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Claire lebt zurückgezogen auf einer kleinen Farm in Kanada. Als sie einen verletzten Wolf im Schnee findet, nimmt sie ihn mit nach Hause, um ihn gesund zu pflegen. Am nächsten Tag erlebt Claire eine Überraschung – als sie nach dem verletzten Tier sehen will, ist es nicht mehr da. Stattdessen findet sie einen wütenden Mann in ihrer Scheune ... Ein Wolf-Breed Winter/Weihnachts Special! Kann ohne Vorkenntnisse der Serie gelesen werden! In sich abgeschlossen!
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Seitenzahl: 79
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Alexa Kim
Wolf of Winter
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Bisher erschienen von Alexa Kim
Impressum neobooks
Der Schnee knirscht unter meinen Schneeschuhen - ich bin froh, heute Morgen an sie gedacht zu haben, bevor ich in meinen Pick-Up gestiegen bin. In der Nacht ist Schnee gefallen, und abseits der Straßen ist er an manchen Stellen schon recht tief. Ohne die Schneeschuhe hätte ich ganz sicher Probleme bekommen. Innerlich mache ich mich darauf gefasst, die Falle leer vorzufinden … bestenfalls mit ein paar Überresten. In diesem Winter scheint ein besonders findiger tierischer Räuber darauf gekommen zu sein, dass es viel leichter ist, meine Fallen zu plündern, als selbst zu jagen. Ich muss mich also darauf einrichten, hauptsächlich von den Vorräten zu leben, die ich vor dem Winter eingelagert habe, denn bisher ist mir der Beutedieb leider nicht vor mein Gewehr gelaufen. Er scheint ein ziemlich kluger Vertreter seiner Art zu sein ...
Aber heute habe ich Glück - von Weitem sehe ich, dass etwas in meiner Falle ist. Das bedeutet, dass es heute Abend endlich Wild in Rotweinsauce geben wird. Bei dem Gedanken läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
Anfangs hat es mich belastet, Fallen auszulegen, um Tiere zu töten und ich hatte Probleme, sie auszunehmen und zu zerlegen … Diese Dinge hat Grandpa früher gemacht. Letztendlich ist es aber so, wie Grandpa erklärt hat. Kanada ist ein wildes Land … und entweder man hat die Wildnis im Blut oder man zerbricht an ihr. Grandpa hatte die Wildnis im Blut, mein Vater nicht. Er hat das Leben auf der Farm gehasst und ist bei der erstbesten Gelegenheit nach Toronto gezogen, um dort zu studieren. Da hat er dann Mom kennengelernt, die ebenso wenig mit der wilden Seite Kanadas anfangen konnte, wie er. Sie haben geheiratet, gute Jobs und schließlich zur Krönung mich bekommen … und ich war dann so ziemlich das Einzige, das nicht zu ihrem Leben gepasst hat, denn ich hatte genau wie Grandpa die Wildnis im Blut. Meine Ferien wollte ich nicht mit meinen Eltern am Strand oder in einem schicken Hotel mit Vollpension verbringen. Stattdessen war ich fast jeden Sommer bei Grandpa auf der Farm. Ich bin mit ihm auf die Jagd gegangen, habe die Tiere versorgt, und abends haben wir über offenem Feuer Forellen gegrillt, die wir im Fluss geangelt haben.
Ich habe diese Urlaube geliebt und wäre nach den Ferien am liebsten gar nicht mehr nach Toronto zurückgekehrt. Das ist wohl auch der Grund, weshalb Grandpa die Farm mir vererbt hat und nicht meinem Vater. Zugegeben mussten nach den sorglosen Sommerurlauben meiner Kindheit erst Jahre vergehen, bis die Wildnis und ich wieder zueinandergefunden haben. Es brauchte erst eine Scheidung von dem falschen Mann und einen emotionalen Zusammenbruch.
Heute weiß ich nicht mehr, warum ich mich überhaupt auf diese Beziehung eingelassen habe – alle Anzeichen, dass ich die Finger von diesem Mann hätte lassen sollen, waren da.
Schon am Anfang unserer Beziehung kontrollierte er mich, wollte wissen, wo ich wann mit wem hingehe. Ich redete mir ein, dass er einfach ehrliches Interesse an mir zeigte … dass es ihm nicht egal war, mit wem ich mich herumtrieb. Als die ersten Schläge kamen, entschuldigte ich das mit seiner übergroßen Verlustangst. Meine Güte, war ich dumm! Vielleicht liegt es daran, dass ich nie eine große Schönheit war, sondern eher mittelmäßig. Mittelmäßig groß, mittelmäßig schlank, mittelmäßig hübsch … selbst mein braunes Haar ist mittellang und ich habe ein Allerweltsgesicht, das man schnell vergisst. Weder hässlich noch bemerkenswert hübsch, sodass andere Menschen es irgendwo unter Ferner liefen abspeichern oder schnell wieder vergessen ...
Meine Eltern waren der Meinung, dass ich die Farm verkaufen sollte, als Grandpa starb, aber diese Farm hat mir das Leben gerettet … die Wildnis hat mich geheilt, nachdem ich mich aus meiner Ehe befreit hatte; und nachdem ich eigentlich nur ein paar Monate hier leben wollte, um wieder auf die Beine zu kommen, sind es schon fast zwei Jahre.
Obwohl meine Eltern noch immer Pläne für meine Rückkehr nach Toronto machen, weiß ich längst, dass ich hierbleiben werde. Ich bin ein Teil des wilden Landes geworden. Es macht mir wenig aus, dass ich die meiste Zeit alleine bin und mit Freunden und Familie nur über das Internet Kontakt halte.
Einmal im Jahr fahre ich für vier Wochen nach Toronto zu meinen Eltern – nach den vier Wochen bin froh, wenn ich wieder auf meine Farm zurückkehren kann. Nachdem meine Mutter bei jeder Gelegenheit auf mich einredet, dass es gefährlich ist für eine Frau alleine in der Wildnis, habe darüber nachgedacht, mir im nächsten Sommer einen Hund zuzulegen. Die Tierheime in Toronto sind voll mit ungewollten Tieren und hier auf der Farm würde ich einem ungewollten Tier ein glückliches Leben ermöglichen …
Vor meiner ausgelegten Falle bleibe ich stehen und sehe meine Träume von Braten in Rotweinsauce zerplatzen. Vom Schneehasen ist nicht mehr viel übrig. Es sieht aus, als wäre mir der Dieb schon wieder zuvor gekommen.
„Du Mistvieh! Wenn ich dich vor den Lauf meines Gewehres bekomme, ist es aus mit deinen Diebestouren!“, sage ich frustriert.
Vorsorglich nehme ich das Gewehr von der Schulter und entsichere es. Auch Bären, Wölfe und Pumas müssen während des Winters um ihr Überleben kämpfen, und einem hungrigen Raubtier ist jede Beute recht.
Im Schnee neben der Falle finde ich dieses Mal frische Spuren. Mit dem Gewehr im Anschlag folge ich ihnen – wenn so ein Beutedieb erst einmal gelernt hat, dass er sich bequem aus meinen Fallen bedienen kann, brauche ich gar keine mehr auslegen. Deshalb ist es besser, den potenziellen Fressfeind auszuschalten, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Wenn man in der Wildnis überleben will, muss man anfangen zu denken, wie ein Raubtier – das war die erste Lektion, die Grandpa mir beigebracht hat. Neben den frischen Spuren finde ich auch Blut im Schnee – es ist allerdings zu viel, als dass es allein von meinem Schneehasen stammen könnte. Ha! Wer immer meine Beute gestohlen hat, ist selbst verletzt …
Ich bleibe stehen, als ich ein paar Schritte vor mir bräunliches Fell im Schnee entdecke. „Da bist du ja, du Dieb ...“, sage ich. Das Tier bewegt sich nicht und reagiert auch sonst nicht.
Ohne das Gewehr zu senken, nehme ich eine Handvoll Schnee und werfe sie auf das reglose Fellbündel. Keine Reaktion ... vielleicht ist es schon tot, aber sicher bin ich nicht.
Vorsichtig gehe ich näher heran und erkenne, dass es sich um einen Wolf handelt. Sein Fell ist weiß mit bräunlich-grauem Grannenhaar. An seiner Flanke entdecke ich eine Wunde. Es sieht aus, als wäre er angeschossen worden. Wahrscheinlich hat ihn auf einer seiner Diebestouren das Glück verlassen - dieser Wolf wird mir die Beute auf jeden Fall nicht mehr streitig machen.
Erleichtert senke ich das Gewehr und will zurück zu meinem Pick-Up gehen, als der Wolf seinen Kopf hebt … gelbe Augen sehen mich an. Vor Schreck stolpere ich über meine Schneeschuhe und falle auf meinen Hintern in den kalten Schnee. Panisch greife ich nach meinem Gewehr, lege an und ziele auf den verletzten Wolf. Er sieht mich an … den Kopf leicht angehoben, die gelben Augen weiter auf mich gerichtet, als würde er sagen wollen … ist ok … ich bin ohnehin am Ende ... Dann legt er den Kopf auf die Pfoten, als würde er sich in sein Schicksal fügen ...
Ich krümme den Finger am Abzug ... aber ich schaffe es nicht, zu schießen „Du hast keine Chance … ich tue dir damit einen Gefallen!“, sage ich zu dem Wolf, als müsste ich mich rechtfertigen, ihn zu erschießen.
Der Wolf gibt ein Geräusch von sich, das sich anhört wie ein Seufzen, und schließt die Augen ...
„Hat sich wohl erledigt ...“, sage ich und stehe auf.
Ich sollte zurück zu meinem Pick-Up gehen, es wird bald wieder schneien und ich muss zu Hause sein, bevor der Schneesturm die Straßen unpassierbar macht.
Ich stapfe ein paar Schritte durch den Schnee, bleibe stehen und drehe mich noch einmal um. Der Wolf liegt da und bewegt sich nicht. Herrgott, Claire … er ist tot … und wenn nicht, ist er es sowieso in ein paar Stunden …
Ich gehe wieder ein paar Schritte, dann kehre ich um. Vorsichtig stoße ich den Wolf mit dem Lauf meines Gewehres an. Er rührt sich nicht, aber sein Körper hebt und senkt sich. Er lebt noch.Kurzerhand ziehe meine Jacke aus und breite sie auf dem Schnee aus – dann packe ich den Wolf an den unverletzten Vorderläufen und ziehe ihn auf die Jacke, wobei ich versuche, seinem Maul und seinen Zähnen nicht zu nah zu kommen. Du musst doch vollkommen verrückt sein, Claire! Ich kann nur hoffen, dass er noch eine Weile bewusstlos bleibt …
Das Unterfangen Wolfsrettung erweist sich als nicht so einfach, wie ich gehofft habe. Ich hatte keine Ahnung, wie schwer so ein Wolf ist, und ohne meine Jacke ist es verdammt kalt, obwohl ich einen dicken Pullover mit mehreren Unterziehshirts trage. Gottseidank parkt der Pick-Up nur gut hundert Meter entfernt. „Meinen Hasen hättest du wirklich nicht gebraucht! Du bist ganz schön fett!“, versuche ich meine Angst mit einem lahmen Witz im Zaum zuhalten.
Unter größter Kraftanstrengung gelingt es mir, den verletzten Wolf samt meiner Jacke auf die Ladefläche des Pick-Ups zu hieven.