Zur okkulten Psychologie der Gegenwart - Ludwig Deinhard - E-Book

Zur okkulten Psychologie der Gegenwart E-Book

Ludwig Deinhard

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Beschreibung

Er muss zunächst über eine höhere wissenschaftliche Bildung und eine besonders feine Beobachtungsgabe verfügen. Er muss ferner möglichst unabhängig sein, d. h. nicht durch Amt und Stellung gezwungen sein, ängstlich darauf zu achten, dass sein Name nicht mit Liebhabereien in Verbindung gebracht werden, die sich – wenigstens bei uns – mit der Würde eines Staatsbeamten, mit dem wissenschaftlichen Ansehen eines Arztes, dem Standesbewusstsein eines Militärs u. s. w. schlecht vertragen. Und er muss endlich in der Lage sein, diesen Studien unter Umständen sehr große Opfer an Zeit und Geld bringen zu können, um ja keine gebotene Gelegenheit zur Erweiterung seiner Kenntnisse zu versäumen.

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Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Vorwort

Der Astronom Camille Flammarion als psychischer Forscher

Lebensrettung auf übersinnlichem Wege

 

 

 

Zur okkulten Psychologie der Gegenwart

 

 

 

Ludwig Deinhard

 

 

 

 

Verlag Heliakon

 

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

Titelbild: Lucifer - torturing souls as well as being tortured himself in hell (Brüder von Limburg)

 

©2022 Verlag Heliakon

www.verlag-heliakon.de

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Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über-setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

 

 

 

 

 

 

Vorwort

Der Grund, warum sich im heutigen Deutschland zum Unterschied von anderen Kulturländern der gesamte Gelehrtenstand mit wenig Ausnahmen und ebenso auch der größte Teil der gebildeten Welt den Problemen der okkulten Psychologie hartnäckig verschließt, ist für den Eingeweihten nicht schwer zu eruieren.

Bei den meisten Menschen entsteht, sobald sie von diesem psychologischen Forschungszweig einmal etwas gehört oder gelesen haben, naturgemäß das lebhafte Bedürfnis, sich mit eigenen Augen und Ohren von der Wahrheit des Gehörten zu überzeugen. Hierzu bietet sich nun aber bei uns in Deutschland sehr, sehr selten Gelegenheit. Geeignete Versuchspersonen, sogenannte Medien, Hellseher, usw., scheinen bei uns nicht gedeihen zu wollen. Taucht einmal irgendwo eine auf, so kann man hundert gegen eins wetten, dass man in absehbarer Zeit in den Zeitungen von den Dummen lesen wird, die nicht alle werden und dass die Hoffnung, endlich einmal Gelegenheit zu erhalten, sich von diesen Phänomenen selbst zu überzeugen, über kurz oder lang durch Entlarvungsgerüchte zu Nichte gemacht werden wird. Es bleibt also für den, der allen Hindernissen zum Trotz diesem Forschungszweig praktisch näher treten will, meistenteils kein anderer Ausweg übrig, als der, sich im Ausland nach einer Gelegenheit umzusehen, auf diesem Gebiet eigene Erfahrungen zu sammeln, sich nach England, Nordamerika oder gar nach Indien zu wenden, um dort die nötigen Versuchspersonen aufzusuchen, an denen er die gewünschten Beobachtungen machen kann.

Größere Reisen zu derartigen psychischen Forschungszwecken zu machen, ist ein in deutschen Augen schwer begreiflicher Sport, den sich außerdem nur die Allerwenigsten gestatten können; genauer betrachtet ist es ein Unternehmen, das schon einen sehr hohen Grad von Begeisterung für diese okkulten Probleme voraussetzt, wie es bei uns in Deutschland wohl äußerst selten anzutreffen sein wird. Unter den Mitgliedern der englisch-amerikanischen Gesellschaft für psychische Forschung finden sich dagegen stets Leute genug, die bereit sind, solche Studienreisen zu unternehmen, wenn irgendwo sich Aussichten bieten, besonders interessante und lehrreiche Beobachtungen machen zu können. Nur so war es z. B. dem verstorbenen Präsidenten dieser Gesellschaft, F. W. H. Myers möglich, den überaus reichen Schatz von Erfahrung zu sammeln, den er auf diesem Gebiet unbestrittenermaßen besaß – abgesehen natürlich von dem großen Erfahrungsmaterial, das er sich durch) seine riesenhafte Korrespondenz verschaffte.

Der psychische Forscher im Sinn der genannten Gesellschaft bedarf aber einer Reihe von Eigenschaften, die sich, wie es scheint, bei unsern Landsleuten, die in diesen Fragen zu einem reiferen Urteil gelangen möchten, sehr selten vereinigt finden.

Er muss zunächst über eine höhere wissenschaftliche Bildung und eine besonders feine Beobachtungsgabe verfügen. Er muss ferner möglichst unabhängig sein, d. h. nicht durch Amt und Stellung gezwungen sein, ängstlich darauf zu achten, dass sein Name nicht mit Liebhabereien in Verbindung gebracht werden, die sich – wenigstens bei uns – mit der Würde eines Staatsbeamten, mit dem wissenschaftlichen Ansehen eines Arztes, dem Standesbewusstsein eines Militärs u. s. w. schlecht vertragen. Und er muss endlich in der Lage sein, diesen Studien unter Umständen sehr große Opfer an Zeit und Geld bringen zu können, um ja keine gebotene Gelegenheit zur Erweiterung seiner Kenntnisse zu versäumen.

Ich glaube nun nicht zu irren, wenn ich behaupte, dass der Grund, warum bei uns in Deutschland diesen Studien trotz ihres großen Reizes im Allgemeinen so wenig Interesse entgegengebracht wird, einfach in dem Umstand zu suchen ist, dass bei uns eben Forscher, in denen sich die oben gekennzeichneten drei Eigenschaf-ten zusammenfinden, gegenwärtig äußerst selten sind, fast so selten wie die dazu geeigneten Versuchspersonen. Und so ist es deshalb auch gar nicht zu verwundern, dass wir in diesem Forschungszweig dem Ausland, namentlich England und Nordamerika gegenüber zurückstehen, sodass uns Deutschen, die wir in diese Probleme tiefer eindringen möchten, wohl nichts anderes übrig bleibt, als uns nach den Forschungsergebnissen umzusehen, die das in dieser Beziehung mit günstigeren Vorbedingungen ausgerüstete und vorurteilsfreier Ausland bereits erzielt hat.

Ludwig Deinhard

 

 

 

 

 

Der Astronom Camille Flammarion als psychischer Forscher

I.

Man nennt häufig das, was wunderbar, außergewöhnlich und unaufgeklärt ist, übernatürlich. Richtiger wäre es, es einfach unbekannt zu nennen.

Camille Flammarion

 

Wenn in unserer Gegenwart von außergewöhnlichen Dingen psychischer Natur die Rede ist – von Dingen, bei denen die kausalen Fäden, die die conditio sine qua non unseres Verständnisses bilden, so zart sind, dass unser geistiges Auge nichts davon wahrzunehmen vermag –, so z. B. von einem eigenartigen Traum, dem einem Ereignis vorausging, das mit dem Traum-Inhalt in der Hauptsache vollständig übereinstimmt, so versetzt eine derartige Erzählung, mag die Geschichte auch noch so harmlos sein, unseren Intellekt immer in eine gewisse Verlegenheit.

Vergeblich ziehen wir die Schubfächer unseres gesamten Erfahrungsschatzes eines nach dein anderen auf, in keines will das soeben Gehörte so recht hineinpassen und wir müssen uns schließlich kopfschüttelnd bekennen, dass das Erzählte, wenn wir dessen Möglichkeit nicht gerade direkt bestreiten, dessen Wahrheit nicht für gänzlich ausgeschlossen erklären wollen. Elemente zu enthalten scheint, die zu dem großen Gebiet des uns Unbekannten gehören.

Die Geschichte wird uns demnach an die Beschränktheit unseres Wissens erinnern; wir können nichts mit ihr anfangen, und sie bleibt für uns ein ungelöstes Rätsel, so lange, bis wir die Entdeckung machen, dass die Lösung dieses Rätsels gar nicht bei der anerkannten positiven Wissenschaft gesucht werden darf, sondern irgendwo ganz anders, nämlich bei der sogenannten Grenzwissenschaft. Was ist das für eine Wissenschaft? Der bekannte englische Publizist William Stead, Herausgeber der „Review of Reviews“ Hess vom Jahre 1893 bis 1897 in London eine reich illustrierte, trefflich redigierte Vierteljahrsschrift erscheinen, die er „Borderland“ d. h., Grenzland nannte, und worin er aus allen Teilen der zivilisierten Welt gesammelte Fälle jener supernormalen Erscheinungen des menschlichen Seelenlebens veröffentlichte, die man kurz als okkulte bezeichnet.