Worte der Lust - Bonnie Gabriel - E-Book

Worte der Lust E-Book

Bonnie Gabriel

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Beschreibung

Sprache gehört zu den intimsten Dingen, die Liebende miteinander teilen - ob ein geflüsterter Befehl, eine suggestive Anspielung am Telefon oder ein Ausruf auf dem Gipfel der Lust. Dieses Buch soll dem Leser beibringen, das erotische Potential verbaler Kommunikation optimal zu nutzen. Die Sexualberaterin Bonnie Gabriel zeigt, wie Worte Begehren wecken, Phantasien enthüllen und gesteigerte Erotik in den Liebesakt einbringen können. 'Worte der Lust' basiert auf Gabriels Erfahrung als Seminarleiterin und richtet sich sowohl an Singles als auch an Paare. Singles können lernen, wie man bei der Kontaktaufnahme peinliche Gesprächslücken vermeidet, Vertrauen entwickelt und die Verhütung abklärt. Paare können ihre langfristigen Beziehungen mit kreativen Ausdrucksformen der Leidenschaft erotisch aufladen und das Liebesspiel aufregender gestalten. Dabei hilft eine Fülle eindeutiger Beispiele für sexuelle Fantasien, Rollenspiele und Telefonsex, aber auch für die aufbauende Wirkung einer zärtlichen sexuellen Zuwendung zum Partner. Wer zu schüchtern oder ängstlich ist, um die eigenen Leidenschaften und Sehnsüchte in Worte zu fassen, findet hier jede Menge Unterstützung und Techniken, die sich dazu eignen, sexuelles Begehren sprachlich umzusetzen. 'Worte der Lust' ist ein Ratgeber für Menschen, die noch nicht oft mit Verbalerotik experimentiert haben. Es richtet sich an Anfänger auf diesem Gebiet der Liebeskunst. Das Buch enthält Anregungen, wie man sich dabei wohl fühlen kann, bestimmte Wünsche zu formulieren und den Partner mit der Stimme zu erregen. Einfühlsam und doch direkt schlägt Bonnie Gabriel bestimmte Wörter und Phrasen vor, die dazu dienen, die Erregung zu steigern. Sie ergänzt ihre Hinweise mit Schilderungen von Personen, die ihre Verzagtheit überwanden und das erotische Sprechen ausprobierten.

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Seitenzahl: 352

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Bonnie Gabriel

WORTE DER LUST

Die Kunst des erotischen SprechensAus dem Amerikanischen von Ilja Braun

Schwarzkopf & Schwarzkopf

Einleitung

In meinem zehnten Lebensjahr wurde ich radiosüchtig. Jeden Abend verkroch ich mich gemütlich in meinem Schlafzimmer, während der Rest der Familie gebannt auf die Mattscheibe starrte, und drehte so lange an dem Senderrädchen, bis ich eine sinnliche Männerstimme gefunden hatte, die mir ein leidenschaftliches oder verspieltes Liebeslied ins Ohr sang. Ich gab mich ganz dem Klang hin, bis mich ein leichtes Zittern überkam und sich eine Wärme in mir ausbreitete, die zugleich beruhigend und aufregend war. Manchmal schlief ich dabei ein und träumte von Wogen, die durch meinen Körper liefen, ohne den Traum deuten zu können.

Meine Liebesaffären mit den sinnlichen Stimmen aus dem Radio setzten sich fort, bis ich ans College kam und dort meine ersten sexuellen Erfahrungen mit einem wirklichen Partner machte. Damals war es mir nicht bewusst, aber heute glaube ich, dass ich mir schließlich nur deshalb meine Jungfräulichkeit von ihm rauben ließ, weil er mir eine ebenso poetische wie sinnliche Umschreibung davon gab, wie gut es sich anfühlen würde, wenn ich mich gehen ließe.

Kurze Zeit später lernte ich einen Schauspieler, Dichter und Songwriter mit einer traumhaften Baritonstimme kennen, und schon bald heirateten wir. Er eröffnete mir eine ganz neue Welt verbaler sexueller Spiele, indem er mir wilde erotische Geschichten ins Ohr flüsterte. Auch sein Talent für die Schauspielerei bereicherte unser Sexleben, da er jeden Abend in Gestalt einer anderen historischen oder literarischen Figur zu mir ins Bett schlüpfte. Im Vorhinein wusste ich nie, ob ich die Nacht mit einem Seeräuber, einem sensiblen französischen Filmregisseur, einem zünftigen Cowboy oder einem Mönch verbringen würde, der noch nie eine Frau gehabt hatte! Mit der Zeit wurde ich so empfänglich für seine Stimme, dass er am Telefon bloß »Hallo« zu sagen brauchte, und schon verspürte ich ein erotisches Kribbeln im Bauch. Die Ehe hat zwar nicht gehalten, aber die Erinnerung daran, welche Wirkung seine Worte auf meine Libido hatten, ist bis heute frisch geblieben!

War diese Begeisterung für verbalen Sex mein ganz persönlicher Spleen, oder gab es auch andere Paare, die daran Spaß hatten oder es zumindest gern einmal ausprobieren wollten? Die Antwort fand ich 1991, als ich für das National Sexuality Symposium arbeitete. Ich sollte das Programm des Jahrestreffens daraufhin überprüfen, ob alle Aspekte des Sexualverhaltens abgedeckt wurden, und ich stellte fest, dass es nichts zu Verbalerotik gab. Als ich das gegenüber der Direktorin erwähnte, entgegnete sie: »Wie wäre es denn, wenn Sie selbst dazu einen Workshop anbieten würden?« Ich war einverstanden und rechnete damit, dass vielleicht 20 oder 30 der insgesamt 200 Konferenzteilnehmer sich dafür interessieren würden – schließlich liefen parallel dazu noch fünf andere Workshops. Zu meiner Überraschung füllten jedoch schließlich etwa 90 Personen den kleinen Raum. Angeregt tauschten sie sich darüber aus, wie lustvolle Worte das Sexleben bereichern können.

Inzwischen habe ich vor über 5000 Leuten Vorträge über den Gebrauch lustvoller Sprache gehalten, und mit meinen Auftritten in Radiotalkshows habe ich noch viele Hunderttausende mehr erreicht. Immer wieder erzählten mir Männer und Frauen, wie sehr der verbale Aspekt des Liebesspiels ihr Liebesleben bereichert hat. Auf meinem Fragebogen zu dem Thema, den 200 Personen ausgefüllt haben, gaben 80 Prozent der Männer und 90 Prozent der Frauen an, lustvolles Sprechen und ein entsprechender Tonfall spiele für ihre Erregung eine bedeutende Rolle.

Vielleicht haben auch Sie schon einmal daran gedacht, dass eine lustvolle Sprache die Qualität Ihres Liebeslebens steigern könnte. Vielleicht wollten Sie selbst schon einmal Ihre Worte lustvoll aufladen oder von Ihrem Partner Erotisches zugeflüstert bekommen, sind jedoch bisher noch nicht in der richtigen Weise dazu ermutigt worden. Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Workshops haben Sie vielleicht eine ganze Reihe von Sexratgebern daraufhin durchforstet, ob sie in dieser Hinsicht weiterhelfen, und festgestellt, dass diese Veröffentlichungen sich meist nur auf die körperlichen Aspekte des Liebesspiels konzentrieren. Jene Aspekte des Liebesspiels, die sich im Kopf abspielen, in der Phantasie, werden oft übersehen. Dabei spielt sich Sex in erster Linie genau dort ab: im Kopf.

Kein Wunder, gibt es doch sehr viel mehr Arten des verbalen erotischen Austauschs, die vor dem Liebesakt oder währenddessen stattfinden können, als es körperliche Stellungen gibt. (Wenn Sie nicht gerade ein Schlangenmensch sind, ist das, was Sie mit Ihrem Körper anstellen können, begrenzt, aber Ihrer Phantasie und Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt.) In diesem Buch werde ich viele dieser erotischen Ausdrucksmöglichkeiten beschreiben und Ihnen dabei helfen, diejenigen zu finden, die für Sie und Ihren Liebhaber oder Ihre Liebhaberin am besten funktionieren. Manche dieser Sätze sind gefühlvoll und romantisch, andere eher derb und direkt. Sie werden mit diesem Buch aber auch lernen, die ungeschminkteren Arten des lustvollen Sprechens so einzusetzen, wie es den Bedürfnissen und Empfindlichkeiten beider Partner entspricht.

Oder würden Sie Ihre sinnlichen Gefühle schon längst gern in Worte kleiden, fühlen sich aber zu schüchtern und kommen sich dabei unbeholfen vor? Damit stehen Sie nicht allein. Dass Menschen sich unsicher fühlen, wenn sie die eigenen Gefühle in Worte zu fassen versuchen, ist in unserer Kultur weit verbreitet – erst recht, wenn es um Sexualität geht. (An späterer Stelle werde ich auf die Gründe dafür eingehen.) Trösten Sie sich einstweilen damit, dass dieses Buch Ihnen effektiv dabei helfen wird, solche Unsicherheit zu überwinden, so dass die erotische Sprache Ihnen mühelos und leicht von der Zunge gehen wird. Und wenn Sie in der Kunst, sexuellen Empfindungen Ausdruck zu verleihen, bereits bewandert sind, werden Sie Möglichkeiten kennen lernen, Ihre natürlichen Talente auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln.

Sie werden sehen, dass dieses Buch in vier Abschnitte eingeteilt ist. Teil eins, »Anfänge«, bietet einen Überblick darüber, wie Sie Ihren Partner mit Worten erregen können und mit welchen Techniken Sie eine sinnliche Stimme herausbilden können. Teil zwei, »Verführungen«, zeigt die vielen subtilen Spielarten auf, mit denen Sie einen neuen Partner umwerben oder einen Menschen, der Ihnen bereits ein wenig vertrauter ist, an die Kunst des erotischen Sprechens heranführen können. Sie werden hier auch mehrere erprobte Methoden kennen lernen, Schüchternheit zu überwinden und dem Partner positives oder negatives Feedback in Bezug auf die eigenen sexuellen Bedürfnisse zu geben – ohne dass dabei die sinnliche Stimmung verloren geht. In diesem Abschnitt finden Sie auch ein Kapitel, in dem es darum geht, wie man über Safer Sex sprechen bzw. ihn auf eine solche Weise praktizieren kann, dass die Erotik dabei sogar noch gesteigert wird.

Teil drei, »Die hohe Kunst«, besteht aus einer Reihe von Übungen und Spielen, anhand derer Sie die Kunst der lustvollen Worte einüben können, um dann in der Praxis locker und spontan damit umgehen zu können. Zwei dieser Übungen sind auch dazu gedacht, unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse in einer Art und Weise zu überwinden, die der Lust keinen Abbruch tut. Teil vier, »Steigerungen«, widmet sich fortgeschritteneren Formen verbaler Erotik: »Dirty Talking« (so genannte schmutzige Wörter), erotische Phantasien und Machtspiele. Außerdem wird hier beschrieben, wie liebevolle Worte der Zuneigung dazu beitragen können, die Leidenschaft zu steigern und erotische Bindungen zu vertiefen. Am Ende dieses Kapitels geht es darum, wie man die erotische Begegnung »ausklingen« lassen kann, wodurch Sie nicht nur Ihre eigene Befriedigung ausdehnen, sondern auch Ihren Partner dahin bringen können, dass er schon bald wieder begierig Ihr nächstes Rendezvous erwartet.

Wenn Sie dieses Buch mit Ihrem Partner zusammen lesen möchten, würde ich vorschlagen, dass Sie die folgenden Grundregeln beherzigen, bevor Sie zu den sprachlichen Übungen übergehen:

•Entwickeln Sie Vertrauen und gegenseitige Akzeptanz, bevor Sie anfangen. (Ich werde Ihnen dafür verschiedene Methoden vorschlagen.)

•Gehen Sie an diese Übungen mit Neugier heran, verhalten Sie sich vorurteilsfrei gegenüber den verbalen Reaktionen, die möglicherweise in Ihnen ausgelöst werden.

•Nötigen oder überreden Sie Ihren Partner nicht, auch nicht spielerisch. Bringen Sie den anderen nicht in die Verlegenheit, eine Übung zu machen, die er oder sie möglicherweise unangenehm findet.

•Seien Sie sensibel dafür, wie Sie beide sexuell und emotional auf die jeweilige Übung reagieren. Vergessen Sie nicht: Wenn Sie und Ihr Partner sexuell erregt sind, befinden Sie sich in einem außergewöhnlichen Bewusstseinszustand, der einer hypnotischen Trance nicht unähnlich ist. In diesem Zustand sind Sie beide sehr verletzlich, und Sie haben leichten Zugang zum Unbewussten des anderen – Ihre Worte werden alles andere als spurlos an Ihrem Partner vorübergehen. Seien Sie also behutsam, helfen Sie Ihrem Partner, und geben Sie ihm Sicherheit.

Obwohl dieses Buch viele Tipps und Vorschläge enthält, wie Sex mehr Spaß machen kann, ging es mir nicht darum, einen weiteren Do-it-yourself-Ratgeber voll technischer Anleitungen auf den Markt zu werfen. Vielmehr hoffe ich, dass Sie mit Hilfe dieses Buches den Mut finden, Ihre eigenen erotischen Gefühle in Worte zu kleiden. Loten Sie die Tiefe Ihrer Gefühle aus, entdecken Sie den Reichtum, die feinen Nuancen und die Vielfalt Ihres erotischen Erlebens. Dann werden sich Ihnen und Ihrem Partner viele neue Wege erschließen, die zu dem Wunder der sinnlichen Liebe hinführen.

Teil eins

Anfänge

1. Worte der Lust: Die Magie, mit Worten Liebe zu machen

»… auf dass die Harmonie mich durch mein Ohr auflöse in Entzückung …« (John Milton, »Il Penseroso«)

Worte sind wundervolle Aphrodisiaka! Mit Worten können Sie die Lustzentren im Gehirn Ihres Partners stimulieren, so dass sinnliche Schauer seinen ganzen Körper durchströmen. Mit Worten können Sie Ihrem Partner helfen, sich zu entspannen und für Ihre Berührungen empfänglicher zu werden. Mit Worten können Sie die erotische Phantasie Ihres Partners anstacheln und ungezügelte Leidenschaft wecken. Die Grenzen, die Sie normalerweise voneinander trennen, werden überwunden, und gemeinsam erleben Sie die tiefe Freude der sexuellen Vereinigung mit dem Menschen, den Sie lieben.

Bis vor kurzem haben die meisten »Experten« in Sachen Liebesspiel die Bedeutung, die Worte und verbale Kommunikation für ein erfülltes Liebesleben haben, ignoriert, heruntergespielt oder unterschätzt. Im Überfluss gibt es Bücher über körperliche Techniken, den anderen zu erregen, über Stellungen, die die Leidenschaft steigern sollen, und Methoden, den Orgasmus in die Länge zu ziehen. Andere Werke wollen Ihnen dabei helfen, mit Ihrem Partner über die Schwierigkeiten und Enttäuschungen zu sprechen, die Ihre Beziehung beeinträchtigen. Aber wo sind die Ratgeber, die Ihnen sagen, wie Sie Ihren Partner mit Worten erregen und so Ihrer beider Sexleben bereichern können? Warum wird dem physischen Liebesakt so viel mehr Aufmerksamkeit zuteil als dem verbalen?

Ganz einfach: weil die Autoren von Sexhandbüchern sich lieber mit der Verbesserung der sexuellen Leistungsfähigkeit befassen als damit, wie man erotische Gefühle verbalisiert – aus demselben Grund, weshalb viele Menschen den Liebesakt lieber stumm vollziehen, als ihre sinnlichen Erfahrungen in Worte zu kleiden. Es fällt ihnen leichter. Sexuelle Bindungen, ob man sie nun selbst eingeht oder nur darüber schreibt, sind wie ein Beweis dafür, dass wir in höchstem Maße aufeinander angewiesen und entsprechend verletzlich sind. Und Worte, so fürchten wir, bringen den stummen Schmerz unserer Körper und die Sehnsucht unserer Herzen ans Licht.

Wenn Sie Ihrem Partner sagen: »Ich brauche es, dass du mich berührst« oder »Ich verlange so sehr nach dir«, dann geben Sie sich selbst eine emotionale Blöße und somit Ihrem Partner die Möglichkeit, Sie zu verletzen. Genau davor haben wir alle Angst, doch zugleich entsteht so erst die Grundlage für echte Intimität, für eine tiefere Beziehung zu einem anderen Menschen. Worte können zu einer Brücke für die Liebesenergie werden, die zwischen Ihren Körpern, Herzen und Seelen hin und her fließt. Ihre Worte und der Klang Ihrer Stimme können den Rhythmus abgeben, der den Sex begleitet, aber auch dabei helfen, eine Leidenschaft in voller Blüte zu erhalten, während Sie räumlich voneinander getrennt sind. Mit der Sprache der Liebe können Sie Ihrem Partner die vielen herrlichen Reichtümer der körperlichen, mentalen, emotionalen und spirituellen Liebe enthüllen, die Sie ihm schenken möchten.

Was ist lustvolles Sprechen?

Viele Leute glauben, erotisches Sprechen sei dasselbe wie »Dirty Talking«, nämlich gegenseitiges Aufgeilen. Und natürlich kann gut getimte, explizit sexuelle Konversation bei einer guten Intimbeziehung das Tüpfelchen auf dem i sein. Sie kann die Liebe um ein bodenständiges, lustvolles Element bereichern und eignet sich auch dazu, sich gegenseitig die Intensität der körperlichen Leidenschaft zu verdeutlichen. Dirty talking ist durchaus ein wichtiger Aspekt dessen, was ich die »hohe Kunst« erotischen Sprechens genannt habe. Aber erotisches Sprechen bietet sich auch an, wenn das Begehren eher subtil, verspielt oder zärtlich ist, oder wenn Sie Ihrem Partner gerade besonders dankbar dafür sind, was er oder sie in Ihrem Leben bedeutet. Es kann ein Medium der Vorstellungskraft sein, das es Ihnen ermöglicht, einander sexuelle Phantasien mitzuteilen, oder den Dialog für ein Nachspielen solcher Phantasien liefern. Schließlich können Sie mit erotischem Sprechen auch die eigene Achtung vor der emotionalen oder geistigen Vertrautheit mit dem Partner zum Ausdruck bringen.

Wenn Sie in sich selbst hineinhorchen und auf die vielen subtilen Stimmungen im Wechselspiel mit Ihrem körperlichen Verlangen achten, werden Sie bald merken, dass sich solche Gefühle nicht durch bloße Beschreibungen in Worte fassen lassen. Sie werden schon bald zu der Einsicht gelangen, dass erotisches Sprechen nicht einfach auf »Dirty Talking« reduziert werden kann. Und wenn Ihr Partner seine Leidenschaft für Sie in Worte fasst, werden Sie daran ebenfalls sehr viel mehr erregend finden als bloß das explizit Sexuelle. Wenn Ihr Partner Ihnen lediglich zu verstehen gibt, wie attraktiv er Sie findet oder dass Sie etwas ganz Besonderes für ihn sind, bewirkt das vielleicht einen Schub sinnlicher Energie bei Ihnen, den Sie nie gespürt hätten, wenn er in expliziten Worten eine sexuelle Handlung geschildert hätte. Vielleicht laufen Ihnen auch wohlige Schauer über den Rücken, wenn Ihr Partner Ihnen beim Tanzen leise ein Liebeslied ins Ohr singt.

Da wir nun schon bei diesem Thema sind, machen Sie doch einmal das folgende kleine Experiment: Schließen Sie einen Moment lang die Augen und vergegenwärtigen Sie sich, wie Ihr Partner oder jemand, den Sie sehr anziehend finden, Sie beim Namen ruft. Stellen Sie sich dazu einen Unterton vor, der signalisiert: »Du bedeutest mir sehr viel.« Wie fühlt es sich an, wenn Ihr Name in einem solchen Kontext ausgesprochen wird? Vielleicht wird Ihnen warm ums Herz.

Oder Sie spüren vor Aufregung ein leichtes Kribbeln im Nacken. Stellen Sie sich nun vor, dass der Unterton beim Aussprechen Ihres Namens die Botschaft enthält: »Ich begehre dich.« Welche Gefühle löst das in Ihrem Körper aus? Wird Ihnen plötzlich heiß unter der Gürtellinie, oder läuft ein angenehmer Schauer durch Ihren Körper? Was auch immer es auslöst – nehmen Sie sich Zeit und genießen Sie diese Empfindungen!

Stellen Sie sich nun vor, Sie sind auf einer Party, und neben Ihnen steht eine Person, zu der Sie sich sehr hingezogen fühlen. Plötzlich sagt diese Person zu Ihnen: »Weißt du, ich mag es sehr, wie du mich gerade ansiehst.« Oder Sie sind auf der Tanzfläche und bewegen sich zu Ihrer Lieblingsmusik, da flüstert Ihr Partner Ihnen ins Ohr: »Schatz, du fühlst dich so gut an in meinen Armen.« Oder Sie küssen sich nach einer ersten Verabredung zum Abschied auf den Mund, und Ihr Partner sagt: »Mmmm, deine Lippen sind so süß!« Was für ein Körpergefühl löst das wiederum aus? Achten Sie darauf, und genießen Sie es!

All die genannten Beispiele sind Spielarten des erotischen Sprechens, womit in diesem Buch jeder verbale Ausdruck oder stimmliche Laut gemeint ist, der Leidenschaft weckt oder intensiviert. Erotisches Sprechen kann bei der ersten Begegnung mit einem potenziellen Partner eine romantische Stimmung und zwischen Frischverliebten Vertrautheit schaffen, oder es kann dazu beitragen, die sinnliche Bindung langfristig liierter Paare zu festigen.

Im Rahmen erotischer Konversation können Sie aber auch herausfinden, was Ihren Partner am meisten erregt bzw. umgekehrt ihm mitteilen, wie Sie selbst es am liebsten mögen. Erotisches Sprechen ermöglicht Ihnen auch den Spaß an Safer Sex, weil Sie so die Augenblicke der Verlegenheit, die die lästigen Vorbereitungen des Safer Sex normalerweise mit sich bringen, in angenehme und aufregende Momente verwandeln können. Und natürlich ist erotisches Sprechen auch an sich schon ein Liebesakt. Wenn Sie für längere Zeit von Ihrem Partner getrennt sind, können sexy Gespräche am Telefon, per E-Mail und sogar per Brief den romantischen Funken die weitesten Entfernungen überspringen lassen.

Wenn wir Liebe machen, vereinigen wir uns nicht nur in körperlicher, sondern auch in geistiger Hinsicht. Für die körperliche Erregung genügen vielleicht körperliche Berührungen, aber um unsere emotionalen und geistigen Bedürfnisse zu befriedigen, brauchen wir auch verbale Berührungen. Indem wir einen Partner mit Worten, die von Liebe und Begehren sprechen, im Herzen und in der Seele anrühren, schaffen wir ein festes Band der Leidenschaft, das ein Leben lang halten kann.

Lustvolle Worte als ein fester Bestandteil des täglichen Lebens

Sie brauchen nicht erst mit Ihrem Partner im Bett zu liegen, um sich in erotischem Sprechen zu üben. Sie können damit auch Ihr tägliches Leben um eine romantische und sinnliche Dimension bereichern. So halten es zum Beispiel Jed und Darlene1, die als Paar an meinen Seminaren zum erotischen Sprechen teilgenommen und von Anfang an immer viel geübt haben.

»Jeden Morgen sagen wir einander, wie gern wir in der vergangenen Nacht miteinander oder beieinander geschlafen haben«, berichtet Jed. »Ich sage zum Beispiel zu Darlene: ›Ich liebe deinen Geruch‹ oder ›Du fühlst dich so gut an in meinen Armen‹. Und sie sagt beispielsweise zu mir: ›Ich spüre noch immer diese Glut in mir, seit wir gestern Liebe gemacht haben‹ oder auch nur ›Danke, dass du mir gestern so ein gutes Gefühl gegeben hast‹.«

Darlene fügt hinzu: »Seit Jed morgens vor mir aus dem Haus geht, gebe ich ihm auch immer gerne eine von Bonnies ›Phantasien zum Mitnehmen‹ mit auf den Weg zur Arbeit. Ich sage etwa zu ihm: ›Wenn du heute deine Kaffeepause machst, Schatz, lehn dich dann einfach an deinem Schreibtisch zurück, entspann dich und stell dir vor, dass ich hinter dir stehe und dir sanft den Nacken massiere. Dann fahre ich langsam mit den Fingern durch dein Haar, während ich dich ein paar Mal zart hinters Ohr küsse. Meine Hand kommt von hinten, und meine Finger öffnen langsam dein Hemd, Knopf für Knopf. Du kannst dir die Fortsetzung der Szene so weit ausmalen, wie dir Zeit dafür bleibt, und vergiss dabei nicht, dass du sie heute Abend, wenn du nach Hause kommst, in echt mit mir wiederholen kannst.‹«

Jed lacht. »Ich freue mich immer schon auf meine Kaffeepausen! Früher hat sie mir immer Phantasien mit auf den Weg gegeben, bei denen es um Sexspiele ging: Ich sollte mir vorstellen, wie sie sich bei einer meiner Sitzungen unter dem Tisch versteckt und mich erregt. Aber ich stellte fest, dass solche Gedanken meine Konzentrationsfähigkeit zu sehr beeinträchtigen, und wenn ich nach einem Meeting vom Tisch aufstand, war ich richtiggehend verlegen! Deshalb gibt sie mir jetzt nur noch Phantasien mit, denen ich mich hingeben kann, wenn ich alleine bin.

Umgekehrt rufe ich Darlene manchmal in der Mittagspause an. Wenn sie gerade Zeit hat, wende ich einen anderen Trick an, den wir auch bei Bonnie gelernt haben: Ich gebe ihr eine ›Vorschau kommender Sensationen‹, sprich, ich beschreibe ihr, was ich abends im Bett alles mit ihr machen werde. Wenn sie keine Zeit hat, den Anruf entgegenzunehmen oder meinen erotischen Einfällen Gehör zu schenken, sage ich: ›Ich schicke dir per E-Mail eine Vorschau kommender Sensationen, du kannst ja zwischendurch mal in deine Mails schauen.‹ Wir haben beide persönliche E-Mail-Adressen, die niemand anders abrufen kann.«

Darlene und Jed geben einander auch »erotisches Feedback«, um ihre sexuellen Vorlieben optimal aufeinander abzustimmen. Sie teilen einander mit, welche Art von Berührungen und welche sexuellen Stellungen sie besonders gern mögen, was sie sich wünschen und was sie brauchen, um ihre Erregung noch mehr zu steigern. Sie achten darauf, dass sie solche Informationen sinnlich kommunizieren, statt dem anderen das Gefühl zu geben, er würde kritisiert. Wenn Darlene etwa beschreiben möchte, was sie sich in einem bestimmten Moment von Jed wünscht, sagt sie: »Weißt du, Schatz, was ich jetzt gerade am meisten brauche, ist …« Oder Jed sagt: »Süße, was du jetzt gerade machst, ist perfekt. Hör nicht auf damit!«

Am liebsten mag Darlene eine Technik, die darauf beruht, den anderen gleichsam erotisch »mitzuziehen«. So helfen die beiden einander, sich nach einem stressigen Tag zu entspannen und langsam in eine sinnlichere Stimmung hinüberzugleiten. Wenn Darlene beispielsweise gerade in einer erotisch aufgeladenen Stimmung ist, Jed aber irgendwelche anderen Dinge im Kopf hat, dann gesteht sie ihm diese Blockade zunächst zu und hört sich in aller Ruhe an, was ihm auf dem Herzen liegt.

Wenn sie ihm auf diese Weise gezeigt hat, dass sie ihn versteht und durchaus wissen möchte, wie es ihm geht, fängt sie an, ihn mit bestimmten Worten und einem dafür geeigneten Tonfall zu beruhigen und nach und nach in eine erotische Stimmung zu versetzen. (Welche einzelnen Schritte diese Technik beinhaltet, wird im vierten und sechsten Kapitel beschrieben).

Vielleicht ruft sie ihm eine schöne Zeit in Erinnerung, die sie gemeinsam verbracht haben, und schlägt vor, dasselbe noch einmal zu tun: »Schatz, erinnerst du dich noch an das kleine französische Restaurant am Strand, wo wir im letzten Mai essen waren? Das Essen war hervorragend, aber am lebhaftesten ist mir doch in Erinnerung geblieben, wie wir hinterher am Strand spazieren gegangen sind und uns auf der Promenade geliebt haben wie zwei Teenager. Vielleicht könnten wir da am Wochenende noch mal hinfahren – und noch mal dort essen … oder … andere Dinge noch mal tun.« Und vielleicht antwortet er darauf: »Mmmm, das hört sich nicht schlecht an. Aber wir können ja auch erst mal hochgehen und so tun, als lägen wir nicht in unserem Bett, sondern wie damals im warmen Sand.«

Am besten gefällt Jed eine andere Technik, die er auch in dem Kurs gelernt hat, nämlich die »Induktion erotischer Träume«. Jed und Darlene tauschen nämlich nicht nur sinnliche Morgenbotschaften miteinander aus, sondern sie versuchen auch, einander abends atemberaubende Träume mit in den Schlaf zu geben. »Ich sage zum Beispiel zu Darlene: ›Wenn du gleich einschläfst, stell dir dann vor, du badest in einer tropischen Lagune auf Haiti. Ich bin bei dir und stütze dich sanft im Wasser, so dass du dich gehen lassen kannst. Du spürst, wie gut dir das Wasser tut, das dich ganz umgibt, genau wie meine Liebe. Du kannst jetzt ruhig einschlafen, denn du weißt, dass du aus tiefstem Herzen geliebt wirst und kannst dich ganz eins mit dem Universum fühlen.‹«

Vielleicht halten Sie sich selbst nicht für besonders phantasievoll und meinen, dass es Ihnen schwer fallen würde, selbst Ideen für solche Phantasien zu bekommen. Oder vielleicht sind Sie auch ein wenig schüchtern, wenn es darum geht, erotische Phantasien, wie sie auch immer aussehen mögen, in Worte zu fassen. Keine Angst, erotisches Sprechen kann man lernen. Ob Sie von Natur aus ein sprachbegabter und phantasievoller Mensch sind oder nicht – auf den nächsten Seiten werden Sie auf jeden Fall lernen, wie sinnliches Sprechen mühelos und leicht vonstatten gehen kann.

Sie werden aber auch im erotischen Zuhören geschult werden, damit Sie die erotische Stimme Ihres Partners genauso genießen können wie den Anblick seines oder ihres Körpers. Und ob Sie selbst nun eine von Natur aus erotische Stimme haben oder nicht – Sie werden lernen, das erotische Potenzial Ihrer Stimme optimal zu nutzen. Darum geht es nun als Nächstes: was Sie tun können, um mit Ihrer Stimme, dem eigentlichen Instrument des erotischen Sprechens, die maximale anziehende und verführerische Wirkung zu erzielen.

1Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der erwähnten Personen wurden alle Namen geändert.

2. Sinnliches Sprechen

Sie sollten nie die Wirkung Ihrer Stimme unterschätzen! Sie ist ein mächtiges Instrument zur Entfesselung sexueller Leidenschaft. Beim erotischen Sprechen ist das Wie sogar noch wichtiger als das Was. Die Erfahrungen, die ich mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Workshops gemacht habe oder auch mit Menschen, die ich für dieses Buch befragt habe, scheinen das zu bestätigen. Miles zum Beispiel, ein Mann in einem meiner Kurse, machte sich große Sorgen darüber, ob er überhaupt in der Lage wäre, seine Partnerin mit Worten anzumachen. Er meinte, ihm fehlten »verbales Flair und poetische Phantasie«. Als er das erzählte, fiel mir auf, dass seine Stimmmelodie sehr schön war und dass er in einem warmen, ausdrucksstarken Tonfall sprach. Seine Stimme hatte zugleich etwas Beruhigendes und Erregendes. Ich sagte ihm, wie seine Stimme auf mich wirkte, und fragte die weiblichen Geschöpfe unter den Anwesenden, wie es ihnen ginge. Die meisten reagierten ähnlich wie ich. Eine Frau in den hinteren Reihen stand sogar auf und sagte: »Bei der Stimme würde es mich schon antörnen, wenn du nur das Alphabet aufsagen würdest!«

Umgekehrt berichtete Arthur, ein weiterer Mann aus dem Kurs, eine frühere Freundin hätte ihn immer mit ihrer hohen, dünnen, weinerlichen Stimme abgestoßen, die auch dann nicht sanfter wurde, wenn die beiden intim über Sex sprachen. Es war ihm richtiggehend schwer gefallen, von ihr erregt zu werden. Ich selbst bin auch eine Zeit lang mit einem Mann ausgegangen, der eigentlich perfekt zu mir passte, aber dessen Stimme so gequetscht und nasal klang, dass jede sexuelle Regung meinerseits davon im Keim erstickt wurde. Mein Fragenbogen zum erotischen Sprechen zeigt, dass solche Erfahrungen nicht rein individuell sind. 70 % der Frauen und 60 % der Männer sagten aus, der Klang der Stimme ihres jeweiligen Partners sei für sie wichtiger als das, was gesagt wird. Sie können also die Phantasie, den Geist und das poetische Flair eines Cyrano de Bergerac haben – wenn Sie Ihre Botschaft nicht mit einer Stimme vermitteln können, die Leidenschaft erweckt, wird Ihnen vielleicht Bewunderung zuteil, nicht aber Begehren.

Doch zum Glück gibt es eine ganze Reihe wirkungsvoller Übungen, die Schauspiel- und Gesangslehrer, aber auch Sprechtherapeuten einsetzen, um Menschen zu einer reicheren, wohlklingenderen Stimme mit größerer Klangfülle zu verhelfen. Und ein Physiologe aus Berkeley hat sogar einige ausgesprochen wirkungsvolle Methoden dafür entwickelt, die Stimme auf eine natürliche Art und Weise sexy klingen zu lassen. Sie werden später noch Gelegenheit haben, diese Methoden auszuprobieren. Hier soll es nun erst einmal um die Grundvoraussetzungen einer angenehmen Stimme gehen, um Atmung, Entspannung, Volumen, Tonhöhe, Klangfülle, Rhythmus und stimmlichen Ausdruck.

Atmung

Normalerweise, im Alltag, atmen wir die Luft »thorakal« ein, man spricht hier von Brustatmung. Für eine sonore, volle und sinnliche Stimme ist aber eine so genannte »Atemstütze« notwendig, eine Technik, die durch die so genannte Zwerchfell-Atmung erlernt werden kann. Diese Atemtechnik verleiht der Stimme aber nicht nur mehr Klangfülle, sondern besitzt noch weitere Vorteile. Sie hat eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem, verhilft zu einer größeren stimmlichen Bandbreite und ermöglicht es Ihnen, mehr Intensität in Ihre Stimme zu legen.

Joe, ein Teilnehmer einer meiner Kurse, kennt die erotischen Nebeneffekte der Zwerchfell-Atmung aus erster Hand. Er hat jahrelang nur über die Brustmuskulatur geatmet, bis er Gesangsunterricht nahm und dort die Zwerchfellatmung lernte. »Es ist erstaunlich, wie sehr die Zwerchfellatmung auch meine Sprechstimme verändert hat«, berichtete Joe den anderen Kursteilnehmern. »Meine Stimme klang immer leicht gehetzt und gepresst, was meine Freundin ziemlich gestört hat. Ich musste dauernd Luft holen, weil mir sonst immer der Atem ausging, bevor ich zu Ende gesprochen hatte. Sogar wenn ich versuchte, verbal eine erotische Stimmung herzustellen, redete ich zu schnell und konnte die Nervosität in meiner Stimme nicht richtig kontrollieren.

Manchmal rief ich sie von der Arbeit aus an und sagte irgendetwas wie: ›Hallo, Schatz, du fehlst mir, ich kann es kaum erwarten, dich heute Abend in die Arme zu schließen.‹ Und sie entgegnete: ›Ist alles in Ordnung? Du klingst so angespannt. Stimmt etwas nicht bei der Arbeit?‹ Sie reagierte damit weniger auf das, was ich gesagt hatte, als vielmehr auf die Art und Weise, wie ich es gesagt hatte.

Doch nachdem ich einige Monate lang Gesangsübungen gemacht habe, habe ich jetzt viel mehr Kontrolle über meine Stimme und deren Klang. Ich kann jetzt bewusst die Tonhöhe absenken oder langsamer und mit mehr Ausdruck in der Stimme sprechen. Zoe, meine Freundin, sagt jetzt immer, dass es sie total anmacht, wenn ich romantisch oder sexy zu ihr spreche. Das, was ich sage, und die Art, wie ich es sage, passen jetzt nämlich zusammen.«

Drei Übungen: Natürliche Zwerchfellatmung

Anhand der folgenden Übungen können Sie herausfinden, wie sich natürliche Zwerchfellatmung anfühlt.

Übung 1: Das Buch auf dem Bauch

Legen Sie sich rücklings auf den Boden, auf eine Matte oder eine harte Matratze. Spüren Sie, wie der Untergrund Ihren Körper trägt. Achten Sie darauf, wie Ihr Körper sich anfühlt, und achten Sie auch auf Ihre Atmung, ohne jedoch irgendetwas an dieser zu verändern. Legen Sie nun ein nicht zu schweres Buch auf Ihren Bauch. Wenn Sie aus dem Zwerchfell heraus atmen, wird das Buch sich bewegen. Merken Sie sich, wie es sich anfühlt, stehen Sie auf, und versuchen Sie, genauso weiterzuatmen wie vorher, mit demselben Gefühl und im selben Rhythmus.

Übung 2: Die sich ausdehnende Taille

Beugen Sie sich aus dem Stand heraus langsam vor, bis Ihr Kopf sich unterhalb der Taille befindet (Sie dürfen die Knie leicht beugen). Lassen Sie die Arme locker herabhängen, die Hände etwa 15 bis 20 cm über dem Boden. Atmen Sie langsam, ohne sich jedoch wieder aufzurichten. Achten Sie darauf, wie Ihre Bauchdecke sich im Rhythmus Ihres Atems wölbt und wieder senkt, so dass sich Ihre Taille am Rücken und an den Seiten im selben Rhythmus ausdehnt. Stellen Sie sich vor, Sie trügen einen Gürtel um die Taille und pressten dagegen an. Versuchen Sie wiederum, sich dieses Gefühl zu merken, wenn Sie sich nun wieder aufrichten und dieselbe Art von Atmung im Stehen wiederholen. Stellen Sie sich die Ausdehnung Ihrer Taille so vor, als drückten Sie damit gegen eine imaginäre Wand.

Übung 3: Der imaginäre Schlag in den Bauch

Stellen Sie sich diesmal aufrecht hin und spannen Sie die Muskulatur Ihres Zwerchfells an, so als wollten Sie einem Schlag in den Bauch standhalten. Lassen Sie dann locker. Atmen Sie so tief ein, wie Sie können, und halten Sie die Spannung einen Moment. Lassen Sie dann die Luft entweichen, während Sie langsam bis fünf zählen. Legen Sie die Zunge dabei hinter die oberen Schneidezähne, so dass ein Zischlaut entsteht. Wiederholen Sie die Übung, und zählen Sie diesmal bis zehn.

Erhöhen Sie den Einsatz immer weiter, indem Sie jeweils fünf Sekunden hinzufügen, bis Sie bei 50 angekommen sind. Wundern Sie sich nicht, wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt. Sie müssen unter Umständen einige Wochen lang täglich üben, bis Sie die 50 erreicht haben. Ihre Zwerchfellmuskulatur braucht Zeit, um sich so weit zu entwickeln, dass sie das langsamere Ausatmen entsprechend stützen kann. Wenn Sie bei den ersten Versuchen bis 20 oder 25 kommen, ist das bereits ein Erfolg.

Entspannung

Gleich wird es um verschiedene Übungen zur Entspannung der Muskeln gehen, die bei der Atmung eine Rolle spielen. Vorher ist es jedoch nützlich, den Körper insgesamt zu entspannen. Setzen Sie sich einen Moment lang in einen Stuhl und schließen Sie die Augen. Spüren Sie, wo Ihre Füße den Boden berühren, und wie die Sitzfläche des Stuhls Ihren Körper trägt. Verlassen Sie sich voll und ganz auf diese Stütze. Achten Sie darauf, ob Sie irgendwelche Verspannungen spüren, ob Sie sich irgendwo verkrampft fühlen. Versuchen Sie nicht, daran bewusst etwas zu verändern, sondern richten Sie lediglich Ihre Aufmerksamkeit auf jede einzelne dieser Zonen. Körperliche Spannungen lösen sich oft von selbst, wenn Sie nur Ihre Aufmerksamkeit auf die entsprechenden Bereiche richten. Nachdem Sie sich allen betreffenden Stellen einen Moment lang gewidmet haben, konzentrieren Sie sich noch einmal auf Ihren Stuhl und darauf, wie er Sie trägt. Achten Sie auch auf etwaige Geräusche um Sie herum, wenn Sie nun die Augen langsam wieder öffnen. Neue Sprechgewohnheiten lassen sich viel leichter erlernen, wenn Ihr ganzer Körper dabei entspannt und ausgeruht ist.

Wenn Sie sich jeden Tag zehn bis fünfzehn Minuten Zeit für die folgenden Übungen nehmen (manche davon können Sie auch beim Autofahren oder im Gehen machen), werden Sie schnell eine entspanntere und sinnlichere Stimme entwickeln.

Übung: Der Kiefer, die Zunge und die Lippen

Haben Sie schon mal versucht, einen Menschen zu küssen, der die Lippen zusammenpresste, dessen Mund wie versiegelt war? Wenn ja, dann war das sicher keine sehr angenehme Erfahrung. Jegliche erotische Energie, die Sie womöglich auf den anderen übertragen wollten, musste an dieser physischen Barriere abprallen. Andererseits kann es eine herrliche Erfahrung sein, jemanden mit weichen, geschmeidigen Lippen zu küssen, mit einem Mund und einer Zunge, die sich im Wechselspiel mit Ihrer eigenen bewegt – eine Erfahrung, bei der alle sinnlichen Gefühle frei zwischen Ihnen und Ihrem Partner hin und her fließen.

Ganz ähnlich ist es, wenn Sie Klang durch eine Öffnung hindurchschicken, die eng und begrenzt ist: Die Qualität des Klangs wird darunter leiden. Wenn der Klang jedoch entspannt und flexibel entweichen kann, kann sich seine Schönheit frei entfalten.

Schritt 1: Der Kiefer

Stellen Sie sich aufrecht hin und lassen Sie Ihren Unterkiefer herunterklappen, so dass zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen eine Lücke von zwei bis drei Zentimetern entsteht. Öffnen und schließen Sie nun den Mund zwanzigmal, wobei zwar Ihre Lippen, nicht aber Ihre Zähne aufeinander treffen sollen. Das wird sich zunächst komisch anfühlen und auch nicht sehr elegant aussehen, aber es ist eine gute Vorbereitung für eine optimale Öffnung des Kieferraums.

Schritt 2: Die Zunge

Öffnen Sie den Mund möglichst weit und berühren Sie mit der Zungenspitze die unteren Schneidezähne. Lassen Sie dann die Zunge nach oben schnellen, so dass sie hinter den oberen Schneidezähnen den harten Gaumen berührt. Lassen Sie danach die Zungenspitze wieder hinter die unteren Schneidezähne zurückfallen. Wiederholen Sie diese Übung zwanzigmal.

Schritt 3: Die Lippen

Berühren Sie mit der Zungenspitze die unteren Schneidezähne, und machen Sie den Mund weit auf. Stellen Sie sich vor, jemand würde Ihnen einen Bleistift in den Mund stecken wollen. Runden Sie die Lippen, so dass er gerade hindurchpassen würde. Schieben Sie die gerundeten Lippen leicht vor und flüstern Sie »Huuh!« Achten Sie darauf, wie es sich anfühlt, wenn Ihre Lippen diesen Laut formen und Sie den Klang durch Ihren Mund nach außen treten lassen. Atmen Sie einmal durch und wiederholen Sie die Übung. Beim ersten Mal genügen zehn Wiederholungen, zukünftig sollten es 20 sein.

Lautstärke

Sprechen Sie leise! Das hört sich ziemlich selbstverständlich an, wird aber oft nicht beherzigt. Kelly, eine Frau, die ich für dieses Buch interviewt habe, hatte einmal einen Freund, der professioneller Radiosprecher war und eine kräftige, sonore Stimme hatte, mit der er auch ohne Mikrophon mühelos einen großen Raum füllen konnte. Sie hörte ihn wirklich gerne sprechen – außer, wenn sie miteinander im Bett waren! Im Eifer des Gefechts kam es vor, dass er ihr ins Ohr sagte, wie leidenschaftlich er sie begehre, und ihr platzte fast das Trommelfell! Zum Glück war sie in der Lage, ihn dazu zu bringen, leiser zu sprechen, ohne dass er sich angegriffen fühlte. Sie sagte zu ihm: »Du hast eine wundervolle Stimme, aber ich glaube, ich fände es sehr sexy, wenn du mal ganz leise und sanft sprechen würdest.«

Ted, ein Mann aus einem meiner Workshops, dessen Freundin Gedichte schreibt, die auch veröffentlicht sind, erzählte, dass er es immer sehr erregend findet, wenn sie ihm leise erotische Verse ins Ohr flüstert. »Wenn sie mir die Gedichte mit ihrer normalen Stimme vorliest, erregt es mich auch ein bisschen, aber wenn sie sie mir ins Ohr flüstert, dann macht es mich total wild!«

Übung: Sexuelles Interesse in der richtigen Lautstärke bekunden

Mitten in einer nichtsexuellen Konversation können Sie ein erotisches Signal geben, indem Sie von normaler Lautstärke in gedämpften Ton verfallen.

Fragen Sie Ihren Partner (oder einen guten Freund, dem Sie vertrauen und von dem Sie ein ehrliches Feedback zu erwarten haben): »Wenn wir beide noch nichts vorhaben, was machen wir denn dann noch aus dem Abend?« Stellen Sie die Frage zunächst in ganz normaler Gesprächslautstärke. Dann wiederholen Sie sie, und probieren Sie beim zweiten Teil, »was machen wir denn dann noch aus dem Abend?«, die Lautstärke zu dämpfen. Versuchen Sie schließlich, die gesamte Frage in gedämpftem Ton zu stellen.

Wenn Sie keinen Partner haben und keinen Freund oder keine Freundin, die für diesen Test geeignet wäre, nehmen Sie sich selbst auf Kassette auf. Dann können Sie sich das Ergebnis hinterher anhören. Welche der drei Versionen klingt in Ihren Ohren am meisten nach einer erotischen Verführung?

Tonhöhe

Die tiefen Register der menschlichen Stimme werden meist für sinnlicher gehalten als die hohen. Anspannung wirkt sich auch auf die Stimmbänder aus, die dann einen höheren Klang hervorbringen als im entspannten Zustand. Deshalb wird eine hohe Stimme auch oft mit Angst oder Unsicherheit in Verbindung gebracht. Bei Menschen, die von Natur aus tiefe Stimmen haben, fällt Anspannung stimmlich normalerweise nicht sonderlich auf. Aber auch wenn Sie von Natur aus keine Bass- oder Bariton-Sprechstimme haben, können Sie viel für die Erweiterung der Bandbreite ihres Stimmregisters tun.

Das war auch die Erfahrung Celias, die in einem Callcenter arbeitet. Acht Stunden täglich muss sie telefonieren. Bei so viel stimmlicher Belastung verwundert es nicht, dass sie zwar morgens um sieben mit einer angenehm tiefen Stimme aufwacht, aber abends um sechs mit einer hohen und angespannten Stimme nach Hause kommt. Einmal rief ihr Freund sie abends an und erkannte ihre Stimme nicht wieder. Als sie ihm versichert hatte, dass sie tatsächlich selbst am Apparat war, sagte er: »Okay, könnte ich dann bitte die Celia mit der wundervollen Morgenstimme sprechen?« Dieses Mal konnte Celica ihm nicht weiterhelfen, doch dann fand sie heraus, dass die Übungen zur Entspannung und zum Tiefer-Sprechen, die ich unten wiedergebe, ihr eine große Hilfe waren. Seit sie zweimal täglich diese Übungen macht, kann sie ihre Morgenstimme über den ganzen Tag hinweg retten.

Übung 1: Tiefer sprechen

Um die Tonhöhe Ihrer Stimme auf natürliche Weise zu senken, summen Sie bitte zunächst eine absteigende Tonfolge. Achten Sie darauf, dass der Klang Resonanz hat. Dies ist der Fall, wenn im Bereich der Lippen und unterhalb der Nase ein leichtes Kitzeln von der Vibration spürbar ist. (Eine gute Resonanz ist für eine optimale Stimmqualität unerlässlich.)

Summen Sie nun erneut eine absteigende Tonfolge, doch konzentrieren Sie sich diesmal auf Ihren Körper. Je tiefer Sie kommen, desto mehr wird sich die Vibration vom Kopf in den Brustkorb verlagern. Finden Sie heraus, wo dieser Übergang liegt, und fangen Sie an, in genau dieser Tonhöhe zu sprechen, mit maximaler Resonanz, so als würden Sie ein Lied singen, das aus einer einzigen, immer wiederholten Note besteht. Merken Sie sich diesen Referenzton und probieren Sie, ob Sie nun auch mit der ganzen Bandbreite normalen sprachlichen Ausdrucks sprechen können, ohne mit der Stimme wieder nach oben zu gehen.

Machen Sie diese Übung zum ersten Mal, dann kann es hilfreich sein, wenn Ihr Partner oder ein guter Freund seine Hand leicht auf Ihren Rücken legt. Wenn er die Vibration Ihrer Stimme in Ihrem Rücken spürt, während der Klang von Ihrem Kopf in den Brustkorb wandert, dann machen Sie die Übung richtig. Außerdem gibt es Ihnen wahrscheinlich ein gutes Gefühl, eine vertraute Stütze in Ihrem Rücken zu spüren, wodurch Sie Ihre Stimmbänder leichter entspannt halten werden.

Übung 2: Den Rachenraum weiten

Eine andere Methode zur Senkung der Tonhöhe besteht im Öffnen und Entspannen des Rachenraums. Öffnen Sie Mund und Kiefer so, als wollten Sie gähnen. Halten Sie die Zunge flach unten. Legen Sie sich zum Fühlen die Hand an den Hals.

Suchen Sie sich im Bereich mittlerer Tonhöhe einen Anfangspunkt aus, und summen Sie auf den Laut »ah« eine Tonfolge abwärts, bis Sie an Ihrem tiefsten Punkt angekommen sind. Halten Sie den Rachenraum locker und entspannt. Fühlen Sie die Vibrationen Ihrer Stimmbänder an der Hand? Genießen Sie das Gefühl. Wiederholen Sie dann die Übung, doch sagen Sie nun nicht mehr »ah«, sondern nehmen Sie Zahlen von eins bis zehn.

Resonanz

Melissa, Marketing-Beraterin und Autorin, führte einmal eine zehn Monate währende Beziehung übers Telefon, weil sie sich in die wunderbare, sonore Stimme des Betreffenden verliebt hatte. Er hatte sie ursprünglich angerufen, um sich von ihr ein Buch schicken zu lassen, das sie über Marketing geschrieben hatte, aber sie war so verzaubert von seiner Stimme, dass sie schließlich anderthalb Stunden lang mit ihm sprach! Obwohl sie sich nie persönlich kennen lernten, sprachen sie innerhalb der nächsten zehn Monate einmal in der Woche abends etwa zwei Stunden lang miteinander. Ob es nun alltägliche, philosophische oder romantische Gespräche waren – Melissa fühlte sich jedes Mal wieder ruhiger und sicherer, nachdem sie sich eine Weile lang ganz seiner warmen, vollen Stimme hingegeben hatte.

Was genau ist Klangfülle? Eine Stimme, deren Klang Resonanz hat, die satt und voll klingt, ist reich an Obertönen. Es ist jener runde Klang, wie man ihn von den Stimmen der Radiosprecher kennt. Die Vibrationen einer obertongesättigten Stimme können tatsächlich eine beruhigende, entspannende Wirkung auf den Zuhörer haben, so wie es auch bei Melissa der Fall war, als sie mit ihrem Geliebten in der Ferne telefonierte. In Kombination mit der richtigen Tonhöhe und dem richtigen Ausdruck kann so eine Stimme sehr leicht sinnliche Gefühle aufkommen lassen. Die magische Zutat eines vollen Klangs ist die so genannte Kopfresonanz. Auch im Kopf kann man nämlich stimmliche Vibrationen spüren. Vor allem in der »Maske« (Gesichtsbereich vorne), in der Nase, auch in den Wangenknochen und der »Glocke« (Schädeldach), im Kiefer etc. Die Kunst besteht darin, so zu sprechen, dass der Klang der Stimme in diesen Bereichen verstärkt wird.

Übung 1: Summen

Eine gute Übung zur besseren Ausnutzung der Kopfresonanz ist das Summen – etwas, das viele von uns unbewusst mehrmals am Tag tun. Wenn Sie also wieder einmal Lust bekommen zu singen, tun Sie’s nicht. Summen Sie stattdessen! Und wieder sollten Sie dabei Ihren Stimmapparat und Ihren ganzen Körper entspannen und die Vibrationen genießen.

Übung 2: Vibrierende Laute

Noch eine sehr effektive Möglichkeit, die Kopfresonanz zu steigern und die Voraussetzungen für eine vollere Stimme zu schaffen, besteht darin, den Satz »Milch macht müde Männer munter« in auf- und absteigender Tonhöhe zu singen. Betonen Sie dabei die »m«-Laute und halten sie die Vokale kurz. Wenn Sie es richtig machen, sollte es an den Lippen kitzeln.

Wenn Sie nicht gern singen oder Probleme damit haben, den Ton zu halten, können Sie auch einzelne Wörter aus diesem Satz für sich nehmen und in verschiedener Tonhöhe aussprechen. Betonen Sie auch dann die »m«-Laute. Fangen Sie in einem tiefen Register an, probieren Sie dann eine mittlere Tonhöhe aus, und wechseln Sie auch einmal in höhere Bereiche Ihres stimmlichen Spektrums. (Aber versuchen Sie nicht, Lagen zu erreichen, die Ihnen nicht liegen.)

Übung 3: Die Zunge entspannen

Bei einer weiteren Übung zur Senkung der Stimmhöhe und zur Verbesserung der stimmlichen Resonanz geht es um die Entspannung der Zunge, vor allem des Zungenrückens, wie die Zungenoberseite genannt wird. Am einfachsten geht das, in dem Sie Ihre Aufmerksamkeit auf diesen Bereich richten. Ohne bewusst etwas verändern zu wollen, sollten Sie einfach darauf achten, wie sich der Zungenrücken anfühlt, ob dort irgendwelche Verspannungen spürbar sind.