Wyatt Earp Classic 91 – Western - William Mark - E-Book

Wyatt Earp Classic 91 – Western E-Book

William Mark

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Beschreibung

"Vor seinem Colt hatte selbst der Teufel Respekt!" (Mark Twain) Der Lieblingssatz des berühmten US Marshals: "Abenteuer? Ich habe sie nie gesucht. Weiß der Teufel wie es kam, dass sie immer dort waren, wohin ich ritt." Diese Romane müssen Sie als Western-Fan einfach lesen! Es war in einer heißen Augustnacht des Jahres 1883. In Tucumcari, New Mexico, im Qui County. Halbom Chester war damals genau neunzehn Jahre alt. Sein Bruder Ed war ganze siebzehn. Und Frank Macirian war achtzehn. Die drei Burschen hatten bis zu diesem Tage sieben Meilen vor der Stadt auf der Gloster-Ranch als Peons gearbeitet. Tucumcari war eine ganze Stadt, und man sah ihr an, daß sie auch Bewohner hatte, die wohlhabend genannt werden konnten. So zum Beispiel Dandyson, der Wollweber. Filipo Gonzales, der Pferdehändler. Und Martin Hartman, der die Nagelhütte besaß. Auf diese drei Männer hatte es Halbom Chester abgesehen. Weniger auf die Männer, als auf deren Kinder! Auf den vierjährigen John Dandyson, den fünfjährigen Juan Gonzales und die vierjährige Erica Hartman. Halbom Chester hatte den Gedanken gehabt, diese drei Kinder zu rauben, sie in den nahen Llano zu verschleppen, und die wohlhabenden Väter um ein Lösegeld zu erpressen, das sich gewaschen haben sollte. Die beiden Chester Brothers und ihr Mitschuldiger Macirian, deren Fotografien heute noch in den Kriminal-Instituten der Vereinigten Staaten aufbewahrt werden, hatten einen großen und unerhört schwierigen Coup durchzuführen. Niemals zuvor hatte ein Mensch im weiten Westen auch nur etwas annähernd Gefährliches unternommen. Halbom Chester, der Kopf des Banditen-Trios, hatte alles bis ins kleinste geplant. In wochenlanger Arbeit. Und obgleich er bis zu diesem Tage nicht ein einziges Mal der Ranch, seiner Arbeitsstätte, ferngeblieben war, hatte er alles genau ergründet und durchkalkuliert. Alle Möglichkeiten hatte er überdacht – bis auf eine.

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Wyatt Earp Classic – 91 –

Duell mit Cassidy

William Mark

Es war in einer heißen Augustnacht des Jahres 1883.

In Tucumcari, New Mexico, im Qui County.

Halbom Chester war damals genau neunzehn Jahre alt. Sein Bruder Ed war ganze siebzehn. Und Frank Macirian war achtzehn.

Die drei Burschen hatten bis zu diesem Tage sieben Meilen vor der Stadt auf der Gloster-Ranch als Peons gearbeitet.

Es waren schon andere vor ihnen auf den Gedanken gekommen, dessen Verwirklichung den Westen schockieren sollte, aber es blieb dem texanischen Peon Halbom Chester vorbehalten, ihn in die Tat umzusetzen…

Tucumcari war eine ganze Stadt, und man sah ihr an, daß sie auch Bewohner hatte, die wohlhabend genannt werden konnten.

So zum Beispiel Dandyson, der Wollweber.

Filipo Gonzales, der Pferdehändler.

Und Martin Hartman, der die Nagelhütte besaß.

Auf diese drei Männer hatte es Halbom Chester abgesehen.

Weniger auf die Männer, als auf deren Kinder!

Auf den vierjährigen John Dandyson, den fünfjährigen Juan Gonzales und die vierjährige Erica Hartman.

Halbom Chester hatte den Gedanken gehabt, diese drei Kinder zu rauben, sie in den nahen Llano zu verschleppen, und die wohlhabenden Väter um ein Lösegeld zu erpressen, das sich gewaschen haben sollte.

Die beiden Chester Brothers und ihr Mitschuldiger Macirian, deren Fotografien heute noch in den Kriminal-Instituten der Vereinigten Staaten aufbewahrt werden, hatten einen großen und unerhört schwierigen Coup durchzuführen. Niemals zuvor hatte ein Mensch im weiten Westen auch nur etwas annähernd Gefährliches unternommen. Halbom Chester, der Kopf des Banditen-Trios, hatte alles bis ins kleinste geplant. In wochenlanger Arbeit. Und obgleich er bis zu diesem Tage nicht ein einziges Mal der Ranch, seiner Arbeitsstätte, ferngeblieben war, hatte er alles genau ergründet und durchkalkuliert.

Alle Möglichkeiten hatte er überdacht – bis auf eine.

Und genau die sollte eintreten…

Die Zeit, in der der ältere Chester seinen Coup geplant hatte, war nicht einmal sehr lange gewesen: sieben Wochen. In dieser Zeitspanne hatte er alles zusammengetragen, was er zu seinem Plan brauchte.

Erst als das alles bereit war, weihte er seinen Bruder ein.

Der schaute ziemlich dumm drein, als Halbom ihn an einem heißen Julitag fragte: »Was hältst du von Dollars, Ed?«

»Von… Dollars?«

»Ja, von einer Menge Dollars!«

Ed lachte stumpf.

»Eine ganze Menge, ist doch klar.«

Halbom stützte sich mit dem linken Fuß auf das unterste Brett des Corralgatters und zündete sich eine Zigarette an.

»Was würdest du dazu sagen, wenn ich einen Weg wüßte, wie man zu einer Menge Dollars kommt?«

»Was ich dazu sagen würde?« Ed blickte den Bruder argwöhnisch an und knurrte, indem er einen halben Schritt zurückwich: »Du, wenn du etwa mit dem Gedanken spielst, mich wieder um meinen Lohn zu erleichtern, für deine verdammte Pokerei, hast du dich geirrt. Ich habe zweiunddreißig Bucks im Monat, das weißt du, drei Bucks weniger als du – und ich habe ein Paar neue Stiefel kaufen müssen. Der Mutter habe ich zehn Dollar geschickt und für den Rest wollte ich mir ein neues Halstuch kaufen. Du weißt ja, daß ich meines verloren habe.«

»Unsinn…«

»Nichts da! Ich habe nichts zu geben! Ich rauche schon nicht, weil ich mir die Boots kaufen mußte. Und da soll ich dir meine letzten Kröten abgeben? Nein, laß mich zufrieden! Komm, wir müssen die Gäule zur Schmiede in Tucumcari bringen. Wenn Frank sieht, daß wir hier herumtrödeln, kriegt er einen Anfall.«

Halbom winkte ab.

»Frank steht vorn an der Tenne und linst zu der Wäschewiese hinüber. Lolilta, die rote Hexe, hängt da Handtücher auf. Da hat er keine Zeit für andere Dinge. Und nun gib acht, es ist gut, daß wir heute wieder in die Stadt müssen, denn dann kann ich dir gleich alles an Ort und Stelle erklären…«

Sie mußten häufig in die Stadt, da es immer wieder Dinge gab, die dort beschafft werden mußten. Und da sie zu den jüngsten Cowboys gehörten, war das ihre Aufgabe. Übrigens, richtige Cowboys waren sie noch nicht und wären sie vermutlich auch nie geworden. Es waren einfache Pferdeknechte, wie es sie überall im Westen gab. Ein echter Cowboy sah auf einen Peon noch ziemlich verächtlich hinunter.

Die beiden Chesters stammten aus der kleinen Stadt Morton im Cochran County drüben in Texas. Sie arbeiteten beide seit einigen Jahren bei Gloster und schienen gar nicht den Ehrgeiz zu haben, jemals etwas anderes zu werden als höchstens Cowboys.

Als Halbom dem Bruder auf dem Ritt in die Stadt seinen Plan unterbreitetet hatte, durch den er zu »einer ganzen Menge« Bucks kommen wollte, hielt Ed seinen Wallach an und starrte dem Bruder entgeistert ins Gesicht.

»Sag mal – stimmt bei dir vielleicht plötzlich irgend etwas da oben nicht mehr?«

Nach einer halben Stunde sagte er nichts mehr, sondern hörte nur noch schweigend seinem älteren Bruder zu, der es verstand, dem etwas beschränkten Ed das Bild der Zukunft in bunten Farben auszumalen.

»Und außerdem«, schloß er seine Vorstellung, »was geschieht denn schon? Was haben wir denn Schlechtes vor? Wollen wir etwa einen Mord begehen? Nein, im Gegenteil, wir haben etwas Gutes vor. Wir werden eine große Ranch aufbauen, die uns gehört, auf der wir nicht dreckige, verachtete Pferdeknechte sind, sondern die Bosse, die Herren, die Besitzer! Verstehst du? Der lumpige Peon Bestman Frank Macirian wird sich dann vielleicht noch mal beide Hände an seiner ledernen Hose abwischen und den Hut ziehen, um bei uns einen Job zu bekommen…«

Immer weiter trieb Halbom den Bruder in seine eigene Vorstellungswelt hinein.

»Dazu brauchen wir eben Geld, das wir nicht einmal stehlen werden, sondern das wir uns nur leihen. Was ist denn schon dabei? Wir bringen niemandem Schaden damit. Eines Tages, wenn der erste größere Gewinn abfällt, schicken wir den drei Leuten ihre Dollars zurück. Na, ist das vielleicht was Schlechtes?«

Er rieb sich das Kinn und dachte nach; das fiel ihm offensichtlich schwer.

»Ja, wenn du es so darstellst? Vielleicht hast du recht, vielleicht ist das ein Weg, zu etwas zu kommen. Ich habe auch keine Lust, ewig für den alten, tauben Gloster den Roßmist aufzulesen und wegzufegen.«

»Na also!«

Sie hatten indessen die Stadt erreicht.

Vom linken Vorbau kam der Sheriff, ein mittelgroßer, ernstgesichtiger Mann von untersetztem Körperbau mit langen Armen.

Als Ed ihn sah, zuckte er unwillkürlich zusammen.

»Nein«, keuchte er, »nein, Hal, das rollt nicht! So etwas geht eben doch nicht. Die Sache stinkt irgendwie…«

Und das begründete später seine Schuld. So einfältig er war, der junge Eddi Chester, er war nicht so dumm, als daß er die Gefahr und die Unrechtmäßigkeit des ganzen Plans nicht hätte begreifen können.

Halbom lachte den Bruder aus.

»Du bist ein Tagträumer, Ed! Bleib es meinetwegen. Und bleib meinethalben für die nächsten vierzig Jahre Mistknecht bei dem alten Gloster und seinem hochnäsigen Sohn, der dir heute schon nachspuckt und dir später, wenn er erst mal die Ranch übernommen hat, mit der Peitsche Antworten auf deine Fragen und seine Befehle an dich mit dem Revolver geben wird.«

Ed sann wieder nach. Und es fiel ihm diesmal nicht leichter.

»Wenn man es richtig bedenkt, ist schon was Wahres dran, Hal. Aber müssen es unbedingt Kinder sein, wo wir doch so gar nichts von Kindern verstehen?«

»Wovon verstehen wir denn etwas, he? Willst du vielleicht die Großmütter dieser Halunken mitschleppen? Oder ihre Frauen? Dafür geben sie nichts! Im Gegenteil, sie würden am Ende froh sein, sie losgeworden zu sein. Nein, nein! Nur für ein Kind gibt ein reicher Mann etwas aus! Glaub es mir. Ich habe lange darüber nachgedacht.«

Und das wollte für Ed etwas bedeuten.

Der Bruder war ein kluger Mann, der konnte denken. Oft genug hatte es der Lehrer und auch der Vater daheim und sogar schon die Leute hier auf der Ranch gesagt.

Halbom Chester ist ein kluger Kopf, sagten sie.

Nein, er war gerissen, verderbt bis in seine Seele hinein. Aber das wußte damals noch keiner…

Ed machte noch einige Einwände. Beispielsweise wollte er wissen, weshalb denn gleich alle drei Kinder auf einmal entführt werden sollten, statt nacheinander, was doch weniger Ärger mit sich bringen müßte.

Halbom antwortete ihm: »Wenn wir ein Kind entführt haben, wird es uns niemals wieder gelingen, ein zweites Kind zu entführen. Nein, es muß gleich beim erstenmal ein größerer Schlag sein. Und ehe sie sich besinnen, müssen wir das Geld haben.«

Vielleicht sollte man denken, daß ein Peon nicht sehr weit mit solchen Plänen gekommen wäre. Well, aber Halbom Chester war eben kein gewöhnlicher Peon. Er war ein geriebener Verbrecher, der zu allen Zeiten und an jedem Ort der Welt unter allen Umständen und allen Bedingungen seinen Coup gelandet hätte. Hier im Wilden Westen unter den gegebenen Umständen mit den vorhandenen Mitteln…

In der Nacht, nachdem Ed es erfahren hatte, schlief er nicht. Ruhelos wälzte er sich auf seinem Lager hin und her, bis ihn Halbom, der neben ihm lag, anstieß und ihm ins Ohr flüsterte: »Lieg endlich ruhig, Mensch, du machst ja das ganze Bunkhaus noch wach.«

Drüben neben der Tür knarrte das unterste Bett.

Da schlief Frank Macirian, der Peon Bestman.

Macirian stammte aus Arizona und war für sein Alter ein hervorragender Arbeiter. Der Boß hatte ihn nicht umsonst zum Bestman der Peons ernannt, die allerdings mit der Cowboy Crew, die nebenan im großen Bunkhaus schlief, so gut wie nichts zu tun hatten.

Randolph Gloster hatte siebzehn Cowboys und neun Peons.

Macirian, der Anführer der Peons, kannte seine Leute recht gut. Und wenn er auf einen Burschen scharf war, dann auf den ältesten Chester. Der gab ihm zu glatte Antworten, führte zu ölige Reden und hatte ein zu lächelndes Gesicht, als daß er ihm hätte trauen können. Aber nie war es ihm gelungen, Halbom irgendwie an die Karre zu fahren. Viel zu sehr war Hal in allem auf der Hut.

Und wenn man jetzt, in dieser Stunde, dem tüchtigen Bestman der Gloster Ranch gesagt hätte, daß er bei dem als Chester Coup bald darauf berüchtigten Verbrechen als dritter Mann mitwirken würde, hätte er ganz sicher laut und schallend aufgelacht.

Nach drei Tagen kam Ed dem Bruder mit der Frage: »Aber wir brauchen doch drei Wagen.«

»Eben.«

»Und woher willst du die nehmen?«

»Frank wird sie uns besorgen.«

»Frank? Bist du verrückt?«

»Absolut nicht.«

Ed schluckte schwer.

»Du willst Frank… Macirian mitmachen lassen?«

»Wir brauchen ihn.«

»Wozu?«

»Weil er bei Gonzales aus und ein geht, wegen der Pferde, weil bei Gonzales der Fall am schwierigsten liegt – und weil wir ganz einfach noch einen dritten Mann brauchen.«

»Aber du glaubst doch nicht im Ernst, daß Frank mitmacht?«

»Ich bin sogar überzeugt davon.«

Nein, das konnte Ed denn doch nicht glauben. Er hatte eben nicht mit der Niedertracht seines Bruders gerechnet.

Eines Abends nahm Hal den Bruder am Arm und führte ihn über die an der Außenwand der Scheune emporführende Treppe auf die Tenne.

»Da, siehst du die beiden da unten?«

Ed sah mit weiten Glotzaugen auf den Mann hinunter, der unten im unüberdachten Häckselraum bei dem Mädchen Lolita stand.

Bei Lolita Gloster. Der einzigen Tochter des Rangers!

Sie war im Gegensatz zu ihrem Bruder freundlich und außerdem aufreizend hübsch.

»Nein«, kam es tonlos über Eds Lippen. »Wenn das Ernest wüßte!«

Ernest Ginger war der Vormann der Gloster Ranch und wurde von dem Rancher, der sein entfernter Verwandter war, als zur Familie gehörig betrachtet. Der einunddreißigjährige Cowboy war ein prächtiger Bursche, und er hätte auf jeder anderen Ranch den gleichen Posten haben können, aber er blieb wegen der schönen Lolita, die ihm der Rancher als Frau versprochen hatte, wenn sie erst achtzehn sein würde.

Lolita hatte dem Vormann auch schöne Augen gemacht – bis der gutaussehende junge Macirian auf die Ranch kam. Sofort verliebte sich das haltlose, allzu schnell entflammbare Mädchen in den neuen Peon, der bald Bestmann wurde. Aber niemand wußte von dem Verhältnis der beiden – außer Halbom Chester, der die Schärfe des Bestmans mit seinem Wissen in Schach gehalten hatte.

Jetzt richtete sich Hal auf, stemmte die Arme in die Hüften und spreizte die Beine.

»Frank!«

Die beiden jungen Menschen unten im Häckselraum fuhren zusammen.

Entgeistert starrten sie in das Dunkel der Tenne.

»Um Himmels willen!« stöhnte das Mädchen, »laß mich los, Frank! Wenn Ginger etwas erfährt, bringt er uns beide um.«

Aber der Peon hielt Lolita Gloster fest.

»Wer ist da oben?«

»Ich, Hal Chester.«

»Hal?« keuchte der Bestman bebend vor Zorn. »Verdammter Spitzel! Ich drehe dir die Luft ab! Komm runter, Mensch! Ich werde dich fertigmachen, wie…«

»Reiß den Rand nicht so weit auf«, mahnte ihn der Texaner.

»Frank«, flehte das Mädchen, »laß mich doch los! Der Peon da oben schreit ja so laut, daß man es drüben auf dem Hof hören muß.«

»Komm runter, Chester!«

»Kannst du haben.«

Hal stieß seinen Bruder, der über der Bodenluke hockte, an.

»Nimm deinen Revolver.«

»Aber…«

»Ruhe!« Hal stieg die Leiter hinunter auf den Heuboden und klomm von dort in den Häckselraum.

Zitternd schob sich das Mädchen hinter Macirian.

»Es ist sicher besser, wenn Miß Gloster uns allein läßt«, meinte Hal feixend.

Am liebsten hätte Frank ihn jetzt niedergeschlagen.

»Was willst du?«

»Ich sah euch zufällig…«

»Zufällig«, stieß Frank bebend vor Wut hervor und stürzte sich auf den Peon.

Aber Hal schleuderte ihn mit einem ruhigen Konterschlag zurück.

Frank prallte mit dem Rücken so hart gegen die Häckselkiste, daß er aufstöhnte vor Schmerz. Dann kam er zurück.

»Warte, ich mache Schnittstroh aus dir, du Halunke! Du hast Pech gehabt…«

»Was würde Ginger dazu sagen?« fragte Chester rasch.

Mitten im Sturmlauf hielt der Arizonamann inne und starrte Halbom an.

»Was hast du gesagt?«

»Du hast es doch gehört.«

»Well.« In Macirians Augen blitzte es gefährlich auf. »Du hast Pech gehabt, Hal. Mich machst du nicht fertig. Niemand weiß etwas davon, und wir beide werden sagen, daß du lügst. Wollen doch sehen, wem der Boß eher glaubt!«

»Der Boß? Hm, und Ginger?«

Das Mädchen hatte sich bis zur Tür zurückgeschoben.

»Frank, laß ihn in Ruhe!«

»Dieser Schuft! Ich habe immer gewußt, daß hinter dem Burschen etwas Übles steckt. Ich knalle ihn nieder! Einfach nieder! Dann ist alles…«

Er hatte den Revolver aus dem Halfter gerissen und stieß ihn auf Hal vor.

Da drang das harte, knackende Geräusch eines gespannten Revolverhahnes von der Tenne herunter.

Macirian zuckte zusammen.

Hal grinste ihn böse an.

»Na, wie steht’s, soll Lolita nicht gehen?«

Da rannte das Mädchen hinaus.

Stumm standen die beiden Männer einander gegenüber.

»Wer ist da oben?« keuchte der Bestman und starrte in die Dunkelheit, in der er natürlich niemanden erkennen konnte.

»Steck den Revolver weg«, herrschte ihn Hal gelassen an.

Es war der erste Befehl, den er Macirian gab.

Der Bestmann kam der Aufforderung nach, denn er hatte keine andere Wahl.

»Was willst du von mir?« brach es heiser von seinen Lippen.

Hal sah ihn herausfordernd an. Er hatte die Hände wieder in die Hüften gestützt und die Beine gespreizt.

»Verdammter Spieler!« belferte Macirian. »Ich weiß schon, du willst Geld. Erpressen willst du mich.«

Schweigend blickte Hal ihn an.

»Wer ist oben?« Wieder blickte der Bestman in das ungewisse Dunkel hinauf, aus dem er mit einer Schußwaffe bewacht und bedroht wurde.

Jetzt zeigte Halbom Chester seine ganze gefährliche Kälte. Er ließ den anderen zappeln.

»Was willst du von mir, Mensch? Mach endlich das Maul auf!« brüllte ihn Macirian schließlich an.

Hal ließ sich auf einer kleinen Kiste nieder und beobachtete den anderen scharf.

Da riß der Bestman einige Dollarstücke aus seiner Gürteltasche und warf sie dem anderen vor die Füße.

Achtlos versetzte Hal den Münzen einen Tritt und schleuderte sie in einen Strohhaufen.

Macirian zitterte am ganzen Leib.

»Ich bringe dich um!« preßte er durch die Zähne.

»Großmaul!«

Noch einmal stürmte Frank heran. Da federte Hal hoch, konterte ihn hart mit seiner Linken und schleuderte dem zur Seite Taumelnden einen schweren rechten Haken an den Schädel.

Frank Macirian brach in die Knie.

Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden und schüttelte den Kopf.

»Damned…, ich habe dich unterschätzt!« brach es endlich über seine Lippen.

»Scheint mir auch so.«

Der Arizonamann richtete sich auf.

»Also, sag endlich, was du willst!«

»Hat Zeit. – Ed, du kannst runterkommen!« rief Hal dann hinauf in die Tenne.

Sein Bruder kam geräuschvoll die große Leiter auf den Heuboden hinunter. Von dort blickte er auf die beiden, ohne auch die kleine Leiter in den Häckselraum hinabzusteigen.

»Komm nur, Ed«, ermunterte ihn der Bruder. »Frank beißt nicht. Sagen wir: nicht mehr!«

In ohnmächtiger Wut mußte sich der Bestmann diesen Hohn gefallen lassen.

Jetzt kam Eddie ganz hinunter zu den beiden und blieb dicht neben dem Bruder stehen. Aus großen, unsicheren Augen musterte er den Arizonamann.

»Nein, Hal, das ist doch kein Mann für uns«, meinte er schließlich.

»Halt dein Mund«, wies ihn der Bruder zurecht.

Macirian legte den Kopf auf die Seite.

»Was war das eben?«

»Wirst du schon noch erfahren.«