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1916 drangen aus dem Cabaret Voltaire in Zürich die ersten schrillen Laute des DADA: Künstler wie Hans Arp, Tristan Tzara, Marcel Janco und Richard Huelsenbeck experimentierten auf der Kleinkunstbühne, doch im Zentrum stand der Vater und Initiator dieses anarchischen Anti-Kunstbetriebs Hugo Ball: Er schrieb die ersten richtungweisenden Manifeste, er erfand die berühmten Lautgedichte, die bis auf den heutigen Tag als Inbegriff des Dadaismus gelten. Schon nach wenigen aufreibenden Monaten des Cabaretbetriebs zog sich Ball ins Tessin zurück. Mit der Galerie Dada kehrte er dann noch einmal für kurze Zeit nach Zürich und zum Dadaismus zurück. Während Balls Weggefährten DADA zu einem Credo erhoben, von dem sie ihr Künstlerleben lang zehrten, blieb es für Ball nur Episode - doch seine Kreativität in diesen acht, neun Monaten war enorm, ein kurzer heftiger Rausch, aus dem ein vielfältiges dadaistisches Oeuvre entstand: neben Manifesten und Lautgedichten gehören dazu ein bruitistisches Krippenspiel, der DADA-Roman "Tenderenda der Phantast" - beide erst nach Balls Tod aus dem Nachlass veröffentlicht - sowie Zürcher Notate aus seinem Tagebuch "Die Flucht aus der Zeit". Sämtliche DADA-Texte Hugo Balls, die bisher nur verstreut publiziert sind, erscheinen hier erstmals gesammelt in einem Band.
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Seitenzahl: 133
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Hugo Ball
Zinnoberzack, Zeter
und Mordio
Hugo Ball
Zinnoberzack, Zeter
und Mordio
Alle DADA-Texte
Herausgegeben von
Eckhard Faul
Inhalt
MANIFESTE
Ein literarisches Manifest
Als ich das Cabaret Voltaire gründete …
Eröffnungs-Manifest, 1. Dada-Abend
GEDICHTE
O Marietta – Kripistika!
Klarinetta-Klaball-Gedichte
Cabaret
Gadji beri bimba
Zug der Elefanten
Wolken
Katzen und Pfauen
Totenklage
Seepferdchen und Flugfische
Piffalamozza (Der Stier)
1 Stern und 7 kazamogipuffel …
trulba dori daula dalla …
bfirr bfirr …
Der Dorfdadaist
Der Literat
Pulzinell meiner Nächte
EIN KRIPPENSPIEL. BRUITISTISCH
I. Stille Nacht
II. Der Stall
III. Die Erscheinung des Engels und des Sterns
IV. Die Verkündigung
V. Die heiligen drei Könige
VI. Ankunft am Stalle
VII. Die Prophezeiung
Krippenspiel
TENDERENDA DER PHANTAST
I Der Aufstieg des Sehers
II Das Karussellpferd Johann
III Der Untergang des Machetanz
IV Die roten Himmel
V Satanopolis
VI Grand Hotel Metaphysik
VII Bulbos Gebet und der gebratene Dichter
VIII Hymnus 1
IX Hymnus 2
X Der Verwesungsdirigent
XI jolifanto bamblo ô falli bamblo …
XII Hymnus 3
XIII Laurentius Tenderenda
XIV baubo sbugi ninga gloffa
XV Herr und Frau Goldkopf
Der betende Hund
DIE FLUCHT AUS DER ZEIT(Auszüge)
Nachwort
Editorische Notiz
Verzeichnis der Gedichttitel und -anfänge
Als ich das Cabaret Voltaire gründete, war ich der Meinung, es möchten sich in der Schweiz einige junge Leute finden, denen gleich mir daran gelegen wäre, ihre Unabhängigkeit nicht nur zu geniessen, sondern auch zu dokumentieren. Ich ging zu Herrn Ephraim, dem Besitzer der »Meierei« und sagte: »Bitte, Herr Ephraim, geben Sie mir Ihren Saal. Ich möchte ein Cabaret machen.« Herr Ephraim war einverstanden und gab mir den Saal. Und ich ging zu einigen Bekannten und bat sie: »Bitte geben Sie mir ein Bild, eine Zeichnung, eine Gravüre. Ich möchte eine kleine Ausstellung mit meinem Cabaret verbinden.« Ging zu der freundlichen Züricher Presse und bat sie: »Bringen sie einige Notizen. Es soll ein internationales Cabaret werden. Wir wollen schöne Dinge machen.« Und man gab mir Bilder und brachte meine Notizen. Da hatten wir am 5. Februar ein Cabaret. Mde. Henninge und Mde. Leconte sangen französische und dänische Chansons. Herr Tristan Tzara rezitierte rumänische Verse. Ein Balalaika-Orchester spielte entzückende russische Volkslieder und Tänze.
Viel Unterstützung und Sympathie fand ich bei Herrn M. Slodki, der das Plakat des Cabarets entwarf, bei Herrn Hans Arp, der mir neben eigenen Arbeiten einige Picassos zur Verfügung stellte und mir Bilder seiner Freunde O. van Rees und Artur Segall vermittelte. Viel Unterstützung bei den Herren Tristan Tzara, Marcel Janco und Max Oppenheimer, die sich gerne bereit erklärten, im Cabaret auch aufzutreten. Wir veranstalteten eine RUSSISCHE und bald darauf eine FRANZÖSISCHE Soirée (aus Werken von Apollinaire, Max Jacob, André Salmon, A. Jarry, Laforgue und Rimbaud). Am 26. Februar kam Richard Huelsenbeck aus Berlin und am 30. März führten wir eine wundervolle Negermusik auf (toujours avec la grosse caisse: boum boum boum boum – drabatja mo gere drabatja mo bonoooooooooooo –) Monsieur Laban assistierte der Vorstellung und war begeistert. Und durch die Initiative des Herrn Tristan Tzara führten die Herren Tzara, Huelsenbeck und Janco (zum ersten Mal in Zürich und in der ganzen Welt) simultanistische Verse der Herren Henri Barzun und Fernand Divoire auf, sowie ein Poème simultan eigener Composition, das auf der sechsten und siebenten Seite abgedruckt ist. Das kleine Heft, das wir heute herausgeben, verdanken wir unserer Initiative und der Beihilfe unserer Freunde in Frankreich, ITALIEN und Russland. Es soll die Aktivität und die Interessen des Cabarets bezeichnen, dessen ganze Absicht darauf gerichtet ist, über den Krieg und die Vaterländer hinweg an die wenigen Unabhängigen zu erinnern, die anderen Idealen leben. Das nächste Ziel der hier vereinigten Künstler ist die Herausgabe einer Revue Internationale. La revue paraîtra à Zurich et portera le nom »DADA«. (»Dada«) Dada Dada Dada Dada.
ZÜRICH, 15. Mai 1916
Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, dass bisher niemand etwas davon wusste und morgen ganz Zürich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furchtbar einfach. Im Französischen bedeutets Steckenpferd. Im Deutschen: Addio, steigt mir bitte den Rücken runter, auf Wiedersehen ein ander Mal! Im Rumänischen: »Ja wahrhaftig, Sie haben Recht, so ist es. Jawohl, wirklich. Machen wir«. Und so weiter.
Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung. Es ist einfach furchtbar. Wenn man eine Kunstrichtung daraus macht, muss das bedeuten, man will Komplikationen wegnehmen. Dada Psychologie, Dada Literatur, Dada Bourgeoisie und ihr, verehrteste Dichter, die ihr immer mit Worten, nie aber das Wort selber gedichtet habt. Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada Revolution und kein Anfang. Dada ihr Freunde und Auchdichter, allerwerteste Evangelisten. Dada Tzara, Dada Huelsenbeck, Dada m’dada, Dada mhm’ dada, Dada Hue, Dada Tza.
Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. Wie wird man berühmt? Indem man Dada sagt. Mit edlem Gestus und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn, bis zur Bewusstlosigkeit. Wie kann man alles Aalige und Journalige, alles Nette und Adrette, alles Vermoralisierte, Vertierte, Gezierte abtun? Indem man Dada sagt. Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. Dada Herr Rubiner, Dada Herr Korrodi, Dada Herr Anastasius Lilienstein.
Das heisst auf Deutsch: die Gastfreundschaft der Schweiz ist über alles zu schätzen, und im Ästhetischen kommt’s auf die Norm an.
Ich lese Verse, die nichts weniger vorhaben als: auf die Sprache zu verzichten. Dada Johann Fuchsgang Goethe. Dada Stendhal. Dada Buddha, Dalai Lama, Dada m’dada, Dada m’dada, Dada mhm’ dada. Auf die Verbindung kommt es an, und dass sie vorher ein bisschen unterbrochen wird. Ich will keine Worte, die andere erfunden haben. Alle Worte haben andere erfunden. Ich will meinen eigenen Unfug, und Vokale und Konso-nanten dazu, die ihm entsprechen. Wenn eine Schwingung sieben Ellen lang ist, will ich füglich Worte dazu, die sieben Ellen lang sind. Die Worte des Herrn Schulze haben nur zwei ein halb Zentimeter.
Da kann man nun so recht sehen, wie die artikulierte Sprache entsteht. Ich lasse die Laute ganz einfach fallen. Worte tauchen auf, Schultern von Worten; Beine, Arme, Hände von Worten. A, oi, u. Man soll nicht zuviel Worte aufkommen lassen. Ein Vers ist die Gelegenheit, möglichst ohne Worte und ohne die Sprache auszukommen. Diese vermaledeite Sprache, an der Schmutz klebt wie von Maklerhänden, die die Münzen abgegriffen haben. Das Wort will ich haben, wo es aufhört und wo es anfängt.
Jede Sache hat ihr Wort; da ist das Wort selber zur Sache geworden. Warum kann der Baum nicht Pluplusch heissen, und Pluplubasch, wenn es geregnet hat? Und warum muss er überhaupt etwas heissen? Müssen wir denn überall unseren Mund dran hängen? Das Wort, das Wort, das Weh gerade an diesem Ort, das Wort, meine Herren, ist eine öffentliche Angelegenheit ersten Ranges.
Thronkanapee im Serail von Sevilla!
Du bist wertvoller als die juchzende
Säubande von Hosenträgern,
Deren Rüssel
An deinem Bauch
Zu schnuppern
Gewohnt sein pflegt.
I.
Ick bin in Tempelhof jeboren
Der Flieder wächst mich aus die Ohren.
In meinem Maule grast die Kuh.
Ick geh zuweilen sehr und schwanger
Auf einem Blumen-i-o-anger
Mein Vater, was sagst Du dazu?
Wir gleichen sehr den Baletteusen,
Pleureusen – Dösen – Schnösen – lösen.
Gewollt zu haben – selig sein.
Verehrte Herrn, verehrte Damen,
Die um mich hören herzu kamen
Dies widmet der Gesangverein.
Und Jungfraun kamen wunderbar
Geschmeide scheidegelb im Haar
Mit schlankgestielten Lilien.
Der Kakagei und Papadu
Die sahen auch dabei zu
Und kamen aus Brasilien.
II.
Ans Vaterland, ans teure schließ Dich an
Und halt ihn fest mit Deinem ganzen Herzen;
Denn wer ihn nicht mehr halten kann,
Der kann ihn auch verschmerzen.
Verschmerzen kann er ihn jedoch
In Pommern und in Pasing
Man fing ihn ein bei Biberoch
Und schrieb ihm einen Necroloch
Bei Velhagen und Klasing.
III.
O, Großpapa, o Graspopo
Wir sind bald wie, wir sind bald wo?
Wir sind warum? Weswegen?
Der Eduard zieht den Degen.
O Eduard steck den Degen ein.
Was denkst Du dir denn dadabei’n
Des morgens um halb fünfe?
Er sagte nichts mehr dadarauf.
Er stützt sich auf den Degenknauf
Und macht sich auf die Strümpfe.
I.
Auf das Gesuch des Negers schwieg die grosse Huppe
Und Emmys höllenrotes Schlankbein war komplett.
Auf’s Ruhbett steige ich als Archipenko-Puppe
Und predige Diabolik dem Magnet-Korsett.
O Vielgetön eisgelb geschwollener Sordinen!
Belache, Publikum, den heroiquen Selbstmord der Diseuse!
4 Geiger biegen übern Brustkorb rote Eisenschienen.
Das Auge Gottes wacht auf der Pleureuse.
O Reitpferd Franz! Cönakelhafte Wanze!
Die Welt ist tief besoffen, glasäugig, voll Epilepsie.
Trompetenschnauze schlägt in violette Bassprotuberantze.
Röhrend äsen Kaiser Wilhelms Hippopodami.
II.
Die lilafarbene Pagodentrommel scheppert schief.
Wellenbock heisst der Cellist, Krassmilch und Kuttelfleck.
Es knerpelt Nackenwirbel sich fatal zu hohen Drehgewinden.
Eh lala! Musik sägt mir die Flanken auf.
Die Brüder Moll und Jebby blasen auf der Okarina.
Orchestermusik rechts schwenkt hinein in die offene Flanke.
Ein ganzer Unterleib voll Musik und Trompetenrohr.
Dick vom Kind tänzelt die Diseuse aus der Garderobe.
3.
Der Exhibitionist stellt sich gespreizt am Vorhang auf
und Pimpronella reizt ihn mit den roten Unterröcken.
Koko der grüne Gott klatscht laut im Publikum.
Da werden geil die ältesten Sündenböcke.
Tsingtara! Da ist ein langes Blasinstrument.
Daraus fährt eine Speichelfahne. Darauf steht: »Schlange«.
Da packen alle ihre Damen in die Geigenkästen ein
und verziehen sich. Da wird ihnen bange.
Am Eingang sitzt die ölige Camödine.
Die schlägt sich die Goldstücke als Flitter in die Schenkel.
Der sticht eine Bogenlampe die Augen aus.
Und das brennende Dach fällt herunter auf ihren Enkel.
4.
Von dem gespitzten Ohr des Esels fängt die Fliegen
ein Clown, der eine andre Heimat hat.
Durch kleine Röhrchen, die sich grünlich biegen,
hat er Verbindung mit Baronen in der Stadt.
In hohen Luftgeleisen, wo sich enharmonisch
die Seile schneiden, drauf man flach entschwirrt,
Versucht ein kleinkalibriges Kamel platonisch
zu klettern; was die Fröhlichkeit verwirrt.
Der Exhibitionist, der je zuvor den Vorhang
bedient hat mit Geduld und Blick für das Douceur,
vergisst urplötzlich den Begebenheitenvorgang
und treibt gequollene Mädchenscharen vor sich her.
gadji beri bimba glandridi laula lonni cadori
gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini
gadji beri bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim
gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban
o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo
gadjama rhinozerossola hopsamen
bluku terullala blaulala loooo
zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam
elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata
velo da bang bang affalo purzamai affalo purzamai lengado tor
gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö
viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo
tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim
gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx
gaga di ogaga gaga di ogaga
gaga di bumbalo bumbalo gadjamen
gaga di bling blong
gaga blung
jolifanto bambla o falli bambla
grossiga m’pfa habla horem
egiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa olobo
hej tatta gorem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluwu ssubudu
tumba ba-umf
kusa gauma
ba – umf
elomen elomen lefitalominai
wolminuscaio
baumbala bunga
acycam glastala feirofim flinsi
elominuscula pluplubasch
rallalalaio
endramin saxassa flumen flobollala
feilobasch falljada follidi
flumbasch
cerobadadrada
glagluda gligloda glodasch
gluglamen gloglada gleroda glandridi
elomen elomen lefitalominai
wolminuscaio
baumbala bunga
acycam glastala feirofim blisti
elominuscula pluplusch
rallabataio
baubo sbugi ninga gloffa
siwi faffa
sbugi faffa
olofa fafamo
faufo halja finj
sirgi ninga banja sbugi
halja hanja golja biddim
mâ mâ
piaûpa
mjâma
pawapa baungo sbugi
ninga
gloffalor
ombula
take
biti
solunkola
tabla tokta tokta takabla
taka tak
tabubu m’balam
tak tru – ü
wo–um
biba bimbel
o kla o auw
kla o auwa
kla– auma
o kla o ü
kla o auma
klinga– o –e–auwa
ome o–auwa
klinga inga M ao– Auwa
omba dij omuff pomo– auwa
tru–ü
tro–u–ü o–a–o–ü
mo-auwa
gomum guma zangaga gago blagaga
szagaglugi m ba–o–auma
szaga szago
szaga la m’blama
bschigi bschigo
bschigi bschigi
bschiggo bschiggo
goggo goggo
ogoggo
a–o–auma
tressli bessli nebogen leila
flusch kata
ballubasch
zack hitti zopp
zack hitti zopp
hitti betzli betzli
prusch kata
ballubasch
fasch kitti bimm
zitti kitillabi billabi billabi
zikko di zakkobam
fisch kitti bisch
bumbalo bumbalo bumbalo bambo
zitti kitillabi
zack hitti zopp
tressli bessli nebogen grügrü
blaulala violabimini bisch
violabimini bimini bimini
fusch kata
ballubasch
zick hiti zopp
1 Stern und 7 kazamogipuffel
macht 13 zakopaddogei
zubtrahiere 5 franschöse Männlin
macht 1 Litanotterbett
nehme 3 Quentlin Klotzpulfer
legs in himmelsdeifelsnamen
dabei. wirst sehen wohinst
kommst wnr bällt wnr heult
wnr pfaucht wnre Daugen däht
trulba dori daula dalla
sula lori wauga malla
tori damma fusmalu
Dasche mame came rilla
schursche saga moll vasvilla
suri paugo fuzmalu
Dolli gamba bokamufti
sabel ize spobagufti
paluzuma polja gei
mula dampe dori villa
allos virds schaviDrestilla
offi lima dozapau
pozadau
bfirr bfirr
ongog
rorr sss
dumpa
feif dirri
chu gaba
raur
ss
In Schnabelschuhen und im Schnürkorsett
Hat er den Winter überstanden.
Als Schlangenmensch im Teufelskabinett
Gastierte er bei Vorstadtdilletanten.
Nun sich der Frühling wieder eingestellt
Und Frau Natura kräftig promenieret,
Hat ihn die Lappen- und Atrappenwelt
Verdrossen erst und schliesslich degoutieret.
Er hat sich eine Laute aufgezimmert
Aus Kistenholz und langen Schneckenschrauben.
Die Saiten rasseln und die Stimme wimmert,
Doch lässt er sich die Illusion nicht rauben.
Den Frühling einer ganzen Welt zu künden
War längst sein stiller Sehnsuchtstraum.
Nun lässt er selber sich als Frühling finden
Bewährt mit einem grünen Maienbaum.
Er brüllt und johlt, als hinge er am Spiesse.
Er schwenkt jucheiend seinen Brautzylinder.
Als Schellenkönig tanzt er auf der Wiese
Zum Purzelbaum der Narren und der Kinder…
Ich bin der große Gaukler Vauvert.
In hundert Flammen lauf ich einher.
Ich knie vor den Altären aus Sand.
Violette Sterne trägt mein Gewand.
Aus meinem Mund geht die Zeit hervor,
Die Menschen umfaß ich mit Auge und Ohr.
Ich bin aus dem Abgrund der falsche Prophet,
Der hinter den Rädern der Sonne steht.
Aus dem Meere, beschworen von dunkler Trompete,
Flieg ich im Dunste der Lügengebete.
Das Tympanum schlag ich mit großem Schall.
Ich hüte die Leichen im Wasserfall.
Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer,
Ein Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer.
Hysteria clemens hab ich besungen
In jeder Gestalt ihrer Ausschweifungen.
Ein Spötter, ein Dichter, ein Literat –
Streu ich der Worte verfängliche Saat.
I.
Der Schlaf, unser Schlaf ist ausgestorben.
Das Auge Gottes zuckt mit roter Seidenklappe als Lid.
Die Nachstellungen der Mandarinen schrecken uns nicht mehr.
Esel und Oechslein wohnen zu unseren Füssen im Bett.
Und reden bequem wie zu Weihnacht in Bethlehem.
Der Graf von Agaz reitet auf einem Leilaken (o Greco!)
Der Flügel eines Engels hängt rosenrot aus einer Wolke.
Mit grünem Gockelschopf trittst Du auf in den Kabaretten.
Deine Kinderstirne ist zahm vor mir.
Du bist ein Tüchlein aus Purpur.
Eine Gloriole von jungen Löwen ist um Deinen Kopf.
Deine Lippen sind Schaufelräder des Lebens.
Die Gespenster der Messe rouge essen aus Deiner Hand.
Bubu von Montparnasse und Jesus von Nazareth
Staunen flennend ob Deiner Inbrunst Fahnen.
Blutrot ist die Bühnen des Stücks ausgeschlagen, auf der Du stehst.
Du heiligst Dich täglich mit 7 Messen.
Eine Harfenistin in Bach’schen Proportionen ist Dein Kontrast.
Auf einem gemalten Penny
Liegst Du als Tonkinesin, gelb, schläfrig und lau.
5-Sous-Soubretten sind Deine Gespielinnen.
Das schwarze Maul einer Katze manipuliert in Gesangsübungen.
Samen des Todes überschüttet Dich aus den Puppenhimmeln.
Dein Gesicht ist gespalten von einem roten Strich,
Der quer über Deine zärtliche Fresse läuft.
III.
Blauer Luftschirme Herablassung fächelt Dir Trost
In den Dissonanzen der Biestigkeit.
Männer mit veilchenblauen Brüsten tanzen Cancan.
Dämonen mit Pferdeköpfen heimsuchen Dich.
Gezeichnet sind Deine Schenkel mit einem blauen Anker.
O Pulzinell meiner Nächte! Zärtlicher Vogel,
Leis singend im Schlaf!
Wir sind verdammt, 6000 Jahre im Kot zu schlafen.
Blutstrom rieselt im Magen. Dein Mund strömt, tönt.
Deines Schopfs gelbe Ziegel sind meine Heimat.
Und habe doch nichts getan, als mit Teppichklopfern
Gesangvereine getötet.
Unsere honetten Freunde demonetisiert.