Wolfen - Joachim Hesse - E-Book

Wolfen E-Book

Joachim Hesse

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Beschreibung

Wolfen ist ein Vorgeschmack auf die Frankenberger Kalendergeschichten, eine gemeinsame Kurzgeschichten-Sammlung mit der Autorin Tanja Schwarz, die im Herbst 2021 erscheinen wird.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 17

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Wolfen

TitelseiteImpressum

Wolfen

von Joachim Hesse

„Wenn es Abend wird verlässt er seinen Bau,

es wird dunkel, er geht auf die Jagd.

Sein Herz schreit nach Futter,

seine Gedanken drehen sich nur noch um eins.“

Die ersten Toten, zwei junge Frauen, wurden gegen Mittag des 13. April in der Nähe vom alten Steinbruch, unweit des Frankenberger Ortsteils Röddenau gefunden. Ein Autofahrer hatte an einem Feldweg geparkt, um sich zu erleichtern und dabei die entstellten Körper im hohen Gras, direkt vor den ersten Bäumen des Kiefernwaldes, entdeckt. Wie weggeworfen lagen sie da. Er näherte sich und stellte fest, dass beide mit Bisswunden übersät waren. Ihre Kleidung hing zum Teil in Fetzen an ihnen herunter. Zum Tode hatten jedoch anscheinend die fast identischen Wunden an ihren Hälsen geführt.

Wenige Tage zuvor hatte der Wildpark am Edersee zwei seiner Attraktionen verloren, die Wölfe Viktor und Rebecca - ein Geschwisterpaar. Ihnen war nachts die gemeinsame Flucht aus ihrem Gehege gelungen. Ganz primitiv hatten sie sich ein Schlupfloch gegraben. An einer Stelle, weit entfernt von den Augen der Besucher waren die beiden entwischt.

Am Morgen stand Rebecca vor ihrem Gehege, es schien, als könne sie mit ihrer neu gewonnen Freiheit nichts anfangen. Florian Braun, einem Mitarbeiter des Wildparks, war sie bei seinem morgendlichen Rundgang schon von weitem aufgefallen. Üblicherweise passierte bei diesen Kontrollen nichts über das es sich zu berichten lohnte. Spontan fiel ihm nur ein, dass im Herbst einer der Steinböcke tot in seinem Gehege gelegen hatte. Er war allerdings an Altersschwäche gestorben, so dass dies kaum als Besonderheit verbucht werden konnte.

Bis zum Besuchereinlass dauerte es noch eine Stunde. Rebeccas Bruder Viktor war nirgends zu sehen, wahrscheinlich war er schon längst über alle Berge. Braun handelte geistesgegenwärtig und griff nach seinem Gewehr, das er bei seinem Rundgang stets bei sich trug. Aus sicherer Entfernung legte er schweren Herzens auf den Wolf an, den er nun schon seit sieben Jahren kannte. Eine Betäubung war leider nicht möglich, da er hierfür nicht nah genug an das Tier heran kam.

Er nahm Rebecca ins Visier, beruhigte seine Atmung und drückte ab. Braun traf. Das Tier brach auf der Stelle tot zusammen. Sofort rannte der Tierpfleger los und warf sich vor dem Wolf auf den Boden.