Zulassen! - Lars-Oliver Schröder - E-Book

Zulassen! E-Book

Lars-Oliver Schröder

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Beschreibung

Zulassen gehört zur erfolgreichen Trilogie "Loslassen", "Zulassen!" und "Einlassen!". Hier treffen sich zwölf Frauen bei einer Verkaufsparty, bei der die Gastgeberin große Probleme damit hat, überhaupt Gäste in ihre Wohnung zu lassen. In der illustren Runde berichtet eine von ihrer überraschenden Männerbegegnung und fragt im Kreise ihrer Bekannten, ob sie einen neuen Mann in ihrem Leben zulassen solle. Das war das Stichwort für Editha, Leiterin der Verkaufsparty und beste Freundin der Gastgeberin. Sie erzählt die in ihrem Bekanntenkreis weit herumgereichte Geschichte eines nahen Verwandten. Die parabelhafte Erzählung eines Lösungsdenkers: Sie handelt von einem Weisen, der im Dorf der Abwehrer und Verwehrer seine nachvollziehbaren Herangehensweisen mit dem Umgang des Zulassens vermittelt. Er zeigt den Dorfbewohnern auf anschauliche Art und Weise, wie sie auch anders mit der Aufgabe des Zulassens umgehen können. Hierzu gibt er ihnen als Hilfestellung sieben Stufen an die Hand, die als Voraussetzung genommen werden sollten, damit Zulassen erst möglich wird. Sei es das Grundvertrauen, welches zugelassen werden soll, die neue Liebe, Hilfestellungen von außen, Heilung oder sogar vermeintlich negative Seiten, der Lösungsdenker gibt weisen Rat. Das Buch für alle, die wissen wollen, wie man zulässt! Sehr unterhaltsam und zugleich lehrreich!!!

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Wie es dazu kam und alles anfing

Zwölf Frauen an einem Tisch

Kapitel 2

Die Geschichte des nahen Verwandten

Stufe 1 bis 3 des Zulassens!

Die Anreise zum Dorf der Abwehrer

Grundvertrauen in einer Beziehung zulassen

Der Verstand, ein trügerischer Kerl

Zum Vertrauen, muss man die Flanken öffnen

Verbesserung und Ratschläge zulassen

Die Geschichte der widerspenstigen Narzissen

Stufe 4 bis 7 des Zulassens

Heilung zulassen

Die unglaublichen Heilkräfte der Natur

Überraschende Wege der Selbstheilung

Weisheiten des Zulassens

Schmerzlicher Verlust eines Familienmitglieds

Der einzig verwehrte Wunsch

Harte Arbeit lässt Schmerzverarbeitung zu

Was kann es schaden, an Gott zu glauben?

Das Begehren eines Winzlings

Stärke aus der Adlerperspektive

Große Liebe des kleinen Mannes

Kapitel 3

Wieder zurück bei der Verkaufsparty

Umgang mit den Wertvorstellungen

Die sieben Stufen des Zulassens

Alle Weisheiten des Zulassens

Stimmen zum Buch

Buchempfehlungen

Über den Autor

Kapitel 1

Wie es dazu kam und alles anfing

Dieses Mal war Cathrin dran, daran ließ Editha keinen Zweifel mehr. Cathrin hatte sich bereits solange dagegen gewehrt, wie es nur irgend möglich erschien, doch nun saß sie klar in der Falle. Es widerstrebte ihr von jeher, ungemein andere Personen in ihre Wohnung hineinzulassen. Nicht, dass sie sich etwa für ihr Räumlichkeiten hätte schämen müssen, weil sie eventuell nicht vorzeigbar wären oder im Chaos versinken beziehungsweise in Unordnung wären. Nein, das waren nicht die Gründe für ihre vergangenen Ausflüchte, die nächste Party nicht bei ihr stattfinden zu lassen. Ganz im Gegenteil.

Ihre Vierraumwohnung war sehr behaglich und geschmackvoll eingerichtet. Genauso erschienen alle Zimmer blitzblank sauber und machten einen wohldurchdachten Eindruck. Das war es eigentlich auch gar nicht, warum sie sich so lange dagegen gesträubt hatte.

Cathrin erinnert sich sehr wohl daran, wie akribisch und genau sie jedes Mal die Wohnungen und Häuser der anderen Partygastgeber unter die sprichwörtliche Lupe nahm. Ja, sie selbst ist es stets gewesen, die den Eindruck der Wohnungen auf die verschiedenen Gastgeber projizierte und sich daraus ein absolut neues, enggefasstes Meinungsbild über sie bildete.

Eben genau davor hat sie jetzt am meisten Angst, dass es ihr bei ihrer Hausparty mit ihren Gästen genauso ergehen könne und die anderen sich über sie eine neue Meinung bilden. Schlussendlich war sie unsicher, wusste sie doch nicht, welches Bild ihre Wohnung im Auge eines neutralen Betrachters einnimmt.

Sie selbst erwischte sich nämlich selber manches Mal dabei, wie sie unbewusst mit dem kleinen Finger an versteckten Stellen zum Beispiel hinter einem Bilderrahmen oder im Bücherregal einen Strich zog und nach Staubspuren Ausschau hielt. Fand sie keine, so nickte sie im Stillen wohlwollend vor sich hin. Erkannte sie jedoch, dass eine längere Zeit kein Staub gewischt wurde, so hatte die Gastgeberin keine Chance mehr bei Cathrin, und das wirkte sich sogleich auf ihr eigenes Kaufverhalten bei der stattfindenden Tupper-Party aus.

Sie erinnert sich häufig an einen besonders ekeligen Fall der Unreinlichkeit. Gut, es war jetzt mittlerweile schon so, dass es ihr das ein aufs andere Mal unangenehm aufgefallen war, in welcher Unordnung manche Menschen Gäste empfingen und dabei schüttelte sie im Gedanken stets ungläubig und abfällig mit ihrem Kopf. Dafür konnte sie einfach kein Verständnis aufbringen, selbst dann nicht, wenn eine Horde wilder Kinder für die ständigen Verschmutzungen verantwortlich war.

Doch bei diesem einen konkreten Fall, bei dem sie selbst heute noch, nach so einer langen Zeit, eine unangenehme Gänsehaut bekommt und sich förmlich vor Abneigung schütteln muss, dass sie gleich wieder Angst bekommt, die Herpesbläschen schlagen erneut augenblicklich an ihrer Lippe und unterhalb der Nasenflügel aus. Jedoch lag es nicht daran, weil die Wohnung im Chaos versank oder eine Dreckshöhle war, wie sie so manch andere Wohnung bezeichnete, im Gegenteil. Bei dieser unangenehmsten aller Gastgeberinnen war die Wohnung sogar auffallend ordentlich und reinlich. Aber als sie an der Kaffeetafel saßen, Kaffee und Kuchen aßen und der Moment bevorstand, an dem es für alle Teilnehmerinnen das erste Gläschen Sekt geben sollte, passierte das Entsetzliche. Als die Gastgeberin gerade die Tür zum Kühlschrank öffnete, kommt mit einem erwartungsvollen Miauen die braunweiß gestreifte Hauskatze herein und bettelt um Nahrung. Das stellt für sich allein genommen nichts Ungewöhnliches dar, denn Katzenhaare waren in der Wohnung nur an ganz versteckten Stellen zu finden, das hatte Cathrin schon im Vorfeld heimlich überprüft. Doch was anschließend geschah, lässt sie heute noch erschaudern.

Die Gastgeberin übergab Editha die Flasche Sekt und zwar Fürst von Metternich, die Lieblingsmarke der meisten Partybesucherinnen.

Editha waltete sofort ihres Amtes und entkorkte sie mit einem lauten Plopp. Doch Cathrins Blicke blieben seltsamerweise bei der Gastgeberin und ihrer weiteren Tätigkeit gebunden. Sie holt eine neue Packung Sheba aus dem Küchenschrank, öffnet sie behutsam und jetzt passiert es, das Unfassbare!

Sie streckt sich zum Küchenschrank, in dem das Kaffeeservice steht, eben genau dasselbe Geschirr von dem sie ihren Kaffee und Kuchen genossen. Sie entnimmt einen Kuchenteller, stülpt das Katzenfutter über ihn aus der Schale heraus und stellt den Kuchenteller samt Futter der Katze zum Fraß vor. Cathrins Augen drohen vor Entsetzen aus den zu klein gewordenen Augenhöhlen zu fallen, wobei ihre Mimik gefühlt total entglitten sein muss. Sie musste aufpassen, nicht augenblicklich zu spucken und sich ausgiebig zu übergeben, solch einen Ekel verursacht das vor ihr stattfindende Schauspiel. In ihren Gedanken sieht sie sich ebenfalls wie ein Haustier auf allen Vieren hockend vor dem Kuchenteller, um dort mit der Katze um die Wette zu futtern.

Cathrin mag Haustiere, ohne Zweifel, nur selber wollte und mochte sie keines haben. Das, was sie sah, war für sie an Unhygiene kaum zu überbieten.

Mit dieser Gastgeberin könnte sie sich niemals anfreunden, und gekauft hat sie auf dieser Tupper-Party außerdem nicht ein einziges Teil, was an diesem Tage so das erste Mal vorkam.

Nun soll die nächstfolgende Party bei ihr Zuhause abgehalten werden. Um Gottes willen! Das galt es zu verhindern, deshalb wehrte sie sich, solange es nur ging, aber nun hat Editha sie in die Ecke gestellt. Editha ist nicht nur die erfolgreichste Tupper-Verkäuferin der gesamten Region, sondern auch ihre beste Freundin. Somit konnte sie ihr keine weiteren Ausflüchte präsentieren, ohne ihr beider Freundschaft aufs Spiel zu setzen und so viele Freundinnen hatte Cathrin davon nun auch wieder nicht. So überwand sie all ihre Abneigung und Einwände und ließ es tatsächlich wider ihre Natur zu, dass eine Horde kaufwütiger Tupper-Frauen in ihren vier heiligen Wänden zum Kaufrausch ansetzen. Was sollte sie oder konnte sie zu diesem späten Zeitpunkt nur dagegen unternehmen?

Nichts!

Sie muss es wohl oder übel über sich und ihre Vierraumwohnung ergehen lassen. Selbst Cathrins Mutter fragte fünf Mal nach, ob sie sich tatsächlich nicht verhört habe, ob sie ihrem ins Alter gekommenen Gehör noch trauen darf und sie richtig hörte, dass bei ihrer Tochter eine Tupper-Party mit mehr als einem Dutzend Teilnehmerinnen stattfinden soll?

Die Mutter musste allein bei den Vorstellungen in ihrem Kopf bis über beide Ohren schmunzeln, denn ihr eigenes Kind ließ selbst sie als vertraute Person ungern in die Wohnung eintreten. Allzu oft musste sie bei Verabredungen vor der Tür stehenbleiben, um abzuwarten, bis ihre Tochter vor die Eingangstür trat. Nur ganz, ganz selten durfte sie herein.

Diese Tage konnte sie im Kalender rot markieren.

Aber als Mutter wusste sie, dass es für ihre Tochter eine wichtige Lektion darstellt und eine fundamentale Grundvoraussetzung sein würde, einen Mann in ihrem Leben zuzulassen. Schließlich kann der ja nicht immer vor der Haustür empfangen oder abgefertigt werden, das, so ist sie sich sicher, würde sich niemand auf Dauer gefallen und über sich ergehen lassen.

Sie wünschte sich schon so lange ein Enkelkind, aber ihr ist bewusst, dass ihre Tochter ein Problem hat, sie vermochte es jedoch nur nicht zu benennen oder in Worte fassen. Desto glücklicher ist sie über den Zustand, dass die Freundin ihrer Tochter diese nun auffordert, einen inneren selbstauferlegten Zwang zu überwinden. Nämlich andere Menschen in ihrer Privatsphäre zuzulassen und die fing für die Mutter mit dem Betreten der Wohnräumlichkeiten an.

Es klingelt an der Haustür. Überrascht zuckt Catrin erschrocken zusammen, als wenn es absolut unerwartet geklingelt hätte. Jedoch das soll mindestens noch ein Dutzend Mal passieren, zumindest wenn alle Bekannten der Einladung folgen würden und davon ist auszugehen. Ihre Hände waren ganz klebrig und schwitzig, so rieb sie beide an ihren Ärmeln ab, ging zu Eingangstür, atmet noch dreimal tief durch und pustet jedes einzelne Mal mit gespitzten Lippen die heraustretende Luft heraus, in etwa so, wie es ein Taucher macht, bevor er in die unendlichen Tiefen des Ozeans abtauchen will.

Genau dieses Sinnbild passt nur zu gut zu dem, was jetzt gleich auf sie zukommen soll.

Auch sie muss in den unendlichen Ozean des Neuen, Unbekannten und Unbehaglichem abtauchen.

Nur sehr zaghaft und zögerlich öffnet sie den Eingang … Gott sei Dank, es ist Editha! Sie ist die Erste, die ihre Räume betritt, aber es ist auch das erste Mal, dass sie überhaupt in die Wohnung ihrer Freundin eintreten darf, somit kommt es auch für sie einer Premiere nahe. Editha schreitet schwungvoll hinein, bleibt aber schnell stehen und lässt ihre Blicke 360° im Kreise drehen. Sie hatte fast schon automatisch und reflexartig erwartet, in eine Wohnung einzutreten, die unmöglich aussehen muss oder einem heimlichen Messie gehören würde, denn so wehrhaft, wie ihre Freundin es jedes Mal vermied, dass sie oder überhaupt jemand die Räume betrat, hatte sie nichts Gutes erwarten lassen. Doch was sie sah, beeindruckt sie und verblüfft sie zugleich, denn es sieht richtig schick und liebevoll aus.

Mit übergroßen erwartungsvollen Augen schaut sie Cathrin überrascht an und ihre Blicke sprechen eine wortlose, dennoch sehr verständliche Sprache: „Warum zum Teufel lässt du niemanden in deine schicke Wohnung herein, die ist doch richtig toll?“

Schweigend führt Cathrin ihre Freundin ins Wohn-Esszimmer mit der gedeckten, großen Kaffeetafel, an der locker und bequem zwölf Frauen sitzen können. Editha bemerkt es sofort, denn auch sie hat mittlerweile in den vielen Jahren ihrer Hauspartys einen erfahrenen Blick für gewisse Details und Arrangements entwickelt. Sie war schon lange der Meinung, daran, wie der Tisch gedeckt ist, zu erkennen, wie erfolgreich der Verkaufstag laufen würde.

Je ordentlicher und liebevoller eingedeckt war, desto besser lief der Verkauf ab und der heutige Tag verspricht ihr einen absoluten Rekordverkauf.

Editha wusste nicht einzuschätzen, ob es jetzt pedantisch ist, was sie dort sieht oder aber nur Perfektionismus in Reinkultur sich ihr darbietet? Sie ist sich ganz sicher, noch nie zuvor sah sie eine so perfekt durchgestylte Kaffeetafel. Bis wirklich jetzt eben und dem heutigen Tag bekam sie es in den unzähligen Jahren ihrer Tätigkeit nicht ein einziges Mal so dargeboten. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, außer: „Wow, liebe Cathrin, sollte ich eines schönen Tages heiraten wollen, dann musst du mir unbedingt meine Hochzeitstafel eindecken, das musst du mir absolut versprechen!“ Das sagte alles und bedurfte keiner weiteren Ausführungen.

Es klingelt erneut, so braucht Cathrin der Freundin nicht einmal zu antworten.

Zwölf Frauen an einem Tisch

Nachdem alle Gäste anwesend sind, läuft die Verkaufsparty auf Hochtouren, noch bevor das erste Sektchen kredenzt wurde. Normalerweise bedurfte es mindestens der zweiten Flasche, bis der Verkauf so richtig in Fahrt geriet, doch hier und heute ist es, wie Editha es bereits vorher erwartet und eingeschätzt hatte. Schon recht früh kündigen sich tatsächlich Rekordabsatzzahlen an.

Nach dem zweiten Plopp einer Sektflaschenöffnung ist die Verkaufsspitze überschritten und Editha wusste, jetzt ist der perfekte Zeitpunkt für eine Geschichte und sie liebte es, Geschichten zu erzählen. Damit sie diese nie aus dem Stegreif erzählen musste, bat sie meist Tage zuvor eine Teilnehmerin, bei einem bestimmten abgesprochenen Zeichen eine mit ihr vereinbarte

Vorlage zu präsentieren. Und diesmal ist es Piepsie, mit der sie es vorab festgelegt hatte.

Piepsie, nicht etwa, weil sie so eine piepsige Stimme hat, nein, der Spitzname wurde vom Nachnahmen her abgeleitet. Christina heißt mit Nachnamen Pieper und bereits seit ihrer Schulzeit trug sie mit Stolz diesen Spitznamen, den sie sich sogar in ihren Nacken eintätowieren ließ.