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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Nietzsches einflussreichem Werk "Also sprach Zarathustra". Im Zentrum der Interpretation steht die "Lehre" vom Übermenschen, vom Willen zur Macht und von der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Um Klarheit darüber zu schaffen, was sich hinter diesen allseits bekannten, aber oftmals missverstandenen Schlagwörtern verbirgt, versucht der Autor, sich ihnen sowohl philosophisch als auch literaturwissenschaftlich anzunähern. Was sich dabei zeigt, ist, dass Zarathustra keine systematische Lehre verkündet, sondern eine Entwicklung durchläuft, an deren Ende die Überwindung des Selbst steht. Ein Ereignis, dass von Nietzsche als Überwindung des Nihilismus gefeiert- und daher bewusst zur Auferstehung Jesu in Bezug gesetzt wird.
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Julius-Maximilians-Universität Würzburg Institut für neuere deutsche Literaturgeschichte
Oberseminar: Literatur und Religion III
WS 2006/07
Zarathustras gute Botschaft
Josua Handerer
LA Gym. (Germ. /Theologie) 8. Semester
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besteht aus vier Teilen, die,
obwohl auf den ersten Blick nur lose zusammenhängend, eine in sich geschlossene Gesamtkomposition bilden. Die äußere Handlung ist dürftig und daher schnell nacherzählt: Zarathustra kehrt, nachdem er zehn Jahre als Einsiedler im Gebirge verbracht hat, zu den Menschen zurück, um ihnen seine Lehre zu verkünden. Zentraler Inhalt dieser Lehre ist,
1, predigt Zarathustra der Menge. Dabei macht er die
ernüchternde Erfahrung, nicht verstanden zu werden. Die Bewohner der Stadt lachen ihn aus. Anhänger findet er erst mit der Zeit. Am Ende des ersten Teils lässt er diese jedoch bewusst allein, damit sie ihren eigenen Weg finden können. Er selbst kehrt in die Einsamkeit zurück. Erst im zweiten Teil begibt sich Zarathustra erneut unter die Menschen. Dieses Mal geht es ihm darum, seine Lehre vor Verfälschungen zu bewahren und sie um einen entscheidenden Aspekt zu erweitern: den Willen zur Macht. Der dritte Teil bildet nach Ansicht der meisten Interpreten den Höhepunkt des Werks. Zarathustra befindet sich auf dem Heimweg zu seiner Höhle. Dort angekommen, erlebt er einen Zusammenbruch, die sich für seine Entwicklung als äußerst entscheidend erweist. Als Zarathustra wieder erwacht, erkennt er sich nämlich alsderLehrer2und wirründlichs 3, den er
bis dahin immer wieder verdrängt hat, endlich bewusst. Im vierten Teil begegnet Zarathustraund widersteht seinem Mitleid mit diesen. Das Werk endet mit einer erneuten Aufbruchsituation. So einfachn formaler
Hinsicht. Das Werk setzt sich aus epischen, lyrischen und dramatischen Passagen zusammen und ist somit keiner Gattung eindeutig zuzuordnen. Am ehesten lässt sich mit Bennholdt-
T4sprechen, in dem Philosophie und Poesie nahtlos
ineinander übergehen. Auffällig sind dabei v.a. die zahlreichen stilistischen und inhaltlichen Parallelen zum Neuen Testament. Wie Jesus ist auch Zarathustra ein Religionsstifter. Die Botschaften der beiden könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, in ihrem Sendungsbewusstsein und dem Ton ihrer Verkündigung sind die beiden sich aber durchaus ähnlich. Zum Beispiel reden beide in Sprüchen oder Gleichnissen und werden nicht müde, zentrale Aussagen zu wiederholen. Neben solchen eher stilistischen Anleihen finden sich in
1Nietzsche, Zarathustra I: S.14
2Nietzsche, Zrathustra III.: S. 275
3Ebd.: S.271
4Bennholdt-Thomsen: S.8
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Nietzsches Text auch explizite Verweise auf das Neue Testament. Genannt werden können hier u.a. einzelne Kapitelüberschriften wie oderZarathustras Ausführungen zum5. Aufgrund dieser und anderer Beobachtungen ist zu Recht vorgeschlagen
-6Diese Bezeichnung erscheint auch deshalb passend, weil sie der besonderen Bedeutung gerecht wird, die Nietzsche seinembeigemessenhat.
sich mein Zarathustra. Ich habe mit ihm der Menschheit das größte Geschenk gemacht, das ihr
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Über letzteres lässt sich sicherlich streiten; ersteres kann jedoch als richtig gelten. DerGesamtwerk in der Tat eine Wende dar. Neu sind8und die Lehre von der ewigen Wiederkehr9, sondern
vor allem das Anliegen, dem Nihilismus eine positive Lebensphilosophie entgegenzusetzen. Nietzsche hat dund Religion schonungslos entlarvt-, die Metaphysik verabschiedet und denmit all seinen Konsequenzen postuliert. In dieser Situation lässt er Zarathustra auftreten, der nach eigenen Aussagen eine10zu verkünden hat. Worin dieseim Einzelnen besteht, wird die
vorliegende Arbeit zu klären versuchen. Im Zentrum werden dabei der Übermensch, der Wille zur Macht und die ewige Wiederkehr des Gleichen stehen.
Da Nietzsche auf eine systematische Klärung dieser Begriffe verzichtet, ist ein solches Unterfangen nicht unproblematisch. Nicht umsonst weist Colli in seinem Nachwort darauf hin,