Wyatt Earp Classic 92 – Western - William Mark - E-Book

Wyatt Earp Classic 92 – Western E-Book

William Mark

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Beschreibung

"Vor seinem Colt hatte selbst der Teufel Respekt!" (Mark Twain) Der Lieblingssatz des berühmten US Marshals: "Abenteuer? Ich habe sie nie gesucht. Weiß der Teufel wie es kam, dass sie immer dort waren, wohin ich ritt." Diese Romane müssen Sie als Western-Fan einfach lesen! Mit harten Augen blickte der Reiter in die Talsenke auf die wenigen Rinder, die am Creek weideten. Roger Elliot war dreiundzwanzig. Er hatte eine mittlere Figur, schlanke Hüften und lange, schlaksige Beine. Niemals hatte ihn jemand ohne seidene Krawatte und weißes Hemd gesehen. Er kehrte den Sohn des wohlhabenden Ranchers heraus. So hatte er sich eigens aus Arizona eine echte Jacarilladecke kommen lassen und sie unter den mit dem Brandzeichen der Ranch verzierten Sattel gelegt. Sein Fuchshengst war hochbeinig und von edler Rasse. Alles an dem jungen Elliot wirkte aufgeputzt und gewollt. Roger wurde von jedermann im County gefürchtet. Außer von den Barrings. John Barring war im gleichen Jahr, ja, im gleichen Monat wie der Rancher James Elliot, Rogers Vater, in das Land zwischen dem Red Rock und dem Black Trail im Beaverhed County in der südwestlichen Ecke Montanas gekommen. Anfangs waren die beiden Männer miteinander befreundet. Jeder baute seine kleine Ranch auf. Sieben Meilen nur trennten ihre Höfe voneinander. Da lernten sie eines Tages in Dillon, der einzigen Stadt weit und breit, June Halloway kennen. Die hübsche Mayortochter tanzte mit beiden auf dem Fest, das Mayor Gallard zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstag gegeben hatte. Und dann wußten beide, daß sie das Mädchen liebten. Aber June konnte nur einen erhören – und nahm den stilleren, besonneren Mann, den Schotten Barring. Von diesem Tag an war die Freundschaft der beiden Männer zu Ende. Die hübsche junge June Barring war sehr unglücklich darüber.

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Wyatt Earp Classic – 92 –

Gold im Silver Creek

William Mark

Mit harten Augen blickte der Reiter in die Talsenke auf die wenigen Rinder, die am Creek weideten.

Roger Elliot war dreiundzwanzig. Er hatte eine mittlere Figur, schlanke Hüften und lange, schlaksige Beine. Niemals hatte ihn jemand ohne seidene Krawatte und weißes Hemd gesehen. Er kehrte den Sohn des wohlhabenden Ranchers heraus. So hatte er sich eigens aus Arizona eine echte Jacarilladecke kommen lassen und sie unter den mit dem Brandzeichen der Ranch verzierten Sattel gelegt. Sein Fuchshengst war hochbeinig und von edler Rasse. Alles an dem jungen Elliot wirkte aufgeputzt und gewollt.

Roger wurde von jedermann im County gefürchtet. Außer von den Barrings.

John Barring war im gleichen Jahr, ja, im gleichen Monat wie der Rancher James Elliot, Rogers Vater, in das Land zwischen dem Red Rock und dem Black Trail im Beaverhed County in der südwestlichen Ecke Montanas gekommen.

Anfangs waren die beiden Männer miteinander befreundet. Jeder baute seine kleine Ranch auf. Sieben Meilen nur trennten ihre Höfe voneinander.

Da lernten sie eines Tages in Dillon, der einzigen Stadt weit und breit, June Halloway kennen. Die hübsche Mayortochter tanzte mit beiden auf dem Fest, das Mayor Gallard zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstag gegeben hatte.

Und dann wußten beide, daß sie das Mädchen liebten. Aber June konnte nur einen erhören – und nahm den stilleren, besonneren Mann, den Schotten Barring.

Von diesem Tag an war die Freundschaft der beiden Männer zu Ende. Die hübsche junge June Barring war sehr unglücklich darüber.

Aus Zorn heiratete Elliot Junes Freundin Mary.

Schon nach einem knappen Jahr hatte der Rancher Elliot einen Sohn. Im nächsten Jahr schenkte ihm Mary den zweiten. Darauf waren es Zwillinge und danach kam wieder ein Junge.

Fünf Jungen waren auf dem Hof des Ranchers Eliot und wuchsen heran, als June Barring ihrem Mann eine Tochter schenkte.

Zum erstenmal in seinem Leben haderte der Schotte mit seinem Geschick. Eine Tochter!

Was tat ein Rancher mit einer Tochter?

Zwei Tage lang kam er nicht nach Hause, stand in Dillon an der Theke des Montana Saloons und trank einen Whisky nach dem anderen. So etwas hatte er niemals zuvor getan.

Barring konnte sich bald etwas trösten, denn die kleine Ann wurde ein bildhübsches Mädchen.

Die fünf Jungen jedoch ersetzten drüben auf der Elliot Ranch eine Cowboy-Mannschaft und konnten dem Vater helfen, den Hof auszubauen, die Rinderzahl zu verdoppeln und immer mehr Land dazu zu nehmen.

Bei den Barrings indessen stand es schlecht. Der Schotte schuftete sich halb tot. Frau und Tochter vermochten ihm nicht einen einzigen Cowboy zu ersetzen, so sehr sie sich auch abmühten.

Barring hatte es schwer. Die Ranch kam nicht vorwärts, im Gegenteil. Barring mußte Rinder verkaufen, um den Hof überhaupt halten zu können.

Barring sah oft voller Neid die fünf jungen Elliots über die Prärie reiten, die große Herde zusammenhalten und überall nach dem Rechten sehen.

Sie hatten im Westen den großen Red Rock, von dem sie einige Wassergräben abgeleitet hatten, um sie durch die Weide zu führen. Das gab dem Gras neue Kraft.

Selbst wenn Barring ein paar Leute gehabt hätte, wäre es ihm nicht möglich gewesen, etwas Ähnliches zu versuchen, da der Black Trail viel zu weit im Osten lag.

Und der kleine Creek, der durch seine Weide rann, der reichte kaum aus, die nächste Umgegend halbwegs frisch zu halten.

Als der Schotte hierher gekommen war, war er einem Indianer begegnet, der ihm geraten hatte, in der Nähe des Creeks zu bleiben, da er wertvoll sei. Aber Barring vermochte nichts von diesem Wert zu entdecken.

Und in den darauffolgenden Jahren hatte John Barring den Roten noch einmal getroffen.

Der hatte weise gelächelt und erklärt: »Du hast keine Geduld, weißer Mann; es ist ein wertvoller goldener Creek, der Silver Creek…«

Well, für die Indianer mochte er wohl ein heiliger Creek sein, aber dem Rancher Barring brachte er nur wenig Nutzen. Und die Vermutung, der Rote habe vielleicht andeuten wollen, es sei Gold im Creek, bestätigte sich nach Barrings Prüfung nicht.

Die Jahre gingen dahin.

Sie waren beide mit fünfunddreißig gekommen, Barring und Elliot, und jetzt waren sie fast sechzig. Beide noch gesund und stark – aber Barring weit mehr verarbeitet und älter wirkend als der wohlhabende James Elliot.

Da schlug das Schicksal zu.

Zuerst bei Barring. Die Ranch brannte nieder.

Der Schotte baute sie mit einer Verbissenheit ohnegleichen wieder auf.

Dann wurde ihm Vieh gestohlen.

Er hatte keine Leute, es wieder einzutreiben. In Cowboytracht jagte seine Tochter über die Prärie, und es gelang ihr tatsächlich, versprengte Rinder, die den Rustlern nicht gefolgt waren, wieder zurückzutreiben.

Aber der Verlust war doch spürbar. Verzweifelt stand der Schotte auf dem Hof und starrte in die Weite der Savanne.

Weshalb war er so vom Unglück verfolgt?

»Nichts, gar nichts ist mir gelungen!« knurrte er vor sich hin.

Daß es ihm gelungen war, die schöne Frau zu erringen, um die sich der Nachbar vergebens bemüht hatte, das hatte der Schotte längst vergessen.

Da schlug das Schicksal bei den Elliots zu.

So furchtbar, daß selbst die Barrings den Atem anhielten.

Es war an einem glutheißen Julinachmittag in Dillon. Die fünf Elliot- Brothers waren in der Stadt. Sie hatten vier Pferde mit, und Martin, der jüngste, erst sechzehnjährige, lenkte den großen Wagen, auf den der Strohschneider geladen werden sollte, der an der Station abzuholen war.

Die Maschine war so leicht zu handhaben, daß nur ein Mann das Stroh in die Bahn zu schieben brauchte und ein zweiter das Rad betätigen mußte. Früher waren zum Strohschneiden wenigstens vier Mann nötig gewesen. Der Rancher hatte die Maschine im vergangenen Frühjahr auf seinem Ritt nach Kansas auf einer Ranch gesehen und sich gleich eine bestellt.

An diesem Julitag waren die fünf Elliot-Brüder aufgebrochen, um die Maschine mit vereinten Kräften von der Eisenbahnrampe auf den Wagen zu bringen.

Sie brauchten nie fremde Hilfskräfte, da sie ja Hände genug hatten, die Elliots.

Es war eine schwere Arbeit, aber die fünf kräftigen jungen Männer schafften sie in einer Stunde.

Die neue Strohschneidemaschine stand auf dem Wagen, wurde mit Stricken befestigt, so daß sie auf dem Weg von neun Meilen bis zur Ranch nicht verwackeln konnte, und Martin stieg wieder auf den Kutschbock.

Jonny, der älteste, ritt voran. Roger, der zweitälteste ritt ein Stück hinter ihm.

Dann kam der Wagen. Ted und Willie bildeten den Schluß.

Sie hatten die Mitte der Mainstreet erreicht, als Roger vor dem Montana Saloon sieben Pferde stehen sah.

»He, Jonny, die Hacatts sind da!« rief er dem Bruder zu.

»Na und? Laß sie. Was gehen sie uns an!«

Roger nahm die Zügelleine zurück und hielt seinen Fuchs an.

»Na, hör mal, neulich hast du aber ganz anders gesprochen.«

»Well, das war neulich. Jetzt haben wir keine Zeit.«

»Keine Zeit für einen Drink? Nach einer solchen Schufterei?«

»Du kannst ja einen Whisky trinken«, wich der älteste Bruder aus, »wir andern reiten inzwischen langsam weiter.«

»Ein schöner Unsinn ist das! Ich wette, daß Ted und Willie auch nichts gegen einen Drink einzuwenden haben.«

»Sicher nicht, wenn du sie erst darauf aufmerksam machst«, versetzte Jonny steif und blickte angestrengt nach vorn, um sich den Gedanken zu vertreiben, wie gut ein kühler Schluck in die heiße Kehle ihm täte.

Ganz sicher wäre auch er in den Saloon gegangen, wenn nicht ausgerechnet die Hacatts in der Stadt gewesen wären.

Ralph Hacatt hatte vor einem Jahr mit Roger Elliot Streit bekommen, und seit diesem Tag gab es immer wieder Reibereien zwischen den Söhnen der Hacatt Ranch, die im Norden der Stadt lag, und den Elliot Boys, die im Süden Dillons lebten.

Besonders war es Roger, der sich keine Gelegenheit entgehen ließ, die Hacatts anzugreifen. Er haßte sie einfach, die »Briten«, wie er sie nannte, die sich weiß der Teufel was auf die dürre Ranch ihres halbblinden Vaters einbildeten!

»Neulich hast du selbst gesagt: Man sollte es diesen Schuften stecken«, krächzte Roger ärgerlich.

»Stimmt«, gab Jonny kühl zurück, »weil Brian Hacatt das Maul wieder mal sehr voll genommen hatte. Aber das ist vergessen, und wir haben jetzt wichtigere Arbeit, als uns mit diesen Burschen herumzustreiten.«

Roger knurrte etwas vor sich hin, ließ den Wagen vorbei und rief Ted zu: »He, ich nehme einen Drink!«

Ted blickte Willie, seinen Zwillingsbruder an.

Der nickte.

»Weshalb nicht? Wir kommen mit.«

Die beiden Twins wandten die Köpfe und sahen jetzt erst die Pferde der Hacatt Ranch.

Ted hielt und zog die Stirn kraus.

»Was meint denn Jonny?« wollte er wissen.

»Der hat offenbar Angst«, hetzte Roger.

»Angst? Das kann doch nicht wahr sein! Er will höchstens seine Cents sparen.«

Willie stieg vom Pferd. Ted folgte ihm.

Roger brüllte hinter dem Wagen her: »Wartet, wir nehmen hier einen Drink.«

Da hielt auch Jonny sein Pferd an und blickte sich finster um.

Die drei anderen gingen schon auf die Schenke zu.

Jonny gab dem kleinen Martin einen Wink. »Halt an.«

Nacheinander betraten sie den Saloon.

Martin, der als letzter kam, hatte die Hacatt-Pferde erst bemerkt, als er schon an der Pendeltür war. Mit beklommenem Herzen folgte er den Brüdern.

Er war ein sonderbarer Mensch, der sechzehnjährige Bursche. Zwar arbeitete er genauso hart wie die Brüder auf der Ranch, aber er liebte dieses Leben nicht.

Seine Welt war Musik.

Der Vater hatte es bereits früh mit Sorge bemerkt.

Martin spielte schon mit sieben Jahren Gitarre so gut, daß Besucher der Ranch Mund und Augen vor Verwunderung aufsperrten. Dann, als er eines Tages das Pianoforte in der Montana-Bar entdeckte, versuchte er sich auch darauf, klimperte bald so melodiös darauf herum, daß die Gäste ihm Beifall klatschten.

Er war ein Naturtalent – das aber hier in diesem Land fehl am Platz war. Der etwas verträumte Bursche zog sich mehr und mehr in sich zurück, stahl sich immer wieder zu seiner Gitarre, zu der Flöte, die ihm der Vater aus St. Louis mitgebracht hatte, zu der Geige und all den anderen Instrumenten, deren er hatte habhaft werden können.

Immer lag nach Feierabend der Hauch irgendwelcher weicher Musiktöne über der Ranch. Aber eine Erfüllung, eine Zukunft gab es nicht für ihn.

An der Theke standen sechs Männer:

Hal, Ralph, Owen, Kid, Brian und Charlie Hacatt.

An einem der grünbezogenen Spieltische hockte der semmelblonde Mervil, ein leidenschaftlicher Pokerspieler. Ähnlich wie Martin Elliot war auch er ein Sonderling, der wenig mit seinen rauhen Brüdern gemein hatte.

Roger Elliot schob sich dicht neben Hal Hacatt an die Theke.

»Fünfmal goldbraun!« rief er dem mürrisch dreinblickenden Wirt zu, dessen Gesicht von scharfen Falten zerfurcht war und eine grünliche Färbung aufwies.

Er schenkte fünf Gläser zu einem Drittel voll und warf einen forschenden Blick zu den Hacatts hinüber.

Hal Hacatt blickte nicht zur Seite, als er sagte: »Hast du keine Milch da, Ferry?«

Der Salooner bekam plötzlich einen puterroten Schädel.

»Laß doch den Unsinn, Hal«, versetzte er brummig.

Hal Hacatt warf den Kopf hoch.

»Was heißt hier Unsinn, he? Ich werde dich verdammten Giftmischer doch noch fragen können, ob du Milch hast.«

Es war Roger Elliot, der glaubte, die Sache abkürzen zu müssen.

»Wenn du nämlich Milch hättest, Ferry, könntest du diesen Boys je ein Glas einschenken.«

Da fuhr Hal Hacatt herum.

»Was hast du gesagt, Dreckskerl?«

Roger schlug sofort zu. Er war stark und schnell.

Hal Hacatt lag von einem krachenden Rechtshänder schwer getroffen am Boden.

Sofort warf sich Owen Hacatt dem zweiten der Elliots entgegen, um diesen Schlag zu rächen.

Da stand plötzlich der Rancher Barring in der Tür; eine riesige, bärenstarke Gestalt.

»Aufhören!« brüllte er mit Donnerstimme.

Weil niemand auf ihn hörte, stürzte er sich in das Getümmel, bekam Charlie Hacatt zu packen, schleuderte ihn krachend gegen die Theke, faßte Ted Elliot, stieß ihn neben Charlie, wirbelte Willie zur Seite und brachte Mervil Hacatt, dessen Bruder Ralph, Kid und Jonny Elliot auseinander.

Da gab es Ruhe.

Keuchend standen und knieten die feindlichen Gruppen da. Barring verharrte wie ein Fels im Meer zwischen ihnen.

»Schämt ihr euch nicht, ihr Strolche!« knurrte er.

»Cowboys wollt ihr sein? Wißt ihr, was ihr seid? Feldmäuse! Unreife Kerle. Nichts weiter. Blamiert nur die Stadt und das County!«

»Lassen Sie uns zufrieden!« fauchte Roger von der Stirnkante der Theke her.

»Halt den Rand, Rog!« mahnte ihn sein Bruder Jonny. »Mister Barring hat recht. Stimmt’s, Hal?«

Der älteste Elliot hatte sich an den ältesten Hacatt gewandt.

Und der nickte dumpf.

»Natürlich hat der Rancher recht. Wir sind Idioten!«

Hal schlenderte zur Theke.

»Glotz mich nicht so dämlich an, Ferry. Schenk ein!«

Barring rief dem Wirt dröhnend zu: »Zwölf Gläser, alte Schlafmütze. Für fünf Elliots, sechs Hacatts und einen alten Mann!«

Es sah ganz nach Frieden aus.

Und das war der Erfolg des klugen, vernünftigen Mannes aus dem fernen Schottland.

Sie nahmen zwar mit verbissenen Mienen den Drink hoch, aber sie kippten ihn dennoch. Die Gefahr schien vorüber zu sein.

Aber sie hatte erst begonnen.

Barring, der arme Mann, der Mühe hatte, seinen Hof aufrechtzuerhalten, warf die zwölf Drinks für die »Boys«, die sich nicht benehmen konnten.

Als er bezahlt hatte und gegangen war, meinte Jonny Elliot: »Wir hätten das nicht von ihm annehmen dürfen.«

Hal Hacatt, der nur drei Zoll von ihm getrennt an der Theke lehnte und sein anschwellendes Auge mit einem nassen Halstuch kühlte, brummte: »Nein, hätten wir nicht.«

Damit schien der Friede ernsthaft besiegelt zu sein.

Aber der Satan hatte es anders beschlossen und gab dem unseligen Roger Elliot die Worte ein: »Ihr seid zu sechs Leuten. Für euch Geizhälse hat er ja das meiste ausgegeben!«

Da wichen die Hacatts zurück und stellten sich von der Theke ab in den Gang hinein wie eine Wand.

Die Elliots formierten sich augenblicklich vor ihnen.

»Verdammte Bande!« krächzte Charlie Hacatt.

»Ausrotten müßte man so was«, fügte sein Bruder Ralph hinzu und winkelte seinen rechten Arm gefährlich an. Dicht hing seine Hand über dem Revolverkolben.

Der junge Martin Elliot dachte: Welch ein Irrsinn! Gleich wird einer den Colt ziehen, und dann schießen wir einander nieder. Ich werde vielleicht Mervil treffen, der so wenig Lust zu dieser Sache hat wie ich. Oder vielleicht treffe ich Kid, der mir nie etwas getan hat, oder den dicken Owen. Furchtbar wäre es, wenn ich Hal träfe – er ist der Stolz seines Vaters und eigentlich ein ganz vernünftiger Bursche…

Da stieß Roger heiser durch die Zähne: »Das werden wir uns von diesen Hungerleidern nicht bieten lassen. Wir gehen auf die Straße!«

Sie gingen auf die Straße.

Sie standen sich gegenüber und blickten einander in die Augen wie Raubtiere. Der Starrsinn beherrschte beide Parteien.

Martin Elliot dachte verzweifelt an seine Mutter.

Wenn er doch jetzt daheim säße, hinten im Stall auf der Futterkiste, mit seiner Gitarre. Manchmal hatte die Mutter vor ihm auf einem Schemel gesessen und ihm zugehört.

Jonny Elliot blickte in die Augen Hal Hacatts. Und beide hatten Angst.

Angst wie Ted und Willie Elliot. Wie Owen, Charlie, Ralph, Kid, Brian und Mervil Hacatt.

Wie war es mit Roger? Hatte er etwa keine Angst?

Doch, aber niemand hätte sie ihm anmerken können, und er gab sie nicht einmal sich selbst zu.

Und keiner fand ein rettendes Wort.

»Wir werden es ausschießen!« stieß Roger durch die Zähne. »Von solchem Rattenpack lassen wir Elliots uns nicht beleidigen!«

In diesem Augenblick trat John Barring aus dem Generalstore, wo er Nägel für seinen Corral und die Stalltür gekauft hatte.

Mit einem Blick überschaute er die Situation.

Rogers Ruf: »Zieht!« mischte sich in den Schrei des Ranchers: »Halt, Boys, halt, das ist doch Wahn…!«

Da knatterten schon die Schüsse über die Mainstreet von Dillon.

Charlie Hacatt fiel zuerst.

Dann sein Bruder Ralph.

Der kleine Martin Elliot hatte den Colt zwar auch in der Faust, aber er vermochte nicht abzudrücken. Er starrte in Mervils Augen, in denen er es plötzlich feucht schimmern sah.

Neben Martin sackte Willie in sich zusammen.

Auch Ted Elliot stürzte nieder.

Dann sah Martin, ohne den Kopf zu bewegen, daß Jonny in die Knie brach.

Es war eine grauenhafte Minute.

Starr vor Entsetzen hatten die Menschen auf den Stepwalks gestanden.

Und nur ein Mann, der Rancher Barring, stürzte auf die Straße, riß den Colt hoch, schlug Owen Hacatt damit nieder, stürzte sich auf Roger und fegte ihn von den Beinen.

Da drückte Mervil Hacatt ab. Vielleicht wollte er es gar nicht. Seine Kugel traf den kleinen Martin Elliot genau in die Herzspitze.

Entgeistert stand der Schotte vor Martin und sah ihn mit wachsbleichem Gesicht umsinken.

Barring wirbelte herum, holte gleichzeitig mit der Linken aus und warf Mervil mit einer gewaltigen Ohrfeige von den Beinen.

Brian, der Willie Elliot niedergeschossen hatte, stand noch mit rauchendem Colt neben dem stürzenden Mervil, als ihn der Revolverlauf des Ranchers traf.

Dann war der Schotte vor Hal. Der stierte ihm in die Augen. Und auf einmal warf Hal dem Rancher seinen Colt vor die Füße.

Barring bebte am ganzen Leib.

»Das war dein Glück, Junge! Dich hätte ich nämlich nicht geschlagen.«

Hals Stimme zitterte, als er zurückgab: »Sie wollen… mir doch nicht die Schuld geben, Mister Barring?«

»Doch, Hal, dir, dir und Jonny El…« Er brach jäh ab und sah den ältesten Elliot-Bruder am Boden liegen.

Tot.

Tot wie Martin.

Barring beugte sich über Willie, der auf dem Gesicht lag.

Auch er war tot.

Entsetzten schüttelte den Rancher, als er sich nach Ted umwandte.

Ted lebte noch. Aber die Kugel steckte in seiner linken Brust.

Da hob ihn der Schotte auf und schleppte ihn über die Straße in das Haus des Arztes.

Der greise Doc Williams stand mit bleichem Gesicht in der Tür und stotterte: »Das… war doch… Wahnsinn! Ich verstehe das alles nicht…«

»Kommen Sie, Doc! Er wäre der vierte Elliot. Vielleicht können Sie ihn dem Tod von der Schaufel reißen.«

Auch die Hacatts hatten einen Toten im Gunfight gelassen: den grünäugigen Charlie.

Ihren besten Schützen.

Hal hatte eine blutende linke Wange.

Owen kauerte noch am Boden, so schwer hatte ihn Barrings Revolverlauf getroffen. Noch ahnte er nicht, daß ihm dieser Hieb vielleicht das Leben gerettet hatte.

Brian war an der Hüfte leicht verletzt, und Kid hatte einen bösen Streifschuß am linken Arm.

Sie hatten die Revolver früher oben gehabt, die Hacatts. Nur diesem Umstand verdankten sie den Ausgang, dieses fürchterlichen Gunfights.

Vier Tote auf der Mainstreet von Dillon!

Und drüben bei Doc Williams rang Ted Elliot noch mit dem Tod.

Barrings Hut war in den Staub gefallen.

Brian, dem der Schädel noch schmerzte, bückte sich und hob ihn auf.

Der Rancher beachtete es gar nicht. Er stierte aus leeren Augen auf den toten Elliot.