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Eine Liebesromanze in der Wüste. Etwas ungewöhnlich aber sehr liebenswert zu lesen. Man muss es verstehen können. Aber wer liebt, der versteht es. Lassen sie sich überraschen....
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Seitenzahl: 91
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Vor dem alten verlassenen Lehmhaus brachte Mia Linger den Jeep zum Stehen und stellte den Motor ab. Nur dessen tikende Geräusche beim Abkühlen waren in der nachfolgenden Stille zu hören. Seit sechs Wochen befand sie sich in Moquansaid, wo sie als Fotografin für eine Gruppe von Archäologen arbeitete. Es gefiel ihr sehr gut hier. Besondersgenoss sie die Tage, an denen sie auf eigene Faust etwas unternehmen konnte. Sie liebte die Wüste, die jahrhundertealte Geheimnisse zu bergen schien. Die warmen Erdfarben verliehen der Landschaft, über der ein Hauch von Ewigkeit lag, einen ganz eigenen Zauber. Mia konnte sich kaum an ihrer Umgebung sattsehen. Fasziniert betachtete sie das halb verfallene Lehmhaus. Es war das einzige Gebäude weit und breit. In der Ferne ragte viele rötliche Bergkuppen in den strahlend blauen Himmel, deren runde Formen von den stetigen Winden zeugten, die das Erscheinungsbild dieser Gegend geprägt hatten. In einigen Kilometern Entfernung lag die archäologische Ausgrabungsstätte. Heute war ihr freier Tag, und Mia wollte ihn nutzen, um die Gegend weiter zu erkunden. Sie nahm ihre Kameratasche an sich und kletterte aus dem Jeep. Die festen Schuhe die sie für diesen Ausflug gewählt hatte, schützten ihre Füße vor dem heißen Sand. Ihre Jeans waren für die heißen Temperaturen, die zu dieser Tageszeit herrschten, waren viel zu warm, aber sie boten einen guten Schutz vor Skorpionen und anderem Getier. Als einziges Zugeständnis an die Hitze trug sie ein luftiges Top. Die Vegetation war nur sehr dürftig. Die beiden Seiten der Haustür kämpften magere Salzbüsche ums Überleben, hier und dort wuchsen vereinzelte niedrige Dornensträucher. Mia schaute sich nach einer Wasserquelle um. Niemand konte in dem weiten trockenen Land ohne eine beständige, gute Wasserversorgung überleben. Irgendwo musste es einen Brunnen geben, sonst hätte man an diesem Ort kein Haus gebaut. Die dicken Wände hielten das Innere jedoch kühl. Nach der Helligkeit der Mittagsonne konnte sie jedoch im ersten Moment nicht das Geringste erkennen, doch dann gewöhnten ihre Augen sich allmählich an das Dämmerlicht. Das Haus war leer. Nichts deutete mehr auf die Menschen hin, die einst hier gelebt und das Land bearbeitet hatten. In den Ecken der drei Räume häufte sich Sand. Mia ging von einem Raum in den anderen und versuchte sich dabei die Familie vorzustellen, die einst hier gewohnt hatte. Was mag sie an einem solchen Ort jedoch gehalten haben?, fragte sie sich verwundert. Gedankenvoll blickte sie aus dem Fenster. Wie es wohl gewesen sein mochte, vor hundert Jahren hier zu leben? Bestimmt war es ein sehr schweres Leben gewesen. Aber die arabische Wüste besaß auch eine faszinierende Schönheit. Mia machte einige Aufnahmen. Es waren bereits zwei Bildbände von ihr veröffentlicht worden, und nun wollte ihr Verlag einen weiteren herausbringen. Es sollte ein ganz besonderes Werk werden – so außergewöhnlich wie das Land in dem sie für eine Weile zu Gast war. Sie stieg ins Freie, auf dem Dach. Gedankenverloren schaute sie zum Horizont. Oben, auf dem Dach des Hauses, konnte man weit die Landschaft überblicken. Waren die Karawanen einst auch an diesem Haus vorbeigezogen? Hatten die Bewohner ihnen nachgesehen und haben dabei von fremden Ländern geträumt, die sie niemals sehen würden? Im Geist meinte Mia beinahe, das Trampeln der Kamele und die Rufe der Treiber zu hören. Ein dumpfes Donnergrollen in der Ferne holte sie in die Wirklichkeit zurück. War ein Gewitter im Anzug? Unbehaglich ließ sie ihren Blick über den blauen Himmel schweifen. Keine einzige Wolke stand dort oben, nur eine leichte Brise streifte ihre Wangen. Mia erschauderte. Vor Gewitter hatte sie eine Heidenangst. Sie sah auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass es an der Zeit war, zurückzufahren. In ein paar Stunden würde es Abendessen geben, und sie hatte Durst. Zwar befanden sich die empfohlenen drei Flaschen Wasser im Jeep, doch die letzte Flasche wollte sie nur im Notfall öffnen. Die steile Treppe wieder hinunterzusteigen war schwieriger als heraufzukommen.Unsicher setzte Mia einen Fuß vor den anderen. Plötzlich fuhr ein heftiger Windstoß in das alte Gemäuer, und bei dem jedoch, gespenstig heulenden Geräusch verlor sie vor Schreck das Gleichgewicht. Verzweifelt versuchte sie Halt zu fassen, aber es war vergeblich. Mit einem Aufschrei stürzte sie jedoch die Treppe hinunter, wobei sie die harten Kannten der Stufen schmerzhaft zu spüren bekam. Benommen blieb sie am unteren Ende der Treppe liegen. Sie hatte das Gefühl, keinen heilen Knochen mehr im Leib zu haben, doch wirklich Besorgnis erregend war jedoch der pochende Schmerz in ihrem rechten Fuß. Vorsichtig setzte sie sich auf und untersuchte als Erstes die Kamera. Zum Glück schien sie bis auf einen Kratzer nicht weiter beschädigt zu sein. Schlimmer war es um ihren Knöchel bestellt. Als sie aufzustehen versuchte, ließ ein höllisches Stechen sie augenblicklich wieder zurücksinken. Das schmerzliche Pochen in ihrem Knöchel verwandelte sich in unerträgliche Qualen. Vorsichtig massierte sie den Fuß, doch er schwoll trotzdem rasch an. Großartig. Wie sollte sie zum Camp zurückkommen? Sie brauchte beide Füße zum Fahren. Als sie nach Westen blickte, durchfuhr sie ein heftiger Schrecken. Eine bedrohlich aussehende dunkelbraune Wolkendecke erstreckte sich dort. Das sieht tatsächlich nach einem Gewitter aus, dachte sie mit klopfendem Herzen.
Das Donnergrollen kam nun in kürzeren Abständen. Ihre Angst wuchs. Würde sie es noch rechtzeitig ins Haus schaffen? Ganz ins Innere durfte sie sich nicht wagen, da dem Dach nicht zu trauen war. Das Unwetter näherte sich bedrohlich rasch. Sie musste sich beeilen in das Innere des Hauses eben notfalls kriechend erreichen. Plötzlich bemerkte sie eine Silhouette am Horizont. Es war ein Reiter auf einem schwarzen Pferd, der in gestrecktem Galop auf das alte Haus direkt zuhielt. Er trug das traditionelle Gewand der Beduien und die typische Kopfbedeckung, eine Keffiya. In einer Staubwolke brachte er sein Pferd zum Stehen. Erst als er aus dem Sattel sprang, entdeckte er Mia. Er sprach sie auf Arabisch an, doch sie schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass sie ihn nicht verstand. „Englisch?“, fragte er daraufhin. Furchtsam sah sie zu ihm hoch. „Ja. Was in aller Welt ist das?“ Sie deutete auf die dunkle Wolkenwand. Es waren weder Gewitterwolken noch sah es nach einem Tornado aus, schien aber mindestens ebenso gefährlich zu sein. „Kommen Sie“, drängte er und führte sein Pferd umstandslos durch die Haustür nach innen. „Ich habe mir den Fuß verletzt und kann nicht laufen.“ Vor lauter Angst begann Mia zu zittern. Das Dröhnen in der Luft wurde lauter, wie von einem herandonnernden Güterzug. Der Mann kam nach draußen, gab ein paar Worte von sich, die sie gar nicht verstand, und eilte zu ihr herüber. Mit einem Schwung hob er sie auf seine Arme. „Uns bleibt keine Zeit mehr, ein Sandsturm naht!“, stieß er hervor und trug sie ins Haus. Er setzte sie auf dem Boden ab, warf seinem Pferd zum Schutz ein Tuch über den Kopf, dann hockte er sich neben Mia an die Wand und zog seinen Burnus um sich und sie. Da saß sie nun, Wange an Wange mit einem fremden Mann, eingehüllt in seinen Kapuzenmantel, der nach Wüstensand und Sonne roch. Mia wollte sich frei machen, doch das wütende Heulen des Windes ließ sie regungslos verharren. Sand und kleine Steinchen wirbelten durch die Fensteröffnung und trafen sie schmerzhaft an ihren Händen und Armen. Das Herz klopfte ihr jetzt bis zum Hals. „Autsch!“ Mia barg ihre Hände zwischen der Brust und ihren angezogenen Beinen. Der Fremde legte seinen Arm fester um sie und senkte den Kopf schützend auf ihren. Trotz der dicken Mauern war die Luft voller Sand und Staub. Zum Glück bot der weite Burnus des Mannes einigermaßen Schutz. Das Wüten des Sturmes wurde heftiger, das Prasseln des Sandes gegen die Lehmwände des alten Hauses lauter. Wäre Mia im Freien davon überrascht worden, hätte sie vemutlich nicht überlebt. Unwillkürlich drängte sie sich jedoch enger an ihren Retter. Mit Schaudern dachte sie daran, was dieser Sturm anrichten würde. Sie drehte den Kopf, so dass ihre Nase jetzt, gegen den Hals des Fremden gepresst wurde und sie seinen männlichen Geruch wahrnehmen konnte. Der Mann bewegte sich und nahm seinen Burnus langsam von ihren Schultern. „Ich denke, das Schlimmste ist jetzt vorbei“, bemerkte er mit einem Blick durch die Fensteröffnung, durch die zögernd wieder das Sonnenlicht hereinfiel. Die Luft war immer noch voller Staub. Geduldig stand das Pferd mit seinem Tuch über dem Kopf in der Mitte des Raums. Mia setzte sich auf. Das Gesicht des Mannes war nur eine Handbreit von ihrem entfernt. Unter dem Blick seiner dunkelbraunen Augen wurde sie ganz verlegen. Wie dankte man jemandem, der einem vermutlich das Leben gerettet hatte? Sie erhob sich vom Boden und versuchte aufzutreten, doch der heftige Schmerz in ihrem Knöchel nahm ihr förmlich den Atem. Schwer fiel sie wieder auf den Schoß des Fremden zurück. Hoppla“, sagte er. „Tut mir leid. Mein Fuß schmerzt je scheußlich.“ Der Fremde erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, um nach seinem Pferd zu sehen. Er zog dem Tier daas Tuch vom Kopf und klopfte ihm den Sand aus der Mähne. „Haben Sie öfter solche Sandstürme hier?“ Mias Nerven beruhigten sich allmählich, doch ihr Herz raste noch immer wie verrückt. Was hätte sie getan, wenn sie allein gewesen wäre? Der Blick seiner dunklen Augen war jedoch unergründlich. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. „Nicht sehr oft, aber sie kommen immer ohne jede Vorwarnung“, antwortete er auf ihre Frage. „Sind Sie in Ordnung, wenn man von Ihrem Knöchel absieht?“ Er bückte sich und berührte mit seinen Fingern vorsichtig die geschwollene Stelle oberhalb ihres Schuhs. „Das sieht nicht gut aus. Ich hoffe, er ist nur verstaucht und nicht gebrochen.“ Wäre es vielleicht möglich, dass Sie mich zu meinem Camp zurückfahren? Allein werde ich es jedoch nicht schaffen.“ „Sie sind ganz ohne Begleitung hier?“ Verwundert sah er sie mit seinen dunklen Augen an. Mia hatte das Gefühl, in einen tiefen, rätselhaften See zu blicken. Welche Geheimnisse barg dieser Mann? „Ich gehöre zu dem Archäologenteam, das an der Ausgrabungsstätte ein Stück nördlich von hier arbeitet“, erklärte sie. Seine Miene verfinsterte sich. „Die Grabungen im Waldi Hirum“,sagte er abfällig und stand auf. „Sie kennen diesen Ort?“ Mia wunderte sich über seinen veränderten Gesichtsausdruck. Was fand er daran nicht in Ordnung? „Ich war dabei, als mein Onkel die Papiere unterscrieb, die Ihrem Team die Erlaubnis zu diesen Grabungen gaben. Er glaubte, es handelt sich um einen wichtigen Teil noch unentdeckter Geschichte.“ Der Fremde stützte die Arme auf das Sims und sah aus dem Fenster. Offenbar sind Sie nicht seiner Meinung“, stellte Mia fest. „Nein. Ich habe je Interesse daran, einen Staudamm zur Wasserversorgung