der Eltern zu ihrem Kind und die Fortsetzung der schon in der Schwangerschaft geknüpften Bande – die Urform der Liebe. Die erste Begegnung zwischen Mutter und Kind und das erste Zusammensein außerhalb der Gebärmutter haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Mutter-Kind-Bindung. Auf dem Höhepunkt der Erregung und der Kraftanstrengung der Gebärenden wird das Kind geboren.
Das Weinen und das äußerliche Erscheinungsbild des Neugeborenen mit seinen suchenden Bewegungen üben einen starken Sinnesreiz auf die Mutter aus. Hat sie das Kind dann zu sich genommen, kommen ihr Tastsinn und ihr Geruchssinn hinzu, dabei streichelt und beschnuppert sie ihr Baby. Auch der Geschmackssinn wird angesprochen, indem die Mutter beginnt, ihr Kind zu küssen.
Für das Kind stehen Tastsinn und Gehör an erster Stelle. Der erste innige Haut-zu-Haut-Kontakt stimuliert das Baby und reguliert seine Körpertemperatur, dabei erkennt es die vertraute Stimme und spürt ihren Herzschlag. Später kommt die visuelle Aufmerksamkeit, dabei schaut das Baby mit weit geöffneten Augen ganz ruhig die Mutter an, dann folgen Geruchs- und der Geschmackssinn, das Riechen der Mutter und der Brustwarze, das Schmecken der Brustwarze und das anschließende Trinken des Kolostrums.
Das mütterliche Fürsorgeverhalten, ausgelöst durch die Ausschüttung von Oxytocin, sichert das Überleben des Kindes. Dabei sinkt der Blutdruck der Mutter, die Milchbildung wird angeregt und alle nachgeburtlichen Rückbildungsprozesse werden gefördert.
Auch die Bindung zum Vater ist für das Kind sehr wichtig, neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass auch die Stimme des Vaters vom Neugeborenen wiedererkannt wird.
Besonders nach schweren Geburten oder einer Schnittentbindung werden Mutter und Kind häufig getrennt und ihr so wichtiger erster Hautkontakt kommt erst zu einem späteren Zeitpunkt zustande.
Nach schweren Geburten ist es besonders wichtig, das Kind so oft wie möglich auf die nackte Brust oder den Bauch der Mutter/des Vaters zu legen und so einen engen Haut-zu-Haut-Kontakt herzustellen.
Dabei bilden Mutter und Kind wieder die gleichen Hormone: Oxytocin und Endorphine. Insbesondere das Stillen