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Der Beschluss des Weltrates war verkündet, und langsam leerte sich der Saal. Es stand also fest: Zwei Wissenschaftler sollten in die Zeit des 20. Jahrhunderts transferiert werden.
Eine kleine Gruppe sonderte sich von der Menge ab und bestieg einen Graviplan des Forschungszentrums: Tork und Lator, zwei Kybernetiker, sowie Perk, der Leiter des Werkes, in dem die Zeitmaschine gebaut wurde. Dann war da noch Mira, die Historikerin. Sie beherrschte mehrere Sprachen der Altzeit und wusste auch über die Gebräuche jener Zeit Bescheid. Sie und Lator waren für die Reise ausgewählt worden...
Fred Hubert (* 1930 in Berlin) ist ein deutscher Science-Fiction-Autor, dessen Romane Die Traumfalle (1974) und Zeitsprung ins Ungewisse (1975) erstmals in der DDR veröffentlicht wurden.
Der Apex-Verlag veröffentlicht beide Romane als durchgesehene Neuausgabe in einem Band (in der Reihe KOSMOLOGIEN - SCIENCE FICTION AUS DER DDR).
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Veröffentlichungsjahr: 2022
FRED HUBERT
Zeitsprung ins Ungewisse
KOSMOLOGIEN – SCIENCE FICTION AUS DER DDR, Band 11
Zwei Romane in einem Band
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
1. DIE TRAUMFALLE
2. ZEITSPRUNG INS UNGEWISSE
Der Beschluss des Weltrates war verkündet, und langsam leerte sich der Saal. Es stand also fest: Zwei Wissenschaftler sollten in die Zeit des 20. Jahrhunderts transferiert werden.
Eine kleine Gruppe sonderte sich von der Menge ab und bestieg einen Graviplan des Forschungszentrums: Tork und Lator, zwei Kybernetiker, sowie Perk, der Leiter des Werkes, in dem die Zeitmaschine gebaut wurde. Dann war da noch Mira, die Historikerin. Sie beherrschte mehrere Sprachen der Altzeit und wusste auch über die Gebräuche jener Zeit Bescheid. Sie und Lator waren für die Reise ausgewählt worden...
Fred Hubert (* 1930 in Berlin) ist ein deutscher Science-Fiction-Autor, dessen Romane Die Traumfalle (1974) und Zeitsprung ins Ungewisse (1975) erstmals in der DDR veröffentlicht wurden.
Der Apex-Verlag veröffentlicht beide Romane als durchgesehene Neuausgabe in einem Band (in der Reihe KOSMOLOGIEN - SCIENCE FICTION AUS DER DDR).
»Wir erreichen das Zielgebiet in dreißig Minuten. Patrouillen fertig machen zum Schleusen. Sektion zwei und neun nach Plan drei beginnen!«
Das war die energische Stimme des Kapitäns. Als die Lautsprecher schwiegen, begann in den Gängen des Raumkreuzers emsiges Laufen. Im Steuerraum dagegen blieb es still.
»Hier ist also die berüchtigte Raumschiff-Falle!« Der Erste Pilot betrachtete eingehend den Planeten, dem sie sich näherten. »Ist doch merkwürdig, dass wir bisher keine schädlichen Strahlen oder etwas Ähnliches festgestellt haben. Wie konnten hier zwei Schiffe verschwinden?«
»Wenn wir das wüssten, hätten wir nicht den weiten Weg zu machen brauchen.« Der Funker schüttelte missbilligend den Kopf, schwieg aber, weil der Kapitän sich räusperte.
»Jedenfalls werden wir möglichst nicht das tun, was das erste Suchschiff getan hat, nämlich landen«, sagte er. »Die Patrouillen werden doch genügen, um herauszufinden, was hier eigentlich los ist.«
Der Erste Pilot richtete sich auf. »Bis wir hier etwas finden, können wir jahrelang suchen«, entgegnete er ärgerlich.
Der Kapitän beschwichtigte ihn. »Immerhin haben wir einen Anhaltspunkt. Das Suchschiff sollte in einem genau festgelegten Abstand zum Äquator niedergehen, wenn eine Landung erforderlich war.«
»Na, ich bezweifle, dass die Landung so exakt vonstattengegangen ist. Und womöglich werden wir das dritte Opfer!«
»Was heißt hier Opfer? Dieser Planet birgt ein Geheimnis, und wir werden es ergründen, ohne uns in Gefahr zu begeben.«
»Es ist jedenfalls schon ein Wunder, dass wir in diesem Haufen von Sternen den richtigen gefunden haben«, sagte der Navigator und schaltete den Bildschirm ein, auf dem eine Sternenkarte erschien. In ihrer Mitte war der Kugelsternhaufen M13 im Sternbild des Herkules abgebildet. Alle sahen nachdenklich auf das Bild. »Wäre nicht dieser Überriese Ras Algethi mit seinem fast achthundertmal größeren Durchmesser als unsere Sonne, hätten wir unser Ziel nur schwer gefunden.«
Als der Navigator den Bildschirm wieder ausgeschaltet hatte, schwang der Erste Pilot seinen Sessel herum. »Schließlich haben wir den Planeten aber doch erreicht, und ich hoffe, dass wir die 7.500 Parsek nicht nutzlos hinter uns gebracht haben.«
Die Sirene unterbrach die Gespräche, ein Zeichen, dass die Landekreisel in einer Minute das Schiff verlassen würden. In etwa zwei Stunden konnte man die ersten Ergebnisse erwarten. Mehrere Glockenschläge leiteten den Start ein, und in kurzen Abständen kamen die üblichen Meldungen.
Das Raumschiff umkreiste weiter den Planeten, und erst als nach drei Stunden immer noch keine Nachricht von den drei Kreiseln kam, wurde die Schiffsleitung unruhig. Der Kapitän überlegte fieberhaft. Es gab keinen Funkkontakt. Entweder waren alle drei Funkanlagen ausgefallen, oder man hatte die Besatzungen überwältigt. Da das erste unwahrscheinlich war, musste man mit dem Schlimmsten rechnen. »Versucht es mal mit den Infrasensoren. Es muss doch wenigstens einer der Kreisel zu finden sein! Die können sich doch nicht in Luft auflösen.«
Auf dem Schirm des Navigators blitzte es kurz auf. »Ich glaube, ich habe Kreisel zwei geortet, Kapitän! Er liegt still, und der Schutzschild ist nicht aktiviert.«
»Warum antworten sie nicht auf unseren Ruf?«, fragte der Kapitän den Funker, aber statt einer Antwort zuckte der nur mit den Schultern.
»Hier ist wieder ein Reflex auf dem Bildschirm, und zwar in einem Gebiet, in dem das Suchschiff gelandet sein könnte.« Der Navigator drehte an den Knöpfen, und als er einen Verstärker dazuschaltete, sahen es alle deutlich. Der helle Fleck hatte die Form eines Raumschiffes.
»Bei der nächsten Umrundung setzen wir eine Markierungsboje, dann brauchen wir nicht erst lange zu suchen«, sagte der Kapitän und klopfte mit den Fingern nervös auf das Schaltpult.
Unterdessen hatte der Computer die ersten Messungen ausgewertet. »Hier gibt es eine Atmosphäre wie auf der Erde, aber der Planet scheint unbewohnt zu sein«, meldete der Biochemiker.
»Und wer fängt die Raumschiffe weg?«, fragte der Kapitän unwillig. »In diesem Teil der Galaxis wurden bisher keine intelligenten Lebewesen festgestellt.«
Endlich kam der markierte Punkt wieder in Sicht. Die maximale Vergrößerung des Teleskops holte die Oberfläche bis auf etwa dreihundert Meter heran. Eine Waldlandschaft, blauschwarz schimmernd, zog langsam über den Bildschirm.
»Da, jetzt taucht es auf!«, rief der Navigator.
Inmitten der Bäume befand sich eine kahle Stelle. Alle Äste und Zweige waren abgestorben. Diese Stelle hatte die Form eines liegenden Raumschiffes.
»Was sagen die Sensoren? Irgendein Lebenszeichen? Arbeiten einige Aggregate noch?«, fragte der Kapitän ungeduldig.
»Keine Spur. Alles negativ.«
»Demnach ist auch der Phasengenerator außer Betrieb und die Ruhestrahlung des Impulstriebwerks erloschen.«
»Ja, alles ist wie ausgestorben«, antwortete der Navigator bedrückt.
Der Kapitän erhob sich zögernd. »Beim nächsten Umlauf einschwenken auf Landespirale! Sicherheitszone aktivieren und Photonentreiber ausfahren. Zur Sicherung der Landung Alarmstufe gelb! Der Leiter des Sicherheitstrupps bitte zu mir. Wir können unsere Patrouillen nicht im Stich lassen und müssen nun doch landen.«
Als der Kapitän den Raum verlassen hatte, brummte der Pilot: »Also doch in den Schlamassel runter! Die Entscheidung wird dem Alten nicht leichtgefallen sein.«
Der Kapitän deutete dem Eintretenden an, er solle Platz nehmen. »Wir werden in etwa einer Stunde landen«, sagte er. »Sofort nach der Landung wird der Photonentreiber ausgefahren, und zwar so, dass er alle Punkte um das Schiff bestreichen kann. Du wirst unter seinem Schutz einen Elektrozaun aufstellen. Lass ihn mit der Warnanlage koppeln und teil eine Wache ein!«
Plötzlich ertönte der Lautsprecher: »Kapitän, wir haben wieder Kontakt mit allen drei Gruppen.«
Der Kapitän sprang auf und lief zur Zentrale, gefolgt vom Leiter des Sicherheitstrupps.
»Hier spricht der Kapitän!«, schrie er ins Mikrofon. »Was war los? Wir haben keine Meldung von euch erhalten.«
»Wir haben ordnungsgemäß gesendet.«
»Es ist aber nichts angekommen. Wir schwenken zur Landung ein. Lasst euch einweisen und erwartet uns, Ende!«
Die drei Truppführer hatten nichts Besonderes zu berichten. Offen blieb das Rätsel der fehlenden Funksprüche. Auch der Funker grübelte vergeblich darüber nach.
Die Kosmonauten zwängten sich – auf Deckung achtend – durch das dichte Unterholz. Außer dem Knacken trockener Äste und dem Rascheln der Zweige war es völlig still unter den hohen Bäumen, die metallisch glatte Stämme hatten und blaues Laub trugen. Auch die Zweige der Büsche waren glatt und regelmäßig gewachsen. Allerdings fiel den Männern auf, dass es anscheinend kaum Tiere gab. Doch sie konnten Sich keine Gedanken darüber machen, da das verschollene Suchschiff in Sicht kam. Alle blieben wie auf Kommando stehen.
»Versuchen wir erst mal herauszubekommen, ob es wirklich die Antares ist. Aber vorsichtig!«, rief der Truppführer.
Sie näherten sich von der Seite. Hoch über ihnen, quer zum Rumpf, waren einige Buchstaben zu sehen.
»Tatsächlich, ein Schiff von der Erde! Sieht aus wie... Ja, es ist die Antares, ich kann den Namen deutlich erkennen!«, antwortete einer von ihnen.
»Aber warum liegt das Schiff der ersten Suchexpedition waagerecht? Dieser Typ müsste doch noch auf dem Staustrahl landen.«
»Das ist sicher der Grund, warum es nicht mehr zurückkehrte.«
Die Männer arbeiteten sich zum Heck des Schiffes vor, und der Truppführer maß sorgfältig die Strahlung. Das Ticken des Zählers blieb jedoch in normalen Grenzen.
»Eine Bruchlandung war es jedenfalls nicht, sonst müsste man ja Beschädigungen sehen.«
»Dann ist es eben umgefallen. Vielleicht ein Beben.«
»Dann wäre es sicher beschädigt worden. Seht mal, die Bäume sind direkt zwischen den Düsen durchgewachsen!«
Einer der Männer zeigte nach oben. »Die Luke ist ja halb offen, doch die Rampe fehlt Wie kommen wir da rauf?«
Nachdenklich folgten die anderen seinen Blicken. Der Truppführer prüfte den Lichtmesser. »Wenn uns nicht bald etwas einfällt, wird es zu dunkel. Also gehen wir lieber gleich zu unserem Schiff zurück.«
Als der Kapitän die Meldung zu Ende gehört hatte, blieb es einen Moment still. Dann sagte er: »Sobald es morgen früh wieder hell ist, geht ihr noch einmal hin. Nehmt auch Leitern mit und versucht Aufzeichnungen zu bergen. Für heute machen wir Schluss!«
»Na, Arne, ist dir etwas aufgefallen?« Anton Krenkow, der Wachablöser, sah sich um.
»Ach wo, eigentlich albern, diese Wache. Eine Ruhe ist das hier, wie im Sanatorium«, antwortete Arne Pedderson.
»Der Kapitän wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Also geh jetzt schlafen, ich übernehme.« Als er allein war, setzte er sich auf die unterste Stufe der Rampe und horchte auf die Geräusche der Nacht. Es war tatsächlich absolut still. Mehrmals fielen ihm die Augen zu, und er stand schließlich auf, um sich etwas Bewegung zu verschaffen. Als er in die Nähe des Zaunes kam, stutzte er. Gegenüber, auf der anderen Seite, sah er zwei große Vertiefungen im Boden. Waren sie schon bei der Aufstellung des Zaunes dagewesen? Er überlegte, ob er nicht Meldung machen solle. Während er sich über sein weiteres Vorgehen noch nicht schlüssig war, heulte plötzlich die Alarmsirene auf. Gleichzeitig wurde er gepackt und in die Höhe gehoben. Als die Scheinwerfer aufflammten, war er nicht mehr aufzufinden.
Der erste der Wachmannschaft, der aus der Luke stürzte, hörte nur noch einen leisen Schrei. Zu sehen war nichts. Als sich die Männer vorsichtig dem Zaun näherten, entdeckten auch sie die Vertiefungen. Sie riefen den in der Luke stehenden Kapitän heran.
»Das sieht aus wie Fußabdrücke«, sagte einer der Besatzungsmitglieder. »Holt mal den Biologen, und der Geologe soll auch kommen!«, ordnete der Kapitän an. Es dauerte nicht lange, und die beiden waren zur Stelle. »Was haltet ihr davon?«
Nach eingehender Musterung sagte der Biologe zögernd: »Ich würde meinen, es sieht aus wie der Abdruck einer Bärentatze und einer Adlerkralle.« Als niemand etwas erwiderte, fügte er hinzu: »Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, aber so sieht es aus!«
»So etwas gibt es gar nicht!«, erwiderte jemand aus der Mannschaft. »Vielleicht ist das Tier längst ausgestorben?«
»Ach, Unsinn, die Abdrücke waren doch gestern noch nicht da. Das weiß ich genau, denn ich habe ja selbst die Stellen für die Pfähle markiert. Dabei habe ich mir das Gelände genau angesehen. Solche Löcher wären mir sicher aufgefallen«, sagte der Geologe.
Der Navigator rechnete auf seinem Tabelllator, dann unterbrach er die Mutmaßungen. »Bevor ihr euch weiter streitet, hört mal zu! Nach meiner kurzen Berechnung, ausgehend von der Größe und Tiefe des Abdruckes, müsste dieses Tier etwa dreißig Meter hoch sein und fast sechzig Tonnen wiegen. Hört sich etwas gigantisch an, was?«
Der Suchtrupp, der den Zaun kontrolliert hatte, kehrte zurück. »Vom Wachposten keine Spur«, meldeten die Männer niedergeschlagen. »Nur einige merkwürdige Abdrücke.«
»So wie diese hier?«, fragte der Kapitän.
Die Kosmonauten betrachteten die Vertiefungen eingehend und stimmten schließlich zu.
»Dann alles sofort zurück zum Schiff, Luke dicht und volle Energie auf den Treiber!«, befahl der Kapitän. Geordnet zog sich die Mannschaft zurück, und summend verschwand die Rampe im Schiff.
In der Zentrale versammelte sich die Leitung des Raumschiffes. »Dieser Vorfall hat uns gezeigt, dass wir unsere nächsten Schritte sehr sorgfältig vorbereiten müssen. Da wir den Posten nicht gefunden haben, ist anzunehmen, dass dieses Tier tatsächlich lebt und ihn getötet hat.« Der Kapitän schwieg, dann fügte er hinzu: »Der Funker soll Dauerton auf der Helmfrequenz senden. Vielleicht meldet er sich dann doch noch. Wir dürfen ihn nicht aufgeben!«
»Aber wovon soll denn dieses Ungeheuer leben? Ist es ein Fleischfresser, würde die hiesige Fauna bei seinem Appetit kaum ausreichen. Und ein Vegetarier kann es auch nicht sein, denn bei dieser angenommenen Größe müsste es ja andauernd fressen, und die Fraßstellen wären uns bestimmt aufgefallen.« Der Biologe schüttelte den Kopf. »Warum hat es bloß der Wachposten erst so spät bemerkt?«
»Vielleicht ist es unsichtbar!« Betroffen sahen alle auf den Funker, der – ohne es zu wissen – der Sache ziemlich nahekam.
»Möglich wäre es, aber nicht wahrscheinlich. Außerdem wollen wir uns nicht in Vermutungen ergehen. Warten wir erst mal den morgigen Tag ab.« Während des Restes der Nacht ereignete sich nichts mehr. Der neue Tag war erst zwei Stunden alt, als sich die Gruppe, die das Raumschiff Antares untersuchen sollte, bereits wieder auf den Weg machte. Sie hatten mehrere Steckleitern bei sich, um die Einstiegluke zu erreichen.
Ohne Schwierigkeiten passierten sie die Luke. Zwei Mann blieben draußen als Wache zurück, und alle übrigen betraten das Raumschiff. Es war nicht leicht, sich darin zu bewegen, denn die waagerechte Lage des Schiffes veränderte die Funktion der Gänge. Was während des Fluges der Boden war, musste nun mühsam erklettert werden. Die Leitern zu den Etagen befanden sich hochgeklappt an den Wänden und waren schlecht zu erreichen, da ja die Schwerkraft auf die Männer wirkte.
»Ist das eine Finsternis hier!«, brummte jemand, aber schon flammten die ersten Helmleuchten auf. Sie erhellten einen langen Gang, der leer war. Die erste Kabinentür kam in Sicht. Der Truppführer öffnete sie, indem er sie nach oben hob. Aufmerksam sah er sich um. »Keine Unordnung, alles an Ort und Stelle«, sagte er laut.
»Schade, dass man nicht rein kann, anscheinend hat sich die kardanische Aufhängung verklemmt.«
»Vorsicht!« Der Truppenführer ließ die Tür zufallen, und der dumpfe Knall pflanzte sich durch den Gang fort.
Der Suchtrupp drang weiter vor. Unterwegs wurden noch etliche Türen geöffnet, aber die dahinter liegenden Räume zeigten alle das gleiche Bild von Ordnung. Endlich waren sie an der Tür zur Zentrale angelangt, doch sie war verschlossen. »Warum ist sie denn gesichert?«, fragte der Biologe verwundert.
»Einen Moment Ruhe bitte!« Der Truppführer drehte am Handrad und lauschte auf das Einrasten der Sicherungen. »Sie ist von innen gesichert, also muss jemand drin sein«, stellte er nach einer Weile fest.
Der Biologe drängte sich nach vorn und schlug mit der Faust gegen die Tür. »Was soll dieser Unsinn?«, unterbrach ihn der Truppführer. »Wer soll denn da drin sein? Überlege doch mal! Das Schiff ist etwa achtzig Jahre verschollen. Die Besatzung hatte ein Durchschnittsalter von 35 Jahren. 35 plus 80 ergibt 115. Wer sollte hier also noch am Leben sein?«
Der Biologe sah zu Boden. »Ich weiß es ja. Es war nur so ein Einfall von mir.«
»Ist schon gut. Haben wir einen Thermobrenner bei uns?«, fragte der Truppführer.
»Ja, aber nur mit normaler Ladung.«
»Das reicht aus. Wir brennen das Schloss aus, das ist am einfachsten und macht keine Umstände.«
Der Mechaniker, der den Brenner trug, kletterte nach vorn. Er montierte sein Gerät und setzte die Schutzbrille auf. Als die Zündflamme aufleuchtete, wandten sich die anderen ab, denn der grelle Schein blendete sie. Immerhin dauerte es fast zwanzig Minuten, bis sich die Flamme durch das Metall gefressen hatte. Dann fiel das Schloss auf die ausgebreitete Asbestmatte.
Der Brennerführer kühlte die Metallteile der Tür ab und schob dann die Riegelstangen beiseite, ohne die Schutzhandschuhe auszuziehen. Knirschend gab die Tür nach und schlug nach außen gegen die Wand. Um ein Haar hätte sie den Biologen getroffen, der sich zu weit vorgebeugt hatte. Hier hatte die Aufhängung die abnorme Lage des Schiffes ausgeglichen, sodass die Kosmonauten die Steuerzentrale betreten konnten. Die blinden Bildschirme über den Konturensesseln warfen das Licht der Helmleuchten trübe zurück. Zwei der Sessel waren leer, aber im mittleren saß eine zusammengesunkene Gestalt. Es war ein Skelett, in die Reste einer Uniform gehüllt. Wortlos scharten sich die Männer um diesen Sessel, und einer flüsterte: »Es ist jemand von der Besatzung. Wie mag er wohl gestorben sein?«
Der Truppführer brach den Bann. »Wir nehmen alle Aufzeichnungen mit und kehren zum Schiff zurück. Es bleibt alles so, wie wir es vorgefunden haben.«
Der Kapitän legte die erste Kassette in die Wiedergabetrommel. Er zögerte einen Moment, schaltete dann aber das Gerät ein. Eine Stimme erklang:
»Hier spricht Kapitän Graham vom Raumkreuzer Antares. Wir sind mit der Suchexpedition unterwegs zum Sternenhaufen M13. Bis zur Flugzeit 10, 852 gab es keine besonderen Vorkommnisse.
Flugzeit 13, 351. Heute haben wir den Kurs korrigiert. Der Doktor hatte seinen ersten Patienten. Maschinist Dellow hat sich bei der Reparatur eines Koppelungsscharniers das rechte Handgelenk gebrochen. Der Doktor meint, es werde keine Komplikationen geben.«
Die folgenden Meldungen glichen einander fast völlig, aber dann horchten die Anwesenden auf.
»Morgen erreichen wir das Zielgebiet, und die Suche kann beginnen. Einziger Anhaltspunkt ist bis jetzt Ras Algethi.
Heute haben wir Kurs auf den Planeten des Systems genommen, auf dem wir die Verschollenen vermuten. Er ist unbewohnt, hat aber eine Atmosphäre. Bei der vierten Umkreisung haben die Sensoren in einem der Meere eine metallische Masse festgestellt. Der Form nach könnte es ein Raumschiff sein. Leider liegt es in etwa 600 Meter Tiefe, und wir wissen noch nicht, wie wir am besten herankommen.
Die Landung verlief reibungslos. Wir befinden uns in der Nähe des Äquators. Die ersten Suchtrupps sind schon wieder zurück und konnten nichts Besonderes feststellen. Es gibt hier Lebewesen bis zur Größe unserer Rehe, obgleich sie etwas anders aussehen. Anscheinend sind es aber Friedtiere.
Wir werden die Suche ausdehnen, auch müssen einige Reparaturen am Generator vorgenommen werden. Deshalb können wir den Standort des Schiffes nicht wechseln. Die Funkverbindung zu den Gruppen ist gut, und sie berichten über ihre Beobachtungen. Diese Meldungen werden vom Biologen gesondert aufgezeichnet. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Gruppen etwa acht Kilometer vom Schiff entfernt sein und ein Lager aufschlagen
Wir versuchen, seit Tagesanbruch pausenlos die Gruppen zu rufen. Bis elf Uhr gab es noch keine Verbindung. Leider können wir die Sensoren nicht benutzen, da wir in einem Talkessel gelandet sind. Der Tag ist fast zu Ende, und immer noch keine Meldung. Gleich morgen früh muss ein Suchtrupp aufbrechen.
Wir hatten eine unruhige Nacht. Ich wurde gegen Mitternacht durch ein leichtes Beben wach. Als ich im Steuerraum ankam, waren schon alle Männer versammelt. Wir konnten nicht ermitteln, woher das Beben kam. Die Startposition des Schiffes ist normal. Da die Reparatur des Generators beendet ist, lasse ich die Triebwerke vorwärmen, damit wir sofort starten können, wenn sich das Beben wiederholen sollte.
Der Suchtrupp ist unterwegs, und ich bin allein zurückgeblieben. Auf der höchsten Erhebung in Marschrichtung wird eine Relaisstation errichtet, damit der Funkverkehr stabil bleibt. Von den anderen Trupps noch immer keine Nachricht. Da sie nur für drei Tage Verpflegung mithaben, wird die Lage für sie kritisch.
Der sechste Tag nach der Landung geht zu Ende. Der Suchtrupp hat Lager bezogen, und sie haben einen Wachdienst eingerichtet.
Ich bin früh aufgestanden und erwarte voller Ungeduld die erste Meldung. Der Empfänger läuft bereits seit einer halben Stunde, aber es kommt kein Rufzeichen. Warum melden sie sich nicht?
Wieder sind zwei Tage vergangen, ohne dass eine Meldung eingetroffen ist. Ich bereite alles für einen Funkspruch zur Erde vor, der hoffentlich empfangen wird. Leider kann ich den Landegleiter nicht benutzen, um nach den Männern zu suchen, denn man kann ihn nur aus dem fliegenden Raumschiff heraus starten. Das erweist sich jetzt als großer Nachteil. Wenn ich jedoch mit dem Schiff starte, kehren möglicherweise die Männer zurück und finden mich nicht mehr. Daher bin ich mir nicht schlüssig, was ich tun soll. Ehe ich eine Antwort von der Erde habe, vergehen fast vier Tage, und dann ist es womöglich schon zu spät. Vergeblich versuche ich immer wieder, Kontakt zu bekommen. Es wird bereits dunkel, und ich kann nichts mehr unternehmen.
Bin vor Übermüdung eingeschlafen. Als ich aufwachte, war es gerade Mitternacht. Es ist merkwürdig ruhig im Schiff, irgendetwas fehlt.
Bei der Kontrolle der Instrumente habe ich bemerkt, dass der Vorwärmer abgestellt ist. Es kostete ziemlich viel Zeit, bis ich herausgefunden hatte, dass er völlig unbrauchbar geworden ist, denn alle Sicherungen und Verbindungsleitungen sind geschmolzen. Ich stehe vor einem Rätsel. Das Schiff fängt plötzlich an zu vibrieren. Wenn es wieder ein Beben ist, wird der Start gefährdet. Das Warnsignal zeigt an, dass sich die Vertikalachse dem kritischen Punkt nähert. Warum setzt denn die Ausgleichshydraulik nicht ein?
Fünf Schläge dröhnen gegen die Außentür. Ich will hinaus, aber die Kabine gleicht gerade die Schräglage aus, und so musste ich warten. Vielleicht sind die Männer zurückgekehrt.
Ich hatte das Gefühl, dass sich das Schiff immer weiter zur Seite neigte. Völlig unerwartet rutschte mir der Boden unter den Füßen weg, und das letzte, was ich verspürte, war ein Schlag gegen den Kopf.
Es ist jetzt sechzehn Uhr Bordzeit, also habe ich fast sechzehn Stunden ohne Besinnung gelegen. Gebrochen habe ich mir nichts, aber mein Kopf und die linke Schulter schmerzen. Musste mich mehrere Male übergeben, was auf eine Gehirnerschütterung hinweist. Nahm ein paar Medikamente und versuchte nach draußen zu gelangen. Es hat fast zwei Stunden gedauert. Als ich endlich die Außenluke geöffnet hatte, war ich vor Schreck mehrere Minuten unfähig zu begreifen, was meine Augen sahen. Die Antares liegt fast waagerecht, und ohne Leiter kann ich nicht nach draußen gelangen. Damit ist an einen Start nicht mehr zu denken. Nur der Steuerraum hat die Lageveränderung nicht mitgemacht. Daher ist es für mich mühsam, mit der schmerzenden Schulter den Gang entlangzukriechen. Da die Stromversorgung ausgefallen ist, kann ich die Leitern nicht herunterklappen. Wenigstens vermochte ich noch den Funkspruch zur Erde abzusetzen. Leider weiß ich nicht...«
Der Rest des Satzes ging in ein immer leiser werdendes Gemurmel über, das schließlich ganz erstarb. Nach mehreren Spulenumdrehungen schaltete der Kapitän das Gerät ab. Dann sagte er kopfschüttelnd: »Unbegreiflich, was da vor sich gegangen ist! Welch eine Kraft gehört dazu, solch ein Riesenschiff umzuwerfen. Vielleicht hat doch der Boden gebebt! Aber dann müsste das Schiff doch stark beschädigt sein. Und in den Kabinen wäre nicht alles so ordentlich an seinem Platz. Ob uns diese Aufzeichnungen hier Aufschluss geben?« Er schlug das Buch auf, das einem Bordbuch früherer Zeit ähnelte, und begann zu lesen:
»Ich muss meinen Bericht schriftlich weiterführen, da die Notstrombatterie durch einen Kurzschluss erschöpft ist. Einen Tag nach dem Unglück habe ich mir eine Strickleiter angefertigt und mich hinabgelassen. Es sind keine Spuren zu sehen, auch nicht von den Männern. Dann habe ich die Vorratsräume besichtigt. Es ist nur wenig durcheinandergefallen.
Heute, es ist der neunte Tag nach der Landung, habe ich draußen ein großes Feuer gemacht, um den Leuten die Richtung zu zeigen.
Bin ich tatsächlich der letzte? Die Schulter bereitet mir noch Schmerzen, und auch der Kopf tut noch weh. Das Essen schmeckt mir nicht, und ich habe immer Durst. Zur Nacht verschließe ich sicherheitshalber die Außenluke.
Gegen Mitternacht wurde ich durch ein Geräusch wach. Es hörte sich an, als ob jemand an der Außenwand entlangkratzte, als ob er eine Öffnung suchte. Wenn es die Männer sind, müssen sie sich bis zum Morgen gedulden, denn ich werde im Dunkeln nicht öffnen. Nach fast einer Stunde wurde es wieder ruhig, und am nächsten Morgen fand sich nichts.
Es wird immer mühseliger für mich, denn der Schmerz in der Schulter wird heftiger. Nun muss ich auch jeden Morgen die Luke öffnen, weil die Regenerierungsanlage nicht mehr arbeitet.
Ein paar Tage habe ich nichts geschrieben, denn ich war zu matt, um von der Luke zum Steuerraum zurückzukriechen. Diese Nacht hat wieder jemand gegen das Schiff geschlagen. Es hat alles gezittert. Die Tür zum Gang lässt sich nicht mehr öffnen. Sie hat sich anscheinend verklemmt, oder ich bin schon zu schwach.
Sehr dringend! Wenn jemand diese Seiten findet, soll er sich vor den Gefahren der Nacht schützen. Sie hat uns alle umgebracht. Ich kann nur noch hoffen...«
Der Kapitän schwieg und sah nachdenklich in die Runde. Dann sagte der Doktor: »Da haben wir den Beweis, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Sicher war es kein Unfall, wenn ich auch zugeben muss, dass mir einiges unklar ist.«
»Da hast du wohl recht, aber wir werden nach so langer Zeit kaum die Möglichkeit haben, alles zu rekonstruieren. Eines wissen wir aber: Die Leute der Antares sind genauso verschwunden wie die vom Raumschiff des Professors. Anton Krenkow, unser Wachposten, dürfte mit dazugehören. Auch ist der Planet noch genauso unbewohnt wie damals. Bleiben also nur die Fragen, warum sind sie alle verschwunden und wohin hat man sie gebracht?« Ratlos beendeten die Kosmonauten ihre Zusammenkunft.
Nachts heulte die Alarmsirene los. Schon kam die Stimme des Wachhabenden: »Unbekanntes Objekt hat den Sicherheitszaun passiert...«
Vier Schläge erschütterten das Schiff und unterbrachen die Meldung. Der Kapitän rannte in die Zentrale. Klar kamen seine Weisungen: »Maschinenraum! Volle Energie für Notstart in fünf Sekunden. Wache! Treiber kreisen lassen, bis Ziel erfasst ist. Bildschirm ein! – Was ist los? Warum heben wir nicht ab?«
»Die Außenhaut lädt sich auf!«
»Aus welchem Grund?«
»Scheint eine Art Kraftfeld zu sein. Es hält uns fest.«
»Maschinenraum! Fahrt ihr volle Leistung?«
»Ja, Kapitän. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe schon die Überlastsicherung blockiert, muss sie aber in siebenundzwanzig Sekunden wieder freigeben, sonst bricht der Generator auseinander.«
Wieder erschütterten mehrere Schläge das Schiff. »Ist denn etwas zu sehen?«
»Soeben tauchen einige Konturen auf. Sehr undeutlich auszumachen.« »Maschinenraum, Start abbrechen!« Der Navigator hatte den Bildschirm scharf eingestellt, und die Anwesenden sahen, wie der weiße Photonenstrahl auf ein Hindernis stieß.
Im kreisrunden Strahl der Entladungen wurde etwas sichtbar.
Der Biochemiker war betroffen. »Das sind ja Vogelfedern«, rief er erstaunt aus. Langsam wurde der Fleck größer und entwickelte sich zu einer riesigen. Gestalt. Auf zwei säulenförmigen Beinen, die in Tatzen endeten, ruhte ein etwa dreißig Meter hoher Körper. Er war mit Federn bedeckt, hatte aber statt der Flügel zwei überlange Arme mit großen Händen. Die Arme waren erhoben, so, als ob sie den Energiestrahl abwehren wollten. Am furchtbarsten sah jedoch der Kopf aus. Es war eine Mischung zwischen Menschen-, Hunde- und Raubvogelkopf mit einem krokodilsähnlichen Rachen. Plötzlich wurde die Gestalt durchsichtig und löste sich in einem bläulichen Schein auf.
Der Kapitän fasste sich als erster. »Maschinenraum, Treiber ausschalten«, befahl er. »Notstart in zehn Sekunden.« Dann wandte er sich an den Navigator: »Setz eine Peilboje aus, damit wir morgen früh nicht so lange suchen müssen. Morgen früh...« Das Startsignal unterbrach ihn.
Eine Erschütterung ging durch das Schiff, und bevor die Kompensation einsetzte, wurden sie einen Moment lang in die Sitze gepresst.
»Start vollzogen! Gewinnen schnell an Höhe«, meldete der Erste Pilot erleichtert.
»Na endlich. Das ging gerade noch mal gut.« Der Biologe wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Als letzter kam der Energetiker. Er hatte einen Stapel Aufzeichnungen bei sich, die er sorgfältig vor sich ausbreitete.
Der Kapitän eröffnete die Besprechung. »Jeder von euch hat einige Fakten dieser merkwürdigen Geschichte gesammelt, um sie zu analysieren. Lassen wir also zuerst den Biologen zu Wort kommen.«
Der Angesprochene klopfte mit dem Schreiber auf den Tisch. »Viel werde ich euch nicht sagen können. Dieses Tier, oder wie man es sonst nennen mag, ist nicht aus Fleisch und Blut, ich meine, in unserem Sinn. Kein Lebewesen kann den Beschuss durch einen Photonentreiber überstehen. Hinzu kommt, dass die Gestalt erst sichtbar wurde, als die Energieleistung groß genug war. Es kann sich also nur um eine besondere Form von Materie handeln, deren Herkunft uns nicht bekannt ist. Aber auch Antimaterie kann es nicht gewesen sein, sonst wären wir beim Einschalten des Photonentreibers in Atome zerrissen worden.« Er lehnte sich zurück und schwieg.
»Das ist in der Tat nicht viel, was du uns mitzuteilen hast.« Der Kapitän hob beschwichtigend die Hand. »Ich weiß, du konntest nicht mehr herausfinden. Wollen wir doch mal hören, was uns der Energetiker zu sagen hat.«
»Bevor ich meine Vermutungen anstelle, möchte ich die Vorgänge lückenlos darlegen, denn es sind sicher einige unter uns, die nicht alles miterlebt haben.« Er nahm ein Blatt auf. »Um null Uhr neun Bordzeit passierte ein unbekanntes Objekt den Sicherheitszaun und löste Alarm aus. Um null Uhr zehn erfolgte ein Angriff auf das Schiff durch vier Kraftentladungen. Als die Triebwerke zum Start ansprangen, verwandelte sich die Spannung in Magnetismus, der sich proportional zu unserer Energieleistung steigerte. Anders ausgedrückt: Selbst mit Vollschub waren wir nicht aufgestiegen, denn das Schiff wurde wie von einem Magneten gehalten. Parallel dazu fanden noch fünf Kraftentladungen statt, und erst als die Energie des Antriebes für den Treiber verringert wurde, sank auch die Kraft des Magnetfeldes. In diesem Moment wurde das Gebilde sichtbar, aber aus unbekannten Gründen wurde es dann durchsichtig und verschwand. Das war um null Uhr sechsundzwanzig, also dauerte die ganze Aktion genau siebzehn Minuten.«
»Aber woher kommt diese gewaltige Magneteinwirkung, und wozu soll sie: dienen?«, fragte der Kapitän.
»Der Zweck steht ja wohl fest. Jedes Raumschiff, das hier landet, wird angegriffen, um die Besatzung unschädlich zu machen.«
»Dann muss es doch hier jemanden geben, der dieses Monstrum dirigiert.« »Nicht unbedingt. Wir haben doch auch Geräte, die automatisch arbeiten. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass intelligente Lebewesen ein Ungeheuer produzieren und ohne Aufsicht herumstreunen lassen. Noch dazu, wenn es unsichtbar ist.«
»Möglicherweise soll es etwas bewachen, das sehr wichtig ist!«
»Ja, das könnte sein, aber dann hätte man doch sicher eine Warnung in irgendeiner Form angebracht.«
»Aber warum greift es in der Nacht an? Das ist ja wie im Märchen.«
»Da bin ich überfragt.« Der Energetiker zuckte mit den Schultern.
»Nun, ihr seht selbst, so kommen wir nicht weiter.« Der Kapitän stand auf. »Wir landen jedenfalls nur noch am Tage. Bevor es dunkel wird, starten wir in den Orbit.«
Einen Moment lang hing der Landekreisel unbeweglich über dem Boden. Die Triebwerke verbrannten das Gras, und die Asche wallte in einer dichten Wolke empor. Dann, mit einem kaum merklichen Ruck, setzte er auf.
Die Männer versammelten sich vor dem geöffneten Ausstieg und sahen hinaus. Der Truppführer betrachtete durch sein Fernglas aufmerksam die Umgebung. »Keine Menschenseele weit und breit!«, sagte er brummend. »Also los! Wir suchen dieses Planquadrat ab und starten dann wieder.«
»Hoffentlich wird es nicht vorher dunkel!«
»Wenn wir uns an die Order halten, nicht. Haro, du bleibst im Landekreisel und hältst Verbindung mit uns. Die anderen kommen mit!«
Nacheinander stiegen die Männer aus und entfernten sich. Der Zurückbleibende machte es sich bequem und gab pünktlich seine Meldungen durch. Im Raumschiff war man inzwischen nicht untätig. Alle Sensoren richteten sich auf die Oberfläche des Planeten und überprüften ein Planquadrat nach dem anderen. Klickend fielen die Kartogramme aus dem Schreiber. »Weiter aufpassen!«, sagte der Kapitän, ohne von seinen Aufzeichnungen hochzublicken. Den Wechsel von Tag und Nacht hatte er schon zu oft erblickt, als dass es noch ein Schauspiel für ihn gewesen wäre. Daher schrak er zusammen, als der Navigator ausrief: »Der Infrarottaster spricht an!« Der Kapitän sprang auf und sah sich den Schirm an. Ein kleiner Punkt wanderte von links nach rechts, und als er am Rand verschwand, fiel ein Bild aus dem Auf Zeichner. Der Navigator nahm es und las laut die Angaben: »Durchmesser der Wärmequelle 120 Meter, langwellige Strahlung. Nicht identisch mit der Eigenstrahlung des Planeten. 104 Minuten Nord, 23 Ost.« Er überreichte dem Kapitän das Bild. Der besah es sich genau.